Einführung in die Predigtreihe über Liebe
Wir sind in einer Reihe, und ich werde immer mehr ein Freund von Reihen, weil sie es für den Prediger so angenehm machen. Man kann einfach länger über ein Thema sprechen. So hat man Zeit und muss nicht alles in eine Predigt hineinpacken.
Im Zeitalter der Vergesslichkeit kann man Dinge immer wieder und wieder sagen. Wir haben jetzt die fünfte Predigt zum Thema Liebe. Ich weiß nicht, ob ihr alle die vorherigen gehört habt. Ich bin mir sicher, dass nicht alle alle gehört haben. Deshalb möchte ich noch einmal kurz den Weg vorstellen, den wir bisher hinter uns haben.
Wir haben in der allerersten Predigt mit dem Thema „Gott ist Liebe“ begonnen. Dabei haben wir uns darüber Gedanken gemacht, dass Liebe das Zentrum des Christentums ist. Es geht nicht so sehr um Bibelwissen, darum, wie oft ich im Gottesdienst bin, oder wie sehr ich mich in der Gemeinde engagiere. Obwohl all das positive Dinge sind, geht es vor allem darum, dass wir lernen, zu lieben.
Gott ist Liebe, und er möchte sich in uns wiederfinden. Wenn er uns anschaut, möchte er sich selbst und sein Konzept der Liebe, seinen Charakter der Liebe, in uns erkennen.
In der ersten Predigt habe ich versucht, uns vor Augen zu führen, dass wir im Hinblick auf Liebe alle Krüppel sind – Menschen, die lernen müssen. Egal, wie nett wir sind und wie sehr man denkt, jemand habe schon alles gut im Griff – das stimmt nicht.
Verschiedene Facetten der Liebe in den ersten Predigten
Zweite Predigt
Hier hieß das Thema „Jeder liebt anders“. Es ging um die Frage: „Wie funktioniert Liebe eigentlich?“ oder „Was ist Liebe?“ Wir haben uns zwei Schwerpunkte angeschaut.
Der erste Schwerpunkt war: „Du kannst Gott nicht etwas als Liebe verkaufen, was keine Liebe ist.“ Dabei bezogen wir uns auf 1. Korinther 13, Verse 4-7. Gott gibt den Rahmen vor, wie Liebe überhaupt funktioniert. Innerhalb dieses Rahmens müssen wir aber individuell leben.
Ich habe eine Mütze mitgebracht, eine Schirmmütze, wie ihr sie kennt. Sie hat eine Verstellung, die für alle Größen passt. Ich könnte sie jedem von euch geben, und sie würde passen – auch dem größten Kopf. Man kann sie hinten öffnen und verstellen, so dass sie quasi ewig passt.
So funktioniert Liebe aber nicht. Liebe ist nicht wie eine Gießkanne, über die man einmal drüber gießt, und dann passt sie schon. Liebe funktioniert in dem Rahmen, den Gott als Liebe vorgibt. Das war der zweite Punkt der Predigt: Liebe bezieht sich individuell auf die Persönlichkeit des Anderen.
Wir haben uns die fünf Sprachen der Liebe angeschaut, um zu verstehen, wie unterschiedlich wir sind. Das soll uns vor Augen führen, dass wir auf diese Unterschiedlichkeit reagieren müssen. Sonst denken wir vielleicht, wir lieben den Anderen und tun Dinge, die wir Liebe nennen. Doch beim Anderen kommt nur nichts an – und das wäre doch schade.
Das war die zweite Predigt.
Dann sind wir einen Schritt weitergegangen zur dritten Predigt, die vielleicht die herausforderndste war. Sie stand unter dem Titel „Mut zur Liebe“. Plötzlich ging es darum, wie deine Vergangenheit aussieht und inwiefern Missbrauch dazu beigetragen hat, dass du einen Beziehungsstil entwickelt hast, der Leute auf Distanz hält – egal auf welche Weise.
Wir haben uns angeschaut, dass es unterschiedliche Methoden gibt, um Leute auf Distanz zu halten. Das kann ein Übermaß an Freundlichkeit sein, genauso wie Dominanz oder Manipulation.
Überall dort, wo sich das in unserem Leben wiederfindet, besteht die Gefahr, dass Liebe niemals wirklich existenziell wird für uns und uns nie wirklich nahekommt. Denn wir haben entschieden: „Mir tut keiner mehr weh.“
Ich war wirklich beeindruckt, dass gerade diese Predigt zu sehr vielen Gesprächen geführt hat. Es wurde etwas aufgedeckt im Leben von vielen, was uns zum Hinterfragen gebracht hat. Wo bei uns dominantes Verhalten, manipulative Verhaltensweisen oder ein übertriebenes Maß an Hilfsbereitschaft zu finden sind, das eigentlich nur dazu dient, Distanz zu wahren.
Ich wünsche mir sehr, dass wir diese Gespräche fortsetzen.
Gemeinschaft und Verpflichtung als Ausdruck der Liebe
Letzte Woche hat Jürgen die Reihe fortgesetzt und ein ganz anderes Kapitel aufgeschlagen. Er hat etwas zum Credo gesagt. Das Credo heißt bei uns – ich gebe euch mal den ganzen Titel, ich weiß nicht, wie er es genau genannt hat – „Selbstverständnis und Grundlagen unseres Zusammenlebens und Arbeitens, was wir glauben“.
Warum gerade an dieser Stelle? Das möchte ich erklären. Ich habe jetzt mal hier einen Ordner mitgebracht, den sogenannten „Enter the Rock“-Ordner. Das ist ein Ordner, den jeder bekommt, der durch unsere Eingangsveranstaltung geht. Auch alle, ich sage mal so, „Altrocker“, die ihn noch nicht haben, werden ihn demnächst bekommen.
