Persönliche Reflexion über die Bedeutung des Liedes und der Predigt
Persönlich geht es mir so, dass ich, wenn ich einen Liedzettel in der Hand habe und darüber nachdenke, was man so singt, manchmal ein bisschen zusammenzucke. „Deine Stimme zu vernehmen ist die Richtschnur für mein Leben.“
Ich fand es schön, dass ihr das jetzt alle gesungen habt, denn das Thema der heutigen Predigt hat Elizabeth Elliot einmal sehr treffend auf den Punkt gebracht. Sie sagte: Ein Nachfolger des gekreuzigten Christus zu sein bedeutet früher oder später die persönliche Begegnung mit dem Kreuz. Und das Kreuz bedeutet immer Verlust.
Schön, dass ihr das so gesungen habt. Ich lese euch noch einmal vor, was ihr gesungen habt: „Deine Stimme zu vernehmen ist die Richtschnur für mein Leben.“
Also schauen wir uns jetzt einmal diese Richtschnur an. Ich hoffe, dass ihr am Ende der Predigt noch sagen werdet: „Klar, logisch, genau da möchte ich hin.“
Wir schließen heute die Reihe ab. Markus hat es schon gesagt: Die Reihe zu den Seligpreisungen – also zu „Glückfinden – eine Gebrauchsanweisung“ – ist damit vorbei.
Es möge mir keiner mehr begegnen, der sagt: „Ich bin unglücklich.“ Denn von heute an wisst ihr, wie man ein diplomierter Glückspilz nach der Bibel wird.
Das ist jetzt der letzte Schritt, den wir noch betrachten müssen, und...
Der Weg zum Glück: Gott finden und Jünger sein
Wir haben gesagt, dass Glückfinden in der Bibel damit zu tun hat, dass man zuerst einmal Gott finden muss. Nachdem wir Gott gefunden haben, muss man einen Lebensstil finden, der Gott entspricht. Dieser Lebensstil soll dem entsprechen, was es bedeutet, ein Jünger Jesu zu sein.
Der letzte Schritt – wir haben ja die Seligpreisungen durchgegangen, insbesondere die achte Seligpreisung – ist in meinen Augen der schwierigste. Bei vielen Schritten der Seligpreisungen kann man noch ganz locker sagen: „Super, nett, danke.“ Doch heute wird es ein bisschen anders sein.
Deine Stimme zu vernehmen als Richtschnur für mein Leben – das wird nicht ganz so einfach. Möchtest du ein Jünger Jesu sein, dann zieh dich warm an. Denn Jesus hat zum Thema Jüngerschaft gesagt: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein.“
An dieser Stelle ist es gefährlich, wenn man jeden Tag mehrere Seiten in der Bibel liest. Denn eigentlich müsste man an dieser Stelle innehalten, schlucken, noch einmal lesen: „Kann nicht mein Jünger sein.“ Und sich vergegenwärtigen, was für eine Radikalität dahintersteckt.
Die Bedeutung des Kreuzes in der Nachfolge
Das Kreuz ist ein Bild für das Leiden, für Lasten, die Gott uns auflädt, für Schmerzen und für Ausgestoßensein. Jesus sagt, wer nicht sein Kreuz trägt, wer nicht bereit ist, es auf sich zu nehmen, der kann kein Jünger sein.
Ihr müsst euch das einmal bildlich vorstellen: Du wohnst in Jerusalem im ersten Jahrhundert nach Christus. Draußen ist etwas los, wie bei einem Umzug. Du schaust aus dem Fenster und siehst eine gaffende, johlende Menge, die links und rechts von der Straße steht. In der Mitte trägt jemand sein Kreuz.
Du siehst diesen armen Mann und denkst: „Okay, Freund, dich hat es wirklich erwischt.“ Du weißt, dass er eigentlich tot ist, nichts mehr wert, dass er seinen letzten Weg geht und am Ende ist. Dieses makabre Bild nimmt Jesus auf.
Er benutzt ein Wort, das in der römischen Oberschicht nicht einmal ausgesprochen wurde. Jesus sagt: Wenn du nicht bereit bist, so für mich zu leben und diese Last auf dich zu nehmen, dann ist Jüngerschaft für dich kein Thema. An dieser Stelle kannst du nicht mein Jünger sein.
Die Provokation durch das Leben als Jünger
Woran liegt das? Der Punkt ist, dass wir dort, wo wir Jesus nachfolgen, provozieren werden.
