Ich möchte heute Morgen über einen Abschnitt aus dem Neuen Testament sprechen. Dabei möchte ich etwas Frisches weitergeben, das mir erst in der vergangenen Woche beim Bibellesen wichtig wurde.
Lasst uns gemeinsam das Johannes-Evangelium, Kapitel 14, aufschlagen. Genauer gesagt, ab Vers 15.
Dieser Abschnitt gehört zu den sogenannten Abschiedsreden. Es ist der Abend vor der Kreuzigung. Jesus hatte gerade mit seinen Jüngern das Passamahl gefeiert und dabei das Herrenmahl eingesetzt, das wir auch oft Abendmahl nennen.
Nun spricht Jesus mit seinen Jüngern darüber, dass er zum Vater zurückkehren wird. Außerdem kündigt er an, dass bald der Heilige Geist zu den Jüngern kommen wird.
Einführung in die Abschiedsreden Jesu
Lesen wir hier Johannes 14, Vers 15:
„Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten. Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Ich werde euch nicht verlassen, ich komme zu euch. Noch eine kleine Zeit, und die Welt wird mich nicht mehr sehen, ihr aber seht mich, weil ich lebe; werdet auch ihr leben.
An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.“
Judas, nicht der Ischariot, spricht zu ihm: „Herr, wie kommt es, dass du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt?“
Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.
Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.
Dies habe ich zu euch geredet, während ich bei euch weile. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt und sei auch nicht furchtsam.
Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und ich komme zu euch. Wenn ihr mich lieb hättet, so würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.
Und jetzt habe ich es euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, wenn es geschieht.
Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir.
Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat, steht auf, lasst uns von hier fortgehen.“
Fünf übernatürliche Segnungen für Christen
Ein längerer Abschnitt. Ich möchte Ihnen fünf übernatürliche Segnungen vorstellen, die die Welt nicht genießen kann. Fünf übernatürliche Segnungen, die der Welt verwehrt bleiben.
1. Ein übernatürlicher Helfer
Erstens: Wir Christen haben einen übernatürlichen Helfer.
Vers 16 sagt: „Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben.“ Beistand, Helfer, Tröster, Fürsprecher, Sachwalter, Paraklet – all diese Begriffe stehen im Griechischen für dasselbe Wort. Dieses Wort gibt es im Deutschen nicht direkt, deshalb müssen wir es mit mehreren Begriffen wiedergeben. Die vier oder fünf genannten Worte drücken zusammen aus, was ein Paraklet ist: ein Beistand, ein Helfer, ein Tröster, ein Fürsprecher, ein Sachwalter – all das ist ein Paraklet, all das ist der Heilige Geist, ein übernatürlicher Helfer.
Hier lehrt uns unser Herr einige sehr wichtige Wahrheiten im Blick auf den Heiligen Geist. Er sagt: Der Vater wird euch einen anderen Helfer geben. Im Griechischen gibt es zwei Worte für „anderen“: allos und heteros. Heteros kennt man vielleicht aus Begriffen wie heterogen. Hier steht allos, was einen anderen Helfer derselben Art meint – also einen anderen Helfer, der derselben Art ist, nicht einen ganz anderen oder einer anderen Art.
Das ist ein wichtiger Hinweis auf die göttliche Dreieinheit: Vater, Sohn, Heiliger Geist. Es sind Gottwesen derselben Art: Vater, Sohn, Heiliger Geist. Der Herr Jesus sagt praktisch: „Ich war bei euch als Gott, der Sohn. Ich gehe zum Vater, zu Gott, dem Vater, und ich sende euch dafür Gott, den Heiligen Geist.“ Einen anderen Helfer derselben Art, Gott in Gestalt des Heiligen Geistes, wird zu euch kommen, sagt der Herr Jesus.
