Kopf hoch, es wird noch schlimmer! Ein Freund von mir hat das manchmal gesagt, wenn wir uns über Probleme, gesellschaftliche Entwicklungen oder Schwierigkeiten in der Gemeinde unterhalten haben: „Kopf hoch, es wird noch schlimmer!“
Die Frage ist, ob das wirklich ein Trost ist. Vielleicht manchmal schon. Das ist das Thema meiner heutigen Predigt. Ich möchte mit euch heute ein Stück weiter lesen in 2. Timotheus, genauer gesagt im ersten größeren Abschnitt von Kapitel 3. Es beginnt so: Paulus schreibt an Timotheus: „Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten kommen werden.“ Es wird also noch schlimmer.
Trotzdem glaube ich, dass Paulus diesen Abschnitt irgendwie schreibt, um Timotheus persönlich zu ermutigen. Deshalb möchte ich heute mit euch näher anschauen, in welcher Beziehung es noch schlimmer wird und inwieweit das an manchen Stellen für uns trotzdem ein Trost oder eine Hilfe sein kann – einfach, weil wir es sehen.
Bevor wir darüber nachdenken, was wir daraus lernen können und wie es für uns eine Ermutigung sein kann, möchte ich mit euch noch einmal etwas tiefer in die Situation damals eintauchen.
Ich weiß, dass diese Situation nicht unbedingt mit unserer heute übereinstimmt – weder meine noch eure. Trotzdem glaube ich, dass der Heilige Geist beschlossen hat, diese Situation in seinem Wort zu beschreiben, weil wir daraus etwas lernen können.
Damit wir aber wirklich etwas lernen können, müssen wir versuchen, die damalige Situation zu verstehen. Wir sollten auch versuchen, Parallelen zu unserer heutigen Situation zu erkennen. Nur so können wir überhaupt etwas daraus mitnehmen.
Historischer Hintergrund und Ausgangssituation
Okay, schauen wir uns an, wie es damals war. Die eigentlichen Probleme, über die wir heute reden, begannen schon einige Jahre, bevor der zweite Timotheusbrief geschrieben wurde. Nämlich ungefähr zur Zeit des ersten Timotheusbriefs.
Daher möchte ich zwei Verse aus dem ersten Timotheusbrief ansprechen, Kapitel 1. Paulus schreibt an Timotheus, und ich fange mitten in einem Satz an, am Anfang eines Verses, aber mitten im Satz. Er schreibt: „Indem du den Glauben bewahrst und ein gutes Gewissen.“ Das ist wichtig – den Glauben zu bewahren und ein gutes Gewissen zu haben.
Dann schreibt er weiter, dass einige, „von sich gestoßen und so, was den Glauben betrifft, Schiffbruch erlitten haben.“ Das sind diejenigen, „nämlich Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan überliefert habe, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“
Hier gibt es einige schwierige Formulierungen, die ich heute nicht erkläre, aber es zeigt etwas von einer bestimmten Situation: In den Gemeinden gab es Menschen, und zwei davon nimmt Paulus hier besonders heraus. Es waren zwei Menschen, die ursprünglich in der Gemeinde waren, die er offensichtlich aus der Gemeinde ausschließen musste. Das ist eine harte Maßnahme, die manchmal nötig war und wahrscheinlich auch heute manchmal nötig ist.
Diese beiden Menschen haben sogar Namen, nämlich Hymenäus und Alexander. Paulus nennt sie beim Namen. Ich persönlich würde mich nie in einer Predigt trauen, Namen zu nennen, über die ich etwas Negatives sage. Heutzutage könnte ich wegen übler Nachrede eine Anzeige bekommen. Paulus ist jedoch bereit, hier in dieser extremen Situation Namen zu nennen.
Du weißt, Timotheus, dass zwei Menschen aus den Gemeinden ausgeschlossen werden mussten, wahrscheinlich nicht direkt in Ephesus, aber vermutlich irgendwo in der Umgebung: Hymenäus und Alexander.
Wodurch werden sie gekennzeichnet? Es steht da, sie „haben das gute Gewissen von sich gestoßen.“ Was heißt das? Sie haben Dinge getan, von denen sie wussten, dass sie mit dem christlichen Glauben eigentlich nicht zu vereinbaren waren. Vielleicht hatten sie schon immer den Wunsch, diese Dinge zu tun. Wir wissen nicht genau, was das war.
Irgendwann haben sie beschlossen, alles zur Seite zu wischen, was sie von ihrer christlichen Lehre, vielleicht von ihrer christlichen Erziehung wussten, und zu sagen: „Das tun wir jetzt doch.“
Sie ließen sich nicht mehr einengen von Lehren, nicht von dem, was Gott will, nicht von dem, was irgendwelche christlichen Führer, Apostel oder Gemeindeleiter sagen, sondern sie taten es einfach. Auch wenn es gegen ihr Gewissen war, stießen sie dieses gute Gewissen von sich und sagten: „Ich möchte das lieber tun, ich möchte es lieber durchziehen, als ein gutes Gewissen vor Gott und den Menschen zu haben.“
Paulus sagt, sie haben letzten Endes, wie es auch in Vers 19 steht, im Glauben Schiffbruch erlitten.