Gehen wir einmal die Seligpreisungen durch: Die erste Seligpreisung lautet „Glückselig sind die Armen im Geist“. Dort, wo wir unsere Hilflosigkeit zugeben und das öffentlich machen, provozieren wir diejenigen, die stolz sind und sagen: „Ich brauche Gott nicht.“ Und dann stellst du dich hin und sagst: „Doch, ich brauche ihn.“
Wo wir traurig sind über die Sünden in unserem Leben, provozieren wir die Selbstgerechten oder diejenigen, die ihre eigenen Verletzungen nicht zugeben oder eingestehen wollen. Wenn wir sagen, dass wir sanftmütig sein wollen und dass Gott uns gebrauchen kann, provozieren wir logischerweise die, die hart sind und behaupten: „Ich bin mein eigener Gott, ich mache nur das, was mir gefällt.“
An der Stelle, wo wir sagen: „Wir hungern nach Gerechtigkeit, wir wollen ein anderes Leben haben“, provozieren wir diejenigen, deren Ziele nur im Diesseits liegen. Sie sagen: „Alles, was ich möchte, ist ein bisschen Geld, ein bisschen Macht, ein bisschen Einfluss, einen schönen Urlaub und ein Häuschen. Gerechtigkeit ist ein lächerliches Ideal für Träumer. Wenn du so sein willst, gerne, aber nicht mit mir.“ Und wir stellen uns hin und sagen: „Ich möchte Gerechtigkeit, ich will nicht aufhören zu suchen, bis ich Gottes Gerechtigkeit für mich gefunden habe.“
Wo wir Barmherzigkeit leben, provozieren wir die Ausbeuter und die Grausamen, die immer nur an sich selbst denken. Wenn wir sagen: „Wir wollen ein reines Herz haben, wir wollen wirklich ganz für Gott unterwegs sein“, dann provozieren wir die Heuchler, die Halbherzigen, die Wankelmütigen und die Ungerechten. Du kannst das nicht leben, ohne dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt.
Wenn du ein Friedensstifter sein willst und das Evangelium bringst, provozierst du diejenigen, die den Krieg lieben und sagen: „Ich und Gott, das wird nie was. Lass mich mit deinem Gott in Ruhe.“ Sie wollen es einfach nicht hören.
Und das ist komisch. Aber in einer kranken Welt werden diejenigen, die gesund werden wollen, anecken.
Die Realität von Verfolgung und Verlust
Und deswegen kann Paulus nüchtern feststellen, ziemlich am Ende seines Lebens. Ich denke, er hat viel Erfahrung genau mit diesem Punkt gemacht. Er sagt im zweiten Timotheusbrief: „Alle aber auch, die gottesfürchtig leben wollen, in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“
Im ersten Timotheusbrief, Kapitel 3, Vers 12, heißt es ebenfalls: „Alle aber auch, die gottesfürchtig leben wollen, in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“
Ein Nachfolger des gekreuzigten Christus zu sein bedeutet früher oder später die persönliche Begegnung mit Gott – oder besser gesagt – mit dem Kreuz und damit auch mit Gott. Das Kreuz bedeutet immer Verlust.
Die Tatsache, dass die Guten nicht in Frieden leben dürfen, ist für mich persönlich eines der markantesten Beweise dafür, dass mit dieser Welt ganz grundsätzlich etwas nicht stimmt.
Ich muss immer noch an das Bewerbungsgespräch eines lieben Freundes denken. Er hat sich in diesem Gespräch geoutet und gesagt: „Ja, ich bin Christ.“ Der Chef, der natürlich nicht angelogen werden will, fragt ihn, ob er schon mal gelogen hätte. Darauf antwortet mein Freund: „Nein, will ich nicht, mache ich nicht, ich lüge nicht.“ Natürlich bekommt er die Stelle nicht.
Diese Diskrepanz – ein Chef, der nicht angelogen werden will, nimmt jemanden nicht, der ihm ehrlich sagt: „Hey, ich lüge nicht.“ Da ist doch irgendwas faul.
Ich könnte sehr viele Beispiele bringen, wo ich denke: Wenn heute jemand wirklich lieb sein will, wenn heute jemand es darauf anlegt, Menschen ehrlich lieb zu haben, dann ist er in dieser Welt ein Alien. Und wie man mit Aliens umgeht, das wissen die, die schon ein bisschen älter sind, aus dem Film E.T.
Mit Aliens kommt diese Welt einfach nicht klar. Du wirst immer ein Stückchen ausgestoßener sein.
Duckmäuser finden kein Glück
Und hier mein Slogan für den heutigen Tag: Duckmäuser finden kein Glück. Das ist meine Zusammenfassung für die letzte Seligpreisung. Leise Treter und Drückeberger werden nicht glücklich.
