Schwierige Anfänge und göttliche Berufung
Es fällt immer schwer, beim Zweiten Mosebuch etwas auszulassen. Man möchte am liebsten direkt dort weitermachen, wo Sie heute Morgen aufgehört haben.
Ich wollte den Schwerpunkt jetzt aber auf Zweiter Mose 5, Vers 20 bis Kapitel 6, Vers 2 oder 3 legen. Dort begegnet uns eine ganz merkwürdige Sache, die Sie sicher auch in Ihrem Leben oft erlebt haben: Gott zerbricht seine besten Leute. Sie haben richtig gehört – er zerbricht seine besten Leute, um sie tauglich zu machen für den Dienst.
Schauen wir uns 2. Mose 5,20 an. Dazwischen liegt eine wichtige Geschichte: Mose hat sich gewunden, wie Sie heute Morgen gehört haben. Er wollte nicht zum Pharao gehen. Er sagte, er könne das nicht, und seine Gaben seien dafür nicht geeignet. Doch Gott nötigt ihn, sagt: „Geh, du musst gehen, ich rufe dich.“ Mose kann dem nicht ausweichen.
Dann geht Mose mit seinem Bruder Aaron zum Pharao, und das Unternehmen scheitert. Sie haben Misserfolg. Da fragt man sich: Herr, wie kannst du mit deinen Leuten eigentlich so umgehen? Diese Frage stellen wir uns heute ständig, vor allem angesichts von Katastrophen wie Tsunamis und anderen schweren Ereignissen.
Wir haben dabei oft vergessen, dass Gott auf eine fremde Weise mit uns umgehen kann. Es ist wichtig, genau hinzuhören, warum Gott das so tut. Er tut es, weil er seine Leute zerbrechen kann – um sie zu stärken und für seinen Dienst vorzubereiten.
Die Reaktion des Volkes und Mose' Zweifel
Und als sie vom Pharao nach dieser missglückten Mission weggingen, waren es zunächst die Aufseher der Israeliten, die neue Befehle erhalten hatten. Sie sollten nun selbst das Häckselzeug beschaffen und die doppelte Frohnarbeit leisten.
Diese Aufseher begegneten Mose und Aaron, die dort standen und auf sie warteten. Mose und Aaron hatten zuvor ihre gescheiterte Mission hinter sich und sprachen zu ihnen: „Der Herr richte seine Augen wieder auf euch! Die Strafe ist, dass ihr uns in Verruf gebracht habt vor dem Pharao.“
Die Ältesten von Israel warfen Mose und Aaron vor: „Ihr habt uns vor dem Pharao und seinen Großen in Verruf gebracht und ihnen so das Schwert in die Hand gegeben, um uns zu töten. Was ihr gemacht habt, hat genau das Gegenteil bewirkt. Euer Besuch beim Pharao hat dazu geführt, dass wir jetzt umgebracht werden.“
Mose aber kam wieder zum Herrn und sprach: „Herr, warum tust du deinem Volk so übel? Warum hast du mich hergesandt?“ Er wollte ja eigentlich gar nicht gehen. „Herr, warum hast du dann mit mir angefangen? Du hast doch gewusst, dass es nicht gelingen kann. Seitdem ich zum Pharao gegangen bin, um in deinem Namen mit ihm zu reden, hat er das Volk noch härter geplagt, und du hast dein Volk nicht errettet.“
Da sprach der Herr zu Mose: „Nun sollst du sehen, was ich dem Pharao antun werde. Durch eine starke Hand gezwungen muss er sie ziehen lassen. Ja, er wird sie durch eine starke Hand gezwungen aus seinem Land treiben.“
Gottes Offenbarung und die wahre Natur Moses
Und Gott redete mit Mose und sprach zu ihm: Ich bin der Herr. Ich bin Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott erschienen, aber mit meinem Namen Herr habe ich mich ihnen nicht offenbart.
Haben Sie einmal in Rom diese herrliche Darstellung von Mose gesehen? In San Pietro in Vincoli hat Michelangelo eine wunderbare Darstellung von Mose geschaffen. Nicht eine Falte im Gesicht – ein athletisch schöner Mensch. Michelangelo, der Künstler der Renaissance, hat es geschafft, alle Träume von einem schönen Menschen in diesem Mose darzustellen.
Für uns ist Mose ja auch so ein ganz großer Reichsgott, ein toller Mann. Aber falscher hätte man ihn nicht darstellen können, als Michelangelo es getan hat. Kunstwerk hin, Kunstwerk her: Mose war ein ganz verzagter, zerbrochener Mann, wie übrigens alle Leute, die Gott segnen konnte. Sie haben das vorher erwähnt mit den Lebenskrisen.
Es ist erstaunlich, wenn man da einmal auf die Spur geht: Warum konnte ein Bodelschwing gebrochen werden? Weil Gott sein Leben zerbrochen hat. Als er auf der Bank saß und vor den Gräbern stand, sah er vier Kinder. Das Haus war leer – in 14 Tagen, über Weihnachten, wurden alle vier Kinder weggenommen.
Und er sagt später: Da hat Gott mich zubereitet für die Aufgabe, die in Bethel auf mich wartete. Ob Sie Calvin sehen oder die großen Missionsleute – und ich bitte Sie immer wieder, dass Sie einfach offen sind dafür und hinhören.