Oft ist das der Ausgangspunkt, an dem Menschen Probleme bekommen – im Glauben, in ihrer Beziehung zu Gott, in ihrem Vertrauen zu Gott. Wenn Menschen an irgendeiner Stelle sagen: „Ich tue es, obwohl ich weiß, dass es falsch ist.“ Zum Beispiel: „Ich verlasse meine Frau, ich fange eine andere Beziehung an“ – was auch immer das heute sein mag.
Sie tun es, obwohl sie wissen, dass es eigentlich falsch ist. Sie treten ihr Gewissen mit Füßen. Und das ist oft ein Punkt, an dem Menschen wirklich im Glauben Schiffbruch erleiden.
Solche Menschen waren das, und offensichtlich taten sie es nicht nur für sich selbst, sondern verbreiteten diese Haltung auch. Sie sagten: „Dazu stehen wir.“ So musste Paulus sie aus den Gemeinden ausschließen.
Er schreibt am Ende von Vers 20: „Damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“
Nicht zu lästern – das zeigt, dass sie offensichtlich auch Leute waren, die aggressiv redeten, wahrscheinlich gegen Verantwortliche in der Gemeinde. Diese Verantwortlichen hatten ihnen gesagt, dass das, was sie tun, nicht okay ist. Die aggressiv Autorität in Frage stellten.
Paulus sagt, wir müssen sie aus den Gemeinden herausnehmen, damit sie durch das, was sie dann erleben, lernen, dass der Weg, den sie gehen – persönlich, aber auch wie sie sich auflehnen und über andere reden, die eigentlich gute Dinge tun und sagen, dass das nicht gut ist – falsch ist.
Das war die Ausgangssituation ein paar Jahre vor dem zweiten Timotheusbrief.
Die Herausforderung durch falsche Lehren in der Gemeinde
Jetzt gehen wir in 2. Timotheus, Kapitel 2, und ich lese irgendwo in der Mitte von Vers 16. Da steht etwas von ungöttlichen, leeren Geschwätz.
Am Anfang von Vers 16 steht: „Sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs.“ Nun werden wieder Menschen genannt, unter ihnen Hymenäus und Philetus. Diese sind von der Wahrheit abgeirrt, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und zerstören den Glauben einiger.
Doch der feste Grund Gottes steht und trägt das Siegel: „Der Herr kennt die Seinen.“ Jeder, der den Namen des Herrn nennt, soll sich von der Ungerechtigkeit fernhalten.
Hier finden wir wieder zwei Namen, und einer davon ist erneut Hymenäus. Das ist ein seltener Name, sodass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass es sich um dieselbe Person handelt. Hymenäus hat sich inzwischen einen neuen Partner gesucht. Er arbeitet nicht mehr hauptsächlich mit Alexander zusammen, sondern mit jemandem namens Philetus.
Vermutlich sind sie immer noch außerhalb der Gemeinde – Hymenäus wurde aus der Gemeinde ausgeschlossen und vermutlich nicht wieder aufgenommen. Dennoch sind sie weiterhin aggressiv daran interessiert, Menschen innerhalb der Gemeinden von ihrer Haltung zu überzeugen. Sie haben so etwas wie einen missionarischen Eifer, indem sie sagen, wir müssen den Menschen, die in der Enge der Gemeinde und der christlichen Lehre leben, die „Wahrheit“ sagen.
Das ist die Situation, mit der Timotheus konfrontiert ist: Es kommen von außen Einflüsse in die Gemeinde hinein.
Wie werden diese Menschen hier charakterisiert? Es wird gesagt, sie lehren, dass die Auferstehung schon geschehen sei. Das ist etwas schwierig nachzuvollziehen, was sie damals genau damit meinten. Wahrscheinlich steckt darin auf jeden Fall die Lehre, dass es keine Ewigkeit gibt.
Sie sagen, dass das, was in der Bibel und den christlichen Schriften mit Auferstehung gemeint ist, in Wirklichkeit nichts Zukünftiges ist. Es ist kein Ereignis, bei dem man aufersteht und in den Himmel kommt. Stattdessen sei es etwas, das auf dieser Erde geschieht, wenn das Leben eine Wendung erfährt.
Wenn wir uns von einem orthodoxen, reglementierten Judentum mit dem Gott des Alten Testaments hinwenden zur befreienden Lehre des Christentums – ja, ich sage das ein wenig ironisch –, wenn wir uns von der Enge des Islams hinwenden zur christlichen Freiheit und zum Gott der Liebe, wenn wir uns aus unserem alten Heidentum mit seinen Ängsten und dem Götzendienst hinwenden zu dem einen Gott des Christentums, dann ist das für uns eine Lebensveränderung gewesen.
Das ist unsere Auferstehung, und das ist die einzige Auferstehung, die wir jemals erleben werden. Das haben sie, glaube ich, in irgendeiner Form gelehrt.
Aber was ist die Folge? Was passiert, wenn ich nicht an die Ewigkeit glaube? Wenn ich nicht an die Ewigkeit glaube, werde ich auf dieser Erde alles vermeiden, was mit Mühe verbunden ist. Ich werde nur das tun, wofür ich möglicherweise schon auf dieser Erde den Lohn erhalte.
Offensichtlich war die Folge, dass vieles, was Gott verlangt und was moralisch richtig ist, nicht mehr getan wurde, weil es zu mühsam war. Man erwartete keinen Lohn auf dieser Erde.
