Ja, die Frage lautet: Brauchst du Rettung? Rettung ist ein weiter Begriff. Es gibt viele Menschen, die momentan Rettung brauchen, weil sie einfach in Not sind, in einem Kriegsgebiet bedroht werden. Manche müssen ganz praktisch gerettet werden.
Andere wiederum leiden plötzlich unter heftigen Symptomen, etwa bei einer schweren Krankheit, und ein Arzt muss sie retten. Natürlich braucht jeder Mensch ewige Rettung vor dem Verlorensein, vor dem Gericht Gottes. Aber manchmal brauchen wir Rettung auf einer ganz anderen Ebene.
Manchmal brauchen wir jemanden, der uns vor uns selbst rettet. Ich weiß nicht, ob du das schon einmal festgestellt hast: Wie viel in dir drinsteckt, wie viele Instinkte in dir wirken, über die du manchmal denkst, dass du keine Kontrolle darüber hast. Diese egoistischen, manchmal zerstörerischen Instinkte brechen immer wieder hervor.
Manchmal zeigt sich das in unserem Handeln, in unserem Streben nach Anerkennung, in unserem Wunsch nach einer bestimmten Position innerhalb der Gruppe. Da spielen wir uns manchmal auf Kosten anderer in den Vordergrund. Es ist auch unser extremer Wunsch, ein gutes Image zu haben, dass alle uns toll finden oder uns zumindest nett finden.
Manchmal sind es auch unsere Reaktionen, die wir nicht im Griff haben, wenn jemand unseren Stolz verletzt. Wie reagierst du, wenn dich jemand angreift oder kritisiert? Ich merke immer wieder, wie viel in mir steckt, gerade wenn ich mich angegriffen fühle, wie viel Aggression plötzlich entstehen kann.
Manchmal brauchen wir Rettung vor uns selbst, vor diesen zerstörerischen Instinkten, die in uns wirken. Und genau um dieses Thema soll es heute gehen.
Historischer Hintergrund und geografische Einordnung
Ihr möchtet euch noch einmal mitnehmen auf eine Reise ins Jahr 700 vor Christus, ungefähr plus minus, nach Jerusalem.
Noch einmal: Ihr habt das irgendwann schon einmal kurz erwähnt. Die Karte habe ich nicht auf dem Bild gezeigt, das hätte ich vielleicht noch tun sollen, denn das wäre einfacher gewesen. So müsst ihr sie euch vorstellen.
Jerusalem war damals die Hauptstadt, allerdings nicht von ganz Israel. Israel war damals in zwei Staaten unterteilt. Jerusalem war die Hauptstadt des südlichen Teils. Dieser wird auch oft Juda genannt, weil der israelitische Stamm Juda, von dem der Begriff „Juden“ stammt, in diesem Südteil lebte, zusammen mit einigen anderen Völkern.
Dann gab es das sogenannte Nordreich, auch Nordisrael genannt. Wer sich ein wenig im Neuen Testament auskennt, weiß, dass das die Gegend war, in der Jesus unterwegs war. Galiläa, wo er aufgewachsen ist, und Samaria, durch die er oft hindurchzog, gehörten zum Nordreich. Es war ein nördlicher israelischer Staat um 700 vor Christus. Die Hauptstadt hieß tatsächlich Samaria.
Ansonsten war die Karte in etwa ähnlich wie heute, zumindest was die Lage der Regionen betrifft. Östlich von Nordisrael lag auch damals Syrien, dessen Hauptstadt Damaskus war. Westlich, an der Mittelmeerküste, lebte ein eigenes Volk, die Philister. Nördlich von all dem, also nördlich der Philister, nördlich von Syrien und nördlich von Nordisrael, befand sich die damalige militärische Supermacht Assyrien. Das Gebiet entspricht etwa der heutigen Osttürkei und dem heutigen Irak. Assyrien war die große Bedrohung jener Zeit.
So habt ihr die Karte nun ein bisschen vor Augen.
Einführung in die Prophezeiungen Jesajas
Ich möchte heute noch einmal mit euch in den Propheten Jesaja schauen und vier große Prophezeiungen gemeinsam betrachten. Da es mit vier Prophezeiungen, die sich über ein, zwei, drei oder sogar vier Kapitel erstrecken, etwas unübersichtlich werden kann, habe ich das kurz in ein Schema gebracht: vier Verheißungen. Ich werde es hier vorne liegen lassen, gehe aber schon einmal ganz schnell darauf ein.
Es handelt sich um vier Prophezeiungen – nicht alle sind Verheißungen. Die erste Prophezeiung, die wir gleich ausführlich betrachten, handelt von Gottes Gericht. Dabei geht es hauptsächlich erstmals um das Nordreich. Zur Zeit Jesajas geschah es, dass Gott dieses Nordreich durch die Assyrer zerstören ließ. Letzten Endes wurden alle vollständig deportiert.
Es scheint aber schon durch, dass vier Generationen später im Prinzip dasselbe auch mit dem südlichen israelitischen Reich, mit Juda, passieren wird. Das ist die erste große Prophezeiung. Sie steht gegenüber der letzten großen Prophezeiung in diesem Abschnitt, in der Jesaja über die vollständige Rückführung aus der Deportation spricht.