Wenn Sie andere Christen treffen, wagen viele es gar nicht zu sagen. Ich habe es oft aus dem Mund von Missionaren gehört: Die Gemeinde erwartet von mir immer Erfolgsberichte. Nein, ihr müsst von eurem Misserfolg erzählen. Da muss die Gemeinde das mittragen – von eurem Scheitern, von euren verschlossenen Türen, von eurer Mutlosigkeit, von eurer Depression.
Die Realität von Schwäche und Scheitern im Glaubensleben
Wissen Sie, dass die Gemeinde Jesu nicht nur eine triumphierende Schar ist? In der Bibel lesen wir, dass der Apostel Paulus, obwohl die Bibel ein nüchternes Buch ist, verzweifelt war. Er lebte in der Provinz Asien und hatte schon den Gedanken, dass alles vorbei sei, ja, dass er sterben müsste. Solche Erfahrungen gibt es auch in der Gemeinde Jesu.
Wie schwer war es für Paulus, als er den Trophimus krank in Milet zurücklassen musste? Konnte Paulus nicht beten? Hat er ihm nicht die Hände aufgelegt? Er sagt, dass er es getan hat – auch im Blick auf seine eigenen Leiden. Warum hat er dann nicht zehnmal gebetet? Paulus antwortet, er habe dreimal gebetet und dann erkannt, dass dies der Weg des Herrn für ihn ist.
Nun wenden wir uns Mose zu. In seinem Leben gab es etwas, das Michelangelo in seiner herrlichen Plastik aus Marmor darstellen wollte. Mose war adoptiert von der Tochter des Pharaos. Eine größere Karriere konnte man sich kaum vorstellen. Wenn man darüber nachdenkt, was Mose alles geleistet hat: Er war an den Universitäten geschult und kannte den Geist Ägyptens in all seinen Facetten.
Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal eine Ägyptenreise gemacht haben. Normalerweise beeindruckt es uns heute, wenn wir die tollen Lichtpräsentationen an den Pyramiden von Gizeh sehen, die meist im Dunkeln stattfinden. Die Ägypter waren Meister darin, Tempel in Karnak und Luxor mit solchen Inszenierungen zu versehen. Das hatte fast etwas Esoterisches. Die Ägypter empfanden die Macht des Todes sehr stark.
Dort entstand eine Sehnsucht: Wie kann man zu Gott vordringen und aus dieser Welt entkommen? Diese Sehnsucht wird verständlich, wenn man sieht, wie Gott sein Volk aus der trostlosen Hoffnungslosigkeit Ägyptens herausgerufen hat. Wenn man sich vorstellt, dass für ein paar Pharaonen diese riesigen Pyramiden gebaut wurden – das waren ja nur Grabstätten! Was für ein Unsinn! So ein teures Grab aus riesigen Steinen mit Schatzkammern und allem drum und dran.
Der Mensch hatte keine Zukunft. Bei den Pharaonen hoffte man, dass sie vielleicht auf einem Boden hinübergehen könnten in ein anderes Reich jenseits der Finsternis. Doch ständig herrschte die Angst vor dämonischen Mächten, die sie umgaben. Und genau dort war Mose aufgewachsen.
Er war gebildet, wir wissen nicht genau, was er studiert hat, wahrscheinlich Medizin und Jura. Er hatte Einfluss und beherrschte die Diplomatensprache – das war wichtig. Wenn man sich vorstellt, dass die Israeliten einen Führer brauchten, war Mose der begabteste unter ihnen. Doch Gott konnte all die Gaben Ägyptens nicht gebrauchen.
Gottes Weg der Schwächung und Abhängigkeit
Wir denken manchmal, wenn wir vor dem Spiegel stehen, dass Gott uns berufen hat und wir es schaffen können. Wie oft erleben wir, dass junge Leute sagen: „Ich kann so gut reden, ich möchte jetzt auf die Kanzel.“ Das ist ein großes Problem. Oder sie sagen: „Ich bin so charmant“ oder „Ich bin so gut.“
Mose hatte alle Gaben, und doch konnte Gott ihn nicht gebrauchen. Beim Dornbusch hat Gott ihm alle Sicherheit genommen, alle irdische Sicherheit. Warum ist Gott so brutal? Weil er ganz deutlich machen will, dass er sein Volk nicht durch menschliche Taten befreit, sondern dass es ausschließlich Gottes eigenes Wunder ist. Das sollte man richtig verstehen: Es heißt nicht, dass wir keine Wunder erleben, aber Gott will nicht, dass seine Wunder mit unserer eigenen Einbildung oder unserem Stolz vermischt werden.
Vielleicht steckt heute in der ganzen Diskussion um Gaben auch oft der Gedanke, dass wir meinen, wir schaffen das schon allein. Dann sind wir überrascht, wenn Gott uns Wege führt, auf denen er Stück für Stück unsere Sicherheit wegnimmt und wir scheitern.
