
Studienreihe über biblische Lehren von Doktor Martin Lloyd-Jones
Band eins: Gott der Vater
Kapitel vier: Der Weg zur biblischen Lehre
Zu Beginn unseres dritten Studiums über biblische Lehre wäre es hilfreich, wenn wir die Verse 18 bis 21 aus dem zweiten Kapitel des ersten Johannesbriefes im Gedächtnis behalten.
„Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen aufgetreten. Daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, würden sie wohl bei uns geblieben sein. Aber sie blieben nicht, damit offenbar würde, dass sie alle nicht von uns sind. Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles. Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht kennt, sondern weil ihr sie kennt und wisst, dass keine Lüge in der Wahrheit ist.“
Ich habe ihre Aufmerksamkeit auf diese bestimmte Textstelle gelenkt, weil sie uns den genauen Kontext für einen weiteren Themenpunkt liefert, den wir erörtern müssen, bevor wir zu den einzelnen Lehren übergehen, die in der Bibel gelehrt werden.
Wir interessieren uns nicht um der Lehren selbst willen, sondern vielmehr insofern, als sie uns helfen, Gott zu erkennen. Das höchste Ziel des Menschen ist es, Gott zu verherrlichen und sich seiner für immer zu erfreuen.
Demnach stellt sich folgendes Problem: Wie können wir Gott erkennen?
Durch unsere eigenen Anstrengungen können wir nicht zu ihm gelangen. Gott muss sich selbst offenbaren. In seiner unendlichen Gnade und Freundlichkeit hat er dies getan – nicht allein in Schöpfung, Geschichte und Vorsehung, sondern in erster Linie in diesem Buch, das wir die Bibel nennen.
Das hat uns zu unserer nächsten Frage geführt: Können wir uns auf dieses Buch und seine angebotene Offenbarung verlassen?
Wir dachten darüber nach und kamen zu dem Ergebnis, dass die Bibel ein göttlich inspiriertes Buch ist. Wir sahen, dass die Bibel selbst lehrt, was als die Lehre der verbalen Inspiration bekannt ist. Deshalb akzeptieren wir sie als voll ausreichend, endgültig und unfehlbar in allen Fragen von Glaube und Praxis.
Nun gut, mag jemand sagen, nachdem Sie das alles getan haben: Warum behandeln Sie nicht sofort die erste große und zentrale Wahrheit, die Lehre von Gott?
Nun, ich kann das nicht, und ich will Ihnen auch sagen, warum. Das Problem, das jetzt auftritt, ist folgendes: Sie werden nämlich sagen, gut, hier ist ein Buch, das all die Lehren enthält, die wesentlich sind für eine Erkenntnis Gottes. Nun gut, ich nehme meine Bibel und öffne sie.
Aber ich merke, dass die Bibel nicht einfach eine Sammlung von lehrreichen Aussagen ist. Sie enthält eine Menge Geschichte, sehr viel über Könige, Prinzen, Geburten, Sterbefälle, die Berichte von Hochzeiten und so weiter.
Wäre die Bibel nur eine Sammlung von leicht verständlichen lehrreichen Aussagen, dann gäbe es überhaupt keine Schwierigkeiten. Alles, was wir zu tun hätten, wäre, Seite eins zu finden, dann die erste Lehre anzuschauen, sie zu erklären und gemeinsam darüber nachzudenken.
Doch wir merken, die Bibel ist nicht lediglich Literatur. Auf diese Weise können wir uns also der Bibel nicht nähern. Deshalb stellt sich die Frage: Wie finden wir diese Lehren in der Bibel? Wie kann man sie entdecken?
Das ist keine dumme Frage, wie ich Ihnen meiner Meinung nach leicht zeigen kann. Es reicht nicht aus zu sagen: „Ich bin nicht an Lehre interessiert, mir geht es nur um die Bibel.“ Wenn sich kluge Leute mit Lehre auseinandersetzen wollen, ist das in Ordnung. Aber zu sagen: „Ich brauche nur die Bibel und bin zufrieden damit“ ist eine sehr törichte und in der Tat lächerliche Aussage, die man nicht machen sollte.
Menschen, die zur Bibel greifen und sie lesen, müssen folglich ihre Schlüsse ziehen und etwas glauben. Die Frage ist: Glauben sie das, was sie glauben sollten?
Die meisten Sekten, die heute bekannt sind, behaupten, sich auf die Bibel zu gründen. Natürlich sagen sie: „Wir glauben alles, was die Bibel sagt, unsere Lehren gründen sich auf sie.“ Doch man wird feststellen, dass manche dieser Leute ihre Bibel zwar sehr gut zu kennen scheinen, aber dennoch nicht richtig verstehen.
Darum bringt es nichts, ihnen einfach zu sagen, dass sie nicht dasselbe glauben wie wir, nur weil sie auch an die Bibel glauben. Wir müssen vielmehr wissen, wie Lehre in der Bibel gefunden werden kann. Es ist wichtig, in der Lage zu sein, ihnen zu erklären, wo sie in die Irre gehen und wo ihr Denken nicht biblisch ist. So können wir ihnen helfen, den Grund ihres Irrtums zu verstehen.
