92. Jugendgottesdienst

Theo Lehmann
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Serie | 180 Teile

Jugendgottesdienst

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Liebe Freunde, Der Staat wird von den Christen als gute Ordnung Gottes angesehen. Das ist schon immer so gewesen. Die Kirche ist entstanden im römischen Weltreich, also einem Reich, einem heidnischen Staat, den die Christen auch als Gottes gute Ordnung angesehen haben. Daher ging von den Christen aus alles in Ordnung. Die Kirche hatte nichts gegen den Start, aber der Staat hatte was gegen die Kirche. Kaum waren die Christen da, da wurden sie schon abgeschossen, flogen vor die Tür, wurden von staatlichen Ämtern ausgeschlossen, beziehungsweise gar nicht mehr zugelassen, und es dauerte gar nicht mehr lange, da fingen die blutigen Verfolgungen an, wo die Christen zu tausenden an die Kreuze genagelt wurden oder den Löwen in der Arena zum Fraß vorgeworfen wurden.

Der römische Kaiserkult.

Wie kam es überhaupt zu diesem Konflikt? Das kam durch den Kaiserkult. Die römischen Kaiser waren ganz oben an der Spitze des Staates. Und es genügte denen da oben nicht, nur ein ganz normaler Mensch zu sein. Und deshalb behaupteten sie, Gott zu sein. Schon Caesar ließ sich göttlich” nennen. Der Octavian galt als Sohn der Göttin Venus, der ließ sich als Augustus” bezeichnen, also der Anbetungswürdige. Caligula ließ sich frisieren wie ein Punker, nur mit dem Unterschied, dass er nicht grün, sondern Gold als Farbe gewählt hat. Er machte sich solche spitzen Zacken ins Haar, aus Gold, da sollten die Leute denken, dass er ein Gott wäre.

Domitian war der erste, der sich in Rom offiziell als Gott verehren ließ. Sein Titel war: Gott der Herr” oder Gott und Heiland in Ewigkeit”. Wenn er ein Gesetz erließ oder seiner Sekretärin etwas diktierte, da ging das immer los mit den Worten: Der Herr, unser Gott, befiehlt!”

Wenn ein Mensch sich selber als Gott bezeichnet, kann man ihn nur als größenwahnsinnig bezeichnen. Und bei Größenwahnsinnigen ist immer alles wahnsinnig groß. Demzufolge waren natürlich die Standbilder, die vom Domitian überall herum standen, auch ziemlich groß. Die hatten alle Übergröße. Zum Beispiel hatten sie in Ephesus dem Kaiser Domitian speziell einen Tempel gebaut und ein Standbild von ihm reingestellt in vierfacher Lebensgröße. Könnt ihr euch das vorstellen? Natürlich könnt ihr euch das vorstellen (großes Gelächter)[1].

Vor diesem Kultbild mussten die Leute niederfallen, hinknien, Weihrauch räuchern, anbeten. Der Kaiser hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes an die Stelle Gottes gesetzt und da war für die Christen der Konfliktfall gegeben. Das erste Gebot heißt ja: Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir[2].

Das war für die Christen also klar: eine Beteiligung am Kaiserkult kam für sie nicht infrage. Und der Kaiser wiederum fragte nicht nach den Gründen von den Leuten, die ihm die Anerkennung verweigerten. Wer vor ihm den Rücken nicht beugte, der wurde rücksichtslos verbannt.

Es ist das alte Lied: wenn der Mensch nicht mehr Mensch sein will, sondern Gott sein möchte, dann wird er zum Unmensch. Der Domitian war so unmenschlich. Er hat seine eigene Ehefrau in die Verbannung geschickt, weil sie eine Christin geworden war.

Johannes in der Verbannung – der Tröster der Christen unter der Diktatur.

Und viele andere Christen waren auch in der Verbannung, zum Beispiel einer der Jünger von Jesus, der Johannes. Der saß ganz weit ab vom Schuss auf einer ganz einsamen Insel, auf der Sträflingsinsel Patmos. Dort bekommt er von Gott eine Offenbarung über die Zustände und die Zukunft der Weltgeschichte. Diese Offenbarungen bilden das letzte Buch in der Bibel.

