Die Bedeutung und Herausforderung des Wortes Gottes heute
Das ist heute Abend ein tolles Bild, dass ihr alle gekommen seid. Schon beim letzten Mal war es unglaublich schön, Menschen aus so vielen verschiedenen Orten versammelt zu sehen.
Unser Thema heute ist die Kraft des Wortes Gottes. Ich bin oft traurig, wenn ich höre, dass in unseren Tagen bei jungen Leuten zum Beispiel Bibelschulen in Württemberg plötzlich eine schlechte Besucherzahl haben. Das kann doch nicht wahr sein! Viele Plätze bleiben frei, selbst bei ganz bibeltreuen Bibelschulen. Ich habe auch gehört, dass die Eidlinger Schwestern ihren Bibelkurs in Titisee im Januar oder Februar dieses Jahres ausfallen ließen, weil nicht genügend Interessenten da waren.
Dabei ist doch überall das Gespräch, wie wir unsere Gemeinden beleben können. Man bemüht sich, alles Mögliche zu machen: Es werden neue Räume geschaffen, es wird gebaut, neue Formen werden gefunden, und große Kongresse abgehalten.
Doch was muss man eigentlich tun, wenn einer von Ihnen fragt: Wie sieht es eigentlich mit der Bibel und dem Wort Gottes aus? Viele Treffen in Gemeinden reagieren dann mit Aussagen wie: „Ach, die Bibel, das ist doch verstaubt, langweilig und altmodisch in unserer heutigen Zeit.“ Das ist ganz, ganz furchtbar.
In allen Jahrhunderten vor uns sind alle Menschen, die je Christ geworden sind, immer nur durch das Wort Gottes zum Glauben gekommen. Der Glaube ist seit der Zeit von Jesus, ja sogar schon seit Abraham, immer nur aus dem Hören des Wortes Gottes entstanden – und nie anders.
Ich treffe viele Leute, sogar Prominente in der Kirche. Heute hat mir jemand gesagt, Bischof Huber hätte gesagt: „Ich will nicht reden, sondern so leben, dass die Leute mich fragen.“ Nein, das ist Quatsch! Wenn der Tankwart zu mir nett ist, frage ich ihn auch nicht: „Sind Sie Anthroposoph oder was sind Sie denn?“ Ich sage das nicht. Und wenn die Verkäuferin im Kaufland oder beim Lidl immer so nett in der Bedienung ist, denke ich mir: „Ach, das schau mal nicht an, ich brauche Sie doch nicht nach Ihrem Glauben zu fragen.“
Auch Gottlose sind ja oft ganz nette Leute – das ist gar nicht das Problem.
Man braucht das Wort Gottes, man muss es hören. Doch das Wort Gottes ist in unseren Tagen ganz rar geworden. Das ist die große Not. Und das Schlimme ist, dass es oft bei uns wirklich ein Todeswort ist.
Woran liegt das?
Die Ursachen für die geringe Wirkung des Wortes Gottes
Ich bin so froh, dass Jesus das gesagt hat. Wenn der Weg vertrampelt ist und der Boden hart geworden ist, kann das Wort Gottes nicht aufgehen. Egal, was geschieht, es kann nicht wirken, wenn der Boden vertrampelt ist und die Menschen darüber gelaufen sind. Das ist bei uns allen so.
Wir haben in unserem Leben so viel, dass das Wort Gottes gar nicht richtig wirken kann. Manche sagen, das Wort Gottes wirke nicht, weil die alten, überkommenen Formen schuld seien. Die Kirchen gingen nicht mit der Zeit, heißt es oft. Aber die Kirchen sind viel weiter mit der Zeit gegangen, als sie es je hätten tun dürfen. Sie haben sich völlig angepasst. Das ist sogar das Elend: Wir haben uns dem Zeitgeist ausgeliefert und sind oft kaum vom Weltgeist zu unterscheiden.
Andere meinen, es liege daran, dass es an Geld fehlt. Natürlich braucht man für unsere deutschen Kirchen Geld. Unsere deutschen Kirchen sind wahrscheinlich die reichsten Kirchen der Welt, vielleicht sogar noch reicher als der Vatikan in Rom – durch die Kirchensteuer.
Heute werden Gemeindehäuser aufgegeben, nur weil man sie nicht mehr braucht, obwohl sie mühsam aufgebaut wurden. Wie viele Kirchen stehen bei uns in Stuttgart leer, weil sie nicht mehr benötigt werden! Das ist erschütternd.
Woran liegt es also? Wir haben vergessen, dass das Wort Gottes wirksam ist, dass es Kraft hat und wirkt. Die ganze Erneuerung unserer Gemeinden kann nur vom Wort Gottes ausgehen – von unseren Gemeinschaftsstunden, unserer Jugendarbeit, unseren Familien. Die Erneuerung kann nur vom Wort Gottes ausgehen.
Die zentrale Rolle des Heiligen Geistes für das Verständnis des Wortes Gottes
Jetzt gehe ich mal ein ganzes Stück zurück. Vor 300 Jahren hat ein Mann einen ganz wichtigen Satz in die Christenheit hineingerufen. Man hat diesen Satz immer wieder vergessen und auf die Seite geschoben, weil er ein unheimliches Rumoren ausgelöst hat.
Da hat nämlich einer gesagt: Bei der Bibel ist es überhaupt nicht entscheidend, wie gelehrt jemand ist. Und dann hat er ganz drastisch gesagt, dass jemand drei Doktortitel haben und Professor sein kann, aber die Bibel trotzdem nicht versteht und ein Narr bleibt.
Es kommt also nicht auf dein Wissen an, nicht auf deine Intelligenz. Denn er sagt, es kann umgekehrt jemand ganz schwach sein, gar keine hohe Schulbildung haben und doch von Gott gelehrt sein. Dieser Mensch kann ganz viel von der Weisheit Gottes und von seinem Wort verstehen.
Auf was kommt es denn an? Er hat gesagt: Nur auf den Heiligen Geist. Und derjenige, der das gesagt hat, war Philipp Jakob Spener, der Begründer des Pietismus.
Man hat ja oft gesagt, was das Besondere an Philipp Jakob Spener war, sei die Form der Gottesdienste. Er hat viel vom Erwecklichen gehabt, gesagt, man müsse für die Kinder extra Kinderstunden anbieten, und hat die Bibel in die Mitte gerückt.
Aber das Entscheidende bei Philipp Jakob Spener war, dass er sagte: Wenn jemand auf der Kanzel steht – und dafür hat er viele Feinde bekommen – und den Heiligen Geist nicht hat, dann schadet er mehr, als er nützt, weil er der Gemeinde kein Wort Gottes vermitteln kann.
Das ist bis heute ein ganz ärgerlicher Satz. Wenn man das im Kirchengemeinderat einmal zur Diskussion stellt, bekommt man einiges zu hören. Aber das ist ja die brennende Frage: Ist der Heilige Geist wirklich da und öffnet er uns die Augen für die Bibel?
Wenn wir überhaupt überlegen, warum gerade in Europa, aber auch in Teilen von Amerika und Kanada, in Nordamerika so viele christliche Gemeinden in der Krise sind, dann ist das eine ganz, ganz große Not. Vielleicht auch heute eine Not, dass oft das Wesen des Heiligen Geistes gar nicht mehr begriffen wird.
Man verwechselt den Heiligen Geist häufig mit menschlicher Schwärmerei. Es gibt ja unheimliche Bewegungen, in denen ganz exzentrische und ekstatische Dinge gesucht werden.
Ich war neulich erschüttert, als ein Kirchenmusiker sagte, man erlebe Gott in der Ekstase. Darum gebe es auch diese sehr gefühlsbetonten Anbetungslieder, die das Herz tief aufwühlen.
Dabei: Was ist denn das erste Wesen des Heiligen Geistes? Dass er uns das Wort Gottes nahebringt. Denn das ist das Geheimnis des Wortes Gottes.
Auf eigentümliche Weise ist das Wort Gottes mit dem Heiligen Geist verknüpft. Wenn es nicht mit dem Wort Gottes verknüpft ist, bleibt es menschliche Schwärmerei.
Der Geist Gottes gibt sich in dieses Wort hinein. Und das wissen Sie ja, denn es steht in der Bibel: Dieses Wort Gottes ist inspiriert vom Geist Gottes.
