Der Abschied von Sarah und der Erwerb des Erbbegräbnisses
In der Geschichte Abrahams kommen wir heute zu Kapitel 23 im 1. Buch Mose. Es handelt sich um den Tod Saras, der Ehefrau Abrahams. Sara wurde einhundertsiebenundzwanzig Jahre alt und starb in Kirjat Arba, das ist Hebron im Land Kanaan.
Im Jahr 1929 wurde die kleine jüdische Gemeinde in Hebron durch ein blutiges Attentat der dortigen Araber ausgelöscht. 1967 siedelten sich Juden wieder in der Nähe Hebrons an, etwa einen Kilometer entfernt, und gründeten erneut die Siedlung Kiryat Arba.
Abraham kam, um Sara zu beklagen und zu beweinen. Danach stand er auf von seiner Toten und sprach mit den Hethitern: „Ich bin ein Fremdling und Beisasse bei euch. Gebt mir ein Erbegräbnis bei euch, damit ich meine Tote hinaustrage und begrabe.“
Die Hethiter antworteten Abraham: „Höre uns, lieber Herr, du bist ein Fürst Gottes unter uns. Begrabe deine Tote in einem unserer vornehmsten Gräber. Kein Mensch unter uns wird dir wehren, dass du in seinem Grab deine Tote begräbst.“
Man muss sich vorstellen, wie das bei den Erdölscheichs oder auf dem Basar abläuft. Wenn dort Geschenke gemacht werden, ist höchste Vorsicht geboten. Wir Schwaben schieben ja alles in die Taschen, aber selbst die Araber rechnen damit nicht. Doch das ist kein richtiges Geschenk, vielmehr bedeutet es, dass du es nur auf Gastbasis bei mir hast. Deshalb nimmt Abraham dieses Angebot nicht an.
Abraham stand auf, verneigte sich vor dem Volk des Landes, vor den Hethitern, und sprach zu ihnen: „Wenn es euch gefällt, dass ich meine Tote hinaustrage und begrabe, so hört mich an und bietet mir Ephron, dem Sohn Zohas, an, dass er mir seine Höhle in Machpela gebe, die am Ende seines Ackers liegt. Er soll sie mir um Geld geben, so viel sie wert ist, zum Erbegräbnis unter euch.“
Ephron saß unter den Hethitern. Er antwortete Abraham vor den Ohren der Hethiter, vor allen, die beim Tor seiner Stadt versammelt waren, und sprach: „Nein, mein Herr, höre mir zu! Ich schenke dir den Acker und die Höhle darin. Ich übergebe sie dir vor den Augen der Söhne meines Volkes, damit du deine Tote dort begräbst.“
Darauf verneigte sich Abraham vor dem Volk des Landes und redete mit Ephron, so dass das Volk des Landes es hörte. Er sprach: „Willst du ihn mir lassen, so bitte ich dich, nimm von mir das Geld für den Acker, das ich dir gebe. Dann will ich meine Tote dort begraben.“
Diese Geschichte wurde vor einigen Jahren vom israelischen Botschafter bei der UNO wieder hervorgeholt, weil die Araber immer behaupteten, es gäbe keinerlei vertragliche Grundlage für den Besitz. Der Botschafter sagte daraufhin, man habe sogar eine 3000 Jahre alte Abschrift eines Kaufvertrags, der belegt, dass dieses Land uns gehört.
Ephron antwortete Abraham: „Mein Herr, höre mich doch! Das Feld ist vierhundert Lot Silber wert.“ Was ist das aber zwischen mir und dir? Das ist ein Wahnsinnspreis. Sie müssen wissen: 400 Schekel sind unbezahlbar. Aber das ist eben die schöne Art des Handelns, wenn man sich fragt: Was ist das bloß zwischen mir und dir? Begrabe nur deine Tote.
Abraham gehorchte Ephron und wog ihm die genannte Summe vor den Ohren der Hethiter. 400 Lot Silber nach dem Gewicht, das im Kauf üblich war. So wurde Ephrons Acker in Machpela, östlich von Mamre, Abraham zum Eigentum bestätigt – mit der Höhle darin und mit allen Bäumen auf dem Acker herum, vor den Augen der Hethiter und aller, die beim Tor seiner Stadt versammelt waren.
