Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir machen weiter mit der Jahreswechselfreizeit 2017, 2018. Ich versuche heute, von Kapitel 3, Vers 10, genauer gesagt ab Vers 10b, weiterzukommen.
Ich hoffe, dass wir bis Kapitel 4, Vers 6, kommen. Wenn nicht, ist das auch nicht dramatisch. Es sind nur ein paar Verse am Ende, die ich gerne noch anhängen würde.
Rückblick auf den ersten Johannesbrief und das Wesen des Glaubens
Ein kurzer Blick zurück: Im ersten Johannesbrief geht es um die Frage, ob ich wirklich gläubig bin. Ist das, was ich Glauben nenne, echt? Bin ich wirklich zu einem rettenden Glauben gelangt?
Johannes geht diese Frage systematisch an, indem er auf dem aufbaut, was den christlichen Glauben ausmacht, nämlich die Wiedergeburt. Wenn jemand gläubig ist und dieser Glaube echt ist, dann bewirkt Gott in ihm neues Leben.
Dieses neue Leben – das können vielleicht nur Menschen verstehen, die schon einmal bei einer echten Geburt dabei waren. Echte Geburten sind für Männer oft sehr traumatisch. Man steht daneben, die Frau schreit, irgendwann spritzt das Blut, und dann schreit das Kind. Es ist gut, dass das Kind schreit, denn ich erinnere mich bis heute mit Schrecken an den Dammschnitt. Allein der Gedanke, dass jemand an meiner Frau rumschneidet, durchzuckt mich noch immer.
Aber wichtig ist das Letzte: das Kind schreit. Wenn eine Geburt richtig verläuft, dann kommt am Ende ein schreiendes Kind heraus. Dort ist neues Leben, das sich Bahn bricht. Dieses Leben bleibt nicht einfach still und sagt: „Naja, ich hatte die letzten neun Monate in der Fruchtblase Spaß und habe nichts gesagt, also sage ich jetzt auch nichts.“ Nein, das neue Leben will sich bemerkbar machen, es will atmen.
Im geistlichen Leben ist das genauso: Wenn irgendwo wirkliches geistliches Leben entsteht, dann passiert etwas. Du bleibst nicht der alte rohe Klotz, sondern Gott wirkt Neues in dir. Das kann man über die Jahre immer mehr sehen und spüren.
Und das ist gut, denn wenn wir das an uns erleben, merken wir: „Mann, bin ich froh, ich bin echt gläubig.“ Es ist wichtig, das zu wissen.
Kennzeichen echten geistlichen Lebens
Und Dinge, die damit zusammenhängen, was echtes geistliches Leben im Leben eines Menschen ausmacht, hat Johannes uns bereits vorgestellt. Er sagt, wenn wir echtes geistliches Leben haben, gehen wir anders mit Sünde um.
Wir haben die Tendenz, Sünde zu verstecken. Doch diese Tendenz gibt es in unserem Leben nicht mehr. Wir wissen, dass wir das nicht mehr brauchen. Wir haben einen Beistand im Himmel, der sich um dieses Thema kümmert. Deshalb können wir frohgemut immer wieder Sünde erkennen, bekennen und so gut und so schnell wie möglich mit Gott ins Reine kommen.
Das wollen wir auch. Es gehört zum geistlichen Leben dazu, dass wir eine intakte Gemeinschaft mit Gott haben. Deshalb bekennen wir Sünden, werfen sie hinaus und verstecken sie nicht.
Ein zweiter Punkt ist, dass wir uns entschieden haben, so zu leben, wie Jesus gelebt hat, weil er unser Vorbild ist. Wir leben durch ihn, wir leben für ihn, und wir leben so, wie er es uns vorgemacht hat. Das ist unser Ideal.
Deshalb lassen wir uns auf den Prozess der Heiligung ein, in den Gott uns hineingestellt hat.
Die Herausforderung des Lebens in der Welt und die Entscheidung für Gott
Und wir erleben in unserem Leben oft Situationen, in denen eine Konkurrenz entsteht. Auf der einen Seite zieht die Welt an uns und sagt: „Schau mal, ich habe da ein paar Lebenskonzepte, nach denen du leben könntest.“
Diese Lebenskonzepte werden einem lustigerweise oft zum Geburtstag mit dem Wunsch „Hauptsache gesund“ mitgeteilt. Ehrlich gesagt: Hauptsache gesund? Ein guter Freund von mir, der an Bechterew leidet und dem es gar nicht gut geht, sagte einmal: Auch die Gesundheit führt zum Tod. Und das stimmt. Du kannst noch so gesund sein, am Ende bist du tot. Also kann es nicht nur darum gehen, „hauptsache gesund“ zu sein. Trotzdem wünschen mir manche Leute jedes Jahr zum Geburtstag genau das, und ich denke mir dabei: Nein, das verstehe ich wirklich nicht.
Das ist die Welt, die sagt: „Hauptsache gesund“ oder „Hauptsache der nächste Karrieresprung“, oder „Hauptsache schöner Urlaub“ oder „Hauptsache die richtigen Freunde, Vitamin B, das bringt dich überall hin.“
Diese Welt zieht an mir und sagt: „Hey, du musst das Leben genießen, solange du noch auf zwei Beinen stehen kannst, noch atmen kannst, noch Geld zum Ausgeben hast, lass es krachen!“
Und dann kommt Gott und sagt: „Nein, mach das mal lieber nicht. Lebe lieber Heiligung, bereite dich auf die Ewigkeit vor, das ist viel wichtiger.“
Ich muss mich entscheiden. Als jemand, der gläubig ist, habe ich mich entschieden, für Gott zu leben. Ich habe entschieden, das, was man mir als Wahrheit verkauft, zu hinterfragen, als Lüge zu entlarven und zu sagen: „Damit will ich nichts zu tun haben, dafür habe ich in diesem Leben einfach keine Zeit.“
Das ist das, was die Welt uns anbietet. Das ist B-Ware, das ist Ramsch, den diese Welt zu bieten hat.
Gott sagt: Wenn du auf diesen Ramsch verzichtest, dann bekommst du in der Ewigkeit das wirklich tolle Zeug, für das es sich wirklich lohnt zu leben.
Das Leben als anvertraute Gabe und die Verheißung des ewigen Lebens
Du bekommst das – das ist jetzt Lukas Kapitel sechzehn – dein Leben. Im Moment hat Gott dir nämlich ein Leben anvertraut, das gar nicht wirklich dein eigenes Leben ist. Das muss dir klar sein. Im Moment bist du nur Verwalter eines anvertrauten Lebens.
Als Verwalter hast du mit diesem Leben so umzugehen, wie der Chef es will – und das ist Gott. Wenn du dieses Leben richtig gut gestaltest, also mit den Ressourcen dieses Lebens im Sinne Gottes richtig gut umgehst, dann sagt Gott: Dann kriegst du dein Leben.
Du kannst dir ja vorstellen, wie wir es dann krachen lassen, wenn ich mein Leben kriege – also nicht nur dieses anvertraute Ding für ein paar Jahrzehnte, sondern meins: ein Leben, das zu mir zu hundert Prozent passt. Das wird richtig gut.
Deswegen lohnt es sich, in diesem Leben auf Dinge zu verzichten, sich selbst zu verleugnen und sein Kreuz auf sich zu nehmen. Das ist ein Bild dafür, dass wir gestorben sind, dass wir leben wie Leute, die mit diesem Leben abgeschlossen haben und jetzt wirklich zuerst nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit greifen.
Sie sagen: Hier setze ich alles auf eine Karte – all in Jesus. Und wenn ich das zu Ende gelebt habe, dann kriege ich mein Leben. Dann kriege ich das Leben, das ich immer haben wollte – nur auf einer neuen Erde, wo es keine Sünde gibt, keine Ungerechtigkeit, keinen blöden Chef, keine mobbenden Klassenkameraden, wo es einfach nur cool zugeht.
Ich kriege einen neuen Körper, der all das kann, was ich jetzt nicht kann. Zum Beispiel: Ich kann ja nicht dreidimensional sehen, ich kann immer nur mit einem Auge gucken. Ich habe noch nie in meinem Leben einen 3D-Film gesehen, weil hier oben das falsch verdrahtet ist.
