Einführung in die Bedeutung eines biblischen Satzes
Je mehr ich in Liebe wachse, desto freier werde ich – so haben wir es gerade gehört.
Heute Morgen möchte ich gerne einen Satz aus Gottes Wort weitergeben, der mir schon seit vielen Jahren nachgeht. Es gibt solche Sätze in der Bibel, solche Worte, die einem über Jahrzehnte hinweg begleiten können. Man braucht immer wieder Zeit in der Stille vor Gott, um diese Worte und Sätze tief in das Herz eindringen zu lassen. Dann müssen wir uns fragen: Bin ich bereit, diese Worte, die ich verstanden habe, auch in Taten umzusetzen? Bin ich bereit, sie in meiner Haltung und in meinen Lebenszielen zu verwirklichen?
Ein solcher Satz hat mich immer wieder auf meinem Weg begleitet. Er steht im Evangelium nach Johannes, Kapitel 21. Diese Worte lauten: „Was geht es dich an? Folge du mir nach.“ Folge du mir nach.
Die Berufung und Entwicklung des Simon Petrus
Ich möchte heute Morgen ein wenig über Petrus sprechen, den Apostel, den Jünger Jesu. Ich möchte einen kleinen Einblick in sein Leben geben, damit wir ihn vielleicht ein wenig besser kennenlernen und besser verstehen, was das Wort von Jesus in seinem Leben bewirkt hat – und was es für dich bedeuten kann.
Simon Petrus war wahrscheinlich etwas jünger als Johannes der Täufer. Zuerst war es Andreas, sein Bruder, der Jesus gesehen hat. Er sagte zu Simon: „Du, wir haben den Messias gefunden. Wir haben den gefunden, von dem man schon so lange in unseren Schriften als Juden redet – den, den man erwartet, der Gesalbte Gottes, der auf diese Welt kommen soll. Simon, ich glaube, es ist der Messias, den ich gesehen habe. Komm mit mir, ich will dir den Messias zeigen.“
Simon ging zu Jesus, und Jesus sagte zu ihm: „Simon, du wirst jetzt Cephas genannt werden – Felsen auf Aramäisch. Felsen wird dein Name sein.“ Petrus bedeutet ebenfalls „Felsen“, Cephas und Petrus sind also gleichbedeutend.
Diese Familie war wahrscheinlich schon länger bekannt, und später lebte Petrus, als er verheiratet war, in Kapernaum, dort, wo seine Schwiegerfamilie war.
Als Petrus begann, Jesus zu sehen, ihn kennenzulernen und Jünger zu werden, gab Jesus ihm drei verschiedene Begegnungen, in denen er ihm drei neue Elemente für sein Leben mitgab.
Das erste Neue war der neue Name. Simon, der du nicht stabil in deinem Charakter bist, du wirst jetzt Cephas genannt werden. Du wirst Felsen werden, ein Mann, der für andere ein sicherer Halt ist. Du bist schwach, aber du wirst Stein werden – ein neuer Name.
Das zweite, was wir im Matthäus-Evangelium Kapitel 4 sehen, ist, dass Jesus Petrus ein neues Ziel im Leben gibt. Petrus, du warst Fischer, du wirst Menschenfischer werden. Du bleibst Fischer, aber du wirst wichtigere Fische aus dem Schlamm, aus dem dunklen Wasser der Gesellschaft herausfischen. Du wirst dich darum kümmern, Fischer zu bleiben, aber mit einem neuen Ziel.
Das dritte Erlebnis mit Jesus finden wir in Matthäus 10, Vers 8. Dort sagt Jesus zu den Jüngern, auch zu Petrus: „Ich gehe jetzt hinaus zu den anderen Menschen, und ich werde mit euch sein. Ich werde euch die Gabe Gottes geben.“ Jesus schenkt ihnen neue Möglichkeiten, neue Namen und eine Veränderung im Wesen.