Und dieser Geist wird bei uns sein in Ewigkeit, wie es in Vers 16 heißt: „dass er bei euch sei in Ewigkeit.“ Das ist ein wesentlicher Unterschied zum Alten Testament. Viele von euch wissen, dass im Alten Testament der Heilige Geist nur vorübergehend auf einen Menschen kam, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, zum Beispiel auf einen Propheten, Priester oder König. Aber jetzt sagt der Herr Jesus, dieser Geist wird bei uns sein in Ewigkeit – nicht vorübergehend, sondern für immer.
Diese Lehre bestätigt auch der Apostel Paulus in seinen Briefen. Er schreibt an die Epheser, dass wir mit dem Heiligen Geist versiegelt sind bis auf den Tag der Erlösung. Er wird bei uns sein in Ewigkeit, dieser Heilige Geist.
Es ist der Geist der Wahrheit, fährt der Heiland fort. Er sagt: „Der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann.“ Warum ist der Heilige Geist ein Geist der Wahrheit? Weil er von Gott kommt, der ein Gott der Wahrheit ist. Er verherrlicht den Sohn, der selbst die Wahrheit in Person ist – der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Der Heilige Geist führt uns in die Schrift hinein, und die Schrift ist das Wort der Wahrheit. Er führt auch diejenigen in die Wahrheit, die diesen Heiligen Geist empfangen haben und in denen er Wohnung gemacht hat. Er will uns immer mehr in die Wahrheit führen und unser Leben wahrhaftig machen – im besten Sinne des Wortes. Er ist der Geist der Wahrheit.
Der Herr sagt weiter, die Welt kennt den Heiligen Geist nicht und kann ihn nicht empfangen. Die Welt glaubt ja nur, was sie sieht. Das sagen uns Menschen immer wieder: „Ich glaube nur, was ich sehe.“ Da man den Heiligen Geist nicht sehen kann, zucken die Weltmenschen mit den Achseln oder spotten darüber, wenn vom Heiligen Geist die Rede ist. Oft wird über ihn gespottet.
Die Welt kann den Heiligen Geist nicht erkennen, er ist ihnen fremd und suspekt. Sie kann nichts mit der Lehre vom Heiligen Geist anfangen, sagt der Herr Jesus hier. Sie kann ihn nicht empfangen.
Aber wir Christen kennen ihn, und er wird in uns sein, sagt er hier. Denn er bleibt bei euch und wird in euch sein (Vers 17). Das ist ein großer Unterschied zum Alten Testament. Im Alten Testament kam der Heilige Geist vorübergehend auf einen Menschen, wie schon erwähnt. Jetzt aber kommt er bleibend in einen Menschen, bleibend und versiegelt.
Damals war der Heilige Geist nur vorübergehend über einen Menschen und konnte wieder genommen werden. Darum musste David beten, als er die Geschichte Sauls ganz nah vor Augen hatte und sah, wie Saul endete. Er betete im Psalm 51: „Herr, nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir, wie du es bei Saul getan hast.“ Aber das ist alttestamentlich, liebe Brüder und Schwestern, kein neutestamentliches Gebet.
Der Herr Jesus verheißt hier, dass er den Geist senden wird, und dass er bei euch bleibt und in euch sein wird. Er sagt in Vers 16, dass er bei euch sei in Ewigkeit. Wer es glauben will, der glaube es, und wer nicht, der lasse es bleiben. Hier steht es, er hat es zugesagt. Seit Pfingsten kommt er in seine Jünger hinein.
Fassen wir diesen ersten Punkt zusammen: Wir sehen, der Herr gibt uns übernatürliche Segnungen. Die erste und schönste Segnung, die wir hier sehen, ist, dass wir einen übernatürlichen Helfer haben – den Heiligen Geist, den Beistand, den Tröster, den Sachwalter, den Paraklet. Er hilft uns, die Wahrheit zu erkennen und die Schrift zu verstehen. Er macht den Herrn groß und tröstet uns auch in schwierigen Lebenslagen.
Paulus sagt sogar, dass er uns vor dem Vater mit unaussprechlichem Seufzen vertritt, wenn wir in großer Schwachheit sind. Das ist ein übernatürlicher Helfer – Realität. Damit dürfen wir in unserem Alltag rechnen.
