Einleitung und Ausgangssituation im Tempel
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 439: Die Ehebrecherin, Teil 3.
Wir waren an dem Punkt stehen geblieben, an dem Jesus seine Gegner dazu bringt, ihn und die Frau, die sie beim Ehebruch ertappt hatten, zu verlassen.
Johannes 8,7-9:
Als sie aber fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“
Dann bückte er sich wieder und schrieb auf die Erde.
Als sie dies hörten, gingen sie einer nach dem anderen hinaus, angefangen von den Älteren. So wurde er allein gelassen mit der Frau, die in der Mitte stand.
Das Gewissen der Ankläger und die Bedeutung des Schreibens auf der Erde
Meine These ist, dass Jesus hier das Gewissen seiner Gegner so sehr aufrüttelt, dass sie vielleicht auch aus Furcht vor dem, was noch kommen könnte, den Schauplatz des Geschehens verlassen.
Ich gehe davon aus, dass das Schreiben auf der Erde ein Hinweis auf Jeremia 17 ist, wo Gott das böse Herz ungläubiger Juden verurteilt. Jeremia 17,13 lautet: „Hoffnung Israels, Herr, alle, die dich verlassen, werden zu Schanden werden. Und die von mir Abweichen werden in die Erde geschrieben werden, denn sie haben den Herrn, die Quelle lebendigen Wassers, verlassen.“
Diese letzte Formulierung passt natürlich sehr gut zum Laubhüttenfest. Ihr erinnert euch, dieses Fest war dadurch gekennzeichnet, dass die Priester Wasser am Altar ausschütteten. Jesus steht am letzten, dem großen Tag des Festes, auf und sagt: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke.“
Es ist also durchaus so, dass Jeremia 17 hier gut in die Symbolik des Festes passt, das gerade gefeiert wurde. Auf der einen Seite steht Gott, der Mensch wird, um den Dürstigen eine Quelle lebendigen Wassers zu sein. Auf der anderen Seite sind die Abweichler, die davon nichts hören wollen, weil sie mehr auf sich und auf ihre eigenen listigen Pläne vertrauen.
Die Verheißung und Warnung Jeremias
Aber wie formuliert Jeremia auch in Jeremia 17?
Jeremia 17,5, 7-8:
So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut und Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz vom Herrn weicht.
Gesegnet ist der Mann, der auf den Herrn vertraut und dessen Vertrauen der Herr ist.
Er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt. Er fürchtet sich nicht, wenn die Hitze kommt. Sein Laub bleibt grün, und im Jahr der Dürre ist er unbekümmert. Er hört nicht auf, Frucht zu tragen.
Jesus und die Frau allein im Tempel
Aber kommen wir zurück zu Jesus und der Frau. Johannes 8, Verse 9-11:
Als sie dies hörten, gingen sie einer nach dem anderen hinaus, angefangen von den Älteren. So wurde Jesus allein gelassen mit der Frau, die in der Mitte stand.
Jesus richtete sich auf und sprach zu ihr: „Frau, wo sind sie? Hat niemand dich verurteilt?“
Sie antwortete: „Niemand, Herr.“
Jesus sagte zu ihr: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr.“
Jesus ist nun mit der Frau allein. Zuerst gehen die Älteren hinaus, weil sie mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben wollen. Danach verlassen auch die Jüngeren den Ort.
Jesus fragt die Frau, wo die anderen sind, und ob niemand sie verurteilt hat. Dann sagt er, was man nicht falsch verstehen darf: Jesus verurteilt sie ebenfalls nicht.
Die Bedeutung von Jesu Nicht-Verurteilung
Wenn Jesus das hier so sagt, meint er damit: Auch ich verurteile dich – aber jetzt nicht!
An dieser Stelle, wo die Frau zu ihm gebracht wird und man ihn in die Rolle des Richters zwingt, ist Jesus nicht bereit, ein Urteil zu fällen. Und er muss es auch nicht. Er gehört nicht zum Hohen Rat, er ist kein Zeuge des Ehebruchs. Tatsächlich gibt es jetzt nicht einmal mehr irgendwelche Zeugen dafür. Alle, die eine Verurteilung wollten und die Tat hätten bezeugen können, sind weggegangen.