Neuer Name, neues Ziel, neue Möglichkeiten – wunderbar! Aus einem einfachen Menschen, der keine große Bildung hatte, aus einem Menschen, der schwach war und einen schwierigen Charakter hatte, macht Jesus einen Menschen, der ein Felsen wird, der ein neues Ziel hat und von Gott neue Möglichkeiten geschenkt bekommt.
Die Jüngerschule und die Erkenntnis des eigenen Lebens
Von dieser Begegnung mit Jesus an verfolgen wir, wie das Leben von Petrus weitergeht. Dabei sehen wir, wie Petrus drei ganz neue Schritte in seinem Leben macht, bis er später als Märtyrer stirbt.
Sein erster Schritt im Leben mit Jesus war die Jüngerschule. Er war drei Jahre lang Jünger, lebte mit Jesus, sah ihn und konnte ihn Tag und Nacht beobachten. Die Jünger sahen, wie Jesus mit älteren Menschen umging, mit Jugendlichen, mit Kindern, mit Leuten, die im Ehebruch lebten, mit den Pharisäern, mit religiösen Menschen, mit Kranken, mit Notleidenden und mit stolzen Menschen. Die Jünger konnten sehen, wie Jesus mit Menschen umging und wie er sie liebte.
Das war ihre Schule – eine Schule der Begleitung. Eine Schule, in der sie nicht nur Lehre erhielten, die wichtig war, damit sie Gottes Wort verstehen konnten, sondern auch sahen, wie Jesus lebte.
In dieser Schule, in diesen drei Jahren, was entdeckte Petrus eigentlich? Petrus entdeckte, wer Jesus ist, und zugleich, wer er selbst ist. Je mehr wir Jesus in unserem Leben entdecken und je besser wir ihn kennenlernen, desto besser verstehen wir unser eigenes Leben.
Je mehr ich sein Licht entdecke im Leben Jesu, desto mehr sehe ich, wie viel Finsternis in meinem Leben ist. Der Weg als Jünger in der Jüngerschule macht aus einem Jünger keinen Menschen, der besser wird, sondern einen Menschen, der entdeckt, wie schlecht er ist.
Wachstum im Glauben ist eine Entdeckung der Schönheit Gottes und zugleich der Finsternis im eigenen Herzen. Wachstum ist kein Weg, der nach oben führt, sondern ein Weg, auf dem meine Gestalt nach unten geht.
Wachstum im Glauben als Jünger Jesu ist ein Weg, auf dem man demütig wird, auf dem Jesus größer wird und auf dem ich kleiner werde. Denn ich merke, dass ich in jedem Bereich meines Lebens nur durch Vergebung und Gnade leben kann.
Oft hat man als Jünger Jesu am Anfang des Glaubenslebens noch viele Illusionen. Man hat das Gefühl, dass man noch so viel kann und einiges beherrscht. Doch je länger diese Schule als Jünger Jesu dauert, desto abhängiger wird man von der Gnade Gottes, von seiner Liebe, seiner Offenbarung, seinen Verheißungen und seiner Gegenwart.
Bis man schließlich nicht mehr ohne ihn leben kann. Je mehr ich in der Liebe wachse – wie wir es im Lied gehört haben – desto freier bin ich.
Petrus’ Mut und seine Grenzen im Glauben
Welche Botschaft? Was hat Petrus in diesen drei Jahren eigentlich gelernt?
Zuerst haben wir in seinem Leben gesehen, dass Petrus in den drei Jahren, in denen er mit Jesus war, ein mutiger Mann war. Er war oft ein Beispiel für die anderen, ein spontaner Mensch. Er war bereit, nach vorne zu treten und Jesus nachzufolgen. Mut war bei ihm vorhanden. Doch er hatte seine eigene Vorstellung davon, wie ein Leben als gläubiger Mensch aussehen sollte.