Nun haben wir lange diskutiert, und die anderen haben gefragt: Meinst du denn wirklich, der Heilige Geist hätte denen diktiert, wie sie das niedergeschrieben haben?
Ja, natürlich. Der Heilige Geist hat sie beauftragt, steht doch da in 2. Petrus 1: Getrieben vom Heiligen Geist haben sie niedergeschrieben.
Aber das Tolle ist, dass der Heilige Geist auch heute noch durch dieses Wort wirkt.
Die lebendige Kraft des Wortes Gottes in der heutigen Zeit
Das sind ja ganz interessante Erfahrungen, die Sie machen: Ein junger Mann lebt, ohne nach Gott zu fragen. Er sagt: „Ich bestimme selbst über mein Leben.“ Dann liegt er im Krankenhaus, findet ein Testament, liest es und wird in seinem Herzen getroffen.
Denn zum Glauben überführen kann kein Mensch. Das hat es noch nie gegeben. Noch nie hat ein Mensch durch seinen Intellekt zum Glauben gefunden. Das merken Sie auch ganz schnell, wenn Sie mit zweifelnden Menschen nach dem Hauskreis diskutieren. Da können Sie bis morgens um vier zusammensitzen und alles durchdiskutieren. Sie bekommen keine Klarheit über menschliche Gedanken – noch nie. Stattdessen wirkt der Heilige Geist bis heute durch das Wort Gottes.
Das ist ein Geheimnis: Das Wort Gottes ist erfüllt und getragen vom Geist Gottes. Darum hat das Wort Gottes eine unglaubliche Energie. Natürlich kann es sein, dass das Wort Gottes bei uns nicht aufgeht. Das kann ein harter Boden sein. Das erleben wir oft. Wir sitzen in einer Bibelstunde, es wird verkündigt, und es geht einfach über unseren Kopf hinweg. Unsere Gedanken sind ganz woanders. Das ist eine Not.
Aber was für uns heute wichtig ist: Die Kraft des Wortes Gottes kommt nicht daher, dass ein bestimmter Prediger da ist. Sie hängt auch nicht von der Person des Predigers ab. Sondern es ist ausschließlich Gottes Sache, dieses Wunder zu tun. Er wirkt durch sein Wort und seinen Geist, der uns aufweckt.
Woher wissen wir das? Das steht sogar in unserem Glaubensbekenntnis. Sie haben das alles ja noch so schön gelernt: den dritten Artikel über den Heiligen Geist. Ich bin froh, wenn das noch gelernt wird. Das ist ein großer Schatz. Es ist schade, dass viele Junge das nicht mehr in der Formulierung Martin Luthers lernen.
Was ist der Heilige Geist? Martin Luther sagt: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann.“ Nicht aus eigener Vernunft und nicht aus eigener Kraft. Keiner hat das gekonnt, auch nicht mit drei Doktorgraden. Sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen.
Das ist ein ganz wichtiger Kernsatz. Wenn andere sagen: „Hast du den Heiligen Geist?“ – dann habe ich ihn ja, denn er wirkt durch das Wort Gottes. Wenn ich mich vom Wort Gottes entferne, wird es menschliche Schwärmerei. Dann bleibt nur noch Gefühl übrig.
Umso schöner ist es, dass wir Lieder haben, die von der Kraft des Wortes Gottes sprechen, zum Beispiel von Paul Gerhardt: „Sollte ich meinem Gott nicht singen?“ In den Liedern steckt viel Glaubenslehre. Dort haben wir schon einen richtigen Glaubenskurs.
„Seinen Geist, den edlen Führer, gibt er mir in seinem Wort.“ So bekommt man den Heiligen Geist durch das Wort Gottes. Das ist für uns ganz, ganz wichtig: Die Kraft des Wortes Gottes liegt darin, dass der Heilige Geist dieses Wort benutzt und wirkt.
Persönliche Erfahrungen mit der Kraft des Wortes Gottes
Ich war 40 Jahre Gemeindepfarrer, davon die letzten 30 Jahre in Stuttgart. Das war ein harter Boden. Wir haben angefangen, Jugendarbeit zu machen. Damals gab es zwei Jugendreferenten, aber von der Bibel kam kaum etwas vor.
Ich habe Ihnen beim letzten Mal schon erzählt, dass ich einen Bibelkreis gegründet habe – bei uns in der Wohnung. Wir hatten nur eine kleine Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung, in der bereits vier Kinder lebten, und außerdem war noch eine Hausgehilfin da. Es war sehr eng. Gerade mal sechs Leute konnten um den Wohnzimmertisch sitzen.
Das löste große Aufregung im Stuttgarter Jugendwerk aus. Ein Pfarrer dürfe nicht mit den jungen Leuten die Bibel lesen, denn die Jugendarbeit sei an das Jugendwerk delegiert. Da habe ich gesagt: „Aber ich möchte doch mit meinen jungen Leuten die Bibel lesen.“ Es gab einen riesigen Tumult, bis ich schließlich sagte: „Ich lasse die ganzen anderen Kreise, die im Gemeindehaus sind, auch mitlesen. Lasst uns gemeinsam die Bibel lesen.“
Das war ganz wunderbar. So begann eine Erneuerung. Am Ende hatten wir 70 ehrenamtliche Mitarbeiter, die ganz schlicht aus dem Wort Gottes herausgewachsen waren. Wir haben die Jesusgeschichten gelesen und die Apostelgeschichte. Wir sind gar nicht tiefer ins Wort hineingegangen. Wir müssen bei den jungen Leuten erst einmal anfangen, dass sie Jesus kennenlernen.
Aber das Wunder ist geschehen: Das Wort Gottes hat durch den Heiligen Geist an den Herzen gewirkt und Menschen durch den Heiligen Geist umgeprägt. Das ist das Allergrößte. Der Heilige Geist wirkt durch das Wort Gottes. Dort hat er die größten Möglichkeiten und kann an uns arbeiten.
Das betrifft jetzt nicht nur junge Leute, sondern auch mittelalte und ältere Menschen ganz stark. Und es ist wichtig, dass wir das wieder entdecken.
Die zentrale Bedeutung des Wortes Gottes für Gemeindeerneuerung
Wenn es so viele Diskussionen gibt, was läuft denn eigentlich bei uns in den Gemeinden falsch, dass es keine Erneuerung gibt?
Darüber berichten ja der Spiegel, der Fokus, im Fernsehen und im Radio. Es gibt unzählige Bücher, die darüber geschrieben werden. Ich darf Ihnen sagen: Sie alle gehen am Wichtigsten vorbei.
In der Christenheit war es seit den Tagen von Jesus und den Aposteln immer nur das Wort Gottes, aus dem die Bewegungen ausgegangen sind und durch das Menschen zum Glauben gekommen sind. Die Reformatoren haben den lateinischen Begriff benutzt, wenn sie von der Gemeinde sprachen. Sie sagten: Die Gemeinde ist eine creatura verbi divini, eine Kreatur des göttlichen Wortes.
Gemeinde gibt es wirklich nur dort, wo das Wort Gottes wirken kann und Menschen erreicht. Andernfalls wird es ein menschliches Management, so wie man eine Firma gründet. Das kann man vielleicht eine Weile tun, solange das Geld reicht. Aber das, was Gemeinde zu allen Zeiten ausgemacht hat – seit den Tagen der Apostel – war, dass dieses Wort Gottes gewirkt und geschaffen hat.
Was Philipp Jakob Spener gesagt hat, wurde ihm sehr übel genommen. Viele haben daraufhin aufgeschrien. Aber es ist trotzdem richtig. Und es bleibt richtig – nicht nur, weil es so in der Bibel steht, sondern weil es anders kein Leben in den Gemeinden geben wird.
Was ich jetzt hinzufügen möchte: Sie können es ja ausprobieren und fragen, warum es denn plötzlich eine Jesusgemeinde gläubiger Leute in Nordkorea gibt. Oder in Tadschikistan oder in Kuba, obwohl dort 40 Jahre lang Fidel Castro mit seiner atheistischen Propaganda wütete. Warum gibt es in China so viele Christen, obwohl Mao alle Kirchen geschlossen hat? Das haben wir schon beim letzten Mal erwähnt.