Dazwischen gibt es zwei weitere Prophezeiungen: einmal das Gericht über ungerechte Herrscher und dann über gottesgerechte Herrscher. Mein Predigtthema heute ist eigentlich dieser Abschnitt – Jesaja 1 bis 10.
Ich stelle mir oft vor, ich wäre eines Tages im Himmel und würde Jesaja begegnen. Jesaja fragt mich dann: „Hast du schon von mir gehört?“ Und ich antworte: „Natürlich, Jesaja.“ Dann sagt er: „Ich habe ein großes Buch geschrieben. Hast du es auch einmal gepredigt, als du auf der Erde warst?“ Ich kann inzwischen glücklicherweise sagen: „Ja, schon Teile.“
Dann kommt die schwierige Frage: „Hast du es gemacht wie die meisten, die sich nur die Rosinen herauspicken, oder hast du auch den Zusammenhang gepredigt?“ Damit dieses Gespräch nicht zu peinlich wird, werde ich jetzt auch ein bisschen etwas zu den anderen Prophezeiungen sagen.
Falls euch das zu kompliziert oder zu komplex wird, dann schaltet einfach eine Weile ab und denkt über das Mittagessen nach. Wenn wir an diesen Punkt kommen, wecke ich euch wieder auf, okay? Denn das ist das Einzige, worum es heute geht.
Jesajas Berufung und die Aussicht auf Widerstand
Der Ausgangspunkt der ersten Prophezeiung ist eigentlich die Berufung Jesajas, die in Jesaja Kapitel 6 beschrieben wird. Jesaja wird von Gott als Prophet berufen und erhält eine sehr frustrierende Perspektive für seinen Dienst, mit der er umgehen muss.
Gott sagt ihm: „Du wirst über Jahre und Jahrzehnte den Leuten meine Botschaft bringen. Stell dich darauf ein, sie werden nicht auf dich hören.“ Das ist nicht gerade ermutigend, wenn man das gleich zu Beginn hört. Mit jeder Predigt, die du hältst, Jesaja, werden die Menschen noch verschlossener. Das ist deine Aussicht.
Jesaja fragt daraufhin: „Wie lange wird das so sein? Wie lange muss ich prophezeien, ohne dass jemand zuhört?“ Gott antwortet ihm in den Versen 6 bis 13. Ich lese es kurz aus meiner Übersetzung vor: Jesaja sagt: „Und ich sprach: Wie lange, Herr? Und Gott sprach: Bis die Städte des Landes verwüstet sind und ohne Bewohner, und die Häuser ohne Menschen, und das Land zu einer öden Wüste geworden ist. Und der Herr die Menschen weit entfernt hat aus dem Land, und die Verlassenheit im Land groß geworden ist.“
Das bedeutet, Gott sagt Jesaja, dass er so lange prophezeien wird, bis niemand mehr dort lebt. So lange wird auch kaum jemand auf ihn hören. Mit anderen Worten: Es wird sich nichts ändern, bis das ganze Land – sowohl der Nordstaat als auch der Südstaat – zerstört ist und die Bevölkerung dieser Staaten deportiert wurde.
Die erste Prophezeiung: Gottes Gericht über das Nordreich
In dieser ersten Prophezeiung dieses großen Abschnitts greift Gott genau diese Aussage wieder auf. Die Zerstörung des Nordreichs ist das, was Jesaja zu seiner Zeit erlebt hat. Dieses Ereignis stand unmittelbar bevor, vielleicht befanden sie sich schon mittendrin. Es war eine Warnung für das Land, in dem er lebte. Jesaja wohnte in Jerusalem, im Südreich Israel. Dieser Staat hatte noch ungefähr vier Generationen Zeit.
Doch sie erlebten, wie real das war, was Gott vorausgesagt hatte, und wie ernst das Gericht Gottes sein würde. Sie miterlebten die Zerstörung des Nordreichs. Jesaja kehrt in dieser Prophezeiung zu einer Formulierung zurück, die er bereits in Kapitel fünf verwendet hatte. Ich werde diese Texte nicht vollständig vorlesen, sondern immer Ausschnitte, damit ein Eindruck entsteht, worum es geht und mit welcher Sprache Jesaja hier spricht.
In Kapitel fünf hatte Jesaja sechs große Weherufe über die Bevölkerung ausgesprochen und damit das Gericht Gottes über sein Volk angekündigt. Er schließt das Kapitel mit den Worten: „Darum ist der Zorn des Herrn gegen sein Volk entbrannt, und er streckt seine Hand gegen es aus und schlägt es, und die Berge erbebten. Und ihre Leichname sind wie Müll inmitten der Straßen“ (Jesaja 5,25).
Dann folgt die Formulierung, auf die ich hinaus möchte und zu der er zurückkehrt: „Bei alldem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.“ Er sagt damit, dass das Gericht Gottes furchtbar sein wird, aber noch nicht zu Ende ist. Genau diese Formulierung verwendet er nun viermal in dieser Prophezeiung.