2. Ein übernatürliches Leben
Zweitens: Wir Christen haben ein übernatürliches Leben. Fritz Kleines Dickes Meier aus Österreich, der 1992 hier in Käferthal eine Woche lang das Wort im Kulturhaus verkündigt hat, hat uns einmal bei einer Freizeit gefragt: Ist es eigentlich schwer oder leicht, ein Christenleben zu führen?
Wir haben eine Weile überlegt. Dann kamen verschiedene Antworten: Die einen sagten, es sei schwer, die anderen meinten, es sei leicht. Darauf sagte er: Ihr habt alle unrecht. Es ist unmöglich, ein Christenleben aus eigener Kraft zu führen. Wir können kein Christenleben leben. Womit denn? Mit unserem Fleisch, mit unseren Mühen und Anstrengungen wollen wir ein Christenleben führen?
Das wird man dann auch sehen, und es wird entsprechend so sein, wenn wir versuchen, ein Christenleben aus eigener Kraft zu führen. Das führt zu einem frommen Krampf – nicht mehr und nicht weniger. Und manchmal sieht unser Leben genau so aus. Wir können kein Christenleben aus uns selbst führen.
Schaut mal, was hier steht: In Vers 18 heißt es: „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch noch ein kleines Weilchen, und die Welt sieht mich nicht mehr, ihr aber seht mich; denn ich lebe, und ihr werdet auch leben.“ Das ist ein übernatürliches Leben, das er uns versprochen hat.
Er, der Herr Jesus Christus, der Auferstandene, kommt im Heiligen Geist in unser Leben hinein, und dann können wir ein Christenleben führen. Er führt es in uns. Der Heilige Geist ist niemand anders als der unsichtbare Jesus Christus in unserem Herzen. Der Auferstandene lebt in uns – trotz all unserer Schwachheit, die in uns ist und auch an uns, an mir selbst.
Aber die Realität ist: Er ist in unser Leben gekommen und lebt jetzt sein Leben in uns. Er sagt zu den Jüngern: „Noch ein kleines Weilchen, und die Welt sieht mich nicht mehr.“ Der Auferstandene hat sich der Welt nicht mehr gezeigt, sondern nur noch seinen Jüngern und Saulus auf dem Weg nach Damaskus. Den Menschen der Welt hat er sich nicht mehr gezeigt.
Ich habe schon einmal gesagt: An seiner Stelle hätte ich mich am ehesten bei den Hohenpriestern und Schriftgelehrten gemeldet und gesagt: „Hier bin ich, damit ihr seht, was ihr angerichtet habt.“ Aber er hat es nicht getan. Er hat sich ihnen allen nicht mehr gezeigt, sondern nur seinen Jüngern und Saulus.
Er sagt: „Ihr aber seht mich.“ Das war in den vierzig Tagen zwischen der Auferstehung und der Himmelfahrt. Und dann sagt er: „Ich komme zu euch“ – nämlich im Heiligen Geist in uns hinein, damit wir ein Christenleben führen können.
Ohne den Heiligen Geist ginge es nicht, liebe Geschwister. Es wäre nicht leicht oder schwer, es wäre unmöglich. Ohne den Heiligen Geist gibt es kein wirkliches Christenleben, sondern nur einen christlichen Krampf und eine fromme Form, aber kein wahres Leben.
Der Herr sagt: „Weil ich lebe, werdet auch ihr leben!“ Er hat uns sein Auferstehungsleben geschenkt – ein übernatürliches Leben.
Ihr lieben Geschwister, wir betonen oft in der Verkündigung, was Jesus Christus damals für uns getan hat. Und das ist richtig so. Das können wir gar nicht oft genug betonen – was er damals an Golgatha und am Auferstehungsmorgen für uns getan hat.
Aber wir dürfen nicht vergessen, was er heute in uns und durch uns tun will – der Auferstandene, der in unser Leben gekommen ist. Christsein ist nicht nur, ein paar fromme Lieder zu singen und Halleluja zu rufen. Christsein ist Todes- und Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus.