Danach begrub Abraham Sara, seine Frau, in der Höhle des Ackers in Machpela, östlich von Mamre, das ist Hebron im Land Kanaan. So wurden Abraham der Acker und die Höhle darin zum Erbegräbnis von den Hethitern bestätigt.
Die Bedeutung von Sarah für Abraham und die Ehe als Berufung
Es gehört zu meinen Kindheitseindrücken, wie in der Nachbarschaft eine Frau, die wir gut kannten, gestorben war. Wir hatten das noch nie wirklich bewusst wahrgenommen. Als wir dann mit der Mutter diesen Mann trafen, standen wir da und schauten, wie er jetzt mit seiner Trauer zurechtkam. Dieses Bild hat sich mir unausschließlich eingeprägt: der Witwer, der gerade von den vielen Behördengängen zurückkam und ganz traurig und feierlich zu meiner Mutter sagte: „Wieselze, Sterben ist eine teure Sache.“
Das klingt so, aber schon vor dreitausend Jahren war es beim Abraham so. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass ich heute vom Sterben rede. Ich möchte vom Leben sprechen. Deshalb haben wir das Thema darauf gesetzt, was Sarah für Abraham bedeutete und was das bedeuten kann, wenn man heiratet.
Denn Abraham holt seinen Geldbeutel heraus und zahlt selbst den irrsinnigen Wucherpreis, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne sich danach zu beklagen. Für ihn ist seine Frau das wert. Geld spielt keine Rolle. Das ist ein Liebesbeweis eines großen Gottesmanns.
Er zahlt, weil er aus Liebe für seine Sarah eine Grabstätte braucht. Das Begräbnis selbst soll uns heute nur am Rande beschäftigen.
Der Ruf Gottes in der Ehe
Mein erster Punkt: Wenn Gott Menschen zusammenführt.
Wir haben heute als Gemeinde immer wieder Schwierigkeiten, wenn wir junge Paare trauen. Seit langem beschäftigt mich, wie ich das einmal vor der Gemeinde ausbreiten kann. Es gibt immer wieder Not, dass selbst Teilnehmer aus dem Gottesdienst kommen und mich bitten, sie zu trauen. Wenn wir dann reden, hören wir, dass sie schon lange zusammenleben und jetzt auch noch die Trauung möchten. Was soll das?
Wir können gerne eine stille Nachtrauung machen, aber sie wollen etwas ganz anderes – sie wollen das festliche Gebräu. Ich habe manchen aus Gewissensgründen nur vor den Kopf stoßen können und gesagt, dass ich die Trauung verweigere. Nicht, weil ich jemanden richten will, sondern weil ich den Eindruck habe, dass junge Leute oft gar nicht wissen, was das eigentlich bedeutet. Es ist doch etwas anderes, als wenn sich Tiere paaren.
Das Erste muss doch sein, dass Gott Menschen ruft – dass Gott über der Bindung von zwei Menschen überhaupt die Richtung angibt. Wir sind doch nicht diejenigen, die Gewissen erforschen oder jemanden richten und sein Leben beurteilen. Aber wenn es so offenkundig ist, wie in unseren Tagen, dann sollten wir wieder den Mut haben, deutlich zum Ausdruck zu bringen: Die Trauung ist kein festliches Gebräu. Sonst hat sie ihre Größe durch den rufenden Gott.
Wie war das denn bei Abraham und Sarah? Vielleicht hat irgendeine Romantik aus einer Ehe etwas ganz Verrücktes gemacht. Sie kennen doch all die Erwartungen, wie es ist, wenn zwei miteinander durchs Leben gehen. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus – es ist ein hartes Leben, in dem man Lasten miteinander trägt.