Ey, ich gebe mir im Himmel als Erstes mal ein paar 3D-Filme. Ich will einfach wissen, wie sich das anfühlt. Okay, ja, ich weiß es einfach nicht. Jetzt wirst du lachen und sagen: Haha, es gibt bestimmt im Himmel keine 3D-Filme. Und ich frage: Warum nicht? Vielleicht gibt es 4D-Filme, keine Ahnung.
Ihr versteht mich ja: Wenn man jetzt ein Stückchen wartet, dann kommt etwas – dann kommt ein Leben, wo du sagst: Das ist meins, das ist wirklich meins. Da kann ich mich einfach mal eine Ewigkeit lang mit Gott an meiner Seite entfalten und das Potenzial ausleben, das jetzt schon irgendwie in mir drinsteckt.
Ich merke jetzt schon, es ist einfach viel zu wenig Zeit, all das zu machen, was ich gern machen würde. Ja, das ist nicht schlimm. Du kriegst eine Ewigkeit – das ist die gute Nachricht, das ist das Evangelium.
Aber jetzt gilt es darum, für eine kurze Zeit, für ein paar Jahrzehnte, die richtigen Dinge zu tun. Das heißt: nicht die Welt zu lieben, nicht auf ihre billigen, Ramsch-Angebote reinzufallen, sondern zu sagen: Hey, das schmeiß ich jetzt mal raus, jetzt lebe ich mal für Gott.
Die innere Festigkeit des Glaubens und das Aufgeben der Sünde
Und dann, dann kommt, okay, das war ein Punkt. Dazu gehörte auch, was wir heute Morgen angeschaut haben: dass man den Glauben bewahrt, dass man eine innere Festigkeit hat, eine innere Überzeugung, die der Geist Gottes gewirkt hat. Gerade im Hinblick auf die Glaubensgrundlagen, die fest in einem verankert sind. Man merkt, da bin ich auch nicht ständig hin und hergerissen, sondern ich habe eine innere Festigkeit, eine Festigkeit, die Gott gewirkt hat und die sich in meinem Herzen noch einmal durch die Bekehrung verfestigt hat.
Ich hatte euch gesagt, nachdem wir die ersten vier Bedingungen oder vier Punkte besprochen hatten, geht es jetzt ein Stück weit wieder von vorne los. Johannes spricht in 1. Johannes 3,4-9 davon, dass wir die Sünde aufgeben sollen. Warum? Weil sie einfach nicht zu uns passt.
Wisst ihr, wir sind nicht nur dazu aufgefordert, im Licht zu wandeln, sondern wir sind Kinder Gottes. Das passt einfach nicht zusammen. Kinder leben ein Leben, das der Vater in sie hineingelegt hat. Und deswegen, auch wenn das eine paradoxe Situation ist, schreibt Johannes, dass wir gar nicht sündigen können. Natürlich können wir das im Sinne davon, dass diese Macht der Sünde, die in unserem Körper mitwohnt, wir ihr mal kurz zuhören und ihr kurz Raum geben. Aber wir sind nicht diese Sünde. Es ist diese blöde Sünde, die sündigt. Ich selbst bin nie dafür. Ich bin immer dagegen.
Vom ersten Moment an, wo die Sünde mich über den Tisch zieht – und ich weiß nicht, wie ihr das empfindet, wenn ihr sündigt – gibt es Momente in meinem Leben, in denen ich wirklich den Eindruck habe, ich stehe ein Stück neben mir. Ich erlebe die Sünde als eine Macht, die mich einfach über den Tisch zieht, und ich denke: falsch, falsch, falsch, falsch! Da gibt es Momente, in denen man den Eindruck hat, ich weiß gar nicht, was ich tun soll. Trotzdem, selbst wenn ich mich total hilflos fühle beim Sündigen, weiß ich die ganze Zeit: Das bin nicht ich, ich will das gar nicht.
Da passiert zwar etwas, und ich kann mich gerade nicht wehren – oder vielleicht könnte ich mich wehren, aber ich tue es nicht – aber ich bin es nicht, ich kann das nicht. Und deswegen ist das ein Mutmacher. Auf der einen Seite sollen wir, wo Sünde entsteht, sie bekennen. Auf der anderen Seite, wenn der Teufel mir einreden will: „Du Sünder, du verdienst das doch gar nicht, in die Ewigkeit zu kommen“, dann kann ich sagen: Stopp! Also, ich habe zwar gesündigt, aber ich bin kein Sünder.
Ich weiß, das ist ein bisschen schwierig zu verstehen, aber im Grunde meines Herzens, wenn dieses Alte, das noch nicht erlöst ist, einmal abgelegt sein wird – also wenn man... Und ich weiß nicht, esst ihr diese Garnelen auf den Pizzen? Dort gibt es manchmal nur Pizza mit Großgarnele. Ich esse das nie. Weißt du, warum ich das nie esse? Weil ich diese Popelei hasse.
So dieses Rauspopeln – ich habe das nie gelernt, wie das richtig geht. Aber irgendwie ist das bei diesen Garnelen so: Das Fleisch ist innen drin, das muss man rauspopeln. Das Gute steckt innen drin. Und so ist das bei uns auch. Wir sind wie Garnelen, und Gott popelt irgendwann mal das Gute raus. Dann wird all das, was nicht zu uns passt, was nicht schmeckt und was nicht für den Himmel tauglich ist, einfach wieder beiseitegelegt.
Und wenn das dann da ist, dieses echte Fleisch, das ist Ewigkeit. Da passiert dann auch keine Sünde mehr, weil der Rest weg ist. Da waren wir stehen geblieben, und jetzt wollen wir an dieser Stelle weitermachen.
Die Liebe als Kennzeichen der Kinder Gottes
Also, ich lese noch einmal Kapitel drei, Vers zehn a: "Hieran sind offenbart die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels: jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott."
Jetzt geht der Vers weiter. Und das ist die nächste Bedingung, die wir auch schon kennen. Das heißt im ersten Durchgang: sei gehorsam. Ich habe einfach noch einmal die Überschriften übernommen, damit ihr die Parallelität ein bisschen seht.
Also, 10b: "Und wer nicht seinen Bruder liebt." Beim Thema Gehorsam im ersten Durchgang hatte ich auch schon gesagt, dass es sich im Wesentlichen auf zwei Gebote bezieht, nämlich an Jesus zu glauben und die Brüder zu lieben. Und das ist das, was jetzt noch einmal kommt.
Das ist jetzt für mich als Prediger schwierig, weil ihr die ganze Zeit sagen werdet: "Mann, es ist spät abends, das haben wir alle schon mal gehört, da kommt ja nichts Neues." Das ist manchmal so. Ich kann da jetzt auch nichts dagegen tun. Aber wenn ihr jetzt denkt, "Jetzt kommt der kluge neue Gedanke", nein, kommt nicht! Das ist das Nagelbankprinzip.
Johannes geht davon aus, dass du beim ersten Mal, also vorgestern, nicht richtig zugehört hast. Na ja, in Wirklichkeit liest man den ganzen ersten Johannesbrief in ungefähr 14 Minuten durch und hält nicht sieben Vorträge eine Stunde lang darüber. Und für den Fall, dass beim ersten Mal vielleicht nicht so richtig zugehört wurde, kommt jetzt das Gleiche noch einmal: "Bam, hauen wir nochmal auf den Punkt."
Also, das hört sich dann so an: "Denn dies ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen." Aha, okay, aber das wissen wir eigentlich schon. Und trotzdem sage ich es noch einmal: Die Botschaft, die Gott für uns hat, ist, dass wir einander lieben sollen.
Es gibt da ein sehr altes, aber auch markantes Vorbild, wie wir es nicht tun beziehungsweise tun sollen. Man kann sich ja immer im Alten Testament bedienen, dort gibt es für alles eigentlich ein positives und ein Negativbeispiel.
Hier, Vers zwölf: "Nicht wie Kain sollen wir sein, der aus dem Bösen war." Also Kain ist genau die Art von Mensch, die wir nicht imitieren sollen.
