Einführung in das Thema der Offenbarung 17
Ein ganz wichtiges Kapitel, das wir heute behandeln, ist Offenbarung 17: Die große Hure Babylon.
Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten – erinnert sei an Kapitel 15, Vers 1, wo die Engel mit den Schalen erwähnt werden – und er redete mit mir und sprach: „Komm, ich will dir zeigen das Gericht über die große Hure, die an vielen Wassern sitzt, mit der die Könige auf Erden Hurerei getrieben haben. Die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei.“
Und er brachte mich im Geist in die Wüste, und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen. Das Tier war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner.
Die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold, Edelsteinen und Perlen. Sie hielt einen goldenen Becher in der Hand, voll von Gräueln und Unreinheit ihrer Hurerei.
Auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: „Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Gräuel auf Erden.“
Ich sah die Frau betrunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu, und ich wunderte mich sehr, als ich sie sah.
Der Engel sprach zu mir: „Warum wunderst du dich?“ Das Wundern ist vielleicht in unserer Sprache jetzt ein bisschen zu schwach ausgedrückt. Warum bist du schockiert? Es hat wirklich etwas Bestürzendes ausgelöst.
Das Geheimnis der Frau und des Tieres
Ich will dir das Geheimnis der Frau, des Tieres, das sie trägt, und der sieben Häupter und zehn Hörner erklären. Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen, ist jetzt nicht und wird wieder aus dem Abgrund aufsteigen. Es wird in die Verdammnis fahren.
Die Menschen, die auf Erden wohnen und deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben stehen, werden sich wundern, wenn sie das Tier sehen, das gewesen ist, jetzt nicht ist und wieder sein wird.
Hier ist Weisheit gefragt.
Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt. Sie stehen auch für sieben Könige: Fünf sind gefallen, einer ist da, der andere ist noch nicht gekommen. Wenn er kommt, muss er nur kurze Zeit bleiben.
Das Tier, das gewesen ist und jetzt nicht ist, ist der Achte. Es gehört zu den Sieben und fährt in die Verdammnis.
Die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, die noch kein Reich empfangen haben. Sie werden aber für eine Stunde Macht erhalten, zusammen mit dem Tier.
Diese zehn Könige sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier. Sie werden gegen das Lamm kämpfen.
Doch das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige. Mit ihm sind die Berufenen, Auserwählten und Gläubigen.
Die Bedeutung der vielen Wasser und das Schicksal der Hure
Und er sprach zu mir: Die Wasser, die du gesehen hast, an denen die Hure sitzt, sind Völker, Scharen, Nationen und Sprachen. Die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier werden die Hure hassen, sie ausplündern, entblößen, ihr Fleisch essen und sie mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat es ihnen in ihr Herz gegeben, nach einem Sinn zu handeln und eines Sinns zu werden, und ihr Reich dem Tier zu geben, bis die Worte Gottes vollendet sind.
Die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, die die Herrschaft über die Könige auf Erden hat.
Jesus hat davon gesprochen, dass in der letzten Zeit das Gute und das Böse in der Weltgeschichte immer klarer auseinanderdriften. Sie erinnern sich an das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen, wo die Jünger fragen, ob sie nicht das Unrecht schon jetzt aus der Welt entfernen sollen. Jesus sagt jedoch, man solle das bis zur Ernte lassen.
Viele missverstehen dieses Gleichnis Jesu und behaupten, wir sollten das Böse heute nicht richten. Das ist jedoch falsch. Wir sollen das Böse sehr klar richten – in unserem eigenen Leben und auch in der Gemeinde. Wir sollen die Missstände nicht dulden, sondern beim Namen nennen und dagegen ankämpfen.
In der Welt jedoch hat Jesus gemeint, dass es uns nicht gelingen wird, das Böse zu bekämpfen. Wir brauchen deshalb nicht zu schweigen, aber wir können nicht gegen jeden Missstand, den der Teufel in der Welt inszeniert, sofort eine Unterschriftenaktion oder Demonstration organisieren. Damit würden wir niemals fertig werden. Der Teufel wird hunderttausend neue Aktionen starten, und unser Einfluss in der Welt ist begrenzt.