Was hat Sarah mit Abraham getragen? Sie wird nicht immer einer Meinung gewesen sein. Das ist ja das Interessante: Verschiedene Meinungen kommen in einer Ehe zusammen. Mann und Frau sind nicht nur körperlich verschieden, sondern auch in ihrem Denken, in ihrer Art und in ihrem Empfinden. Aber die beiden haben einen Ruf, und das bindet sie zusammen.
Gott hat sie gerufen, aus ihrem Heimatland auszuziehen. Für Sarah war das noch viel schwerer als für Abraham. Die Frau, die mit ihrem Gemüt bei ihrer Familie lebt, muss alles loslassen und aufbrechen. Das kann man nicht nur, weil der Mann das will. Man kann das nur, weil Gott es will.
Das ist auch die Frage in einer Ehe: Nicht, wer über wen gebietet, sondern ob Gott über beide gebieten kann. Das finde ich das Schönste, wenn ein Ehepaar sagen kann: Wir beugen unsere Knie beide vor dem lebendigen Gott. Wir wissen beide, dass wir vor Gott täglich vielfach schuldige Menschen sind. Wir können nicht übereinander stehen, sondern einer dient dem anderen.
Weil Gott uns gerufen hat, gehen wir den Weg, so wie Abraham und Sarah ihren Weg gingen. Sicher gibt es auch andere Ehen – Ehen, die mehr aus Verlegenheit geschlossen werden, Ehen, die mehr Zeitvertreib sind. Manche Männer haben nur geheiratet, damit sie nicht allein vor dem Fernseher sitzen oder jemanden um sich haben.
Aber eine christliche Ehe ist etwas völlig anderes. Sie hat am Anfang den Ruf Gottes, dass eine begrenzte irdische Lebenszeit von Gott mit Aufträgen, Pflichten und Diensten gefüllt wird. Das schließt zwei Eheleute auch zusammen. Dann wissen sie, dass sie nicht nur um des anderen Willen Rücksicht nehmen müssen, sondern dass sie miteinander auf den Ruf Gottes hören.
Und Sarah hat, wenn man das heute noch einmal nachliest, manchmal sogar Gottes Weg besser verstanden als ihr Mann. Das ist etwas Schönes, wenn in einer Ehe beide sagen können: Wir können miteinander auf Gottes Wort hören. Einer wird dem anderen zum Gehilfen, um die Weisung Gottes besser zu verstehen.
Bei Sarah war das ein inneres Einswerden. Sie wollte das wirklich von innen heraus, und darum ging sie auch mit Abraham.
Die Würde der kinderlosen Ehe und der gemeinsame Glaube
Und dann bin ich immer wieder froh, dass das auch deutlich in der Geschichte von Sarah herausgestellt wird. Es gibt ja kinderlose Ehepaare, die oft sehr darunter leiden und sich fragen: Hat mich Gott denn verlassen?
Bei Sarah wird ganz klar gezeigt, dass ihre Ehe mit Abraham, auch ohne Kind, eine große Bedeutung und Würde hat. Es ist nicht so, dass sie unter einem Fluch steht. Sarah, die kinderlose Frau, ist eine von Gott Geliebte, eine von Gott Beschenkte.
Sie lebt im Glauben an den lebendigen Gott, an seine Zusagen und an seine Weisung. Deshalb wird sie auch in der Galerie der Glaubenszeugen im Hebräerbrief Kapitel 11 erwähnt. Dort ist Sarah aufgenommen, weil sie Gottes Verheißung vertraut, auf Gott baut und ihm treu bleibt.
Es gibt bei Abraham manche andere Personen, die sein Leben gekreuzt haben. Da war zum Beispiel Lot, der Mitläufer war. Sarah jedoch war keine Mitläuferin. Sie hat im Innersten die Berufung geteilt.
Wenn man das nicht kann, würde ich gläubigen Christen raten, von einer Ehe abzusehen. Wenn sie keinen Ehepartner haben, mit dem sie das Innerste ihrer Berufung teilen können, sollten sie die Finger davon lassen. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass Gott einen gebrauchen kann.
Paulus spricht auch von dem Fall, wenn Menschen später gläubig werden und nur einer von beiden glaubt. Er sagt, dass das kein Grund ist, die Ehe aufzulösen. Das möchte ich der Vollständigkeit halber nur erwähnen.