Jetzt ist die Frage: Habt ihr euch mal Gedanken gemacht, was so die Sünden von Kain sind, wenn man Kain und Abel liest? Was ist eigentlich das Problem von Kain?
Das Problem von Kain besteht darin, dass er ganz am Anfang ein Opfer bringt. Dieses Opfer, das er bringt, ist ein Opfer ohne Glauben. Abel hat den Glauben, das steht in Hebräer 11,4, und Kain hat keinen Glauben. Aber Kain bringt trotzdem ein Opfer.
Ja, was ist das denn? Na, es ist so eine Art fromme Show, mehr ist das nicht. Und Gott reagiert jetzt so, wie er halt auf fromme Show reagiert: Er macht ihm klar, das Opfer will ich nicht haben.
Warum? Weil Gott immer erst unser Herz haben möchte und dann unsere Opfer. Wir können mit einem noch so großen Opfer Gott nicht bestechen. Also wenn unser Herz Gott nicht gehört, wenn wir nicht gläubig sind, dann brauchen wir keine Opfer bringen.
Du kannst so viel in die Gemeindekasse spenden und so viel Zeit in der Gemeinde investieren, wie du willst, wenn du damit nur darüber hinwegtäuschen möchtest, dass dein Herz eigentlich Gott nicht gehört, dann ist das völliger Mumpitz. Lass das bitte sein!
Bei Kain war das so, und als Gott dann kommt und das Opfer nicht annimmt, reagiert er nicht mit Buße und sagt: "Oh, vielen Dank, dass du mir das sagst, stimmt, eigentlich habe ich da ganz grundsätzlich ein Problem." Stattdessen spürt man bei ihm gekränkte Eitelkeit.
Es geht dann weiter: Zorn auf seinen Bruder, auf Abel. Dann kommt so eine unbelehrbare Arroganz, und erst dann kommt der Mord, danach noch die Lüge und dann die Flucht.
Aber alles beginnt am Anfang damit, dass einer eine fromme Show spielt. Und das ist Kain. Am Ende steht dann der Mord, weil er sich auf dem Weg nicht von Gott korrigieren ließ.
Gott ist ein Gott, der mehr Interesse an deinem Herzen als an deinen Opfern hat, der deinen Glauben will und gut damit leben kann, wenn du an anderer Stelle vielleicht weniger gibst. Aber auf den Glauben verzichtet er nicht. Das ist ganz, ganz wichtig.
Deswegen ist der erste Johannesbrief auch wirklich ein wichtiger Brief, weil Gott gläubige Leute sucht und sich danach sehnt, mit solchen Menschen Gemeinschaft zu haben.
Also: Nicht wie Kain sollen wir sein, der aus dem Bösen war – im Sinne davon, dass sein Leben tatsächlich vom Teufel inspiriert war – und der seinen Bruder ermordete.
Und weshalb ermordete er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht.
Also warum ermordet Kain Abel? Weil er sieht, dass die Werke von Abel gerecht sind und angenommen werden, während seine Werke böse sind. Damit kommt er nicht klar.
Er möchte böse Werke tun und möchte, dass Gott seine bösen Werke irgendwie anerkennt. Und da macht Gott nicht mit.
Dieser Konflikt Kain und Abel ist jetzt ein Prototyp für einen Konflikt, der sich durch die gesamte Weltgeschichte zieht.
Die Welt als Gegner des Glaubens
Vers 13: Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch hasst.
Es muss uns nicht wundern, wenn wir in einem Land leben, in dem man tolerant gegen alles ist – nur nicht gegen konservatives Christentum. Es ist erstaunlich, was in diesem Land alles erlaubt, gestattet und gefördert wird. Aber in dem Moment, in dem du Christ bist und sagst, ich bin ein bisschen konservativer, bläst dir ein Gegenwind entgegen, bei dem du denkst: „Hallo, was soll das?“
Ich meine, wir sind doch die Guten. Wir zahlen Steuern, kümmern uns um viele Leute und sind eigentlich die Lieben. Ja, es kann sein, dass wir das denken und auch so sind. Aber es sollte uns nicht wundern, dass das System, die Welt und die Menschen darin, die sich daran gewöhnt haben, ohne Gott zu leben, von uns herausgefordert werden.
Du denkst dir vielleicht nichts dabei. Aber ich erinnere mich noch an meine Naivität. Ich war angestellt und musste Zettel ausfüllen, wie viel ich wirklich arbeite. Es kommt natürlich nicht gut, wenn du der Einzige in der Abteilung bist, der den Zettel richtig ausfüllt. Da kann man schon mal ein bisschen tricksen, weniger arbeiten und mehr Stunden angeben.
Jetzt denkst du vielleicht: „Nein, damit machst du dir keine Freunde.“ Das ist logisch. Das ist nur ein kleines Beispiel, aber es zeigt, dass wenn wir uns auf die Seite der Wahrheit stellen, wenn wir sagen: „Ich habe in meinem Leben einen König, der heißt Jesus, und das, was er sagt, tue ich. Ich möchte mit meinem Leben ihn verherrlichen und ihm gefallen. Das ist mein Ziel.“ Viel mehr will ich gar nicht.
Wenn Jesus sich über mein Leben freut, freue ich mich auch. Dann ist alles gut. Das ist natürlich irre, weil du alles andere streichst, was in dieser Welt sonst zählt. Du lässt dich auch nicht kaufen.
Ich weiß nicht mehr, wem ich es erzählt habe, aber einen Tag bevor ich die Zusage zum TMG bekam, war ich Sachbearbeiter bei den Berliner Verkehrsbetrieben. Mein Chef, der Direktionsabteilungsleiter, rief mich in sein Büro und fragte, ob ich schon mal über meine Zukunft nachgedacht hätte. Er wollte mich als seinen Nachfolger haben.
Also bist du ein kleiner Sachbearbeiter, und dein Chef sagt dir: „Ich gehe in zwei, drei Jahren in Rente. Hast du Lust, die Abteilung zu übernehmen?“ Der Teufel wird dich immer bestechen, glaub mir. Wann immer es geht, wird er es versuchen.
Und wenn du dann sagst: „Na ja, wissen Sie, ich habe mich bei so einem Ausbildungsträger in Salzburg beworben. Ich weiß noch nicht genau, was das ist, so eine Art Bibelschule, hat mit meinem Job eigentlich nichts zu tun, und da bin ich für neun Monate weg.“ Die Welt wird dich ziehen, sie wird dir Angebote machen, und du wirst die Entscheidung treffen müssen: Was will ich?
Sie wird dich kaufen wollen. Und jetzt kommst du und sagst: „Wissen Sie, es war ein schönes Angebot, 29 Jahre alt, eine Abteilungsleiterstelle, das wäre schon schick. Aber wissen Sie, ich habe andere Prioritäten in meinem Leben. Ich würde lieber lernen, wie man Gemeinde baut, wie man in Gemeinden aktiver ist. Das interessiert mich mehr als Karriere machen.“
Du erntest nur verwunderte Blicke. Ich erinnere mich noch, als ich meinem Schwiegervater das erzählte. Sein erster Kommentar war: „Wenn du das machst, kriegst du nie wieder in der Firma ein Bein auf den Boden.“ Verstehe ich. Und normalerweise hätte er Recht gehabt, in diesem Fall aber nicht. Aber egal.
Es ist normal, so tickt die Welt: Du musst aus deinem Leben etwas machen. Und jetzt kommen wir und sagen: „Nee, warum denn? Entscheidend ist, dass Leute durch mich zum Glauben kommen. Entscheidend ist, dass die Gemeinde vorankommt. Entscheidend ist, dass ich mit den geistlichen Gaben, die Gott mir gegeben hat, wuchere. Entscheidend ist, dass ich meine Berufung lebe.“
Ob ich noch zwei Doktortitel mache, noch eine Abteilung leite oder irgendwo 500 Euro mehr verdiene oder einen Tausender – das ist nicht wichtig. Das versteht nur keiner, wenn du so tickst. Aber das ist die Realität.
