Hey, herzlich willkommen zum Predigt-Podcast von Neuland. Wir freuen uns, dass du eingeschaltet hast.
Wir hoffen, dass du aus der folgenden Predigt viel für deine Beziehung zu Gott und für dein Leben mitnehmen kannst.
Leitung ist unmöglich.
Das ist eine interessante Art, eine Predigtreihe oder eine Predigt zum Thema Leiterschaft zu beginnen. Doch genau das ist der Punkt: Leitung ist unmöglich.
Ich sage das nicht, um im Vorfeld meine eigenen Fehler in der Leiterschaft zu kaschieren oder zu entschuldigen und dann zu behaupten, es sei ja sowieso nicht möglich. Dieses Zitat stammt von einer bekannten Unternehmensberaterin, die auch ein Buch über Leiterschaft geschrieben hat. Sie beginnt ihr Buch mit den Worten: Leitung ist unmöglich.
Für diejenigen von euch, die beim letzten Mal dabei waren: Nadine hatte zu Beginn eine kleine Umfrage gemacht. Wenn ihr euch erinnert, ging es darum, was ihr von guten Leitern erwartet. Dabei habt ihr eine breite Palette an wirklich guten Punkten genannt, bei denen man sagen kann: „Hey, das sind total berechtigte und gute Ansprüche.“ Aber gleichzeitig ist klar geworden, dass es unmöglich ist, dass eine einzelne Person all diese Eigenschaften verkörpert und umsetzt.
Von daher kommen wir wieder zu dem Punkt: Es ist einfach unmöglich.
Wir sind in dieser Predigtreihe über Leiterschaft, und beim letzten Mal haben wir mit einer allgemeinen Einleitung begonnen. Ich möchte es noch einmal betonen: Das Ziel dieser Predigtreihe ist zweifach.
Zum einen befinden wir uns als Gemeinde gerade in einem Leitungswechsel – von einem Gründungsteam hin zu einem berufenen Ältestenteam. Zum anderen möchte ich diesen Prozess, in dem wir uns befinden, auch lehrmäßig begleiten. So können wir alle verstehen, was hier eigentlich gerade passiert, warum wir das alles tun und was das Ziel dahinter ist.
Außerdem soll es darum gehen, unser gemeinsames Verständnis von Leitung und Leiterschaft innerhalb von Neuland zu klären.
Ich möchte euch und uns alle auch ganz persönlich herausfordern. Denn so ziemlich jeder von uns ist an der einen oder anderen Stelle in Sachen Leidenschaft gefordert. Ich hoffe, ihr konntet das ein bisschen reflektieren und habt euer eigenes Leben dabei etwas genauer betrachtet.
Ob dir das nun bewusst ist oder nicht: Du hast Einfluss auf andere Menschen. An der Stelle, an der du Einfluss hast, übst du eine Art Leitung aus. Wenn dir das bewusst wird, kannst du diese Leitung gut gestalten. Du kannst sie zum Vorteil der Menschen gestalten, sodass etwas Schönes daraus entsteht.
Deshalb soll diese Predigtreihe dir auch dazu dienen, Motivation und Verständnis für das Leiten zu entwickeln. Sie soll dir helfen, diese Aufgabe anzunehmen – selbst wenn du dich nicht mit diesem Titel schmückst, selbst wenn du nicht offiziell irgendwo eine solche Funktion innehast oder dir dieser Rolle nicht bewusst bist. Auch wenn du vielleicht keine Lust hast, diese Verantwortung zu übernehmen, ist es wichtig zu wissen: Wir führen nicht nur, wir werden auch geführt.
Wir erleben an vielen Stellen, dass andere Menschen Einfluss auf uns haben und uns ein Stück weit führen. Wenn es euch so geht wie mir, dann habt ihr an den Stellen, an denen ihr wisst, dass jemand Einfluss hat, auch relativ hohe Erwartungen. Denn man denkt sich: Wenn du mich führst, dann bitte auch richtig. Es ist ziemlich unangenehm, schlecht geführt zu werden.
So bringen wir alle unsere Erwartungen an Anleitung und Führung mit. Vielleicht kommt ihr auch manchmal an den Punkt, an dem ihr eure eigenen Erwartungen hinterfragt. Und dann sagt ihr euch vielleicht ehrlich: Mich gut zu führen ist tatsächlich unmöglich, weil es einfach zu viele Erwartungen gibt.
Ich möchte euch gerne einen nicht ganz ernst gemeinten Text vorlesen. Er stammt von einem Vordenker in Sachen Leidenschaft, John Maxwell, einem Amerikaner. Der Text, den er geschrieben hat, heißt „Der perfekte Pastor“.
Also, pass auf: Der perfekte Pastor predigt genau zwanzig Minuten, bevor er sich wieder hinsetzt. Da falle ich schon durch, oder? Er verurteilt die Sünde, tritt aber niemandem auf die Füße. Er arbeitet von acht Uhr morgens bis zehn Uhr abends und macht dabei alles – vom Predigen bis zum Bodenwischen.
Er verdient 1600 Euro im Monat und spendet davon sechshundert Euro an seine Kirche. Er fährt ein altes Auto, kauft viele Bücher, trägt schicke Kleidung und hat eine tolle Familie. Er ist immer hilfsbereit und unterstützt alle Bettler, die an der Kirchentür anklopfen.
Er ist 36 Jahre alt und predigt schon seit vierzig Jahren. Er ist groß, obwohl er zu kurz geraten ist, stämmig auf eine dünne Art und Weise und gut aussehend. Er hat blaue oder braune Augen, passend zum Anlass, und hat wellige, glatte Haare mit einem Mittelscheitel auf der rechten oder linken Seite.
Er hat ein brennendes Herz für die junge Generation, verbringt aber seine ganze Zeit mit den Senioren. Er lächelt immer mit einer unbewegten Miene, weil er einen guten Sinn für Humor besitzt und zugleich eine tiefe Hingabe und Ernsthaftigkeit lebt.
Er besucht täglich 15 Kirchenmitglieder und verbringt seine ganze Zeit damit, Nichtchristen zu evangelisieren. Darüber hinaus ist er immer mit seinem Selbststudium beschäftigt und jederzeit verfügbar, wenn man ihn braucht.
Unglücklicherweise hat er einen Burnout und ist im Alter von 32 verstorben. Ja, das ist der perfekte Pastor.
Fakt ist: So viele Menschen wie hier versammelt sind, so viele unterschiedliche Erwartungen gibt es an Leitung und Leiter. Besonders wenn wir jetzt in diesem Gemeindekontext zusammenkommen, haben wir alle Erwartungen an kirchliche Leitung. Diese Erwartungen entstehen aus den Erfahrungen, die wir gemacht haben.
