So, jetzt sind wir im Endspurt. Das war Simon Petrus. Wisst ihr eigentlich, was Hans Peter bedeutet? Das Schöne ist ja, man kann die Namen immer kombinieren: Hans Peter, Johannes Petrus. Johannes ist der Geliebte, und Petrus der Fels. Ich bin der geliebte Fels – das ist nett, oder?
Auf jeden Fall, es ist die Abschlussveranstaltung, schön, noch bei euch zu sein. Das Thema lautet: Jesus – wer macht dich sonst neu? Soll man ihn vielleicht abschalten? Das hier ist meine Brille, meine Geheimwaffe. Ich bin noch zu eitel, sie aufzusetzen, aber wenn es sein muss, habe ich eine Reserve.
Alexander ist heute ein bisschen durcheinander gekommen, weil wir hier auch ein Publikum haben. Er ist immer im Kreis gegangen. Ich werde mich an euch hier wenden, aber ich ignoriere euch nicht. Tut mir leid, dass ihr mich von hinten anschauen müsst, aber es nützt nichts.
Das Thema ist ja jetzt: Jesus – wer sonst macht dich neu? Und der Bibelvers, der dazu geschrieben war, ist Galater 2,19-20. Den lese ich euch vor, von Vers 19 nur den zweiten Teil. Paulus schreibt: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“
Diese Botschaft, dieser eine Satz oder diese zwei Sätze sind die schönste und befreiendste Botschaft des ganzen Evangeliums. Und ich muss euch ganz ehrlich sagen: Genau deshalb stehe ich hier. Wenn es nicht wegen dieser Sätze und der Wahrheit dieser Sätze wäre, wäre ich nicht hier.
Jemand hat mir gesagt, jeder Prediger braucht eine Botschaft und eine Stimme. Und das hier ist meine Botschaft. Ich kann eigentlich kaum etwas anderes predigen, weil es mein Leben mehr verändert hat als meine Wiedergeburt, als ich erkannte: Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.
Die radikale Veränderung durch Jesus
Und wenn Jesus in ein Leben kommt, dann ist das keine bloße Lebensverbesserung, bei der das alte Leben nur ein wenig aufgebessert wird. Es ist ein ganz neues Leben. Jesus renoviert nicht unser altes Leben, er gibt uns neues Leben.
Der Apostel Paulus bringt das sehr treffend zum Ausdruck. Er sagt im Galaterbrief 2,20: „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“ Im Kolosserbrief 3,3 schreibt er: „Denn ihr seid mit Christus gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.“ Und im Römerbrief 6,4 heißt es: „So sind wir mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, auch wir in einem neuen Leben wandeln.“
Ein Mensch, der gekreuzigt, gestorben und begraben ist, der ist tot – ganz eindeutig tot. Den Anfang des neuen Lebens beschreibt Paulus so: „Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ Er ist die Kraft, die in mir wirkt.
Nun, all das ist wahr, aber ich muss ganz ehrlich sagen: Als ich das als junger Christ gelesen habe, war das für mich mystisch. Ich dachte: Mein Gott, ich bin doch nicht mit Christus gekreuzigt worden. Ich war noch nie gekreuzigt, gestorben bin ich ja noch nicht, begraben schon gar nicht. Ich bin ja lebendig. Was meinen sie damit in der Bibel? Was heißt es, ich sei mit Christus gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden?
Das ist nicht mystisch, und es liegt auch nicht daran, dass ich kein Theologiestudium habe und es deshalb nicht verstehe. Es ist eine äußerst praktische Sache. Ich möchte das so erklären: Es ist wie der Unterschied zwischen einem Singleleben und einem Eheleben.
Wenn zum Beispiel ein Mann eine Frau heiratet, beendet er sein bisheriges Singleleben. Um im Eheleben leben zu können, muss er sein altes Singleleben aufgeben.
Vom alten Leben zum neuen Leben: Ein Vergleich mit der Ehe
Ist das komisch? Es ist nämlich so: Die Ehe, falls du mal heiratest, ist keine Verbesserung deines Singlelebens. Die Ehe ist auch keine Bereicherung deines Singlelebens. Die Ehe ist das Ende deines Singlelebens.