„Gotts Seligkeit mit Genügsamkeit ist ein großer Gewinn.“ Warum? Ist es ein großer Gewinn? Bekomme ich dafür einen Lohn auf dieser Erde? Wenn nicht, dann lohnt es sich nicht.
Darum steht hier in Vers 19, dass Paulus sagt: „Aber das ist Christentum, das ist das Fundament des Christentums: Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit.“ Es gibt so etwas wie Heiligkeit, und Heiligkeit ist wichtig. Es gibt Ewigkeit, und es gibt eine Auferstehung, die noch kommt.
Paulus sagt, dass die Lehre, die diese Menschen verbreiten, den Glauben einiger zerstört hat. In 1. Timotheus heißt es, sie hätten im Glauben Schiffbruch erlitten – persönlich. Und manche, auf die sie Einfluss haben, haben ebenfalls den Glauben verloren.
In 2. Timotheus heißt es, sie haben den Glauben einiger zerstört. Das sind die Folgen.
Vergleich mit biblischen Vorbildern und Charakterisierung der Gegner
Und jetzt ein Vers aus Kapitel 3, eigentlich aus dem Abschnitt, um den es heute geht. Dieser Vers ist etwas schwieriger formuliert: Kapitel 3, Vers 8.
Dort steht: „In der Weise aber, wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen, verdorben in ihrem Denken, unbewehrt.“ Unbewehrt steht bei mir unbewehrt hinsichtlich des Glaubens.
Das ist ein ganz spannender Vers, weil in der Bibel nicht ausdrücklich steht, dass die Zauberer in Ägypten Mose widerstanden haben. Es wird nur die Mehrzahl erwähnt, und es werden keine Namen genannt. Irgendwo muss es eine jüdische Überlieferung geben, auf die Paulus hier aufbaut. Er sagt, es waren zwei, und sie hießen Jannes und Jambres.
Vermutlich denkt Paulus, wenn er diesen Vergleich macht, an diese zwei Menschen, die Einfluss auf die Gemeinde ausgeübt haben: Hymenäus und Philetus. Er sagt, diese zwei Leute sind für die Gemeinden wie damals diese zwei Zauberer für Israel und für Mose waren.
Was sind das für Leute? Was steht hier? Sie widerstanden Mose, sie widerstehen, sie stellen die Lehre der Gemeinde in Frage. Sie stellen die Führer der Gemeinde in Frage, um ihre Autorität zu untergraben. Genau wie damals sich diese Zauberer gegen Mose gestellt und manches nachgemacht haben, was er getan hat, so sind heute Leute da, Timotheus, die deine Autorität in Frage stellen, meine Autorität und die Autorität von jedem, der irgendwie etwas zu sagen hat in den Gemeinden. Sie wollen ihre Lehre in die Gemeinde hineintragen.
Sie sind verdorben in ihrem Denken. Das bedeutet wahrscheinlich zum einen, dass sie skrupellos sind in ihrem Denken, dass sie keine Rücksicht nehmen und einfach Anhänger sammeln wollen, egal wie gut oder schlecht es denen tut. Zum anderen heißt „verdorben in ihrem Denken“ wahrscheinlich auch, dass vieles, was sie verbreiten, einfach ein bisschen dumm ist.
Das kommt auch im nächsten Vers heraus, dass, wenn man es mal hinterfragt, eigentlich nicht viel Substanz dahintersteckt.
Das Dritte, was Paulus über sie sagt, ist: In meiner Übersetzung steht „Sie sind unbewehrt hinsichtlich des Glaubens“. Eigentlich bedeutet das Wort, dass ihr Glaube sich als nicht echt erwiesen hat. Unbewehrt heißt, ihr Glaube ist geprüft worden, und es hat sich gezeigt, dass er nicht echt ist.
Was wird also über diese Leute gesagt? Sie haben im Glauben Schiffbruch erlitten. Viele kommen durch sie vom Glauben ab, und ihr Glaube hat sich als etwas erwiesen, das nicht echt ist.
Paulus sagt zu Timotheus: Mit diesen Leuten hast du es zu tun, und es ist nicht einfach. Es wird auch nicht einfacher werden.
Die Gefahr von Scheinfrömmigkeit und Verleugnung der göttlichen Kraft
In Kapitel 3, Vers 5 steht etwas über eine Form der Gottseligkeit, deren Kraft verleugnet wird. Hier geht es nicht mehr ausdrücklich um zwei Personen, sondern im Prinzip um eine allgemeine Tendenz. Paulus charakterisiert damit Menschen und eine Entwicklung im damaligen christlichen Umfeld.
Diese Menschen haben eine Form der Gottseligkeit. Das Problem ist, dass sie sich immer noch selbst für Christen halten, obwohl sie sich weit von allen christlichen Maßstäben und Lehren entfernt haben. Sie treten weiterhin als Christen auf und werden von vielen auch noch so gesehen.
Für sie sind das Christentum und die christlichen Maßstäbe nicht mehr der Wert, nach dem sie sich orientieren oder leben. Was bedeutet es, dass sie die Kraft verleugnen? Manche von ihnen haben wahrscheinlich tatsächlich Erfahrungen gemacht, bei denen sie gemerkt haben, dass Gott möchte, dass sie anders sind, als sie bisher waren.