Ich erzähle gern die Geschichte, wie ich als junger Pfarrer im Schwarzwald war. Mit 22 Jahren hatte ich mein Studium an der Universität abgeschlossen und begann früh im Schwarzwald. Ich dachte, vielleicht werde ich Jugendpfarrer in Stuttgart – so denkt man als junger Mensch natürlich. Doch alles entwickelte sich sehr kompliziert. Irgendwo im Schwarzwald, in einer Gemeinde mit Heimatvertriebenen, war ich der erste Pastor und begann dort. Ich dachte: „Jetzt legen wir richtig los, machen Jugendarbeit, stellen ein Programm auf und organisieren alles.“
Nach ein paar Wochen schaltete ich das Licht an und wartete, aber es kam niemand mehr. So etwas hatte ich in Stuttgart nie erlebt. Das war mein Start. Ich dachte, die jungen Leute hätten einen Energieschub bekommen und ich würde das gut machen. Es gab kein Fußballspiel im Fernsehen, das die Jugendlichen hätte abhalten können. Nein, es hat sie einfach nicht interessiert, obwohl das Programm gut war.
Ich ging damals nach Hause, hatte einen freien Abend und las in der Bibel. Dabei stieß ich auf das Wort im Jesaja, dass Gott unser Feind werden kann und wieder sein Volk streiten lässt. Da merkte ich: Herr, da war viel falsch an meiner Einstellung.
Später erlebten wir an diesem Ort, dass wir mit zweihundert jungen Leuten eine Bezirksbibelstunde hatten – weil Gott es getan hat. Weil Gott es gemacht hat. Manchmal ist es so wichtig, dass Gott es aus unserer Hand nimmt und seine Leute führt.
Mose sagt ja nicht: „Herr, ich habe doch alle Gaben, die du mir in Ägypten gegeben hast.“ Nein, er steht da und sagt: „Ich kann gar nicht reden.“ Deshalb stellt Gott ihm Aaron zur Seite. Gott sagt: „Vergiss nicht, dass ich derjenige bin, der alles tut, der redet und wirkt.“
Es ist in der Geschichte des Reiches Gottes immer wieder interessant, dass Gott durch ganz schwache Menschen große Wirkungen erzielt hat. All das wird erzählt, damit wir mehr auf den lebendigen Gott blicken und ganz anders mit ihm rechnen.
Die Kraft Gottes in menschlicher Schwäche
Er, der mich berufen hat, muss es doch wissen. Deshalb geht es bei Lebenskrisen nicht nur darum, dass es in unserem Leben manchmal Enttäuschungen gibt.
Warum hat Gott in unserem württembergischen Land die größten Wirkungen der letzten zweihundert Jahre durch einen Mann bewirkt, der so krank und schwach war, dass er nur hundert Predigten halten konnte und dann starb? Dieser Mann war Ludwig Hofacker. Er hatte eine Stimme, die man kaum verstehen konnte, und sprach nur das übliche Honoratiorenschwäbisch. Weiter kam er nicht. Aber er brannte dafür, von Jesus zu reden und davon, dass wir verlorene Menschen ohne Jesus sind. Damit hat er unser Land bis in unsere Tage hinein bewegt.
Es hat Gott gefallen, es so zu tun. Als damals sein Studienfreund Albert Natsch ihm einen Krankenbesuch machen wollte, konnte Ludwig Hofacker gar nicht predigen, weil er so schwach im Krankenlager lag. Albert Knapp, der damals noch weit weg von Jesus war, brachte ihm ein Büchlein von Jean Paul, dem großen Literaten, mit. Hofacker sagte nur: „Das hilft mir doch nichts, ich bin ein verlorener armer Mensch. Wir brauchen einen Heiland, Albert, der uns herauszieht!“
Ein paar Monate später fand Albert Knapp beim Hören einer Passionspredigt von Ludwig Hofacker zum Glauben und übergab sein Leben Jesus.
Eines wünsche ich mir vor allem: dass wir, wie es in dem herrlichen Lied gedichtet ist, auf den gekreuzigten Jesus blicken und unser Heil in ihm suchen.
Noch einmal: Es geht nicht um unsere Kraft, unser Vermögen oder unser Können. Nicht, dass Gott unsere Gaben nicht achtet – er will ja noch viel mehr durch uns tun. Wir sollen unseren Blick immer auf Jesus fixieren. Das können Sie durch die ganze Bibel hindurch verfolgen. Wie der Apostel Paulus im Philipperbrief sagt: „Was hinter mir liegt, achte ich alles für Dreck. Ich will nur umso mehr die Kraft des auferstandenen Jesus entdecken“ (Philipper 3).
Darum sind wir überzeugt, dass Gott noch viel vorhat, dass er uns gebraucht und durch unser Leben wunderbare Dinge wirken will. Gerade weil es nicht durch unser Können und Machen geht, sondern weil er der Herr ist, der ruft und alles in seiner Hand hält.
Berufung und Gabe im Dienst Gottes
Was war denn das Entscheidende bei Mose? Das, was Sie in den letzten beiden Bibelarbeiten behandelt haben: Er war ein Gesandter und Berufener. Das ist das Entscheidende.
Wenn Gott uns in seinen Dienst nimmt, gibt er uns auch die Gaben dazu. Es ist interessant, dass viele Menschen die Gaben nicht hatten, bevor Gott sie berufen hatte. Aber sobald Gott sie berufen hatte, gab er ihnen die Gaben für ihren Dienst.