Jesus will diese Frau nicht verurteilen, denn wenn Gott Mensch wird, dann nicht, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten. In Johannes 3,17 heißt es: "Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richtet, sondern dass die Welt durch ihn gerettet wird."
Natürlich hat der Sohn die moralische Autorität, jeden Menschen zu richten. Doch genau das ist nicht sein Auftrag – zumindest noch nicht. Es ist wichtig, dass wir das nie vergessen.
Wenn Jesus hier sagt: "Auch ich verurteile dich nicht", dann gilt diese Zusage nur für diesen Moment, jetzt hier im Tempel, im Anschluss an einen Schauprozess, den er abgewendet hat. Jetzt will Jesus selbst diese Frau nicht richten.
Jesus als zukünftiger Richter der Welt
Aber er bleibt der Richter der Welt. Das wissen wir bereits aus Johannes 5,22-23. Denn der Vater richtet niemanden, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.
Es ist dem Vater wichtig, dass der Sohn Ehre erhält. Dabei geht er so vor, dass er dem Sohn die ganze Welt zum Richten übergibt, damit alle erkennen, wie groß der Sohn ist.
Paulus wird später dazu schreiben, dass der Vater den Sohn hoch erhoben und ihm den Namen verliehen hat, der über jeden Namen ist. So kann Paulus diesen Gedanken auch in seine Verkündigung des Evangeliums einbauen.
In Athen beendet er seine Predigt mit den Worten aus Apostelgeschichte 17,30-31: Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er den Menschen jetzt, überall Buße zu tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er die Erde in Gerechtigkeit richten wird – durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat. Und allen hat er dadurch den Beweis gegeben, dass er ihn von den Toten auferweckt hat.
Die Auferstehung Jesu ist Gottes Beweis dafür, dass Jesus die Erde in Gerechtigkeit richten wird. Deshalb sollen alle Menschen überall Buße tun. Umkehr ist notwendig, weil wir auf ein Gericht zusteuern.
Wir wissen, dass es ein Gericht geben wird, weil Gott durch die Auferstehung den Richter ins Rampenlicht gestellt hat. Jesus ist dieser Richter der Welt.
Die Aufforderung zur Umkehr und ihr Kontext
Und deshalb sagt er zu der Frau auch: Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr. Wie ist das zu verstehen? Jeder Mensch sündigt doch.
Nun, Sünde ist hier im Kontext der Ehebruch, den die Frau begangen hat. Jesus sagt also so viel wie: Lass das Ehebrechen sein.
Erinnert ihr euch noch an den Gelähmten aus Johannes 5, den Jesus heilt? Zu ihm sagt er etwas ganz Ähnliches. Dort heißt es: „Sündige nicht mehr, damit dir nichts Ärgeres widerfährt.“ Das Ärgerere, das Schlimmere, ist das Gericht.
Die Verbindung von Buße und Glauben
Frage: Warum spricht Jesus sowohl beim Gelähmten als auch bei der Ehebrecherin nicht vom Glauben? Warum ist es ihm so wichtig, dass sie nicht mehr sündigen?
Antwort: Es gibt zwei Dinge, die bei einer Rettung zusammenfließen und eine Einheit bilden. Diese beiden Dinge sind Buße und Glaube.
Es ist der Hass auf das alte Leben, das mich kaputt gemacht hat, und es ist mein Vertrauen auf Jesus, der mir verspricht, alles wieder gut zu machen. Die Abkehr von der Sünde und der Glaube an Gott gehören zusammen, weil ein Glaube ohne Buße nur ein Lippenbekenntnis ist. Gleichzeitig führt Buße ohne Glauben in die Selbstgerechtigkeit.
Deshalb fordert der Herr Jesus die Ehebrecherin zur Buße auf: „Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr.“
Abschluss und Segenswünsche
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, ob du Jesus mehr als den Retter oder auch als den Richter der Welt siehst. Er ist wirklich beides.
Das war's für heute. Wenn du für mich beten möchtest, dann öffne in meiner App den Bereich mit dem Rosa Frosch. Dort findest du drei Gebetsanliegen für diesen Monat.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.