Jesus sagt: Lasst das bis zur Ernte, dann werden Frucht und Unkraut offenbar werden. Das sehen wir auch in der Offenbarung. Am Ende der Zeit kommt es ganz extrem zum Vorschein, was heute oft verborgen und nur schwierig zu erkennen ist, aber schon gegenwärtig ist.
Deshalb interessiert uns: Was ist diese Hure Babylon?
Wir haben alle eine gewisse Befangenheit, über ein solches Wort zu sprechen, und das ist gut, wenn wir ein Empfinden haben. Fritz Grünzweig hat hier in diesem Raum öfter über dieses Kapitel gesprochen, wofür ich sehr dankbar bin. Aber ich weiß, wie schwer es mir immer wieder fiel, über das Bild der Hure zu reden. Diese natürliche Befangenheit ist verständlich, und das ist gut so.
Was bedeutet das biblisch?
In der Bibel wird die Gemeinde oft mit einer Braut verglichen – ein wunderbares Bild der absoluten Reinheit und Treue. Es ist interessant, daran zu erinnern, dass die Auflösung unserer Trauordnung und Eheordnung erst durch die Studentenrevolution 1968 geschah. Vorher gab es den Kuppelei-Paragraphen: Wer ein unverheiratetes Paar in seiner Wohnung schlafen ließ, konnte bestraft werden.
Seit 1968 hat sich vieles geändert. Heute muss man vielen Christen erklären, warum die Ehe der Beginn des gemeinsamen Lebens ist. Es ist schwer zu sehen, wie viel von der biblischen Ordnung verloren geht. Dabei ist die Treue, die Liebe und die Reinheit in Gottes Schöpfungsordnung eingebettet – ein absolutes Vertrauen.
Wo die Gemeinde dieses Treueverhältnis mit Gott auflöst, wird im Alten Testament oft gesagt, sie hurten auf den Bergen, das heißt, sie beschäftigten sich mit anderen Götzen und dienten ihnen.
Interessant ist, dass die Archäologie zeigt, dass die Huren meist sechs Figuren darstellten. Die Hure symbolisiert das Anhängen an andere Götter. Diese Religionen waren oft von ungebändigten Menschenkräften geprägt, wie die Naturreligionen, die viel von sexuellen Trieben zeigen. Im Lindenmuseum können Sie die Papua-Neuguinea-Sammlung ansehen, die viele Darstellungen sexueller Natur enthält.
In Israel war das Huren in der Bibel immer ein Bild für das gebrochene, treue Verhältnis zu Gott. Es geht also nicht nur um das sechste Gebot, sondern um das erste Gebot: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen und keine anderen Götter neben ihm haben.
Schauen wir uns einige Bibelstellen an:
Jesaja 1,21 spricht von Gottes Gericht zur Läuterung Jerusalems: Wie wird die treue Stadt Jerusalem zur Hure? Sie war voll Recht und Gerechtigkeit, nun aber ist sie eine Mörderin. Das treue Verhältnis zu Gott ist aufgelöst. Dein Silber ist schlackig geworden, dein Wein mit Wasser verfälscht.
Die Untreue zu Gott ist das Zeichen der Hurerei. Das finden Sie oft in den Königsbüchern.
Im Buch Hosea, Kapitel 2, Vers 4, sehen wir, wie Hoseas Ehe als Zeichen für Israels Untreue dient. Er geht eine Ehe mit einer Hure ein, um zu verdeutlichen, was Gott tut, wenn er sich mit einem unreinen Volk verbindet. Dort heißt es: „Fordert von eurer Mutter, sie ist nicht meine Frau und ich bin nicht ihr Mann“, sagt Gott. Sie soll die Zeichen ihrer Hurerei ablegen, damit ich sie nicht nackt dastehen lasse wie bei ihrer Geburt, und sie nicht wie eine Wüste mache, damit sie nicht vor Durst stirbt.
Das zeigt, wie die Gemeinde Gottes ihr Verhältnis zu Gott verliert und sich mit jedem verbündet.