Was war denn die Kraft? Die Antwort führt immer nur auf eine Wurzel zurück: Das Bibelwort hat plötzlich gewirkt. Und das Bibelwort steht im Mittelpunkt.
Es gibt gar keine Erweckungskirche in der Welt, in der nicht jeder Christ in seiner Bibel studiert.
Zeugnisse von der Kraft des Wortes Gottes in der Weltmission
1982 sind wir zum ersten Mal nach Äthiopien gekommen. Wir hatten gehört, dass es dort eine Kirche namens Wort des Lebens gibt, die damals stark von der marxistisch-kommunistischen Diktatur verfolgt wurde. Viele Pastoren waren in Haft.
Als wir dort ankamen – meine Frau begleitete mich, da ich nur im Urlaub an solchen Missionsdiensten teilnehmen konnte – waren wir sprachlos. Es gab hunderte von lokalen Bibelschulen, ähnlich wie eure Abendbibelschule, in denen die Menschen gemeinsam die Bibel studierten. Die Gemeinden wuchsen trotz der Verfolgung explosionsartig, weil die Menschen dort wirklich lebendig im Glauben waren.
Man stellte uns einige Gemeindeälteste vor. Sie erzählten, dass sie, sobald sie am nächsten Tag in ihr Gebiet zurückkehren, sofort verhaftet werden würden, weil sie an dieser Bibelschulung teilgenommen hatten. Damit wurde uns klar, dass die Feinde des Reiches Gottes genau wissen, was gefährlich ist: das Wort Gottes.
Im Westen wird das oft unterschätzt. Dort sagt mancher, die Bibel könne man einfach im Bücherschrank verstauben lassen. Aber die Feinde Gottes wissen sehr genau, wie kraftvoll die Bibel ist.
Ich war lange, 15 Jahre, Vorsitzender von Licht im Osten, einer Organisation, die sich mit der Situation in der Sowjetunion beschäftigte. Die Sowjetunion war ein moderner Staat, der Menschen mit Sputniks ins Weltall schickte und technisch sehr fortgeschritten war. Doch an der Grenze war die entscheidende Frage: Haben sie die Bibel dabei? Die Behörden hatten Angst vor der Bibel – das ist kaum vorstellbar.
Sie wussten genau, dass von der Bibel eine große Kraft ausgeht. Deshalb beschlagnahmten sie sie und nahmen sie den Menschen weg. Was erschütternd war: Unsere Leute im Westen haben oft nicht erkannt, dass wir zurück zur Bibel müssen. Wir müssen unsere Programme wieder darauf ausrichten, dass das Wort Gottes in unserem Leben lebendig wird.
Das ist in diesen Tagen besonders wichtig. Auch im Iran, in Persien, unter Khomeini, wird das Evangelium von Jesus plötzlich von Muslimen gefragt. Menschen lassen sich taufen, obwohl auf den Übertritt vom Islam zum Christentum die Todesstrafe steht.
Das Wort Gottes bewegt die Menschen tief und hat eine große Bedeutung. Für uns ist es wichtig zu verstehen, dass das Geheimnis des Bibelwortes darin liegt, dass es Träger des Heiligen Geistes ist. Der Heilige Geist wirkt in unseren Gemeinden. Wenn wir das Wort Gottes beiseiteschieben, sind unsere Gemeinden geistlos.
Missverständnisse über den Heiligen Geist und seine wahre Wirkung
Heute herrscht bei vielen Christen eine große Verwechslung: Sie glauben, der Heilige Geist sei vor allem eine Sache des Gefühls, der psychischen Erregung. Schauen Sie sich jedoch genau Ihre Bibel an. Fast nichts, was vom Heiligen Geist beschrieben wird, hängt mit psychischen Erregungen oder ekstatischen Erlebnissen zusammen. Vielmehr zeigt sich das Wirken des Heiligen Geistes auf andere Weise.
Was ist denn das Erste, was der Heilige Geist tut? Er bewirkt, dass Menschen ihre Sünde erkennen. Wenn Sie Ihre Bibel zur Hand nehmen, schlagen Sie einmal Johannes 16 auf. Jesus spricht dort über den Heiligen Geist. Das ist für uns sehr wichtig. Was sagt Jesus, der Gottessohn, über den Heiligen Geist?
Jesus kommt vom Vater und gibt uns alle wichtigen Informationen. In Vers 5 ist die Überschrift „Das Werk des Heiligen Geistes“. Können wir es besser und verbindlicher haben? Dort heißt es in Vers 7: „Ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch.“ Das Wort „Tröster“ steht hier für den Heiligen Geist, auch als Paraklet bezeichnet, was unter anderem „Anwalt“ bedeutet.
Jesus fährt fort: „Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.“ Dann wird der Welt die Augen geöffnet – über die Sünde, über die Gerechtigkeit und über das Gericht. Das ist das Werk des Heiligen Geistes.
Wenn Menschen das Wort Gottes lesen, wachen sie zunächst auf und erschrecken über ihre Sünde. Ohne das Lesen der Bibel könnte man leicht sagen: „Ich bin ein guter Mensch. Ich habe zwar einige Fehler, aber so schlimm ist das alles nicht.“ Doch wenn das Wort Gottes zuschlägt, wacht man plötzlich auf und wird von seiner Sünde überführt.
Jesus sagt, das ist das erste Werk des Heiligen Geistes. Ohne diese Erkenntnis kann man das Evangelium gar nicht verstehen.
Was ist dann das zweite Werk des Heiligen Geistes? In Vers 13 heißt es: „Wenn aber der Geist der Wahrheit kommt“ – eine schöne Bezeichnung für den Heiligen Geist –, „wird er reden.“ In Vers 14 steht, dass wir von ihm das nehmen, was Jesus betrifft, und dass er Jesus verherrlichen wird.
Der Heilige Geist will gar nicht viel Aufsehen machen. Er will nicht von sich selbst reden. Es herrscht keine Eifersucht in seiner Reinheit. Manche erschrecken und denken, sie müssten erst zum Heiligen Geist wählen – das ist aber nicht nötig.
Der Heilige Geist hat nur ein Ziel: Jesus, den Heiland und Retter, groß zu machen. Er wird Jesus verherrlichen.
Das ist das Herrliche, was beim Lesen des Bibelwortes geschieht: Es brennt uns auf der Seele und bewegt uns.
Johann Albrecht Bengel hat den schönen Satz gesagt: „Wenn die Gemeinde wacker ist, so glänzt die Schrift, dann leuchtet sie. Und wenn die Gemeinde kränkelt, so verliegt die Schrift, so geht sie unter.“ Das hängt vom Umgang mit der Bibel und vom Zustand des Gemeindelebens ab.
Dieser Satz ist heute aktueller denn je. Ich kann Ihnen sagen: Alle Erneuerung der Gemeinde kann nur durch das Werk des Heiligen Geistes kommen. Plötzlich redet ein Wort, das uns trifft.
Die Lebendigkeit und Herausforderung des Wortes Gottes
Jetzt möchte ich Ihnen einfach sagen, dass dieses Wort Gottes kein vertrocknetes, langweiliges Wort ist, sondern voller sprühender Lebenskraft.
Mir ist es immer sehr wichtig, wenn wir die Bibel lesen, dass wir merken, wo sie mit unserem Denken zusammenstößt, wo sie uns quer liegt. Ganz schlimm ist es, wenn wir die Bibel an unser Denken anpassen. Das machen vielleicht viele, die meinen, sie müssten die Bibel in unsere Zeit übersetzen. Das ist das Törichtste, was wir tun können.
Wir wollen merken, wo das Wort Gottes unser Denken sprengt, und dann wird es interessant. Wenn Sie irgendwo denken, wir denken so, aber das Wort Gottes sagt es ganz anders. Das ist doch schon ganz am Anfang so, bei Abraham. Gott sagt ihm: Du wirst einen Sohn bekommen. Abraham war ja schon 99 Jahre alt. Also, liebe Leute, das geht einfach nicht. Und Gott sagt: Du wirst einen Sohn bekommen. Sarah, die kichert – was ganz peinlich ist –, sagt: Ich wollte nicht, ich habe doch gar nicht gelacht. Doch, sie hat gelacht, sagen die Engelsboten.
Und das Wort Gottes ist so groß, es zeigt uns etwas, was man gar nicht fassen kann.