Ich bin mit ihm gestorben und mit ihm auferstanden, und er lebt in mir. Er lebt in mir, der Auferstandene. Und wenn du merkst: „Das kenne ich ja noch gar nicht so, das habe ich so noch nicht erlebt“, dann bitte den Herrn, dass er in dein Leben kommt und sein Leben in dir führen möchte.
Ich bete oft eine alte Liedstrophe:
„Ich wünsche mir kein anderes Leben,
als das dein Sterben mir gegeben
und du am Kreuz erworben hast;
drum beug all meinen Eigenwillen,
dass er sich göttlich möge stillen
bei deines Kreuzes sanfter Last.“
Dieses alte Lied muss ich einfach oft beten. Und morgens, wenn ich meine Bibel gelesen habe und Zeit zum Gebet mit dem Herrn habe, bete ich oft die Worte:
„Herr Jesus, lebe du heute dein Leben durch mich,
ziehe andere Menschen zu dir,
und lass mich heute helfen, deine Gemeinde auf dieser Erde zu bauen.“
Das ist mein morgendliches Gebet: Lebe dein Leben durch mich!
Dein Auferstehungsleben, dein übernatürliches Leben zusammen mit meinem ist nicht viel wert, wenn es nicht gelebt wird.
Wir Christen haben ein übernatürliches Leben, das die Welt nicht kennt. Wir tragen Christus in uns. Er hat uns Leben in Fülle versprochen, und mit weniger sollten wir uns nicht zufrieden geben.
3. Eine übernatürliche Gemeinschaft mit Gott
Drittens: Wir Christen haben eine übernatürliche Union. Ich kann es nicht anders sagen, ich muss es so nennen: Wir haben eine übernatürliche Union. Damit meine ich nicht eine bestimmte Partei in unserem Land, sondern eine geistliche, übernatürliche Union.
In Vers 20 heißt es: „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir, und ich in euch.“ Wie euch sicher selbst schon aufgefallen ist, steht in Vers 23 am Ende: „Und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“ Wir – der Vater und der Sohn – nehmen Wohnung in einem Gläubigen durch den Heiligen Geist. Die ganze Gottheit nimmt Wohnung in einem menschlichen Herzen, das von der Sünde gereinigt ist und in das er einziehen darf. Das ist gewaltig.
Ich möchte hier aus dem Abschnitt nur zwei Aspekte herausgreifen: Wir haben eine übernatürliche Union. Unser Herr spricht hier von dem wunderbaren Geheimnis der Innewohnung der Gottheit in einem Gläubigen. Vater, Sohn und Heiliger Geist wollen in uns Wohnung nehmen und haben bereits in uns Wohnung genommen.
„An jenem Tag“, sagt der Herr Jesus – das ist der Pfingsttag –, „werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.“ „Ich in euch“ bedeutet: Seit Pfingsten nimmt der Herr Jesus im Heiligen Geist Wohnung in jedem Gläubigen. „Ihr in mir“ heißt, dass es seit Pfingsten die Gemeinde gibt, den Leib Jesu Christi, an dem er das Haupt ist. „Ihr in mir“ bedeutet, dass jeder Gläubige in diesen Leib eingegliedert ist.
„Ich in euch“ – Christus nimmt Wohnung in unserem Herzen. „Ihr in mir“ – wir werden Glieder an dem weltweiten Leib Christi, der Gemeinde, der Braut. Das ist etwas Wunderbares. Diese beiden Wahrheiten sprechen von einer übernatürlichen Union, von einer Einheit zwischen dem Herrn und uns.
Wir sind in Christus, „ihr in mir“. Wir stehen so vor Gott, dass wir in alle Verdienste unseres Erlösers eingehüllt sind. Wir sind in Christus, nicht mehr in Adam. Nur die Hannelore ist noch in Adam, aber nur äußerlich; im Wesentlichen sind wir in Christus, und Christus ist in uns.