In diesem Ordner findet sich unter anderem unser Credo. Und im Credo gibt es einen Anhang. Dieser Anhang beschäftigt sich explizit nur damit, wie wir zusammenbleiben wollen und wie wir es schaffen können, dass nicht einer durch sein Verhalten aus lauter Düsseligkeit unsere Gemeinschaft kaputt macht.
Deshalb habe ich das mal aufgeschrieben – das sind Punkte, die uns an dieser Stelle wichtig sind. Es sind alles Punkte, die in der Bibel stehen. Das ist eher nur eine Zusammenfassung. Mir war es wichtig, euch das zu zeigen, weil Liebe etwas ist, worauf wir uns auch ein Stück formal verpflichtet haben.
Wir haben uns darauf verständigt, dass wir zur Liebe zum Beispiel diesen Punkt zählen: die Leitungsmannschaft zu unterstützen. Dass wir Konflikte erst im Privaten klären wollen. Dass wir uns weigern, auf Klatsch und Tratsch zu hören. Dass wir Ermutiger sein wollen oder mit realistischen Erwartungen an die Gemeinde herangehen wollen.
Außerdem wollen wir die Dinge unterstützen, die Einheit und Gemeinschaft fördern. Dort, wo Gemeinschaft zerbricht, wollen wir sie wieder heilen. Wir streben Versöhnung an und wollen regelmäßig Zeit miteinander verbringen.
Ein ganz banaler Punkt steht hier auch drin: Wir verstehen Gemeinschaft immer als etwas, das von Geben und Nehmen geprägt ist.
Das heißt, Liebe – und das sind die vier Punkte, die wir jetzt haben – ist einmal das Wichtigste. Liebe will dem Nächsten dienen. Liebe überwindet die inneren Barrieren, die ich aufgebaut habe. Und Liebe ist für uns Verpflichtung.
Ausblick auf die kommenden Predigten und das Thema liebevolles Reden
Und was passiert jetzt bei den nächsten Predigten? Wir haben ja noch vier Predigten vor uns. Was in diesen Predigten geschieht, ist eigentlich etwas ganz anderes.
Ich habe jetzt den großen Überbau gelegt. Ich muss euch also nicht mehr viel erklären, sondern gehe jetzt ins Detail. Dabei schaue ich mir ganz explizit einige Punkte an, die weh tun. Ihr kennt das vielleicht vom Arzt: Er drückt an verschiedenen Stellen und fragt, ob es dort weh tut. „Tut es hier weh? Nein. Hier? Nein. Ah, hier schon.“
Oder bei meiner Zahnärztin – ich habe gerade das „Vergnügen“, etwas öfter dort zu sein. Da musste eine Krone eingesetzt werden, und dann wird dort gedrückt: „Tut es schwer?“ Genau so ist das, was ich jetzt mache. Ich möchte ein bisschen drücken und schauen, wo es weh tut.
Heute kommen wir unter dem Thema „Liebe“ zum Thema „liebevolles Reden“. In unserem Anhang zum Credo steht, dass wir uns weigern, auf Klatsch und Tratsch zu hören. Wer das noch vor Augen hat, wird sehen, dass ich dahinter „ganz wichtig!“ geschrieben habe.
Außerdem steht dort, dass wir uns entscheiden, immer wieder Ermutiger und nicht Entmutiger oder Schweiger zu sein. Warum habe ich das da hineingeschrieben? Ich habe es deshalb hineingeschrieben, weil Liebe in meinen Augen ganz wesentlich etwas mit Reden zu tun hat.
Die Macht der Zunge – Ein Blick in den Jakobusbrief
Schauen wir uns eine Stelle aus dem Jakobusbrief an. Jakobus, der Halbbruder von Jesus, schreibt dort über die Zunge, also über das Reden. Im Jakobusbrief, Kapitel 3, finden wir dazu eine wichtige Passage.
Wer noch eine Bibel braucht, kann sich gerne eine holen. Es gibt viele hilfreiche Mitbibelaufschlager, das ist überhaupt kein Problem. Noch jemand? Thomas fragt gerade noch mal. Gut, also Jakobusbrief Kapitel 3, die Verse 4 bis 6 und 8 bis 10.
Dort heißt es:
„Siehe, auch die Schiffe, die so groß sind und von heftigen Winden getrieben werden, werden durch ein sehr kleines Steuerruder gelenkt, wohin das Trachten des Steuermanns will. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich großer Dinge. Siehe, welch kleines Feuer welch einen großen Wald zündet es an! Und die Zunge ist ein Feuer, die Welt der Ungerechtigkeit. Die Zunge zeigt sich unter unseren Gliedern als diejenige, die den ganzen Leib befleckt und den Lauf des Daseins entzündet; sie wird von der Hölle entzündet.
Die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen, sie ist ein unstetes Übel, voll tödlichen Giftes. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bild Gottes geschaffen worden sind. Aus demselben Mund gehen Segen und Fluch hervor. Dies, meine Brüder, sollte nicht so sein.“ (Jakobus 3,4-6 und 8-10)
Ich finde, Jakobus hat einen ganz realistischen Blick auf unser Reden. Mit dem, was wir sagen, können wir unglaublich viel Schaden anrichten. Ich bin überzeugt, dass jeder von uns schon durch Worte verletzt wurde und auch selbst schon mit Worten verletzt hat.
Jeder kennt das Gefühl, wenn man etwas sagt und im Moment des Aussprechens denkt: „Hätte ich es bloß nicht gesagt.“ Man merkt dann an der Reaktion des anderen, dass es falsch war. Dieses Gefühl kennen wir alle. Wir wissen, wie fies und wie böse Worte sein können. Wie es hier steht: ein unstetes Übel, voll tödlichen Giftes.
Beispiel für schlechtes Reden – Klatsch und Tratsch
Und Claudia und Tinke haben uns ja etwas mitgebracht. Hi, hallo, hallo! Was war das denn? Wie sieht die denn aus? Krass! Man hat ja die neue Frisur gesehen. Ey, die ist sehr schrecklich und viel zu kurz, oder? Ja, total. Und vor allem echt krass, wie eingebildet die Tute ist.