Und wir wollen uns heute mit dem fünften Kapitel aus der Offenbarung des Johannes befassen. Bevor ich euch aber die Verse vorlese, muss ich euch sagen: was hier steht, das versteht ihr auf Anhieb nicht. Und damit ihr versteht, warum ihr das nicht verstehen sollt, muss ich euch etwas erklären.

Ihr müsst euch vorstellen: der Johannes sitzt im Gefängnis. Der Schreiber sitzt in der Verbannung. Und der hat von Gott den Auftrag, das was im Gott gezeigt hat, an alle Christen in der Welt zu schreiben.

Wenn man nun als Gefangener unter der Knute eines Tyrannen im Gefängnis sitzt, da ist es nicht gerade ratsam, ein Buch über Jesus zu schreiben. Bei einem Staatsoberhaupt wie Domitian, der die Christen verfolgte, war das im wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährlich. Es geht schließlich bei diesem Buch um eine Kampfansage an den Kaiserkult. Es richtet sich gegen die Machtmenschen, die sich einbilden, sie könnten die Weltgeschichte eigenhändig in die Hand nehmen. Es ist ein Trostbuch für die von Domitian verfolgte Gemeinde. Es richtet sich an alle Christen, die unter einer Diktatur leben. Einen Diktator öffentlich und gerade anzugreifen, würde Selbstmord bedeuten. Also muss der Johannes durch die Blume sprechen. Feine Anspielungen benutzen, verzwickte Bilder, raffinierte Symbole, rätselhafte Sprüche, raffinierte Vergleiche, damit die Herren Kontrolletti, die die Post vom Knast kontrollieren, nicht gleich mitkriegen, worum es sich in der Schrift handelt.

Und das haben die auch tatsächlich nicht verstanden, die Post ging durch die Kontrolle durch und hat die Gemeinden von damals erreicht. Und heute kommt die Post, der Brief Gottes, bei euch an.

Ich lese es euch jetzt vor, Offenbarung 5, und wenn ihr nicht gleich alles versteht, verzweifelt nicht, ich bleibe noch da, um es euch allen zu erklären.

Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen starken Engel, der rief aus mit großer Stimme: wer ist würdig, das Buch aufzutun, und seine Siegel zu brechen? Und niemand im Himmel und niemand auf der Erde und niemand unter der Erde konnte das Buch auftun und hineinsehen. Und ich weinte sehr, dass niemand würdig erfunden wurde, das Buch aufzutun und hinein zu sehen. Und einer der Ältesten sprach zu mir: siehe, weine nicht, es hat überwunden der Löwe, der da ist vom Geschlechte Juda, der Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel[3].

Na, was hab ich gesagt? Ihr habt nicht viel verstanden von dem Ganzen. Wenn man das so hört, dann ist das für einen wie eben ein Buch mit sieben Siegeln. Dieser Ausdruck kommt ja hier aus dieser Bibelstelle. Weil da steht: Johannes sieht Gott sitzen auf dem Thron mit einem Buch in der Hand, was mit sieben Siegeln versiegelt ist. Damit ist folgendes gemeint: dieses Buch enthält den Plan Gottes mit der Weltgeschichte. Was auch kommt – Gott hat es beschlossen. Aber er hat es auch verschlossen. Kein Mensch kann einen Blick in die Pläne Gottes werfen. Sie sind versiegelt.

Die Sache mit dem Plan. Zufall gibt es nicht.

Nun ist es zunächst einmal schon wichtig, zu wissen, dass es diesen Plan überhaupt gibt. Denn es gibt ja heute viele Menschen, die sagen, alles ist Zufall. Die Erde ist aus Zufall entstanden, und du bist auch aus Zufall entstanden.

Die Bibel sagt es ganz anders. Die Bibel sagt: Gott hat einen Plan für die ganze Weltgeschichte und er hat auch einen Plan für die Geschichte deines kleinen persönlichen Lebens. Die Frage ist bloß, wie kann man diesen Plan erkennen? Das ist eben die Frage hier von Vers zwei. Ich sah einen starken Engel, der rief aus mit großer Stimme: wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?