Viele von euch haben überhaupt keinen Hintergrund mit der Kirche. Vielleicht ist alles, was du über Leiterschaft und Kirche hörst, eher negativ. Du denkst vielleicht: „Lass mich in Ruhe, guck dir mal an, was da passiert. Da gibt es nur Missbrauch und Skandale, sie geben Geld ohne Ende aus und sind eigentlich alle scheinheilig.“ Du hast also vor allem Negativerwartungen und wartest darauf, dass sie bestätigt werden.
Andere von euch haben bessere Erfahrungen gemacht. Manche kommen aus einem kirchlichen System, etwa der Landeskirche. Dort hast du vielleicht einen Pfarrer erlebt, der wirklich alles macht – vielleicht so wie unser Bild vom perfekten Pastor. Wieder andere bringen Erfahrungen aus freikirchlichen Kontexten mit. Du hast deine eigene Vorstellung von Pastoren oder Gemeindeleitung. Jeder von uns bringt also etwas mit.
Nach diesen Erfahrungen urteilen wir auch. Wir haben Erwartungen daran, was Leiter leisten müssen. Wenn sie diese Erwartungen nicht erfüllen, sind sie für uns keine guten Leiter. „Das müssen sie doch sehen“, denken wir. „Warum wird nichts geändert? Hier herrscht doch ein Missstand, da muss endlich etwas passieren. Und außerdem ist es hier nicht gut gelaufen, und ich werde nicht gesehen.“ Wenn ein Leiter all diese Erwartungen nicht erfüllt, dann gilt er für uns eben nicht als guter Leiter. So einfach ist das.
Aber deswegen wollen wir heute Morgen diese Frage stellen: Was macht denn eigentlich einen guten Leiter aus? Was ist ein guter Leiter? Und was sind die wichtigsten Eigenschaften eines guten Leiters?
Dabei gäbe es sicher sehr viele Dinge zu sagen, sodass wir am Ende wieder feststellen könnten, dass es unmöglich ist, alles zu erfassen. Deshalb wollen wir ganz bewusst Gott fragen, was er meint, was einen guten Leiter ausmacht.
Wir können sicherlich in die Wirtschaft schauen, in den Sport oder in andere Bereiche, in denen es gute Leiter gibt, und uns dort inspirieren lassen. Aber heute Morgen wollen wir ganz bewusst in die Bibel schauen und herausfinden, welchen Maßstab Gott anlegt und wie er gute Leiter beurteilt.
Dazu möchte ich mit euch zunächst ins Alte Testament springen und eine kleine Episode aus dem ersten Buch Samuel lesen, und zwar 1. Samuel 16. Wenn ihr eure Bibeln dabei habt, könnt ihr gerne schon mal 1. Samuel 16 aufschlagen.
Ich möchte euch kurz den Kontext erklären, was gerade vor sich geht und was passiert. Das Volk Israel wollte einen König haben, und Gott gab ihnen einen König, nämlich Saul. Doch Saul hat es an einer Stelle nicht gut gemacht, sagen wir es mal so. Daraufhin sagte Gott: „Okay, vorbei, du bist raus, und ich brauche einen neuen König.“
Also schickt Gott seinen Propheten Samuel zu einer Familie, dem Mann namens Isai. Isai war ein reich gesegneter Mann, der viele Söhne hatte. Samuel lässt all diese Söhne nacheinander zu sich kommen. Das ist quasi wie eine göttliche Castingshow: Einer nach dem anderen tritt vor Samuel, und Samuel schaut, wer der nächste König von Israel sein wird.
Dann heißt es: Sie sitzen zusammen, und als die Söhne von Isai hereinkamen, sah Samuel Eliab an und dachte: „Gewiss, hier ist vor dem Herrn sein Gesalbter.“ Stellt euch vor, da kommt ein Prachtkerl von einem Mann herein – so ein Chris-Hemsworth-Charakter, etwa 1,95 Meter groß, pure Muskelmasse, kantiges Gesicht – richtig beeindruckend. Samuel denkt sofort: „Mein König!“
Doch Gott sagt: „Wow, stopp, stopp, stopp, mein Lieber, ich wollte ja den König einsetzen, nicht du.“ Deshalb setzt Gott hier ein Stoppschild.
Dann heißt es in Vers 7: „Aber der Herr sprach zu Samuel: Schau nicht auf sein Aussehen noch auf seinen hohen Wuchs, denn ich habe ihn verworfen. Denn der Herr sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.“
Gott hat also eine ganz andere Sichtweise als wir Menschen.
Wenn wir in eine andere Bibelstelle schauen, die zeitlich viel später liegt, wird auf diese Geschichte zurückgeblickt. In Apostelgeschichte 13 wird noch einmal etwas darüber gesagt, worauf Gott schaut. Gott schaut auf unser Herz, auf das, was in uns ist.
Deshalb sagt er: Nein, dieser tolle Typ ist es nicht. Samuel sagt: Okay, der ist es nicht, nächster. Und dann kommt der nächste, und wieder: Nein, der ist auch nicht. So geht es weiter, nächster, nächster, nächster. Sie gehen die ganze Reihe durch. Samuel fragt: Gibt es noch mehr? Isai antwortet: Ja, da ist noch der Kleine, der ist draußen auf dem Feld. Aber: Den brauchen wir nicht holen, der ist ganz sicher nicht der Richtige.
Samuel sagt: Okay, hier gibt es nichts zu essen, bis der nicht da ist. Also warten sie auf David, und plötzlich steht der Auserwählte Gottes vor ihnen. In der Apostelgeschichte heißt es dann: Gott sagt: „Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.“ Hier hast du also einen Leiter, vor dem Gott sagt: Wow, das ist er!
Dabei müssen wir bedenken: Samuel, David, der war nichts Besonderes. David war unscheinbar. Bei diesem Essen wurde er sogar vergessen. Man hätte sagen können: Du kannst wegbleiben, ich brauche dich hier nicht. Er war keine imposante Gestalt, die den Raum sofort einnimmt. Wahrscheinlich war er noch klein, konnte nichts Besonderes vorweisen, hatte keinen beeindruckenden Bizeps, war nicht 1,95 Meter groß und auch nicht besonders klug oder herausragend.
Und trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen, weil Gott gerade die Underdogs besonders liebt – sieht Gott ihn. Er sieht vor allem etwas in ihm: sein Herz. David war zu diesem Zeitpunkt noch nicht der große Kriegsheld. Später werden Lieder über ihn gesungen. Wenn er von Schlachten zurückkommt, singen die Mädchen Lieder über ihn – Moni und Band singen „David“. Aber damals war er noch nicht der Leiter, noch nicht der König, noch nicht der große Kriegsherr.
Viele seiner Führungsqualitäten musste er erst noch lernen. Aber Gott sah nicht, was David konnte, sondern was ihn in seinem tiefsten Inneren ausmachte: dass er ein Mann war, der mit seinem ganzen Herzen auf Gott vertraute, der Gott alles zutraute, der ihn suchte und der mit ganzem Herzen Sehnsucht nach Gott hatte.