Der Unterschied zwischen Single- und Eheleben ist ziemlich markant. Bis gestern warst du allein im Bett, und jetzt liegt jeden Tag jemand neben dir. Ja, das ist gar nicht so schlecht, oder?
Übrigens, falls ihr das nicht gewusst habt: Sex ist Gottes Erfindung. Das hätte kein Mensch erfinden können. Darum ist Sex etwas sehr Schönes. Schade ist nur, dass die Welt Sex billig und dreckig macht. Sex ist etwas Heiliges. Das dürft ihr nie vergessen – viel zu schön, um es billig und dreckig zu verkaufen.
Im Eheleben stellst du fest: Bis gestern gehörte alles mir alleine, und jetzt gehört es uns zu zweit. Bis gestern habe ich Selbstgespräche geführt, jetzt ist dauernd jemand da. Bis gestern habe ich immer das getan, was mir recht erschien, jetzt bespreche ich alles mit meinem Partner.
Das heißt: Der alte Single muss sterben, damit der neue vereinte Mensch leben kann.
Seht ihr, genau so ist es, wenn ein Mensch ein Leben mit Jesus Christus beginnt. Wenn ein Mensch ein Leben mit Christus beginnt, dann gibt er sein bisheriges Singleleben auf. Das heißt, ich muss meinem gottlosen Leben sterben, damit ich frei werde für ein Leben mit Gott.
Die neue Bestimmung in Gemeinschaft mit Gott
Der Unterschied zwischen einem gottlosen Leben und einem Leben mit Gott ist ebenfalls bemerkenswert. Bis gestern habe ich so gelebt, als gäbe es Gott überhaupt nicht. Heute ist mir bewusst, dass Gott jede Minute in meinem Leben da ist und der Schöpfer allen Lebens ist.
Bis gestern habe ich keine Minute daran verschwendet, darüber nachzudenken, was Gott wollen könnte. Heute frage ich jeden Tag Gott: Was haben wir heute gemeinsam vor? Bis gestern musste ich alle Dinge aus eigener Kraft bewerkstelligen. Jetzt habe ich die Kraft Gottes mit mir und in mir – Christus in mir.
Bis gestern wusste ich nicht genau, wozu ich da bin, was der Sinn ist und wohin ich einmal gehe. Heute weiß ich, mit wem ich da bin, für wen ich da bin und zu wem ich einmal hingehe. Das heißt, der alte, selbstbestimmte Mensch muss sterben, damit der neue, christusbestimmte Mensch leben kann. Das heißt, ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.
Oft ist es so, dass wir Angst haben, das alte Singleleben zu verlieren. Ich kenne manche 40- oder 50-Jährigen, die manchmal heiraten wollten, sich dann aber nicht getraut haben. Sie sagten: Nein, ich habe zu viel Angst, mein Leben jemandem zu geben, mit jemandem zu teilen. Wenn es eine bewusste Entscheidung ist, kann das okay sein. Es ist gut, wenn du dich dafür entscheidest. Aber wenn du es nur aus Angst tust, dann ist das, glaube ich, nicht sehr weise.
Die Urbestimmung des Menschen ist, in der Gemeinschaft mit Gott zu leben. Und bitte merkt euch das auch, wenn ihr mit Menschen redet, die von Gott nichts wissen wollen. Ihr dürft diesen Menschen sagen: Egal, was er glaubt, deine Bestimmung ist es, mit Gott zu leben, in Gemeinschaft mit ihm. Dazu bist du geschaffen. Du kannst dieser Bestimmung davonlaufen, du kannst sie verleugnen, aber du wirst sie niemals los.
Darum bleibt der Mensch, der ohne Gott lebt, letztlich ein Getriebener. Er sucht etwas, von dem er weiß, dass er es noch nicht gefunden hat. Viele Menschen leben als Getriebene. Sie laufen und laufen – neues Auto, neues Heim, anderer Beruf, anderer Partner. Irgendetwas muss her, weil da eine Leere in uns ist, die nur Gott füllen kann.