Deshalb konnte er nicht akzeptieren, dass Jesus leiden musste. Für ihn war der Glaube ein Weg, der gut verlaufen sollte. Als Jesus mit den Jüngern über sein Leiden sprach, verstand Petrus nichts mehr. Kurz zuvor hatte er noch gesagt, als Jesus die Jünger fragte: „Was sagen die Leute, wer ich bin?“ – da antwortete Petrus, geführt vom Heiligen Geist: „Du bist der Christus.“
Doch als Jesus nach dieser Aussage den Jüngern zeigte, dass sein Weg nach Jerusalem ins Leiden und in die Opferbereitschaft führt, ein Weg voller menschlicher Ungerechtigkeit, da widersprach Petrus einfach. Er sagte: „Nein, das darf nicht sein!“ Daraufhin musste Jesus ihm klarmachen: „Hinter mir, Petrus! Diese Gedanken sind nicht deine, sondern vom Feind geführt.“
Petrus war mutig, er wollte Jesus nachfolgen und zählte auf seinen eigenen Willen – das ist positiv. Aber er musste auch lernen, dass er Gottes Plan nicht immer verstehen kann. Petrus musste erkennen, dass er Grenzen hat und nicht alle Gedanken an die Ewigkeit begreifen kann. Er musste lernen, dass er nur ein Mensch ist.
Er war ein Charakter voller Impulse und Spontaneität. Doch mit diesen vielen Impulsen war er auch jemand, der schnell Niederlagen erlebte. Ihr wisst ja, er hat Jesus verleugnet. Aber wir haben auch gesehen, dass er der Einzige war, der in dieser Situation so nahe bei Jesus geblieben ist. Die anderen Jünger beobachteten Jesus aus der Ferne, als man ihn wegführte. Petrus hingegen wollte nur nahe bleiben.
Er hatte das Gefühl und sagte: „Herr, wenn die anderen dich verleugnen, ich aber nicht.“ Er vertraute noch auf seine eigene Kraft und dachte, er könne Jesus nachfolgen, selbst wenn es zum Gericht führt. Er wollte Jesus sehen, ging in den Hof hinein, auch wenn die anderen Jünger nicht mitkamen. Er wollte in seiner Nähe bleiben.
Doch dort musste er entdecken, dass seine persönliche Kraft nicht ausreicht. Er musste erkennen, dass sein Enthusiasmus, Jesus nachzufolgen, nicht genügt, um im geistlichen Kampf zu bestehen. Er musste einsehen: Ich brauche mehr.
Die Rückkehr zum alten Leben und die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus
Im Kapitel 21 im Johannesevangelium sehen wir, dass Jesus nach seiner Auferstehung mehrmals zu den Jüngern kommt. Dabei fällt auf, dass Petrus plötzlich eine Veränderung in seinem Leben zeigt. Jesus hatte ihm gesagt, dass er nicht länger ein Fischer von Fischen sein werde, sondern ein Menschenfischer.
Nachdem Jesus physisch gegangen war, also gestorben und auferstanden ist, ging Petrus wieder auf den See, um Fische zu fangen. Danach kehrte er zurück, als wäre die dreijährige Zeit der Jüngerschule nun abgeschlossen. Diese Zeit war schön, doch jetzt hieß es, wieder mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen und sich um die anderen „Fische“ zu kümmern, um zu überleben. Diese Phase war vorbei.
Petrus war ein Typ, dem andere folgten. Er war ein „Leiter“, jemand, der, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und es durchzog, auch andere mitnahm. Menschen, die vielleicht nicht so eine führende Persönlichkeit hatten, folgten ihm. Das sieht man in Johannes 21: Andere Jünger gingen mit ihm zum Fischen; sie waren sieben, die gemeinsam mit ihm hinausfuhren.
Das war der erste Teil von Petrus’ Leben – die Zeit in der Jüngerschule. Petrus hatte erkannt, wer Jesus ist, und auch entdeckt, wer er selbst ist. Dabei wurde ihm klar: Ich kann es nicht allein schaffen.