Nehmen wir heute populäre Beispiele: Jemand empfindet eine bestimmte sexuelle Orientierung. Eine Frau fühlt sich eher zu anderen Frauen hingezogen. Sie hat lange versucht, diese Orientierung zu bekämpfen oder zu ignorieren, weil sie gemerkt hat, dass das von der Bibel und der Gemeinde nicht akzeptiert wird. Doch sie hat den Eindruck, dass sie damit nicht glücklich wäre.
Irgendwann entscheidet sie sich, diese sexuelle Orientierung auszuleben, ohne Rücksicht darauf, was die Bibel, Gott oder die Gemeinde dazu sagen. Sie verleugnet die Kraft des wahren Christentums. Sie glaubt nicht mehr, dass Gott ihre Empfindungen und Ausrichtung verändern kann. Ebenso glaubt sie nicht, dass Gott sie glücklich machen kann, selbst wenn sie diese Empfindungen nicht auslebt.
Sie glaubt auch nicht, dass Gott sie für Gehorsam glücklich machen kann, selbst wenn sie weiterhin so empfinden. Und sie glaubt nicht, dass Gott sie dafür belohnen kann, wenn sie diese Situation aushalten. Kurz gesagt: Sie glaubt nicht, dass das Christentum die Kraft hat, sie zu verändern oder zu belohnen.
Ein weiteres Beispiel: Jemand fühlt sich in seiner Ehe gefangen, liebt aber eigentlich eine andere Frau. Er hat lange versucht, diese Empfindung zu unterdrücken und hat Gott gebeten, sie wegzunehmen. Nach einiger Zeit, Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren stellt er fest, dass die Empfindungen nicht verschwinden.
Er entscheidet, dass er nur glücklich werden kann, wenn er seine Ehe bricht und eine neue Beziehung eingeht. Er hat nicht geglaubt, dass Kraft vorhanden ist, diese Empfindungen zu verändern. Er hat auch nicht geglaubt, dass er trotz dieser Empfindungen glücklich sein kann, wenn er treu bleibt.
Diese Beispiele ließen sich noch in großer Zahl anführen. Doch das ist im Wesentlichen die Wurzel des Problems: Diese Menschen haben eine Form der Gottseligkeit. Sie bezeichnen sich weiterhin als Christen, leben aber nicht mehr nach christlichen Maßstäben. Das liegt daran, dass sie nicht daran geglaubt haben, dass Gott die Kraft hat, sie zu verändern, sie trotzdem glücklich zu machen, falls er sie nicht verändern will, oder sie dafür zu belohnen, wenn sie standhaft bleiben.
Sie verleugnen die Kraft des wahren Christentums. Paulus sieht darin ein großes Problem – nicht nur, weil Menschen so leben, sondern auch, weil sie so lehren. Sie sagen: Wenn ihr glücklich werden wollt, müsst ihr euch von den „Zwangsjacken“ des Christentums befreien. Nur dann könnt ihr glücklich und frei werden.
Zusammenfassung der damaligen Probleme und Umgang mit ihnen
Einige Themen ziehen sich durch die Stellen, die ich jetzt gelesen habe: 1. Timotheus 1 bis 19, 2. Timotheus 2, Verse 16 bis 19, 2. Timotheus 3, Vers 8 und Vers 5. Diese Themen kennzeichnen die damalige Situation.
Es handelt sich um Menschen, die die moralischen Ansprüche Gottes zumindest an manchen Stellen verwerfen, besonders dort, wo sie sie persönlich betreffen und einengen. Letztendlich verlieren diese Menschen ihren Glauben, zumindest so, wie christlicher Glaube eigentlich definiert ist. Außerdem zerstören sie den Glauben anderer und machen aktiv christliche Maßstäbe, Praktiken, Predigten, Lehren und Autoritäten innerhalb der christlichen Gemeinde schlecht, die auf solchen Maßstäben bestehen. Das beschreibt die Situation damals.
Noch einmal einen Schritt zurück zu dem, was wir vor sechs, sieben Wochen angeschaut haben, 2. Timotheus 2, Verse 22 bis 26: Paulus sagt zu Timotheus, dass er aufpassen muss, sich nicht zu sehr auf dieses Problem zu fixieren. Denn ganz leicht verwechseln wir Opfer mit Tätern. Es gibt Menschen in der Gemeinde, die aus irgendeinem persönlichen Grund von diesen Lehren angesprochen sind. Aber das sind vielleicht nicht die Täter, sondern nur die Opfer.
Timotheus darf solche Menschen nicht innerlich zu Feinden machen, denn vielleicht kann er ihnen noch helfen. Paulus schreibt hier, dass man Frieden suchen soll mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen. Nicht alles ist schlecht, nicht alle sind gefährlich. Selbst diejenigen, die sich von diesen Lehren momentan vielleicht ein Stück beeinflussen lassen, sind nicht unbedingt gefährlich. Es gibt Menschen, die immer noch den Herrn aus reinem Herzen anrufen, und mit denen soll Frieden gesucht werden.
Dann gibt es Menschen, die wirklich davon beeinflusst sind und die man vielleicht gewinnen kann. Ein Knecht des Herrn soll nicht streiten, sondern milde und lehrfähig sein. Er soll aushalten und mit Sanftmut die Widersprechenden zurechtweisen. Dabei soll er fragen, ob Gott ihnen nicht etwa Buße gibt zur Erkenntnis der Wahrheit, damit sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels, der sie gefangen hält für seinen Willen.