Warum ist das so? Weil die Würde des Menschen darin besteht, zu sich selbst und zu seinen Überzeugungen zu stehen. Es bedeutet, das eigene Leben zu leben und nicht von anderen gelebt zu werden – weder von der Familie, noch von der Gesellschaft und dem Druck, den diese aufbaut, noch von sogenannten Freunden.
Deine Würde, die Würde, die Gott dir gegeben hat, besteht darin, dass du dein Leben selbst lebst. Du kannst dich nicht dauerhaft hinter anderen verstecken. Denn eines Tages wirst du Gott persönlich Rechenschaft geben für deine Entscheidungen.
Deshalb habe ich irgendwann verstanden, dass ich mein Leben leben muss. Nicht immer ganz perfekt, aber ich versuche es. Ich habe erkannt, dass ich auf Dauer nicht nur die Erwartungen anderer erfüllen kann. Ich treffe Entscheidungen für mein eigenes Leben.
Beispiel Toni Schumacher: Rückgrat statt Karriereknick
Deswegen mag ich Leute wie Toni Schumacher. Wahrscheinlich kennen ihn nicht mehr alle. Er war einmal ein bekannter deutscher Torwart, der beim 1. FC Köln spielte.
Toni Schumacher hat ein Buch geschrieben, das den Titel Anpfiff trägt. Dieses Buch ist eine sehr kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Fußball-Bundesliga. Aufgrund dieses Buches wurde er aus der Nationalmannschaft und aus seinem Verein, dem 1. FC Köln, ausgeschlossen.
Er kommentiert seinen Rausschmiss mit dem Satz: „Lieber ein Knick in der Laufbahn als im Rückgrat.“ Lieber ein Knick in der Laufbahn als im Rückgrat.
Deshalb könnte man auch sagen: Ohne Rückgrat kein Glück. Nachfolger Jesu gehen einen Weg, der wehtut. Wer Glück finden will, zahlt einen Preis. Und ich möchte heute zeigen, welchen.
Matthäus 5,10-11: Glückselig trotz Verfolgung
Matthäus 5,10-11 – unser Text
Da heißt es in Matthäus 5,10: „Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.“ An dieser Stelle muss ich etwas einfügen: Es geht um Gerechtigkeit. Es geht darum, dass wir dafür bezahlen, wenn wir das Böse nicht mehr tun wollen.
„Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel.“ Das bedeutet, man sieht an ihrem Leben, dass sie wirklich zu Gott gehören.
Dann geht es weiter: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen.“ Dieses kleine „um meinetwillen“ ist ganz wichtig.
Es gibt manchmal Momente, in denen Menschen böse über uns reden – und sie haben Recht damit. Ich habe versucht, ein nachvollziehbares Beispiel zu finden. Es gab einmal einen Moment, in dem meine Frau in einem kleinen weißen Toyota einem großen schwarzen Mercedes, der gerade frisch aus der Werkstatt kam, die Vorfahrt genommen hat. Danach konnten wir unser Auto verschrotten.
Ihr könnt euch vorstellen, wie der Besitzer dieses großen schwarzen Mercedes reagiert hat. Er hatte sein Auto gerade frisch abgeholt, in der Nähe der Friedrichstraße. Eine Blondine von rechts, die nichts gesehen hatte, dachte, der vor ihr fahrende Fahrer hätte schon gewusst, dass die Kreuzung frei ist, und fuhr einfach auf die Kreuzung. Es gab einen Zusammenstoß. Der Besitzer des Mercedes stieg natürlich aus und sagte ein paar Takte – das ist klar.
Wenn uns so eine Situation passiert, ist das hier nicht gemeint. Hier geht es darum, dass uns jemand um Jesu willen schmäht und verfolgt.
Es sind drei Dinge, die hier genannt werden: schmähen, verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen uns reden. Drei Dinge, die uns passieren können, und Jesus sagt: „Hey, bereite dich bitte seelisch darauf vor, das wird passieren. Wenn du in meinen Fußstapfen unterwegs bist, wird das passieren.“
Die Formen von Verfolgung und Ermutigung
Schmähen kann auch übersetzt werden mit beschimpfen, geringschätzig behandeln oder verlachen.
Geht es dir so, wenn du das hörst, dass du denkst: „Ah, ich möchte aber eigentlich, dass alle Menschen gut von mir denken“? Ich habe das so ein bisschen bei mir eingebaut. Ich würde mir mit Leidenschaft wünschen, dass alle Menschen mich mögen.