Und wenn du dich darauf einlässt, mit Gott zu leben, dann wird das hier passieren: Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch hasst. Die halten euch für ein bisschen „blem blem“. Ihr seid die Spielverderber. Und zwar von Anfang an. Das war schon bei Kain und Abel so. Und es wird bei dir und deinen Nachbarn nicht anders sein, wenn du dich traust, wirklich mit Jesus zu leben.
Niemand muss das provozieren. Ich bin nicht dafür, dass wir alle Märtyrer werden, nach dem Motto: „Wo gibt es die meisten Schläge, da gehe ich hin.“ Das meine ich nicht.
Ich meine einfach, wir leben ganz normal und zeigen allen, dass wir jemandem folgen, der eine andere Moral vertritt, der wirklich für Wahrheit, Liebe und Recht eintritt und dem wir folgen. Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben.
Diesen Satz mag ich sehr: Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben, aus dem geistlichen Tod in das geistliche Leben hinübergegangen sind und uns wirklich bekehrt haben, weil wir die Brüder lieben. Die Tatsache, dass ich liebe, ist ein Beweis dafür, dass ich gerettet bin.
Die Tatsache, dass mich Leute interessieren, die mir normalerweise völlig egal wären – wenn ich nicht gläubig wäre, wären euch alle, wie ihr hier sitzt, völlig egal. Versteht ihr? Ihr würdet mich überhaupt nicht interessieren, warum auch? Ich wäre jetzt auch nicht hier.
Aber jetzt habe ich mich bekehrt und glaube, dass es mein Job ist, solche Vorträge zu halten und Gott zu dienen. Und euch aus diesem Grund. Deshalb kann ich sagen: In mir ist eine Liebe zu euch da.
Und jetzt nehme ich diese Liebe auf und denke mir: Boah, das ist ja spannend. Die Tatsache, dass diese Liebe da ist, die Bereitschaft, euch zu dienen, und dass ihr einander dient – da gilt natürlich genau dasselbe – ist ein Beweis dafür, dass wir vom Tod ins Leben hinübergegangen sind.
Dass etwas von diesem Gottleben in uns steckt und sich durch Liebe zu den Geschwistern Bahn bricht. Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder hasst – das hatten wir schon besprochen – ist ein Menschenmörder.
Johannes ist immer ein bisschen schwarz-weiß und greift hier natürlich nochmal die Kain-und-Abel-Geschichte auf, auch wenn Jesus in der Bergpredigt Ähnliches sagt. Hass trägt immer das Potenzial zum Mord in sich.
Deshalb sind Hass, Ablehnung, sich nicht kümmern, nicht vergeben, einen Streit nicht klären – all das Dinge, bei denen man sagen muss: Vorsicht! Gott möchte eigentlich, dass wir im Miteinander Liebe leben und dann zu ihm kommen und ihn anbeten. Das findet sich in der Bergpredigt.
Ich glaube, ich habe hier schon mal darüber gepredigt – bin mir nicht ganz sicher –, aber wir haben mal ein Best-of Bergpredigt gemacht, und da habe ich schon darüber gesprochen: Wenn wir Streit mit Geschwistern haben, müssen wir erst den Streit klären, dann das Opfer bringen. Ja? Es gibt eine Reihenfolge.
Gott möchte, dass wir im Miteinander Liebe leben und dann zu ihm kommen und ihn anbeten. Das ist die richtige Reihenfolge. Wenn ich das nicht tue, wenn ich ein Menschenmörder bin, dann darf ich wissen, dass kein Menschenmörder ewiges Leben bleibend in sich hat.
Das ist jetzt ein schwieriger Vers, aber nur deshalb, weil dieses „bleibend“ im Deutschen schwer zu übersetzen ist. Ein Menschenmörder hat – jetzt übersetze ich erst mal verkürzt – kein ewiges Leben in sich. Das haben wir verstanden, bis dahin ist es leicht.
Jetzt müssen wir das Wort „bleibend“ einbauen und überlegen, ob sich „bleibend“ auf „in sich haben“ oder auf „ewiges Leben“ bezieht. Das ist ein großer Unterschied.
Wenn sich „bleibend“ auf „in sich haben“ bezieht, dann ist das ein guter Vers, um zu zeigen, dass jemand irgendwann ewiges Leben hat und es dann wieder verliert. Habt ihr mich soweit verstanden?
Wenn sich „bleibend“ auf „in sich haben“ bezieht, würde „bleibend“ qualifizieren, wie man etwas in sich hat – nämlich bleibend oder nicht bleibend. Dann würde der Vers ausdrücken, dass man ewiges Leben hat und es irgendwann nicht mehr hat.
Das ist aber nicht so, denn „bleibend“ bezieht sich hier nicht auf „in sich haben“. Das ist ein Partizip und bezieht sich auf „ewiges Leben“. Das lässt sich schwer übersetzen.
Ich versuche es mal: Der Text sagt, wir sollen wissen, dass kein Menschenmörder ewiges Leben in sich hat, und dieses ewige Leben ist etwas, das bleibend ist. Also qualifiziert „bleibend“ das ewige Leben.
Ich habe zwar meine Lesebrille auf, aber ich habe den Eindruck, ich hänge euch gerade ein bisschen ab. Bucht es unter Spitzfindigkeiten von Theologen, wenn ihr es nicht genau versteht.
Was ihr wissen müsst, ist: „Bleibend“ bezieht sich auf „ewiges Leben“ und qualifiziert es als etwas Bleibendes. Dieses bleibende ewige Leben hat der Menschenmörder nicht in sich.
So weit, so gut. Wenn ihr noch Fragen habt, fragt mich nachher, ich kann da noch mehr dazu sagen.
Die Liebe Jesu als Vorbild und die Verpflichtung zur Nächstenliebe
Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat. Das feiern wir beim Brotbrechen. Und wir sind schuldig. Erinnert ihr euch an dieses „Wir sind schuldig“? Das hatten wir schon einmal im Paralleltext: „Wir sind schuldig, so zu wandeln, wie er gewandelt ist.“
Ja, was heißt das? Was hat der Herr Jesus denn getan? Er hat sein Leben hingegeben. Hier steht, wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben. Vielleicht hast du das noch nicht gewusst. Dann ist das jetzt eine Überraschung. Aber wenn du gläubig bist und hier in der Gemeinde bist, hat jeder das Recht auf dein Leben. Ganz schön gefährlich, in der Gemeinde zu sein, nicht wahr?
Okay, vielleicht braucht der andere gerade nicht dein Leben, vielleicht braucht er ein bisschen Unterstützung. Deshalb geht Vers 17 auch so weiter: „Wer aber der Welt Güter hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden...“
Jetzt merken wir, was es bedeutet, seinen Bruder zu hassen. Es bedeutet, ich sehe eine Not im Leben meiner Geschwister. Und das kann eine Not sein, wie sie heute Nachmittag von einer älteren Schwester artikuliert wurde. Ich hatte persönlich den Eindruck, dass da ein Stück Einsamkeit durchschimmert. Also es muss nicht immer eine materielle Not sein, im Sinne von „Hier hast du zehn Euro“. Es kann auch die Not sein, nicht wahrgenommen zu werden, nicht in den Arm genommen zu werden, nicht besucht zu werden, nicht informiert zu werden. Seht es etwas breiter.
„Wer aber der Welt Güter hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden...“ Du hast die Möglichkeit zu dienen, du hast die Möglichkeit, mit deinen Ressourcen einem anderen zu helfen. Du siehst den Mangel und dann verschließt du dein Herz vor ihm. Wer seinen Bruder Mangel leiden sieht und sein Herz vor ihm verschließt – wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?
Wir haben von der Bibel her die Verpflichtung. Wo steht der Vers? Hier: Sprüche 3,27: „Enthalte Gutes dem nicht vor, dem es gebührt, wenn es in der Macht deiner Hand steht, es zu tun.“ Das ist unsere Verpflichtung.