Der Dienst in der ersten Gemeinde und die Veränderung des Blickes auf Menschen
Der zweite Teil seines Lebens, ganz kurz betrachtet, beginnt mit Pfingsten. Dort wird er von Gott berufen, als derjenige, der in der ersten Gemeindegründung die Botschaft verkündet, durch die Menschen zum Glauben kommen. Diese Botschaft gebraucht Gott, damit Tausende von Menschen zum Glauben finden und die erste Gemeinde in Jerusalem entsteht.
In diesem Abschnitt wird er zum Mann, der im Rampenlicht steht und dieses auch ertragen kann, ohne überheblich zu werden. Warum? Weil er erlebt hat, wie er Jesus verleugnet hat. Er wusste, dass er schwach ist. Deshalb konnte Gott ihn gebrauchen, um diese erste Gemeinde zu prägen und die Botschaft zu bringen, die Gott gebraucht.
Im zweiten Teil seines Dienstes kommt etwas Schönes im Leben von Petrus zum Vorschein. Er war in seiner Botschaft klar, aber zugleich flexibel im Umgang mit verschiedenen Traditionen.
Man kennt Petrus aus der Apostelgeschichte. Dort sieht man, dass er zunächst nicht zu den Heiden ging. Als Jude wollte er das Evangelium nicht den Heiden bringen. Doch Gott gab ihm eine Lektion. Er zeigte ihm, dass das, was er als unrein betrachtete, nicht so war. Petrus, der vorher Tiere als unrein ansah, wurde vorbereitet, dass er zu den Menschen geht, die er zuvor als schlechte Leute betrachtet hatte.
Gott konnte Petrus’ Augen öffnen. Er lernte, Sünder zu sehen und sie zu lieben, obwohl er die Sünde gehasst hatte. Die Augen von Petrus wurden verändert. Er konnte in diese Welt hineinschauen, Menschen sehen, die Heiden waren und in der Sünde lebten, und sie lieben sowie ihnen das Evangelium bringen.
Die Augen von Petrus waren flexibel und konnten verändert werden. Sein Blick wurde gewandelt, obwohl Petrus eine klare Botschaft hatte und immer dasselbe Evangelium verkündete. Diese Liebe zu den Menschen sehen wir so deutlich bei Petrus.
Das reife Alter und die Erkenntnis der Gnade in Jesus
Im dritten Teil seines Lebens, als er die Briefe schrieb – den ersten und zweiten Petrusbrief – sehen wir, dass er später ein Ältester in der Gemeinde wurde und Apostel in einer Region war.
Nicht wie Paulus, der Apostel über mehrere Länder war, sondern Petrus war Apostel über eine bestimmte Region. Dort arbeitete er mit den Ältesten zusammen. Im zweiten Petrusbrief, Kapitel 1, heißt es an einer Stelle, dass wir in Jesus alle Reichtümer der Gnade empfangen haben, alles in ihm.
Petrus ist gewachsen. Er hat sich immer weniger auf Menschen verlassen und ist immer näher an die Realität herangekommen, dass er in Jesus alles hat. Diese Realität kennen wir zunächst in unserem Glaubensleben als Theorie, als Theologie: Wir wissen, dass wir in Jesus alles haben.
Doch diese Realität muss sich im ganzen Leben immer mehr praktisch zeigen – in allen Bereichen unseres Lebens. Nur in ihm können du und ich zufrieden sein. Nur in ihm können wir zu veränderten Menschen werden. Nur in ihm.
Die Begegnung am See von Tiberias – Ein Wendepunkt
Jetzt komme ich zurück zu Johannes 21. Ich habe immer Krieg mit der Uhr. Johannes 21 möchte das Kapitel lesen.
Johannes 21: Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern wiederum am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: Es waren beisammen Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael von Kana in Galiläa, und die Söhne des Zebedäus sowie zwei andere von seinen Jüngern.
Simon Petrus spricht zu ihnen: „Ich gehe fischen.“ Sie antworten ihm: „So kommen wir auch mit dir.“ Da gingen sie hinaus und stiegen sogleich in das Schiff. In jener Nacht fingen sie jedoch nichts.
Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus spricht zu ihnen: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ Sie antworteten: „Nein.“ Er aber sprach zu ihnen: „Werft das Netz auf die rechte Seite des Schiffes aus, so werdet ihr finden.“
Da warfen sie es aus und vermochten es nicht mehr zu ziehen vor der Menge der Fische. Da spricht der Jünger, welchen Jesus lieb hatte, zu Simon Petrus: „Es ist der Herr!“ Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, gürtete er das Oberkleid um sich, denn er war nackt, und warf sich ins Meer.
Die anderen Jünger aber kamen mit dem Schiff, denn sie waren nicht fern vom Lande, sondern etwa zweihundert Ellen weit, und zogen das Netz mit den Fischen nach.
Wie sie nun ans Land gestiegen waren, sehen sie ein Kohlenfeuer am Boden, und einen Fisch darauf liegen und Brot. Jesus spricht zu ihnen: „Bringet her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt.“
Da stieg Simon Petrus hinein und zog das Netz auf das Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.
Jesus spricht zu ihnen: „Kommt zum Frühstück!“ Aber keiner der Jünger wagte ihn zu fragen: „Wer bist du?“ Denn sie wussten, dass es der Herr war.
Da kommt Jesus, nimmt das Brot und gibt es ihnen, ebenso den Fisch. Das war schon das dritte Mal, dass er sich den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war.
Das entscheidende Gespräch zwischen Jesus und Petrus
Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: „Simon, Jona, liebst du mich mehr als diese?“
Er antwortet ihm: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“
Jesus sagt zu ihm: „Weide meine Lämmer.“
Wiederum fragt er zum zweiten Mal: „Simon, Jona, liebst du mich?“
Er antwortete ihm: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“
Jesus spricht zu ihm: „Hüte meine Schafe.“
Zum dritten Mal fragte er ihn: „Simon, Jona, hast du mich lieb?“
Da war Petrus traurig, weil er ihn zum dritten Mal fragte: „Hast du mich lieb?“ Er antwortete ihm: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“
Jesus spricht zu ihm: „Weide meine Schafe. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürteltest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst.“
Solches sagte er, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Und nachdem er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: „Folge mir nach.“
Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus liebte. Dieser hatte sich auch beim Abendmahl an seine Brust gelehnt und gefragt: „Herr, wer ist der, der dich verrät?“
Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: „Herr, was soll aber dieser?“
Jesus antwortete ihm: „Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach.“
Daher entstand unter den Brüdern das Gerede, dass dieser Jünger nicht sterbe.
Doch hat Jesus nicht gesagt, er sterbe nicht, sondern: „Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?“
Dieser Jünger ist einer, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt und dieses geschrieben hat. Wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist.
Es sind aber noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn sie eins nach dem anderen beschrieben würden, so glaube ich, die Welt würde die Bücher gar nicht fassen, die zu schreiben wären.
Soweit das Lesen aus der Bibel, Johannes 21.
Die Gefahr der Rückkehr zu alten Gewohnheiten
Nur ein paar Gedanken:
Petrus trifft wieder eine Entscheidung. Jesus ist weg, und Petrus entscheidet: Ich gehe wieder fischen. Er kehrt zurück zu seinen alten Gewohnheiten. Er macht wieder wie früher, er verhält sich wieder wie die anderen. Er kleidet sich wieder so, wie wir es in seinem Beruf früher taten, als er draußen auf dem Meer war. Er vergisst, was geschehen ist, und kehrt zurück zum Alten.
Die Gefahr ist immer wieder da. Denn wir Jünger Jesu leben in einer Welt, in der es uns so schlecht geht wie Fischen an der Luft oder Vögeln im Wasser. Wir gehören nicht hierher, diese Welt ist nicht unsere Heimat. Und es wird uns nur wohl sein, wenn wir oben sind, in unserer wahren Heimat. Hier unten sind wir am Durchgehen.