Ich komme gerade von einer viertägigen Gemeindefreizeit mit 140 Leuten auf dem Michelsberg bei den Eidlinger Schwestern. Wir hatten den Daniel in Babel. Mensch, was war das interessant, was Daniel in Babel verkünden kann und wie er schon einen ganzen Blick durch seine Prophetie gibt. Das Wort Gottes ist ja aufregend, es sprengt mein Denken, das kann man gar nicht fassen.
Als das Volk Israel durch die Wüste zieht, hat es immer wieder gemurrt und gesagt, sie seien auf dem Holzweg. Dann hat Gott gesprochen. Das Volk konnte es gar nicht glauben, als die Kundschafter zurückkamen. Aber später heißt es unter Josua, es sei nichts von den Worten Gottes dahingefallen. Alles ist so gekommen. Das Wort Gottes hat eine ganz große Kraft, uns den Blick zu weiten.
Mein Glaube kann überhaupt nur auf diesem Wort Gottes fußen. Ich sage: Ich glaube diesem Wort, ich vertraue mich diesem Wort an. Deshalb ist es so wichtig, dass dieses Wort auch bei uns, wenn wir es lesen, uns richtig aufrüttelt und dass wir wieder begreifen, wie ungeheuer es ist.
Wir starten am Morgen eines Tages, sind voller Sorgen, was alles auf uns zukommt. Dann sagt der Herr: Ich will mit dir sein. Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin. Aber Herr, ich habe so schwierige Situationen. Dein Wort sagt mir das, ich verlasse mich auf dein Wort.
Das Wort Gottes redet immer ganz konkret und aktuell in meine Situationen hinein. Da war Gideon. Als Gott ihn beruft, sagt er: Ach, das muss eine Verwechslung sein. Ich bin doch ein ganz unbedeutender Mensch.
Wir leben in schwierigen Zeiten, die Amalekiter haben unser Land besetzt, unsere ganze Ernte ist geraubt. Wir können uns gerade noch verstecken. Mein Geschlecht, wir sind doch unbedeutend. Da sagt der Herr: In dieser deiner Kraft geh!
Da hängt unsere ganze Berufung dran, dass das Wort Gottes auch von einer Energie ist, von einer sprühenden Energie, die uns befähigt. Woher soll ich denn meinen Mut nehmen?
Wir haben bei Daniel festgestellt: Daniel war nicht stärker als wir, er war ein ganz normaler Mann. Aber Daniel hat gesagt, es wäre ein verrücktes Abenteuer, wenn ich es auf meine Person wagen wollte. Er hat sich auf den Herrn verlassen und auf das Wort des Herrn hin gehandelt.
Darum ist es so wichtig, dass ich merke: Dieses Wort Gottes ist kräftig.
Die Anfänge der Jesusgemeinde und die Kraft des Wortes am Pfingstfest
Jetzt erinnern wir uns einmal daran, wie die Jesusgemeinde überhaupt begonnen hat. Am Anfang war das ja wirklich ein jämmerlicher Haufen: Elf Männer waren es, und sie standen da. Jesus hat sie ausgesandt, aber einige von ihnen zweifelten noch.
Diese elf Jünger, von denen einige noch zweifelten, erhielten von Jesus den Auftrag: „Geht hin in alle Welt! Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und macht alle Völker zu Jüngern.“ Wie konnten sie das überhaupt schaffen? Zunächst versteckten sie sich aus lauter Angst.
Wie ging es dann weiter? Dann geschah dieses merkwürdige Wunder am Pfingstfest, das in Israel ein Erntefest war. Petrus hielt eine Bibelarbeit. Wenn man sich die genauer anschaut, sieht man, dass er viel von David und dessen Geschichte erzählte. Dabei fuhr das Wort Gottes in das Gewissen der Menschen.
Das ist das Besondere beim Bibellesen: Das Wort Gottes berührt das Gewissen. Heute haben wir manchmal ein Problem, weil Gottesdienste oft als Spaßgottesdienste gestaltet werden. Das ist zwar schön, wenn die Leute fröhlich sein können, aber wenn wir vor Gott treten, ist das kein fröhlicher Moment.
Wenn Gott zu uns redet, ist das ein großer Moment. Der ewige Gott, der Richter unseres Lebens, tritt zu uns. Keiner von uns kommt ohne massive Schuld in die Gegenwart Gottes, jedes Mal, wenn wir uns versammeln. Es ist ein Unterschied, ob wir ein Straßenfest feiern – wie bei uns in Kaltenthal das Schäufelefest mit Hasenbraten und Sauerkraut – oder ob wir einen Gottesdienst feiern.
Ein Gottesdienst ist etwas völlig anderes als ein Vereinsfest. Dort stehen wir im Licht Gottes. Schon wenn wir in sein Licht treten, wird uns bewusst, wie viel wir versäumt haben. Das Wort Gottes deckt uns das auf. Ich bitte Sie einfach, dass wir an Gottes Tag feiern.
Ich finde es gar nicht feierlich, sondern äußerst unangenehm, wenn alle meine Sünden im Licht Gottes plötzlich erkannt werden. Aber genau das ist der Moment. So war es auch am ersten Pfingstfest. Die Menschen fragten: „Was sollen wir tun?“
Kein Mensch kann einem anderen Schuld einreden, das haben viele schon versucht. Ich habe oft erlebt, dass in Gemeinden viele Ehen zerbrechen. Man will miteinander reden, aber das ist manchmal verrückt. Wenn man sagt: „Hast du so mit deiner Frau gesprochen?“ heißt es oft: „Ja, meine Frau ist ein Luder“ – und umgekehrt. Dann versucht man, die beiden zusammenzureden, aber gelingt es, den Leuten ihre Schuld zu zeigen? Mir ist das noch nie gelungen.
Neulich sah ich einen jungen Mann, sechzehn Jahre alt, der auf einer Treppe in Stuttgart saß und sich am helllichten Tag Drogen spritzte. Ich wollte ihn schütteln, habe es aber gelassen, weil ich dachte: „Du erreichst nichts.“ Man kann ihm nicht die Schuld zeigen, wie er sein Leben ruiniert.
Und das wissen Sie auch von Ihren Kindern und Enkeln: Sie können reden, was Sie wollen. Wenn nicht der Heilige Geist die Augen öffnet, passiert nichts.
Und das Tolle am Pfingstfest war, dass der Geist Gottes, der im Wort Gottes war, durch die Predigt des Petrus in das Gewissen der Menschen fuhr. Damit ist das Herz gemeint – das Gewissen.
Hat ein Mensch ein Gewissen? Viele haben ein betäubtes Gewissen. Man kann sein Gewissen lange Zeit zum Schweigen bringen und sich selbst belügen: „So ist alles recht, was ich tue, die anderen tun es ja auch.“ Aber wenn das Wort Gottes kommt, steht man plötzlich im Gericht Gottes.
Das kann nur das Wort Gottes bewirken. Unsere Väter haben schon gesagt, dass das Wort Gottes uns immer wieder erschreckt. Es durchdringt den Kampf des erschrockenen Gewissens. Das kann kein Mensch einreden, und es hat keinen Wert, wenn er es versucht. Aber das Wort Gottes tut das.
Alle, die zum Glauben gekommen sind, sind durch den Kampf des erschrockenen Gewissens gegangen. Und jedes Mal, wenn man die Bibel liest, muss man durch diese Tiefen hindurch – sonst wird es langweilig.
Die Bedeutung von Buße und Umkehr im Leben eines Christen
Deshalb ist es für uns wieder wichtig zu wissen, worum es eigentlich beim Bibellesen geht. Es geht darum, dass wir vor dem heiligen Gott stehen und dass das Wort Gottes uns die Augen öffnet für unsere Verfehlungen.
Dann fragten die Leute: Was sollen wir denn tun? Natürlich ist das eine religiöse Frage. Soll ich jetzt eine Wallfahrt machen? Soll ich eine Spende geben? Nein, es geht darum, umzukehren und Buße zu tun.
Du musst dein ganzes Leben ins Licht Gottes bringen. Buße ist jeden Tag nötig, nicht nur bei der ersten Entscheidung, als wir uns für Jesus entschieden haben. Unser ganzes Leben muss Buße sein.