Jesus sagt jedoch: Das wird nicht gehen. Wenn du mir nachfolgst, wird es Menschen geben, die dich nicht mögen und dich beschimpfen.
Dann bin ich auf einen Vers gestoßen, der mir wieder ziemlich viel Mut gemacht hat. Den möchte ich euch mal vorlesen. Manch einer wird ihn kennen, ich zitiere ihn gerne: „Wehe, wenn alle Menschen wohl von euch reden; denn ebenso taten ihre Väter den falschen Propheten.“
Wenn nach einer Predigt jemand kommt und mir ganz viele tolle positive Sachen sagt, wie „Boah, super Predigt“ und so, dann antworte ich manchmal mit diesem Vers.
Also wenn alle Leute mit euch zufrieden sind und euch immer nur sagen: „Hey, ihr seid immer die Besten“, dann ist das eher eine Situation, bei der die Bibel vorsichtig ist.
Aber manchmal bleibt es nicht nur beim Beschimpfen. Jesus sagt, sie werden euch schmähen und verfolgen. Das Wort „verfolgen“ kann auch übersetzt werden mit „jagen“.
Wir merken, dass er die Schärfe noch erhöht. Es geht um einen Angriff auf das Leben, auf Dinge, die eng damit zusammenhängen, wie Gesundheit, Besitz, Existenzgrundlagen und Kinder.
Zeugnis des französischen Protestantismus
Ich habe euch ein Buch mitgebracht, das es leider nur noch antiquarisch gibt. Wie spricht man den Namen aus, Flo? Joseph Chambon?
Der französische Protestantismus ist ein Buch, das schon ein bisschen älter ist – also für Leute, die kein Problem damit haben, ein Buch zu lesen, das vor 1940 geschrieben wurde. An der einen oder anderen Stelle ist das Deutsch etwas merkwürdig formuliert.
Dieses Buch hat mich zu Tränen gerührt. Es gibt kaum ein Buch, bei dem ich so oft weine. Ich habe dieses Buch gelesen und musste mittendrin innehalten. Ich dachte: Das kann nicht sein!
Hier wird beschrieben, wie sich der Protestantismus von der Zeit der Reformation, also Anfang des 16. Jahrhunderts, bis zur Französischen Revolution, also Ende des 18. Jahrhunderts, entwickelt hat.
Wenn ihr irgendwann mal in eine Glaubenskrise geratet und denkt, ihr braucht etwas, das euch motiviert, wieder hingegebener zu leben, dann lest dieses Buch.
Der französische Protestantismus zeigt, wie Menschen nicht nur ihr Leben verloren haben, sondern auch ihre Freiheit. Wie sie Jahrzehnte in Gefängnissen eingekerkert wurden, wie ihnen per staatlichem Dekret die Kinder weggenommen wurden, wie sie vertrieben und sogar zu leeren Sklaven gemacht wurden – und das alles nur, um eine einzige Sache auszurotten: den echten Glauben.
Es ist ein sehr bewegendes Buch, das ich nur empfehlen kann.
Die verschiedenen Arten von Verfolgung
Verfolgen und Jagen: Wenn man Menschen nicht erreichen kann, wenn man sie nicht beschimpfen oder jagen kann, gibt es immer noch die Möglichkeit, böse und lügnerisch über sie zu sprechen. Man kann versuchen, ihren Ruf zu ruinieren, hinter ihrem Rücken schlecht über sie reden – Verleumdung und üble Nachrede.
Ich weiß, dass Verfolgung für jeden Gläubigen unterschiedlich aussieht. Es gibt verschiedene Zeiten. Wir leben derzeit in einer sehr guten Zeit, und ich möchte nicht so verstanden werden, als würde ich mir diese Zeiten zurückwünschen. Doch wenn man dieses Buch liest und sieht, welche Glaubenskraft von diesen Menschen ausgeht und was sich innerhalb weniger Jahre getan hat, auch wenn es am Ende ausgerottet wurde, ist das beeindruckend.
Man kann dieses Buch nicht lesen, ohne sich die Frage zu stellen: Ist es vielleicht so, dass ich der Radikalität der Botschaft ausweiche, weil ich Angst vor den Kosten habe? Schweige ich an der einen oder anderen Stelle? Bin ich vielleicht ein Duckmäuser oder Mitläufer geworden, weil ich Angst habe, die Wahrheit wirklich auszusprechen?
Ich kann nicht in eure Herzen oder euer Leben hineinschauen, aber ich merke, dass der Teufel darauf aus ist, uns lächerlich zu machen und mundtot zu machen. Er findet immer wieder Mittel und Wege, wie er das schafft.