Sie wissen, dass in der frühen Gemeinde genau diese Haltung vorherrschte. Es gab eine Reihe von Leuten in der christlichen Gemeinde, die alle behaupteten, die Wahrheit zu glauben. Doch manche, sagt Johannes, hatten den Weg der Wahrheit verlassen.
Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie ja bei uns geblieben. Es sollte offenbar werden, dass sie nicht alle von uns sind. Sie waren auf die eine oder andere Art des Irrtums und der Irrlehre schuldig geworden.
Wie in den Tagen der frühen Gemeinde, so ist es auch heute noch. Vielleicht hat es nie eine Zeit gegeben, in der Gottes Volk es so notwendig hatte, zu wissen, was es glaubt und warum es glaubt, wie in der gegenwärtigen Stunde.
Also, wie kommen wir zur Erkenntnis der Wahrheit, der biblischen Lehre? Was müssen wir tun?
Das Beste, was wir tun können, scheint mir, ist, über drei grundlegende Feststellungen nachzudenken. Sie sollen uns die Richtung weisen und bei der Beantwortung der Fragen helfen.
Das erste, womit wir uns beschäftigen müssen – ob wir es wollen oder nicht – ist der Platz, den Vernunft, Einsicht und Intellekt in diesen Fragen einnehmen. Ganz allgemein hatten wir dieses Thema bereits in der Einleitung gestreift.
Dort hatten wir festgestellt, dass niemand durch Vernunft allein zu Gott gelangen kann. Der Intellekt ist unzureichend. Die Welt erkannte Gott nicht durch Weisheit. Das ist eine Tatsache, die sich beweisen lässt.
Jetzt möchte ich denselben allgemeinen Grundgedanken in etwas abgewandelter Form hervorheben. Ich werde ihn Ihnen in Form mehrerer Feststellungen darlegen.
Angesichts all dessen, was wir bereits gemeinsam erarbeitet haben, bedeutet das, dass wir die Bibel als unsere alles umfassende und endgültige Autorität in allen Fragen der Offenbarung begreifen müssen.
Nachdem wir erkannt haben, dass wir ohne die Bibel zu keinem Ziel gelangen, liegt es auf der Hand zu sagen: Nun gut, ich akzeptiere die Bibel, und ich weiß, dass ich ohne sie nichts wissen kann. Ich habe keine Erkenntnis Gottes, abgesehen von dem, was mir die Bibel mitteilt.
Ich kann zwar Theorien aufstellen, und andere mögen dasselbe tun, aber ich weiß wirklich nichts, außer dem, was ich in diesem Buch finde. Daher ist die erste Entscheidung, die wir treffen müssen, jene, dass wir Männer und Frauen eines Buches werden, wie John Wesley es ausgedrückt hat.
Hier ist meine einzige Quelle, meine einzige Autorität. Ich möchte dies unterstreichen und sogar noch weiter betonen: Ich selbst muss mich der Bibel vollständig unterwerfen.
Das zieht natürlich konkrete Konsequenzen nach sich. Zuallererst muss ich mir darüber im Klaren sein, dass ich einen Bereich betrete, der jenseits der Reichweite meines Verständnisses liegt, wenn ich die Bibel und das, was sie lehrt, lesen will. Ich werde per Definition mit Dingen zu tun haben, die meine intellektuellen Fähigkeiten bei weitem übersteigen.
Gerade der Gedanke der Offenbarung muss an und für sich diese Konsequenz nach sich ziehen. Wir werden versuchen, Gott zu erkennen und zu studieren, was die Bibel über ihn lehrt. Dabei kann es nicht anders sein, als dass diese Wahrheiten über unseren Verstand hinausgehen. Wenn ich Gott verstehen könnte, dann wäre ich ihm gleich. Wenn mein Verstand dazu fähig wäre, die Wahrheit über Gott zu begreifen und zu erfassen, dann würde das bedeuten, dass mein Verstand dem Verstand Gottes ebenbürtig wäre. Und das ist natürlich ganz und gar falsch.
In unserem nächsten Vortrag zum Beispiel hoffen wir, uns mit der Lehre der Dreieinigkeit zu beschäftigen. Dabei handelt es sich um etwas, das per Definition zu verstehen unmöglich ist. Es ist gut, dies festzuhalten, noch bevor wir uns mit ihr beschäftigen. Dennoch soll niemand auf den Gedanken kommen, dass man intellektuellen Selbstmord begehen muss, wenn man zur Bibel greift. Es bedeutet lediglich festzustellen, dass unser Verstand seine Grenzen hat.
Wir stimmen dem großen französischen Mathematiker und Philosophen Pascal darin zu, dass das Größte, was die Vernunft vollbringen kann, darin liegt, zu lehren, dass Vernunft ein Ende und eine Grenze hat.
