Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode dreiundneunzig: Der Sohn des Menschen.
Die Herausforderung des neuen Bundesverständnisses
Erinnert ihr euch an den Vorwurf, den der Herr Jesus dem Nikodemus in der gestrigen Episode gemacht hat? Ich lese euch noch einmal Johannes Kapitel 3, die Verse 8 bis 10 vor:
„Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“
Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: „Wie kann dies geschehen?“ Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht?“
Da steht also der Lehrer Israels und weiß nicht, wie man von Neuem geboren werden kann. Ich finde es total interessant, dass der Herr Jesus Nikodemus überhaupt zurechtweist.
Ich meine damit Folgendes: Ist es wirklich so verwunderlich, dass Nikodemus, der im Alten Bund groß geworden ist, nichts von den Prinzipien des Neuen Bundes versteht? Ich habe mich oft gefragt, ob der Herr Jesus hier von diesem alten Pharisäer nicht zu viel verlangt.
Ist die Frage „Wie kann dies geschehen?“ nicht völlig legitim? Wie hätte er denn die Antwort darauf wissen sollen? Ist das, was wir Wiedergeburt nennen, nicht ein Phänomen des Neuen Bundes? Eine Sache, die ganz eng mit der Auferstehung verbunden ist, so wie es bei Petrus heißt:
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten“ (1. Petrus 1,3).
Deshalb bleibt die Frage, warum Jesus von Nikodemus erwartet, dass er weiß, wie man von Neuem geboren wird, was es braucht, um in das Reich Gottes hineinzukommen, ja, es überhaupt sehen zu können. Jesus erwartet von Nikodemus, dass er die Antwort weiß, weil sie wirklich ganz leicht ist.
Genau genommen zieht sich die Antwort sogar durch die ganze Bibel.
Der Glaube als Schlüssel zur Rettung
Beim Thema Rettung gibt es in der Bibel immer nur eine klare Antwort. Die Errettung eines Menschen ist eine Sache des Glaubens. Es geht nie darum, etwas zu tun, sondern immer darum, auf Gott zu vertrauen – auf den Gott, der uns beschenken will.
Man sieht das schon beim Prototypen eines Gläubigen, Abraham, dem Stammvater des jüdischen Volkes. In 1. Mose 15,6 heißt es: „Und Abraham glaubte dem Herrn, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.“
Von Glaubensheld zu Glaubensheldin könnte man weitermachen. Es lässt sich einfach nicht oft genug betonen: Es geht bei Rettung immer um Glauben. Jede Form geistlicher Rettung geschieht durch Glauben, niemals durch Rituale, gute Werke, Wissen, Zugehörigkeit zu einem Club von Extraheiligen oder irgendetwas anderes.
Es geht immer um mein ehrliches Vertrauen in Gott und das, was Gott tut. Für jeden Exodus ist Gott verantwortlich.
Nun kommt es: Die Wichtigkeit des Glaubens war den Pharisäern leider völlig entgangen. Deshalb kommt Nikodemus nicht auf das Naheliegende. Deshalb auch der Vorwurf: „Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht?“ (Johannes 3,13)
Die besondere Stellung Jesu als Sohn des Menschen
Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen, außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist, dem Sohn des Menschen.
Wenn der Herr Jesus davon spricht, dass er in den Himmel hinaufgestiegen ist, geht es meines Erachtens nicht um die Auferstehung. Es geht zunächst um den Gedanken aus Vers zwölf. Jesus ist als Prediger in der Lage, den Menschen auch Himmlisches zu verkünden. Er tut dies, weil er als Sohn einen exklusiven Zugang zum Vater hat. Diesen Zugang besitzt er, weil er vom Himmel herabgestiegen ist.
Er ist gekommen, um eine besondere Rolle in der Geschichte zu spielen. Er will der Sohn des Menschen sein. Damit ist Jesus als Person die Antwort auf eine Frage aus Sprüche 30,4. Dort lesen wir: Wer ist hinaufgestiegen zum Himmel und herabgefahren? Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt? Wer hat das Wasser in ein Tuch eingebunden? Wer hat alle Enden der Erde aufgerichtet? Was ist sein Name und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?
Könnt ihr euch vorstellen, wie es in den Ohren eines Nikodemus geklungen haben muss, als er hörte, wie sich Jesus als jemand bezeichnet, der hinaufgestiegen und herabgestiegen ist und Sohn ist? Wie er vielleicht sofort an Sprüche 30,4 dachte? Und dann nennt sich Jesus nicht nur „Sohn Gottes“, sondern auch noch den „Sohn des Menschen“.
Die doppelte Bedeutung des Begriffs „Sohn des Menschen“
Was will er damit sagen? Einerseits ist der Begriff „Sohn des Menschen“ eine Formulierung, die Jesu Menschlichkeit hervorhebt. „Sohn des Menschen“ oder „Menschensohn“ steht für das Menschsein.
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du dich um ihn kümmerst? (Psalm 8,5)
Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lügt, noch der Sohn eines Menschen, dass er bereut. Sollte er gesprochen haben und es nicht tun, und geredet haben und es nicht halten? (4. Mose 23,19)
Vertraut nicht auf Edle, auf einen Menschensohn, bei dem keine Rettung ist. (Psalm 146,3)
Mit dem Begriff „Sohn des Menschen“ wird also betont, dass Jesus ganz Mensch war. Damit ist aber im Blick auf den Herrn Jesus noch nicht alles gesagt. Denn Daniel beschreibt den zukünftigen ewigen Herrscher mit folgendem Bild:
Ich schaute in Visionen der Nacht, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen, und er kam zu dem Alten an Tagen, das ist Gott der Vater, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum so, dass es nicht zerstört wird. (Daniel 7,13-14)
Der Begriff „Sohn des Menschen“ oder „Menschensohn“ hat also zwei Aspekte. Er betont die Menschlichkeit Jesu. Aber weil er eben nicht nur irgendein Menschensohn, sondern der Sohn des Menschen ist, wird der Begriff zu einem Synonym für den Messias, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Herrschaft, die dem Messias zufällt.
Die Bedeutung des Titels für Jesu Identität und Mission
Wenn Jesus sich als den Sohn des Menschen bezeichnet, bringt er damit zum Ausdruck: „Ja, ich bin ganz Mensch. Aber als Mensch spiele ich in der Geschichte eine besondere Rolle.“
Er ist derjenige, der die Verheißung aus Daniel 7 erfüllt und ein Königreich errichtet, das nicht zerstört wird. Es ist eine ewige Herrschaft. Damit verbindet der Begriff „Sohn des Menschen“ Menschsein und Macht.
Er kann das nur, weil der Herr Jesus eben nicht irgendein Mensch ist, sondern ein Mensch, der aus dem Himmel herabgestiegen ist.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir auf Frogwords den Kommentar zu Sprüche 30,4-6 durchlesen. Der Link ist im Skript.
Abschluss und Segen
Das war es für heute. Wir haben eine neue Bundesregierung, und der Erste Timotheusbrief, Kapitel 2, Vers 1, fordert uns auf, intensiv für sie zu beten.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und schenke dir seinen Frieden. Amen.