Buße ist das Thema, über das Jesus am meisten gepredigt hat. Buße ist ein Wort, das heute oft negativ besetzt ist, etwa durch Strafzettel oder Bußgeldbescheide, die wir bekommen, wenn wir falsch parken. Aber Jesus hat das Wort „Bekehrung“ gebraucht.
Reiß die Steuer deines Lebens herum und lass Jesus an das Steuer deines Lebens. Das Wort Gottes will dauernd diese Umkehr bei uns bewirken.
Wo diese Umkehr geschieht, können wir sagen: Wir können eine Ehe nur unter dem Wort Gottes erneuern. Das wünschen wir uns. Und junge Menschen sollen ihre Fehlrichtungen erkennen – unter dem Wort Gottes beim Bibellesen.
Denn das Wort Gottes ist lebendig, voller Kraft und Leben, mächtig und wirksam.
Die Verheißung und Kraft des lebendigen Wortes Gottes
Das Besondere am Wort Gottes ist, dass es genau so wirkt, wie es in der Bibel steht. Es geschah genau so, wie das Wort des Herrn es gesagt hatte. Das war ja die Wahrheit vom letzten Jahr: Nichts ist davon gefallen, und sie sind immer wieder darauf gestoßen. Es geschah, damit erfüllt würde, was geschrieben steht.
Darum ist das Wort Gottes für unser Leben so wichtig. Es ist nicht nur wahrhaftig, sondern auch ein lebendiges Wort, das so viel bewirken kann. In der Bibel wird es auch das Wort des Lebens genannt, weil es Leben schafft.
Beim Lesen der Bibel wird uns plötzlich bewusst, was wir schon entdeckt haben: Wie sehr es den Charakter von Menschen verändern kann. Das ist ganz wunderbar. Manchmal erlebt man große Not, und gerade junge Menschen sind oft schon geprägt von großer seelischer Not, die bis in die Psyche hinein zerstört.
Mir hat jetzt ein Schulleiter erzählt, dass er einen Schüler zwangseinweisen lassen musste – mit Polizei und Amtsarzt –, weil dieser seelisch so kaputt war. Wissen Sie, dass das Wort Gottes das herrlichste Heilmittel ist? Durch den Geist Gottes kann es auch zerbrochene Menschen heilen.
Der Liederdichter Kauper war in einer Irrenanstalt und hatte einen Selbstmordversuch hinter sich. Dann fand er auf einer Parkbank ein Neues Testament und dichtete das Lied: „Es ist ein borntraues heiliges Blut für arme Sünder gewillt.“ Dieses Wort gab ihm, dem am Leben verzweifelten Mann, den Frieden.
Wissen Sie, dass das Wort Gottes Leib und Seele gesund machen kann? Es ist die herrlichste Medizin, die uns Frieden gibt. Es nimmt uns die Ängste und Sorgen und hilft gegen Schwermutsgedanken.
Darum ist es so wichtig, dass wir im Wort Gottes bleiben. Warum? Weil in diesem Wort Gottes wirklich der lebendige Gott spricht – nicht nur damals, sondern auch heute.
Es war so schön auf unserer Freizeit. Viele Leute aus den unterschiedlichsten Richtungen und mit verschiedenen Bildungsgraden waren dabei. Das hat uns erstaunt, wie aktuell das Wort Gottes ist. Heute leben wir nicht nur damals, sondern auch in der Welt von Babel, in einer gottlosen Welt.
Wie kann man sich als Christ in dieser Welt behaupten? Das Wort Gottes wird es zeigen. Es wird auf einmal aktuell und zeitnah. Nach diesem Wort Gottes kannst du leben, und du hast die Kraft, auf die Stimme Gottes zu hören.
Die Kraft des Evangeliums und die Ausbreitung des Wortes Gottes
Als Paulus den Römerbrief schrieb und seine Reise nach Rom plante, richtete er sich an die Gemeindeglieder in Rom. Es war eine kleine, unbedeutende Gruppe von Menschen. Viele von ihnen waren freigewordene Sklaven, Frauen und Männer. Dennoch machte Paulus ihnen gleich im ersten Kapitel klar: Er schämt sich nicht für das Evangelium von Jesus.
Man könnte meinen, man könne nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen und gleich von Jesus sprechen. Doch Paulus tut genau das – und zwar vom gekreuzigten Jesus. Das verstehen die Menschen zunächst nicht. In der Weltstadt Rom, die von Recht und Ordnung geprägt war, wollten die Römer Triumphe sehen, Triumphbögen und Siege feiern. Man hätte von den Wundern Jesu erzählen können. Doch Paulus sagt: „Ich schäme mich nicht.“ Er beginnt mit der Predigt vom gekreuzigten Jesus, mit dem Evangelium.
Denn das Evangelium ist eine Kraft, eine Kraft Gottes, die selig macht. Diese Kraft wirkt, weil der Geist Gottes in diesem Wort Gottes tätig ist. Das wird man erleben, so wie ich es heute in der Weltmission sehe – in den Islamgebieten, im Buddhismus von Sri Lanka und überall dort, wo große Aufbrüche stattfinden. Es sind alles Aufbrüche des Wortes Gottes, das lebendig ist und wirkt.
Ich finde es wunderbar, dass Jesus dieses Gleichnis erzählt hat, das man kaum besser erzählen kann: das Gleichnis vom Samenkorn, dem Wort Gottes. Dieses Samenkorn hat die Eigenschaft, dass es aufgeht und Frucht bringt. Manchmal wird es jedoch von den Vögeln weggepickt. Jesus sagt, dass der Arge, der Teufel, das Wort Gottes wieder wegnehmen kann. Die Menschen können nach Hause gehen, doch der Arge ist schon am Werk und nimmt das Wort weg.
Dann kann das Wort Gottes nicht aufgehen. Oder wie wir vorhin sagten: Der Boden ist so zugetrampelt, dass das Wort gar nicht in den Boden fallen kann, um Frucht zu bringen. Darum ist es so wichtig, zu wissen: Was ist das Samenkorn? Es ist das Wort Gottes – nichts anderes als das Bibelwort, das wirkt.
Wie ich schon ganz am Anfang sagte: In zweitausend Jahren ist niemand anders zum Glauben gekommen als durch das Wort Gottes. Und das Erstaunliche ist, dass es immer das gleiche Bibelwort war – egal ob bei den Indianern oder vor 1300 Jahren. Das Wort musste nicht umgeschrieben werden, um in einen anderen Verstehenshorizont zu passen. Obwohl wir heute ganz andere technische Einrichtungen haben als früher, als die Menschen nichts von Flugzeugen wussten, ist es immer das gleiche Wort geblieben.
Ob es die Briefe des Paulus sind, ob es Japaner, Koreaner, Amerikaner, Eskimos, Indianer oder Zigeuner sind – es ist immer das gleiche Wort Gottes. Das ist kaum zu verstehen. In allen Kulturen und zu allen Zeiten ist dieses Wort mächtig. Das müssen wir heute wieder erkennen, denn wir sind heute die Letzten in der Weltchristenheit. Wir haben die Kraft des Wortes Gottes verloren, weil wir es zur Seite geschoben haben.
Wir suchen alle Künste und Mittel, um es zu ersetzen. Aber mit nichts anderem können wir das Wort Gottes ersetzen – weder mit Geld, noch mit Menschenweisheit oder Menschenklugheit. Wenn man darüber nachdenkt, was der lebendige Gott getan hat, als er sprach: „Es werde“ – und dann waren die Planeten im Firmament – das kann man kaum fassen. Es ist ein Wunderwerk, wie die Planeten sich durch die Schwerkraft anziehen und auf ihrer Bahn bleiben.
Schon die kleinste Abweichung würde das Weltall zum Zusammensturz bringen. Das hat Gott durch sein Wort getan, ein schaffendes Wort voller Energie. Daran können wir verstehen, wie stark und mächtig das ist, was Gott spricht. Wenn er vom Wachsen spricht, vom Wachstum und Fruchtbringen, ist das ein Geheimnis. So wie ein Kind im Mutterleib gewachsen ist – in den ersten neun Wochen zweihundertfünfzigtausendmal und bis zur Geburt sechshundertfünfundsiebzig Millionenfach – so ist es auch bei Gott.