Diese sehr persönliche Gemeinschaft kann und soll wachsen. Der Schlüssel zum Wachstum heißt Gehorsam. Wenn wir seinen Willen tun, wird sich unser geliebter Herr immer mehr offenbaren – so steht es in den Versen. Das wird Freude in unser Leben bringen. Die Gemeinschaft mit ihm wird wachsen.
Ihr werdet es immer wieder erleben, ich auch: Wir haben Augenblicke, vielleicht auch längere Zeiten, der ganz glückseligen Gemeinschaft mit dem Herrn. Er ist uns so nah, wie es nur näher sein kann. Wir sind wirklich vor ihm und können ihm nur in tiefer Demut und Freude danken für alles, was er in unserem Leben getan hat und wer er für uns geworden ist.
In seinem ersten Brief schreibt Johannes: „Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus, und dies schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.“ Das ist die übernatürliche Union: Christus und der Vater in uns, und wir in ihm, eingegliedert in seinen Leib. Leib und Haupt sind untrennbar miteinander verbunden – eine Lebensverbindung zwischen Haupt und Gliedern.
4. Ein übernatürlicher Lehrer
Wir Christen haben einen übernatürlichen Lehrer
Vers 26: Ihr, die ihr noch zur Schule geht und euch mit euren Lehrern herumschlagen müsst, wünscht euch sicher einen übernatürlichen Lehrer. Das wäre doch etwas – nicht so „Flaschen“, wie es manchmal vorkommt. Sicher habt ihr aber auch gute Lehrer. Dazu möchte ich nur zwei Dinge sagen.
Zuerst lesen wir Vers 26 noch einmal: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Ein übernatürlicher Lehrer.
Zum einen hat sich diese Verheißung Jesu buchstäblich an den Jüngern erfüllt. Sonst hätten wir in unserer Bibel keine Evangelien. Die Evangelien, auch das Johannesevangelium, sind Berichte über das Leben Jesu, sein Leiden, Sterben und seine Lehre. Ihr wisst, die Evangelien wurden zwanzig, dreißig, vierzig Jahre nach dem Leben Jesu geschrieben. Das war nur möglich, nicht weil die Jünger eine besondere Merkfähigkeit oder Memotechnik hatten, sondern weil der Heilige Geist sie an alles erinnert hat, was der Herr gelehrt hat und was sie schreiben sollten.
Der Heilige Geist als übernatürlicher Lehrer wird euch alles lehren. Das ist der Grund, warum wir heute eine vollkommene, irrtumslose und inspirierte Bibel in der Hand halten dürfen.
Zum anderen dürfen wir diese Aussage aus Vers 26 auch auf uns heute anwenden. Auch uns will der Heilige Geist lehren und erinnern. Es ist gut, wenn wir vom Heiligen Geist gelehrt werden – nicht nur von Bruder X, Bruder Y oder Bruder Z. Wir sollten vom Heiligen Geist gelehrt und erinnert werden.
Diese kostbare Verheißung möchte ich am liebsten jeden Tag für mich in Anspruch nehmen. Am Morgen, wenn ich meine Bibel aufschlage, bitte ich den Herrn, dass er mich durch seinen Heiligen Geist lehren möge. Dass ich sein Wort verstehen kann und die Zusammenhänge sowie Lehren der Bibel immer besser erfasse. Für all das brauchen wir einen übernatürlichen Lehrer.
Wenn wir ohne den Heiligen Geist die Bibel lesen, dann ist das Bild gesprochen so, als säßen Spatzen auf einer Überlandleitung. Dort fließen vierzigtausend Volt, aber den Spatzen kribbelt es nicht einmal an den Füßen. So geht es uns, wenn wir ohne den Heiligen Geist die Bibel lesen. Da kribbelt nichts, und wir verstehen auch nichts. Wir brauchen die Erleuchtung des Heiligen Geistes beim Lesen der Schrift, und genau das ist uns hier zugesagt.