Aber ich meine, worauf bildet die sich denn bitteschön etwas ein? Ich meine, guck sie dir doch an! Und dann, was war letzte Woche? Hattest du irgendwas gesagt, was sie gemacht hat? Ja, man, die ist immer so eingebildet. Ey, letzte Woche hättest du sie mal sehen müssen, das war unglaublich. Echt immer dasselbe mit der...
Und krass, guck mal die Schuhe! Ey, die Schuhe, wie sehen die denn aus? Das passt gar nicht, das geht echt überhaupt nicht. Nein, also ich sage mal, sie sollte lieber ihre Zeit nutzen und ein bisschen mehr Wert auf ihre inneren Werte legen. Da passt eigentlich total der Spruch aus "Hui und Fui", oder?
Ja, aber hey, da stimmt ja wohl beides nicht, oder? Hast du wohl recht, es stimmt armselig. Na ja, und dann, was die Frisur und die Schuhe angeht – was das wohl alles gekostet hat? Das könnte sie besser spenden, oder? Ob man dafür nicht alles für den Herrn hätte machen können? Aber ich verpulvere das Geld, ich sage es dir.
Ja, das ist wirklich wahr. Also, pff, echt krass. Ja, Mann. Na ja, mit der Frisur ist es wirklich ein bisschen traurig. Aber weißt du was? Du kannst das viel besser tragen. Guck dir deine Haare an, bei dir steht alles, das sieht super aus. Aber das könnte ich besser tragen.
Nein, gut, dass wir mit der nicht so viel zu tun haben. Ich bin nur echt froh, dass wir mit der nicht befreundet sind. Also wäre der Absturz echt albern. Hey, letzte Woche, hast du den Artikel geschrieben? Ah ja, zeig mal, wollen wir mal klatschen.
Das war die offizielle Erlaubnis zum Ablästern. Ablästern ist absolut in. Die Ärzte singen im Moment "Lasse reden". Wie heißt es da? Hast du etwas getan, was sonst keiner tut? Hast du zu hohe Schuhe oder gar keinen Hut? Oder hast du etwa ein zu kurzes Kleid getragen, ohne vorher deinen Nachbarn um Erlaubnis zu fragen?
Jetzt wirst du natürlich mit Verachtung bestraft, bist eine Schande für die ganze Nachbarschaft. Du weißt noch nicht einmal genau, wie sie heißen, während sie sich über dich schon ihre Mäuler zerreißen. Lass die Leute reden und hör ihnen nicht zu. Die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun.
Lass die Leute reden, bei Tag und auch bei Nacht. Lass die Leute reden, das haben die immer schon gemacht, immer schon gemacht. Ich glaube, es stimmt tatsächlich nicht. Also Klatsch und Tratsch, schlechtes Reden – das ist immer schon so gewesen.
Biblische Perspektive auf Klatsch und Tratsch
Im Alten Testament ist es ganz lustig: Wenn ihr nach dem Wort Klatschbase sucht, werdet ihr es nicht finden. Es gibt jedoch ein anderes Wort, das dort verwendet wird. Das möchte ich euch zusammen mit Katrin zeigen. Katrin, du kannst sitzen bleiben.
Im Alten Testament heißt die Klatschbase Ohrenbläser. Das ist jemand, der ständig sozusagen „bestrackt“ wird, bis er die Ohren kitzelt. Genau das beschreibt der Ohrenbläser.
Zu diesem Ohrenbläser heißt es in den Sprüchen 18,8, das möchte ich euch vorlesen. Dieser Vers trifft ganz genau das, was wir eben erlebt haben. Sprüche 18,8 lautet:
„Die Worte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen, sie gleiten hinab in die Kammern des Leibes.“
Wisst ihr, eine riesige Industrie lebt von Klatsch und Tratsch. Sie lebt davon, bunte Bilderchen unter das Volk zu bringen. Ich ertappe mich dabei – und ich gebe das jetzt einfach mal offen zu –, weil ich merke, dass das so tief in uns drinsteckt.
Ich sitze also bei meiner Lieblingszahnärztin im Warteraum. Normalerweise muss ich nie lange warten. Dann habe ich da so eine Zeitschrift, nehmen wir zum Beispiel die „Bunte“. Und dann juckt es mich in den Fingern, dieses Ding zu nehmen und zu schauen: Sind Claudia und Ziel noch zusammen? Wie sieht der Neue von Cameron Diaz aus? Oder Prinz William – wen hat er denn gerade?
Ich weiß nicht, wo das herkommt. Es sind ja wirklich die nebensächlichsten Dinge überhaupt, und wahrscheinlich ist vieles davon frei erfunden. Aber man spürt förmlich, wie die Hand zuckt. Man möchte das gar nicht. Man legt dann sein gutes Buch über alttestamentliche Ethik beiseite, zuckt und muss die Hand wieder zurückziehen.
Also, es steckt irgendwie ganz tief in uns drin. Deshalb ist die Frage auch super wichtig: Wenn wir als Kinder Gottes in die Schule Gottes gehen, um Liebe zu lernen, was heißt das denn bitte in Bezug auf unser Reden?
Das möchte ich euch anhand eines Verses ganz besonders zeigen. Diesen Vers rate ich euch auch auswendig zu lernen.
Ermutigung zum liebevollen Reden – Epheser 4,29
Epheser 4,29: Tinker, mach bitte mal den Overhead an und verteile ein paar Blätter. Oder könnt ihr auch mischen? Für diejenigen, die es aufschlagen wollen: Ich lese schon mal vor.
