Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 22: Kein Wein und keine Reinkarnation.
Die Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers
Gestern sind wir am Anfang des Lukasevangeliums bei Zacharias stehen geblieben. Er erschrickt sehr, als plötzlich im Tempel der Engel Gabriel erscheint.
Lukas 1,13: Der Engel aber sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Flehen ist erhört. Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen.“
Wenn du ein gutes Beispiel dafür suchst, dass Gott Gebete auch dann noch erhören kann, wenn aus menschlicher Sicht nichts mehr zu erwarten ist, hier hast du es. Ein Ehepaar betet jahrzehntelang, und schließlich ist es so weit – zu einer Zeit, in der niemand mehr damit rechnen würde.
Lukas 1,14-15: „Und er wird dir zur Freude und zum Jubel sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn, weder Wein noch starkes Getränk wird er trinken und schon vom Mutterleib an mit heiligem Geist erfüllt werden.“
Das außergewöhnliche Leben und die Berufung Johannes'
Alles an diesem Kind ist außergewöhnlich, zum einen seine Geburt. Viele werden sich freuen – warum? Nun ja, weil sie mit Elisabeth und Zacharias mitgelitten haben. Kein Kind, kein Erbe – das war in dieser Zeit schlimm. Aber jetzt ist Freude und Jubel angesagt.
Dann sein Name: Johannes. So hieß niemand in der Familie, und es wird nach der Geburt noch eine heftige Kontroverse mit der Verwandtschaft geben. Gut, dass der Engel Zacharias den Namen genannt hat.
Ein weiterer Aspekt ist, dass er groß werden würde und keinen Alkohol trinken sollte, das heißt, als Nazireer leben sollte. Doch was ist ein Nazireer? Das Wort stammt aus dem Alten Testament. In 4. Mose 6 findet sich das Gelübde der Abgesonderten, der Nazireer. Man konnte sich als Israelit Gott auf besondere Weise weihen, indem man auf Alkohol verzichtete. Genau genommen verzichteten Nazireer auf Weintrauben und alles, was daraus gewonnen wurde – also neben den Trauben auch auf Wein, Essig und Rosinen. Außerdem durfte man sich die Haare nicht schneiden lassen und keine Leiche berühren.
Man konnte das Nazireer-Gelübde so lange ablegen, wie man wollte. Johannes der Täufer aber sollte ein Leben lang ein Abgesonderter sein und als Nazireer leben. Könnt ihr euch vorstellen, wie lang seine Haare und sein Bart waren, als Johannes mit Anfang dreißig zu predigen anfing? Er muss eine wirklich merkwürdige Erscheinung gewesen sein, mitten in der Wüste.
Und er war von Mutterleib an mit dem Heiligen Geist erfüllt. Das war für den Alten Bund – Johannes gehört noch zum Alten Bund – außergewöhnlich. Erst nach Pfingsten wird der Heilige Geist allen Gläubigen zugänglich. Nach Pfingsten gehört er zur Grundausstattung eines Bekehrten. Im Alten Bund jedoch war das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist die absolute Ausnahme.
Und Johannes der Täufer bekommt noch im Mutterleib den Heiligen Geist. Das ist auch der Grund dafür, warum Elisabeth, die Mutter von Johannes, im schwangeren Zustand, als sie Besuch von der ebenfalls schon mit Jesus schwangeren Maria bekommt, sagt (Lukas 1,44): „Denn siehe, als die Stimme deines Grußes in meine Ohren drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib!“ Johannes, der Fötus, der sich hüpfend freut – wow, das ist mal Heiliger Geist pur.
Übrigens ist das auch ein klarer Hinweis darauf, dass in Gottes Augen der Mensch nicht erst durch die Geburt zum Menschen wird, sondern schon deutlich davor. Aus Gottes Perspektive ist ein Fötus ein ganzer Mensch, der vom Heiligen Geist erfüllt werden kann.
Johannes als Vorläufer und Reformator
Aber wir sind mit Johannes noch nicht fertig.
Lukas 1,16-17: „Und viele der Söhne Israel wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren, und er wird vor ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elija, um der Väter Herzen zu bekehren zu den Kindern und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.“
Johannes der Täufer ist ein Reformator, einer, der das Volk Israel dazu aufrufen wird, sich ganz neu zu ihrem Gott zu bekehren. Er wird vor ihm, das heißt vor Gott, hergehen. Hier wird schon angedeutet, was wir später noch viel ausführlicher betrachten werden: Gott wird sein Volk persönlich besuchen. Johannes ist sein Vorläufer.