Aber bei denen, bei denen die Wahl einer Ehe bevorsteht, möchte ich sagen: Es ist ein irrsinniger Glaube, den man immer wieder findet, dass man denkt, man könne den anderen in der Ehe bekehren. In der Ehe kann man niemanden bekehren. Die Ehe ist kein Erziehungsinstrument.
In der Ehe kann man nur lieben und den anderen so akzeptieren, wie er ist. Man kann einen anderen nicht zum Glauben führen. Das ist ein besonderes Wunder, wenn Gott das hier und da einmal schenken sollte.
Man muss vorher wissen, was man will und was man wählt. So geht Sarah mit Abraham durchs Leben.
Die Bedeutung von Ketura als Gegenbild
Es ist gut, vielleicht noch an Ketura zu erinnern. In der Bibel steht, dass Abraham später noch einmal geheiratet hat. Seine Frau hieß Ketura, von der die Midianiter abstammen.
Ich war einmal in einer Gemeinschaftsstunde, in der ein Elektroingenieur das Wort auslegte. Er gab mir eine schöne Hilfe, die ich vorher noch nie gehört hatte. Wenn man die Buchstaben von Ketura einzeln nimmt und neu ordnet, also Ketura anders anordnet, erhält man das Wort Kreatur.
Er sagte, das sei die kreatürliche Linie. Von dieser kreatürlichen Linie könne man keine Segenswirkungen mehr erwarten. Es war Sarah, die im Leben Abrahams den Segen bewirkte.
Die Gabe Gottes in der Ehe und das gegenseitige Ergänzen
Das Zweite: Eine Gabe Gottes.
In unserer Trauordnung werden die Brautleute immer gefragt, und das geht weit über die Frage beim Standesbeamten hinaus, ob sie diesen oder diese, wie er oder sie heißt, nun als Gabe Gottes ehren und lieben. Für unsere jungen Leute klingt das natürlich oft etwas pathetisch. Nun sagen sie „Gabe Gottes“ – was ist das eigentlich?
Gabe Gottes – man hat sich doch eben so angesehen, in die Augen geblickt, geliebt, sich geschätzt. Das ist kein leerer Spruch. Nur wenn ich den anderen als Leihgabe Gottes nehmen kann – übrigens auch die Kinder, die uns anvertraut sind und unser Haus irgendwann wieder verlassen –, sind sie ja nur Leihgabe Gottes. Sie gehen ihren eigenen Weg, über den wir nicht verfügen. Auch über einen Ehegatten verfügen wir nicht. Das ist nicht unser Besitz.
Mit ihren Schuhen können sie machen, was sie wollen, mit ihrem Kugelschreiber und sonst was, ihr Auto können sie kaputt machen. Aber das andere, der Mensch selbst, ist eine Leihgabe Gottes, anvertraut für eine bestimmte Zeit des Lebens.
Wir sehen das ja oft so, dass wir den anderen betrachten: „Mensch, was ist der andere mir?“ Nein, denken Sie mal darüber nach: Was will mir Gott in diesem Menschen geben? Und ganz bewusst gibt er uns etwas, das von uns sehr verschieden ist.
Wenn sich Ehepaare aneinander reiben, dann haben sie die Gaben nie begriffen. Gott will uns auch einengen, Gott will uns Fremdes in den Weg legen. Wir sollten überhaupt merken, dass wir ohne den anderen in der Ehe nur noch fünf Prozent sind und nicht fünfzig Prozent. Wir sind nur noch ein Teil, weil das Wesen unserer Persönlichkeit sich erst im Teilen mit dem Anderen zur Erfüllung bringt.
Wir sind erst in der Gemeinschaft etwas und nicht allein. Die Sarah lässt sich nicht trennen von ihrem Abraham; sie waren miteinander ein Stück dieser Lebensführung.
