Einführung in die Gabe Gottes und ihre Bedeutung
2. Timotheus 1,6-7:
Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, dass du die Gabe Gottes in dir erweckst, die dir durch die Auflegung meiner Hände gegeben wurde. Denn Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Ich habe schon immer Menschen bewundert, die begabt waren – in der Schule, denen das Lernen leichtfiel, die Preise nach Hause brachten oder im Sport Siegerurkunden gewannen. Begabungen sind etwas Wunderbares.
Es kann jedoch merkwürdig sein, wenn man zu einem Menschen sagt: „Du bist begabt.“ Dann wird er plötzlich rot im Gesicht. Oft sagen wir dann: „Du brauchst dich gar nichts darauf einzubilden.“ Denn Begabung bedeutet ja, dass sie nur eine Leihgabe ist. Es ist etwas, das Gott einem anvertraut hat, und kein Verdienst.
Darum gibt es auch nichts, worauf man stolz sein könnte. Leider benutzen manche Menschen ihre Gaben zum Stolz. Das kann aber nicht sein.
Die Herausforderung der Selbsteinschätzung von Gaben
Und immer wieder stellt sich die Frage: Welche Gaben habe ich? Heute ist ein regelrechter Wettlauf um die Gaben entbrannt. Junge Leute machen Gabentests, um ihre Gaben herauszufinden. Manche sind danach ganz verunsichert und sagen: „Ich weiß gar nicht, welche Gaben ich habe.“ Das ist eigentlich komisch und merkwürdig.
Ich finde es etwas unnatürlich, wenn man um seine Gaben so einen Zirkus veranstaltet und sich so sehr bemüht, herauszufinden, was nun die eigenen Gaben sind. Sie werden das kennen. Wir kennen das aus der christlichen Gemeinde. Ich habe immer wieder junge Leute getroffen, die gesagt haben: „Ich bin begabt, auf der Kanzel zu stehen.“ Daraufhin habe ich gesagt: „Fang mal unten in der Küche an, sonst die Teller abwaschen.“ Dann will man deine Begabungen mal testen, ob du auch den Besen in die Hand nehmen kannst.
Mit den Begabungen kann es also auch eine Sache menschlicher Eitelkeit werden.
Gottes Blick auf Begabungen und das Herz
Ich denke an Samuel, als er einen König salben sollte, weil Saul versagt hatte und Gottes Geist von ihm gewichen war. Samuel ging daraufhin in das Haus Isais in Bethlehem.
Als der erste Sohn hereinkam, lachte Samuel und sagte: „Der ist es, ein starker Mann, der richtige König.“ Doch Gott sagte zu ihm: „Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Erscheinung; ich habe ihn verworfen. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an.“
Die Begabungen werden heute auch in der Gemeinde Jesu meiner Meinung nach oft überschätzt, weil man sich zu sehr vom äußeren Augenschein leiten lässt. Es besteht eine große Gefahr, zu sagen: „Der ist dafür begabt.“ Ich bin da nicht immer so sicher.
Ich muss erst noch zeigen, was eigentlich mit den Begabungen gemeint ist, auch in Bezug darauf, wie man sich selbst einschätzt.
Die Gabe des Heiligen Geistes als entscheidende Gabe
Als die zwei Apostel an der Schönen Pforte des Tempels den Lahmen geheilt haben, kennen Sie doch die Geschichte: Dort lag ein Bruder auf dem Boden. Petrus sagte: „Gold und Silber habe ich nicht, aber was ich habe, das gebe ich dir. Im Namen Jesu stehe auf!“ Dann machte er den Lahmen gesund.
Später gab es im Tempel einen großen Auflauf, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben wird. Die Leute waren völlig verwundert, denn sie sahen, dass es einfache und ungelehrte Leute waren, die diese Wunder vollbrachten. Im Reich Gottes ist es merkwürdig, dass der Herr gerade Unbegabte brauchbar macht. Das darf nicht verwischt werden.
Die natürlichen Gaben bleiben dennoch wichtig. Wir bleiben noch einmal bei Samuel stehen, der die ganze Reihe von Königen, angefangen mit Saul, dann Isaias, vormarschieren lässt. Alle hat der Herr verworfen. Am Ende war es der Kleine, den niemand ernst nahm, den Gott aber zum Dienst berufen hatte. Wir sollen nie nach dem Äußeren urteilen.