David sehnte sich nach Gott und richtete sein Leben auf ihn aus – ein Mann nach dem Herzen Gottes.
Und dabei, Leute, versteht es nicht falsch: Tiffer ist fern davon, perfekt zu sein, okay? Es geht nicht um Perfektion. Die Bibel zeigt wirklich vollkommen schonungslos, wie oft er gefallen ist und welchen Mangel er hat – auch in Führungssachen. Da denkt man bei manchen Dingen: „Alter, das kannst du nicht einfach durchgehen lassen!“ Und er schweigt einfach.
Ja, er hat Versagen, er hat Fehler, er hat Schwäche. Aber sein Herz hat für die richtige Sache geschlagen. Beziehungsweise müssen wir eigentlich sagen: Für den richtigen Gott.
Es geht also nicht primär darum, wenn wir jetzt über Leidenschaft sprechen, was wir können, welche Skills wir haben oder welche Leistungen wir bringen. Sondern es geht um unser Herz, es geht um dein Herz. Das ist das, was den guten Leiter ausmacht.
Wenn wir uns anschauen, was Paulus viele hundert Jahre später an seine Mitarbeiter schreibt, auf was sie bei neuen Leitern achten sollen, die sie als Älteste einsetzen, ist das wenig verwunderlich. Er schreibt genau das Gleiche: Es geht nicht um Können, Kompetenz oder Fähigkeiten, sondern um den Charakter.
Deshalb gilt: Charakter schlägt Kompetenz. Wenn ihr euch nur eine Sache von heute mitnehmt, ist schon viel gewonnen. Charakter ist das, worauf Gott schaut.
Paulus schreibt im Neuen Testament zwei Listen mit Anforderungen an Älteste. Diese finden wir in Briefen an zwei Mitarbeiter: Titus, der auf Kreta Leiter einsetzen soll, und Timotheus, der in Ephesus wirkte.
Man muss sich vorstellen, dass Ephesus damals eine sehr große Gemeinde war. Es wird angenommen, dass etwa 5.000 Menschen dazugehörten. Es gehört also einiges dazu, so eine Gemeinde zu leiten. Paulus gibt Timotheus deshalb noch einmal Tipps, wie er neue Leiter auswählen kann, damit alles gut funktioniert.
Und wir wollen uns diese Eigenschaften aus dem ersten Timotheusbrief einmal gemeinsam anschauen, um zu sehen, worauf Wert gelegt wird, wenn jemand in eine Leitungsposition eingesetzt wird. Ich lese euch dazu den Text vor:
„Darum kommt als Ältester nur jemand in Frage, der ein untadeliges Leben führt.“
An dieser Stelle könnte man eigentlich einen Doppelpunkt setzen, denn das ist eine Zusammenfassung all dessen, was jetzt noch folgt. Alles, was danach kommt, fällt unter die Kategorie „untadelig“.
Er muss seiner Frau treu sein und sich durch Besonnenheit sowie Verantwortungsbewusstsein auszeichnen. Sein Verhalten darf keinen Anstoß erregen. Er muss gastfreundlich sein und fähig, zu lehren.
Er darf weder alkoholsüchtig sein noch zur Gewalttätigkeit neigen. Außerdem muss er freundlich sein, darf keinen Streit suchen und darf nicht am Geld hängen.
Er muss sich in vorbildlicher Weise um seine Familie kümmern und seine Kinder zum Gehorsam erziehen sowie dazu anhalten, ein glaubwürdiges Leben zu führen.
Denn wer kann für die Gemeinde Gottes sorgen, wenn er nicht einmal imstande ist, sich um die eigene Familie zu kümmern?
Er darf nicht erst kurze Zeit vorher zum Glauben gekommen sein. Sonst könnte es geschehen, dass er sich auf seine Stellung etwas einbildet, und dann könnte ihn der Teufel zu Recht anklagen.
Es ist außerdem wichtig, dass er außerhalb der Gemeinde einen guten Ruf hat. Wenn übles Gerede über ihn verbreitet wird, könnte der Teufel dies als Schlinge benutzen, um ihn zu Fall zu bringen.
Das ist eine ganze Latte von Anforderungen. Vielleicht geht es dir so wie am Anfang gesagt: Leitung erscheint unmöglich, weil das alles sehr hoch gesteckt ist.
Aber zunächst noch einmal der Punkt: Es geht hier eigentlich fast gar nicht um Kompetenzen. Eigentlich gibt es nur eine einzige Kompetenz, und das ist die Lehrfähigkeit – er muss fähig sein, zu lehren.
Alles andere sind keine Kompetenzen, sondern lässt sich im Wesentlichen unter dem Schlagwort „Charakter“ zusammenfassen.
Gott sucht also nicht nach Superhelden mit Superkräften und Superfähigkeiten. Er sucht nicht nach dem supercharismatischen, supereloquenten, hochbegabten, superschönen, megaschlauen oder topagilen Leiter.
Darauf schaut Gott nicht. Er sucht nach etwas anderem.
Und vielleicht schaust du dir diese Liste mit den sechzehn Anforderungen an und fragst dich trotzdem: Aber was soll das? Wir müssen ja doch irgendwie pragmatisch sein.
Wenn wir gute Leitung wollen, dann brauchen wir jemanden, der organisieren kann, der strukturiert vorgehen kann, der Visionen vermitteln kann und Charisma hat. Im kirchlichen Kontext sollte diese Person auch Theologie studiert haben. Am besten noch BWL und Marketing dazu, das wäre super. Außerdem muss sie schlau sein, belastbar und viele andere Eigenschaften mitbringen.
Doch wenn du diese Liste anschaust, merkst du, dass davon eigentlich nichts darin steht. Gott sucht scheinbar nicht in erster Linie danach. Sicherlich ist das nicht hinderlich, aber es ist nicht das, was einen guten Leiter vor Gott ausmacht.
Gott sucht nach Menschen mit Charakter, beziehungsweise, um es mit David zu sagen, nach Menschen mit Herz. Menschen, die ihr Herz auf Gott ausrichten, die seine Gnade in ihrem Leben erlebt haben und darauf reagiert haben. Menschen, die von ihm verändert worden sind.
Sie haben diese Gnade so oft im eigenen Leben erfahren, dass sich ihr Charakter verändert hat und neu geworden ist. Dass wir wirklich sagen können: Hier ist etwas Neues entstanden.
Genau das ist der Schlüssel zu der Leiterschaft, auf die Gott schaut und die ihm am Herzen liegt. Nämlich eine Leiterschaft, die sich in einem vorbildlichen und reifen Leben zeigt.