Doch mir liegt viel daran, nun den zweiten Punkt zu betonen. Aus dem ersten Punkt ergeben sich nämlich auch Wahrheiten, die wir nicht verstehen und erklären können, die wir aber akzeptieren müssen.
Wir müssen nicht nur darin übereinstimmen, dass wir notwendigerweise nicht alles verstehen können, sondern wir müssen auch bestimmte Lehren oder Wahrheiten akzeptieren, wenn wir beim Studium der Bibel auf sie stoßen – und zwar ungeachtet der Tatsache, ob wir sie verstehen können oder nicht.
Ich möchte Glauben eher auf diese Weise verstanden wissen. Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht ist die beste Definition von Glauben, zu der wir gelangen können, folgende: Glaube bedeutet, dass wir uns ganz bewusst dazu entscheiden, uns allein mit dem zufrieden zu geben, was wir in der Bibel haben, und aufhören, weitere Fragen zu stellen.
Man kann sehr schnell herausfinden, ob jemand wirklich glaubt oder nicht. Hören Sie der betreffenden Person einfach zu. Manche Leute sind immer dabei, Fragen zu stellen, etwa: „Ich kann dies nicht so sehen“ oder „Ich kann das nicht verstehen.“
Glaube aber bedeutet, dass wir uns damit zufrieden geben, allein auf dieses Buch angewiesen zu sein und ganz bereitwillig sagen: Gott hat alles offenbart, was er offenbaren wollte, und alles, was für mich gut ist zu wissen, steht in der Bibel.
Wenn es nicht in der Bibel steht, will ich mich damit zufrieden geben, es nicht zu wissen. Behalten Sie dies im Sinn, zum Beispiel, wenn Sie das Problem des Bösen diskutieren, wie es in die Welt kam. Die Bibel gibt keine Erklärung darüber ab, warum Gott es jemals erlaubt hat.
Darum werden Sie, wenn Sie die Glaubensposition beziehen, keine weiteren Fragen stellen. Sie begnügen sich einfach damit zu sagen: Ich weiß es nicht, die Bibel erklärt es mir nicht, und ich weiß nichts über das hinaus, was mir die Bibel sagt.
Dies ist ein äußerst wichtiger Glaubensgrundsatz.
Doch lassen Sie mich dies noch etwas ausführlicher darlegen, indem ich es folgendermaßen formuliere: Es gibt nichts, was wir so konsequent vermeiden sollten wie die ständige Versuchung, Philosophie und Offenbarung miteinander zu vermischen.
Nun mögen manche von Ihnen denken, dies treffe auf sie persönlich nicht zu. „Ich interessiere mich nicht für Philosophie, ich habe in meinem Leben nie ein Buch über Philosophie gelesen“, sagen Sie vielleicht. Aber mein lieber Freund, das heißt nicht, dass Sie kein Philosoph sind. Wir alle sind Philosophen. Jeder, der eine Meinung zu irgendetwas hat, ist automatisch ein Philosoph.
Ich glaube, ich kann Ihnen innerhalb einer Minute zeigen, dass nicht nur jeder von uns ein Philosoph ist, sondern dass wir immer wieder in Schwierigkeiten geraten, weil wir zu viel philosophieren. Wir tun dies folgendermaßen: Wir sind oft bereit, bestimmte Lehren abzulehnen. Oder vielleicht zögern wir, sie zu glauben, selbst wenn wir sie nicht tatsächlich ablehnen. Und das, obwohl sie eindeutig in der Bibel gelehrt werden.
Wir tun dies, weil wir sie nicht verstehen, weil wir sie nicht erklären können oder weil sie nicht in unser Denkschema zu passen scheinen. Anstatt zu sagen: „Nun, ich bin bereit zu glauben, was dort steht, auch wenn ich es nicht verstehe“, hört man ziemlich oft, wenn man auf bestimmte Aussagen der Bibel hinweist, Sätze wie: „Wenn das wirklich stimmt, wie kann Gott ein Gott der Liebe sein?“ oder Ähnliches.
In dem Moment, in dem man so etwas sagt, spricht man als Philosoph. Und ich denke, wenn Sie sich selbst prüfen, werden Sie bemerken, dass auch Sie dies recht häufig tun. Tatsächlich befürchte ich, dass gerade diejenigen unter uns, die sich als bibeltreu bezeichnen würden, sich dessen sehr oft schuldig machen. Sie sind nämlich genau an diesem Punkt oft sehr inkonsequent.
Wir argumentieren mit einem sogenannten liberalen Theologen und sagen: „Sieh an, er glaubt nicht an Wunder und auch nicht an das Übernatürliche, denn er sagt, dass er ein Wunder nicht verstehen könne.“ Und wir verurteilen das. Aber wenn wir dann mit einigen dieser großartigen Begriffe im ersten Kapitel des Epheserbriefes konfrontiert werden, wie etwa „auserwählt“ und „vorherbestimmt nach dem Vorsatz Gottes“, dann fangen wir Bibeltreuen an zu sagen: „Nun, wenn das stimmt, kann ich nicht begreifen, wie Gott fair sein kann“ usw.