Eigentlich ist das ein ganz einfacher Vers, nicht super kompliziert. Im Epheserbrief, Kapitel 4, Vers 29 heißt es: „Kein faules Wort komme aus eurem Mund, sondern nur eins, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gebe.“
Also wirklich nicht kompliziert: Kein faules Wort – faul im Sinne von verdorben, böse, schlecht. Alles Böse, Verletzende, Entwürdigende soll nicht aus eurem Mund kommen, sondern nur etwas, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gebe.
Unter diesem großen Begriff „Gnade“ steckt die Idee, dass wir, wenn wir den Mund aufmachen, Menschen ermutigen, trösten, erbauen und aufhelfen.
Wenn ihr euch die Folie mal anschaut, habe ich da einfach mal ein paar Dinge aus der Bibel zusammengetragen. Was ist denn so böses Reden? Oben bei „böse Worte“ stehen einzelne Stichpunkte, was dazu gehört und was eigentlich in einem liebevollen Umgang miteinander und beim liebevollen Reden in unserem Leben keinen Platz mehr haben sollte.
Dinge wie Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Jähzorn – wenn sich das in unserem Leben wiederfindet, dürfen wir nicht sagen: „Hey, das ist richtig.“ Nein, das ist einfach falsch. Wo wir einander anbrüllen, wütend oder jähzornig werden, hat das mit Liebe nichts zu tun. Wo das in uns drinsteckt, müssen wir es wirklich bekämpfen. Es soll da nicht bleiben.
Wenn du mal dreißig Jahre oder länger Christ bist, dann sollte das komplett vorbei sein. Du sollst ein liebevoller Mensch werden.
Der zweite Punkt: Hadert, Zornausbrüche, Zwistigkeiten und Streit. Das ist ein Punkt, an dem ich lange selbst gerungen habe. Ich merkte, dass in der Bibel steht, dass ein Mann, der streitet, ein Narr ist. In Sprüche 20,3 heißt es: „Jeder Narr aber fängt Streit an.“
Ich habe lange gebraucht und musste viel dafür beten und immer wieder dagegen ankämpfen, bis ich diesen Punkt im Griff hatte. Denn ich musste erst durch Gottes Geist unterstützt den Charakter Jesu wachsen lassen, bis ich an dieser Stelle angekommen war.
Ich kann euch nur sagen: Da, wo wir uns streiten, sind wir nicht mehr mit Gott auf einer Linie.
Oder was es in Epheser 5,4 heißt: „Albernes Geschwätz und Witzelei, die sich nicht geziemen“ – dieses unbedeutende, oberflächliche Blabla. Das ist etwas, wo Gott sagt: „Wenn du den Mund aufmachst, dann lass etwas rauskommen, das Bedeutung hat.“ Sag etwas, das dem anderen weiterhilft, nicht einfach nur Blabla.
Oder das nächste: „Unbedachtes Reden und unnütze Worte.“ Das geht in die gleiche Richtung. Gott sagt hier: „Wenn du den Mund aufmachst, denk vorher darüber nach. Nicht einfach nur dahingesagt, sondern nachdenken.“
Ich weiß, das ist ein Stück anstrengend, denn ich bin dann plötzlich wieder in dieser Liebesschiene drin. Ich überlege mir: Wen habe ich da? Was könnte ich dem denn Gutes sagen?
Da kommt einer und sagt: „Ja, ja, wird schon wieder.“ Oft ist das unbedacht. Wenn jemand mit einem Problem kommt, reicht es nicht einfach zu sagen: „Ja, ja, wird schon wieder.“ Das ist eher unbedacht. Manchmal weiß man nicht, was man sagen soll, aber irgendwas muss man ja sagen.
Wenn wir denken: Nein, wir sind dazu gerufen zu lieben. Und lieben heißt in dem Moment, nachzudenken, was ich dir denn wirklich Gutes mitgeben kann. Manchmal ist das Gute nicht unbedingt „Ja, ja, wird schon wieder“, sondern vielleicht etwas anderes – etwas Strengeres, Liebevolleres oder Tröstenderes.
Dann ein Punkt, wo ich selbst letzte Woche reingefallen bin: Jakobus 5,9. Das ist einer dieser Verse, bei denen ich manchmal denke: „Vater im Himmel, wenn der nicht in der Bibel stehen würde, hätte ich ihn mir nicht ausgesucht.“
Jakobus 5,9 heißt: „Seuft nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet.“
Wir kommen noch mit dem anderen Vers aus Jakobus klar, der direkt dahinter steht, Kapitel 4, Vers 11: „Redet nicht Übles gegeneinander.“ Das klappt noch ganz gut. Wir sollen nicht schlecht übereinander reden, sagen wir alle: „Jo, machen wir.“
Aber da steht: „Seufzt nicht gegeneinander, Brüder.“ Das heißt, wir sollen nicht lästern oder spotten. Das ist klar.
Aber merkt ihr, Seufzen ist etwas ganz anderes. Letzte Woche kam ich von einer Gemeinde zurück, die mich schon gefordert hat, weil sie mich frustriert hat. Ich habe dann erstmal allen Leuten erzählt, wie schlimm diese Gemeinde war, wo ich da war und gepredigt habe.
Am Montag im Wald dachte ich dann: „Was hast du da gestern die ganze Zeit gemacht?“ Und habe Gott um Entschuldigung gebeten für das, was ich alles gesagt habe.
Hier steht tatsächlich: Seufzt nicht! Wo wir zulassen, dass wir den anderen als Last betrachten – denn über eine Last seufzen wir – da verlassen wir die Liebe.
Wir sind Lastenträger. Wir können darüber nachdenken, wie wir diese Last, vielleicht auch den Bruder oder die Schwester, wie wir ihnen helfen können, nicht mehr so Last zu sein.
Aber seufzen und dann die Position des Besserwisser-Christen einzunehmen und von oben herab zu schauen, als ob die anderen nicht könnten und wüssten, wie ich kann und weiß – das geht nicht.