Wenn Gott etwas tut, beginnt es klein. Jesus sagt, das Wachstum sei dreißig-, sechzig- oder hundertfach. Das Wort Gottes kann so viel bewirken. Mir ist diese Energie Gottes einmal besonders wichtig. Charles Haddon Spurgeon, der große Prediger, hat es mit seinen originellen Worten gesagt: Er sieht gerne alle Bücher, die je geschrieben wurden – gute und schlechte, Gebetbücher, Predigtbücher, Gesangbücher und andere. Doch wenn sie vom Lesen der Bibel abhalten, sind sie wie ein ungeheurer, aufgetürmter Haufen, der qualmt wie Sodom von früher.
Und dann sagt er noch: Ein einziger Tropfen unverdünnter Konzentration des Wortes Gottes ist besser als ein ganzer See voller Erklärungen und Predigten. Gott will über sein Wort wachen, und er wird es tun. In unseren Tagen steht diese große Verheißung: Gott will etwas tun.
Hoffentlich zerreden wir das Wort Gottes nicht. Hoffentlich machen wir nicht menschliche Weisheit daraus. Hoffentlich kann der Geist Gottes sich in unserem Leben voll entfalten.
Die Bedeutung kleiner Kreise und die Konzentration auf Jesus
Aber jetzt machen wir eine Pause. Eine schöne Pause, wurde ich auch gefragt. Ja, aber warum sind wir oft so wenig in unserem Kreis? Das ist eine Not, die schon bei Jesus zu beobachten war. Oft sind es nur kleine Kreise.
Es ist aber auch für uns sehr hilfreich zu beobachten, wo eigentlich die großen Erweckungen angefangen haben. Sie haben immer dort begonnen, wo der Blick ganz konzentriert auf den gekreuzigten Jesus lag. Das ist auch die Mitte der Schrift.
Ich habe Ihnen schon vorher gesagt, dass wir in unserem Jugendbibelkreis immer die Evangelien gelesen haben, um die jungen Leute einfach zu Jesus zu führen. In Nepal, wo die großen Himalaya sind, Nanga Parbat und all die großen Berge, gab es bis zum Jahr 1950 überhaupt keine Christen unter den Nepalis. Im Ausland gab es welche, aber nicht in Nepal selbst.
Im 19. Jahrhundert war die Tochter des Königspriester in großer Not. Das ist im Hinduismus so, es gibt viele Geschichten dazu. Im Hinduismus wurde man sehr früh verheiratet, und die Tochter des Königspriester verlor ihren Mann. Die Leute sagten, sie sei schuld am Tod des Mannes. Im Hinduismus gibt es keine Vergebung, genauso wenig im Islam oder Buddhismus.
Ihr Vater begleitete sie. Über zwanzig Jahre pilgerte sie zu allen hinduistischen Heiligtümern, auch nach Indien. Sie suchte Frieden und fragte sich, wie sie diese Last loswerden könne. Das Kind war verheiratet, der Mann tot – das war keine Ehe, wie wir sie verstehen.
Diese Last trieb sie dazu, sich die Haare abzuschneiden, sich mit Asche zu bestreuen und in der glühenden Hitze zu fasten, um ihre Schuld zu büßen. In Indien fand sie ein Blatt mit dem Neuen Testament und las von Jesus. Sie war die erste Christin unter den Nepalis. In Nepal selbst hinterließ sie keine Frucht, aber es gibt solche Geschichten, in denen Jesus groß wird – Menschen finden aus ihrer Verzweiflung zu ihm.
Wie es auch von Kober erzählt wird, in seinem Lied „Bondros heiliges Mut“ – sie wissen, wie es ist, wenn man aus großer Verzweiflung und Not das Wort hört. Es ist immer dieser Punkt, so kenne ich es auch aus der Missionsgeschichte: Jesus starb für mich. Das ist doch der Mittelpunkt des Wortes Gottes.
Meine Großmutter war eine Witwe in Hülbentroben, geboren als Kullen aus dem Schulhaus in Hülben. Sie sagte: „In jeder Predigt muss der gekreuzigte Jesus drin sein, sonst ist es keine Predigt.“ Ich glaube auch, dass alle Worte der Bibel auf den gekreuzigten Jesus zielen. Darum weiß ich von seiner Liebe, darum weiß ich, dass der Tod mich nicht halten kann. Deshalb habe ich Hoffnung und Gewissheit.
Das ist die Kraft des Wortes Gottes. Wie Paulus sagt: Euch war Christus vor die Augen gemalt – und zwar als der Gekreuzigte. Das ist so groß, dass das Wort Gottes auch zu unseren Sorgen, Problemen, Ängsten und Nöten spricht, weil ich weiß, dass er sein Leben für mich gegeben hat.
Es ist schön, dass Mose das Volk Israel auf der Wüstenwanderung wieder hineinführt und sagt: „Das Wort, das ich euch gegeben habe, ist kein leeres Wort, es ist euer Leben.“ Das heißt, du musst es in die Praxis umsetzen, es muss in dein Leben hinein.
Wenn wir anfangen, dieses Wort zu leben, werden wir erfahren und entdecken, dass dieses Wort sich auch an uns erweist und seine Kraft zeigt.
Die prägende Kraft des Wortes Gottes in Erziehung und Charakterbildung
Ein Schwabe war Christian Heinrich Zeller. In der Zeit nach den napoleonischen Kriegen waren Tausende Straßenkinder unterwegs, deren kriminelle Energie sehr hoch war. Neun zehnjährige Kinder waren ausgerissen, und man wusste nicht, was man mit ihnen tun sollte. Die Behörden sperrten sie ins Gefängnis und ketteten sie an.
In Basel hatte der Spittler, der viele Missionswerke gegründet hatte, Christian Heinrich Zeller aus Hohenendringen bei Tübingen geholt. Zeller war Pädagoge und war zum Glauben an Jesus gekommen. Er brachte die Kinder nach Beugen, in das alte Ordensschloss, das damals ganz heruntergekommen war. Früher war es ein Lazarett für die napoleonischen Truppen gewesen.
Dort sammelte Zeller die missratenen, schwer erziehbaren kriminellen Kinder und Jugendlichen. Er schenkte uns das herrliche Lied, das seine Pädagogik widerspiegelt:
Zeige deines Wortes Kraft.
An uns Armenwesen zeige, wie es neu uns schafft,
Kranke Macht genesen, Jesus, dein allmächtiges Wort,
fahre in uns zu Wirken fort, bis wir ganz genesen.
Diese Pädagogik schafft Persönlichkeiten und bildet den Charakter.
Dann kam Pestalozzi, dessen ganzes pädagogisches Konzept gescheitert war. Der berühmte Pestalozzi war bei einer Morgenandacht in Beugen dabei, und dabei liefen ihm die Tränen herunter. Er sagte: „Das habe ich gewollt, und dir wurde es geschenkt.“
Als Christian Heinrich Zeller dieses Modell entwickelte, entstanden 22 Kinderheime in Württemberg und Baden, darunter das Harthaus in Korntal, Wilhelmsdorf und Tuttlingen. Sie kennen die vielen Kinderheime, die so entstanden sind. Es war die einzige Pädagogik, die aus dem Wort Gottes mit der Liebe von Jesus Kinder zum Heiland führte. Denn er ist der Einzige, der den Charakter von Kindern prägen kann.
In der Bibel steht es im zweiten Timotheusbrief: „Alle Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“
Deshalb ist es ganz richtig, dass man weiß: Wenn es uns nicht gelingt, unseren Kindern in der Hausandacht und mit biblischen Geschichten Jesus großzumachen, nützt alles nichts. Man kann sie mit allen Stöcken traktieren, es hilft nichts, wenn nicht die Wirkung des Wortes Gottes zur Gerechtigkeit erzieht. Nur so kann der Mensch Gottes vollkommen sein zu allem guten Werk.
Die Bedeutung der frühen Einübung des Wortes Gottes
Vers 14-17
Du kennst die Heilige Schrift. Sie kann dich unterweisen und im Glauben stärken, denn sie ist von Gott inspiriert und vom Geist Gottes erfüllt. Das Wunderbare ist, dass bei unserer letzten Freizeit ganze Familien dabei waren. Was für ein Geschenk ist es, wenn Kinder schon in frühem Alter durch das Wort Gottes verwandelt werden! Das ist so herrlich.