Im Prediger 3,11 steht: Gott hat die Ewigkeit in ihr Herz gelegt. Das heißt, in jedem Menschen ist eine Urbestimmung, eine Ewigkeit. Diese kann nur erfüllt werden, wenn der ewige Gott in dein Leben hineinkommt. Erst wenn das geschieht, lebst du bestimmungsgemäß. Und diese Bestimmung kannst du nie loswerden, egal, was du glaubst oder nicht glaubst.
Die Herausforderung des Lebens mit Christus
Wie sieht das jetzt praktisch aus, wenn Christus in mir lebt?
Dann ist es nicht immer nur leicht, nett und einfach. Es ist manchmal ganz schön schwer. Vor Jahren hatte ich genau so eine Woche. Es war Kletterwoche am Dauernhof, und ich war mit meinem Bergführerkollegen unterwegs. Da kam mir wieder der Wunsch auf: Ich möchte wieder die Tour klettern oder mal diese große Wand besteigen und so weiter. Das wäre super, ich könnte es tun, wenn ich Zeit zum Trainieren hätte.
Dann habe ich auf meinen Plan geschaut und festgestellt, dass ich mich für die nächsten zwei Jahre hoffnungslos selbst verplant habe – mit Reisediensten und anderen Dingen, die ich einfach schon zugesagt hatte. Ich wurde extrem unzufrieden, denn ich sah, dass ich keine Zeit zum Trainieren habe. Darum kann ich die Tour nicht machen, das wäre nicht verantwortungsbewusst. Es geht nicht.
Ich dachte mir: Aber das habe ich nicht verdient. Ich klettere so gerne, das müsste ich doch von Gott bekommen. Das kann man doch gönnen, so auf die Art. Ich gönne mir selbst sowieso zu wenig und so weiter. Und da habe ich mit Gott gehadert, obwohl ich selbst daran schuld war. Gott hat ja meinen Plan nicht geschrieben, das habe ich selbst gemacht.
Beim Spazierengehen habe ich Gott dann gesagt: „Gott, ich bin eigentlich sehr unzufrieden darüber, dass ich so wenig Zeit zum Trainieren und Klettern habe.“
Dann hat Gott mir eine Frage gestellt, als ich spazieren ging. Er sagte: „Hans-Peter, willst du wirklich mir ähnlich werden? Willst du Jesus ähnlich werden? Darf ich mein Leben in dir leben?“
Und wisst ihr was, Freunde? Das ist eine harte Frage. Ich wusste nämlich genau, was ich will. Weißt du, was ich will? Ich bin Egoist. Ich möchte gerne angesehen sein, ich möchte sportlich sein, ich möchte einen guten Ruf genießen unter meinen Bergführerkollegen – das ist, was ich will.
Als ich so spazieren ging, hat Gott mich im Geist an eine Bibelstelle erinnert, an Jesaja 53. Dort lesen wir etwas über Jesus, über den Messias. Und da steht über den Messias: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht. Als wir ihn sahen, hatte er kein Aussehen, dass wir Gefallen an ihm gefunden hätten. Er war verachtet und von den Menschen verlassen. Ein Mann, der Schmerzen und Leiden vertraut ist, wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn nicht geachtet.“
Da hat Gott mich noch einmal gefragt: „Hans-Peter, willst du wirklich so werden wie Jesus?“
Das ist eine extrem harte Frage, und sie geht an die Substanz. Ich habe um eine Antwort gerungen. Mir wurde beim Spazierengehen bewusst: Wenn ich nicht so werden will wie Jesus, habe ich nur einen anderen Weg – den Weg des Egoismus und der Selbstgefälligkeit.
Wenn ich aber bereit bin, mein altes Leben zu kreuzigen und zu sagen: „Herr, lebe du dein Leben in mir, ich kann es nicht, aber du kannst es“, dann kommt Freude und Leben in mir auf, die ich vorher nicht hatte.
Ich möchte dich bitten: Wenn Gott dich auch mal auf die harte Weise fragt, willst du wirklich so werden wie ich, Jesus ähnlich werden? Dann frage dich bitte: Wenn ich nicht Jesus ähnlich werde, wem werde ich dann ähnlich? Was ist die Alternative? Gib mir eine Alternative, eine sinnvolle, wenn du nicht so werden willst wie Jesus.