Die Herausforderung einer kraftlosen Kirche und die Metapher des Diamanten
Ich bin persönlich ein wenig erschrocken, wenn ich in unsere Zeit hineinblicke und eine kraftlose protestantische Kirche im großen Ganzen in Deutschland sehe.
Deshalb fordern mich solche Zeugnisse heraus, in denen Menschen mit Einsatz, Hingabe und Leidenschaft gelebt haben. Dann denke ich: Ja, das will ich hören, dieses Zeugnis möchte ich an mich heranlassen.
Ich glaube, Christen sind vergleichbar mit einem Brocken Kohle. Wenn man einen Brocken Kohle nimmt und ihm ordentlich Druck und Hitze aussetzt – ziemlich viel Hitze und Druck – dann entsteht am Ende ein Diamant.
So denke ich funktioniert es auch im Christsein. Du möchtest ein wirklicher Jünger Jesu sein? Dann wundere dich nicht, wenn Gott dich umformt. Wenn Gott aus dir einen Brocken Kohle, an dem man sich nur schmutzig macht, einen Diamanten formt, indem er dich unter Druck setzt und es um dich herum eng werden lässt.
Wenn wir gegen den Strom schwimmen, dann ist das die Verheißung, dass wir Jesus näherkommen. Lassen wir uns treiben, entfernen wir uns von ihm.
Ermahnung und Verheißung aus der Apostelgeschichte
Wer die Apostelgeschichte ein wenig kennt, hat vielleicht die erste Missionsreise von Paulus vor Augen, die er in die heutige Türkei unternahm. Er gründet relativ schnell eine Reihe von Gemeinden. Auf dem Rückweg besucht er diese Gemeinden erneut.
Nun stellt sich die Frage: Was sagt er den Menschen, die sich vielleicht erst wenige Wochen zuvor bekehrt haben? Welche Botschaft gibt er ihnen mit auf den Weg?
Lukas schreibt dazu: „Sie befestigten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren, und sagten, dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.“
Das ist nicht unbedingt die Botschaft, die man gerne hören möchte. Trotzdem steht sie hier. Diese Botschaft kann ich dir geben: Dein Leben wird so verlaufen, dass du jemanden brauchst, der dir sagt: Verharre im Glauben! Hör nicht auf, schmeiß deinen Glauben nicht weg!
Dein Leben wird so sein, dass du irgendwann sagst: Ja, es ist beschwerlich. Wenn du am Ende wirklich ankommst, wirst du sagen: Okay, da war eine ordentliche Menge an Problemen, Schwierigkeiten und Trübsalen dabei. Und irgendwie muss das auch so sein.
Jesus als Vorbild für Verfolgung und Leid
Jesus wurde geschmäht. Man nannte ihn einen Fresser und Weinsäufer, einen Freund der Zöllner und Sünder. Und als er am Kreuz hing – stellt euch das vor –, wo jeder Mensch Barmherzigkeit und Mitgefühl verdient, was taten die Leute? Sie forderten: „Steig doch runter!“ Man hat ihn geschmäht.
Die Frage ist: Können wir erwarten, dass es uns irgendwie besser geht? Jesus wurde verfolgt, geschlagen, gefoltert und letztlich getötet. Ich weiß, das ist für uns in Westeuropa im Jahr 2007 sehr weit weg. Doch nicht umsonst beschäftigen wir uns mit den verfolgten Christen, mit Menschen, die heute in diesem Moment, während wir hier sitzen, vielleicht mit einer gewissen Lustlosigkeit und Desinteresse, hierher gekommen sind.
Diese Menschen verrotten gerade in irgendeinem Gefängnis oder arbeiten in einem Arbeitslager unter unmenschlichen Bedingungen. Das passiert heute, nur ein paar tausend Kilometer von uns entfernt – nach links oder rechts. Wir sitzen hier und haben das Privileg, dass uns das nicht widerfährt.
Das war einer der Gründe, warum es mir so wichtig war, uns diese verfolgten Christen vor Augen zu halten. Wir können von ihnen lernen. Wir können von ihnen lernen, was es kostet, ein echter Christ zu sein, und welche Leidenschaft nötig ist, um in einem Kerker auszuharren, obwohl man jederzeit freikommen könnte – wenn man nur sagt: „Klar, ich lasse das Christsein sein, vielen Dank. Ich mache jetzt das, was ihr wollt.“
Das Zeugnis von Marie Durand und die Kraft der Treue
Über vierzig Jahre lang war Marie Durand in einem zugigen Turm eingesperrt. Das könnt ihr hier nachlesen. Ein einziger Satz hätte sie befreien können. Hätte sie gesagt: „Ich will mich nur des äußerlichen Christseins, meines äußerlichen Protestantismus enthalten. Ich kann das im Geheimen noch praktizieren, aber ich rede mit niemandem mehr darüber“, dann wäre sie sofort freigekommen.