Man kann nur beten, besonders für diejenigen, die noch für ihre Enkel beten, die auf bösen Wegen sind. Der Geist Gottes kann sie führen. Das ist das mächtigste Erziehungsmittel, das wir haben: Liebe und Erziehung. Das war das Prinzip der Pietisten. Ich treffe oft Leute, die sagen, bei ihnen habe man gesagt, der Wille müsse gebrochen werden. Doch ich glaube, man erreicht schwer erziehbare Kinder nur durch Liebe, Güte und das Wort Gottes.
Es ist so herrlich, wenn das wirkt. Das wollen wir auswendig lernen und mit den Kindern einüben. Ich habe noch einmal ein paar Exemplare des Glaubensgrundkurses für Kinder mitgebracht, da beim letzten Mal einige gefragt haben, wie wichtig es ist, dass unsere Kinder das Wort Gottes früh lernen und im Wort Gottes zuhause sind. Denn allein das kann unser böses Herz wandeln – auch bei uns selbst.
Ich habe eine besondere Erfahrung in der Justizvollzugsanstalt Heimsheim gemacht, wo ich mittwochs zwei Stunden mit einem Bibelkreis arbeite. Dort sind sogar lebenslängliche Mörder dabei. Es ist wunderbar, das Wort Gottes durchzugehen und dann gemeinsam zu beten. Alle anderen Methoden versagen, das Einzige, was wirken kann, ist euer Leben im Wort Gottes.
Mose sagt: „Du musst das Wort Gottes nicht ersuchen, es ist dir nah bei deinem Munde, dass du es tust.“ Paulus greift das im Römerbrief auf, wenn er von Israel spricht: Der Glaube kommt aus der Predigt. Ich kann nur antworten im Vertrauen, weil es Gottes Wort mir sagt: Er hat es gesagt, und darauf wagt mein Herz, ist froh und unverzagt. Es lässt sich nicht grauen, weil ich das Wort Gottes zugesprochen habe.
Ich bitte immer wieder, dass Sie das Wort Gottes in Ihren Trauerbesuchen, bei Trauerbriefen und bei Kranken praktizieren. Ich bringe Ihnen das Wort Gottes mit. Das ist wunderbar. So wie wir beim Jahreswechsel ein Losungswort ziehen und sagen: „Das bekleidet uns.“ Was ist ein Wort, das uns durch alle Krisen unseres Lebens trägt? Der Zuspruch dieses starken Wortes Gottes.
Wir brauchen uns nicht zu genieren: Das Wort Gottes ist der Schatz der Gemeinde. Die Salzburger haben mitten im Winter ihre Höfe verlassen und sind nach Ostpreußen ausgewandert. Ihren Flüchtlingen haben sie Trost vorausgetragen – die Bibel, das Wort Gottes. Wissen wir noch, was die Reformation war? Es war keine Bewegung von Kirchen, sondern das gepredigte Wort Gottes, das in einer Generation wirkte.
Was war der Pietismus? In unseren Dörfern haben Schwestern und Brüder das Wort Gottes ausgelegt. Die Menschen merkten plötzlich: „Da geht es um meine Sache.“ Das Wort Gottes ist immer zeitnah und spricht in die Nöte der Menschen hinein.
Im Siegerland war es schön zu sehen, wie der Gerber Tillmann Siebel in seiner Wohnstube Bibelstunden hielt. Das löste große Aufregung aus. Der Ortspfarrer schrieb an die Behörde in Arnsberg: „Der Frieden Deutschlands ist in Gefahr, sie lesen Bibel.“ Man schickte den Büttel, der im Garten saß. Am ersten Abend saß er vor dem Fenster, am zweiten Abend schon in der Versammlung und sang fröhlich mit.
Der Bürgermeister wollte wissen, was da los ist. Doch dann wurde seine Tochter plötzlich todkrank. So erlebte der Bürgermeister, was das Wort Gottes ist. Es war die Erwägung im Siegerland – durch das Wort Gottes, nichts anderes.
Man sagt oft, durch vorbildliche Menschen wirke das Wort Gottes. Aber auch diese Menschen haben Fehler. Die Gottlosen sprechen immer davon, die Kirchenspringer seien nicht besser. Natürlich sind wir nicht besser. Wir haben nur einen Heiland und das Wort Gottes mit seinen herrlichen Verheißungen. Darauf bauen wir und darauf verlassen wir uns.
Jeremia sagt: „Ich will wachen über mein Wort, dass ich es tue.“ Wir dürfen uns auf die Verheißungen des Herrn berufen und sagen: „Herr, du hast es gesagt, dass du es tun willst, dass du Leben schaffen willst. Tu es!“ Dann beten wir wieder für unsere jungen Leute und andere, dass das Wort Gottes wirklich durchdringt.
Wir wollen aufpassen, dass es nicht nur um seelische Stimmungen geht. Heute geht es oft um Rituale, wie das Anzünden von Kerzen. Die Kerzen wurden in der Reformation abgeschafft. Ich zünde auch gerne Kerzen an, besonders in der Adventszeit, wenn man Tannennadeln verbrennt. Aber in der Nähe zu Gott helfen mir keine Kerzen, sondern nur das Hören des Wortes Gottes, das mich richtet und mir die Augen für den Heiland Jesus öffnet.
Das ist wichtig für unsere Versammlung: Wir müssen erkennen, dass das Wort Gottes ein Vulkan ist – nicht bloß irgendeine Energie. Im Land stehen viele Strommasten. Was sind sie? Metallmasten mit Leitungen oben. Fassen Sie mal an, dreihundertachtzig Volt! So ist es auch mit dem Wort Gottes: Es ist voller Kraft.
Eine Geige liegt im Geigenkasten – was ist das? Erst wenn der Meister sie in die Hand nimmt und spielt, erklingt Musik. So ist es mit dem Wort Gottes, wenn der Geist Gottes es bewegt. Das wollen wir. Darum ringen wir.
Oft ist es gar nicht so wichtig, wie wir einladen, ob mit der schönsten Grafik oder nicht. Entscheidend ist, ob der Geist Gottes in der Versammlung wirken kann. Das treibt uns ins Gebet. Wir wollen keine bloßen Versammlungen, sondern bitten in der Bibel: „Herr, zeige die Kraft deines Wortes an uns armen Wesen und wirke du!“
Das ist so schön, wenn das Wort Gottes wirkt. Ich habe viel erlebt. Ein junger Freund, den wir später als Zivi in Stuttgart kennengelernt haben – ein Kaufmann aus Kiel, grün hinter den Ohren und ohne Glaubenswissen – zog durch die Welt, um sie zu entdecken. In Graubünden bat er einen Wildhüter, ob er im Heu schlafen dürfe. Der Wildhüter, der nur Rätoromanisch sprach, lud ihn ein, gab ihm Essen und spielte ihm eine Kassette mit dem Evangelium vor. An diesem Abend bekehrte sich der junge Mann, weil das Wort Gottes wirkte.
Das geschieht heute noch. Ein junger Mann in Stuttgart erlebte die Wirkung des Wortes Gottes durch die Liebe eines Menschen. Sie brauchen keine Kassette, denn der Geist Gottes wirkt auch durch unsere ungelenken Worte. Die Apostel hatten kein Studium, sie waren praktische Handwerker, aber sie gaben das Zeugnis in der Kraft des Heiligen Geistes weiter. Das Wort wirkte und brach durch.
In der Apostelgeschichte heißt es immer wieder: „Das Wort wurde mächtig.“ Welches Wort? Das Wort der Bibel. Das war das Geheimnis der Ausbreitung im Römischen Reich. Es setzte sich durch und wurde beherrscht.
Es geht nicht um unsere Gedanken, sondern darum, ob das Wort Gottes sich durchsetzen kann. Heute machen wir oft viel Wind darum, dass sogar der Bundespräsident Wulff im Empfehlungskomitee von ProChrist war. Wir suchen die letzten Boxer oder was, damit das Wort Gottes wirkt.
Das ist gar nicht so wichtig. Oft hat man einen Sportler, der sich bei einer Evangelisation bekehrt, aber nicht glänzt oder Fehler hat. Das Wichtigste ist, dass der Geist Gottes wirken kann. Er soll uns bewegen und das Wort Gottes in die Welt bringen.
Oft sind wir hart, bis das Wort Gottes aufgeht. Doch Gott sagt: „Tu das!“ Sein Wort ist schaffend. Und dann gilt die herrliche Verheißung aus Jesaja 55: Das Wort soll nicht leer zu Gott zurückkehren, sondern tun, wozu es gesandt ist.