Ich möchte euch ein paar Verse vorlesen, einmal von Petrus. Wir hatten den letzten Mal schon 1. Petrus 5,3. Dort schreibt er an Älteste in einer Gemeinde und sagt: Spielt euch nicht als Herren der Gemeinde auf, die euch Gott zugewiesen hat, sondern seid ein Vorbild für die Herde.
Das heißt, das ist der Hauptjob von Leitung: Besteht darin, ein Vorbild für andere zu sein und ihnen voranzugehen.
Paulus schreibt genau dasselbe an eine Gemeinde in Philippi, Griechenland. Er sagt: Folgt alle meinem Beispiel, Geschwister, und richtet euch auch an denen aus, deren Leben dem Vorbild entspricht, das ihr an uns habt.
Das heißt auch hier: Paulus ist in diese Gemeinde gekommen, hat sie gegründet, und es sind Leute zum Glauben gekommen. Dann sind Leute aufgestanden, die gesagt haben: Wie macht Paulus das denn? Alles klar, wir machen es mal ihm nach, dann machen wir es wahrscheinlich schon mal nicht falsch.
Paulus sagt: Super! Und pass mal auf, wenn ich nicht da bin, dann macht es alle einfach denen nach, die machen das schon gut.
Auch hier geht es wieder darum, nicht darum, wer am schlauesten von euch ist, sondern wer Jesus am meisten durch seinen Charakter widerspiegelt – wer Vorbild ist.
Dem Timotheus schreibt Paulus ein Kapitel weiter, wo wir gerade gelesen haben, dass niemand das Recht hat, auf ihn herabzusehen, nur weil er noch jung ist.
Das heißt, Leitung hat auch nichts mit Alter zu tun. Manche von euch sind über den Begriff Älteste gestolpert und haben gesagt: Hä, aber Johannes ist doch hier gar nicht so alt. Mir ist aufgefallen, dass ich dabei gar nicht erwähnt wurde.
Es geht nicht um das Alter, sondern um Reife. Es geht darum, einen reifen Charakter zu haben. Deshalb sagt Paulus zu Timotheus: Niemand soll auf dich herabschauen, nur weil du noch jung bist. Sei den Gläubigen ein Vorbild in allem, was du sagst und tust – ein Vorbild an Liebe, an Glauben und Reinheit.
Paulus schreibt diese Voraussetzungen für Älteste und geht dabei nicht auf Kompetenzen ein. Er sucht Männer, die als Vorbilder taugen, Männer, die vorleben, was sie sagen.
Im Englischen gibt es das schöne Sprichwort „People who walk the talk“ – Menschen, die das auch lieben, was sie sagen. Das heißt, Älteste oder Leiter innerhalb der Gemeinde sollen ein Leben führen, das von anderen gesehen wird.
Andere können reinschauen und sagen: Alles klar, das kann ich jetzt irgendwie mal nachmachen, das kann ich mir zum Vorbild nehmen.
Ihr merkt, hier geht es eigentlich im größeren Kontext einmal mehr um Jüngerschaft. Es geht darum, dass wir gemeinsam Jesus nachfolgen, mit ihm auf dem Weg sind und uns gegenseitig an die Hand nehmen und mitziehen.
In 1. Korinther 11,1 hat Paulus es noch einmal so zusammengefasst: Folgt meinem Beispiel, so wie ich dem Beispiel folge, das Christus uns gegeben hat.
Das heißt, Paulus hat Jesus in irgendeiner Form miterlebt und macht einfach so nach, wie Jesus es getan hat. Dann sagt er zu den Leuten, für die er Verantwortung übernommen hat: Passt mal auf, ihr seht Jesus jetzt nicht, aber ihr seht mich, also macht es mir nach.
Das ist die Idee von Gemeinde: Jesus ist gekommen und hat sich zwölf Leute ausgesucht, in die er besonders investiert hat. Er hat ihnen gezeigt, was es bedeutet, mit Gott zu leben.
Dann hat er diese zwölf ausgesandt und gesagt: Okay, ihr macht jetzt genau das, ihr zeigt es wieder anderen.
Diese zwölf Apostel sind losgegangen, haben Gemeinden gegründet, und überall sind Gemeinden entstanden. Dort sollten wieder Vorbilder da sein, die sagen: Passt mal auf, ich zeige euch, was es heißt, Jesus nachzufolgen.
Das heißt, es geht auch um Leidenschaft. Es geht nicht darum, dass du dir einen Titel an die Brust heftest oder etwas Besonderes darstellst. Es geht darum, Vorbild zu sein, so dass andere sagen können: Okay, ich sehe in dir etwas von Jesus, und das will ich auch. Deswegen mache ich es dir mal nach.
Und der Punkt, ihr Lieben, ist jetzt eigentlich, dass uns das alle angeht – einmal mehr. Es geht dabei gar nicht mehr darum, ob es den oder die auserwählten Leiter gibt, sondern darum, dass wir alle an dieser Stelle Vorbilder sein sollen.
Wir sollen Vorbilder sein für das, was es bedeutet, Christ zu sein, also Jesus nachzufolgen. So können wir anderen sagen: „Hey, weißt du was? Mach es einfach mal so wie ich.“ Folgt mir einfach nach, weil ich Jesus nachfolge. Und dann folgst auch du Jesus nach, in diesem Sinne, okay?
So hat es Paulus gesagt. Und vielleicht denkst du einmal mehr: „Boah, nee, das ist unmöglich.“ Also bitte folgt nicht mir nach, weil das will ich auf gar keinen Fall! Bei mir gibt es so viele Bereiche, wo ich denke: „Wuh, nee, lass mal.“ Aber Leute, das ist doch genau das Ziel unseres Christseins. Das müssen wir einfach mal so sagen: Das ist das Ziel von Christen.
Was ist sonst das Ziel deiner Nachfolge? Im besten Fall sagst du doch: „Ich will Jesus immer ähnlicher werden. Ich will Gott mit meinem Leben ehren. Ich will, dass alles, was ich tue, zu seiner Ehre ist.“
Und weißt du, wie du das am besten machst? Du machst es nicht am besten, indem du bleibst, wie du bist, sondern indem du dich in deinem Charakter verändern lässt. Indem du dich nach Jesus ausstreckst und sagst: „Okay, Jesus, ich möchte Veränderung. Ich sehe, hier sind Bereiche in meinem Leben, die sind noch nicht so, wie ich es mir wünsche – oder besser gesagt, wie du es dir wünschst. Ich will Veränderung.“
Und dann wird Jesus liebend gern genau das machen, was er machen will: Er will uns verändern in seinem Bild. Und das wird er tun.
Im Christsein geht es um ein verändertes Leben. Wir brauchen immer wieder Inspiration dazu. Wir brauchen immer wieder Menschen, die uns inspirieren und sagen: „Wow, was ich da an dir sehe, das ist so cool. Das will ich auch.“
Diese Inspiration bekommst du von Menschen, die nicht nur reden, sondern die es leben und vorleben. So lernst du, Jesus immer ähnlicher zu werden – und zwar nicht nur in dem, was du weißt. Es geht nicht um Wissen. Wissen ist nur ein Mittel zum Zweck.