Aber das ist genau dasselbe, was Ihr liberaler Freund hinsichtlich der Wunder tut. Es geht also um etwas, das uns alle betrifft. Ich darf nicht zögern, eine Lehre zu glauben, nur weil ich nicht mit ihr klarkomme. Ebenso darf ich keine Lehre ablehnen, nur weil ich sie nicht verstehe.
Wenn es um die Wahrheit Gottes geht und die Sache klar gelehrt wird, dann habe ich sie anzunehmen, ob ich sie verstehe oder nicht.
Ein letzter Gedanke, den ich anführen möchte, ist folgender: Wir dürfen niemals zulassen, dass wir von unserer eigenen Logik oder unserem persönlichen Wunsch nach einem perfekten System beherrscht werden. Das ist eine Gefahr, der wir alle ausgesetzt sind.
Fast instinktiv wünschen wir uns ein abgeschlossenes System. Wir mögen keine Lücken oder ausgefranste Ränder. Der Grund dafür ist, dass wir Philosophen sind. Und der Philosoph will immer ein vollständiges Ganzes. Er möchte fähig sein, alles zu verstehen und alles ausdrücken zu können. So sind wir eben alle.
Die Gefahr besteht darin, dass wir unserer eigenen Logik und unseren eigenen Schemata so viel Nachdruck verleihen, dass wir über das hinausgehen, was die Bibel lehrt. An diesem Punkt sind wir wieder der Sünde und des Irrtums schuldig. Wir müssen jeder Aussage der Schrift volles Gewicht beimessen.
Niemals dürfen wir eine Aussage der Bibel gering achten oder ignorieren, nur damit unser Schema vollständig ist. Ich könnte jetzt viele Beispiele anführen. Da gibt es zum Beispiel Leute, die immer als Hyperkalvinisten beschrieben worden sind – und genau das ist ihr Problem.
Sie gehen über die Schrift hinaus und werden von ihrer eigenen Logik und ihren eigenen Argumenten geritten. Sie behaupten Dinge, die sich von der Bibel her nicht beweisen lassen. Sie sind so bestrebt, ein perfektes System zu haben, dass sie in diese sehr subtile und gefährliche Falle geraten.
Deshalb ist nun das Wichtigste, was wir zu diesem Thema sagen müssen, folgendes: Wir müssen uns nicht nur der Autorität dieses Buches unterwerfen, sondern ebenso der Leitung, der Inspiration und der Erleuchtung durch den Heiligen Geist.
Ich sollte die Bibel niemals genauso lesen wie jedes andere Buch. Wenn all das, was ich über sie gesagt habe, wahr ist, dann muss ich meine Unfähigkeit erkennen, wenn ich mich ihr nähere. Ich muss begreifen, dass alles natürliche Vermögen, das ich haben mag, nicht ausreicht, um die Bibel zu verstehen.
Ich muss einsehen, dass geistliche Dinge auf geistliche Weise verstanden werden müssen. Deshalb sollte ich immer damit beginnen, Gott zu bitten, dass er mir durch den Heiligen Geist Licht schenkt, mich erleuchtet, mich vor Irrtum und subtilen Gefahren bewahrt und mich in alle Wahrheit leitet.
Erst nachdem ich das getan habe, greife ich zu meiner Bibel. Mit einem Verstand, der bereits seine Grenzen kennt und vom Heiligen Geist erleuchtet ist, beginne ich, die Lehren der Bibel zu entdecken.
Nun gut, das bringt mich zu meinem zweiten Punkt, der die Methode betrifft, mit der man zu den Lehren gelangt. Ich möchte nochmals daran erinnern, dass die Bibel nicht nur eine Sammlung von Lehren ist.
Da wir nun bereit sind, unsere Lehren in der Bibel zu suchen, müssen wir uns bewusst machen, dass es nicht einfach darum geht, einige Texte aneinanderzureihen. Manche Menschen scheinen zu glauben, dass dies alles ist, was man tun muss. Nachdem sie eine Reihe von Aussagen zu einem bestimmten Thema in verschiedenen Teilen der Bibel gefunden haben, begnügen sie sich mit einer Aneinanderreihung von Texten und lassen einen damit allein.
Das ist jedoch nicht der Weg, um ans Ziel zu kommen, geschweige denn, um biblische Lehre zu verstehen. Es reicht offensichtlich nicht aus. Ich würde eher Folgendes vorschlagen: Wir sammeln unsere Texte und machen jede Aussage ausfindig, die wir in der Bibel zu einem speziellen Thema finden können. Nachdem wir sie gesammelt und miteinander verglichen haben, gehen wir weiter und ermitteln die Lehre, die ihnen zugrunde liegt.
Darum geht es uns. Wenn wir verschiedene Aussagen zu einem Thema gefunden haben, fragen wir: Welche Lehre können wir daraus schließen? Was sagen sie uns? Was ist das grundlegende Element, das all diesen Aussagen gemeinsam ist?