Und ich habe ihm damals erneut bekannt: „Ja, Herr Jesus, ich will so werden wie du bist. Ich kann es nicht, lebe du dein Leben in mir.“
Die Erkenntnis der eigenen Unfähigkeit und die Kraft Christi
Als ich ein junger Christ war, unterlag ich für zehn Jahre einem fatalen Denkfehler. Ich dachte nämlich, ich müsse mit meiner ganzen Kraft alles für Jesus geben, weil er so viel für mich getan hat. Er hat sein Leben für mich gegeben, also muss ich doch wenigstens alles geben, was ich ihm geben kann.
Über zehn Jahre hinweg versuchte ich, mein Bestes zu geben, um ein guter Christ zu sein. Es hat sich furchtbar angefühlt. Nach zwei, drei Jahren erkannte ich, dass das unmöglich ist. Ich schaffe es nie.
Als ich 18 Jahre alt war, zog ich den Stecker und sagte: „Jesus, Christsein ist für moralisch bessere Menschen gedacht als mich. Ich schaffe es sowieso nicht, ich höre damit auf.“
Mit 23 Jahren traf ich einen Mann, Major Thomas. Er sagte zu mir einen Satz, der mich nie mehr verließ. Diesen Satz zitiere ich tausendmal, denn das ist meine Botschaft. Er sagte: „Hans-Peter, Christ sein ist nicht leicht.“
Da dachte ich: „Du hast recht, das ist wirklich nicht leicht.“ Dann sagte ich: „Christ sein ist auch nicht schwer.“ Doch ich dachte: „Du hast keine Ahnung.“ Schließlich sagte ich: „Christ sein ist unmöglich. Christ sein ist unmöglich.“
Wisst ihr was? Bis zu diesem Tag hat mir kein einziger Mensch das gesagt. Niemand hat es mir gesagt. Viele sagten: „Christ sein ist okay.“ Andere sagten: „Es ist schön.“ Wieder andere: „Es ist schwer.“ Aber niemand sagte mir, dass es nicht möglich ist.
Dann zitierte Major Thomas einen Vers von Paulus: „Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“ (Galater 2,20).
Ich kann das Christsein nicht aus eigener Kraft leben. Aber jemand lebt in mir – und nur dieser jemand kann Christ sein in und durch mich. Ich selbst kann es nicht.
Die Kraftquelle für das Christsein
Der Versuch, selbst Jesus zu gefallen und ein guter Christ zu sein, ist ungefähr so – ich erkläre es oft anhand dieser kleine Geschichte:
Wir haben bei uns zu Hause einen großen Parkplatz, und im Garten liegt etwa sechs Monate lang Schnee. Ich wohne in den Bergen. Vor ungefähr drei Wochen ist der letzte Schnee im Garten geschmolzen.
Wir haben einen großen Parkplatz, der geräumt werden muss. Wir führen eine Frühstückspension, das macht meine Frau. Wenn viel Schnee liegt, hole ich mir immer den Traktor von meinem Schwager, weil er Bauer ist. Wenn man eine Bäuerin heiratet, gehört der Traktor praktisch dazu.
Also hole ich mir den Traktor, ein 100-PS-Gerät, das ist super. Damit räume ich den Parkplatz frei und so weiter. Etwa eine halbe Stunde brauche ich dafür, dann bin ich fertig.
Ich bin viel auf Reisedienst, und mein Sohn Lukas ist jetzt schon über zwanzig Jahre alt. Ich habe ihm gesagt: „Lukas, schau mir genau zu, wie ich das mache. Ich bin jetzt drei Wochen auf Reisedienst, und während ich weg bin, bist du verantwortlich, den Parkplatz genauso schön zu räumen, wie ich es jetzt getan habe. Schau mir zu.“
Er schaut mir zu und ist ganz beeindruckt, wie der Traktor den Schnee wegräumt. Dann bringe ich den Traktor zurück zu meinem Schwager. Danach gehe ich zu Lukas, drücke ihm eine kleine Holzschaufel in die Hand und sage: „Lukas, wenn du mich wirklich liebst, dann wirst du in den nächsten drei Wochen den Parkplatz genauso schön räumen, wie ich es getan habe. Hier ist die Schaufel.“ Ich gebe ihm einen Kuss und verabschiede mich.