Die Bibel sagt ganz klar: Sorry, das funktioniert nicht. Das möchte Gott nicht.
Ihr merkt, das ist ein Thema, bei dem ich selbst noch nicht fertig bin. Da könnte Gott mich gerne immer wieder darauf hinweisen und sagen: „Jürgen, jetzt bist du wieder dabei zu seufzen. Jetzt, jetzt, jetzt!“
Ach, sag mir das, das möchte ich wirklich.
Oder Sprüche 17,9: Dort, wo wir Sünden immer wieder aufdecken und ein Sündenkonto führen, statt dass wir Sünden zudecken. Immer wieder alte Kamellen hochholen und sagen: „Hier, schau mal, da war doch was.“
Eine Leiche, die schon lange vergraben und fast verrottet war, wird wieder ausgegraben mit den Worten: „Hier, nur damit wir es nicht vergessen, das hast du damals getan.“
Auch in Sprüche 17,9 steht: Nein, das sollen wir nicht.
Das sind alles Dinge, die in unserem Leben eigentlich keinen Platz mehr haben.
Liebevolles Reden als radikale Veränderung
Und jetzt merkt ihr: Es geht beim Lieben nicht einfach darum, ein bisschen besser zu sein oder mal den Mund zu halten. Vielmehr geht es darum, dass wir ganz radikal unter der Leitung des Heiligen Geistes und in seiner Kraft an uns arbeiten lassen. Diese bösen Worte, die in unser aller Leben noch vorhanden sind, sollen verschwinden, sodass man sie nicht mehr findet.
Nun könnte jemand sagen – und deshalb habe ich diese beiden Seiten aufgemalt –: „Ja, gut, dann sage ich einfach gar nichts mehr. Ich halte einfach meinen Mund, und wer nichts sagt, macht auch nichts falsch.“
Ja, es gibt durchaus den Spruch, dass bei vielen Worten der Treubruch oder die Sünde nicht ausbleibt. Aber es wäre falsch, jetzt zu schweigen. Denn der Vers in Epheser 4 heißt: „Kein faules Wort komme aus eurem Mund, sondern nur eins, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gebe.“
Merkt ihr, Liebe ist nicht einfach „Ich tue das Böse nicht“. Liebe geht immer noch einen Schritt weiter: „Ich will eigentlich das Richtige tun.“
Im Jakobusbrief heißt es dazu, ich kann euch das mal kurz zeigen: Jakobus 4, Vers 17: „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde.“ Das ist ganz wichtig.
Wir sind als Christen nicht nur dazu berufen, keinen Schaden anzurichten. Das ist natürlich schon mehr als vorher. Wenn du vorher die Lästerbacke schlechthin warst – so wie unser Spielchen hier das gezeigt hat – und du hörst damit auf, ist das schon ein guter Schritt. Aber eigentlich geht es einen Schritt weiter in eine andere Richtung.
Es geht nicht nur darum, das Böse nicht zu tun, sondern wir sind dazu berufen, ein Segen zu sein.
Mir gefällt das Bild: Ich habe einen Durchlauferhitzer. Ich weiß nicht, ob er auch so etwas hat. Wenn ich dusche, dann geht kaltes Wasser in meinen Durchlauferhitzer rein, und es kommt schönes, heißes Wasser raus. Wir sind die Durchlauferhitzer Gottes. Wir nehmen das, was diese Welt zu bieten hat, und bringen es auf die richtige Temperatur, damit es den Menschen zum Segen wird. Wir sind Segensspender.
Und das heißt ganz klar: Wenn wir über Reden sprechen, dann müssen wir Menschen sein, die ermutigen. Ja klar, du merkst, da braucht jemand irgendwie Unterstützung, dann gibst du ihm Ermutigung. Du schweigst nicht einfach und denkst dir: „Was macht der für ein bedröbstes Gesicht?“, sondern du versuchst, auf ihn einzugehen.
Oder wir sind Tröster. Wir versuchen, die richtigen Worte zu finden. Ja, aber ich tue mir da manchmal schwer, und da fällt mir auch nichts ein. Ja, das geht mir auch manchmal so. Aber dann probier es doch mal.
Manchmal reicht es schon, zu jemandem hinzugehen und zu sagen: „Ich weiß eigentlich nicht, was ich dir jetzt sagen soll, ich weiß es einfach nicht, aber ich hab dich lieb.“ Das ist schon viel mehr als nur zu schweigen.
Oder es ist wichtig, dass wir Vergebung zusprechen. Wo jemand gesündigt hat, treten wir an seine Seite. Wenn er um Vergebung bittet, gewähren wir sie ihm auch.
Wir geben hilfreiche Ratschläge, wenn wir merken, dass wir etwas wissen und anderen weiterhelfen können. Wir zeigen Anerkennung – deshalb diese Sache mit den Segnungen.
Es ist ja nicht irgendwie ein Volkssport, Segnung zu verteilen. Es geht einfach nur darum zu zeigen: „Hey, obwohl das eigentlich Dienste sind, die schnell untergehen, wir sehen das, und ich möchte, dass ihr das seht und vielleicht auch mal auf den Gedanken kommt zu sagen: Hey, vielen Dank!“
Die Bedeutung nonverbaler Kommunikation
Natürlich spreche ich jetzt über Reden, aber ich meine nicht nur die Worte, die wir sagen. Es macht einen Unterschied, wie jemand zuhört und reagiert.
Ich mache jetzt mal ein etwas provokantes Beispiel: Wie jemand bei einer Predigt zuhört. Es gibt Leute, bei denen man den Eindruck hat, sie schlafen gleich ein. Da möchte man fast laut hier vorne draufklopfen, damit sie wieder wach werden.
Dann gibt es aber auch Menschen, die durch Gestik und Mimik zeigen – das nennt man nonverbale Kommunikation – dass sie dabei sind und es gut finden. Sie signalisieren sozusagen: „Ja, Freund, ich bin dabei, super!“ Das macht einen Unterschied.