Es kann auch sein, dass Sie nach Hause gehen und Abschied nehmen oder später erst gehen und denken: „Was soll mein Leben? Ich bin alt, ich bin krank, ich kann nicht mehr wie früher.“ Aber das spielt für den Herrn aller Herren und den König aller Könige keine Rolle. Ihre äußere, körperliche Begabung ist nicht entscheidend.
Wir müssen das immer wieder ganz klar erkennen und auch durchstreichen, dass das nicht der entscheidende Punkt ist.
Gottes Auswahl und das Wesen der Begabungen im Reich Gottes
Paulus schreibt an die Gemeinde von Korinth. Wenn er sie so betrachtet und in seinen Augen Revue passieren lässt, fragt er sich: Was sind das für Leute? Es sind nicht viele Edle. Er sagt sogar, es gäbe keine Edlen, nicht viele Gewaltige und nicht viele einflussreiche Menschen. Stattdessen hat der Herr das gewählt, was töricht ist.
Paulus betont damit, dass der Herr nicht die äußeren Begabungen der Welt meint. Auch wenn wir heute über Begabungen sprechen, müssen wir immer bedenken, dass es im Reich Gottes nicht auf äußerliche Merkmale ankommt.
Im Reich Gottes wird oft gesagt, wer schön oder attraktiv aussieht, wer besonders heraussticht und ins Auge fällt, den sollte man nutzen. Man denkt, solche Menschen kann der Herr sicher für sein Reich gebrauchen. Doch Paulus macht klar: Das ist nicht entscheidend.
Die Gabe des Heiligen Geistes als innere Kraftquelle
Welche Gabe ist hier gemeint? Die Gabe, die in dir ist.
Ist das eine unentdeckte Gabe, eine versteckte Gabe, die erst noch zum Vorschein kommen muss? Es ist ganz simpel: Es ist die Gabe des Heiligen Geistes, die Paulus meint.
Ja, haben sie die Gabe des Heiligen Geistes? Ich will jetzt dem Bruder Schwarzwälder nicht vorgreifen, der nächste Woche über den Heiligen Geist spricht. Aber wenn sie den Heiligen Geist nicht haben, sind sie kein Christ. Wer den Heiligen Geist nicht hat, der ist nicht sein.
Römer 8,15-17: Der Geist Gottes ist das Erste im Christenleben. Sie können nicht Jesus als Herrn anrufen, ohne dass der Geist Gottes ihnen geschenkt ist und dieses Wunder vollbringt, dass sie glauben können. Der Geist Gottes weckt Glauben – das ist ein Wunder. Er hat ja angefangen, in uns zu wirken.
Natürlich dürfen wir noch viel mehr vom Heiligen Geist erbitten. Jesus hat das schöne Bild erzählt von den Kindern, die um Brot betteln. Dann sagt Jesus: Meint ihr, ein irdischer Vater würde einem hungernden Kind einen Skorpion in den Mund stecken oder eine Giftschlange? Das geht doch nicht.
Wie viel mehr wird der Vater im Himmel euch den Heiligen Geist geben, wenn ihr darum bittet? Also ist es zum Heiligen Geist bloß nötig, darum zu bitten – darum zu bitten.
Missverständnisse zur Handauflegung und der Gabe des Heiligen Geistes
Es könnte aus dieser Stelle ein Missverständnis entstehen. Es gibt ja solche Leute, die großen Wert auf die Handauflegung legen. Ich habe nichts dagegen, wenn sie im biblischen Wortsinn handeln und sagen: Im Zweifelsfall mache ich es lieber so.
Aber wir kennen ja auch den Missbrauch in den Traditionskirchen, in den erstarrten Großkirchen, die gerade mit dieser Ämterlehre, der apostolischen Nachfolge und der ununterbrochenen Handauflegung großen Wert legen. Dort darf ein anderer nicht auf die Kanzel, außer der, der die apostolische Sukzession hat – etwa in der anglikanischen oder katholischen Kirche.
Ich glaube nicht, dass die Gabe des Heiligen Geistes zwangsläufig mit der Handauflegung verbunden ist. Das kann so geschehen, wie wir es auch tun, wenn wir Ämter einsetzen. Aber ich bekomme die Gabe durch das Bitten, durch das Ausstrecken nach der Gabe des Heiligen Geistes.