Das können Sie sehr oft erleben, auch in den Gemeinden, aus denen Sie kommen. Ob es die Jugendarbeit ist, die Gabe des Erzählens im Kindergottesdienst oder das persönliche Zeugnis – wenn ein Mensch den Ruf Gottes hört, erlebt er, wie der lebendige Gott ihn mächtig macht. Er befähigt ihn und ruft ihn in den Dienst, weil Gott mächtig ist.
Er sagt: „Ich will das in deinem Leben tun, ich will das tun.“ Das hat Mose begriffen. Das wird in Kapitel 4 und Kapitel 5 erzählt. Schließlich geht Mose mit Aaron zum Pharao im Glaubensgehorsam. Zuvor hatte er gesagt, dass es nichts bringen wird. Doch nun geht er gehorsam hin und sagt: „Gut, ich will mich wie ein blinder Gaul führen lassen, wenn es von Gott kommt. Wenn Gott will, dann mache ich es. Auf sein Gebot werfe ich Schnitz aus. Jetzt mache ich es einfach.“
Und dann misslingt alles noch am selben Abend. Hätten Sie das durchgestanden? Ich glaube, viele hätten gesagt: „Jetzt gebe ich auf, jetzt mache ich nicht mehr weiter.“
Und nun erinnern Sie sich vielleicht – und ich hoffe, dass es bei Ihnen ankommt – an einen Brief, den wir vor ein paar Jahren oder neulich hatten. Ein Mitarbeiter, der auch schon in der Krise war, schrieb: „Ich kann einfach nicht mehr, ich steige aus der Arbeit aus.“ Ich erinnere mich an diesen Mitarbeiter, der auch Pilot bei der Missionsflugvereinigung war. Er berichtete von lauter Schwierigkeiten und Hindernissen. Er sagte: „Ich kann nicht mehr, ich bin ein Versager, es kommt nichts heraus, alles ist umsonst und vergeblich.“
Das ist ein ganz typisches, normales Erleben im Reich Gottes bei denen, die sich von Gott führen lassen und in seinem Dienst stehen.
Die Herausforderung des Pharaos und das verhärtete Herz
Und er geht also dorthin, und tatsächlich passiert dieses Übel: Der Pharao fragt natürlich: Wer bist du? Und vor allem: Wer ist der Herr, in dessen Namen du redest?
Der Ägypter sagt: Wir haben doch all unsere Götter. Schau dir unsere Tempel an! Was soll das für ein Gott sein? Was soll er sagen? Wie soll Gott einem gottlosen Menschen etwas demonstrieren oder zeigen können? Du musst daran glauben – es ist eine völlig verzweifelte Lage.
Der Pharao hört nicht. Das wird uns die ganze Zeit beschäftigen: Was ist das mit dem verhärteten Herzen? Manche haben ja abenteuerliche Vorstellungen, als ob Gott Leute in die Hölle führen würde. Das ist Unsinn.
Es gibt nur Folgendes: Gott kann bei Menschen, die seinen Ruf nicht hören, auch schweigen. Er kann sie in ihren eigenen Herzensgedanken schmoren lassen. Das war das Furchtbare, als sich das Herz des Pharao verhärtete.
Wenn ein Mensch das Angebot Gottes und das Rufen Gottes überhört, dann ruft Gott nicht mehr. Noch soll ich endlich hören? Das ist furchtbar. Herr, vielen Dank, dass du bei mir Geduld hattest und mir so lange nachgegangen bist.
Es ist furchtbar, wenn Gott wirklich sagt: Jetzt lasse ich dich. So gab er den Pharao dahin. Das ist es, was Gott tun kann.
Er kann nicht mehr auf Mose hören. Für den Pharao war das eben so: Da kommt einer daher aus der Wüste, und was will dieser Mose? Er nimmt ihn nicht ernst und sagt: Die Israeliten sind ja bloß übermütig.
Selbst die Wunder, die Mose später vor dem Pharao tut, haben den Pharao nicht überzeugt. Denn die Zauberpriester haben genau dasselbe gemacht.
Das ist das Tragische bei dem, der das Wort Gottes verwirft: Er kann auch die Zeichen Gottes nicht verstehen.
Die Anfechtung durch das eigene Volk
Und jetzt ist die allerschlimmste Situation entstanden. Mose und Aaron stehen da, die Führer der Israeliten empfangen ihre neuen Stückzahlen, was sie produzieren sollen – diese Befehle der Unterdrückung vom Pharao. Die Ältesten, also die Brüder von Mose aus Israel, sagen zu Mose: „Wärt ihr doch nicht zum Pharao gegangen!“
Das ist jetzt natürlich noch das Allergrässlichste, dass die eigenen Brüder sagen: „Ihr könnt es eben nicht.“ Mose antwortet: „Ich habe es doch gar nicht gewollt. Ich habe es doch Gott schon immer gesagt. Gott hat mich doch in diese verrückte Situation hineingenötigt. Ich will doch gar nicht. Warum muss ich etwas tun, was ich noch nie wollte?“ Und dann sagen sie noch: „Du bist eben ein Versager, lass doch, du kannst eben nicht.“
In dieser trostlosen Verzweiflung steht nun Mose da. Vers 21 sagt: „Der Herr richte seine Augen wieder auf euch, der Herr, sage ich, möge dich strafen, dass ihr uns in Verruf gebracht habt vor dem Pharao. Ihr bringt uns in Lebensgefahr mit eurer ganzen Unternehmung.“ Da sehen sie, dass Mose es doch überhaupt nie gewollt hat. Er hat doch nicht nach diesem Amt getrachtet. Er war doch Viehirte in Midian gewesen, wo Barfusch auf dem Sinai war, und jetzt hat ihn Gott in diese Aufgabe hineingenötigt.