Dieses Wissen muss aus deinem Kopf in dein Herz und dann in deine Hände gelangen. Alles, was nur im Kopf bleibt, wird dich nur aufgeblasen machen. Es geht darum, dass du verändert wirst in dem, was du am Ende des Tages lebst.
Und das, ihr Lieben, das ist das Ziel von Gemeinde. Das ist das Ziel von Kirche: eine Gemeinschaft von Menschen, die Jesus nachfolgen und die auf dem Weg mitten in ihrem Alltag verwandelt werden in das Bild von Jesus.
Und jetzt zurück zu den Ältesten: Sie sind in großer Masse dazu da, hier als Vorbilder voranzugehen. Aber sie sollen bei weitem bitte nicht das einzige Vorbild bleiben, okay?
Deshalb sagt Paulus ganz am Anfang: Als Ältester kommt nur jemand in Frage, der ein untadeliges Leben führt. Es geht ums Vorbild.
Vielleicht bist du der Top-Manager. Du schließt Verträge über Millionensummen ab und führst deinen Betrieb mit zweitausend Leuten. Aber du bist unbeherrscht, oder zornig, oder deiner Frau nicht treu, oder nicht gastfreundlich.
Dann sagt Gott: Weißt du, du magst echt viele Kompetenzen haben, aber ich will dein Herz. Ich will dein Herz, das ist das, was ich will. Ich will gar nicht deine Kompetenzen.
Solange du mir dein Herz nicht zu Füßen legst, wirst du in meiner Kirche kein Leiter sein. Denn das ist mein Nummer-eins-Kriterium, auf das ich schaue: dein Charakter, dein Herz.
Und jetzt lesen wir von diesem Untadeligsein. Leute, dann kommen wir auch wieder zu dem Punkt, an dem man sagt: Boah, das geht ja gar nicht. Ich befinde mich gerade in dieser wirklich blöden Situation, dass ich hier vorne stehe und Ältester sein soll. Und jetzt soll ich sagen: Ja, du sollst untadelig sein. Dabei habt ihr alle im Hinterkopf: Aha, Ingmar, bist du denn auch untadelig?
Nein, es geht nicht um Perfektion, okay? Ich will es euch einmal mehr sagen, und das sage ich nicht zu meiner Entschuldigung: Es geht nicht darum, fehlerfrei zu sein, sondern darum Folgendes.
Stellt euch vor, Jesus kommt jetzt zu dir, setzt sich mit dir an den Tisch und sagt: Komm, wir schlagen mal das Buch deines Lebens auf. Dann schaut ihr euch zusammen dein Leben an – all die unterschiedlichsten Bereiche, die es gibt.
Du gehst durch verschiedene Bereiche: Familie, Ehe, wie du mit deinen Kindern umgehst, wie es auf deiner Arbeit ist und was für ein Typ du da bist. Auch deine Beziehung zu Gott, wie es dort aussieht, dein Gebetsleben, Zeiten der Ruhe und Stille. Ihr sprecht über Beziehungen in der Gemeinde, wo es vielleicht ein bisschen knirscht, wie du mit deinen Finanzen und deinem Besitz umgehst, mit deinen Freundschaften, deinem Umgang mit Süchten und Abhängigkeiten.
Dein Leben ist ein offenes Buch, und ihr sprecht einfach mal darüber.
Was untadelig bedeutet, ist: Okay, da gibt es jetzt nichts zu tadeln. Überall gibt es Raum nach oben, überhaupt keine Frage. Du kannst dein Gebet noch hundertmal pumpen und pushen, und wie du andere Menschen liebst, da geht noch viel mehr. Aber es gibt nichts, wo du sagen müsstest: Wow, lasst uns mal über etwas anderes reden, bitte.
Das ist die Idee: Ein Leiter sollte so ein offenes Buch sein. Das bedeutet nicht, dass er keine Privatsphäre haben darf, aber er lebt doch so transparent. Wenn du ihn auf Dinge in seinem Leben ansprichst, sagt er nicht: Also, da rede ich nicht mit dir drüber, weil das geht dich gar nichts an. Sondern diese Bereiche sind offen.
Wenn du selbst über dieses bei uns Deutschen so heilige Thema Finanzen redest – hey, wir können über Sex reden, aber nicht über Geld –, dann sagt ein Ältester: Okay, pass auf, ich zeige dir mal, wie ich mit meinem Geld umgehe, weil ich das nicht verstecken muss. Das ist kein Bereich, für den ich mich schämen müsste, sondern so verstehe ich, wie ich Jesus mit meinem Geld dienen kann. Und wenn du willst, machst du es genauso.
Das heißt, es darf keine Blackbox geben, in die du nicht reinschauen kannst. Du darfst nicht sagen: Ich weiß gar nicht, wie es bei dem in der Ehe aussieht, oder ich weiß auch gar nicht, wie der mit seinem Zorn umgeht. Ich habe den Eindruck, dass der manchmal echt zornig ist, aber das sprechen wir lieber nicht an. Oder dass er einfach so ein unnahbarer Mensch ist – das wird nicht funktionieren.
Man muss hineinschauen lassen.
Aber es geht nicht um Perfektion, okay? Lasst mich das noch mal ganz klar sagen: Da ist überall Raum nach oben. David, der Mann nach dem Herzen Gottes, war nicht perfekt. Er war ein Mörder, ein Ehebrecher und noch viele andere Dinge. Er war nicht perfekt, und darum geht es auch nicht.
Es geht einfach darum, dass du in dein Leben schaust und sagst: Okay, da gibt es nichts zu tadeln. Das beinhaltet all diese Aspekte. Da ist kein Anstoß, nichts, wo jemand sagt: Boah, ich sehe dich hier irgendwie jeden Samstag aus dem Gleis fünf rauswanken oder so ein Schläger. Es geht hier nicht nur um physische Gewalt, sondern natürlich auch um emotionale Gewalt.
Das heißt, jemand, der einfach auf Gewalt verzichtet, der kein Trinker ist. Es geht auch darum, wie du mit Süchten umgehst, wie du dich im Griff hast, wie du mit Rauschmitteln umgehst. Wenn Dinge in deinem Leben nicht laufen, dann auch jemand, der nicht an seinem Geld hängt und einen guten Ruf außerhalb der Gemeinde hat.
Das sind alles Aspekte, die mit hineinkommen. Du sagst: Hm, eigentlich gibt es da nichts zu schimpfen, um es mal so zu sagen.
Es geht also ums Vorbild. So muss ein Ältester nicht die Kompetenzen eines CEOs haben, sondern er muss ein Vorbild an Integrität, Charakter, Liebe zu Gott und Liebe zu Menschen sein.