Er kommt in dem Geist und der Kraft des Elija. Elija ist einer der ganz großen Propheten des Alten Testaments. Weil hier steht, dass Johannes der Täufer im Geist und in der Kraft des Elija kam, haben manche spekuliert, ob er so etwas wie eine Reinkarnation des Elija sein könnte.
Die biblische Ablehnung der Reinkarnationslehre
Problem bei dieser Spekulation
Um reinkarniert zu werden, muss eine Person sterben. Die Seele muss also den Körper verlassen, um dann in einem anderen Körper von neuem geboren zu werden.
Doch Elija aus dem Alten Testament ist nie wirklich gestorben. Er wurde leibhaftig in den Himmel aufgenommen.
Noch etwas spricht deutlich gegen eine Reinkarnation des Elija: Der echte Elija erscheint als Person – also mit einem Körper, wie es scheint – zusammen mit Mose auf dem sogenannten Berg der Verklärung. Dort unterhält sich Jesus mit ihm.
Im Hinblick auf Reinkarnation kann man biblisch nur sagen: In Hebräer 9,27 heißt es: „Und wie es den Menschen bestimmt ist, ein Mal zu sterben, danach aber das Gericht.“ Das ist die Antwort der Bibel auf Reinkarnation.
Es ist jedem Menschen bestimmt, nur ein Mal zu sterben. Ebenso gibt es für jeden nur ein Gericht vor dem großen weißen Thron. Somit gibt es keine Reinkarnation.
Die Bedeutung der Geist- und Kraftgabe Elias für Johannes
Aber was bedeutet es dann, dass Johannes der Täufer im Geist und in der Kraft des Elija kam? Es bedeutet, dass er von Gott die Gesinnung und die Stärke Elias erhalten hatte.
Schon äußerlich waren sich die beiden ähnlich. In 2. Könige 1,8 heißt es: „Sie sprachen zu ihm: Der Mann trägt einen Mantel aus Ziegenhaar und einen ledernen Gürtel um seine Lenden.“ Er aber sprach: „Es ist Elia, der Tisbiter.“ Und in Markus 1,6 steht: „Johannes war mit Kamelhaaren und einem ledernen Gürtel um seine Lende bekleidet, und er aß Heuschrecken und wilden Honig.“
Für uns ist ein lederner Gürtel etwas völlig Normales, aber in der Antike benutzte man meist Stricke als Gürtel. Lederne Gürtel hatten eher etwas Militärisches. Schon äußerlich waren sich Elija und Johannes also ähnlich: der grob gewebte Mantel und der lederne Gürtel.
Doch es gibt weitere Übereinstimmungen. Von beiden lesen wir, dass sie viel Zeit allein in der Wüste verbrachten. Sie waren eher der Typ Eremit, zogen sich gern zurück und waren definitiv keine Partylöwen.
Außerdem wurden beide von Königen verfolgt, die einflussreiche Frauen hatten. Elia hatte die Isabell gegen sich, die heidnische Frau des Königs Ahab. Johannes musste letztlich sterben, weil er Herodias, die Frau des Herodes Antipas, mit seinen Predigten gegen sich aufgebracht hatte.
Elia predigt Buße und Umkehr zu Gott, und zwar in einer Zeit, die stark von Götzendienst geprägt war. Gut in Erinnerung bleibt jedem Bibelleser seine legendäre Auseinandersetzung mit 450 Baalspriestern.
Johannes der Täufer predigt genau dasselbe. In Matthäus 3,1-2 heißt es: „In jenen Tagen kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste von Judäa und sprach: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen.“
Oder mit den Worten des Engels Gabriel aus Lukas 1,17: „Und er wird vor mir hergehen in dem Geist und der Kraft des Elija, um die Herzen der Väter zu den Kindern zu bekehren und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.“
Darum geht es: ein zugerüstetes Volk. Und hier geht es nicht um Soldaten, sondern um Herzen. Es geht um Bekehrungen, darum, dass Ungehorsame die Gesinnung der Gerechten bekommen.
Diese Umkehr wird, wie wir morgen sehen werden, in der eigenen Familie ihren Anfang nehmen.
Ausblick und praktische Hinweise
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir 4. Mose 6, das Gesetz des Abgesonderten, durchlesen, um Johannes den Täufer noch besser zu verstehen.
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Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.