Ich lese ein wenig daraus vor: Jesaja beschreibt vier Wellen, in denen das Gericht Gottes über das Nordreich kommt – vier Wellen der Zerstörung. In Kapitel neun, Vers zehn heißt es: „Denn der Herr stachelt die Bedränger gegen das Nordreich auf, reizt seine Feinde auf, die Syrer von Osten, die Philister von Westen, und sie fressen Israel mit vollem Maul.“ Jesaja benutzt hier bildhafte Sprache; es ist kein Kannibalismus gemeint, sondern ein Bild. Sie „fressen Israel mit vollem Maul“.
Und dann sagt er: „Und bei alldem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand zum Gericht ausgestreckt.“ Die gleiche Formulierung wie in Kapitel fünf. Die erste Zerstörungswelle kommt von den Nachbarn Israels, von den Syrern und Philistern. Doch bei all der Verwüstung und Not, die sie anrichten, ist Gottes Gericht noch nicht zu Ende.
Die erste Welle, die zweite Welle, Vers zwölf: „Und das Volk kehrt nicht um zu dem, der es schlägt, zu Gott, von dem diese Schläge kommen. Und den Herrn der Heerscharen suchen sie nicht.“ Jesaja beschreibt Israel hier als ein böses Tier, das Gott „den Kopf und den Schwanz ausrottet“. Von vorne bis hinten, von oben bis unten wird Gott dieses böse Tier richten – an einem Tag.
Die Ältesten und Angesehenen sind der Kopf, die falschen Propheten, die Lügen lehren, sind der Schwanz. Von den Führern bis zu den Verführern wird Gott richten. In Vers 16 heißt es: „Denn sie sind allesamt gottlos und tun Böses.“ Und dann folgt erneut dieser Satz: „Und bei alldem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.“
Wahrscheinlich bezieht sich hier die erste Eroberungswelle auf die Assyrer, diese Super-Militärmacht im Norden, die damals häufig militärische Spezialoperationen im Nahen Osten durchführte, um Völker zu besiegen und Tribut zu erpressen. Doch Gottes Zorn wendet sich noch nicht ab.
Vers 18: „Durch den Grimm des Herrn der Heerscharen ist das Land verbrannt, und das Volk ist wie ein Fraß des Feuers geworden.“ Sie hatten kein Mitleid mit anderen; jeder fraß das Fleisch seines eigenen Armes. Die Assyrer kamen erneut, und das Volk war durch viele Bürger- und Bruderkriege geschwächt, in denen sie sich gegenseitig aufgerieben hatten. Das Land wurde verbrannt.
In Vers 20 steht zum dritten Mal in diesem Kapitel der Satz: „Und bei alldem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.“ Es ist immer noch nicht zu Ende. Drei Wellen sind über das Land gegangen, und es ist noch nicht vorbei.
In Kapitel zehn, Vers 3, sagt Jesaja: „Was wollt ihr tun am Tag der Heimsuchung und beim Sturm, der von fern daherkommt? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe, und wohin wollt ihr eure Herrlichkeit in Sicherheit bringen?“
Es bleibt nichts anderes, als sich entweder unter den Gefesselten zu knien oder unter den Erschlagenen zu fallen. Der letzte Angriff der Assyrer steht bevor. Das ganze Land wird zerstört, die Hauptstadt wird erobert. Jesaja sagt, es gibt nur zwei Alternativen: in die Deportation gehen oder sterben. Die Assyrer deportierten damals ganze Völker in andere Länder, um deren Selbstbewusstsein und Nationalbewusstsein zu brechen.
Es bleiben nur diese beiden Alternativen: Entweder man wird deportiert und kniet unter den Gefangenen, oder man wird getötet. Das ist das Ende – das Ende dieses Reiches.
Doch zum vierten Mal steht der Satz: „Bei alldem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt“ (Kapitel 10, Vers 4). Es ist immer noch nicht zu Ende. Das Gericht würde in der Deportation weitergehen, sagen uns andere Propheten.
Für Jesaja war es auch diese Drohung am Horizont, dass das Gericht Gottes nicht beim Nordreich Israel stehen bleibt. Wie gesagt, ungefähr vier Generationen später würde auch sein Land, Jerusalem, auch Juda, dasselbe Schicksal erleiden. Noch ist Gottes Hand ausgestreckt, noch ist sein Zorn nicht zu Ende.
Die Erfüllung der Berufung und die drei großen Fragen
An dieser Stelle erfüllt sich, was Gott zu Jesaja in seiner Berufung gesagt hat. Jesaja fragte lange Zeit: „Soll ich prophezeien, und niemand hört auf mich?“ Gott antwortete, dass dies so lange geschehen werde, bis die Städte verwüstet sind und keine Bewohner mehr haben, bis die Häuser menschenleer sind und das Land öde und verwüstet daliegt. Dann würde der Herr die Menschen weit entfernt haben.