Für den Prediger ist das ganz normal, aber es ist tatsächlich entscheidend, ob jemand aktiv zuhört und mitgeht oder ob er fast einschläft. So können wir auch im Umgang miteinander durch die Art und Weise, wie wir verbal und nonverbal kommunizieren, einen großen Unterschied machen.
Veränderung beginnt im Denken
Jetzt stellt sich die Frage: Wie komme ich dahin? Wie werde ich jemand, der eine andere Art des Redens entwickelt?
Der Clou ist, dass jede Veränderung – und das gilt wirklich für jede Veränderung im geistlichen Leben – im Kopf anfängt, mit einem Denken. Wenn in uns böse Gedanken sind, zum Beispiel Neid oder Eifersucht, wenn ich mich innerlich über das, was ein anderer gesagt hat, aufrege und ständig darüber nachdenke, was mir angetan wurde, dann lasse ich so geistiges Unkraut wachsen. Dazu gehören Groll, Vorurteile, wenn ich Lügen Glauben schenke oder nicht vergeben will.
Dann brauche ich mich nicht zu wundern, wenn sich das in meinem Reden widerspiegelt. Was soll denn sonst herauskommen? Der Volksmund sagt an dieser Stelle, und er zitiert damit eigentlich nur die Bibel, dass der Mund von dem voll ist, was sonst so in mir drin ist.
Um den Herrn Jesus an dieser Stelle zu zitieren, der noch lieber ist als der Volksmund: Er sagt „Otternbrut, wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ Ganz schön, oder? „Otternbrut“ – das ist nicht gerade liebevoll. Der liebe kleine Herr Jesus, das Christus-Kind, nennt uns so.
Wenn du den Mund aufmachst und da Gift herauskommt, dann bist du wie eine Otter. Du kannst das, was in dir drin ist, nicht einfach verstecken. Wenn du merkst, dass in deinem Leben viel Schlechtes ist – diese Wut, Streit, blöde Witze, belangloses Geschwätz, Fluchen, Spotten oder was auch immer – dann prägt das dein Leben. Das ist ein Spiegel deines Innenlebens und ein Indiz dafür, dass du nicht gesund bist, dass du böse bist.
Deshalb beginnt liebevolles Reden mit richtigem Denken. Und richtiges Denken beginnt natürlich damit, dass ich zuerst umkehre zu Gott. Ich bekenne ihm meine Sünden, tue Buße, vertraue ihm mein Leben an und sage: „So, jetzt möchte ich gerne mit der Kraft, die du gibst, ein anderer Mensch werden. Bitte hilf mir, dieses Ziel zu erreichen.“
Ich möchte jemand werden, der reden kann und mit dem, was er sagt, Segen spendet – nicht noch mehr Vernichtung, Übel oder Böses bewirkt. Ich möchte das gerne lernen.
Erneuerung des Denkens als Grundlage der Veränderung
Im Römerbrief Kapitel 12 findet sich der Gedanke, dass jede Veränderung mit dem Denken beginnt. Dort heißt es in Römer 12,2: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Denkens.“ Werdet verwandelt durch die Erneuerung des Denkens.
Mein Denken wird neu, und dadurch findet eine Veränderung statt. Nun stellt sich die Frage: Wie soll ich denn denken?
Dazu gibt es einen Vers in der Bibel, den ich fantastisch finde. Ich habe viel über diesen Vers nachgedacht, weil er einfach so reich an Bedeutung ist. Im Philipperbrief gibt es eine Stelle, die uns eine Art Gedankenfilter vorstellt. Ihr kennt das ja: Man bringt Müll raus und hat eine blaue Tonne, eine schwarze Tonne und eine gelbe Tonne. So ähnlich funktioniert das hier auch.
Dieser Gedankenfilter sortiert alles, was durch ihn hindurchfällt, in die schwarze, gelbe oder blaue Gedankentonne. Nur das, was dort nicht hineinpasst, sollen wir zu Ende denken.
Dieser Vers ist meiner Meinung nach sehr wichtig, wenn wir über Veränderungen im Leben von Menschen nachdenken. Er macht deutlich, was unser Gedankenleben prägen soll. Ich verspreche: Wenn eure Gedanken von den Dingen geprägt werden, die Paulus hier nennt, dann werdet ihr euch verändern. Das geht gar nicht anders.
Allgemein gesagt: Wenn du anfängst, nur noch lieb über andere Leute zu denken – nehmen wir mal an eine Woche lang – und dich in dieser Woche nicht über andere aufregst, wenn dir etwas egal ist, was jemand sagt, und du einfach freundlich bleibst, auch wenn jemand dir schräg begegnet, und du trotzdem Gutes über ihn denkst, dann ist das möglich.
Es ist gar nicht so kompliziert. Die Menschen verändern sich. Ich verspreche dir, nach einer Woche bist du schon ein Stückchen anders. Du kannst nicht anders.
Schauen wir uns jetzt an, was Paulus schreibt. Er sagt in Philipper 4,8: „Übrigens, Brüder, alles, was wahr ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend gibt und wenn es irgendeinen Lob gibt, das erwägt.“
Das Wort „erwägen“ bedeutet, darüber nachzudenken, es abzuwägen, in Betracht zu ziehen und anzunehmen. Es geht also um die Dinge, über die wir nachdenken sollen. Es sind acht Dinge.
Auch dieser Vers lohnt sich, auswendig gelernt zu werden. Wenn ihr zwei Verse auswendig lernen wollt, dann Epheser 4,29 und Philipper 4,8 – das ist super.
Der Gedankenfilter: Was sollen an guten Gedanken in Hülle und Fülle in unserem Kopf sein? Das ist die Frage.