Heute behaupten viele, sie könnten uns ganz genau sagen, wo es lang geht. Von den Marxisten über die Mun-Sekte bis hin zu den Moslems, alle wissen sie genau wo es langgeht und worauf alles hinausläuft.

Die Marxisten sagen, das Paradies kommt auf Erden. Die Mun-Sekte sagt, das Paradies kommt in Korea, die Moslems sagen, das Paradies kommt bei Allah. Alle wissen genau, was gut und richtig ist für die Menschen. Was das Gute ist, das sagt uns heute jeder. Und noch die unmenschlichsten Abschreckungs- und Vernichtungspläne der Militärpolitiker werden uns untergejubelt mit der Behauptung: Das ist das einzig Richtige und Gute zur Rettung für die Menschheit.”

Die Pläne zur Weltverbesserung scheitern am Menschen.

Also, was das Gute ist, das sagt uns heute jeder. Aber die Frage ist: wer ist der Gute? Damals war Domitian derjenige, der glaubte, er könne die ganze Menschheit beglücken. Aber wer ist Domitian. Ist der heilig, ist er gerecht, ist er rein, um Gottes Pläne zu verwirklichen? Die Frage Gottes lautet: wer ist würdig? Gott fragt nach einer Person. Er fragt nicht nach einer Sache. Gott fragt nicht: welche Philosophie ist gut? Welche Weltanschauung ist gut? Welches politische System ist am besten? Sondern Er fragt: wer ist gut?

Immer wieder scheitern die Weltverbesserungspläne an dieser Personalfrage. Denn das Gute, was manche Menschen erkannt haben und auch wollen, kommt nicht zu Stande, weil der Mensch nicht gut ist. Weil er das Gute, dass er will, nicht vollbringt.

Sobald man die großen unserer Zeit, die Großen dieser Erde unter die Lupe nimmt, da stellt man meistens beim näheren Hinsehen fest, dass sie irgendwelche Flecken auf der weißen Weste haben.

Das haben wir nun ja wieder deutlich gesehen, als die Finanzen der führenden Leute der Bundesrepublik Deutschland einmal unter die Lupe der Prüfungsausschüsse genommen worden sind.

Niemand in der Welt kann seinen Schlipsknoten so korrekt binden wie der Herr Barzel. Er ist wirklich ein Muster an Korrektheit in Benehmen und Sprache. Wenn er mit öliger Stimme sprach, das klang immer flüssig, geradezu überflüssig. Jetzt stellt sich heraus, dass ihm auch noch die Taschen von Geld überfließen.

Niemand in der Welt hat einen so treuen Hundeblick wie der Herr Kohl. Keine Filmdiva hat einen solchen Augenaufschlag wie er mit seinen seidigen Wimpern. Aber auch bei ihm scheinen ein paar Mark zu viel in der Kasse, oder in der Parteikasse, zu klimpern und wir alle, die wir dieses Schauspiel jeden Abend in der Tagesschau serviert bekommen, wir haben allmählich den Eindruck, dass diese Biedermänner da oben sich ganz schön die Taschen voll hauen.

Wo gibt es in unserer korrupten Welt noch Persönlichkeiten, denen wir vertrauen können, die es wert sind, dass wir Ihnen unser Vertrauen schenken? Sobald man näher hinsieht, sieht man, dass die irgendwelchen Dreck am Stecken haben. Und deswegen vermeiden es ja die meisten Prominenten vom Schlagerstar an aufwärts, dass zu viel bekannt wird über ihr Privatleben. Sie leben irgendwo in ihren Palästen, unzugänglich für den einfachen Mann von der Straße.

Ich habe gerade ein Buch gelesen, die Lebenserinnerungen gelesen eines Mannes, der hat so um die Jahrhundertwende in Deutschland als Kind gelebt. Und er sah immer in seiner Stadt, wenn der König Wilhelm II von Württemberg mit seinem Pudel auf der Straße spazieren ging. Also nicht mit einem Rudel an Sicherheitsbeamten, sondern mit einem Pudel.