Die Zeitgenossen Jesajas erlebten, dass dies im Nordreich tatsächlich geschah. Sie sahen vor Augen, dass es irgendwann auch ihnen widerfahren würde. An dieser Stelle ergeben sich drei Fragen, die in den drei übrigen Prophezeiungen behandelt werden.
Die erste Frage lautet: Gott hat sein Volk, Israel, das gerade zu einem Volk geworden war, aus Ägypten herausgeführt und in dieses Land gebracht. Über Jahrhunderte sprach er immer wieder mit ihnen, handelte mit ihnen und zeigte ihnen seine Wunder. Wann immer sie sich von ihm entfernten, versuchte er, sie mit Güte und manchmal auch mit Gericht zurückzuholen. Nun aber wird dieses Land verwüstet, und die Bewohner verlassen es wieder – nicht freiwillig, sondern als Deportierte.
Die erste Frage lautet daher: Ist das das Ende der Geschichte? Ist es das Ende von Gottes Geschichte mit seinem Volk? Ist seine Geduld nach all den Jahrhunderten endgültig erschöpft? Ist das sein letztes Wort?
Die zweite Frage ist eine moralische: Die Assyrer haben das Land verwüstet. Gott sagt, dass er sie benutzt hat, um sein Volk zu richten und vielleicht noch aufzurütteln. Doch die Assyrer waren moralisch nicht besser. Sie waren brutal. Sie handelten nicht, um Gottes Befehl auszuführen, sondern aus Machtgier.
Wie steht es mit den Machthabern dieser Erde, die sich bereichern? Kommen die davon? Werden die Kleinen bestraft, während die Großen ungeschoren davonkommen? Was ist mit der militärischen Supermacht? Können sie tun, was sie wollen? Das ist die zweite Frage – eine moralische Frage an dieser Stelle.
Die dritte Frage lautet: Ist diese Erde überhaupt regierbar? Wenn es unter diesen idealen Voraussetzungen – Gott wählt sich ein Volk, Gott wohnt unter diesem Volk, Gott handelt über Jahrhunderte mit diesem Volk – nicht funktioniert hat, kann es dann überhaupt funktionieren?
Diese drei großen Fragen müssen wir nun kurz betrachten. Wie gesagt, zumindest zwei davon nur sehr kurz.
Gottes Geduld und die Hoffnung auf Rückkehr
Deportation – Jesaja hat eine Antwort auf die Frage: Ist das das letzte Wort Gottes? Ist Gottes Geduld zu Ende? Jesaja stellt dieser Deportation ein großes Thema für Israel gegenüber, wahrscheinlich ein noch größeres Thema als für uns: Gott hört nicht auf zu handeln.
Immer wieder spricht Jesaja in seinem Buch davon, dass Gott irgendwann sein ganzes Volk, egal ob aus dem Süden oder aus dem Norden, zurück in dieses Land bringen wird, um neu mit ihnen anzufangen. Selbst nach diesen Jahrhunderten und diesem radikalen Einschnitt ist Gottes Geduld nicht zu Ende.
Er beendet diesen großen Abschnitt, Kapitel 9 bis 12, mit dieser Aussicht. Ich lese einfach ein wenig daraus vor: Kapitel 11, Vers 11: „Es wird geschehen, an jenem Tag, da wird der Herr erneut seine Hand ausstrecken, diesmal nicht zum Gericht, um den Überrest seines Volkes, der übrig bleiben wird, loszukaufen, außer aus Syrien, aus Ägypten, aus Patros, aus Äthiopien, aus Elam, aus Sinea, aus Hamad und von den Inseln des Meeres. Und er wird den Nationen einen Banner erheben und die Vertriebenen Israels zusammenbringen, und die zerstreuten Judas – er meint damit auch das Südreich – wird er sammeln von den vier Enden der Erde.“
Das ist sicher etwas, das noch in der Zukunft liegt: die vollständige Rückführung des Volkes Gottes in sein Land. Gottes Geduld ist noch nicht zu Ende.
Lesen wir weiter in Kapitel 11, Vers 15, teilweise: „Und der Herr wird seine Hand über den Strom Euphrat schwingen mit der Glut seines Atems und ihn in sieben Wadis zu sieben Bächen machen, so dass man mit Schuhen hindurchgehen kann. Und so wird eine Straße sein von Assyrien her für den Überrest seines Volkes, der übrig bleiben wird, so wie es für Israel war an dem Tag, als es aus dem Land Ägypten heraufzog.“
Jesaja sagt, Gott wird noch einmal ganz von vorne anfangen. So wie er Israel durch das Schilfmeer geführt hat, um es letztendlich in dieses Land zu bringen, so wird er es wiederbringen. Er wird Straßen machen, extra für dieses Volk. Diese Straßen kommen immer wieder bei Jesaja vor. Diesmal wird er unter anderem den Euphrat aufspalten, sodass man trockenen Fußes hindurchgehen kann. Er wird sein Volk zurückbringen in dieses Land und neu mit ihm anfangen – so wie er es einmal getan hat.