Deshalb ist für Christen das Entscheidende die Gabe des Heiligen Geistes. Konkret gesprochen: Für dich ist das Wichtigste, wenn du nach Hause kommst, dass du in der Fülle des Geistes Gottes heimkehrst. Darum darf man bitten, darum darf man sich ausstrecken. Und das hat der Herr verheißen – er hat es sogar so verheißen.
Die Verheißung des Heiligen Geistes und seine Wirkung
Jetzt müssen wir das noch einmal aus unserem Jesaja-Buch nehmen: „Ich will Wasserströme gießen auf das Durstige.“
Ich will – das ist der Herr – er freut sich, wenn wir ihn darum bitten. Er will seinen Geist geben.
Nun können wir all die Stellen noch einmal anführen, in denen Jesus davon gesprochen hat: „Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke; wer an mich glaubt, von dem werden Ströme des lebendigen Geistes fließen.“ Das sagte Jesus über den Geist, den diejenigen empfangen sollen, die an ihn glauben.
Wieder geht es um den Heiligen Geist. Wir erhalten ihn, indem wir schreien wie die Kinder am Brot schreien: „Vater, ich will deinen Geist!“ Und es wird keine andere Voraussetzung genannt als einfach auszustrecken, zu nehmen und sich beschenken zu lassen.
Dieser Geist Gottes verwandelt uns. Er gibt uns ein neues Herz. In Hesekiel 36 nimmt er das steinerne Herz weg und gibt uns ein fleischernes, empfindsames, fühlsames Herz. Er erinnert uns und macht uns neu.
Mut und Ermutigung für den Dienst trotz eigener Schwächen
Und jetzt sagt Paulus zu dem Jungen Timotheus, der ängstlich war und nicht wusste, wie er die Aufgaben angehen sollte. Es ist auch schwierig, wenn ein erfahrener Mann wie Paulus zurücktritt und der Junge die ganze Verantwortung übernehmen soll. Timotheus fragt sich: Wie soll ich das tun?
Wir irren, wenn wir immer nur an unsere eigenen Begabungen denken. Es gibt viele Beispiele in der Bibel, wie Mose, der gleich sagt: „Ich kann doch nicht reden.“ Zum Glück überlässt Gott ihm diese Sorge.
Wir denken oft nur an unsere irdischen Fähigkeiten. Doch der Herr gibt uns seinen Geist. Wer diese Gabe nicht hat, ist für ihn unbrauchbar. Das ist die allerwichtigste Gabe, die wichtigste Gabe überhaupt – die Gabe seines Heiligen Geistes, die man unbedingt braucht.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes in der Erweckung und im Gemeindeleben
Als die große Erweckung des Pietismus über unser deutsches Land kam, war Philipp Jakob Spener eine zentrale Persönlichkeit. Immer wieder wurde gefragt: Was war das Besondere an Philipp Jakob Spener? Man sagte, er habe die Hausversammlungen begonnen oder betont, dass die Bibel in alle Häuser müsse – also Reformwünsche für die Kirche geäußert.
Ich behaupte jedoch, dass Spener vor allem den entscheidenden Mut hatte, damals zu sagen: Wenn ein Verkündiger des Evangeliums den Heiligen Geist nicht hat, schadet er mehr, als dass er nützt. Er richtet mehr Schaden an. Ohne den Heiligen Geist ist es schädlich.
Spener sagte weiter: Wenn ein Verkündiger ein doppelter Doktormäßig gelehrter, eitler Narr ist, macht er die Gemeinde kaputt. Wir brauchen ganz einfache Leute, die den Heiligen Geist haben.
Der Pietismus öffnete damals die Tür für Menschen, ganz gleich, wer sie waren. Es war nicht wichtig, ob sie studiert hatten oder nicht. Zum Beispiel war Herr Stegen ein Textilarbeiter, und doch wirkte ein Mann wie er, der voll des Heiligen Geistes war, sehr kraftvoll.
Welch ein Werkzeug wurde daraus!
Die zentrale Rolle des Heiligen Geistes im persönlichen Glaubensleben
Ich will Ihnen zusagen: Der Herr möchte seine Gabe in Ihrem Leben wirken lassen. Dabei geht es nicht um unsere äußeren Talente, die wir zeigen, sondern viel wichtiger ist, dass Christus durch seinen Heiligen Geist in unserem Leben wohnt.