Das zeigt sich dann noch einmal ganz besonders in diesen ganzen Merkmalen. Die können wir jetzt nicht alle durchgehen. Ich möchte einfach noch mal kurz auf drei eingehen, okay?
Ein wichtiger Aspekt ist, dass ein Ältester seiner Frau treu sein muss. In einer genaueren Übersetzung heißt es „Mann einer Frau“. Das ist ein Zahlwort, das bedeutet: Er ist nicht Mann von zwei oder fünf Frauen, sondern Mann einer Frau. Der Gedanke dahinter ist natürlich Treue.
Vielleicht denkt man: „Ist das nicht normal?“ Für uns ist es heutzutage etwas normaler. Aber man muss bedenken, in welcher Zeit das geschrieben wurde. Es war die griechisch-römische Kultur, in der eheliche Treue keinen besonders hohen Stellenwert hatte. Ja, man war verheiratet, aber es war üblich, nebenher noch andere Liebschaften zu haben. Manche gingen sogar zu Tempelprostituierten und hatten dort ihren Spaß. Das war normal und wurde nicht als Problem gesehen.
Jetzt kommt Paulus und sagt: „All right, es ist vorbei.“ Die Leute reagierten: „Wie, was? Nein, das geht jetzt nicht mehr.“ Vielleicht dachte man noch, man könne mal zum Tempel gehen, aber Paulus macht in seinem ersten Korintherbrief Kapitel fünf Verse eins bis zwölf klar, dass so etwas nicht mehr akzeptabel ist. Man merkt daran, was für ein Kaliber die Gemeinden damals waren. Es war einfach eine ganz andere Kultur.
Treue bedeutet dabei nicht nur sexuelle Treue. Es geht auch darum, dass du im Herzen deiner Frau treu bist, sie unterstützt, für sie da bist und sie pflegst. Warum ist das wichtig? Ganz einfach: Weil es ein Spiegelbild von Gottes Charakter ist. Gott ist treu, Jesus ist treu. Er gibt dich nicht auf. Oft vergleicht die Bibel Gott mit einem Ehemann. Israel hat oft „herumgehurt“ und ist weggelaufen, aber Gott blieb trotzdem treu. Diese Treue spiegelt den Charakter von Jesus wider. Darum geht es: Wir sollen seinen Charakter widerspiegeln.
Ein weiterer Aspekt, den Paulus anspricht, ist die Familie und die Kinder. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn ein Ältester soll sein Haus gut führen können. Das erscheint logisch. Paulus fügt einen schönen Nebensatz hinzu: Kann jemand für die Gemeinde Gottes sorgen, wenn er nicht einmal in der Lage ist, sich um seine eigene Familie zu kümmern? Leiterschaft beginnt in den eigenen vier Wänden.
Wenn du in ein Haus kommst, in dem Chaos herrscht, kannst du vermuten, dass dort Vorbildfunktionen vernachlässigt wurden. Dann ist es nicht gut, wenn diese Person noch mehr Verantwortung übernimmt. Sie muss erst lernen, diese Verantwortung zu tragen.
Im Kontext, in dem Paulus schreibt, ist das ein gutes Beispiel: Männer, die ihre Familien gut führen und Verantwortung übernehmen. Und hier eine ehrliche Ansprache an Männer: Oft ziehen wir uns aus der Verantwortung zurück und sagen: „Ich bringe doch das Geld.“ Das ist nicht die einzige Aufgabe. Es ist ein Teil davon, aber es gibt viel mehr zu tun.
Auch hier stellt sich wieder die Frage: Warum mache ich das? Weil ich Christus widerspiegeln will. Er kümmert sich um seine Familie wie ein vollkommener Vater. Wir nennen Gott sogar „Vater im Himmel“, weil er der vollkommene Vater ist. Ich werde ihn nie vollkommen widerspiegeln können, aber es ist mein Wunsch und Antrieb, Aspekte dieser Vaterschaft auch für meine Kinder sichtbar zu machen. So können sie eine Vorstellung davon bekommen, wie Gott ist.
Ein weiterer Punkt ist die Gastfreundschaft. Es ist interessant, dass dieser Aspekt ebenfalls genannt wird. Gastfreundlich zu sein bedeutet, dass du dein Haus gerne für Gäste öffnest – nicht nur für Christen, sondern auch für Nichtchristen. Hast du eine offene Tür? Lebst du ein offenes Leben? Bist du im Kontakt mit Menschen? Liebst du Menschen?
Auch hier ist die Frage: Warum ist das wichtig? Weil es Gottes Charakter widerspiegelt. Gott ist sehr gastfreundlich. Er hat uns sein Haus geöffnet, Wohnungen für uns eingerichtet und lässt uns daran teilhaben. Das sollen wir nun ebenfalls reflektieren und widerspiegeln – in der Art, wie wir mit anderen Menschen umgehen und wie wir sie in unser Leben einladen.
Unsere Frage war: Was ist die wichtigste Eigenschaft eines guten Leiters? Das Fazit ist einfach: Es geht ums Vorbild, es geht ums Herz.
Die Qualifikationen, die Paulus uns hier gibt, sollen nicht einfach eine Top-Ten-Liste der wichtigsten Eigenschaften darstellen. Vielmehr vermitteln sie uns eine Idee, nämlich die, dass es Gott um dein Herz geht, nicht um dein Können. Charakter schlägt Kompetenz. Sein Ziel in deinem Leben ist, dass du in das Bild von Jesus verwandelt wirst.
Wir sollen Menschen werden, die seinen Charakter widerspiegeln. Darum geht es im Christsein. Wenn du dir einen Menschen vorstellst, der so ist, wie Paulus ihn in dieser Liste beschreibt, dann musst du sagen: „Wow, der spiegelt ganz viel von dem wider, was Gott ist, wer Gott ist und wie Gott ist.“ Darum geht es. Diesem Ziel sollen wir nachstreben und auch füreinander Vorbilder sein.
Aus diesem Grund sollte diese Liste für jeden von uns erstrebenswert sein. Ihr solltet euch nicht zurücklehnen und sagen: „Das interessiert mich eigentlich nicht so sehr, weil ich eh kein Ältester werden will.“ Nein, das ist nicht die Idee. Wenn du sagst: „Ich bin ein Nachfolger von Jesus“, dann solltest du sagen: „Alles klar, ich will ihm ähnlicher werden.“ Wenn dir das wichtig ist, was da in Menschen steht, dann ist das auch für dich erstrebenswert, und du willst dem nachstreben.
Dabei geht es bitte nicht darum, dass wir uns die Zähne zusammenbeißen, uns anstrengen und sagen: „Ab sofort muss ich fünf Gäste pro Woche einladen, damit ich dem gerecht werde.“ Du versuchst es aus eigener Kraft. Wir haben schon oft darüber gesprochen, dass das nicht funktionieren wird. Es geht nicht darum, dass du das aus eigener Kraft schaffst, sondern dass du zu Jesus gehst, an seine Seite. Lass ihn sein gutes Werk in dir tun und dich verändern.