Ja, warum? Warum? Wenn man irgendwo fragen würde: „Warum gehst du denn mit mir so hart um?“ Jetzt müssen Sie verstehen, dass das eine ganz furchtbare Glaubenskrise ist. Aber diese Glaubenskrise muss jeder Christ an sich durchleiden und erleben.
Wenn Gott anfängt, in unserem Leben zu wirken, und Jesus sein Evangelium uns sagt und wir zum ersten Mal anfangen, den Weg mit Jesus in der Nachfolge zu gehen, ist es ja wie in unserem Leben, als ob die Hölle plötzlich losbricht. Da spüren wir erst recht die ganze Macht der Finsternis, wie sie tobt. Dann wollen wir gegen die Sünde kämpfen, die sich regt, unser böses Herz. Und wir merken, jetzt sind wir erst ganz hilflos und kommen gar nicht weiter.
In der Nachfolge merken wir erst, wie schwach wir sind. Wir dachten, das sei alles so leicht, mit Jesus zu leben. Und jetzt merken wir: Halt mal, ich kann ihm ja gar nicht treu sein, ich versage ja und bin ja gar nicht gehorsam.
Vers 23: „Seitdem ich hingegangen bin, zum Pharao mit ihm zu reden, hat das Volk noch härter geplagt.“ Und du hast dein Volk nicht gerettet. Er sagt zu Gott in Vers 22: „Herr, warum tust du so übel an diesem Volk?“ Wir dürfen mit Gott kämpfen und ringen.
Mose weiß, dass Gott einen Heilsplan hat, aber: „Ich verstehe es jetzt nicht mehr. Wie geht das mit deinem großen Heilsplan jetzt weiter? Warum tust du so Schweres?“
Gottes Zuspruch in der Krise
Und dann kommt Kapitel 6, Vers 1, wo der Herr zu Mose sprach. Jetzt ist das Allerwichtigste: In diesen Krisenstunden redet der Herr mit uns, redet der Herr mit uns.
Das Wichtigste, wo wir Klarheit bekommen, ist im Wort Gottes. In der Stille, im Gebet, mit Gott kämpfen – Gebet! Meine Not herausschreien: Herr, ich verstehe dich nicht, warum tust du das so? Und dann hören, was der Herr sagt.
Was sagt der Herr? Nun sollst du sehen, was ich tun werde. Mose, nicht du, ich will es tun, ich will mich verherrlichen. Gott wartet immer nur auf Situationen, in denen unserem Leben der ganze freie Raum gegeben ist, damit er mächtig und wunderbar wirken kann.
Es gibt keine Ausweglosigkeit, es gibt keine Hoffnungslosigkeit – auch wenn Sie heute da sind und sagen: Ich sehe gar nicht mehr weiter, wie es bei mir werden soll. Ich bin total verzweifelt, weiß, was das Problem ist. Es können Eheprobleme sein, Probleme mit den Kindern, Gesundheitsprobleme, menschliche Probleme, streitende Familien und Gemeindeprobleme.
Wenn wir an dem Punkt stehen, an dem Gott sagen kann: Ich will jetzt handeln – das will Gott. Darum hat er uns ja berufen, darum hat er uns ja erwählt. Er will nichts mehr eingemischt haben von unserem Stolz, von unserem Können, von unserer Macht.
Begegnung mit Gott in der Schwäche
In Nairobi, der Hauptstadt von Kenia, gibt es im Stadtteil Karen, wo Karen Blixen gelebt hat und wo der Film „Jenseits von Afrika“ spielt, ein besonderes Lokal. Dieses wurde von einem Deutschen aufgebaut, und wie es bei den Deutschen oft der Fall ist, machen sie das vorzüglich. Es ist eines der besten Restaurants in ganz Nairobi. Dort gehen Diplomaten zum Essen hin, und es ist auch gar nicht sehr teuer. Man bekommt alle möglichen Fleischsorten, von Zebra bis Elefantenfleisch und so weiter – also ein exquisiter Laden.