Der Heilige Geist, unser übernatürlicher Lehrer, wird uns lehren und erinnern. Deshalb bitte ich am Morgen den Herrn, dass er mir sein Wort aufschließt und mich lehrt. Dann vertraue ich darauf, dass er mich auch tagsüber und in der Woche, die vor uns liegt, an sein Wort erinnert. Beides brauchen wir.
Aber wenn du morgens nur SWF 3 gehört hast und in Mannheim am Morgen die Todesanzeigen gelesen hast, woran soll dich der Heilige Geist den ganzen Tag erinnern? Höchstens daran, dass auch für dich eines Tages Schluss sein könnte und deine Todesanzeige in Mannheim steht. Aber daran willst du nicht den ganzen Tag erinnert werden. Es gibt schönere Dinge, an die uns der Heilige Geist erinnern möchte. Doch zuerst will er lehren und dann erinnern.
Liebe Brüder und Schwestern, ich bitte euch: Lest am Morgen eure Bibel! Die Bibel muss in uns hineingehen, und wir müssen in die Bibel hineingehen. Täglich wollen wir in der Schrift forschen, wie die Geschwister in Beröa.
Wenn wir diesen wunderbaren, übernatürlichen Lehrer, den Heiligen Geist, an uns wirken lassen, wird unser Bibelstudium fruchtbar sein. Wir werden durch den Heiligen Geist in alle Wahrheit hineingeleitet. Das gilt für alle Lehren der Schrift, auch für die Lehre im Blick auf Verlierbarkeit und Unverlierbarkeit des Heils.
Lassen wir uns vom Heiligen Geist leiten in die Wahrheit seines Wortes.
5. Ein übernatürlicher Friede
Fünftens und letztens: Wir Christen haben auch einen übernatürlichen Frieden. Vers 27 enthält die wunderbaren Worte, die sehr bekannt sind aus dem Abschnitt: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ Der Heiland meint hier natürlich nicht den politischen Frieden, das ist klar. Er spricht von einem übernatürlichen Frieden, den die Welt nicht kennt.
In dieser Welt gibt es eigentlich keinen echten Frieden. Hier gibt es vielleicht Waffenstillstände oder Nichtangriffspakte oder Ähnliches. Aber der Herr Jesus spricht vielmehr vom Kreuzesfrieden, den er den Seinen bringen will – durch seinen Tod am Kreuz, durch sein Opfer und seine Auferstehung. Es ist der Friede mit Gott, der unsere Seele durchdringen will.
Es ist der Friede, der uns ruhig bleiben lässt, wenn die Weltmächte mal wieder mit den Säbeln rasseln, wie China und USA in den letzten Wochen. Ja, es ist der Friede, der uns geborgen sein lässt, wenn wir auf dem Untersuchungs- oder Operationstisch liegen müssen. Es ist der Friede, der uns gelassen sein lässt, wenn die weltweiten Aktienbörsen mal wieder Achterbahn fahren.
Es ist der Friede, der uns auch in Ehe-, Familien- und Erziehungskrisen nicht ohne Hoffnung sein lässt. Es ist der Friede, der uns in dieser Welt der scheinbar unstillbaren Begierden auch zur Zufriedenheit führen will. Friede und Zufriedenheit hängen zusammen. Zufriedenheit in Christus bedeutet, dass wir nicht alles haben müssen, was uns angeboten wird, sondern auch mal zufrieden sein können.
Kurz gesagt: Es ist der Friede, der höher ist als alle Vernunft – Gottesfriede eben. Ein übernatürlicher Friede, den die Welt nicht geben kann.
Darf ich mal so persönlich fragen: Kennst du diesen Frieden eigentlich oder weißt du jetzt gar nicht, wovon ich spreche? Ist dein Herz ruhelos und ohne Frieden? Dann komme zu dem, der diesen Frieden einzig und allein geben kann.