Letztes Mal haben wir das schon erwähnt: Das Wort Gottes ist wie Regen im Wüstenland. Bei uns gibt es viel Regen und Schnee, im Wüstenland oft zwölf Monate keinen Tropfen. So soll auch unser Wort Gottes wirken – wie Regen, der niederfällt und nicht leer zurückkommt, sondern Frucht bringt.
Wir wollen das wieder erleben, wie in den Tagen Ludwig Hofhackers, als das Wort Gottes wirkte und kräftig war. Ich habe es am stärksten erlebt und bin dankbar, dass wir heute in der Volkskirche noch viele Mitbürger beerdigen dürfen.
Bei einer Beerdigung muss ich nicht sagen, ob jemand Christ war oder nicht. Das steht mir nicht zu. Aber am Grab darf ich Hoffnung zusprechen. Es gibt keine andere Hoffnung im Leben und im Sterben als Jesus Christus, der den Tod zerbrochen und meine Sündenlast getragen hat.
Manche der gottlosesten Menschen sind am meisten von diesem Wort getroffen. Ich hatte einmal eine schwierige Beerdigung um Fastnacht. Ein prominenter, reicher Juniorchef war bei Glatteis gegen einen Baum gefahren und tot. Die Eltern waren völlig haltlos und wussten nicht, was sie tun sollten.
Kein Talar, natürlich. Das Krematorium war voll mit jungen Leuten. Der Organist wurde abbestellt. Ein Sänger hatte schon zwei hundert Euro bekommen, war aber nicht gekommen. Was sollte ich sagen? Ich konnte das Geschehen nicht ergreifen.
Ich sagte ein Bibelwort nach dem anderen: „Es sollen Berge weichen und Hügel hinfallen, meine Gnade soll nicht von dir weichen.“ Atemlose Stille. „Und wenn du durchs Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen.“ „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
Ich durfte keine lange Ansprache halten. Wir können es immer nur so tun: Das Wort Gottes muss tun, wozu es gesandt ist. Wir wollen dieses lebendige Wort haben.
Petrus sagt im ersten Petrusbrief 1,23: „Ihr seid neugeboren, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das bleibt.“ Das ist ein Widerspruch in der Bibel. Jesus hat zu Nikodemus gesagt, die Wiedergeburt geschieht aus Wasser und Geist.
Petrus sagt, sie geschieht aus dem Samen des Wortes Gottes. Das ist dasselbe: Heiliger Geist und Samen des Wortes Gottes sind eins. So haben wir alle Schwärmerei weg. Das Neue unseres Lebens kommt nur aus dem Wort Gottes. Jesus sagte es schon zu Nikodemus.
Mit Wasser meint Jesus auch die Taufe. Sonst kämen wir in ewige Taufdiskussionen. Du brauchst Reinigung und die Wirkung des Heiligen Geistes, damit dein Leben sich verändert. Ganz klar. Erneuerung brauchen wir bis zu unserer Todesstunde.
Das Wort des Herrn bleibt, wie wir letztes Mal ausgelegt haben. Es bleibt in Ewigkeit. Es ist das Wort, das unter euch verkündigt wurde.
In der geistlichen Waffenrüstung, Epheser 6,17, heißt es: Das Schwert des Geistes ist das Wort Gottes. Der Heilige Geist macht durch das Wort seine größten Siege.
Der Geist Gottes will Jesus groß machen, Schuld aufdecken und uns neu schaffen. Er will uns Gewissheit schenken. Im zweiten Petrusbrief heißt es: „Wir haben umso fester das prophetische Wort. Ihr tut gut daran, darauf zu achten, als ein Licht, das in einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.“
Vor allem sollen wir wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Sie ist nie aus menschlichem Willen hervorgebracht, sondern von Menschen getrieben, die im Namen Gottes redeten.
Das Tolle ist, wenn wir heute das Wort Gottes weitersagen – in der Jungscharandacht, in der Kinderstunde, in der Morgenandacht oder in der Familie – ist dieses Wort vom Geist Gottes getrieben. Darum bitten wir: „Herr, lass Frucht ausgehen aus diesem Wort und die Kraft deines Wortes sich entfalten.“ Das ist wunderbar.
Auch das Schöne ist, dass das Wort Gottes uns bleibenden Frieden schenkt. Wir haben noch etwas vergessen: In Hebräer 4 heißt es, das Wort Gottes ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert.
Warum ist das zweischneidige Schwert so tief? Es deckt nicht nur Schuld auf, sondern berührt uns auch in unseren Gefühlen, Wünschen und im Willen. Das Innerste wird vorgelegt, und wir merken, dass wir durch und durch erkannt sind.
Der große Dichter Fred Hausmann hat einmal in einer Predigt gesagt: „Vor den Augen Gottes liegt der Mensch wie ein Schlachttier da, den Kopf zurückgebogen und die Kehle entblößt für den Stoss des Opfermessers.“ Das steht eigentlich in Hebräer 4: Das zweischneidige Schwert durchsticht.
Deshalb ist Gottesdienst nicht immer lustig, und jede Bibelstunde ist nicht lustig, weil es um Leben und Errettung geht. Aber im Wort Gottes finde ich einen Frieden, den mir niemand sonst geben kann.
Das Wort Gottes hat Vollmacht, übt ein Richteramt aus, kritisiert und erschüttert mich. Deshalb schafft das Wort Gottes den größten Frieden, damit ich in meiner Todesstunde sagen kann: „Ich bin geborgen im Herrn. Nichts kann mich aus seiner Hand reißen, das kann kein Mensch mehr.“
Viele haben erlebt, wie wunderbar Menschen so gestorben sind. Sie sagen: „Ich freue mich auf die Herrlichkeit.“ Das dürfen wir auch bei jungen Menschen erleben, weil das Wort Gottes allein diese Gewissheit gibt.
Paulus hat gesagt: „Wir arbeiten nicht mit Tricks“ (2. Korinther 4), sondern mit der Offenbarung der Wahrheit beweisen wir uns vor Gott und den Menschen. Wir fälschen nicht Gottes Wort, wir tricksen nicht, sondern verkünden es. Dieses Wort erweist sich.
Das geschieht heute massenhaft, und wir freuen uns darüber. Der Militärpfarrer Arno Pütsch, der schwere Depressionen und Glaubenszweifel durchlebte, hat uns wunderbare Lieder geschenkt. Er kämpfte mit Schwermut und Selbstmordgedanken, fand aber den Frieden nur im Wort Gottes.
„Es ist ein Wort ergangen, das geht nun fort und fort, das stillt der Welt Verlangen wie sonst kein anderes Wort. Das Wort hat Gott gesprochen hinein in diese Zeit, es ist hereingebrochen, im Wort die Ewigkeit. Lauf Wort mit allen Winden durch jedes Volk und Land, dass sich die Völker finden, so wie das Wort sie fand.“
Dieser Text steht bei uns im Gesangbuch, leider nur als Text. Aber wir haben gemerkt, dass man zwei Verse zusammengenommen wunderbar singen kann.
„Lauf Wort durch alle Straßen, in Hoch und Niedrig Haus, und ruf in allen Gassen ein höheres Volk heraus. Triff Freunde und triff Feinde, zwing, was dir widerstrebt, und ruf uns zur Gemeinde, die aus dem Wort lebt. Erhalt das Wort in Gnaden, gib Gott im freien Lauf, du Wort von Gott geladen, spreng Tür und Riegel auf.“
Wir wollen noch beten: Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns dieses wahre und sichere Wort gegeben hast. Wir wollen, dass dieses Wort uns wieder elektrisiert, aus unserer Schläfrigkeit aufweckt, uns richtet, aber auch herrlichen Frieden und Geborgenheit bei dir schenkt.
Wir brauchen neues Leben aus deinem Wort, wie du es in Erweckungszeiten getan hast. Tu es auch heute, denn es ist ein lebendiges Wort.
Herr, verzeih uns, wo wir dein Wort zurechtgeschnipfelt haben, nach unserem Gutdünken. Verzeih uns diese Sünde, wo dein Wort doch so klar ist und uns überwinden will.
Herr, lass uns vielmehr Hörer und Täter deines Wortes sein. Amen.