Wenn wir so vorgehen, gibt es bestimmte Regeln, die äußerst sorgfältig beachtet werden müssen.
Lassen Sie uns zunächst einige allgemeine Regeln betrachten. Hier ist die erste: Jede Lehre, die wir glauben und von der wir behaupten, dass sie in der Bibel steht, muss immer eindeutig in der Bibel zu finden sein.
Ich möchte Ihnen einige Beispiele geben, damit Sie verstehen, was ich meine. Sie erleben, wie Menschen zu Ihnen kommen, die von sich sagen, dass sie an die Bibel glauben. Dann tragen sie Ihnen ihre Lehren vor, und Sie fragen: „Woher kommt diese Lehre?“
Darauf antworten sie oft: „Jemand hatte eine Vision“ oder „Ich habe eine Botschaft bekommen.“ Solche Aussagen kennen Sie sicherlich. An dieser Stelle betone ich, dass wir sagen müssen, dass wir nicht bereit sind, eine solche Aussage zu akzeptieren – egal welche. Es ist uns gleichgültig, wer es sagt und welche wunderbaren Erfahrungen diese Person gemacht haben mag. Für uns ist es völlig belanglos, wenn etwas nicht von der Schrift her bewiesen und begründet werden kann.
Doch warten Sie einen Moment. Ich denke hier nicht nur an Sekten. Genau diese Antwort geben wir als Evangelikale auch den Katholiken. Sehen Sie, sie kommen auf uns zu und erzählen uns bestimmte Dinge. Wenn wir dann sagen: „Das finde ich nicht in der Bibel“, antwortet der Katholik: „Natürlich nicht, aber wir haben unsere Tradition. Die Offenbarung hörte mit dem Abschluss des neutestamentlichen Kanons nicht auf. Seitdem wurde die Wahrheit direkt von Gott empfangen. Das Apostolat und das apostolische Verständnis bestehen weiterhin. Darum sind wir überzeugt, dass die Kirche ihre Tradition und das, was sie lehrt, mit derselben Autorität und demselben Wert wie die Schriften besitzt.“
Auch hier halten wir ein entschlossenes und resolutes Nein dagegen. Es interessiert uns nicht, welche Autorität eine Lehre für sich in Anspruch nimmt. Wenn sie nicht von der Schrift her bewiesen werden kann, lehnen wir sie ab.
Natürlich sagen wir dasselbe bei jeder anderen Lehre, die ihren Ursprung in menschlichem Vermögen oder Verständnis hat – egal, was behauptet wird und wie fest. Nehmen Sie zum Beispiel die römisch-katholische Transubstitutionslehre. Katholiken lehren, dass durch die Handlung des Priesters das Brot am Abendmahlstisch buchstäblich in den Leib des Herrn Jesus verwandelt wird.
Wenn Sie dann sagen: „Es sieht aber noch immer wie Brot aus“, antworten sie: „Natürlich tut es das.“ Danach bringen sie ihre Philosophie ins Spiel, mit der sie erklären wollen, dass es einen Unterschied gibt zwischen der Substanz einer Sache und den Akzidentien.
Was sie mit Akzidentien meinen, sind Eigenschaften wie Farbe und Beschaffenheit. Sie sagen, die Substanz habe sich geändert, die Akzidentien aber seien dieselben geblieben. Ein erstaunliches Stück Philosophie.
Aber wir akzeptieren keine Lehre – so spitzfindig und schlau die Erklärung auch sein mag –, wenn wir sie nicht in der Schrift selbst finden oder von der Schrift her beweisen können.
Doch möchte ich auf einen zweiten Punkt eingehen. Unsere Lehre muss sich allein aus der Schrift ergeben. Wir müssen nicht nur jede Lehre ablehnen, die offenkundig nicht aus der Bibel abgeleitet wird, sondern wir dürfen nicht einmal eine Lehre annehmen, die nur zum Teil schriftgemäß ist, während der andere Teil es nicht ist. Es muss sich um eine reine, unverfälschte Schriftauslegung handeln. Dies ist ein weiterer höchstwichtiger Punkt, angesichts der ständigen Tendenz der Philosophie, sich durch die Hintertür einzuschleichen.
Der dritte Unterpunkt, den ich nennen möchte, ist: Die Lehre der Bibel muss unmissverständlich und klar gelehrt werden. Unsere protestantischen Väter gebrauchten für diesen Grundsatz einen ganz speziellen Begriff. Sie sprachen von der „Klarheit der schriftgemäßen Lehre“, womit sie meinten, dass wahre schriftgemäße Lehre immer verständlich und klar ist.
Die Schrift selbst betont dies allerorts und setzt es voraus. Wir machen oft den großen Fehler, wenn wir uns anschicken, die Schriften zu studieren, dass wir nicht innehalten, um uns daran zu erinnern, für welche Leute sie geschrieben worden sind. Man hätte sich eine Menge Tinte und Mühen sparen können, wenn jeder, der die Paulusbriefe ausgelegt hat, sich vor Beginn des Auslegens daran erinnert hätte, dass die Briefe nicht an Studenten oder Theologieprofessoren in Oxford und Cambridge geschrieben wurden, sondern an Sklaven und an gewöhnliche, normale Leute.