Doch sie blieb dort eingesperrt. Unglaublich!
Ihr solltet dieses Buch lesen. Es zeigt den französischen Protestantismus. Momentan gibt es bei Amazon noch sieben gebrauchte Ausgaben. Die ersten sieben haben noch eine Chance, ab sieben Euro vierundvierzig.
Jesu Ruf und die Realität von Verleumdung
Jesu Ruf wurde durch böse Lügen angegriffen. Man sagte, er sei mit dem obersten Teufel im Bund und würde die Juden gegen den Kaiser aufhetzen. Seine Auferstehung wurde als Fälschung dargestellt.
Können wir wirklich erwarten, dass es uns dadurch besser geht? Glaube ist ein Lebensstil. Es bedeutet nicht nur, zu wissen, was in der Bibel steht. Glaube ist in erster Linie ein Lebensstil.
Dieser Lebensstil gibt Jesus die Möglichkeit, durch unser Leben hindurch sein Leben zu leben. Deshalb wird es passieren, dass wir Ablehnung erfahren, weil auch er Ablehnung erfahren hat.
Die Frage nach der Radikalität des Glaubens
Jetzt kann man sich die Frage stellen: Lohnt sich so ein Leben? Möchtest du so ein Leben führen?
Ich möchte dich gerne einmal fragen: Natürlich musst du jetzt „Ja“ sagen, weil du ja in den christlichen Gottesdienst gehst. Du kannst jetzt nicht einfach aufstehen und sagen: „Nö, bin dagegen.“ Das geht nicht.
Aber es gibt eine zweite Ebene, auf der ich die Frage noch einmal stellen möchte. Diese Ebene ist die, auf der du dir die Frage nicht öffentlich beantworten musst, sondern irgendwann ehrlich zu dir selbst wirst. Dort legst du dir Rechenschaft über dein Leben ab und beantwortest dir die Frage: Ist dieses Ja zur Nachfolge wirklich ein Ja? Oder ist es nur so ein prinzipielles Ja? So viel Ja, wie es braucht, damit man im Himmel ankommt, aber auf der Erde noch sein komfortables Leben weiterführt und sein eigenes Ding macht.
Wie radikal darf Gott dich in deinem Leben herausfordern? Wie weit bist du bereit?
Die Richtschnur für das Leben: Jesus Stimme hören
Na, ich lief das noch einmal durch. Das war doch schön. Wo habe ich es denn? Deine Stimme zu vernehmen ist die Richtschnur für mein Leben.
Hey, die Richtschnur für dein Leben ist, dass Jesus sein Leben durch dich hindurch leben möchte. Bist du wirklich dazu bereit?
Jetzt nicht so schnell antworten. Jesus hat immer gesagt: Vorsichtig, erst einmal die Kosten überschlagen.
Aber bin ich wirklich bereit, die Schritte zu tun, die Jesus von mir verlangt? Auch wenn mich das Freundschaften kostet, auch wenn Leute danach anfangen, über mich zu reden usw.?
Die Verheißung von Glück trotz Ablehnung
Lohnt sich ein solches Leben? Jesus sagt: Ja, das lohnt sich. Glückselig seid ihr. Wer Liebe lebt, wird Glück finden – aber auch Ablehnung. Das klingt doch verrückt, oder? Du lebst Liebe, und trotzdem erfährst du sowohl Glück als auch Ablehnung.
Ich selbst bin nie für Jesus ins Gefängnis gegangen, und ich wurde auch nie für ihn geschlagen oder Ähnliches. Ich spreche hier also als jemand, der blind ist, über das Licht. Doch die wenigen Male, in denen man mich gezwungen hat, Partei zu ergreifen und Position zu beziehen, habe ich gespürt: Jetzt tut mir mein Christsein wirklich weh. Plötzlich stehe ich als der Dumme da.