Kapitel 12, Verse 1 und 2: „Und an jenem Tag wirst du sagen: Ich preise dich, Herr, denn du warst zornig gegen mich, aber dein Zorn hat sich gewendet, und du hast mich getröstet. Siehe, Gott ist meine Rettung, ich vertraue und fürchte mich nicht, denn der Herr ist meine Stärke und mein Gesang, und er ist mir zur Rettung geworden.“
Wenn wir jetzt 2. Mose 15 lesen würden, würden wir fast dieselben Worte finden, die Israel gesungen hat, als sie das Schilfmeer durchquerten. Es ist ein Anfang, ein Neuanfang, der so sehr dem Anfang ähnelt, den Gott damals mit seinem Volk gemacht hat.
Nein, es ist schwer, Gott an das Ende seiner Geduld zu bringen. Selbst wenn es einen so radikalen Einschnitt gibt, ist Gott noch nicht am Ende.
Gottes Gericht über die Mächtigen
Ja, ganz kurz: Wie ist es mit den Mächtigen? Wie ist es mit den ungerechten Herrschern, mit denen, die über andere herfallen und sie ausbeuten? Gott hat Assyrien benutzt, aber wie sah der assyrische Herrscher sich selbst?
Ich lese ein paar Sätze vor aus Jesaja Kapitel 10, wo der König von Assyrien zitiert wird. In Kapitel 10, Vers 13, sagt der König von Assyrien: „Durch meine starke Hand habe ich es zustande gebracht und durch meine Strategie, die ich erdacht habe. Ich beseitige die Grenzen der Völker und plündere ihre Vorratshäuser. Ich stoße wie ein gewaltiger, thronender König hinab, und meine Hand hat den Reichtum der Völker erreicht wie ein Nest, wie man verlassene Eier zusammenrafft. So habe ich die ganze Erde zusammengerafft, da war keiner, der den Flügel regte oder ein aufgesperrter Schnabel, der zerrte.“
So sieht er sich selbst: jemand, dem ein Raubtier, dem niemand, dem kein kleiner Singvogel etwas entgegensetzen kann. „Ich habe die Macht, ich habe die Strategie, keiner hat auch nur gewagt, seinen Mund gegen mich aufzumachen.“
Und Gott sagt: „Ja, aber in diesem Fall warst du nur mein Werkzeug.“ In Kapitel 10, Vers 15, heißt es: „Wird die Axt sich rühmen gegen den, der mit ihr schlägt? Kannst du dich gegen ... ich meine, du bist die Axt, und ich bin der, der mit der Axt schlägt. Oder die Säge sich gegen den brüsten, der sie vor- und zurückzieht.“ Du bist nicht so stark, wie du denkst.
Das Gericht Gottes, sagt Jesaja, wird auch die Mächtigsten treffen. Er nimmt hier zwei Bilder, und ich möchte euch nur noch einmal kurz die Sprache von Jesaja vor Augen führen. Er vergleicht Assyrien mit einem gesunden Menschen, der gesund geworden ist, ja sogar mit jemandem, der so viel Wohlstand hat, dass er fett geworden ist. Der Wohlstand hat sich in den großen Städten Assyriens angesammelt durch all ihre militärischen Operationen.
Auf der anderen Seite vergleicht er es mit einem Wald, weil sie so ein riesiges Bevölkerungswachstum erlebt haben und so eine riesige Armee sind, dass es ein Wald von Menschen ist. Dann nimmt er diese zwei Bilder, um sein Gericht auch über diese militärische Supermacht zu verkünden. Wahrscheinlich hat es einige Anklänge an das, was auch in der Zukunft passieren wird, wenn Gott diese Erde und die Mächtigen dieser Erde richten wird.
Ich lese ein paar Verse vor, Vers 16, Kapitel 10: „Darum wird der Herr, ja, wird der Herrscher Magerkeit senden gegen seine Fetten oder Gesunden.“ Das eine Bild: Ihr seid fett, ihr habt Wohlstand, ihr werdet Magerkeit erleben.
Und an dem Platz seiner Herrlichkeit, also im Zentrum seines Wohlstands und seiner Macht, wird ein Brand auflodern wie ein Feuerbrand.
Jetzt kommt Vers 18 zu diesem Bild des Waldes: Dieses Waldes von Menschen, dieses Waldes von Soldaten. „Die Herrlichkeit seines Waldes und seines Baumgartens wird er von der Seele bis zum Fleisch vernichten, so dass es sein wird wie ein Kranker.“ Zurück zum alten Bild der Dahinsicht.
Der Rest der Bäume seines Waldes wird zu zählen sein. Ein kleiner Knabe kann sie zählen, einer, der gerade in der Grundschule das Zählen lernt oder im Kindergarten kann zählen, was übrig bleibt.