Es sind „nicht viele Weise, nicht viele Edle, die berufen sind“, sagt Paulus. An solche „normalen Menschen“ waren der Epheserbrief, der Kolosserbrief und alle anderen gerichtet. Als Paulus diese Briefe schrieb, setzte er voraus, dass die Leute, an die er sie schrieb, sie verstehen würden. Er schrieb ihnen, um sie zu belehren, und er wusste, dass sie verstehen würden, was er schrieb.
Das ist es, was unsere Glaubensväter mit der „Klarheit der Schrift“ meinten. Aus diesem Grund werde ich mit gewissen Leuten oft ziemlich ungeduldig, weil sie ihre Lehre scheinbar immer auf die Bedeutung eines griechischen oder hebräischen Wortes aufbauen wollen. Im Lichte dessen, was wir gerade gesagt haben, muss dies zwangsläufig falsch sein.
Wir sollten immer in der Lage sein, vom Textabschnitt zum Inhalt der Lehre zu gelangen. Ich möchte es folgendermassen ausdrücken: Wir brauchen keine besonderen Autoritäten, die uns in diesen Dingen leiten. Der Apostel Johannes sagt, dass wir es nicht nötig haben, in diesem Sinne belehrt zu werden, wegen der Salbung, die wir empfangen haben: „Ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehre, sondern wie seine Salbung euch über alles belehrt, so ist es auch wahr und kein Lüge.“
Darum weisen wir die römisch-katholische Behauptung zurück, normale Leute wären nicht imstande, ihre Bibeln zu lesen, und nur die Kirche allein sei in der Lage, diese wahrheitsgemäß auszulegen. Nein, wir sagen, dass diese Dokumente für Leute wie uns geschrieben wurden und dass diese sie auch verstehen sollten.
Ebenso lehnen wir ganz und gar die Vorstellung ab, dass es absolut notwendig sei, sich eines speziellen philosophischen Ansatzes, eines linguistischen Verständnisses oder irgendeiner anderen Sprache zu bedienen, um zu verstehen, was die Bibel lehrt – solange wir über eine klare und akkurate Übersetzung verfügen.
Darum sage ich noch einmal, dass wir die römisch-katholische Lehre zurückweisen.
Dies sind also meine allgemeinen Regeln. Wenden wir uns nun dem Einzelnen zu. Jetzt, wo wir unsere Texte zusammengetragen haben, stellt sich die Frage: Was machen wir mit ihnen?
Sie werden sehen, dass es im Wesentlichen zwei Dinge gibt, die zu tun sind. Manchmal ist es ganz einfach, die Lehre aus bestimmten Aussagen der Bibel abzuleiten. Sie schauen sich die Aussagen einfach an und sagen: Das bedeutet ganz zwangsläufig dieses oder jenes. Das nennt man Ableitung, Deduktion. Sie ziehen die Bedeutung heraus.
Es gibt jedoch noch eine andere Methode, die Induktion genannt wird. Nehmen Sie als Beispiel für diesen Ansatz die Trinitätslehre. Die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes finden Sie weder implizit noch ausdrücklich irgendwo in der Bibel. Dennoch gibt es Hinweise auf Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist.
Sobald Sie auf diese Aussagen stoßen, sagen Sie sich: Daraus leite ich jetzt die Lehre der Dreieinigkeit ab, dass Gott eins ist und zugleich drei Personen. Das ist nicht Deduktion, sondern Induktion. Sie formulieren eine Lehre, indem Sie sie auf bestimmte Aussagen stützen, die Sie in der Bibel finden.
Sie gelangen also auf zwei Wegen zu Ihrer Lehre: auf dem Weg der Deduktion und auf dem Weg der Induktion.
Ich möchte Ihnen einige praktische Punkte nennen. Unsere Lehre darf niemals auf einer einzelnen Aussage in der Bibel beruhen, noch weniger auf einer Teilaussage. Es gibt Menschen, die in die Irre gegangen sind, weil sie genau das getan haben. Manchmal stützten sie sich nicht einmal auf mehr als die Hälfte eines Verses. Das ist etwas, das wir niemals tun dürfen.
Ein weiterer Grundsatz ist, dass wir keine Schlussfolgerungen aus der Bibel ziehen dürfen, die uns dazu verleiten, einer anderen Aussage zu widersprechen, die ebenfalls in der Bibel zu finden ist. Wir müssen immer Schrift mit Schrift vergleichen. Wir sollen Arbeiter sein, die das Wort der Wahrheit in gerader Richtung schneiden (2. Timotheus 2,15). Das ist eine biblische Ermahnung.