Diese Menschen, die fehlgehen, sollen nicht zu Feinden erklärt werden, weder öffentlich in der Gemeinde noch innerlich im Denken. Stattdessen soll man versuchen, sie mit Milde und Sanftmut zu gewinnen und zur Buße zu bewegen, damit sie sich von diesem Irrtum abwenden. Das ist ganz wichtig.
Aber, Timotheus – und jetzt sind wir in Kapitel drei – gibt es tatsächlich Täter. Es gibt Menschen, die eine Linie überschritten haben. Diese sind gefährlich für die Gemeinden, für das Christentum und für Gläubige. In Kapitel drei, Vers 5, schreibt Paulus am Ende: „Von diesen wende dich weg.“ Es gibt Menschen, von denen man sich sehr klar distanzieren muss, auch öffentlich. Dazu gehören Leute wie Hymenäus und Philetos, die nicht nur für ihr persönliches Leben von diesen Lehren beeinflusst sind, sondern diese aktiv verbreiten.
Paulus zieht keine ganz klare Linie, aber er sagt, es gibt einen Punkt, an dem eine Grenze überschritten ist. An diesem Punkt kann man sie nicht mehr mit Milde gewinnen, sondern muss sich sehr aktiv von ihnen distanzieren. Es gibt einen Punkt, an dem Opfer zu Tätern werden.
Das hatte Paulus schon vorher angesprochen, etwas indirekt, in Kapitel 2, Vers 21: Wenn jemand sich von diesen Leuten – Hymenäus, Philetos und ihren aktiven Mitarbeitern – distanziert, dann wird er ein Gefäß sein zur Ehre Gottes und nützlich dem Hausherrn.
Es ist nötig, sich von bestimmten Einflüssen und damit auch manchmal von bestimmten Menschen zu distanzieren. Manchmal ist tatsächlich eine Linie überschritten, Timotheus. Ein Teil dieser Verse in Kapitel drei behandelt genau diesen Punkt, wenn eine Linie überschritten ist.
Gesellschaftliche Entwicklungen und ihr Einfluss auf die Gemeinde
Dieser Text beweist, dass in den letzten Tagen schlimme und schwere Zeiten eintreten werden. Wie wir bereits in Vers 5 gelesen haben, gibt es Menschen, die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft sie aber verleugnen. Hier sehen wir zwei Dinge.
Zum einen schreibt Paulus offensichtlich nicht nur über die Zukunft. Im ersten Vers sagt er zwar: „In den letzten Tagen werden schwere Zeiten kommen“, aber in Vers 5 fordert er: „Und von diesen wende dich weg.“ Damit meint er wahrscheinlich nicht, dass man erst in den letzten Tagen reagieren soll, sondern er schreibt eigentlich vom Jetzt.
Zum anderen schreibt er nicht nur über gesellschaftliche Entwicklungen, wie wir es vielleicht denken könnten, wenn wir Kapitel 3, Verse 1 bis 4 lesen. Vielmehr denkt er an die direkte Umgebung der Gemeinde, wo Menschen eine Form der Gottseligkeit haben. Nicht alle Menschen in der Gesellschaft, die sich schlecht entwickelt, haben eine solche Form der Gottseligkeit. Schaut man sich unsere Gesellschaft an, stellen sich längst nicht alle Menschen noch zum Christentum.
Paulus denkt wirklich an das direkte Umfeld der Gemeinde, wenn er schreibt, und nicht nur an die Gesellschaft als Ganzes. Er sagt, dass diese Menschen, die Einfluss auf die Gemeinde ausüben, auch von gesellschaftlichen Einflüssen nicht frei sind. Sie sind Kinder ihrer Gesellschaft, und das beeinflusst, wie sie denken und handeln. Sie versuchen teilweise, gesellschaftliche Maßstäbe in die Gemeinde hineinzutragen und biblische Maßstäbe durch gesellschaftliche zu ersetzen.
Was schreibt Paulus über die Gesellschaft? Er schreibt sehr viel. Ihr lest es jetzt nicht am Stück vor, aber wenn ihr euch Vers 1 bis 4 anschaut, verwendet er insgesamt 18 Begriffe, um die Entwicklung der Gesellschaft zu beschreiben. Wenn wir das betrachten, bekommt man nicht den Eindruck, dass es sich um eine Prophetie handelt, bei der der Heilige Geist ihm gezeigt hat, wie die Gesellschaft der Zukunft aussehen wird.
Vielmehr hat Paulus die Gesellschaft sehr genau beobachtet. Er hat sich viele Gedanken gemacht über die gesellschaftliche Entwicklung – wie sie vor einigen Jahren war und wie sie zu seiner Zeit aussieht. Er sagt: Wenn ich mir das alles genau ansehe, sehe ich bestimmte Tendenzen. Und diese Tendenz ist nicht, dass es besser wird, sondern schlechter. Das hat einen Einfluss auf diese Menschen und damit auch auf die Gemeinde.