Im Buch Hesekiel 16,31 heißt es: „Du hast deinen Hurenaltar an allen Straßenecken gebaut und dir Hurenlager auf allen Plätzen gemacht. Du hast Geld verschmäht, du Ehebrecherin, die du dir Fremde anstellst anstelle deines Mannes.“
Vers 35 sagt: „Darum, du Hure, höre das Wort des Herrn! Der Herr wird deine Scham entblößen.“
Dieses Bild wird oft im Alten Testament verwendet und ist sehr klar.
In Offenbarung 17 geht es um die Gemeinde. Sie erinnern sich an Offenbarung 20 und 21, wo die Braut heimgeholt wird in die Herrlichkeit, vor den Thron Gottes. Die Braut, die mit allen anderen Göttern buhlt, wird zu jemand, der die Liebe und das Gottesverhältnis beliebig macht.
Ausleger sehen hinter der Hure Babylon oft die Kulturmacht der Welt. Wilhelm Busch hat 1952 in „Licht und Leben“ geschrieben, dass in allen Weltbewegungen etwas von dieser Hure steckt.
Am meisten folge ich jedoch einem württembergischen Prälaten, Karl Hardenstein. Er sagte ganz offen: Die Hure ist nichts anderes als die Kirche Jesu Christi, die so schrecklich fallen kann, indem sie sich mit allen widergöttlichen Mächten verbündet.
Wenn man die Geschichte der Kirche betrachtet, erschüttert es, wie Christen das treue Gelöbnis, Gott und Jesus die Treue zu halten, nicht durchgehalten haben. Sie verbündeten sich mit widergöttlichen Mächten.
Karl Hardenstein sagt: Wir haben uns entschieden, die Gestalt der Hure, der großen Babylon, als die verweltlichte, völlig ins Heidnische zurückgesunkene Kirche zu sehen.
In der Stille, die wir hatten, war es schön, viel zu lesen und still zu sein bei der persönlichen Bibellese. Dabei fiel mir auf, warum Gott schon im Alten Bund seinem Volk Israel verboten hat, sich mit heidnischen Völkern zu vermengen.
Bei uns heißt es oft, wir sollen Licht und Salz sein, und das Salz muss richtig gestreut werden im Teig. Hätte Gott nicht auch sagen können, ihr müsst ungläubige Leute heiraten und alle bekehren? Das hat er nicht gesagt.
In einem Psalm steht: Wenn du dich mit den Ungläubigen vermengst, wirst du die Götzen der Ungläubigen anbeten. Das ist ein erschütterndes Gesetz.
Wenn wir uns überschätzen, passiert genau das, was mit der Kirche in allen Jahrhunderten geschah: Die Gemeinde meint, sie müsse in die Welt hinein, und kaum ist sie in der Welt, passt sie sich an die gottlose Welt an und bleibt in der Gottlosigkeit stecken.
Das ist eine tragische Entwicklung. Deshalb ist es wichtig, dass wir begreifen, worum es geht.
Wenn ich sage, es ist die Kirche, dann meine ich: Keine christliche Gruppe ist davor verschont, zu Hure Babylon zu werden. Jede Freikirche steht nach kurzer Zeit vor der gleichen Problematik. Viele sagen, nach 25 Jahren müsse man alles neu gründen, weil der Abfall so groß ist. Ob das eine Lösung ist, weiß ich nicht. Oft sieht man es gar nicht.
Es ist wichtig, dass der Geist der Buße eine Gemeinde prägt. Wenn wir das nicht ständig wissen, ist das das Hauptproblem.
Sind wir schon verloren?
Vor Jahren schrieb ich in einem Artikel, dass in Kirchengemeinderäten nicht die Frage, wie man Türen streicht oder Wasserleitungen erneuert, am wichtigsten sein sollte, sondern wie wir verhindern können, eine falsche Kirche zu werden und wirklich Gemeinde Jesu zu sein.
Wenn Jesus und das Wort Gottes uns vor diese Gefahr stellen, ist das ein sehr gefährlicher Versuch – noch viel schlimmer als alle sexuellen Versuchungen. Sie wissen selbst, wie stark diese sind.