Wenn ich also zu einer Lehre gelangt bin und dann feststelle, dass etwas anderes, das in der Bibel eindeutig ausgesagt wird, dem widerspricht, dann weiß ich, dass meine Lehre falsch sein muss. Sehen Sie, wie wichtig es ist, was wir im letzten Vortrag getan haben? Wie wichtig es ist, an der Lehre von der verbalen Inspiration festzuhalten und zu sagen, dass dieses ganze Buch Gottes Buch ist?
Die Bibel ist eine einzige großartige Botschaft. Sie bildet immer ein vollkommenes Ganzes, sodass ein Punkt niemals einem anderen widersprechen darf. Es ist verblüffend, wenn man bemerkt, wie in der Kirchengeschichte manche der schlimmsten Irrlehren deshalb entstanden sind, weil großartige Männer diesen einfachen Grundsatz vergessen haben.
Doch nun muss ich mich mit einer letzten Frage beschäftigen. Angesichts all dessen, was Sie gesagt haben, werden Sie fragen: Ist es nicht so, dass jeder Christ mit jedem anderen Christen über jede einzelne biblische Lehre übereinstimmen sollte? Und doch, werden Sie hinzufügen, ist es nicht so offensichtlich wie die Tatsache, dass es unter Christen Differenzen gibt. Welche Erklärung haben Sie dafür?
Nun, ich möchte einfach ein paar Anmerkungen machen.
Warum gibt es diese Meinungsverschiedenheiten? Der erste Grund ist, dass Leute trotz besseren Wissens den verschiedenen Irrtümern erliegen, die wir bereits aufgezählt haben. Sie ziehen ihre Philosophie zu Rate oder gründen ihre Lehre auf einen einzelnen Text, einen halben oder etwas Ähnliches. Wenn Leute so etwas tun, muss es logischerweise Meinungsverschiedenheiten geben. Denn manche von uns werden sich weigern, das zu ändern, und so ergeben sich schon jetzt zwei Denkweisen.
Aber dann gibt es da einen weiteren Grund für die Differenzen. Wir tendieren immer dazu, von einer Theorie auszugehen und versuchen dann im Nachhinein, die Schrift in unsere Theorie hineinzuzwingen.
Die Irrtümer der römisch-katholischen Kirche lassen sich auf einen Punkt zurückführen: Hat man nämlich erst eine Kirche und eine Ordnung als gegeben angenommen, muss alles mit Gewalt in dieses Schema gepresst werden. Sie gründen nicht alle ihre Lehren auf die Bibel, sondern behaupten, dass einige ihrer Lehren aus anderen Quellen als der Bibel stammen. Quellen, die dem, was wir in der Bibel finden, gleichzusetzen sind.
Das wiederum ist etwas, was nicht allein auf Katholiken zutrifft. Es betrifft sehr wohl auch viele Protestanten.
Wenn sie mit einer bestimmten Theorie über den freien Willen aufwarten oder etwas Ähnlichem, dann versichere ich Ihnen, dass sie mit der einen oder anderen biblischen Lehre Schwierigkeiten bekommen werden.
Wir müssen vorsichtig sein, dass wir uns nicht mit vorgefassten Meinungen, Vorurteilen und philosophischen Theorien der Bibel nähern. Das ist ein sehr fruchtbarer Boden für Unannehmlichkeiten und Streitgespräche.
Ein weiterer Grund für Differenzen besteht darin, dass man bestimmte Lehren oft auf Details biblischer Offenbarung stützt. Bei diesen Details können wir uns jedoch häufig nicht sicher sein. Ich brauche nur das Stichwort „Prophetie“ zu nennen, und Sie verstehen, was ich meine.
Wenn wir Prophetien studieren, neigen wir dazu, uns zu sehr auf Details zu konzentrieren, über die niemand wirklich sicher sein kann. Leute sagen: „Ich bin sicher“, und präsentieren dann ihre Theorie. Wenn wir die einzelnen Punkte aber nicht anhand der Bibel belegen können, haben wir kein Recht, eine Theorie zu entwickeln.
Eine weitere Ursache für Schwierigkeiten ist, dass Menschen darauf bestehen, das wortwörtlich zu nehmen, was offensichtlich symbolisch gemeint ist. Ich war beispielsweise vor einiger Zeit mit der Bahn unterwegs. Nach einer Weile geriet ich in eine Diskussion mit einem Katholiken. Natürlich brachte er das Gespräch unausweichlich zu dem Punkt, an dem er sagte: „Die Bibel sagt mit Sicherheit: ‚Dies ist mein Leib.‘“
Ich antwortete, unser Herr war zu diesem Zeitpunkt anwesend. Offensichtlich wollte er nicht, dass seine Aussage so verstanden wird, dass das Brot sein tatsächlicher Leib sei. Wenn er vom Leib sprach, dann muss das symbolisch gemeint sein.
„Ah“, sagte er, „das ist die Schwierigkeit mit euch Protestanten. Ihr sagt immer dasselbe, aber verstehen Sie, Sie müssen das wörtlich nehmen.“
„Nun gut“, sagte ich, „wenn Sie das sagen, dann sage ich Ihnen Folgendes: Unser Herr sagte: ‚Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wurde.‘“
„Ja“, sagte der Katholik.