Wahrscheinlich braucht es keine große prophetische Gabe, um nach einigen Jahrzehnten gesellschaftlicher Entwicklung zu überlegen, wie es am Ende aussehen wird. Natürlich gibt es immer wieder Einbrüche, Gesellschaften brechen zusammen, erleben Revolutionen oder sogar christliche Erweckungen. Viele dieser Entwicklungen setzen manches wieder auf null. Wahrscheinlich hat sich die Gesellschaft nicht gleichmäßig zum Schlechteren entwickelt vom ersten Jahrhundert bis heute.
Aber unsere Gesellschaft entwickelt sich mit Sicherheit nicht zum Positiven. Die Gesellschaft, die ganz am Ende vor der Wiederkunft Jesu da sein wird, wird wahrscheinlich – trotz mancher Erweckungen und Revolutionen zwischendurch – eine gewisse Spitze dieser negativen Entwicklung sein.
Wie sieht Paulus diese Gesellschaft? Er malt mit seinen 18 Begriffen ein Bild der gesellschaftlichen Entwicklung, die einen Einfluss auf die Gemeinde hat. Er beginnt mit Worten, die beschreiben, wie Menschen in dieser Gesellschaft typischerweise sind. Dann folgt ein längerer Abschnitt mit Worten, die beschreiben, wie sie nicht sind. Diese negativen Begriffe würden wir oft mit „un-“ übersetzen, zum Beispiel „undankbar“ oder „unversöhnlich“.
Zum Schluss wiederholt er in umgekehrter Reihenfolge die Dinge, die er am Anfang genannt hat, also wie sie sind. Wir haben keine Zeit, jedes dieser Worte einzeln zu betrachten, aber ich möchte einige Gedanken dazu teilen.
Es beginnt in Vers 2 mit „Denn die Menschen werden...“ und hier steht wörtlich „selbstliebend“ und „geldliebend“. Ich weiß nicht, was in eurer Übersetzung steht, aber eigentlich bedeutet es, dass sie hauptsächlich sich selbst lieben und ihren materiellen Vorteil suchen. Das ist interessant, dass Paulus so anfängt.
Diese Menschen werden also dadurch gekennzeichnet, dass sie in erster Linie sich selbst lieben und ihren Vorteil suchen. Das ist eine Grundlage der Lehre von Hymenäus, Philetus und ähnlichen Leuten, die in die Gemeinde hineinkommen. Sie sagen, es sei wichtig, sich selbst zu lieben, sich wohlzufühlen und sich selbst etwas Gutes zu tun.
Paulus sieht darin eine gesellschaftliche Entwicklung, die sich in der Gemeinde widerspiegelt. Und heute ist das nicht anders als damals. Er beendet die Aufzählung am Ende von Vers 4 mit der Aussage, dass diese Menschen mehr das Vergnügen lieben als Gott.
Das ist interessant: Er beginnt die Aufzählung mit dem Selbstliebe- und Vorteilsdenken und beendet sie mit der Liebe zum Vergnügen mehr als zu Gott. Diese beiden Punkte umrahmen die ganze Aufzählung.
Als Zweites nennt er in Vers 2 nach „selbstsüchtig“ und „geldliebend“ auch „prahlerisch“ und „hochmütig“. Fast am Ende, also bevor er das Vergnügen liebt, sagt er „aufgeblasen“. Er wiederholt also etwas vom Anfang am Ende. Diese Menschen treten sehr selbstbewusst auf, zeigen keine Selbstzweifel und behaupten, ihre Meinung sei die beste und einzig richtige. Das beeindruckt viele.
Drittens schreibt er in Vers 2, dass sie „Lästerer“ sind – Menschen, die andere beschimpfen und schlechtmachen. Wahrscheinlich meint er damit vor allem Menschen, die noch nach klassischen Wertmaßstäben leben.
Ganz am Ende spricht Paulus von Menschen, die „Verräter“ sind. Sie trennen sich sehr schnell von anderen und von Maßstäben und laufen manchmal ins Chaos. Obwohl sie von sich überzeugt sind, kann man sich nie auf sie verlassen. Sie wenden sich schnell gegen jemanden, wenn dieser nicht mehr auf ihrer Linie ist.
Zusammengefasst: Diese Menschen lieben sich selbst, treten sehr selbstsicher auf und sind unzuverlässig im Wohlwollen. Paulus beobachtet diese Entwicklung in der Gesellschaft.
Jetzt folgen verschiedene Worte, die wir oft mit „un-“ übersetzen. Ich lese einige vor. Sie sind den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, unbeherrscht – also ohne Kraft zur Selbstbeherrschung –, zuchtlos, ungezähmt, roh, ohne Liebe zum Guten.
Diese Aufzählung beschreibt, was diese Menschen nicht sind. Besonders spannend finde ich, dass Paulus mit „den Eltern ungehorsam“ beginnt. Ich glaube, damit gibt er einen Tipp, auch an Timotheus. Er sagt, vieles von dem, was diese Menschen nicht haben, hätten sie eigentlich in der Familie lernen sollen – durch Erziehung.
Ein Grund für die gesellschaftliche Entwicklung ist, dass die Familie nicht mehr funktioniert und sogar aktiv in der Gesellschaft in Frage gestellt wird. Ich glaube, das wollte Paulus damals schon sagen.
Dankbarkeit hätten sie in ihren Familien lernen sollen, ebenso natürliche familiäre Zuneigung. Das Wort, das hier für „lieblos“ steht, bedeutet eigentlich natürliche Zuneigung in der Familie. Sie haben das nicht gelernt.