Und eines Tages ging der Junge zu ihm hin, macht eine Verbeugung und sagte: Herr König, könnten Sie mir bitte einmal sagen, wie viel Uhr es ist. Da hat der König seine Taschenuhr gezückt und hat ihm die Uhrzeit gesagt. Also ich erwarte ja gar nicht, dass die Kings unserer Zeit, also die Puhdys[4], mit ihrem Pudel auf dem Weihnachtsmarkt herumlaufen und nun jedes Schulkind fragen kann: Herr Puhdy, können sie mir mal sagen, wie viel Uhr es ist.” Die wissen ja auch nicht, was die Uhr geschlagen hat.

Wer ist würdig?

Ich frage ja nur, ob ihr einen prominenten Menschen kennt, dessen Leben vor allen offen zu Tage liegt, der keine Fehler hat, der keine Sünde hat und der so gut ist, dass sein Leben mit Gottes Willen völlig überein stimmt. So eine Persönlichkeit wird hier von Gott gesucht. Gott fragt: wer ist würdig?

Und nun treffen, nachdem Gott das gesagt hat, von allen Seiten die Fehlanzeigen ein.

Und niemand im Himmel und niemand auf der Erde und niemand unter der Erde konnte das Buch auftun und hineinsehen[5]. Dreimal niemand. Kein Engel, keiner der verstorbenen Großen, keiner der noch lebenden Großen der Weltgeschichte, auch kein Domitian, keiner hat das Zeug, den Plan Gottes zu öffnen. Im Entscheidenden sind die Machthaber dieser Welt machtlos. Und deswegen haben wir es als Christen nicht nötig, sie anzubeten. Aber deswegen haben die es bitter nötig, dass wir Christen für sie beten. Auf die Frage Gottes: wer ist würdig? herrscht betretenes Schweigen in allen Stockwerken.

Und in dieses kosmische Schweigen hinein ertönt plötzlich das Schluchzen eines Mannes. Ich weinte sehr, dass niemand würdig erfunden wurde, das Buch aufzutun und darin hinein zu sehen[6]. Der hier weint, ist Johannes.

Das Leben – ein Rätsel. Wie kann Gott das alles zulassen?

Er leidet mit uns allen darunter, dass die Geschichte der Welt und die Geschichte unseres Lebens oft so undurchsichtig ist. So rätselhaft. So unverständlich, so unbegreiflich wie ein einziges Rätsel. Wie ein Buch mit sieben Siegeln.

Da passieren irgendwelche schrecklichen Unglücke. Da stirbt eine junge Mutter von zwei Kindern an Krebs. Und spätestens, wenn es uns selber trifft, in unserer Nähe, das stellen wir die Frage: wie kann Gott das zulassen? Das ist die Frage, die uns Christen am meisten gestellt wird. Wie kann Gott das zulassen? Das ist die Frage, die wir Christen meist auch nicht beantworten können. Weil wir oft auch keinen Sinn erkennen können in unserem persönlichen Leben und Schicksal anderer Menschen und gleich gar nicht in der Weltgeschichte.

Es ist doch wirklich zum Heulen. Seit Jahrtausenden streiten sich die Menschen um die Macht. Und Millionen wurden belogen und betrogen und in den Tod getrieben mit dem Argument: Wenn ihr kämpft und siegt, werdet ihr die Macht haben!” Was ist bei so viel Schmerz und Kampf und Leiden und Blut und Tränen eigentlich herausgekommen? Wie wenig Veränderung unserer Welt bei so viel Anstrengung? Was ist das für ein sinnloser Kreislauf von Sieg und Niederlage? Seit 1945 hat es 150 Kriege gegeben. Und bei diesen 150 Kriegen seit dem zweiten Weltkrieg sind 50 Millionen Menschen umgekommen. Alles solche Menschen wie du und ich. Junge Menschen, denen man gesagt hat, wenn ihr kämpft, wenn ihr das Ziel erreicht, werdet ihr die Macht haben.