Und wir wissen aus Galater 6,10, dass wir zuerst den Hausgenossen des Glaubens, den Mitgläubigen, dienen sollen. Wenn also jemand seinen Bruder Mangel leiden sieht und sein Herz vor ihm verschließt – ich sehe den Mangel und sage: „Nein, da will ich nicht helfen“ – wie bleibt die Liebe Gottes, das, was an göttlicher Liebe in ihm ist, in ihm? Wie kann er behaupten, Gott zu lieben, wenn er so mit seinen Geschwistern umgeht?
Jetzt merken wir: Hassen hat nichts damit zu tun, dass ich jemanden blöd finde und innerlich ablehne. Es reicht, einen Mangel zu erkennen und zu sagen: „Nee, dir helfe ich nicht. Du und deine Not interessieren mich nicht.“ Da fängt es an.
Wenn ich das zulasse in meinem Leben, dann bin ich ganz auf der falschen Seite. Da bin ich da, wo kein ewiges Leben steht. Dann bin ich jemand, der nicht vom Tod zum Leben übergegangen ist. Dann habe ich einen Vater, aber das ist nicht Gott, sondern der Teufel. Er motiviert mich, einer Not nicht zu begegnen und sie wegzumachen. Stattdessen motiviert er mich, es dem anderen noch schwerer zu machen. Denn der andere weiß dann: „Ich habe nicht nur eine Not, sondern ich habe auch noch das Wissen, dass mich keiner will.“
Eigentlich müssten wir jetzt aufstehen und singen, oder? „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge“ – das haben wir heute Morgen gesungen. Es ist so leicht, sich hinzustellen und zu sagen: „Ich habe alle lieb.“ Das ist mit Worten lieben, mit der Zunge lieben. Behaupten, ich habe alle lieb, aber in Wahrheit?
Ich soll durch die Tat lieben, durch das, was ich tue. Und es soll Wahrheit sein. Wahrhaftig ist in der Bibel immer dann etwas, wenn das, was ich sage, und das, was ich tue, übereinstimmt.
Ich habe eine Frage: Ist die Liebe im Vers 17 auch wieder eine bleibende Liebe, oder ist es eine Liebe, die nicht bleibt? Nein, an dieser Stelle ist es einfach eine Art rhetorische Frage. Im Sinne von: Wie stellt der sich vor, dass Gottes Liebe in ihm bleibt? Wie stellst du dir vor, dass du Gottes Liebe in dir hast, wenn du so handelst? Das ist ein bisschen freier, das ist mehr so hingeworfen.
Die Bedeutung von Freimütigkeit und die Herausforderung der Freigiebigkeit
Der folgende Text behandelt die Verse 19 bis 22 eines Bibelabschnitts, die als schwierig gelten. Das liegt daran, dass es eine klassische Auslegung gibt, die ich nicht teile. Deshalb präsentiere ich euch eine andere Sichtweise und erläutere, warum ich von der traditionellen Interpretation abweiche.
Wenn man die Verse 19 bis 22 klassisch auslegt, werden sie oft als Einschub betrachtet. Ich halte das jedoch für unwahrscheinlich. Johannes beginnt mit dem Wort „hieran“, und im Rest des Buches verwendet er dieses Wort gewöhnlich, um eine bereits bestehende Diskussion fortzuführen. Das möchte ich hier ebenfalls tun.
In den Bibelübersetzungen, die ihr habt, steht in Vers 19 am Ende häufig: „Hieran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, und wir werden vor ihm unser Herz zur Ruhe bringen.“ Diese Übersetzung ist ungewöhnlich für das eigentliche Wort, das hier steht. Eigentlich müsste man „überzeugen“ übersetzen, nicht „zur Ruhe bringen“.
Ich habe vorhin noch eine kleine Änderung vorgenommen, um das klarer zu machen: Statt „zur Ruhe bringen“ sollte „überzeugen“ stehen. Das habe ich in meiner Version angepasst.
Ein weiteres Problem der klassischen Auslegung ist, dass das Wort „Herz“ hier oft als Synonym für „Gewissen“ verstanden wird. Das findet sich jedoch nirgends so in der Bibel.
Nun habe ich genug zur klassischen Auslegung gesagt, die ich nicht vorstellen möchte. Stattdessen werde ich den Text ein wenig anders übersetzen.
Könnt ihr das lesen? So sollte der Text meiner Meinung nach übersetzt werden. Ihr fragt euch vielleicht, warum die Übersetzer das nicht so gemacht haben. Das weiß ich auch nicht genau. Als Lehrer und Prediger erlebe ich oft, dass es Textstellen gibt, bei denen man sich fragt, ob der Übersetzer sie jemals gepredigt hat. Denn wenn man predigt, merkt man, dass eine leicht abgewandelte Übersetzung manchmal mehr Sinn ergibt.
Ich mag die Elberfelder Bibel sehr, keine Frage. Aber alle ein bis zwei Seiten stoße ich auf Stellen, bei denen ich denke: „Hm, das könnte man auch anders übersetzen.“ Ich glaube, dass meine Variante dem ursprünglichen Gedankengang näherkommt.
Johannes möchte seine Zuhörer dazu bringen, freigiebig ihren Geldbeutel zu öffnen. Er sagt: „Hieran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, und wir werden vor ihm, vor Gott, unser Herz überzeugen.“ Ich lasse das Wort „Herz“ hier so stehen, wie es im Neuen Testament sonst verwendet wird – nämlich als unser Denken, unser Innerstes, nicht als unser Gewissen.
Folgendes passiert: Wenn du die Not eines anderen siehst und etwas Geld übrig hast, entsteht in dir ein kleiner Widerspruch. Eine Stimme sagt: „Ich verstehe, dass der andere Not hat, aber sollte ich wirklich so viel spenden?“ Hier beginnt ein innerer Dialog vor Gott. Du musst dein Herz, diese kritische Stimme in dir, überzeugen, dass das Liebesgebot wichtiger ist als vernünftige Gründe, warum du das Geld lieber behalten solltest.
Das finde ich schön, wenn man in diese Richtung denkt. „Hieran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, und wir werden vor Gott, der uns in dieses Dilemma stellt, unser Herz überzeugen.“ Gott bringt uns mit Menschen zusammen, die Hilfe brauchen, und wir müssen uns im Gebet selbst überzeugen, dass wir mutig genug sind, etwas zu geben – vielleicht sogar mehr, als wir alleine wagen würden.
Wann immer uns das Herz verurteilt – also wenn unser Verstand sagt: „So viel kannst du nicht geben, du brauchst das selbst“ –, werden wir unser Herz vor Gott überzeugen. Wie machen wir das? Welche Argumente haben wir?
Wir tun das, weil Gott größer ist. Wir sagen unserem Herzen, dass Gott das letzte Wort hat – nicht unser Denken oder unsere Bedenken. Gott ist größer als unser Herz und kennt alles: unsere Lebenssituation, die Folgen, wenn wir das Geld weggeben, und alle Unsicherheiten, die damit verbunden sind.
Das Liebesgebot wird hier nüchtern dargestellt als etwas, das uns in ein inneres Dilemma führt. Wir haben keine unendlichen Ressourcen, bei denen wir sagen können: „Kommt alle her, ich gebe euch immer.“ Manchmal müssen wir uns selbst vor Gott überzeugen, dass Gott größer ist als unser Herz und unsere Bedenken und dass er alles kennt.
Geliebte, wenn unser Herz uns nicht länger verurteilt – also wenn wir es überzeugt haben, dass es richtig ist zu geben –, dann haben wir Freimütigkeit zu Gott. Das heißt: Wer in diesem Prozess seine eigenen Bedenken überwindet und freigiebig wird, gewinnt nicht nur die Freude, seinem Bruder zu helfen, sondern auch etwas Großartiges: Er gewinnt Freimütigkeit im Umgang mit Gott.
Er traut sich, mit neuem Mut zu Gott zu kommen. Wenn du dir Freimütigkeit im Umgang mit Gott wünschst, wenn du dir eine enge Beziehung zu Gott und große Zuversicht wünschst, dann hängt das stark davon ab, wie freigiebig du auf die Nöte anderer reagierst.