Selbstdisziplin hätten sie durch Erziehung lernen sollen, aber auch das haben sie nicht gelernt.
Ich lade euch ein, mal in unsere Gegend zu kommen, einen Vormittag zu nehmen und eine Tageskarte zu kaufen, um in der Zeit, in der Kinder zur Schule gehen oder von der Schule kommen, mit der S-Bahn zu fahren. Ihr werdet merken, was sie alles nicht mehr von ihren Familien mitbekommen, wenn man mit Lehrern in der Grundschule spricht.
Paulus sagt, das ist ein Problem in der Gesellschaft: Das, was die Familie vermitteln sollte, wird nicht mehr vermittelt. Und das prägt die gesellschaftliche Entwicklung.
Paulus hat nicht heute in Deutschland gelebt, sondern im ersten Jahrhundert in griechischen und römischen Städten. Und er macht dieselbe Beobachtung, in welche Richtung sich die Gesellschaft entwickelt. Und das ist wirklich spannend.
Er sagt, es wird schlimmer. In den letzten Tagen werden schwierige Zeiten kommen, und diese Tendenz wird sich verschärfen.
In der Mitte seiner Aufzählung steht ein Wort, das in meiner Übersetzung harmlos mit „Verleumder“ wiedergegeben wird. Es unterbricht die ganzen Unwörter, die im Griechischen mit „a-“ beginnen. Dieses Wort ist „Diabolos“. Das Wort habt ihr sicher schon einmal gehört.
Ich glaube nicht, dass Paulus es aus Versehen in die Mitte seiner Aufzählung gesetzt hat. Er sagt, diese Tendenz wird von jemandem gesteuert, der ein Interesse daran hat, dass diese Entwicklung eintritt und dass Gemeinden zerstört werden und die Autorität des Wortes Gottes in Frage gestellt wird.
Da steht jemand dahinter.
Paulus verwendet dieses Wort kurz zuvor schon, wenn er sagt, es gibt Leute, die du retten kannst aus den Fallstricken des Teufels, und dort steht ebenfalls „Diabolos“. Und dann taucht dieses Wort plötzlich wieder in dieser Aufzählung auf.
Er sagt, das sind Menschen, die letzten Endes das Werk des Teufels tun – wahrscheinlich unbewusst. Aber sie bringen die Tendenzen in die Gemeinde, die der Teufel sich wünscht und die seinen Zielen entsprechen.
Das ist spannend.
Diese Menschen üben schädliche Einflüsse auf die Gemeinde aus, Timotheus, und damit musst du rechnen. Sie sind geprägt und geschädigt von gesellschaftlichen Entwicklungen und versuchen vieles davon in die Gemeinde hineinzutragen. Sie sind beeinflusst vom Teufel.
Das ist die Situation, Timotheus. Und diese Situation wird sich nicht verbessern, sondern verschlechtern. Damit musst du rechnen.
Das ist deine Herausforderung, die Herausforderung für die Zukunft, aber auch die Herausforderung, mit der du heute schon konfrontiert bist – in der speziellen Situation, in der du dich befindest.
Vorgehensweise der Gegner und Grenzen der Gemeindearbeit
Und jetzt sind wir eigentlich in Kapitel 3, Vers 6, wo er sagt, dass es Menschen gibt, die sich in die Häuser einschleichen. Er beschreibt, wie diese Menschen vorgehen. Ganz oft agieren sie nicht offen, zumindest nicht direkt in den Gemeinden. Vielleicht sind sie in Internetforen aktiv, aber sie gehen nicht offen in die Gemeinden, um dort Aufruhr zu stiften.
Wie gehen diese Menschen vor, Timotheus, in deiner Situation in Ephesus? Sie schleichen sich in die Häuser und versuchen, dort privat Menschen zu erreichen. Sie suchen sich Leute aus, von denen sie denken, dass sie gute Opfer für ihre Thesen, ihre Tendenzen oder ihre Befreiungsbotschaft sind.
Und was machst du jetzt? Als Verantwortlicher musst du damit rechnen, dass nicht diejenigen, die schlechten Einfluss in die Gemeinde bringen wollen, offen auftreten und du ihnen direkt Widerstand leisten kannst. Paulus sagt, solche Leute schleichen sich in die Häuser ein. Sie sind plötzlich in einem Hauskreis, wo du gerade nicht bist. Du kannst nicht überall gleichzeitig sein. Sie sind in Familien, im persönlichen Umfeld der Menschen, wo du keine Polizisten vor die Haustür stellen kannst.
Und was würde dir das heute in deinem Zeitalter nützen, im Internet, wo die Leute in die Häuser kommen, ohne durch die Tür gehen zu müssen?
Das, was Paulus sagt, ist: Timotheus, Kopf hoch, es wird noch schlimmer. Es gibt Dinge, die du nicht bremsen kannst. Du wirst die Häuser und die Familien nicht kontrollieren können.
Was sind die typischen Opfer? Ich möchte das mit einem Bild aus meiner Übersetzung verdeutlichen: „Die Weibleiden gefangen nehmen.“ Das ist, glaube ich, nicht gegen Frauen gerichtet, sondern ein Bild für einen bestimmten Typ Menschen. Das können Männer oder Frauen sein, die sehr wenig eigene Stabilität haben und sich leicht beeinflussen lassen.