Immer wieder stehen wir in der Gefahr, uns zu sagen: Warum denn als Jünger Jesu so weitermachen? Warum weiterhin Menschenfischer sein, für Jesus leben, alles einsetzen, damit andere zum Glauben kommen? Könnte man das nicht bequemer gestalten?
Die Gefahr ist groß, dass wir zu unseren alten Gewohnheiten zurückkehren. Und oft merken wir gar nicht, wie wir vom Materialismus und Relativismus aufgefressen werden. Wie wir uns daran gewöhnen, dass es uns fast nichts mehr ausmacht, dass Menschen verloren gehen. Wie wir zusehen, wie Menschen einfach in die Hölle gehen, und es uns nicht mehr stört.
Das liegt daran, dass wir Menschen sind, dass wir müde werden. Ohne Jesus können wir das Feuer nicht behalten. Wir können nie in der ersten Liebe bleiben, wenn wir nicht bei Jesus bleiben. Nur bei ihm wird die erste Liebe zu einer Liebe, die noch größer wird – nur bei ihm.
Die Erfahrung des Scheiterns und das Vertrauen auf Jesus
Fischen, aber nichts gefangen. Man könnte diesen Titel für die Nacht wählen: Fischen, aber nichts gefangen. Es hat sich nicht wirklich gelohnt. Man hätte besser schlafen sollen, die Lieben, nicht wahr? Trotzdem sind sie hinausgegangen und haben nichts gefangen.
Was wunderbar ist: Als sie am Morgen ans Ufer kommen, steht Jesus dort. Sie haben schon erkannt, dass er es ist. Er fragt sie: „Kinder, habt ihr nichts zu fangen?“
Hier zeigt sich etwas Schönes: Man merkt, wie die Jünger als Männer gewachsen sind, die wahrhaftig geworden sind. Petrus antwortet nicht einmal mit Ausreden. Es ist normal, dass er nicht sagt: „Der Wind war so und so, gestern sind große Schiffe ausgefahren, die haben alle Fische gefangen, meine Arbeitskollegen kenne ich schon lange, die sorgen immer dafür, dass die Fische auf der anderen Seite des Sees sind, mein Netz war nicht gut, mein Schiff hatte Probleme, und die anderen Jünger haben zu viel Lärm gemacht, da sind die Fische alle weggegangen.“
Keine Entschuldigungen mehr. Jesus fragt nur kurz: „Habt ihr nichts gefangen?“ Nein, eine kürzere Antwort gibt es nicht. Sie haben schon gelernt, dass man bei Gott „Nein“ sagen kann und auch „Ja“. Man muss bei Gott keine langen Argumente bringen, um sich zu verteidigen. Bei Jesus kann man ehrlich sein und einfach sagen: „Nichts habe ich.“
Wie oft hat mir der Herr das Verstehen gegeben in meinem Leben: „Danny, du hast nichts mehr Geistliches zu bieten. Du kannst niemanden mehr einladen mit dem, was du lebst – mit mir. Du bist mutlos, Danny.“
Ich war froh, dass ich lernen konnte, mit ihm ehrlich zu sein. Ich kann sagen: „Es ist wahr, Herr, ich bin schwach.“ Ich brauche nicht zu sagen: „Ja, Herr, du weißt, wie die Gemeinden sind, es gibt schwierige Leute, die machen mich müde.“ Nein, ich weiß genau, was das Schwierigste in meinem missionarischen Dienst ist.
Der größte Feind in meinem Dienst, abgesehen vom Teufel, ist Daniel Herrmann – die alte Natur von Daniel Herrmann. Das ist das größte Problem in meinem missionarischen Dienst. Diese Natur muss sterben. Ich muss zugeben, dass ich nichts zu essen habe für meine Seele und auch nichts geben kann für die Seelen anderer, wenn ich Jesus nicht habe.
Ohne ihn haben wir nichts. Nichts zu essen. Ohne ihn sind wir wie die Jünger auf dem Schiff, die nachts fahren, deren Netze nass werden und die nichts gefangen haben.