Christus soll durch seinen Heiligen Geist in uns leben. Die Gabe, die Gott uns gegeben hat, ist entscheidend. Wenn uns das bewusst ist, ziehen wir reich beschenkt von hier weg. Das gibt uns Mut, auch wenn uns manche äußeren Gaben fehlen.
Diese äußeren Gaben sind nicht wichtig für das Reich Gottes. Es sind nicht viele Edle, nicht viele Gewaltige und nicht viele einflussreiche Leute. Gott hat sogar die Törichten erwählt. Doch er hat seinen Heiligen Geist in diese Gefäße hineingegeben, damit wir für ihn wirken können.
Warnung vor leerer Rede ohne Geist und Ermutigung zum einfachen Zeugnis
John Bunyan, den Sie sicher aus seiner Pilgerreise kennen und der lange Zeit im Gefängnis in Bedford war, hat es auf seine Weise ausgedrückt. Er sagte: Ohne den Heiligen Geist sind viele Predigten schädlicher als Rattengift für den Körper.
Ohne den Heiligen Geist sind viele Predigten schädlicher als Rattengift für den Körper. Heute sind wir manchmal so vorsichtig in unserer Redeweise geworden, doch wir dürfen wieder ganz klar sagen, worauf es ankommt.
Wenn du Kranke besuchst, lass die Gabe Gottes in dir wirken. Gib ein Zeugnis in der Kraft des Heiligen Geistes, schlicht und einfach! Du musst keine äußere Form daraus machen. Mach es auf deine Art, so wie Gott dir ein Wesen gegeben hat: natürlich, echt und schlicht.
Ich habe schon immer zu den Muslimen, denen wir begegnen, gesagt: Erzähle etwas von Jesus, das du erlebt hast, auf eine schlichte Weise. Lass dem Heiligen Geist Raum, damit die Gabe, die in dir ist, wirken kann. Du brauchst dich nicht zu sorgen oder Angst zu haben. Der Geist Gottes wirkt.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes in praktischer Gemeindearbeit
Noch ein Hinweis: In der Apostelgeschichte suchte man gleich zu Beginn Sozialarbeiter, weil es in der Gemeinde einige äußere Notlagen gab. Es wurden Menschen gebraucht, die das Essen verteilen konnten, sozusagen "Essen auf Rädern", die bei der Wohnungsbeschaffung halfen oder bei der Kleiderverteilung.
Warum gerade Sozialarbeit und Wohnungsfürsorge? Die Apostel hätten auch fragen können: Wer hat die Begabung für dieses Amt? Es müssten Leute sein, die gut rechnen können, mit dem Computer umgehen oder die Sozialgesetzgebung kennen.
Damals war jedoch das Entscheidende für diesen äußeren Dienst, dass es Männer voll Heiligen Geistes waren. Männer voll Heiligen Geistes. Auch die ganz äußeren Dienste sind so wichtig.
Ich kann Ihnen sagen: Ein Heim, in dem wir tätig sind, kann nur funktionieren, wenn an allen Stellen, bis hinein in die Küche, Menschen voll Heiligen Geistes sind. Man muss nicht immer gleich Predigten halten, aber alle bringen sich mit Liebe und Hingabe ein und lassen sich vom Geist Gottes, von Christus in uns, steuern.
Das ist auch für uns, die wir zurückkehren, das Allerwichtigste, um mutig und fröhlich unseren Dienst wieder aufzunehmen.
Der Geist Gottes als Quelle von Kraft, Liebe und Besonnenheit
Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben. Dieser Geist kommt aus der Welt. Vielleicht ist es uns sogar angeboren, dass wir ängstlich sind und schnell nervös werden.
Aber Gott hat uns den Geist gegeben, Christus in uns, der kräftig ist, voller Liebe und voller Besonnenheit wirkt. In der Altluther-Übersetzung gibt es verschiedene Varianten für die Begriffe Kraft, Liebe und Zucht. Diese sind mir noch auswendig im Kopf. Ich finde es immer gut, dass man den Heiligen Geist auch mit Zucht in Verbindung bringt.
Manche meinen, das sei zu streng oder bohre zu sehr nach. Doch der Geist Gottes kann das durchaus tun. Normalerweise nimmt der Geist Gottes uns in unserer irdischen Art in Zucht, und gerade dadurch kann er umso stärker wirken.