Paulus sagt, das sind die typischen Opfer: Menschen, die sich leicht beeinflussen lassen und die du schnell überzeugen kannst, wenn du mit ihnen sprichst. Aber das hält nicht lange. Wenn sie zwei Tage später mit Philetus sprechen, ist alles, was du ihnen beigebracht hast, vergessen.
Paulus wirkt dabei ein wenig resigniert. Er schreibt von Menschen, die mit Sünden beladen sind und von mancherlei Begierden getrieben werden. Sie haben kaum Abwehrkraft gegen Sünde, sind moralisch instabil und in ihrer Persönlichkeit schwach. Was willst du da machen?
Dann erwähnt er Menschen, die immer lernen, aber niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können. Du kannst mit ihnen reden, wie ich es gerade beschrieben habe, und hast den Eindruck, es ist angekommen. Doch eine Woche später triffst du sie wieder, und es scheint, als hätte das Gespräch nie stattgefunden.
Paulus sagt, es gibt solche Leute. Und Timotheus, du kannst nichts daran ändern. Sie können nicht weiterkommen. Du kannst versuchen, ihnen einen möglichst geschützten Rahmen zu geben, aber ihre Persönlichkeit wirst du nicht verändern können.
Ich glaube, das ist die Botschaft, die Paulus hier an Timotheus richtet. Er wird ihm sagen: Timotheus, ich habe dir viel gesagt, was du tun und was du nicht tun sollst, wann du sanft und wann du hart sein sollst. Aber ich möchte dir eines sagen: Du wirst nie alles im Griff haben.
Wenn du dich davon fertig machen lässt, dass du nicht alles im Griff hast, dann hast du ein Problem. Denn du wirst nie alles in deiner Gemeinde kontrollieren können.
Darum mache ich den Satz: Kopf hoch, es wird noch schlimmer. Das heißt für mich: Du musst nicht wegen allem ein schlechtes Gewissen haben, was nicht richtig läuft. Manche Dinge kannst du nicht in den Griff bekommen. Niemand kann alle diese Dinge kontrollieren.
Du kannst die Häuser nicht bewachen. Du kannst manche Menschen mit einer sehr labilen Persönlichkeit nicht dauerhaft beeinflussen. Du kannst versuchen, ihnen einen geschützten Rahmen zu bieten, aber das hat Grenzen.
Timotheus, lass dich davon nicht fertig machen. Es gibt Grenzen für deine Möglichkeiten. Du hast eine große Verantwortung, aber es gibt Grenzen, und damit musst du leben. Du kannst nicht jeden bremsen und nicht jeden schützen. Und es ist nicht immer dein Versagen.
Das ist die Botschaft dieser neun Verse. Fast neun. Paulus schreibt: „Aber sie werden nicht weiter fortschreiten, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, so wie auch der von jenen, also diesen ägyptischen Zauberern, es wurde.“
Er sagt, Timotheus, manchmal ist die einzige Hoffnung, dass das, was diese Leute tun, so unlogisch und so dumm ist, dass es irgendwann alle merken. Manchmal bleibt dir nichts anderes übrig, als abzuwarten. Dass es einfach sichtbar wird, dass dieser Trend vorbei ist und dieser Unsinn nicht weiter verfolgt wird.
Manchmal hast du keine andere Chance, als zu warten. Aber die Hoffnung ist, dass sich das Warten lohnt und dass Gott den Unverstand solcher Leute, die solche Dinge in die Gemeinde bringen, für alle offenbar macht – ohne dass du es vorher tun konntest.
Das ist eine ermutigende Botschaft. Für jemanden, der verzweifelt ist, weil er nicht jedem helfen und nicht jeden bewahren konnte, kann das eine große Ermutigung sein.
Ermutigung und Ausblick für den Glaubensweg
Und dann wendet sich der zweite Timotheusbrief wieder. Paulus beginnt seinen nächsten Abschnitt mit diesen berühmten Worten: Die Gesellschaft entwickelt sich immer mehr in diese Richtung – weg von Gott, weg von vernünftigen Maßstäben, weg von familiären Strukturen, weg von allen Werten, die uns wertvoll sind und die auch manchen Menschen in der Gesellschaft eigentlich wertvoll sind. Es geht immer weiter weg davon.
Du aber! Das sind die Schlüsselwörter für den Rest des Briefes.
In Kapitel 3, Vers 10 heißt es: „Du aber!“
Ebenso in Kapitel 3, Vers 14: „Du aber!“
Und in Kapitel 4, Vers 5: „Du aber!“
Paulus sagt zu Timotheus: Auch wenn du nicht alles im Griff hast, du selbst – achte auf dich selbst! Du aber sollst dastehen wie ein Fels gegen den Sog der Ebbe.
Du hast sicher schon einmal gesehen, wie es am Meer bei Ebbe ist: Jede Welle wird schmaler, es gibt immer wieder einen Sog, der nach jeder Welle zurückgeht. Und da steht ein Fels, der einfach da bleibt, fest inmitten des Sandes.
„Du aber, Timotheus, sollst ein Fels sein im Sog der Ebbe.“
Aber das ist das Thema vom nächsten Mal.