Es geht nicht darum, dass du das in dir tust. Was du machst, ist, zu Jesus zu gehen. Das ist das Wunderschöne am Evangelium: Wir müssen nicht vollkommen sein. Ganz im Gegenteil, wir können mit all unseren Schwächen und unserem Versagen zu ihm kommen. Wir dürfen schwach sein. Wir sind sogar dazu aufgerufen, schwach zu sein, weil gerade dann Gott kraftvoll und mächtig in uns ist.
Wir können ihm alles bringen, wo wir versagen, und er nimmt uns an und macht uns neu. Wir haben das vorhin im Lied gesungen: „Ja, du kennst mich durch und durch. Und trotzdem liebst du mich.“ Das ist das Evangelium. Wir müssen nichts mitbringen außer unsere Ehrlichkeit und unser Herz. Es ist wichtig, ehrlich vor Gott zu sein und ihn zu bitten, das zu tun.
Wir dürfen mit all dem zu ihm kommen, wo wir sagen: „Ich bekomme es nicht hin. Ich bin nicht der Vater oder die Mutter, die ich gerne wäre. Ich bin viel zu ungeduldig und schnell genervt. Ich streite mich zu viel. Ich bin nicht das Vorbild, das ich gerne wäre.“ Vielleicht sagst du auch: „Ich habe keine Lust auf Menschen und möchte niemanden in meinem Haus haben, weil mein Haus mir gehört und mein Besitz mir gehört. Ich will nichts teilen, weil ich dafür gearbeitet habe.“
Aber du bringst es zu Jesus und sagst: „Jesus, mach mich frei davon. Mach mich frei von dem Griff, den das alles in mir hat. Mach mich frei von Gier und Geiz. Mach mich frei von dem Egoismus, der mich so gefangen hält. Mach mich zu dem Ehemann, der dich widerspiegelt, und zu der Frau, die deine Herrlichkeit darstellt. Mach mich zu dem Menschen, der andere inspiriert, sodass sie sagen: ‚Ich kann mir an deinem Leben etwas abschneiden. Hilf mir, gib mir Liebe zu den Menschen um mich herum und zu dir. Mach mich neu. Ich sehne mich danach, und ich will das.‘“
Das, liebe Leute, ist die gute und befreiende Botschaft, die Jesus uns gebracht hat. Wir müssen nicht mit der Leiterschaftskeule um uns schlagen und sagen: „Wir müssen jetzt alle so und so sein.“ Nein, Jesus macht es. Wir müssen nicht von Leistung zu Leistung hetzen und uns beweisen. Davon haben wir in der Welt genug.
Jesus nimmt dich an, wie du bist, aber er lässt dich nicht, wie du bist. Er hat all unsere Unfähigkeit auf sich genommen, alles, was wir nicht schaffen, und all unser Versagen. Er hat gesagt: „Okay, ich habe alles bereinigt, und ich mache dich zu etwas Neuem. Wir machen jetzt etwas Neues.“ Er hat die Kraft, dir dieses neue Leben zu geben. Und das ist das Evangelium. Das ist das Schöne am Evangelium.
Ich möchte euch zum Abschluss noch eine Warnung mitgeben, gerade auch zu dem Thema, über das wir gesprochen haben. Vielleicht denkst du innerlich so: „Na ja, das sind ja Qualifikationen für Älteste, das ist nichts für mich.“
Aber, wie wir schon gesagt haben – und ich hoffe, ihr habt es verstanden – das gilt für uns alle. Wenn du dich einen Nachfolger von Jesus nennst, dann sind das Dinge, die du anstreben solltest. Ich möchte euch an dieser Stelle vor faulendem und falschem Denken warnen.
Es ist wichtig, dass wir erkennen, wie schnell wir in faules Denken oder falsche Demut verfallen können. Schaut euch die Geschichte von Mose an: Gott beruft ihn zu einer großen Aufgabe, die auch Leiterschaft beinhaltet. Doch Mose will nicht. Er bringt alle möglichen Ausreden – „Die kennen mich nicht mehr“, „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, „Sie glauben mir nicht“, „Ich kann nicht gut reden“. Gott begegnet ihm mit Geduld, Liebe und Freundlichkeit.
Am Ende bringt Mose es auf den Punkt und sagt: „Ich habe einfach keinen Bock, schick jemand anderen.“ Genau an dieser Stelle platzt Gott der Kragen. Er wird zornig. Zuvor ist er liebevoll auf jede Ausrede eingegangen, doch hier sagt er: „Hier überschreitest du eine Grenze, lieber Freund.“
Wenn du in deinem Innersten sagst: „Ich habe keinen Bock darauf“, dann möchte ich dich ehrlich warnen. Überlege dir genau, mit wem du es zu tun hast, wer dich hier ruft, wer dieser Gott ist. Ich glaube, es fehlt eine gesunde Gottesfurcht, wenn du sagst: „Nein, kein Interesse, kein Bock.“
Das zweite Problem ist falsche Demut. Vielleicht denkst du: „Ich werde das eh nie schaffen“, oder „Das wird nichts bei mir.“ So ein Denken ist falsch – aus zwei Gründen. Erstens: Nicht du bringst die Veränderung in dir, sondern Christus wirkt sie in dir. Wenn du sagst: „Das werde ich eh nie“, dann sagst du im Grunde: „Jesus, du hast nicht die Kraft, mich zu verändern. Ich bin zu stark für dich.“
Das ist eine gute Gelegenheit, ins Gebet zu gehen, Buße zu tun und deine Einstellung zu ändern. Zweitens: Wenn dein Denken so ist, dann hast du noch nicht verstanden, was es bedeutet, Christ zu sein. Vielleicht findest du die Idee von Errettung ganz nett – dass du mal in den Himmel kommst –, aber dein Glaube geht nicht weiter.
Lass mich dir das ganz klar sagen: Christ zu sein bedeutet, zu erkennen und einzugestehen, dass du vollkommen verloren bist – auch in deinem Charakter. Du schaffst es nicht aus eigener Kraft. Du brauchst einen Retter, der dich nicht nur ein bisschen besser macht, sondern dir neues Leben schenkt.
Jesus bringt dieses neue Leben. Er will dich komplett neu machen. Sein Ziel ist nicht nur, dich irgendwann in den Himmel zu holen, sondern dich hier und jetzt zu verändern – zu seiner Ehre. Dein Charakter und dein Leben sollen ihn widerspiegeln. Du bist zum Lobpreis seiner Herrlichkeit berufen.