Die Namen der Herrscher und Firmenschilder werden ständig ausgewechselt. Aber es bleibt immer das gleiche Leiden, es bleibt immer der gleiche Laden. Was ist denn in den Jahrzehnten seit 1945 oder in den letzten Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte anders geworden? Das eine steht fest: trotz aller Weltverbesserungsprogramme die es gegeben hat oder noch gibt war die Menschheit noch nie vom Glück so weit entfernt wie heute. Noch nie war die Menschheit so verängstigt und so verhungert und so verunsichert und so resigniert wie heute. Nehmen wir zum Beispiel bloß einmal die Friedensfrage. Wir feiern ja in jedem November die Friedensdekade, wir haben sie gerade im vergangenen November hinter uns. Da wird informiert, da wird diskutiert, da wird geredet, da wird gefordert. Und vor allem gebetet, und obwohl so viel geschieht, geschieht doch nichts!

Oder ist denn in letzten Jahren in Sachen Abrüstung irgendetwas konkretes geschehen? Hat auch nur eine einzige Fabrik die Produktion von Kinderspielzeug mit kriegerischem Inhalt eingestellt? Geschweige denn, dass wirkliche Waffenfabriken aufgehört hätten, zu arbeiten.

Trotz aller Forderungen der Regierten und aller Beteuerungen der Regierenden wird nach wie vor aufgerüstet und nicht abgerüstet. Es wird aufgerüstet immer mehr, mit immer gefährlicheren Waffen. Und wir fragen uns, hat unser Kämpfen für den Frieden überhaupt noch einen Sinn, hat unser Beten für den Frieden überhaupt noch einen Sinn? Ist nicht alles sinnlos? Machen die da oben nicht sowieso alles, was sie wollen? Können wir überhaupt noch etwas machen gegen den Krieg und die Rüstung und den Krebs und den Hunger und die Folter und den ganzen Scheiß, der uns alle so verrückt macht.

Wisst ihr, wenn die Atheisten uns fragen, wie kann Gott das alles zu lassen, da kann ich nur sagen, dass uns diese Frage viel mir quält als alle anderen. In Wirklichkeit juckt die doch das alles gar nicht, eben weil sie doch gar nicht an Gott glauben. Ein Atheist, der fragt, wie kann Gott das zulassen, der fragt das von seinem distanzierten Standpunkt aus. Er hat doch überhaupt keine Ahnung, was Zweifel ist.

Nur Christen kennen den wahren Zweifel.

Was Zweifel ist, der in deiner Seele frisst, das merkst du bloß, wenn du Christ bist. Wenn du an Gott glaubst, wenn du glaubst, dass Gott gut ist und wenn du alles von ihm erwartest, und immer wieder von ihm enttäuscht wirst, weil es so sinnlos ist. Dann merkst du erst einmal, was Zweifel ist. Für den Atheisten ist die Frage “wie kann Gott das zulassen” etwas zum diskutieren. Für den Christen, da ist das etwas zum Heulen. Solange du noch nicht geheult hast über die kaputten Zustände im Leben und in dem Leben der anderen Menschen auf der Welt, da hast du doch gar keine Ahnung, was es alles für Schrecknisse und für Sinnlosigkeiten gibt.

Der Johannes ist von der Sinnlosigkeit der Weltgeschichte einfach überwältigt. Er findet alles nur noch zum Heulen. Und er findet aus seiner Resignation erst heraus, als sein Blick auf Jesus gelenkt wird. Und einer von den Ältesten sprach zu mir: Weine nicht. Siehe, es hat überwunden der Löwe Judas, der da ist vom Geschlecht Davids aufzutun das Buch und seine sieben Siegel[7]. Und siehst du, genau dasselbe möchte ich auch machen. Ich möchte heute Abend deinen Blick auf Jesus lenken. Deswegen predige ich. Ich möchte dir sagen, gib nicht auf. Es gibt Einen, der deinem Leben Sinn gibt. Gib Ihm dein Leben, dann hast du Einen, der dir hilft, deine Rätsel deines Lebens zu ertragen.

Das Wort vom Kreuz löst alle Rätsel.

Ohne Jesus ist dein Leben so verwirrend wie ein ungelöstes Kreuzworträtsel. Und erst das Wort vom Kreuz löst das Rätsel deines Lebens. Denn das größte Rätsel deines Lebens ist deine Sünde. Diese Macht, die in dir drin sitzt, und die sogar das Gute, dass du willst, noch kaputt macht. Von dieser Macht hat Jesus dich losgekauft, als er am Kreuz hing und für deine Schuld gestorben ist.