Fangen wir mit dem Ersten an: Alles, was wahr ist. Wenn etwas der Wahrheit von Gottes Wort oder überhaupt der Wahrheit entspricht, wenn es keine Lüge ist, dann denkt es zu Ende.
Ein heikler Punkt: Weißt du noch, Schatz, wo wir diese eine Lüge identifiziert haben? Meine Frau hat mal eine Weile gedacht, sie sei die falsche Frau für mich. Weißt du, was das bedeutet, wenn du so etwas denkst und glaubst und dieser Gedanke immer wieder in deinem Kopf herumspukt? Es ist eine Lüge.
Ich habe meiner Frau versucht klarzumachen, dass sie genau die richtige Frau für mich ist. Aber stell dir vor, du denkst diese Lüge zu Ende. Weißt du, was das für deine Ehe bedeutet?
Deshalb: Schmeiß alles raus, was nicht wahr ist oder nur Halbwahrheiten sind! Und wenn du dir nicht sicher bist, denk so lange darüber nach, bis du weißt, was wahr ist. Aber schmeiß es raus! Es macht dich kaputt!
Alles, was ehrbar ist, sollen wir denken. Dieses Wort „ehrbar“ bedeutet auch so viel wie verehrungswürdig, ehrfurchtgebietend. Es ist das Gegenteil von vulgär.
Also diese oberflächlich banalen Gedanken, bei denen du denkst, sie sind es nicht wert, gedacht zu werden, sondern nur Zeitverschwendung, schmeiß sie raus.
Alles, was gerecht ist, sollen wir denken. Das heißt, alle ungerechten Gedanken müssen raus.
Ich bekenne, dass ich manchmal Filme wie „Ocean's Eleven“ schaue, wo es um Bankraub geht. Ich finde es spannend, darüber nachzudenken, wie man genial eine Bank ausrauben könnte. Da fließen meine Gedanken einfach so dahin, ohne Anstrengung.
Dann denke ich manchmal: „Was denkst du gerade für einen Blödsinn? Das ist Diebstahl, du Nase! Hör auf, das zu denken.“
Schmeiß alles, was ungerecht und böse ist, aus deinem Leben raus.
Denken sollen wir alles, was rein ist. Also alles Unreine und Perverse, wenn sich das in unserem Gedankenleben wiederfindet, schmeiß es raus. Denke reine Gedanken.
Alles, was liebenswert ist, sollen wir denken. Und was sollen wir rausschmeißen? Jeden Gedanken, der mit Hass und Ablehnung zu tun hat. Raus damit!
Jetzt merken wir schon, das wird super. Wie immer, wenn ich mich aufrege und zornig werde über einen anderen und ihn ein bisschen ablehne – ist das falsch? Ja, das ist es.
Das steht da, ich habe mir das nicht ausgedacht. Es steht da: Schmeiß diese Gedanken raus!
Alles, was wohllautend ist, sollen wir denken. Wohllautend bedeutet so viel wie „was gut klingt“.
Wisst ihr, was das Gegenteil von wohllautend ist? Wenn du einem anderen Vorwürfe machst. Das klingt nämlich überhaupt nicht gut in seinen Ohren.
Jetzt kannst du dir überlegen, wie oft es uns passiert, dass wir lange damit beschäftigt sind, über andere Leute zu reden und nachzudenken, was der alles angestellt hat und was wir ihm mal sagen würden, wenn wir könnten.
Da steht das Wort Gottes und sagt: „Ey, Vorwürfe – dann lass das ganze Gedenken, schmeiß es raus, lass es gut sein, weg damit.“
Wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendeinen Lob gibt, das erwägt. Also wenn es irgendetwas Gutes und Erwähnenswertes im Leben eines anderen Menschen oder überhaupt gibt, dann denke darüber nach.
Aber wenn es etwas Böses ist und Kritik, dann schmeiß es raus.
Toll, ich finde die Bibel so herrlich praktisch. Man muss sich ein bisschen Zeit nehmen und so einen Vers mal genauer anschauen.
Wenn man ein bisschen auf diesem Vers herumkaut, entfaltet er sein ganzes Aroma. Und mit einem Mal stellt man fest: Okay, da habe ich noch ein Leben lang mit zu tun.
Und das ist ja gut. Es ist ja nicht so, dass wir uns jetzt hinstellen und sagen, alle Christen sind perfekt. Sondern wir wollen sehen, wo das Ziel ist.
Das Ziel ist, dass wir lernen, die Dinge zu denken, die wahr sind, ehrbar, gerecht, rein, liebenswert, wohllautend, irgendeine Tugend, irgendeinen Lob.
Ich verspreche dir: Wenn du das tust, wenn du merkst, ich habe jetzt diesen Gedanken, er ist eigentlich falsch, und du schmeißt ihn raus und ersetzt ihn durch etwas Positives, dann wird das dein Leben beeinflussen.
Praktisches Beispiel und Ermutigung zur Veränderung
Ich mache mal ein Beispiel. Es ist mit den Betroffenen abgestimmt, ihr braucht mich also nicht zu steinigen.
Danach die Predigt letzte Woche von Jürgen. Ich gebe euch mal seine Einschätzung, okay? Ich habe danach mit ihm gesprochen. Er sagte, sie war zu lang, ich habe mich zu spät vorbereitet, sie war nicht ausgewogen und für manche Gäste eine Zumutung. Hm, hat er gesagt, ich war nicht dabei.
Ich kann mir aber vorstellen, dass sich manch einer vielleicht geärgert hat nach der Predigt oder nicht so richtig glücklich war mit ihr. Jetzt möchte ich nur die Frage stellen: Haben wir uns im gleichen Maße auch die Mühe gemacht, in dem Moment mal über das nachzudenken, was gut war, über das nachzudenken, was an Richtigem gesagt wurde und womöglich darüber nachgedacht, wie sich Jürgen danach gefühlt hat?