Wir sehen das auch völlig falsch, wenn wir immer wieder meinen, der andere kann ja froh sein, dass er mich bekommen hat. Oder vielleicht denkt man, ich bringe etwas ein mit meinen Gaben. Gott kann uns ja auch zusammenfügen, damit wir Lasten miteinander tragen, einander helfen.
Gerade die Entfaltung der Gemeinschaft wird erst sichtbar in der Liebe, wo man einander braucht. Und auf einmal verstehen wir in einer individualistischen Zeit, in der jeder nur sein Ich sieht und sich emanzipieren will, zurückziehen will und sagt: „Ich bin doch Ich“, dass man plötzlich merkt, das ist das Schlimmste, was mir passieren kann – wenn ich eines Tages wieder als Witwer oder Witwe allein bin.
Ich kann es doch gar nicht mehr, ich war doch so gebunden an den anderen. Wir haben ja so viel miteinander geredet, so viel Gemeinschaft gehabt, auch im Glauben, wenn wir miteinander gebetet, Bibel gelesen und Lieder gesungen haben. Wir waren doch ein Fleisch geworden.
Das meint viel mehr als nur Gemeinschaft des Lebens. Es meint das gemeinsame Denken, Fühlen, Empfinden, Raten und Planen.
Die jüdische Weisheit sagt von Abraham und Sarah: Solange Sarah lebte, schwebte die Wolke der Gottesgegenwart über dem Haus Abrahams. Als Sarah starb, wich diese Wolke, und als Rebekka kam, war sie wieder da.
Die Rebekka-Geschichte, die wir jetzt in unserer Reihe leider nicht mehr bedenken, zeigt, wie wichtig es Abraham war, für seinen Isak die richtige Frau zu finden. Es kommt einem vor, als wollte man im Nebel navigieren. Wie will ich den richtigen Menschen finden?
Er schickt seinen Knecht aus – das ist das Schwierigste, was man sich denken kann: dass man für sein „Schiff“ eine Frau besorgen soll. So muss dieser Eliezer ins fremde Land gehen, um eine Frau für Isak zu finden. Und er kann nur beten.
Ich wüsste sonst nicht, wie man durch diesen Nebel kommen könnte, wenn man nicht Gott bitten dürfte: „Du weißt, was Recht ist. Du musst mich führen, auch in dieser wichtigen Frage, in dieser wichtigen Entscheidung.“
Was heißt eigentlich der Name Sarah? Sarah heißt Fürstin. Sie war eine Frau mit großer Ausstrahlung – nicht über ihre Kinder. Tun Sie den Gedanken weg! Sie war als Glaubensfrau eine Fürstin über viele.
Aber jetzt noch zur Klärung, damit kein Missverständnis aufkommt: Schon die Schriftlesung hat es ein wenig korrigiert. Es soll nie jemand denken, er wäre als Single, als Alleinstehender, in irgendeinem Stück weniger wert als ein Ehepaar.
Hören Sie sich mal bei Ehepaaren um, dann werden Sie häufig hören: „Ich hätte nicht heiraten sollen, wenn ich gottgehorsam gewesen wäre.“ Und die bereuen es oft schwer.
Man muss seine Lebensführung finden, man muss wissen, wo Gott mich braucht und wie er mir meinen Lebensweg zugemessen hat. Das ist in der Bibel völlig klar.
In der Ausstrahlung und der Bedeutung hat das überhaupt keinen Wert. Ich muss in die Berufung Gottes hineinfinden. Und dann muss ich merken: Auch als Single hat Gott für mich das bereit, dass ich in Gemeinschaft lebe.
Keiner muss solo leben, sondern es gibt wunderbare Gemeinschaften, anders als die Ehe.
Selbst die Schwiegertochter mit der Schwiegermutter, die Ruth und die Naemi – „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen“ –, das wollen Brautleute zur Hochzeit sagen. Das heißt, es passt doch nicht nur zur Schwiegermutter.
Das haben sie noch gar nicht gemerkt, dass man auch als verwitwete Tochter mit der Schwiegermutter ein so herzinniges Verhältnis haben kann, dass es schöner ist als eine Ehe. Weil man sagt: Ich komme erst zur Entfaltung in dieser Gemeinschaft.