Wisst ihr was? Das wäre eine tiefe Gemeinheit, oder? Aber so leben die meisten Christen.
Jesus hat gesagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit ihr tut, was ich getan habe.“ Und wisst ihr, was Jesus oft gesagt hat? Er hat immer betont: „Ich tue nichts aus eigener Kraft. Alles, was ich als Mensch tue, das tut der Vater in mir. Ich tue es nicht aus mir selbst.“
Viele Christen sagen: „Ja, ich weiß, Jesus, das ist Gott, und er hat von seinem Vater die Kraft bekommen, das zu tun. Und mir drückt er jetzt die kleine Holzschaufel in die Hand und sagt: Du armer Knilch von der Straße, du sollst jetzt dasselbe tun wie ich.“
Wenn Jesus das getan hätte, das wäre eine Riesengemeinheit gewesen. Das heißt: Wenn Jesus von dir verlangt, dass du dasselbe tust wie er, dann muss er dir auch dieselbe Kraft zur Verfügung stellen, die er hatte.
Und genau das ist die Botschaft, die uns neu macht: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“
Das ist die gute Botschaft des Evangeliums.
Ermutigung zum Leben in der Kraft Christi
Ich möchte euch ermutigen: Habt ihr vielleicht neue Vorsätze gefasst, gerade jetzt zu Pfingsten? Ihr sagt: „Ich fange jetzt neu an. Ich komme morgen nach Hause. Ich werde ab jetzt wieder so ein Christ sein, wie er Gott gefällt.“
So ähnlich ist es wie am 1. Januar. Da macht man ganze Listen mit Dingen, die man im neuen Jahr anders machen will. Doch am 5. Januar funktioniert es oft schon wieder nicht mehr. Ich kann euch eins verraten: Wenn ihr nur mit guten Vorsätzen nach Hause geht, seid ihr spätestens nach fünf Tagen völlig frustriert.
Darum geht nicht mit guten Vorsätzen nach Hause, was ihr in eurem Christenleben anders machen wollt. Ihr werdet es nämlich nicht schaffen. Wisst ihr, was ich mir wünsche? Geht nach Hause mit dem Bewusstsein: Ich kann es nicht, und ich muss es auch nicht.
Aber da lebt jemand in mir. Sein Name ist Christus, und er will durch mich Dinge tun, die ich nicht kann. Macht euch bewusst, dass dieser Christus in und mit euch lebt, jede Minute eures Lebens.
Steht morgens auf und sagt: „Herr Jesus, ich weiß nicht, was der Tag bringt, aber du weißt es. Ich kann Menschen nicht begegnen, wie du es willst, aber du kannst es. Du lebst in mir. Hier, nimm dieses Stück Fleisch, freu dich daran und tu, was dir gefällt.“
Und am Abend geht ihr ins Bett und sagt: „Jesus, ich habe keine Ahnung, was du heute gemacht hast, aber ich habe mich dir zur Verfügung gestellt. Ich kann nicht mehr tun, als zur Verfügung zu stehen. Tu du durch mich, was ich nicht kann.“
Freunde, das ist die befreiendste Botschaft, die ich in meinem Leben als Christ bekommen habe. Und diese Botschaft gebe ich nie mehr her. Darum tue ich das, was ich tue, und ich tue es mit Freude.