Wenn wir freigiebig sind, gewinnen wir auf der anderen Seite Freimütigkeit zu Gott. Und noch etwas: Wer freigiebig ist, erlebt Gebetserhörungen. Deshalb geht es hier weiter: Wir haben Freimütigkeit zu Gott, und was immer wir bitten – Achtung, das ist kein Freibrief für beliebige Bitten, die nichts mit Gott und seinem Willen zu tun haben.
Wir beten im Namen Jesu, also das, was er gebetet hätte, aus einer engen Beziehung zu Jesus heraus. Wenn du dir zum Beispiel einen Porsche Carrera wünschst, wird dir Gott den vielleicht nicht schenken. Es kann sein, dass Gott es trotzdem tut, aber dann solltest du ihn wieder verkaufen und das Geld spenden, weil es nicht ernst gemeint war.
Wenn wir freigiebig sind und Liebe leben, dann haben wir Freimütigkeit, zu einem Gott zu gehen, der Liebe ist. Und wir werden, was immer wir bitten, von ihm empfangen – weil wir seine Gebote halten und das tun, was ihm wohlgefällig ist.
Wenn ich mich traue, über meinen natürlichen Verstand und mein Herz hinaus Liebe zu leben, wenn ich also mutig bin, dann brauche ich keine Angst zu haben. Denn wenn ich zu Gott komme, seine Gebote gehalten habe und das Wohlgefällige tue, weiß ich: Ich werde von ihm empfangen.
Ich muss keine Angst haben, dass ich alles weggebe und dann ohne alles dastehe. Das stimmt einfach nicht. Ich hoffe, ihr kennt genügend Beispiele aus eurem Leben, wo ihr gegeben habt und mehr zurückbekommen habt. Erzählt euch solche Geschichten gerne mal beim Abendbrottisch.
Was hier steht, ist wahr: Wenn wir unser Herz überzeugen, dass es richtig ist, viel zu geben, dann werden wir von Gott viel zurückbekommen.
Ich möchte einen anderen Text vorlesen, der dieses Thema auf andere Weise zusammenfasst: 2. Korinther 9,6-8.
„Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten. Jeder gebe, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat.“ Merkt ihr? Die Entscheidung fällt im Herzen. „Jeder gebe, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott.“
Jetzt kommt die Verheißung, ähnlich wie bei Johannes: „Gott aber vermag auf euch überströmen zu lassen jede Gnade, damit ihr in allem allezeit alles Genüge habt und überströmt zu jedem guten Werk.“
Das ist genau die gleiche Verbindung wie in unserem Text: Wenn du freigiebig gibst, musst du keine Angst haben. Du kannst sicher sein, dass Gott ein Geber ist, der dem fröhlichen Geber gerne zurückgibt.
Du musst keine Angst haben, am Ende ohne etwas dazustehen, weil du alles weggegeben hast. Johannes betont das im Kontext des Gebotehaltens. Deshalb wiederholt er noch einmal, um welche Gebote es ihm geht, in Vers 23:
„Und dies ist sein Gebot, dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben, und zweitens, dass wir untereinander lieben, wie er es uns als Gebot gegeben hat.“
Wer seine Gebote hält, bleibt in ihm, und er in ihm. „Hieran erkennen wir, dass er in uns bleibt durch den Geist, den er uns gegeben hat.“
Das ist ein schöner abschließender Gedanke, den man beim Predigen eigentlich nicht machen sollte: Wenn man mit seinem Thema schon fertig ist, bringt man hinten noch einen neuen Gedanken ein. Johannes tut das hier.
Er sagt: Wenn du in Gott bleibst, wird Gott etwas in dir bewirken, sodass du erkennst, dass eine Beziehung besteht. Johannes hat dabei Stellen wie Römer 8 im Blick, wo steht, dass der Geist Gottes mit unserem Geist Zeugnis gibt, dass wir Kinder Gottes sind – also dass wir eine Gewissheit in uns haben.
Woran erkenne ich, dass ich Kind Gottes bin? Ich kann den Test von 1. Johannes machen, einverstanden. Aber ich kann mich auch fragen: Habe ich eine feste Überzeugung, dass ich einen Vater im Himmel habe? Gibt es in mir diese Gewissheit?
Diese Überzeugung bewirkt der Geist Gottes in uns. Wenn Gott uns seinen Geist gibt – Galater 4,6 –, dann wirkt dieser Geist in uns. Dort heißt es: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen.“ Was macht der Geist in unseren Herzen? Er ruft: „Abba, Vater!“
Zusätzlich zu Gebetserhörungen und Freimütigkeit zu Gott passiert Folgendes: Wir bleiben in Gott. Gott gibt uns ein inneres Zeugnis. Das ist etwas Subjektives, niemand muss es uns zusprechen oder sagen: „Glaub doch endlich, dass Gott dein Vater ist.“ Darum geht es nicht.
Es geht darum, dass in mir eine Gewissheit da ist, weil in mir der Geist wohnt, der ruft: „Abba, Vater!“ Der Geist gibt mit meinem Geist Zeugnis, dass ich ein Kind Gottes bin. Oder wie es in 1. Korinther 6,17 heißt: „Ich bin ein Geist mit Gott.“
Gott sorgt also dafür, dass die Frage „Bin ich gläubig oder nicht?“ in meinem Innersten beantwortet wird. Ist das nicht schön?
Noch einmal zusammengefasst: Wir sollen gehorsam sein, besonders in Bezug auf die Bruderliebe. Wir sollen mutig sein und keine Angst haben. Wir dürfen uns trauen, auch wenn es bedeutet, am Ende als die dazustehen, die nichts haben.
Warnung vor der Liebe zur Welt und Prüfung der Geister
Geben wir uns noch sechs kleine Verse, weil die kriegen wir schnell durch. Wir haben wieder eine weitere Bedingung, und ihr kennt sie schon: das ist die Bedingung „Liebe nicht die Welt“.
Man kann den Abschnitt, den ich jetzt nur ganz kurz vorstellen möchte, weil er nicht zu viele neue Gedanken enthält, lesen und dort einen Test finden, um geistliche Strömungen in der Welt zu beurteilen. Immer wieder trifft man auf Leute, die sich als Bibellehrer ausgeben oder sagen, sie hätten eine prophetische Gabe oder eine Vision gehabt. Leute, die mit einem Anspruch auftreten, in dein geistliches Leben autoritativ hineinzureden.
Woher weiß ich, ob alles, was mir so als christlich verkauft wird, wahr ist? Die Antwort ist: Ich muss die Geister prüfen. Ich muss überlegen, mit welchem Geist, mit welcher Haltung, mit welcher Intention jemand an mich herantritt.
Geliebte, 1. Johannes 4,1 sagt: „Glaubt nicht jedem Geist!“ Grob gesprochen gibt es zwei Bereiche, aus denen ein Geist, hier ist geistliche Wirkung gemeint, hervorkommen kann. Es kann aus der Welt sein, das wäre der Bereich des Antichristen, des Antigöttlichen, da, wo der Teufel regiert. Oder es kann vom Geist Gottes sein.
Johannes sagt: „Hör mal her, wenn du Christ bist, dann ist Leichtgläubigkeit definitiv keine christliche Tugend.“ Ich glaube, dass dieses Prüfen heute schon irgendwie lästig ist, aber es gehört dazu. Glaubt nicht jedem Geist! Wann immer sich jemand irgendwo hinstellt und etwas als christlich verkauft, musst du nicht gleich auf den Zug aufspringen, auch wenn er in den Medien angepriesen wird oder Bücher schreibt. Sei einfach ein Stück vorsichtig.
Im ersten Petrusbrief geht es viel um Nüchternheit – erlaube dir, nüchtern zu sein. Wenn etwas wirklich wahr ist und du es geprüft hast, dann kannst du immer noch daran glauben und es machen. Aber bis dahin rate ich euch einfach zu einem Stück Vorsicht.
Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind. Es gibt nicht viele heilige Geister – das will der Text hier nicht sagen –, sondern du musst testen, was der Ursprung einer Geistwirkung ist. Egal, was du da erlebst. Auch übersinnliche Phänomene fallen hier mit rein. Hinter allem steht irgendwo ein Geist, eine geistliche Grundlage, und entweder ist es der Heilige Geist, etwas wird von Gott gewirkt, oder es kommt von einer anderen Richtung.