Ich möchte Ihnen das als Wegweisung mitgeben. All die Worte, die wir aus dem Buch Jesaja gehört haben, fassen das noch einmal zusammen: Gott macht uns Mut, weil er selbst mit uns geht. Er geht mit unbegabten Menschen und macht sie brauchbar.
Beispiele für Gottes Wirken trotz menschlicher Begrenzungen
Jetzt muss man sich das noch einmal ansehen. Ich erzähle ja immer gern Beispiele, um Ihnen bewusst zu machen, dass Gott im Reich Gottes eigentlich die Großen der Welt gebrauchen kann. Bismarck war ja auch ein frommer Mann, der die Losung gelesen hat.
Aber wenn ich so denke an Gladys Aylward, eine unbegabte Frau, die von allen Missionsleitungen abgelehnt wurde. Sie war auch eine ungewöhnliche Frau: 1,45 Meter groß – Entschuldigung, ich möchte doch noch sieben Zentimeter draufgeben – also 1,52 Meter und 45 Kilo schwer. Jeder Missionar hat gesagt: „Liebe Frau, Sie haben weder die Bildung noch die Schulung, Sie sind ungeeignet.“ Und sie ist auf eigene Faust losgezogen.
In China hat sie eine wahnsinnig tolle Missionsarbeit geleistet. Über welche Missionare wurden solche Filme gedreht? Über Gladys Aylward. Wenn ich das höre, von vielen Leuten, die ihr noch in England begegnet sind als alte Frau, haben sie gesagt: „Das war bewundernswert.“
Ein anderes Beispiel ist für mich immer Kenneth Pike. Kenneth Pike war bei der China Inland Mission, heute die Überseeische Missionsgemeinschaft, also bei der Mission von Hudson Taylor, und hat sich beworben. Doch sie haben ihn abgelehnt mit der Begründung, er hätte keine Sprachbegabung und sonst noch einige Mängel an seinen natürlichen Begabungen.
Wissen Sie, was er später gemacht hat mit seiner fehlenden Sprachbegabung? Er hat das Spracheninstitut der Wycliffe begründet und geleitet: Kenneth Pike. Bei der China Inland Mission abgelehnt, weil fehlende Sprachbegabung da war.
Das kann der Geist Gottes machen. Das sind extreme Beispiele. Es muss ja bei Ihnen nicht gleich so ganz extrem werden. Aber der Geist Gottes kann viel bewirken und uns mutig machen, sodass Sie sagen: „Ich will ein Zeuge sein. Ich sehe in meiner Gemeinde die Mängel, da werden keine Hausbesuche gemacht, da sind Leute ohne Trost. Ich will einfach die Lücke füllen.“
Und auf das Vertrauen: Mir ist der Geist Gottes gegeben. Da brauchen Sie auch jetzt nicht nach irgendeiner Sache zu suchen, wie ich das fühle. Das ist ja heute auch schon in Mode: Wie fühle ich, dass ich den Heiligen Geist habe? In der Bibel gibt es kein Kriterium, dass man es selbst fühlen muss. Sondern die Zusage gilt, dass der Herr uns den Geist gibt und dass ich darauf vertrauen darf, dass der Geist Gottes wirkt.
Ich sehe nur die Auswirkung. So hat es ja Jesus auch beim Nikodemus erklärt. Er hört sein Sausen, wohl den Geist Gottes. Das kann man oft nachträglich beobachten: Da war er am Wirken und hat etwas erreicht.
Die Kraft des Heiligen Geistes in der Mission und im Alltag
William Carey, der große Asienmissionar und Begründer der modernen Mission, wurde im achtzehnten Jahrhundert in seiner Baptistenkirche verspottet, als er seine Ideen vortrug. Er sagte, man müsse Weltmission betreiben. Der Leiter des Baptistenkonvents nannte ihn einen unverbesserlichen Enthusiasten und forderte ihn auf, damit aufzuhören. Daher musste Carey eine eigene Organisation gründen, weil die Baptistenkirche, die man als landeskirchliche Gemeinde verstand, seine Vision nicht unterstützte.
In allen Kirchen, selbst in noch so kleinen Gruppen, gibt es menschliche Grenzen. Der Geist Gottes muss uns erst beauftragen und in Kraft setzen, damit wir zum Dienst brauchbar werden.