Aber Jesus lässt seine ehrlichen Jünger nicht mit leeren Händen zurück. Er sagt: „Werft das Netz auf der rechten Seite aus, gerade dort vorn.“
Wieder keine Argumente von Petrus. Wie hat er sich verändert! Ich hätte erwartet, dass er sagt: „Am Morgen, wenn die Sonne aufgeht, macht man das nicht so einfach. Und auf dieser Seite sowieso nicht, das ist die falsche Seite vom Schiff.“
Nein, sie spürten, dass es der Herr ist. Nur im Gehorsam gegenüber dem Herrn ist der Weg offen zu einem Leben, in dem man ihn immer besser kennenlernt und Freude im Herzen hat. Nur beim Gehorsam ist die Segnung da. Gott segnet Gehorsam – das ist ein Prinzip in der ganzen Heiligen Schrift. Wer Gehorsam übt, wird vom Herrn gesegnet.
153 Fische – sie haben sich die Zeit genommen, sie zu zählen. Das ist interessant. Große Fische, und das Netz ist nicht kaputtgegangen. Wunderbar.
Ich bleibe nicht bei den Fischen stehen, sondern komme zum Endexamen der dreijährigen Bibelschule. Sie waren drei Jahre in der Jüngerschule, und am Ende jeder guten Schule gibt es ein Endexamen. Das ist immer das Schwierigste.
Das Endexamen: Die drei Fragen Jesu an Petrus
Das Endexamen hatte drei Fragen – nur drei, genau drei.
Die erste Frage lautete: „Petrus, liebst du mich mehr als die anderen?“ Im Griechischen steht hier das Wort Agape, die Liebe, die bereit ist, sich aufzuopfern. Die Frage ist also: Liebst du mich? Bist du bereit, dich jetzt für mich aufzuopfern, Petrus, mehr als die anderen?
Petrus ist bei dieser ersten Frage nicht hereingefallen. Er hat sein Examen gut bestanden. Wahrscheinlich wäre ich selbst da reingefallen. Ich hätte vielleicht gesagt: „Jesus, du weißt ja, mit Judas gab es schon Probleme. Klar, ich liebe dich mehr, denn Judas hat dich nicht wirklich geliebt.“ Ich hätte angefangen zu antworten, weil Jesus fragt: „Liebst du mich mehr als die anderen?“ Da müsste ich erst Argumente bringen und zeigen, dass die anderen mich weniger lieben. Darin wäre ich gescheitert.
Petrus hingegen ist nicht durchgefallen. Er hat sich nicht verteidigt, sondern gesagt: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Im Griechischen steht hier Phileo – das ist die Liebe der Brüder, die Freundschaftsliebe. Jesus fragt, ob er die Agape-Liebe hat, die Opferbereitschaft bedeutet. Und Petrus antwortet: „Du weißt, ich habe dich gern.“ Oh, wie ehrlich ist Petrus geworden!
Meine Lieben, das ist das Schönste, was man im Leben finden kann: ehrliche Menschen, die vom Geist Gottes verändert sind. Früher hatte Petrus gesagt: „Auch wenn die anderen dich verleumden, ich nicht. Ich kann mich opfern, du kannst mit mir reden, Herr, ich bin ein gerader Typ.“ Und er hat es gezeigt: Er hat sogar Malchus, dessen Name auf Deutsch „Glaube“ heißt, das Ohr abgeschnitten. Petrus war ein Tatmensch. Er dachte nicht darüber nach, ob man jemandem eine Ohrfeige geben könnte – er hat ihm das Ohr abgeschnitten. Er hat bewiesen, dass er Jesus verteidigt.