Aber ich möchte nicht verschweigen, dass dieser übernatürliche Friede nicht unangefochten ist. Wir sehen es in Vers 30, am Ende unseres heutigen Abschnitts. Der Herr sagt: „Ich werde nicht mehr vieles mit euch reden, denn der Fürst der Welt kommt“ – ein schauerlicher Ausdruck für den Teufel. „Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir.“
Ihr Lieben, diese Worte sind rot unterstrichen in meiner Bibel, knallrot: „Er hat nichts in mir.“ Was bedeutet das? Jesus wusste, dass Judas bereits mit den Soldaten unterwegs war. In Judas war der Satan gefahren. Nachdem er den Bissen genommen hatte, kam der Teufel in Gestalt von Judas und den Kriegsgesichtern, den Soldaten. Sie wollten ihn gefangen nehmen, damit sie ihr Werk mit ihm treiben konnten.
Und der Teufel kam. Jesus sagt: „Er kommt, und er hat nichts in mir.“ Das heißt, der Teufel hatte in Christus keinerlei Angriffsfläche. Weder in seiner Gedankenwelt noch in seinen Taten. Der Herr war ohne Sünde. Der Teufel hatte nichts in ihm – gar nichts.
Mein Freund Bill Macdonald schreibt dazu: „In Christus gab es nichts, was auf die bösen Versuchungen Satans reagiert hätte.“ Das ist schön ausgedrückt: In Christus gab es nichts, was auf die bösen Versuchungen Satans reagiert hätte.
Wie viel Angriffsfläche hat er in uns? Wie schnell hat er uns hier und da gepackt – rechts und links, oben und unten, vorne und hinten? Überall kann er uns packen. Er kommt, um uns den Frieden zu rauben, diesen übernatürlichen Frieden.
Wie steht es da bei uns? Hat der Feind etwas in uns, wo er ansetzen kann? Wo kann er immer wieder ansetzen? In unserer Gedankenwelt, in unserer Phantasie – da fängt es meistens an. In Gedanken, bei unserer Empfindlichkeit: Es tut weh, wenn uns einer übersehen hat und nicht gegrüßt hat, und das ist nicht gewesen.
Und wo der Untreue immer wieder Nahrung gegeben wird durch böse Bilder oder Literatur? Ist es Hartherzigkeit und Unversöhnlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen? Es gibt viele, viele Angriffsflächen. Bei dem einen ist es das, bei dem anderen mehr das, bei wieder einem anderen der Stolz – dass er einfach stolz ist in seinem Herzen, was er alles kann, ist und macht.
Ihr Lieben, hier müssen wir wirklich aufpassen. Da mahnt uns die Schrift. Der Teufel kann uns zwar nicht die Seligkeit rauben, aber er will uns Frieden, Freude und Frucht stehlen. Er ist ein Friedensräuber, Freudenräuber, Fruchtdieb – das ist er.
Wollen wir darauf achten, dass er so wenig wie möglich Angriffsfläche in uns finden kann. Die Schwierigkeiten kommen zwar von außen, aber sie können uns nur dann den Frieden rauben, wenn sie in uns Angriffsfläche finden.
Abschluss und Gebet
So, ihr jungen Leute, jetzt kommt der berühmte Satz, ich muss zum Schluss kommen, es ist auch gleich halb zwölf. Wir haben über fünf natürliche Segnungen nachgedacht, die hier in dem Abschnitt entfaltet werden. Fünf natürliche, übernatürliche Segnungen.
Und schenke doch der Herr, dass wir diese Segnungen in Anspruch nehmen, dass wir sie wirklich nehmen, so wie sie in der Schrift dastehen. Sie sind uns gegeben, und wir dürfen sie im Glauben nehmen, jeder von uns. Es muss sich mit Glauben verbinden. Alles, was uns in der Schrift angeboten wird, muss sich mit Glauben verbinden. Dann kommt es in unser Leben und bewirkt etwas.
Wir haben an diesem Wochenende das Werk des Vaters in der Errettung gesehen. Er hat uns bereits vor Grundlegung der Welt erwählt. Er hat uns jetzt in dieser Zeit berufen mit einem heiligen Ruf. Er hat uns zum Sohn hingezogen.