Oder David und Jonathan – ein ganz reines Liebesverhältnis. „Deine Liebe ist mir köstlicher gewesen als Frauenliebe.“ Nicht in der Perversion, wie das heutige beschmutzte Phantasien sehen, sondern in der großen Freude von zwei Männern, die miteinander sich vor Gott verantwortlich wissen, Gott dienen und ihm gehorchen. Gott kann sie brauchen.
Jetzt will ich doch noch einen Namen erwähnen, einer Frau, die schon heimgegangen ist: unserer Frau Kurm. Sie wäre ärgerlich gewesen, wenn ich „Frau“ gesagt hätte. Sie wollte Fräulein Kurm sein bis ins hohe Alter.
In diesen Tagen kam eine Anfrage der Anstalt Stetten nach drei hier von unserer Gemeinde in der Euthanasie umgebrachten geisteskranken Kindern, die in der Hohenheimer Straße 33 lebten. Und ich dachte: Schade, Frau Kurm hätte es gewusst, wo sie umgekommen sind.
Das Standesamt Stuttgart hat die Auskunft verweigert – Datenschutz. Da herrscht noch Ordnung in der Stadt Stuttgart, sodass auch das Dritte Reich nicht aufgearbeitet werden kann.
Aber ich habe nach Frau Kurm Heimweh gehabt und bin daran erinnert worden, was diese Frau in ihrem Alleinsein für viele gewirkt hat, wie sie ihr Wesen im Dienst an anderen gefunden hat.
Und wenn man sie gefragt hat, ob das nicht schwer war, dann hätte sie gelacht und gesagt: „Das war doch viel schöner, was Gott für mich bereit hatte.“
Es geht nicht darum, das eine gegen das andere auszuspielen, sondern darum, den Ruf Gottes zu entdecken und zu merken: Gott hat Menschen mir zur Seite gestellt – eine Gabe, eine Leihgabe, die von ihm kommt, bis der Tod euch scheidet. Das ist der letzte Punkt.
Wenn Gott Menschen zusammenführt, haben wir gesprochen, dann ist das eine Gabe Gottes – und nur noch bis der Tod euch scheidet.
Die Sarah stirbt, und das tut weh. Dass auch Abraham weint, ist keine Frage der Sentimentalität oder des Gemüts, sondern das mag uns trösten, dass man das darf.
Das ist ein Schmerz und eine Wunde, die nie mehr heilt.
Übrigens gibt es in der Bibel keine perfekten Ehen. Es waren alles problematische Ehen. Aber es waren Dienstgemeinschaften, von Gott gestiftet.
Da weint Abraham schwer, weil er nun seine Frau verloren hat.
Und warum ist ihm das jetzt so wichtig mit dem Grab?
Ich meine, für uns sollten die Grabstätten nicht das Wichtigste sein. Das war bei Abraham anders. Wir wissen doch: Unsere Lieben sind daheim beim Herrn in der Ewigkeit.
Und da sind die Grabstätten eigentlich nur letzte Erinnerungsstätten der Liebe.
Bei Abraham war das anders. Diese Sarah war ja durch Jahrzehnte der Anfechtung und des Zweifels gegangen, und er will ihr noch auf dem Grab sagen: „Du, im verheißenden Land darfst du ruhen.“
Es war ein Stück Bestätigung ihres Glaubens, so wie man möchte, dass man einem noch den liebsten Dienst tut.
Darum ist Abraham bereit, jeden Preis zu zahlen.
Das ist wirklich ein Geldgeschäft wie bei Erdölproduzenten, wie es am Golf so üblich zugeht.
Aber Abraham macht da einfach mit. Er knausert nicht um ein paar Pfennige, und er versucht nicht lange zu handeln.
Sie wissen doch selbst aus Ihren Erfahrungen, Sie haben doch Ihre Olivenholz-Kamele auf die Hälfte heruntergehandelt. Das hätte Abraham sicher auch noch hingebracht, dass er es um zweihundert Schekel bekommen hätte.