„Ja, aber“, fuhr ich fort, „dann sprach er weiter: ‚Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut.‘ Er sagte nicht ‚Der Wein in dem Kelch‘, sondern ‚Dieser Kelch‘. Wollen Sie mir erzählen, dass er im wörtlichen Sinne den Kelch gemeint hat?“
Natürlich musste er zugeben, dass er das nicht sagen könne. Also fragte ich ihn, warum man nicht ehrlich genug sein könne und einfach sage, dass alles symbolisch gemeint ist. Der Kelch steht für den Wein, und der Wein ist die symbolische Darstellung des Blutes.
Wenn wir etwas wortwörtlich nehmen, das symbolisch gemeint ist, geraten wir zwangsläufig in Schwierigkeiten. Doch ich möchte erneut daran erinnern, dass dies nicht nur auf Katholiken zutrifft.
Sind uns nicht auch Leute bekannt, die genau dasselbe mit dem Buch der Offenbarung tun? Ein Buch, das uns sagt, dass alles symbolisch ist? Hat das nicht oft zu schmerzlichen Auseinandersetzungen geführt, weil Menschen die Symbole wörtlich auslegten? Das ist genau derselbe Vorgang.
Wir müssen also in jedem Bereich vorsichtig sein. Unser Herr Jesus selbst musste seinen Jüngern sagen: „Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“
Er hatte ihnen gesagt, dass sie kein Leben in sich hätten, bis sie das Fleisch des Menschensohnes essen und sein Blut trinken würden. Sie fragten ihn: „Wie kann das geschehen?“ Sie verstanden es materiell, wortwörtlich. Er sagte: „Meine Worte sind Geist, das Fleisch nützt nichts.“
Was vor allem anderen vermieden werden muss, ist der Parteigeist. Ein großes Unheil besteht darin, in Denominationen zu denken.
Unser Denken ist oft von bestimmten Vorurteilen geprägt, mit denen wir aufgewachsen sind. Unsere Väter haben an diese geglaubt, und wir sind der Meinung, sie müssten unter allen Umständen verteidigt werden.
Es ist erschütternd zu sehen, wie man auf diese Weise mit Gottes Wahrheit umgeht. Wir sollten innig beten, dass wir von einem derartigen Parteigeist und den Vorurteilen, die für eine solche Haltung stets charakteristisch sind, befreit werden.
Mein nächster Punkt ist, dass es bestimmte Dinge in der Bibel gibt, über die wir nichts Endgültiges aussagen können. Es sind Sachverhalte, bei denen Christen nicht übereinstimmen und auch nicht übereinstimmen können, obwohl sie gleichermaßen gute und fähige Christen sind.
Wenn wir auf einen solchen Sachverhalt stoßen, ist es sicherlich unsere Aufgabe zu sagen, dass wir nichts Genaues wissen. Manche biblischen Aussagen werden wir nicht letztgültig klären können. Wir sollten in aller Zufriedenheit darauf warten, bis wir im Himmel angekommen sind. Dann werden alle Dinge offenkundig und klar für uns sein.
Im Moment sehen und verstehen wir nur stückweise, nur mittels eines Spiegels, undeutlich (vgl. 1. Korinther 13,12). Unser Wissen ist nicht vollständig und nicht endgültig. Daher sollten wir uns mit der Offenbarung begnügen, die uns gegeben ist.
Doch es gibt bestimmte Lehren, über die wir absolut entschieden sind und sein müssen. Es sind Lehren, die wesentlich sind in Bezug auf Gottes Heilsweg. Ich meine jetzt nicht, wie uns Gottes Erlösung im Einzelnen nahekommt. Wenn Sie darauf zu sprechen kommen, werden Sie merken, dass gute Leute darin oft unterschiedlicher Meinung sind. Ich akzeptiere das.
Ich bin bereit zu sagen, das ist, was ich glaube, und ich bin nicht bereit, etwas anderes zu glauben. Und jemand anderes sagt: „Okay, solange wir uns beide über den Weg der Erlösung einig sind.“ Wenn wir diese Lehre behandeln, werde ich detaillierter auf diese Punkte eingehen.
Es kann keine Meinungsverschiedenheiten geben über die Person Christi, über das Wunder und das Übernatürliche, über den stellvertretenden Tod am Kreuz und über die buchstäbliche leibliche Auferstehung. Darüber darf es keine Auseinandersetzung geben. Dies ist endgültig, dies ist absolut.
Doch im Hinblick auf all die anderen Fragen, über die wir nichts Endgültiges und Absolutes sagen können, sollten wir verständnisvoll miteinander umgehen. Lassen Sie uns tolerant sein. Wir sollten uns eingestehen, dass wir nicht in der Lage sind, diese Dinge endgültig zu klären.
Wir sollten die herrliche Erlösung genießen, an der wir alle Anteil haben, und uns freuen auf den Tag, an dem die verborgenen Dinge offenbar gemacht werden und wir erkennen werden, so wie auch wir erkannt worden sind.
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