Aber hier, wie schön, sagt er nicht: „Herr, kein Problem, bei mir ist nur Agape, nur die aufopfernde Liebe.“ Nein, er sagt: „Ich habe dich gern, Herr, ich habe dich gern.“ Und Jesus antwortet ihm: „Wenn du mich gern hast, Petrus, dann weide meine Lämmer. Kümmere dich um die Jungen, um die jungen Schafe, um die schwachen Schafe, um die, die geboren werden.“
Petrus soll sich jetzt um die Schafe in der Herberge kümmern, Hirte für sie sein. Wenn du mich liebst, Petrus, dann muss sich deine Liebe durch die Liebe zu den Menschen beweisen – besonders zu den schwachen Menschen. Du bist stark geworden, ein Fels, aber kümmere dich um die Schwachen! Beweise deine Liebe, weide sie, gib ihnen zu essen!
Gerade vorher hatte Petrus gesagt: „Wir haben nichts zum Essen.“ Und jetzt sagt Jesus ihm: „Gib den anderen zu essen.“ Petrus weiß genau: Er kann nur das geben, was er von Jesus bekommt.
Die zweite Frage im Examen stellt Jesus schnell: Wieder fragt er „Liebst du mich?“ – wieder Agape. Und Petrus antwortet erneut mit Phileo: „Ich habe dich gern.“
Bei der dritten Frage sagt Jesus: „Petrus, liebst du mich?“ Und hier braucht Jesus nur Phileo – hast du mich gern? Jesus steigt herab in die Beziehung zu seinem Jünger und verlangt nicht mehr Qualität in der Liebe, sondern Ehrlichkeit. Er verlangt nicht von Petrus, dass er jetzt Agape sagt, die göttliche Liebe mit Opferbereitschaft. Jesus sagt schlicht: „Du hast mich gern, Petrus, ich bin dankbar, dass du mich gern hast.“
Das zweite Dilemma: Kümmere dich um die anderen. Aber Petrus bleibt Petrus, so wie er ist – ein Typ mit Charakter. Und an dieser Stelle höre ich auf. Er war immer interessiert daran, wie es den anderen geht. Das war sein Typ, nicht wahr?
Dann wollte er doch wissen: „Was ist mit dem anderen? Da, Johannes, der so nah bei dir ist, den du auch so gern hast – was wird aus ihm?“ Jesus hat zu Petrus gesagt: „Jetzt bist du noch frei, jetzt gehst du vorwärts. Wenn du jung bist, hast du Kraft. Aber es kommt eine Zeit, da werden andere dich binden und dich dorthin führen, wo du nicht gerne hingehst.“
Petrus wurde als Märtyrer gekreuzigt. Historiker sagen, er wurde kopfüber gekreuzigt. Warum? Weil er gesagt hatte: „Ich bin nicht würdig, so zu sterben wie mein Meister.“
Aber was ist mit Johannes? Was machst du mit ihm? Hast du ein Programm für Johannes? Was geschieht mit ihm? Da sagt Jesus: „Was, das geht dich nichts an. Folge mir nach.“
Schlussgedanken zur Nachfolge und Freiheit in der Liebe
Als Jünger Jesu wollen wir lernen, du und ich, miteinander um das zu kümmern, was uns etwas angeht: unsere Nachfolge.
Was schaust du in den Garten des Anderen, um zu wissen, ob er gut lebt mit dem Heiland? Gott hat seinen Plan. Aber Petrus musste hören: Was geht dich das an? Du, folge mir nach!
Wir sehen im Leben von Petrus, dass er es gemacht hat. Trotz seiner Schwachheit ist er dem Heiland nachgefolgt. Schwachheit wird nie ein Problem sein, um Jünger Jesu zu sein. Nur Hochmut bringt uns zum Tod.
Die Schwachheit gibt uns die Möglichkeit, von der Gnade zu leben. Je mehr ich in Liebe wachse, desto freier werde ich.
Gott segne dich, Gott segne uns und schenke, dass wir freie Jünger Jesu werden – solche, die nicht mehr auf sich selbst zählen, sondern immer mehr Jesus lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.
In dieser Liebe werden du und ich frei, endlich das Gute zu tun, das wir tun wollen. Und Jesus wird uns auch die Kraft geben, es zu tun.