Deshalb ist es wichtig, sich dagegen zu wappnen.
Es wäre einfach, sich zurückzuziehen in ein Ghetto oder eine gesicherte Stätte, wie eine Sekte in der Wüste in Amerika. Aber das geht nicht. Ich kann die Welt nicht ausschließen, ich nehme sie mit mir.
Deshalb müssen wir genau auslegen und klären, was mit der Gestalt der großen Hure gemeint ist und was das Wort Gottes uns an dieser Stelle zeigen will.
Zuerst wird gesagt, dass die große Hure an vielen Wassern sitzt. Das wird in Vers 15 erklärt: Die vielen Wasser sind Völker, Scharen, Nationen und Sprachen.
In Kapitel 12 hatten wir das Weib, die Gemeinde, die in der Wüste war und ein Kindlein gebar. Die Frau entfloh in die Wüste, wo Gott ihr einen Ort bereitet hatte, an dem sie 1260 Jahre ernährt wurde. Sie wurde vom Drachen verfolgt, der gegen sie kämpfte.
Hier wird in der Offenbarung gesagt, dass diese Gemeinde auch ein Zerrbild sein kann – eine furchtbare Gestalt.
Die Hure sitzt an den Völkern, und alle Völker der Welt machen mit ihr Geschäfte. Deshalb sagt man auch, sie steht für die Kulturmacht der Welt.
Das ist ein Zeichen, dass der Mensch die Welt bebaut und künstlerisch tätig sein kann, aber diese Kultur hat oft eine besonders kräftige antichristliche Spitze.
Wer in der Kultur tätig ist, merkt oft, wie unheimliche Mächte dort am Werk sind.
Die Könige auf Erden, die Mächtigen, haben Hurerei betrieben und sich mit dieser Gestalt, also mit der Kirche, der eigentlichen Gottesgemeinde, verbündet. Die auf Erden wohnen, sind betrunken vom Wein ihrer Hurerei.
Wir brauchen uns nicht vor der Gottlosigkeit zu fürchten. Der Teufel lässt bis zum Ende etwas viel Schlimmeres zu: ein verwässertes Christentum, das die Hölle nicht mehr fürchtet, kein Gericht kennt, den Ernst nicht mehr versteht und dem Wort Gottes nicht mehr vertraut – ein der Welt angepasstes Christentum.
Es ist erschütternd, wenn man sieht, dass in manchen Kirchen ein Mullah predigt oder ein hilfloser Politiker auf der Kanzel steht, der das Wort Gottes auslegt, obwohl er geistlich nichts weiß.
Ich halte von Demonstrationen wenig, aber wir müssen uns bewusst machen, was das ist.
Ich habe im Urlaub ein Buch über das Mittelalter gelesen. Es ist bewegend, die Geschichte zu kennen: Gregor VII., die großen Papstgestalten, die Stauferzeit.
Wie konnte die Kirche Jesu so entarten?
Wenn man in Rom Urlaub macht und durch die Peterskirche geht, ist man schockiert. Nicht die Kunst ist das Letzte, sondern das, was Jesus in der Bergpredigt seinen Jüngern ans Herz legte.
Es ist leicht, bei der Bibel zu sagen: „Aha, da ist es.“ Das machen viele Sekten, die sagen, die Landeskirche sei der Missstand. Dabei merken sie oft nicht, wie der gleiche Geist bei ihnen selbst wiederkehrt.
Welche Gruppe auch immer: Wenn wir nicht sehen, dass es eine dauernde Versuchung gibt, unseren Glauben in heiliger Liebe zu leben, ihm gehorsam zu sein und ihm zu dienen, leben wir bald nur noch für Menschen.
Warum wird das so schnell lau?
Weil diese Bedrohung da ist.
Das Erschütternde ist: Die Welt will uns gar nicht zu Nichtchristen machen, sondern nur unsere Hingabe verwässern.
Deshalb ist der Widerstand so groß, wenn jemand fragt: Glaubst du wirklich ans Wort Gottes? Glaubst du, dass Jesus der Gottessohn ist? Die Welt will nicht radikal sein.