Ich habe Ihnen anhand von Bildern unseren Hugo Honegger gezeigt, der mit 65 Jahren und an Hautkrebs erkrankt ausgerechnet nach Afrika ging und dort zehn wunderbare Jahre wirkte. Wenn der Geist Gottes Raum bekommt, kann er Wunder wirken – Wunder über Wunder.
Dabei muss ich gar nichts Außergewöhnliches tun. Ich muss nicht wie ein Trapezkünstler auf einem Hochseil Kunststücke vollführen. Der Geist Gottes liebt es auch, in meiner ganz normalen Natur zu wirken.
Die Frucht des Geistes als Kennzeichen eines geisterfüllten Lebens
Warum, was liebt denn der Heilige Geist?
Sie kennen die Skala der fünf, die Paulus noch einmal beschreibt. Der Heilige Geist liebt nicht das Künstliche, sondern die natürliche Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Sanftmut und Keuschheit. Den Glauben haben wir wohl vergessen, richtig? Auch er ist eine Frucht des Geistes Gottes.
An diesen Eigenschaften können wir uns orientieren. Paulus nennt sie die wichtigsten Kennzeichen des Geistes Gottes in uns.
Und dann ist es so schön: Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Jetzt verstehen Sie erst, warum ich sage, dass wir viel zu sehr auf unsere äußeren Begabungen schauen, wenn wir etwas für den Herrn tun sollen. Dabei bedenken wir kaum, dass wir ganz einfach, so wie wir sind, der Herausforderung begegnen dürfen.
Ermutigung zum mutigen Zeugnis trotz persönlicher Grenzen
Als ich einmal in Surinam war, einer ehemals holländischen Kolonie im Norden von Südamerika, befanden wir uns ganz tief im Busch. Dort wurden Buschleute missioniert, was auch eine Arbeit der Brüdergemeinden war, bei denen ich mich aufhielt.
Während meines Aufenthalts veranstalteten sie eine Versammlung, weil ich zugegen war. Einer der Ältesten der Gemeinde forderte einen jungen Buschmann, einen kräftigen Burschen, der nur im Busch aufgewachsen war, auf: „So, jetzt gibst du einmal Zeugnis.“
Der Junge schämte sich und zögerte. Sie wissen ja, wie das ist, wenn man zum ersten Mal Zeugnis von Jesus geben soll. Daraufhin legte der Älteste ihm die Hand auf die Schulter und sagte: „Du kannst das.“
So möchte ich auch jedem von Ihnen sagen: Du kannst das! Der Geist Gottes ist jetzt da, auch in deinen engen Grenzen und deiner körperlichen Beschränktheit will der Herr dich zum Segen einsetzen. Er selbst macht Wohnung in dir.
Das ist der Grund, warum wir keinen Geist der Furcht mehr in unserem Leben Raum geben, sondern von der Kraft, der Liebe Christi und der Besonnenheit getrieben werden. Er will in deinem Leben wunderbar und mächtig wirken, sodass Ströme lebendigen Wassers aus deinem Inneren fließen. Amen!
Schlussgebet um Erfüllung mit dem Heiligen Geist
Wir wollen noch beten, Herr Jesus Christus. Wir sind so dankbar, dass du diese Zusage gibst und keine Leistung von uns forderst. Du gibst deinen Geist, wenn wir uns von dir reinigen lassen.
Du kehrst nur in Herzen ein, die sich nicht nur öffnen, sondern auch durch deine Vergebung gereinigt sind. So wollen wir dich jetzt bitten, dass du uns mit deiner Gegenwart erfüllst, in deiner Nähe bleibst und unseren ganzen Leib benutzt, dir zur Ehre. Wir möchten ein Gefäß werden, das für dich brauchbar ist.
Wir wollen keine großen Dinge, sondern in den täglichen Dingen deine Zeugen sein. Wir wollen deine Wunder erleben und erleben, wie du wirkst.
Wir bitten dich auch, alle Mitarbeiter dieses Hauses und dieses Werkes zu segnen. Möge dieses Werk noch lange vielen Menschen zur Erquickung und zum Heil dienen.
Wir bitten dich außerdem für die nächste Freizeit, dass du mächtig wirkst, besonders wenn über das herrliche Thema deines Heiligen Geistes gesprochen wird.
Nun befehlen wir uns dir an, auch für diesen Tag. Wir freuen uns, dass du mit uns gehst und uns segnest. Amen.