Er will es ja gar nicht. Ihm geht es nur darum, seine Frau in das verheißene Land zu legen.
Er wartete auf eine Stadt, deren Baumeister Gott ist. Und diese Beerdigung seiner Frau Sarah war für ihn auch ein Stück: Jetzt habe ich einen Brückenkopf drüben in der Ewigkeit.
Es ist schön, dass wir bei allen Tränen wissen: Wir brauchen nicht weinen wie die, die keine Hoffnung haben.
Wir dürfen weinen, aber wir sind doch voll großer Zuversicht.
Darum steht eine Kleinigkeit noch da, die man beachten muss bei Abraham: Es steht kein Wort von den Klageweibern da.
Das war damals im Orient üblich. Wir finden das noch beim Jüngling Zunein, der im Stadttor herausgetragen wird im Neuen Testament. Da waren überall diese klagenden Scharen.
Wir finden das noch in der Apostelgeschichte oder bei der Tochter des Jairus, diese Klageweiber.
Abraham hat keine Klageweiber bestellt. Er macht einen deutlichen Unterschied und sagt: Ich möchte anders beerdigen als die heidnischen Zeitgenossen.
Bei mir soll die Ewigkeit herüberleuchten, soll der Trost des Glaubens sichtbar werden.
„Die, die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und bringen ihre Garben.“
Es ist ein erfülltes Leben, ein Leben, das zu Ende kam und das etwas bewirkt hat.
Wissen Sie, wir Christen sind reiche Leute, auch wenn eine solche Lebensgemeinschaft auseinandergerissen wird.
Und Liebe kann ja nie anders gehen als bis zum Tod.
Eine Liebe, die kündbar ist, ist nie Liebe gewesen.
Da wissen wir, es geht hinüber zum neuen Leben, zu neuen Aufgaben, zu neuen Diensten.
Es ist nur ein kurzer Schritt über die Schwelle hinüber.
Darum ist das auch so schwer.
Das ist für die Zurückbleibenden doch nicht der letzte Schmerz, sondern man freut sich doch schon auf das Kommende.
„O Ewigkeit, du Schöne, mein Herz an dich gewöhne, mein Heim ist nicht in dieser Zeit.“
Jetzt achten Sie noch einmal, was da steht in Kapitel 23, wo es von den Tränen Abrahams heißt, dass er sie beklagte und beweinte. Dann stand Abraham auf.
Das können Glaubende, auch die unter uns, die heute schwer vom Schmerz gezeichnet sind, auch tun: aufstehen und sagen, ich möchte die Zeit noch nutzen, die Gott mir hiergibt, wenn er noch Aufgaben für mich hat.
„Es kommt mir beides hart an“, sagt Paulus einmal im Philippabrief. „Ich wollte lieber daheim sein, schon in der Ewigkeit.“ Das kann manchmal eine Sehnsucht sein.
Aber wenn ich hier noch Frucht bringen kann, dann will ich diesem Dienst treu sein.
Man darf nicht stehenbleiben, nicht sitzenbleiben in der Trauer, man muss aufstehen.
Amen.
Bis dass der Tod euch scheidet – Abschied und Hoffnung
Das ist der letzte Punkt. Wenn Gott Menschen zusammenführt, haben wir gesprochen, und dann gilt die Gabe Gottes – und nur bis der Tod sie scheidet.
Die Sarah stirbt, und das tut weh. Dass auch Abraham weint, ist keine Frage von Sentimentalität oder Gemüt, sondern es tröstet uns, dass man das darf. Das ist ein Schmerz und eine Wunde, die nie mehr heilt.
Übrigens gibt es in der Bibel keine perfekten Ehen. Es waren alles problematische Ehen, aber Dienstgemeinschaften, die von Gott gestiftet wurden. Und da weint Abraham schwer, weil er nun seine Frau verloren hat.
Warum ist ihm das jetzt so wichtig mit dem Grab? Für uns sollten die Grabstätten nicht das Wichtigste sein. Wir wissen doch, dass unsere Lieben daheim beim Herrn in der Ewigkeit sind. Die Grabstätten sind eigentlich nur letzte Erinnerungsstätten der Liebe.