Ganz am Ende dieser großen Prophetie, in den Kapiteln 33 und 34, kommt Jesaja auf dieses Bild zurück: „Siehe, der Herr, der Herrscher, haut mit erschreckender Gewalt die Äste dieses Waldes herunter. Die überragenden an Höhe, die riesigen Bäume in diesem Wald, werden gefällt, und die emporragenden werden erniedrigt. Er schlägt das Gestrüpp des Waldes nieder mit der Axt, und in Libanon, in Libanon mit seinen Zedern, den größten Bäumen, die man damals kannte, fällt er durch einen Mächtigen.“
Das ist die ganz einfache Antwort Gottes auf die Frage, was es mit den Mächtigen dieser Erde ist: Gott ist mächtiger. Gott ist mächtiger als der Mächtige, der mit der Axt schlägt, als die Axt selbst. Er ist mächtiger als der, der die Säge vor- und zurückzieht, als die Säge selbst. Er ist mächtiger als jemand, der einen Wald fällen kann mit seinen Händen, als der Wald mit seiner Widerstandskraft.
Gott ist mächtig, und er wird richten. Er wird moralisch richten, und am Ende wird er die Mächtigen dieser Erde richten. Das Gericht über Israel war radikal. Das Gericht über die Mächtigen dieser Erde und über die Bevölkerung dieser Erde wird radikal sein. Gott wird seine Verheißung erfüllen und sein Volk in sein Land zurückbringen.
Die Frage nach gerechter Herrschaft und menschlicher Veränderung
Aber wird die ganze elende Geschichte dann nicht einfach nur von vorne anfangen? Warum soll es diesmal besser laufen als beim ersten Mal? Kann es eine Regierung geben, die wirklich gerecht ist?
Ich meine, wird man nicht schon in dem Augenblick korrupt, wenn man Macht hat? Ist es nicht egal, wen man auf einen Thron setzt, da er in kurzer Zeit seine Macht missbrauchen wird?
So viele sagen: „Lass mich mal regieren, ich würde es besser machen als Herr Scholz.“ Aber was würde passieren? Ich meine, abgesehen von deiner vermutlichen Inkompetenz – was würde passieren, wenn man dir zu viel Macht gibt? Würdest du wirklich gerecht regieren? Bist du wirklich so objektiv, so frei von eigenen Interessen, so frei davon, deine eigenen Leute gegenüber anderen zu bevorzugen? Bist du sicher?
Und das Gleiche betrifft auch die, die nicht regieren, oder? Ist nicht jeder normale Mitbürger so egoistisch, dass eine wirklich, wirklich friedliche Koexistenz auf Dauer gar nicht denkbar ist?
Wie soll man über diese Erde oder über ein Land dieser Erde wirklich gerecht regieren? Das eigentliche Problem sind nicht die Politiker, das eigentliche Problem sind die Menschen – wir Menschen.
Gibt es eine Lösung für dieses Problem? Jesaja hat sie schon angedeutet, zum Beispiel in Kapitel 2, in Kapitel 4 und in Kapitel 9. Vielleicht schauen wir uns irgendwann noch einmal eine Zusammenfassung dieser Highlights des Buchs an.
Aber hier, am Ende des ersten Teils dieses großartigen Buchs, spricht er noch einmal von dem Herrscher, den Gott auf seinen Thron bringen wird.
Die Hoffnung auf den gerechten Herrscher
Und die erste Frage lautet: Wer wird dieser Herrscher sein?
Wir befinden uns in Kapitel 11, Vers 1: „Und ein Reis, ein Spross, wird hervorgehen aus dem Stumpf, aus dem abgehauenen Baum, aus der abgehauenen Geschichte Israels. Und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen, und auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn.“
Isai war der Vater Davids, dieses großen Königs, des Königs nach dem Herzen Gottes, am Anfang, relativ am Anfang des Königtums über Israel. Jesaja sagt, aus seiner Familie, aus seiner irgendwie verschollenen Familie, die doch nie aufgehört hat zu existieren, wird Gott eines Tages einen neuen König bringen. Einen Herrscher, auf den er seinen Geist legen wird. Diese Dynastie ist die Hoffnung Israels.
Micha schreibt zur gleichen Zeit wie Jesaja etwas ganz Ähnliches. Auch Verse, die er aus dem Dezember letzten Jahres noch kennt. Micha Kapitel 5, Vers 1: „Auch du, Bethlehem Ephrata, aus dir wird für mich der kommen, der Herrscher über Israel sein soll, und sein Ursprung ist von Alters, von lang zurückliegenden Tagen her.“
Er nimmt das gleiche Bild, diesmal nicht den Vater Davids, sondern seinen Geburtsort Bethlehem. Doch es ist das Gleiche, was er sagt: Diese Dynastie, aus dieser alten, verschollenen Dynastie, wird ein König aufstehen. Und dieser König wird regieren.
Jesaja beendet diesen Abschnitt, Kapitel 11, Verse 1 bis 10, mit dem Satz: „Und es wird geschehen an jenem Tag, der Wurzelspross Isais, der da stand als Banner der Völker, nach ihm werden die Nationen fragen, und seine Wohnstätte wird Herrlichkeit sein.“
Wir wissen, wer dieser Spross aus dem Stamm, aus dem Stumpf Isais ist, wie dieser Wurzelspross aus der Geburtsstadt Davids, aus Bethlehem. Gott sagt: Ihn werde ich auf den Thron setzen, ihm werde ich die Regierung anvertrauen.