Die Quelle der Kraft im Alltag
Vor kurzem, im Winter, während einer Woche, habe ich nun fast mein 25-jähriges Jubiläum am Tauernhof gefeiert – ein Vierteljahrhundert. Ein Gast, der von Anfang an dabei ist, sagte zu mir: „Hans-Peter, wie kannst du jeden Winter dasselbe tun? Du stehst jedes Jahr vorne und erzählst den Leuten von Jesus. Und trotzdem wirkst du so frisch wie vor 25 Jahren. Wie schaffst du das nur?“
Dann stand eine alte Frau im Publikum auf, die ebenfalls schon jahrelang kommt, und sagte: „Ich will euch auch sagen, wie das geht. Da war einmal ein Mann, der in die Stadt ging. Mitten in der Stadt stand ein großer Springbrunnen. Der Mann sprach zum Brunnen und fragte: ‚Wie schaffst du es, dass du Tag und Nacht Wasser sprudelst? Jahrzehntelang sprudelst du Wasser und wirst nie müde davon.‘
Der Brunnen antwortete dem Mann: ‚Das ist ganz einfach, ich bin nur der Brunnen, ich bin nicht die Quelle.‘“
Und wisst ihr, das ist die Antwort: Ich bin nicht die Quelle, und ich muss es auch nicht sein. Ich bin nur der Brunnen. Das Wesentliche ist, dass du mit der Quelle in Verbindung bleibst. Dass du mit Jesus jeden Tag einfach lebst. Nicht indem du dir Vorsätze machst, was du tun wirst, sondern indem du sagst: „Herr Jesus, ich habe keine Ahnung, was du tun wirst, aber ich vertraue darauf, dass du es kannst.“
Der lebenslange Prozess der Verwandlung
Und ein letztes Wort: Das, was ich jetzt gesagt habe, ist absolut wahr. Ich bin ein Zeuge dafür – und ich bin es gerne. Aber bitte missverstehe das nicht: Es ist kein einmaliges Ereignis, das du hast und dann für immer besitzt. Es ist eine tägliche neue Hinwendung zu Jesus.
Mit anderen Worten: Du kannst heute aus der Kraft Jesu leben, und morgen strauchelst du wieder mit deiner eigenen Kraft. Es ist ein Prozess, in dem wir stehen. Darum schließe ich mit einem Vers aus dem zweiten Korintherbrief, Kapitel 3, Vers 18.
Dort sagt der Apostel Paulus Folgendes: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an, und wir werden verwandelt in dasselbe Bild von einer Herrlichkeit zur anderen, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht“ (2. Korinther 3,18).
Wisst ihr, ein Leben mit Jesus ist ein Prozess. Paulus schreibt nicht, dass wir am Tag der Wiedergeburt verwandelt worden sind. Er schreibt auch nicht, dass wir einmal verwandelt werden, wenn Jesus wiederkommt. Sondern er schreibt in der Gegenwart: Wir werden verwandelt von einer Herrlichkeit zur anderen, wie es vom Geist und Herrn geschieht.
Es ist ein Prozess. Und dieser Prozess heißt Leben. Er dauert, bis ich im Sarg liege. Und es ist wunderbar – es wird nie langweilig. Jeden Tag neu lernen, in dieser Abhängigkeit zu leben.
Du kannst zum Beispiel fünf Jahre in der Abhängigkeit zu Jesus gelebt haben und sie dann wieder vergessen. Darum, Freunde, brauchen wir Gemeinschaft. Darum sollten wir uns sonntags im Gottesdienst treffen. Darum sollten wir Bibelkreise haben.
Nicht, um etwas Neues zu hören – denn es gibt nichts Neues in dieser Welt. Sondern um uns daran zu erinnern, nicht aus eigener Kraft zu leben, sondern Jesus leben zu lassen. Darum brauchen wir uns gegenseitig.
Du brauchst den Zuspruch, sonst vergisst du es. Ich brauche den Zuspruch, sonst vergesse ich es. Darum trefft euch und erinnert euch daran: Nicht aus eigener Kraft zu leben, sondern aus seiner Kraft.
Ich lebe, aber nicht ich. Christus lebt in mir.
Ich bete noch: Lieber Vater, welch ein Vorrecht, dass wir nicht in eigener Kraft herumrummurksen müssen, mit einer kleinen Holzschaufel versuchen, Schneeberge zu versetzen. Sondern dass es deine Kraft ist, die in uns mächtig ist.
Dass du in, durch und mit uns leben möchtest – ein Leben, das wir nicht können. Und das ist die neue Kreatur. Es ist dein Leben in uns. Und das geschah zu Pfingsten, als der Heilige Geist in unser Leben kam.
Dafür danke ich dir, Herr. Er ist die wirkende Kraft der Gegenwart in unserem Leben – egal, wer wir sind, egal, wie alt wir sind, egal, was wir tun. Du willst in und durch uns wirken und damit Licht in dieser Welt sein.
Danke, Herr, dass wir nicht fähig sein müssen, sondern nur zur Verfügung stehen. Und ich danke dir im Namen unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Amen.