Jetzt die Frage: Wie kann ich beurteilen, woher etwas kommt? Wenn du irgendwo einen Vortrag hörst und jemand etwas sagt, und du weißt nicht genau, was du damit machen sollst? Viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen. Ein Prophet ist immer jemand, der sagt, er redet Dinge von Gott her, aber viele falsche Propheten sagen falsche Dinge. Sie sind in der Welt, das heißt, auch quasi in den Straßen zu finden.
Es ist eine Art Antimissionsbewegung, die gerade am Laufen ist – eine Bewegung, die verwirren will und Menschen davon abhalten will, Jesus zu finden. Woran erkenne ich, ob jemand, der mir geistlich etwas verkaufen will, von Gott ist oder nicht? Das Spannende ist: Es gibt einen Test, der hier steht.
1. Johannes 4,2-3 sagt: „Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott.“ Das ist eine Lehraussage. Ich kann alle geistlichen Strömungen der Welt in zwei große Gruppen einteilen.
Es gibt eine Gruppe, die sagt: Jesus Christus ist im Fleisch gekommen. Das ist sehr theologisch, ich übersetze es mal: Gott ist wirklich Mensch geworden. Wer das sagt und bezeugt, hinter dem steht Gottes Geist. Und jeder Geist, der nicht bekennt, dass Jesus Gott im Fleisch ist, ist nicht aus Gott. Dies ist der Geist des Antichrists.
Der gegen Jesus gerichtete Geist hat einen Angriffspunkt im Leben Jesu, den er mehr angreift als jeden anderen. Ihr könntet euch den Spaß machen und alle Sekten, die ihr kennt, oder alle pseudo-christlichen Strömungen, denen ihr je begegnet seid, bis hin zu Marienerscheinungen nehmen und inhaltlich nur nach dieser Frage beurteilen: Wird dort gesagt, dass Gott Mensch wurde, ja oder nein? Oder ist Jesus etwas anderes?
Es gibt verschiedene Ideen. Manche sagen zum Beispiel, Jesus war ein ganz normaler Mensch, und bei der Taufe ist Gott auf ihn gekommen. Also nicht Gott wird Mensch, sondern irgendwann im Verlauf von Jesu Leben kommt Gott auf ihn, und dann verlässt er ihn vielleicht bei der Kreuzigung wieder. So einen Schmuh kann man euch erzählen.
Wer das tut, wer sich so eine Geschichte über Jesus ausdenkt – es ist Christologie, die Frage: Was denke ich über Jesus? – für uns ist es nicht verhandelbares Zentrum des Glaubens, dass Gott Gottmensch wird, richtig Mensch. Der Geist Gottes zeugt im Uterus von Maria ein Baby, das geboren wird, lebt und stirbt. Unverhandelbar.
Wenn jemand das nicht mehr bekennt, frage die Leute: Wenn jemand zu dir kommt, was denkst du über diesen Punkt, ist Gott Mensch geworden? Wenn jemand sagt, das kannst du nicht so sehen, das ist eine Vorstellung aus der damaligen Zeit oder so, dann ist das nicht das, was die Bibel lehrt.
Ich hatte vor kurzem wieder mit Lorberianern zu tun, ich weiß nicht, ob ihr das kennt – Jakob Lorber, ein Schreibknecht Gottes aus dem 19. Jahrhundert und alles, was dahinterhängt. Wenn du deren Schriften liest, ist eins klar: Jesus ist nicht Gott im Fleisch.
Wenn man eine Strömung analysieren muss – gerade für Älteste wichtig –, dann ist das der Punkt, auf den ich schaue, an dem ich kämpfe. Du kannst dich an vielen Stellen irren, die sind nicht heilsnotwendig. Aber wenn du mir Jesus verkaufst und sagst, er ist nicht Gott im Fleisch, dann bist du nicht geleitet vom Heiligen Geist. Dann steht nicht Gott hinter dir, dann bist du raus.
Das ist ein ganz schwieriger Punkt. Und deswegen siehst du hier sehr schön, wann immer ihr euch fragt: Ist das noch christlich oder nicht mehr? Welcher Geist steckt dahinter? Nehmt das: „Dies ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt.“
Der Geist des Antichrists versucht, die Person Jesu, das Werk Jesu wegzuerklären, versucht uns zuzuschütten mit anderen Theorien. Wir bleiben einfach – das haben wir ja heute Morgen gehört – ganz eng dran.
Ihr seid aus Gott Kinder und habt sie überwunden. Wer ist sie? In dem Fall sind es die falschen Propheten. Die falschen Propheten, die kommen und euch auf ihre Seite ziehen wollen, weg vom wahren Glauben, von einem Glauben, in dem Jesus als Gott im Fleisch im Zentrum steht.
Ihr habt sie überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, der in der Welt ist. Jetzt merken wir wieder diese Dualität: Da gibt es einen in der Welt, das ist der Teufel. Der Teufel dominiert und prägt die Welt. Er gibt ihr seine Gedanken ein und schafft diese antichristlichen Strömungen, die uns verwirren wollen.
Wenn ich einfach bei dem bleibe, was Johannes hier schreibt, und mich nicht irre machen lasse – wenn ich mitkriege, dass jemand kommt und solche Leute trete unglaublich charismatisch, dominant, überzeugend auf –, dann ist das irre. Wenn ich bei solchen Leuten zuhöre, schwirrt mir alles im Kopf, und ich weiß manchmal gar nicht mehr, was ich glauben soll.
Ich kenne das, wenn du zwanzig, dreißig, vierzig Seiten Literatur von solchen Leuten gelesen hast, fragst du dich: Was kann ich jetzt noch glauben? Dann ist es wichtig zu wissen: Ich muss gar nichts davon glauben, weil hinter diesen Gedanken ein falscher Geist steckt.
Ich darf mich zurückbesinnen auf die Bibel. Wenn jetzt jemand sagt: Ist das nicht ein bisschen zu einfach, Jürgen? Dieses einfache Glauben, was in der Bibel steht? Na ja, wenn du es einfach findest – ich finde es schon ganz schön anstrengend –, aber auf der anderen Seite ist es schön zu wissen, dass es einen inneren Kern meines Glaubens gibt, den ich in wenigen Sätzen beschreiben kann.
An dem halte ich mich fest. Der hat mit Jesus zu tun, und den nimmt mir keiner mehr weg. Alles andere ringsherum muss sich an dem ausrichten und orientieren. Das ist das, was meinen Glauben ausmacht, und das ist gut. Mehr brauche ich nicht.
Wenn jetzt jemand kommt und sagt: Ja, das ist aber alles ganz anders, dann sage ich: Nein, das ist nicht anders. Das ist genau so, wie es in der Bibel steht. Sie sind aus der Welt, die Antichristen, deswegen reden sie aus der Welt, also sie reden das, was die Welt, das System ohne Gott, ihnen eingibt, und die Welt hört sie.
Vielleicht bist du manchmal frustriert, dass Leute mit der schlechtesten Theologie den meisten Zulauf bekommen. Ich bin frustriert, wie schnell Sekten wachsen. Es ist der Hammer! Der Grund ist: Wenn Leute nicht gläubig sind, hören sie sehr schnell auf Leute, die auch nicht gläubig sind.
Umgekehrt gilt: Wir sind aus Gott. Wer Gott kennt, hört uns. Wenn jemand Gott kennt, selber den Geist Gottes hat und Bezug zur Bibel, zum Wort Gottes, wird er auf Leute hören. Bitte, das heißt nicht, dass ihr nicht prüfen dürft, was ein anderer sagt – prüft, prüft, prüft! Ihr nehmt nichts von mir an, ihr prüft das selbst. Das steht in der Bibel.
Trotzdem hoffe ich, dass ihr auf einer inneren geistlichen Ebene mitbekommt, weil der Geist Gottes in euch bei dem, was wir hier zusammen erarbeiten, euch selber auch ein Zeugnis gibt und sagt: Ja, das stimmt, das ist wirklich das, was da steht, das ist wirklich gesunde Lehre.