Dann schauen wir mal, ob er nicht Möglichkeiten findet, diese Erde zu regieren. Das war die kurze Antwort auf die Frage: Wer ist dieser König?
Die Eigenschaften des künftigen Herrschers
Die entscheidende Frage, die erste von den beiden wichtigen Fragen, lautet: Wie wird dieser König sein? Wie wird er sich von allen anderen Herrschern unterscheiden?
Befähigt durch Gottes Geist, so sagt Jesaja, wird er eine absolute Loyalität zu Gott zeigen. Er wird für absolute Gerechtigkeit sorgen – eine Regierung, wie sie es zuvor auf dieser Erde nie gegeben hat. Eine Regierung, die durch absolute Fairness, konsequente Handlungen und vollkommene Gerechtigkeit geprägt ist.
Ich lese ein paar Sätze aus Jesaja 11,2: „Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, ein Geist der Weisheit und des Verstehens.“ Wow, jemand, der wirklich weise ist und die Menschen versteht, über die er herrscht. Dabei denkt man unwillkürlich an die Regierungen, die man sonst auf dieser Erde kennt.
Weiter heißt es: „Ein Geist des Rates und der Kraft.“ Das bedeutet, er kann Entscheidungen treffen und hat die Macht, sie durchzusetzen. Er kann Rat geben und besitzt die Kraft dazu. „Ein Geist der Erkenntnis und Furcht des Herrn, und sein Wohlgefallen wird sein in der Furcht des Herrn.“ Das zeigt, dass seine Regierung wirklich von Gottes Furcht geprägt ist. Wahrscheinlich ist das die eigentliche Triebfeder hinter der Gerechtigkeit dieser Regierung.
Er wird nicht richten nach dem Sehen seiner Augen und nicht rechtsprechen nach dem Hören seiner Ohren. Er wird nicht subjektiv sein. Man kann ihn nicht einfach beeinflussen, wie es vielleicht ein Influencer schafft. Nein, er wird seine Objektivität in seinen Entscheidungen nicht verlieren – egal, wie nah man ihm steht oder wie überzeugend man ist.
Er wird die Armen in Gerechtigkeit richten und den Bedrückten des Landes Recht sprechen. Er wird sich um die Kleinen kümmern, um die einfachen Leute, die normalerweise unterdrückt werden. Nicht nur die Wirtschaft fördern oder die Mächtigen bevorzugen, während der Rest irgendwie funktioniert. Sondern er wird sich um diejenigen kümmern, die sonst zu kurz kommen – um die, um die sich niemand kümmert, weil niemand einen Vorteil davon hat.
Das wird seine Regierung sein, und sie wird konsequent sein. „Er wird die Erde schlagen mit der Rute oder dem Zepter seines Mundes, mit dem Hauch seiner Lippen die Gottlosen töten.“ Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein, und Integrität der Gurt seiner Hüften. Er wird an jeder Stelle konsequent sein, wo es nötig ist.
Das ist dieser Regent – ein Herrscher aus der Dynastie Davids, geprägt von Gottesfurcht, weise, mächtig und konsequent wie kein anderer Regent zuvor.
Das war die Antwort auf die Frage nach dem Wer und dem Wie.
Die Veränderung der Menschen unter seiner Herrschaft
Aber die alles entscheidende Frage ist: Wie werden die Menschen unter seiner Regierung sein? Wird dieses Volk selbst vom besten Regenten regierbar sein?
Jesaja beschreibt das in einem Bild in Kapitel 11, ab Vers 6. Dieses Bild ist sehr bekannt: Plötzlich leben Raubtiere neben Schafen friedlich zusammen. Kinder können gefahrlos am Loch einer Giftschlange spielen. Die ganze Natur scheint sich zu verändern.
Ich lasse die Frage offen, ob sich die Natur tatsächlich verändern wird. Wahrscheinlich schon, aber das ist nicht der Fokus von Jesaja hier. Ob es wirklich wörtlich passiert oder nur ein Bild ist, ist für Jesaja an dieser Stelle nicht so wichtig. Ihm geht es vor allem darum, dass sich die Menschen verändern.
In Vers 9 schließt er das ab, und das ist die Antwort. Darum sage ich das: In Vers 9 steht, man wird weder verletzen noch zerstören. Wow! Es wird niemand mehr psychisch oder körperlich zerstört. Es werden keine Existenzen mehr vernichtet.
Letzte Woche haben wir Lebensberichte von Menschen gehört, die durch ihre Kindheit und Jugend fast zerstört worden wären. Jesaja sagt: Das wird nicht mehr passieren. Auf meinem ganzen heiligen Berg wird die Erde voll von der Erkenntnis des Herrn sein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.
In den Versen davor entwirft er ein Bild. Ob man es wörtlich nimmt oder nicht, ist hier nebensächlich. So oft vergleichen die Propheten Menschen mit Raubtieren. Wir haben das vorhin bei Staaten gesehen, die Israel mit vollem Maul fressen.