Wisst ihr, woran man einen guten Prediger erkennt? Jürgen ist ein richtig guter Prediger. Man erkennt ihn daran, dass er, wenn er eine Predigt verbockt hat, das auch weiß. Ist klar, ein guter Prediger geht von der Kanzel und sagt: Ja, logisch, das war irgendwie blöd gelaufen. Das macht einen guten Prediger aus.
Aber was braucht ein guter Prediger, wenn er eine Predigt vergeigt hat? Was braucht er dann? Darüber müssen wir uns Gedanken machen. Es ist so leicht, und jedem kommen diese ärgerlichen Gedanken: Das war zu lang, das war irgendwie komisch, jetzt waren schon mal Gäste da, warum musste das so sein? Das kommt einem so vor. Da muss man sich kein Stück anstrengen.
Aber die anderen, die anderen Dinge – dieses Hm, wie könnte ich ihn jetzt ermutigen? Wie könnte ich ihm sagen, dass da was dabei war, was mir richtig gut getan hat? Wie könnte ich ihm jetzt Feedback geben, das ihm das nächste Mal gerne wieder nach vorne kommen lässt?
Wisst ihr, das sind genau die Arten von Gedanken, die nicht automatisch kommen. Die sind einfach in unserem verkorksten, verkrüppelten, alten Menschen nicht drin. Das ist das, wo Gott sagt: Das möchte ich aber in dir sehen. Ich möchte, dass du dich von Grund auf änderst. Ich möchte, dass du jemand wirst, der sich am anderen freut, der aus den Situationen das Gute herausliest. Ich möchte, dass du jemand wirst, der ermutigt, der es Menschen leicht macht, wieder auf die Kanzel zu gehen oder irgendwas wieder zu machen, wenn sie etwas falsch gemacht haben.
Und dabei ist Liebsein so einfach. Das heißt in Matthäus 7,12, es ist die goldene Regel: Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch.
Also du brauchst dich nur einmal kurz in die Situation von Jürgen hineinzusetzen. Was hättest du dir in dem Moment gewünscht? Aufmunternde Worte, ein Zuspruch, liebevolles Annehmen, Hilfe – all das. Es ist nicht schwer, lieb zu sein. Du brauchst nur mal kurz überlegen: Wenn ich an der anderen Stelle wäre, was hätte ich mir gewünscht? Und schon kommst du auf die Punkte und kannst in die richtige Richtung denken.
Positives Beispiel für liebevolles Reden
Wir schauen uns mal an, wie das hier in unserem Anspiel gewesen wäre, wenn die beiden das gemacht hätten.
Mensch, die war ja nett. Total, oder? Voll freundlich. Die ist auch sonst immer so schüchtern, oder?
Ja, aber ich glaube, sie ist eh immer total nett. Und guck mal, hat sie eine neue Frisur. Hast du recht, die war noch mal länger. Und dunkler sind sie auch, oder? Schwarz. Super, die steht total gut.
Guck mal, ihre Augen kommen richtig zur Geltung. Das passt doch voll zum Hemd irgendwie, das ist super. Sehr schön, sie sieht einfach total toll aus. Ist ja unglaublich, aber ich meine, sie ist eh so ein netter Mensch.
Letzten Sonntag, weißt du, da ging es mir auch nicht so gut. Und wer kam auf mich zu? Sie?
Ja, klar, sie hat mich aufgemuntert, war lieb zu mir. Man ist einfach so froh, dass sie bald da ist.
Stimmt, ich habe sie neulich auch gesehen, als sie einer alten Oma über die Straße geholfen hat. Das fand ich total nett. Das ist echt eine totale Bereicherung für unsere Gemeinde.
Also, echt gut, dass wir sie haben. Ich meine, sie ist immer so schüchtern, wenn wir mal zu ihr rübergehen, um ihr das zu sagen.
Ja, auf jeden Fall. Komm mal mit.
Ja. Hey, Mensch, na, du hast eine neue Frisur, oder? Das sieht super aus.
Tinka hat auch schon überlegt, wo sie mal wieder hingehen kann mit ihrer Frisur. Ich bin nicht ganz so zufrieden mit meiner Frisur, aber vielleicht kannst du einfach sagen, wo du hingehst. Das würde mir vielleicht auch stehen.
Ja, schön, dass du auch bei uns bist und uns gegrüßt hast. Das ist auch nicht selbstverständlich. Das freut uns.
Danke, dass es dich gibt.
Ja, schön.
Abschluss und Zusammenfassung der Kernaussagen
Ich habe euch noch ein Papier in euer Fach gelegt. Es trägt den Titel „Sieben Kernaussagen zum Thema Tratsch, schlechtes Reden, Klatsch und üble Nachrede“ – also ein bisschen mehr zu diesem Thema. Ihr könnt es euch gerne aus eurem Fach nehmen.
Ich möchte euch den siebten Punkt daraus vorlesen. Dort steht:
„Jedes böse Wort schmerzt den Herrn Jesus und ist wie ein Schlag in sein Gesicht. Wie können wir es wagen, abfällig über einen Menschen zu reden, den Jesus mit seinem Blut erkauft hat und den er liebt?“
Nochmal: Jedes böse Wort schmerzt den Herrn Jesus und ist wie ein Schlag in sein Gesicht. Wie können wir es wagen, abfällig über einen Menschen zu reden, den Jesus mit seinem Blut erkauft hat und den er liebt?
Ich glaube, das ist die Linie, auf die ich hinauswill.
Ich möchte noch einmal zusammenfassen, was ich gesagt habe:
Erstens: Lästern ist angeboren.
Zweitens: Böse Worte und Schweigen – beides ist falsch.
Drittens: Wir sind dazu berufen, liebevoll zu reden und einander zu ermutigen.
Viertens: Veränderung fängt im Denken an, und erneuertes Denken führt zu einem erneuerten Reden.
Das wünsche ich uns allen. Ich wünsche euch viel Spaß dabei.