Bei Abraham war das anders. Diese Sarah war durch Jahrzehnte der Anfechtung und des Zweifels gegangen. Er will ihr noch auf das Grab hin sagen: „Du darfst im verheißenden Land ruhen.“ Es war ein Stück Bestätigung ihres Glaubens, so wie man möchte, dass man einem noch den liebsten Dienst tut. Darum ist Abraham bereit, jeden Preis zu zahlen.
Das ist wirklich ein Geldgeschäft wie bei Erdölproduzenten, wie es am Golf so üblich ist. Aber Abraham macht da einfach mit. Er knausert nicht um ein paar Pfennige und versucht auch nicht lange zu handeln. Sie wissen doch selbst aus Ihren Erfahrungen: Sie haben doch Ihre Olivenholz-Kamele auf die Hälfte runtergehandelt. Das hätte Abraham sicher auch noch hingebracht, dass er es um zweihundert Schekel bekommen hätte. Er will es ja gar nicht, ihm geht es nur darum, seine Frau in das verheißene Land zu legen.
Er wartet auf eine Stadt, deren Baumeister Gott ist. Diese Beerdigung seiner Frau Sarah war für ihn auch ein Stück: Jetzt habe ich einen Brückenkopf drüben in der Ewigkeit.
Es ist schön, dass wir bei allen Tränen wissen: Wir brauchen nicht zu weinen wie die, die keine Hoffnung haben. Wir dürfen weinen, aber wir sind doch voll großer Zuversicht.
Darum steht noch eine Kleinigkeit da, die man bei Abraham beachten muss: Es steht kein Wort von den Klageweibern. Das war damals im Orient üblich. Wir finden das noch beim Jüngling Zunein, der im Stadttor herausgetragen wird, im Neuen Testament. Überall waren diese klagenden Scharen zu finden, auch in der Apostelgeschichte oder bei der Tochter des Jairus.
Abraham hat keine Klageweiber bestellt. Er macht einen deutlichen Unterschied und sagt: Ich möchte anders beerdigen als die heidnischen Zeitgenossen. Bei mir soll die Ewigkeit herüberleuchten, soll der Trost des Glaubens sichtbar werden.
„Die, die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.“ Sie gehen hin und bringen ihre Garben.
Es ist ein erfülltes Leben, ein Leben, das zu Ende kam und das etwas bewirkt hat. Wissen Sie, wir Christen sind doch reiche Leute, auch wenn eine solche Lebensgemeinschaft auseinandergerissen wird.
Liebe kann ja nie anders gehen als bis zum Tod. Eine Liebe, die kündbar ist, war nie Liebe.
Da wissen wir: Es geht hinüber zum neuen Leben, zu neuen Aufgaben, zu neuen Diensten. Es ist nur ein kurzer Schritt über die Schwelle hinüber.
Darum ist das auch so schwer. Für die Zurückbleibenden ist es doch nicht der letzte Schmerz, sondern man freut sich schon auf das Kommende.
„O Ewigkeit, du Schöne, mein Herz an dich gewöhne, mein Heim ist nicht in dieser Zeit.“
Jetzt achten Sie noch einmal, was da steht in Kapitel 23, wo es von den Tränen Abrahams heißt, dass er sie beklagte und beweinte, dann aber aufstand.
Das können Glaubende, auch die unter uns, die heute schwer vom Schmerz gezeichnet sind: Aufstehen und sagen, ich möchte die Zeit noch nutzen, die Gott mir hier gibt, wenn er noch Aufgaben für mich hat.
„Es kommt mir beides hart an“, sagt Paulus einmal im Philipperbrief. „Ich wollte lieber daheim sein, schon in der Ewigkeit.“ Das kann manchmal eine Sehnsucht sein. Aber wenn ich hier noch Frucht bringen kann, dann will ich diesem Dienst treu sein.
Man darf nicht stehenbleiben, nicht sitzenbleiben in der Trauer. Man muss aufstehen.
Amen.