Micha spricht davon, wie Menschen andere ausbeuten, etwa Witwen, deren Männer im Dienst für ihr Land gefallen sind und die sich nicht wehren können. Er vergleicht Menschen mit Raubtieren, weil er in diesem Bild schreibt:
Der Wolf wird beim Lamm wohnen, der Leopard beim Böckchen lagern. Das Kalb, der junge Löwe und das Mastvieh werden zusammen weiden. Ein kleiner Knabe wird sie treiben. Kuh und Bärin werden zusammen weiden und ihre Jungen zusammen lagern. Der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind.
Er sagt damit: Menschen werden keine Raubtiere mehr sein. Menschen, die Raubtiere waren, werden anders sein als vorher. Menschen, die von Raubtieren abstammen, werden nicht mehr so sein wie ihre Eltern und Großeltern.
Manche Menschen sind nicht wie Raubtiere, sondern eher wie Giftschlangen. Der Säugling wird am Loch der Otter spielen, und das entwöhnte Kind wird seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Wipa. Menschen, die wie Giftschlangen waren, werden nicht mehr so sein.
Man muss sich nicht mehr vor ihrem Gift fürchten, vor ihrem Reden oder vor ihrem Rufmord. Menschen werden anders sein in diesem Reich.
Und nochmals Vers 9: Man wird weder verletzen noch zerstören auf meinem ganzen heiligen Berg, denn die Erde wird voll von Erkenntnis des Herrn sein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.
Die Rolle des Heiligen Geistes und die Mitarbeit des Menschen
Und jetzt kommt die eigentliche Frage: Wie macht Gott das? Wie verändert Gott Menschen? Viele von euch kennen die Antwort. Er hat uns nicht nur gerettet, indem er für uns gestorben ist. Er hat uns nicht nur vor dem ewigen Gericht Gottes gerettet, sondern er hat auch angefangen, uns vor uns selbst zu retten – vor unserer bösen Natur, vor unseren schlechten Instinkten. Das tut er, indem er uns seinen Heiligen Geist gegeben hat.
Die Rettung ist nicht nur Rettung vor dem Gericht. Rettung ist auch Rettung vor dem Bösen, das so tief in uns steckt. In diesem zukünftigen Reich wird das vollkommen sein. Aber das ist etwas, das schon in unserem Leben passiert. Es betrifft unsere Zeit und uns persönlich. Gott kann uns retten von dem, was wir sind, und von dem, womit wir so oft verletzen und zerstören.
Gott ist dabei, und er hat es schon zu einem großen Teil bei denen getan, die ihm gehören. Durch seinen Heiligen Geist macht er uns zu anderen Menschen, so dass man sich nicht mehr vor unserem Gift fürchten muss und nicht mehr vor unseren Zähnen.
Aber wir haben noch eine Aufgabe. Der Heilige Geist tut viel, aber Gott möchte unsere Mitarbeit. In einem Brief an eine Gemeinde, die eigentlich schon weit fortgeschritten war, schreibt der Apostel Paulus einen bemerkenswerten Satz. Er sagt ihnen, dass sie trotz ihres Eifers für Evangelisation und Mission bis an die Enden der Erde Probleme miteinander hatten. Jeder kämpfte um sein Image und seine Interessen gegen den anderen, im Notfall.
Und genau hier sind wir beim Thema. Paulus schreibt in Kapitel 2, Vers 16 diesen schwer zu verstehenden Satz: "Kultiviert eure eigene Errettung mit Furcht und Zittern." Denn Gott ist es, der in euch handelt und wirkt – sowohl das Wollen als auch das Wirken. Gott gibt euch die Motivation, an eurer Persönlichkeit mitzuarbeiten. Und er hilft euch konkret weiter, zu seinem Wohlgefallen.
Ja, wir haben den Heiligen Geist, aber Gott sagt, ihr sollt mit dem Heiligen Geist zusammenarbeiten. Gott will euch auch von eurer bösen Persönlichkeit retten, aber er möchte, dass ihr mitarbeitet. Ihr sollt eure Errettung – diese Errettung, die er in euch gelegt hat, die euch Motivation und Erfolg gibt – kultivieren und daran mitarbeiten. Das ist es, wovon Paulus hier spricht.
Gott möchte mit uns zusammen an unserer Persönlichkeit arbeiten, damit wir solche Menschen werden, von denen Jesaja im Bild spricht: Ein Knabe kann neben der Höhle spielen, wo vorher eine Giftschlange war, und niemand muss mehr Angst haben. Niemand muss mehr Angst vor uns haben, wenn wir mit Gott gemeinsam an unserer Persönlichkeit arbeiten.
Am Ende der Geschichte erreicht Gott sein Ziel: ein perfekter Herrscher und zutiefst veränderte Menschen. Und heute dürfen wir uns diesem Ideal schon annähern. Wir haben ideale Voraussetzungen: Bist du von neuem geboren, hast du den Heiligen Geist und bist bereit, mit Gott zusammenzuarbeiten, dann kannst du ein Mensch werden, vor dem niemand mehr sich fürchten muss.
Und das ist die Botschaft von heute.