Das Evangelium lässt sich nicht mit der Ideologie dieser Welt vermischen. Es ist ein Gegensatz.
Der Wein macht betrunken, vernebelt und betäubt.
Mein Bruder Wolf hat neulich aus Anlass des hundertsten Geburtstags von Wilhelm Busch einige Dinge aus dem Kirchenkampf ausgegraben.
Wenn man liest und hört, dass Otto Riedmüller ein Lied auf den Führer dichtete, gesungen nach der Melodie „Die Fahne hoch, die Reihen dicht geschlossen“, sieht man, wie schnell wir uns in irdische Ideologien verlieren, wie wir meinen, unserer Zeit verpflichtet zu sein.
Ich freue mich, dass junge Leute hier sind. Es wäre wichtig, dass unsere Jugendmitarbeiter das hören.
Unsere evangelistischen Versuche, Musik oder andere Formen zu benutzen, um Leute zu gewinnen, bestreite ich. Wenn wir es aus Liebe tun oder weil es unserem Geschmack entspricht, ist das gut.
Moderne Rhythmen im Gottesdienst sind okay, wenn sie nicht dazu dienen, Menschen anzulocken.
Das ist absurd, verfälschend und verlogen.
Evangelikale Kreise in Hamburg haben einen Techno-Gottesdienst gemacht – ohne Ekstase, mit guter Musik, ohne Aktionen am Altar. 150 Mitarbeiter, 330 Besucher. Die Welt lässt sich nicht von so einem Bluff täuschen.
Das Einzige, was die Welt noch sieht, ist das Evangelium von Jesus, dass Sünde vergeben werden muss und dass man davon reden muss. So hat Jesus missioniert.
Ich bin nicht gegen Musik, jeder hat seinen Stil. Es ist nicht nur die Orgel erlaubt.
Aber wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht der Welt anbieten, um ihr zu gefallen.
Man darf keinen Stil machen, der nichts mit dem eigenen Empfinden zu tun hat.
Ich bin überzeugt, suchende Menschen in unserer Stadt suchen nur das Echte. Was lebt der wirklich?
Wenn junge Leute sagen: „Das ist unser Stil, so machen wir es“, drücken sie das aus, so wie es bei der Singebewegung war.
Manche Lieder sind rhythmisch, und wir freuen uns, wo sie Eingang gefunden haben.
Es mag vieles andere geben, aber ich habe oft erlebt, dass eine Atmosphäre geschaffen wurde, in der man das Evangelium nicht mehr predigen konnte.
Ich denke mit Schrecken an eine Evangelisation zurück, bei der ein großes Bandbild vorne war mit der Aufschrift „Lustiger Abend mit Winrich Schiffbuch“. Der Bandleader sagte plötzlich: „Jetzt seid mal zehn Minuten still, da muss noch seine Predigt loswerden.“
Das passte gar nicht.
Wäre wenigstens einer aus der Band mit dem Schlagzeug gekommen und hätte gesagt: „Jetzt möchte ich euch sagen, was mein Leben erfüllt“, wäre es harmonisch gewesen.
Dann hätte er gesagt: „Das ist Musik, die uns gefällt, jetzt erzähle ich euch, warum ich zu Jesus gehöre.“
Dann wäre es organisch gewesen.
Aber dieses der Welt so weit entgegenkommen und dann sagen: „Jetzt predigen wir darauf“, das kann die Welt nicht täuschen.
Was echt ist und von uns kommt, wird akzeptiert.
Die Gefahr ist immer die Vermengung mit einem falschen Geist.
Ich halte es für absurd, immer wieder Linien zu ziehen und zu sagen, das darf nicht sein und das ist keine christliche Musik.
Jeder muss wissen, was ihm entspricht.
Wir sollten nur echt sein und unseren Glauben leben.
Wenn wir Beiprogramme zur Evangelisation machen, lasst das, was unser Jugendchor singt, so bleiben. Es entspricht den jungen Leuten.
Macht nichts anderes daraus, sondern lasst unsere Chöre singen.