Ich behaupte ja nicht, dass, wenn man mit Jesus lebt, keine Rätsel mehr hätte. Ich verstehe Gott in vielem nicht, kein bisschen. Aber ich denke dann immer an das Wort, dass Jesus einmal gesagt hat: Was ich jetzt tue, das verstehst du nicht. Du wirst es aber hernach erfahren[8]. Es ist erstens mal Jesus, der in der Weltgeschichte handelt, und zweitens wird er es uns es später noch einmal erklären.

Es gibt manche Rätsel, mit denen müssen wir leben bis wir sterben, die müssen wir mit ins Grab nehmen. Aber spätestens dann, wenn wir in Gottes Reich sind, wenn wir unser Leben von hinten sehen können, da wird uns das aufgehen. Da werden wir es erkennen. Dass es in unserem Leben, wenn wir es Gott anvertraut hatten, keine sinnlosen Strecken gegeben hat.

Gott macht nichts Sinnloses. Und Er macht auch keine Fehler. Wenn Christus kommt, dann wird alles klar, keine Rätsel mehr nur Klarheit wird dann sein. Auf diese Klarheit, auf dieses unerklärliche Licht, auf dieses Leben wir zu.

Wenn du eine Lösung suchst für die Rätsel deines Lebens, wenn du einen Erlöser suchst für die Schuld deines Lebens, dann komm zu Jesus. Er wird hier in diesem Text erst bezeichnet als Löwe, dann als Lamm. Löwe ist ein Bild für den Sieger und Lamm ist ein Bild für die Art des Sieges, nämlich die Gewaltlosigkeit. Und Er wird hier angesprochen von den Engeln, von allen, die hier herumstehen, von den vielen Gestalten. Sie singen Ihm ein Lied. Und sie sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig, zu nehmen das Buch, aufzutun sein Siegel, denn du bist geschlachtet, mit deinem Blut für Gott erkauft, Menschen aus allen Völkern und Sprachen, aus allen Nationen. Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum, Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob[9].

Und diese herrliche Sprache klingt für uns so wie für innerkirchlichen Dienstgebrauch. Als wäre sie in Wirklichkeit direkt aus der Zeitung entnommen. Denn mit eben diesen Slogans Kraft und Stärke und Reichtum und Weisheit, so wurden damals die politischen Herrscher gefeiert. So brüllten die Sprechchöre, wenn Domitian auf der Bühne erschien. Und so stand es auf allen Plakaten. So stand es auf allen Losungen, die den Leuten zum Fenster und zum Halse raus hängen: Ruhm und Ehre dem Domitian.

Nur einer ist würdig, angebetet zu werden.

Und alles das, was da fälschlicherweise einen sterblichen Geschöpf zugemacht wird, der sich angemaßt hat ein Gott sein zu wollen, das wird hier dem Sohn Gottes zugesungen, der sich herabgelassen hat, ein Mensch zu werden. Die Zukunft der Welt liegt nicht in der Hand von den Leuten, die sich an die Stelle Gottes setzen. Sondern sie liegt in der Hand dessen, der sich an die Stelle des Menschen gesetzt hat. Das ist doch das, was wir in diesem Monat feiern. Die Menschwerdung Gottes. Dass Gott, der große Gott, der die Welt erschaffen hat und lenkt, ein Mensch geworden ist. Ein Mensch wie du und ich. Ein Mensch von Fleisch und Blut. Der sein Blut vergossen hat, um dich und mich und die ganze Menschheit zu retten, zu erlösen, in Gottes Reich zu bringen.