Wir haben das Werk des Sohnes in der Errettung gesehen. „Er, der Sohn, hat uns mit seinem teuren Blut für Gott erkauft, und er wird uns nie mehr loslassen. Niemand kann uns aus seiner Hand reißen“, haben wir gestern Abend gehört, Johannes 10,28.
Der Sohn hat das Werk des Heiligen Geistes angekündigt. Und das Werk des Heiligen Geistes ist geschehen in der Errettung: Als wir gläubig wurden, kam er in unser Leben. Er hat uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung. Er hat uns versiegelt und bleibt in uns, steht hier in Ewigkeit.
Das ist das Werk des Geistes, und dieses Werk hat uns fünf Segnungen gebracht, über die wir gerade nachgedacht haben – übernatürliche Segnungen. Wir mussten uns entscheiden, aber unsere Errettung ist ganz und gar das Werk Gottes und nicht das Werk eines Menschen.
Wir werden nicht bewahrt aufgrund von irgendetwas, das in uns selbst liegt oder aufgrund von etwas, das wir tun oder getan haben. Unsere Errettung beruht auf der Macht Gottes und auf der Treue Gottes. Darum können wir, die wir das so in der Bibel nehmen und glauben, wirklich sicher sein in der Errettung.
Jeder von uns muss seine persönliche Antwort finden, das will ich am Schluss noch einmal betonen. Meine Antwort hilft euch in Stunden der Anfechtung und Versuchung nicht. Da bin ich vielleicht zweihundert Kilometer oder noch weiter weg, ich kann euch da nicht helfen. Ihr müsst die Antwort selbst in der Schrift suchen und finden.
Aber jeder von uns braucht einen Felsengrund der biblischen Lehre und Verheißungen unter seinen Füßen. Und das wünsche ich euch von ganzem Herzen, dass jeder von uns den Schild des Glaubens und den Helm des Heils ganz ergreifen kann, die Waffenrüstung Gottes auch in dieser Weise gebrauchen kann.
Wollen wir dem Herrn danken? Wollen wir aufstehen und für seine übernatürlichen Segnungen in unserem Leben danken?
Ja, Vater im Himmel, das wollen wir von Herzen tun. Dir danken, dem großen, lebendigen, souveränen Gott, für das, was du uns völlig unverdient geschenkt hast in Jesus Christus. Herr, wir haben es nicht verdient, und wir müssen dir unsere Schwachheit, unsere Unzulänglichkeit bekennen, auch unsere Untreue, unsere Dinge, die in unserem Leben sind, wo der Feind Angriffsfläche hat.
Du kennst das alles, wir sind schwach, Herr. Keiner von uns würde das Ziel erreichen, wenn du uns nicht mit deiner starken Hand ergriffen hättest und zum Ziel bringen würdest. Danke für deine übernatürlichen Segnungen, danke, Herr, für den Heiligen Geist, der Wohnung genommen hat in uns und der unser Lehrer ist, unser Beistand, Helfer und Tröster, der uns auch in alle Wahrheit hineinführt.
Herr, lass das Werk deines Heiligen Geistes in uns geschehen, dass auch die Frucht deines Geistes wachsen und reifen in uns, dass man Christus an uns sieht, dass er Gestalt gewinnt in unserem Leben.
Ich möchte auch noch einmal bitten für die Gemeinde hier, die du gebaut hast: Halte sie zusammen, sei du in der Mitte. Der Herr Jesus, Herr, mit seinen wunderbaren, erhabenen Worten, die wir heute Morgen gehört haben – lass ihn im Mittelpunkt sein.
Schenk du auch, dass keine Lehrfrage und keine menschlichen Dinge die Geschwister auseinanderbringen dürfen. Bewahre du sie. Danke, dass du es verheißen hast und gebetet hast, selbst in deinem hohenpriesterlichen Gebet. Und der Vater hat dein Gebet erhört. Dafür preisen wir dich, lieber Herr. Amen.