Ich weiß, wie viele Menschen gerade dadurch angesprochen wurden, dass man lebt, was man ist und was man aus dem Wort und dem Evangelium begründen kann.
Da sitzt die Hure mit dem scharlachroten Tier.
Die rote Farbe ist eine besonders aufreißende Farbe mit lästerlichen Namen.
Sie hatte sieben Häupter und zehn Hörner – ungeheure Macht.
Das Tier hat diese Häupter und diese zehn Hörner.
Die Frau war mit Purpur und Scharlach gekleidet, geschmückt mit Gold, Edelsteinen und Perlen.
Sie hatte einen goldenen Becher in der Hand voller Gräuel und Unreinheit ihrer Hurerei.
Das Geheimnis ist: Das ist das große Babylon.
Babylon steht natürlich für die alte Weltstadt am Euphrat, den Turm von Babylon, die Großmacht.
Hier ist aber etwas anderes gemeint als diese entartete Gemeinde.
Wir haben noch zwei Stellen aus dem Neuen Testament, die wir kurz ansehen wollen, warum das Bild der Ehe so wichtig ist.
2. Korinther 11,2: „Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer. Ich habe euch verlobt mit einem einzigen Mann, damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführe.“
So verstehen wir, was biblisch gesehen das Gegenteil dieser reinen Jungfrau ist.
Die Gemeinde wird hier als reine Jungfrau bezeichnet.
Epheser 5,25: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen, sie zu reinigen durch das Wasserbad im Wort, damit er sie vor sich stelle als eine Gemeinde, die herrlich ist, ohne Flecken, Runzel oder etwas dergleichen, sondern heilig und untadelig.“
Das Bild der menschlichen Ehe zeigt, wie Christus die Gemeinde liebt.
Das Geheimnis ist groß: Ich deute es auf Christus und die Gemeinde.
Das Eheverhältnis ist für die Gemeinde so wichtig.
Es ist die Überlebensfrage jeder christlichen Gemeinde, ob sie Jesus allein dient und ihm gehört.
Schon dass wir darüber so wenig reden, ist ein Ärgernis.
Sicher ist vielen Christen gar nicht bewusst, dass das in der Schrift steht, und zwar am Ende, wo alles zugespitzt wird zur Warnung.
Wie Hardenstein sagt, müssen wir uns täglich mit Furcht und Zittern fragen: Herr, bin ich dir wirklich diese Braut der Liebe, gereinigt, geheiligt, dir allein gehörig?
Das Schlimme ist noch in Vers 6: Diese Hure hat Freude daran, die Gemeinde zu zerstören.
Sie ist betrunken vom Blut der Heiligen, von den Zeugen Jesu.
Diese Hure wird ein Werkzeug des Antichristen.
Mich hat immer erschüttert, wie in der russischen Christenverfolgung, bei Christoph Krustow, die meisten Bedrängnisse der Christen durch andere registrierte Christen geschahen.
Das ist erschütternd.
Die Hauptverfolgung geschah durch die Linientreuen.
Der Staat hat die Christen genommen und gesagt: Geh du gegen deine unbequemen Leute vor.
Man hat immer Ängste vor der Zukunft.
Man meint, man könne sie schon greifen.
Es wird in absehbarer Zeit auch in unserer Kirche eine solche Intoleranz geben, dass man nicht mehr sagen darf, man kann verloren gehen oder in die Hölle kommen.
Ich habe Ihnen das zitiert aus der Zeitschrift des evangelischen Missionswerks, wo dann vom reichen Mann und armen Lazarus gesprochen wird.
Jesus spricht dort nicht von Himmel und Hölle, sondern nur von Reichtum und sozialer Gerechtigkeit.
Das ist die offizielle Publikation des Missionswerks unserer Landeskirche.
Wir müssen wissen: Wenn das schon so ist, wann wird es so sein, dass das andere nicht mehr geduldet wird?
Man darf Kindern im Konfirmandenunterricht kein ernstes Gericht mehr sagen.