Unsere Mitarbeiter haben mich dort einmal hingeschleppt und gesagt: „Da sitzen wir noch zusammen, das musst du mal erleben.“ Also waren wir dort. Der Chef kam an unseren Tisch und wir unterhielten uns. Er sagte: „Sie sind aus Stuttgart? Ich muss in drei Wochen auch nach Stuttgart, ich muss mich operieren lassen.“ Ich fragte: „Was haben Sie denn?“ Er antwortete, er habe eine Krebserkrankung am Hals und gehe ins Katharinenhospital in Stuttgart. „Aber das ist für mich kein Problem, ich werde alles meistern.“ Ich fragte: „Sind Sie sich da so sicher?“
Ich freute mich, denn es war ein toller Anlass, ihn in Stuttgart vor der Operation zu besuchen. Er sagte: „Um mich brauchen Sie sich keine Sorgen machen. Ich war im Leben immer ein Gewinner. Ich bin Polospieler, so wie Prinz Philip in England – die reiten auf Pferden und schlagen den Ball. Ich war immer ein Gewinner und werde auch das durchstehen.“
Ich sagte ihm: „Einmal sind Sie der große Verlierer, der alles verloren hat, weil Sie nie begriffen haben, dass nur das zählt, was Sie vor Gott haben. Und an jenem Tag, wenn Sie vor Gott erscheinen, stehen Sie mit leeren Händen da.“
Wir hatten ein wunderbares Gespräch in Katrinusberg. Ich weiß nicht, was aus dem Mann geworden ist. Nach der Operation habe ich ihn noch besucht, ihm Schriften dagelassen und ihm viel Mut gemacht. Ich sagte ihm, das Wunderbarste im Leben sei, wenn man dem lebendigen Gott begegnet und merkt, dass er erst das Leben neu macht.
Ein großer Irrtum, der auch oft in unserem christlichen Denken vorkommt, ist, dass wir uns darauf verlassen, was wir alles selbst schaffen. Das große Wunder ist doch das, was Mose erlebt hat: „Ich bin da.“ Das ist die Stunde der Bekehrung, wo wir Jesus einlassen und sagen: „Jetzt mache ich dir Raum. Jetzt wirke du, Herr. Ich kann es nicht mehr meistern.“
Wie hat es König Hiskia gemacht, als er den Schmähbrief von den Assyrern bekam? Er nahm den Brief, schlug ihn am Tempel auf und sagte: „Daher, jetzt haben wir den Salat, jetzt musst du damit fertig werden.“ Das ist toller Glaube: „Ich kann es nicht mehr, ich schaffe es nicht.“
Auch Ihre Probleme mit Ihren Enkelkindern oder Patenkindern, wenn Sie sagen, sie gehen böse Wege, legen Sie es doch vor den Herrn hin. Der Herr erwartet gar nicht, dass wir alles können. Und es ist auch keine Schande, wenn Sie einen Dienst haben und sagen: „Herr, ich weiß nicht, wie ich da reden soll, und ich weiß nicht, wie ich das machen soll.“
Vor jedem Krankenbesuch im Krankenhaus war ich verzagt und mutlos. Ich sagte: „Ich weiß auch nicht, was ich sagen soll. Herr, gib mir jetzt das richtige Wort. Wir wollen ja nicht labern und ewig Quatsch reden. Herr, du musst jetzt in dem Herzen wirken.“ Gerade in so einem Lokal – es hieß Horseman – in Nairobi, das von so großen Leuten besucht wird, sagte ich: „Herr, du kannst das. Du bist doch der barmherzige Hirte, der ihn erreichen kann. Du kannst dort hinkommen.“
Gottes Macht über die Mächtigen
Ich werde durch eine starke Hand auch diesen Pharao bezwingen. Mich hat immer beeindruckt, wie unser Bischof Feslu Kiwensere in Uganda in der Zeit des schlimmen Diktators Idi Amin wirkte. Amin war ein grausamer, wüster Diktator. Wenn Sie sich erinnern, hat er das Volk ausgesaugt und viele Menschen umgebracht.
Bischof Kiwensere hat immer gesagt: „Ich bete jeden Tag, dass Jesus diesen Mann gewinnt.“ Das ist zwar nicht geschehen, denn Idi Amin war ein fanatischer Muslim. Er starb irgendwo im Exil, vermutlich in Saudi-Arabien oder einem ähnlichen Ort. Aber ich finde es großartig, wenn Christen wissen: Herr, du hast so eine starke Hand, du kannst auch jemanden wie Bin Laden bekehren.
Wir können Gott nicht vorschreiben, was er tun soll, aber es ist schön, wenn wir sagen: Herr, ich traue dir noch Großes zu. Nicht, weil wir es könnten, sondern weil du ein Herr bist, der schon Zeichen gesetzt hat und die Starken zum Raube nimmt. Wir wollen Großes von dir erwarten. Wo du wirkst, da geschieht Großes.
Auch dieser Pharao, der damals der Inbegriff aller Macht der Welt war, muss sich vor dem lebendigen Gott beugen. In 2. Mose 6,2 heißt es: „Und Gott redete mit Mose und sprach: Ich bin der Herr.“ Mir gefällt es immer sehr, dass dieser Ehrentitel im Alten Testament so oft vorkommt. Ich glaube, es sind etwa sechstausendmal, dass Gott sich als der Herr offenbart.
Im Neuen Testament ist der schönste Ehrentitel für Jesus ebenfalls „Herr“. Mose sagt: „Gehe vor mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch!“ Die ganze Offenbarung der Macht Gottes zeigt sich in Jesus, so wie schon im Alten Bund. Jesus ist der Sohn Gottes.
Die ganze Ohnmacht in unseren Kirchen kommt daher, dass dieses Zeugnis von Jesus oft eingeschränkt wird durch allerlei Zweifel. Ob es die Osterzweifel sind oder die Leugnung der Göttlichkeit Jesu – das, was wir verkünden dürfen, ist: Jesus ist der Herr, der die Macht hat im Himmel und auf Erden. An ihn glauben wir, mit ihm rechnen wir.