Diese wenigen Momente haben mir das Gefühl gegeben, Gott besonders nahe zu sein. Ich könnte euch zahlreiche Zeugnisse von Menschen geben, die sich in unmöglichen Situationen befinden und sagen: „Als ich damals im Gefängnis war, als niemand mehr für mich da war, habe ich Gott am intensivsten erlebt.“
Wenn der Druck von außen zunimmt, dann kuscheln wir uns enger an unseren Herrn. So war es gestern Abend auf dem Burgfest: Es wurde immer kälter, und die Menschen, die kamen, sammelten sich enger um unsere kleine Feuerstelle. Anfangs war ihnen der Funkenflug noch etwas gefährlich, aber als es wieder kälter wurde, rückten sie wieder näher zusammen.
Wenn von außen die Kälte zunimmt, gehst du dorthin, wo die Wärme ist.
Die Verheißung des Lohns im Himmel
Und Jesus geht sogar noch einen Schritt weiter. Er sagt in Vers: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß im Himmel, denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren. Freut euch und frohlockt.“
Ein Bild aus der Bibel für unser Leben: Unser Leben ist wie ein Dampf. Du machst den Wasserkocher an, und wenn es blubbert, siehst du, wie eine kleine Dampfschwade herauskommt – ganz kurz nur. Du siehst diese Dampfschwade, aber nur für einen Moment, dann ist sie wieder weg. Ganz kurz nur.
So ist auch unser Leben – wie ein Hauch, ein Dampf, der für eine kurze Zeit sichtbar ist und dann verschwindet. Das ist ein schwieriger Gedanke, oder? Dein Leben jetzt ist einmalig und vorbei.
Ja, da sehe ich Sie jetzt gerade, Janin und Till, und ich denke mir: Egal, wie ihr euch gerade fühlt, egal, worauf ihr hofft, egal, wie ihr jetzt träumt – irgendwann wird es nur noch ein „War einmal“ sein. Es wird ein unbedeutender Punkt in der Vergangenheit sein.
Wir leben vielleicht hundert Jahre hier, aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist die Ewigkeit. Ich will euch das nicht vermiesen, also macht das bitte. Aber ich möchte auf den Punkt hinaus, dass Jesus mehr als einmal und immer wieder betont, dass der Himmel und unsere Ankunft im Himmel – und das, was wir dort vorfinden – unsere Vorbereitung auf den Himmel sind. Das ist das Entscheidende.
Ja, das ist jetzt vielleicht etwas fies: Antje und Jürgen planen gerade ihre Hochzeit, und jetzt sage ich, das ist von wegen unbedeutend. Völlig egal, wir werden da schon hingehen, das ist jetzt nicht der Punkt.
Der Punkt ist: Wir können uns von den Dingen, die unser jetziges Leben ausmachen, gefangen nehmen lassen. Wir können denken, Leben besteht nur aus solchen Sachen. Dabei können wir völlig vergessen, dass jeder Atemzug, den du tust, jeder Moment, den du lebst, vor einer Ewigkeit stattfindet. Und du kannst dieses Leben hier benutzen, um die Ewigkeit zu prägen.
Jesus sagt: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß im Himmel.“ Jesus weiß, dass es ein positives Motiv ist, wenn wir sagen: „Hey, ich möchte mich hier anstrengen, weil der Himmel dann anders, positiver ist. Ich bekomme einen Lohn für das, was ich tue.“
Ich weiß, viele denken: „Ich brauche den Lohn nicht, weil es mir hier schon so richtig gut geht. Ich wüsste gar nicht, warum ich mich für einen Schatz im Himmel einsetzen soll. Mir reicht mein Bankkonto.“ Und das stimmt leider.
Ab einer gewissen Menge auf dem Bankkonto ist der Lohn im Himmel ziemlich unattraktiv, weil ich mir für den Lohn im Himmel nichts kaufen kann. Trotzdem ist diese Denkweise komplett falsch.
Ich glaube, das ist eine der Sachen, bei denen wir wirklich aufpassen müssen. Wir werden irgendwann, glaube ich, im nächsten Jahr eine Reihe haben über Geld, bei der wir uns mal mehr Gedanken darüber machen.
Ihr werdet merken, wenn ich euch frage: „Was haltet ihr davon, wenn wir heute Abend alle unsere Ersparnisse verschenken?“ Ihr würdet unterschiedlich reagieren, das ist einfach so. Dabei ist das etwas, bei dem je mehr wir zucken, umso richtiger wäre es. Aber das machen wir ein andermal.
Heute geht es nur um diesen einen Punkt: Gott möchte dich belohnen. Wenn du bereit bist, ihm hier nachzufolgen, dann ist dein Leben wie ein Bausparvertrag. Je mehr du jetzt zur Seite legst, umso mehr bekommst du, wenn der Bausparvertrag in der Ewigkeit zugeteilt wird.