Wenn geistliche Leute Geistliches beurteilen – ungläubige Leute können Geistliches nicht beurteilen –, so können geistliche Leute, weil der Geist Gottes in ihnen ist, auch Geistliches beurteilen und merken: Das ist guter Stoff, der mir hier geboten wird, das ist wirklich eng dran an der Wahrheit. Vielleicht nicht perfekt, aber da kann ich was mitnehmen, und da wird mein geistliches Leben aufgebaut.
Das meint Johannes hier: „Wir sind aus Gott, wer Gott kennt, hört uns, wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht.“ Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums. Das sind die zwei Geister, die es gibt: Einen Geist der Wahrheit, das ist der Heilige Geist, der uns prägen will, der uns in die Wahrheit hineinführen und bewahren möchte vor dem anderen Geist.
Der andere Geist ist ein Geist des Irrtums, der Menschen dazu bringen will, im Irrtum zu leben. Davor möchte uns Johannes bewahren, und das ist der Wunsch, den ich für euch habe, dass das irgendwie gelingt. Amen.
Wir haben heute ein bisschen Zeit. Wenn ich deine Frage richtig verstehe, sagst du: Es gibt christliche Strömungen, die ganz klar abgedriftet sind, wie meine Beispiele mit den Zeugen Jehovas oder den Lorberianern, wo man merkt, da ist ein komplett fremder Geist dahinter.
Dann gibt es Strömungen, bei denen man sagen würde: An den zentralen Punkten sind sie eigentlich noch echt, wie die katholische Kirche, aber sie haben Lehren, bei denen man sagen würde, da driften sie weg. Wie kann man diese beiden Sachen voneinander trennen?
Ich kann dir die Frage nicht in letzter Konsequenz beantworten, weil ich die Grenzen der Kirchen nur sehr begrenzt als Grenzen anerkenne. Wenn ich mir die katholische Kirche anschaue, gibt es einen Katechismus, und ich kann sagen: Es gibt eine Organisation, und in dieser Organisation gilt der Katechismus. Das wäre das Denken, mit dem du auf mich zukommst.
In Wirklichkeit ist diese Organisation aber ein Organismus. Ich muss sehr genau schauen, mit wem ich es zu tun habe. Ich behaupte einfach mal, dass dieser Text hier weniger eine Aussage über eine Organisation trifft als über konkrete Menschen, die mir begegnen, oder konkrete Geistwirkungen, um es genauer zu machen.
Wenn ich mir die katholische Kirche anschaue, müsste ich sagen, dass diese Marienerscheinungen, bei denen man den Test angewandt hat, keine dieser Erscheinungen je behauptet hat, dass Jesus Gott im Fleisch ist. Da sagt man: Ups, das ist schon merkwürdig.
Auf der anderen Seite kenne ich im Rahmen der katholischen Kirche Kreise, und vielleicht seht ihr das anders, dann müsst ihr mich als Älteste kurz korrigieren, aber es ist meine Meinung im Moment: Das sind gläubige Leute. Wirklich gläubige Leute.
Ich kann es nicht anders sagen: Es sind gläubige Leute. Aber was machst du dann mit ihrem Denken? Zum Beispiel das typisch katholische Konzept des Fegefeuers – ich bekomme das nicht so ganz zusammen, ehrlich gesagt –, wie passt das, wenn jemand auf der einen Seite wirklich jesusgläubig ist, aber dann Dinge glaubt, die in meinen Augen diesem Jesusglauben widersprechen?
Allein die Idee eines Gnadenschatzes widerspricht dem Kreuz für mich diametral. Das bedeutet aber nicht, dass der einzelne Gläubige diesen Widerspruch nicht wahrnimmt und ihn für sich irgendwie auflöst. Dann sage ich: Wow, spannend, nicht nachvollziehbar, aber irgendwie echt.
Ich erlebe jemanden, der wirklich gläubig ist, und ich kann ihm seinen Glauben nicht absprechen, weil er Jesus zutiefst liebt. Aber er hat bestimmte Formen der Frömmigkeit und bestimmte Sachen, bei denen ich denke: Da musst du noch mal drüber nachdenken. Aber er denkt nicht darüber nach.
Vielleicht ist das so, wie man einem alten Brüdergemeindler nicht beibringen kann, dass der Tisch des Herrn aus Maleachi ist und ein Bild für etwas ganz anderes. Nein, das ist ein Tisch, der steht vorne. Da kannst du noch so viel reden und sagen: Hey, das kommt aus 1. Korinther 10, und da wird Maleachi zitiert. Es geht um den Opferaltar des Alten Testaments, nicht um den Tisch.
Doch, das ist ein Tisch, der muss vorne stehen, und zwar in der Mitte zwischen den Brüdern. Wir lachen darüber. Ich wollte dieses Beispiel ganz bewusst nicht karikieren. Wir haben manchmal Denkgrenzen bei Menschen, die können wir nur anerkennen und sagen: Ist halt so.
Innerhalb eines Systems, einer Kirche, hast du Menschen, die damit leben. Da sage ich einfach: Okay, das ist nicht mein Job. Ich werde diese Geschwister lieben, für sie beten und sie genauso bewundern wie Brüdergemeindler. Ansonsten kann ich nichts weiter denken.
Aber ich weiß, dass der Geist, der in ihnen wirkt, der Heilige Geist ist. Wie weit der Heilige Geist dann in ihrem Leben kommt, ob sie sich so weit von irrigen Ansichten lösen können, dass sie wirklich zum Evangelium durchbrechen und wirklich Buße tun, das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass der Geist Gottes dahinter steckt.
Das bedeutet mir schon sehr viel. Ich hoffe, ich habe es nicht zu komplex dargestellt. Ich würde mir lieber den einzelnen Menschen anschauen. So geht es mir übrigens auch bei allen Strömungen, die ich genannt habe.
Es geht mir auch bei einem Zeugen Jehovas so: Es würde mich nicht wundern, wenn wir ein paar Zeugen Jehovas in der Ewigkeit finden, die einfach verpeilt haben, dass Jesus der Erzengel Michael sein soll. Es ist nicht leicht. Warum sollte es das nicht geben, dass Leute ihre eigene Theologie nicht kennen, Bibel lesen und feststellen: Das macht eigentlich viel mehr Sinn?
Ich habe einen sehr guten Freund, der mit den Zeugen Jehovas angefangen hat, die Bibel zu lesen, dann festgestellt hat, die Bibel sagt etwas anderes, und sich bekehrt hat. Eigentlich hatte er nur mit den Zeugen zu tun, aber sie haben ihn zur Bibel geführt, und er hat sich richtig bekehrt.
Warum sollte so etwas nicht auch innerhalb der Zeugen Jehovas passieren? Ich werde Gott da keine Schranken setzen. Aber wenn der Zeuge vor mir steht und sagt, Jesus ist der Erzengel Michael, dann sage ich ihm: Weißt du was, Freund, in dir wirkt nicht Gottes Geist. Das kann ich dir sagen, weil du diese Lehre nicht bringst.
Ich würde sogar einen Schritt weitergehen: In 2. Johannes heißt es, dass wir solche Leute eigentlich meiden sollen. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu engen Umgang mit solchen Leuten haben. „Zu eng“ heißt noch nicht ein evangelistisches Gespräch.
Wenn wir anfangen würden, mit Zeugen Jehovas zusammen Gottesdienst zu feiern, nur weil sie vielleicht drei Straßen weiter wohnen, das würde ich nicht tun. Ich würde nicht den Eindruck vermitteln, dass das alles gleich ist. Ich würde mich deutlich von dieser Richtung distanzieren.
Aber es bleibt eine Spannung bei deiner Frage. Ich habe sie nicht in letzter Konsequenz beantworten können, weil der Text in eine andere Richtung geht. Er will mir, wenn ich auf so ein Phänomen treffe, erst mal eine erste Handreichung geben: Ist das überhaupt möglicherweise von Gott oder nicht?
Weitere Fragen? Gestern fehlten noch zwei oder drei, war das so? Wollen wir das heute wieder machen? Gut.