Mitten im Alltag sollst du ein Spiegelbild von Gottes Schönheit, Größe und Charakter sein. Das ist der Grund, warum er dich berufen und gerettet hat: um in dir zu wirken. Wenn du sagst: „Bei mir wird das eh nie was“, dann bitte ich dich: Denk noch einmal darüber nach. Das ist ein falsches Denken.
Gott hilft dir, er unterstützt dich, er ermutigt dich. Wir machen kleine Schritte vorwärts, das ist überhaupt kein Problem. Aber bitte bleib nicht stehen und sag: „Ich habe keinen Bock“ oder „Das wird eh nichts.“ Gott hilft dir, aber wenn du aus Unlust sagst „nö“, dann denk bitte noch einmal darüber nach.
Zum Abschluss: Es geht nicht darum, dass wir alle Älteste werden, sondern dass wir alle diese Eigenschaften anstreben. Gott geht es um dein Herz, nicht um dein Können. Ich sage es noch einmal: Charakter schlägt Kompetenz.
Stellt euch vor, wir sind eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gegenseitig helfen, zu wachsen, sich zu entwickeln und Jesus ähnlicher zu werden. Wir geben uns Feedback, helfen uns und reflektieren miteinander. Stell dir vor, wie schön und cool es ist, Teil so einer Bewegung zu sein, die durch Gottes Geist in der Gemeinschaft verändert wird.
Stell dir vor, hier kommen Gäste herein und treffen auf hundert kleine Jesuse – denn das Wort Christ bedeutet „kleiner Christus“. Wenn du Christ bist, spiegelst du Jesus wider. Wie cool muss es sein, mit hundert kleinen Jesusen zusammen zu sein? Ich glaube, das ist ziemlich ansteckend.
Stell dir vor, wir haben eine mutige Leiterschaft, die uns als Gemeinde hilft, uns genau in diese Reife zu entwickeln – wie ein starkes Wurzelwerk. Neuland wird so zu einer Charakterschmiede, in der wir immer wieder neue Bereiche unseres Charakters entdecken und anpacken. Wir erleben, wie Gott uns Stück für Stück verändert.
Hier findest du eine freundliche und barmherzige Gemeinschaft, in der du Fehler machen darfst und gleichzeitig Veränderung in deinem Leben erlebst. Stell dir vor, wir sind eine Gemeinde, die Veränderung ernst nimmt und mit Entschlossenheit und Zielstrebigkeit danach strebt.
Ich glaube, dann sind wir ganz nah dran an dem, was Gott sich gedacht hat, als er die Gemeinde ins Leben gerufen hat. Lasst uns nicht nur von Träumen sprechen, sondern Menschen sein und so eine Church werden.
Lasst uns gemeinsam danach streben, Menschen mit Charakter zu werden, die andere prägen, positiv beeinflussen und als Vorbild in dieser Welt leben – jeder von uns. Eines der besten Mittel, um dahin zu kommen, ist neben dem Gebet auch Reflexion und Feedback.
Ich möchte euch drei Fragen mitgeben, die euch bei eurem nächsten Schritt ins Neuland helfen können. Ihr könnt sie gerne abfotografieren, denn in der kurzen Zeit der Stille werdet ihr sicher keine Zeit haben, sie sofort zu durchdenken. Ich lade euch herzlich ein, euch in der nächsten Woche Zeit zu nehmen, um diese Fragen zu reflektieren und vielleicht auch mit anderen zu besprechen.
Die erste Frage lautet: Erlebst du in deinem Denken diese „Null Bock“-Einstellung gegenüber Gottes Veränderung? Meinst du, das ist nichts für dich? Oder hast du eine falsche Demut, die dir einflüstert: „Das wirst du eh nie schaffen“? Wenn ja, bekenne es im Gebet vor Gott und bitte ihn um Veränderung. Das wäre ein großer, wichtiger Schritt.
Die zweite Frage: Inwiefern spiegelt dein aktueller Lebensstil die Charaktereigenschaften wider, die Paulus für Leiter beschreibt – zum Beispiel Treue, Besonnenheit oder Gastfreundlichkeit? Gibt es Bereiche, in denen du wachsen möchtest, um ein Vorbild im Glauben zu sein?
Die dritte Frage: Wie kannst du sicherstellen, dass dein Dienst und deine Führung weniger auf Kompetenzen und mehr auf Charakter basieren? Es geht um dein ganzes Leben, nicht nur um das, was du hier machst. Gibt es Praktiken oder Gewohnheiten, die du entwickeln möchtest, um deine Beziehung zu Gott zu vertiefen und dein Herz für seine Führung zu öffnen?
Wir machen jetzt eine kurze Zeit der Stille, in der ihr alles sacken lassen könnt. Ich bete dann zum Abschluss.
Das war der Predigt-Podcast von Neuland. Wir hoffen, du konntest dir etwas mitnehmen, einen Schritt in dein eigenes Neuland machen und Gott mehr entdecken. Wenn du Fragen hast oder einfach Kontakt zu uns aufnehmen möchtest, schreib uns gerne eine Mail an hallo@neuland-church.de.
Bis zum nächsten Mal!
Also, die erste Frage lautet: Erlebst du in deinem Denken diese Null-Bock-Einstellung gegenüber Gottes Veränderung?
Ja, meinst du vielleicht, das ist nichts für dich? Oder hast du eine falsche Demut, die dir einflüstert: Das wirst du eh nie schaffen? Dann bekenne es im Gebet vor Gott und bitte ihn um Veränderung. Ihr Lieben, das wäre ein großer, wichtiger Schritt, wenn das für dich gerade dran ist, okay?
Die zweite Frage wäre: Inwiefern spiegelt dein aktueller Lebensstil die Charaktereigenschaften wider, die Paulus für Leiter beschreibt? Zum Beispiel Treue, Besonnenheit oder Gastfreundlichkeit. Gibt es Bereiche, in denen du wachsen möchtest, um ein Vorbild im Glauben zu sein?
Und die dritte Frage lautet: Wie kannst du sicherstellen, dass dein Dienst und deine Führung weniger auf Kompetenzen und mehr auf Charakter basieren? Es geht hier um dein ganzes Leben, nicht nur um das, was du hier machst. Gibt es Praktiken oder Gewohnheiten, die du entwickeln möchtest, um deine Beziehung zu Gott zu vertiefen und dein Herz für seine Führung zu öffnen?
Wir machen jetzt wieder eine kurze Zeit der Stille, in der ihr das alles noch einmal ein bisschen sacken lassen könnt. Ich bete dann zum Abschluss.
Das war der Predigt-Podcast von Neuland. Wir hoffen, du konntest dir etwas mitnehmen, einen Schritt in dein eigenes Neuland machen und Gott mehr entdecken. Wenn du Fragen hast oder einfach mal Kontakt zu uns aufnehmen möchtest, schreib uns gerne eine Mail an hallo@neuland-church.de.
Bis zum nächsten Mal!