Und wenn du sagst, es ist ein völlig blödes Motiv, um für Gott etwas zu tun, dann sage ich dir: Gott ist damit einverstanden, wenn du dieses Motiv benutzt.
Schau nach vorne und denke: „Hey, wenn ich mal im Himmel ankomme, möchte ich dort jemand sein. Ich möchte, dass man im Himmel sagt: ‚Jo, Freund, das war gut.‘ Ich möchte, dass wenn ich hier meine Augen schließe und sie auf der anderen Seite wieder öffne und Jesus begegne, er zu mir kommt und sagt: ‚Jürgen, vielen herzlichen Dank. Das war gut.‘“
Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn dieser Moment so ablaufen würde, dass Jesus auf mich zukommt und sagt: „Okay, du bist jetzt hier, wir müssen später noch mal reden, das war nichts.“ Das möchte ich einfach nicht.
Denn Jesus sagt so deutlich: „Hey, möchtest du Glück, brauchst du mich. Und du brauchst meinen Lebensstil.“ Dazu gehört, dass du in seine Fußstapfen trittst, dass du einer Welt mit Liebe begegnest und ihr das Evangelium bringst.
Die Welt wird genau eines tun: Sie wird dich kaputtmachen, sie wird es versuchen. Du wirst an Jesus dranbleiben müssen. Du wirst ausgestoßen sein, man wird schlecht über dich reden.
Aber ich bitte dich, bleib dran! Ich habe dich geliebt bis ans Kreuz, bis zu dem Moment, wo nichts mehr ging. Ich bin an dir dran geblieben, und jetzt bleib du an mir dran. Halte durch!
Aufruf zu einem radikalen Leben in Nachfolge Jesu
Das, was wir hier haben, ist nur ein Vorspiel. Das Eigentliche kommt erst noch.
Ihr könnt euch vorstellen, dass ich wirklich große Schwierigkeiten habe, wenn ich Christen sehe, die ihr Leben vertrödeln oder einfach missbrauchen. Die ihr eigenes Ding durchziehen, sich anpassen und möglichst mit wenig Widerstand und Aufwand durchs Leben gehen. Ein Freund hat mal gesagt, dass solche Menschen wie tote Hunde in den Himmel plumpsen. Damit kann ich nicht umgehen.
Wir sollen leben wie die alten Propheten. Die alten Propheten waren sehr unpopuläre Menschen, die das Wort Gottes gepredigt haben. Weil sie Gottes Gesandte waren, haben sie auch den Preis dafür bezahlt, in einer gottlosen Gesellschaft zu leben.
Jesus sagt: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln, denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.“ (Matthäus 5,12)
Wenn du bereit bist, ein Leben zu führen, das wirklich anders ist, bedeutet das, deine Prioritäten neu zu setzen. Es heißt, auf manche Dinge zu verzichten. Du musst deine Zeit, deine Energie, deine Denkkapazität, deine Kreativität, dein Geld und deine Talente anders einsetzen.
Wenn du dazu bereit bist, wirst du auf der einen Seite erleben, dass Menschen in deiner Verwandtschaft und deinem Bekanntenkreis dich für verrückt halten. Vielleicht fangen sie an, dich zu meiden. Hinter deinem Rücken wird über dich geredet. Man wird dich vielleicht einen Sektenanhänger oder Fundamentalisten nennen, ein bisschen verrückt und blöd. Das wird passieren.
Aber genau das ist es, was Jesus sagt. Du bist in guter Gesellschaft. Du hast auf deiner Seite die alttestamentlichen Propheten. Es waren Männer und Frauen, die unter viel schwierigeren Lebensumständen das Handtuch nicht geworfen haben. Sie wussten, dass sie Beauftragte Gottes waren, und sie haben ihre Mission zu Ende gebracht.
Die Propheten waren keine Duckmäuser und keine Leisetreter. Sie waren nicht angepasst. Es waren Männer und Frauen mit Überzeugungen. Männer und Frauen, die wussten, wofür sie leben und wofür sie sterben wollten.
Das ist die Botschaft von heute. Wir haben uns beim letzten Mal angeschaut, dass wir echtes Glück nur finden, wenn wir wissen, wofür wir leben wollen. Die Antwort war: für das Evangelium, dafür, dass Menschen mit Gott Frieden finden.
Ich glaube, die letzte Seligpreisung stellt uns die Frage: Wofür bist du bereit zu sterben? Und wenn du echtes Glück finden willst, dann muss die Antwort lauten: für Jesus.