Die meisten, die sich bisher als Erlöser der Menschheit angepriesen haben, die haben auch Blut vergossen – aber niemals ihr eigenes. Sondern immer das der anderen, und das nicht zu wenig. Wir erleben jetzt alle dieses Drama mit in Teheran, wo das Flugzeug steht, entführt von Menschen, die von sich behaupten, sie würden Mitglieder einer Befreiungsbewegung sein. Und sie wollen Menschen angeblich befreien, die irgendwo im Zuchthaus sitzen. Und diese Befreiungsbewegung arbeitet so, dass sie Menschen terrorisiert, unschuldige Geiseln erschießt, quält, und foltert. Die Befreiungsversuche der Menschheit sind gekennzeichnet durch eine tiefe Spur von Blut. Viele von den großen Gestalten der Geschichte, die wir in unseren Geschichtsbüchern finden, waren weiter nichts als große Menschenschlächter. Massenschlächter. Und nun heißt es von Jesus, hier in der Bibel, dass Er der geschlachtete ist. Er ist das Opfer. Er ist derjenige, der sein Blut hingibt. Und die Bibel sagt: das Blut von Jesus Christus, das macht uns frei von aller Sünde. Der Domitian macht aus freien Menschen Sklaven. Und Jesus macht aus Sklaven freie Menschen. In dem Er nämlich für die Befreiung der Menschen sich selber, sein Leben, sein Blut hingibt. Denn das ist das einzigartige an Ihm, dass unterscheidet Jesus von allen anderen, die jemals auf dieser Erde gewesen sind und vor die Menschheit getreten sind, mit dem Anspruch, sie in eine gute Zukunft führen zu können.

Die Zukunft der Welt liegt in den Händen von Jesus.

Die Zukunft der Welt liegt nicht in der Hand der Massenschlächter, die uns jetzt verrückt machen mit ihren Raketen, und die den Massenmord vorbereiten. Das sind Pfuscher, die in Gottes Plänen herumpfuschen. Die Zukunft der Welt liegt in den Händen von Jesus. Weißt du, alle diese großen Menschen, die so viel Wind machen, und dir vielleicht zu viel Angst machen, die werden ja eines Tages von der Bühne der Geschichte verschwunden sein. Denen allen begegnest du in deinem Leben nie wieder.

Du begegnest nur einem einzigen nach deinem Tode noch einmal, und das ist Jesus. Das ist der Verachtete, den sie wie ein Lamm zusammen gehauen haben, geschlachtet haben und ans Kreuz gehängt haben. Den du in deinem Leben vielleicht ganz an den Rand gestellt hast. Und mit dem du gar nicht viel zu tun haben willst. Und von dem du gar nicht viel hältst, weil Er nicht viel von sich hermacht. Weil Er nicht der große Muskelprotz ist, sondern der leidende Sohn Gottes. Das ist der Einzige, dem du noch einmal wieder begegnest. Er ist schon einmal auf diese Erde gekommen; er kam so wie du als ein Kind. Das war zu Weihnachten. Das war in der Krippe. Da ist Er gekommen, wehrlos und klein. Er ist gekommen, um dir zu sagen: Du, wenn du auch so lebst wie Ich, bringe Ich dich in Gottes Reich.” Das ist sein Angebot.

Und wenn er zum zweiten Mal zu seinem zweiten Advent wieder kommen wird, dann kommt er zurück als Richter, der über dein Leben befinden wird. Dann wird sich herausstellen, wo du deine Ewigkeit verbringst. Außerhalb von seinem Reich, oder bei Ihm.

Die Zukunft der Welt, der Weltgeschichte und deines persönlichen Lebens liegt in den Händen von Jesus. Das sind die Hände, die sich für mich durchbohren ließen, als Er am Kreuz gehangen hat. Mit diesen Händen hat Er meine Schuld weggeschafft. Und deswegen finde ich das so gut, dass mein Leben in diesen Händen drin liegt.

Leute, es gibt 1000 Gründe, sich vor der Zukunft zu fürchten. Es gibt einen einzigen Grund, ich vor der Zukunft nicht zu fürchten: Der heißt Jesus. Und dem wollen wir vertrauen. Er ist dazu würdig. Er ist es wert, dass wir vor Ihm Kerzen anbrennen, zum Zeichen, dass wir ihn lieben. Und Er alleine ist es wert, dass wir Ihn anbeten.


[1] Zweifellos eine Anspielung auf den Denkmalskult im Sozialismus / Kommunismus. – Anm. des Schreibers.

[4] DDR-Rockband, 1969 gegründet – Anm. des Schreibers.

[6] Vers 4

[7] Vers 5.