Wir wissen, dass er uns herrliche Wege führt, auch wenn er nicht das tut, was wir wollen. Auch wenn er uns unbequeme Kreuzeswege führt, sind es dennoch Segenswege. Auch wenn er uns durch ganz schwere Prüfungen führt, sagt er: „Ich bin der Herr.“
Ich bin doch schon dem Abraham erschienen und habe mich ihm offenbart mit dem wunderbaren Gottesnamen El Shaddai. Sie haben doch gerade die Bibel da, schlagen Sie bitte 1. Mose 17 auf. Dort ist es das erste Mal erwähnt. Vers 1: Luther übersetzt es mit „Ich bin der allmächtige Gott.“ Dort steht das Wort El Shaddai, ich bin der El Shaddai.
Was heißt das? Es bedeutet: Ich bin der Gott der Genügsamkeit, wenn man es ganz wörtlich nimmt. Es ist ein geheimnisvolles Wort, aber es ist herrlich. Es sagt: Ich bin der Gott, der dir alles gibt, was genug ist.
Abraham war damals neunundneunzig Jahre alt, und der Sohn war noch nicht geboren. So lange hat er gewartet, und nichts hat sich ereignet. Gott sagt zu Abraham: Ich bin der Gott der Genügsamkeit. Das heißt: Ich bin allmächtig.
Wir philosophieren manchmal über dieses Wort: Ist Gott allmächtig, warum tut er dann nicht alles sofort? Stattdessen sagt das ursprüngliche Wort: Ich bin der Gott der Genügsamkeit. Ich gebe dir, was du brauchst. Du kannst ruhen in meinem Frieden, Abraham.
Und so war es dann auch. Gott hat zur rechten Zeit Erlösung gebracht. Genauso ist es jetzt bei Mose. Gott sagt: Lass doch das, ich schaffe genügend. Ich habe mich dort offenbart als El Shaddai, der Gott der Genügsamkeit.
Übrigens finden wir dieses Wort wieder bei Paulus, gerade in seiner körperlichen Schwäche und Krankheitsnot. Er hat dreimal zum Herrn gefleht, und der Herr hat ihm gesagt: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft vollendet sich in deiner Schwäche“ (2. Korinther 12). Das bedeutet: Lass dir genug sein.
Wie viele Menschen hat das getröstet! Mir spricht das immer sehr zu. Das ist auch in dem Buch über Katharine Booth, die Frau von William Booth, dem Gründer der Heilsarmee, beschrieben.
William Booth war Kaufmannslehrling und brannte für Jesus. Er begann diesen Dienst, aber ihm fehlte immer etwas. Gott beruft auch Menschen, die nicht perfekt angepasst sind – ich sage das ein bisschen derb: Gott beruft auch „Wildsäue“, also Leute von der freien Wildbahn.
William Booth hat oft gelitten, weil er sich schlecht bewegen konnte. Gott hat ihm die wunderbare Katharine gegeben. Sie war eine Frau, die Menschen erreichte, Geld für ihn eintrieb, Vorträge hielt und die Herzen der Menschen gewann. Er war der Feuerkopf, sie die starke Stütze. Es war eine wunderbare Ehe.
Gott hat mit William Booth ein großes Sozialwerk aufgebaut. Übrigens gibt es in der Christenheit kaum eine Organisation, die so wirkt wie die Heilsarmee – bei Prostituierten, Kriminellen, Gefangenen und Obdachlosen.
In dieser Arbeit hat Gott William Booth die Frau genommen, auf die er angewiesen war. Sein Sterben war schwer. William lag auf den Knien und sagte: „Herr, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir.“ Katharine zeigte ihm die Worte an der Wand: „Lass dir an meiner Gnade genügen.“
In der englischen Übersetzung heißt es: „Meine Gnade reicht für dich.“ Gottes Güte ist ausreichend, William, auch wenn die Lücke ein Leben lang schmerzlich bleibt. Gottes Güte vollendet sich in deiner Schwäche. Du wirst in all deinen Engpässen umso mehr die Größe Gottes erfahren.
Das ist ein großer Zuspruch. Nicht, dass Gott die Wunde nicht machen könnte, aber es ist ein Geheimnis seiner Wegführung, wie er sich offenbart.
Nun sagt Gott: Ich habe mich schon bei den Vätern als der Gott der Genügsamkeit offenbart. Ich will mich dir aber noch mehr erweisen. Das ist ein ganz besonderes Stück, noch mehr als der Titel „Herr“.
Was Mose erleben durfte, war für die Israeliten über Jahrhunderte bis zum Kommen Jesu der absolute Erfahrungsbeweis Gottes: Als die Wellen des Meeres sich teilten und sie trockenen Fußes hindurchgingen. So etwas ist unmöglich – aber der Herr hat es getan, um seinem Volk zu zeigen: Ich bin der Herr.
Das wurde nur noch übertroffen durch das Opfer Jesu am Kreuz, wo Gott seine Liebe zu uns bewies, indem er seinen Sohn gab. Das ist der Herr, der für meine Sünde stirbt, der große Herr.
Er will sich an uns offenbaren als der große Herr. Mose durfte das in diesem Augenblick erfahren. Die Ältesten von Israel sagten: „Du bist ein Versager, lass es lieber bleiben, du kannst das nicht.“ Mose zweifelte selbst an sich.
Doch der Herr sagte ihm: „Außer mir ist kein Heiland, und ich bin bei dir.“ Mose durfte wissen: Der Herr gibt alles, was ich brauche. Alles, was jetzt nötig ist, darf ich erleben.
Er muss noch warten, doch wie triumphal hat Gott das in der Wüste bestätigt, als das Volk das goldene Kalb baute, als sie kein Brot hatten und kein Wasser. Der Herr wirkt mächtig.
Hanna sagt in ihrem Lobgesang: „Der Herr hebt den Geringen aus dem Staub und den Armen aus dem Kot, um ihn bei den Edlen zu setzen und ihm den Thron der Ehre zu geben als sein Erbteil.“ So geht der Herr mit uns um.
Du musst wissen: Der Herr hat Großes vor. Leih deinen Wert bei Gott nicht von deinen Erlebnissen ab, sondern wisse: Der Herr hat Großes mit dir vor. Er will dein Leben segnen, dich zu Ehren setzen und mächtig wirken.
Ganz wichtig ist: Auch wenn ich nichts fühle und nichts sehe – denn genau das hat Gott manchmal weggenommen, das Sehen und Fühlen – geht es um das Hören auf sein Wort und das Wissen.
Sie kennen alle die schönen Lebensbeschreibungen, die oben in der Bibliothek stehen. Es ist immer wieder schön, darin zu blättern. Zum Beispiel die Biografie von George Müller in Bristol.
Er war ein großer Glaubensheld, wie man ihn sich kaum größer vorstellen kann. Er betete, und Gott schenkte ihm gewaltige Wunder. Wenn man die Biografie genau liest, findet man einen interessanten Satz: Es war ganz anders als wir denken.
Wir machen oft das gleiche wie Michelangelo mit Mose – wir machen ein tolles Bild von einem Supermenschen. Aber weil er so schwach war, lehnte er sich ganz auf die Hand dessen, der nicht nur in unserer Schwachheit wirkt, sondern seine ganze Kraft in unserer Schwäche vollendet.
Bis zum Ende war das der Triumph Gottes im Leben von George Müller. Er konnte es gar nicht selbst. Deshalb ist es oft ganz normal, dass auch große Gottesboten schwach sind – nervlich, körperlich, in der Kraft.
Gott demonstriert das noch einmal am Beispiel von Ludwig Hofer: Es kommt von mir, und ich tue es. Ich will Ihnen das nur sagen, damit Sie Mut haben und Gott beim Wort nehmen.
Ich habe mir diese Biografie von George Müller einmal im Antiquariat gekauft, weil mein eigenes Exemplar vielleicht verliehen war. Es ist so nett: Da hat jemand namens Gustav 1910 das Buch seinem Bruder Hermann gewidmet.
Es ist interessant, was Gustav ihm in die Widmung schrieb und warum er ihm die Biografie von George Müller schenkte. Er schrieb: „Ich wohne bei denen, die zerbrochen sind.“ Und dann sagte er zu Hermann: „Deshalb lies die Biografie von George Müller.“
Darunter schrieb er: „Meine Kraft wird in der Schwachheit vollendet.“ Dein Gustav.
Dass wir es wieder lernen und verstehen, was bei Mose beschrieben ist, ist doch auch für uns geschrieben. So verstehen wir die Wege Gottes, warum es in unserer Gemeinde manchmal Dunkelheiten und Enttäuschungen gibt.
Der Herr will sich wunderbar erweisen. Im Hebräerbrief heißt es von Mose, dass er sich an den hielt, den er nicht sah, als er das Wort Gottes hatte, und fröhlich seinen Weg weiterging.
Wir sind getrost und zuversichtlich, weil der Herr da ist. Das Größte, was wir über Gott sagen können, ist: Der Herr, der mächtige, wunderbare, herrliche Heiland, der sich an mich gebunden hat, der mich liebt, ruft und in Dienst nimmt.
Darum wird es nicht vergeblich sein, was ich wirke.
Ich möchte noch beten: Lieber Herr, vielen Dank, dass wir vor dir all das offen sagen dürfen – mit Schwachheit, Versagen und Ohnmacht. Erbarme dich, wenn wir manchmal lockere Worte machen, protzen und angeben. Du willst die stolzen Redner nicht.
Du siehst das Elend unseres Herzens und unser Versagen. Aber wir wollen deine Siege erleben, Heilsgeschichte auch in unseren Tagen. Wir wollen erleben, wie du deine Gemeinde baust, wie Menschen zum Glauben kommen und wie du unseren schwachen Dienst gebrauchen willst.
Führe uns heraus aus der Knechtschaft der Sünde. Verändere und erneuere unser Leben. Wir danken dir für diese Tage, die du uns hier unter deinem Wort schenkst.
Wir wollen jetzt auch für Menschen beten, die uns in den Sinn kommen und die in schweren Anfechtungen und Krisen sind. Sei du ganz besonders bei ihnen, rede durch dein Wort zu ihnen und gib uns Geschick, sie in deinem Namen aufzurichten und zu trösten.
Amen.