Ich kenne Gegenden, wo Christen nur ganz schlicht gesagt haben, dass Islam und Christentum unvereinbar sind – eine ganz selbstverständliche Sache, wie Feuer und Wasser.
Als Antwort darauf sagt ein Doktor Wassermann: Im Koran steht das, aber Sie brauchen nichts vom Koran.
Im Spiegel hat ein Mullah neulich gesagt, man sei sehr tolerant, und deshalb sei alles erlaubt.
Wenn die Kirche sich so vernebelt, kann ich es nicht aufhalten.
Wir können nur wach sein und sagen: Dann kann es sein, dass es ein Martyrium gibt, wie viele es ertragen haben.
Die Salzburger sind ausgewandert, weil der Erzbischof die Morde gutgeheißen hat.
Sie wissen, wie es bei den Waldensern und den Hussiten war.
Es war immer die Kirche, die Trägerin der Verfolgung war und viele Märtyrer auf dem Gewissen hat.
Das ist erschütternd.
Wie konnte es zu so einer Verdrehung kommen?
Ich habe es gerade in einem Buch gelesen: Gregor VII., der Papst, der am schlimmsten das ausgesponnen hat.
Er sagte, der Papst habe so große Macht, dass jede irdische Königsmacht ihre Krone nur aus seiner Hand empfangen könne.
Das war die Zeit, als Heinrich IV. nach Canossa zog.
Er hat später Gregor auch in die Wüste geschickt.
Heinrich IV. marschierte nach Rom und musste sich in der Engelsburg verstecken.
Das sind die Witze der Weltgeschichte.
Man muss sich vorstellen, dass die Entartungen am schlimmsten in der Kirche wurden.
Sünde und Abfall von Gott werden in der Gemeinde am schlimmsten dargestellt.
Das ist auch bei uns so: Wenn wir sündigen, ist es schlimm, weil der Teufel es am extremsten macht.
Wir kennen die Wahrheit.
Deshalb sage ich das alles als Warnruf und Ruf zur Buße.
Die Weltmächte und die Kirche haben sich gefunden, sagt Hardenstein.
Das hat die Kirche völlig verändert.
Das Weib trägt statt der Sonne die Krone, statt des Wortes und des Geistes furchtbare Zeichen.
Sie ist mit Purpur und Scharlach, Gold und Edelsteinen geschmückt und nichts weiter als das, was ihr Wesen ist.
Ihre Macht kommt vom Tier.
Was ist das Tier in der Offenbarung?
Das sind die christlichen Mächte, die Staatsmacht, die als Tier bezeichnet wird.
Die Kirche entartet von der Braut zur Hure, der Staat entartet vom Menschen zum Tier.
Das ist ganz deutlich.
Darf ich noch einmal von Hardenstein zitieren?
Die Hure Babylon hasst und verfolgt ihre eigenen lebendigen, an Christus gebundenen Glieder, trunken vom Blut der Heiligen.
Sie ist in allen Völkern zu finden.
Vers 17,1: Es gibt keine sichtbare Kirche oder Gemeinde der Welt, die nicht von der Versuchung des Abfalls im Innersten bedroht ist.
Wir müssen noch ein paar Worte sagen.
Es ist richtig, dass seit Konstantin das Problem der christlichen Kirche in Europa war, dass sie sich eng mit der Staatsmacht verband – Thron und Altar.
Aus meiner Erfahrung in der Dritten Welt würde ich sagen, dass das heute genauso ist.
Wie schnell sich eine kenianische Kirche, selbst eine evangelikale, mit ihrem Staatspräsidenten verbündet, der Mitglied der Kirche ist, und auf der Woge mitschwimmt, solange Machtanerkennung besteht.
Das betrifft auch unser Werk.
Bei christlichen Fachkräften, die Staatszuschüsse erhalten, sage ich oft: Wenn die Staatsmacht uns kontrolliert und sagt, wir dürfen nicht missionarisch tätig sein, dann verzichtet auf jeden Pfennig.
Wir haben Zuschüsse nur angenommen, als ein Minister sagte, das sei selbstverständlich durch die Missionare.
Wir wissen, dass es anders werden kann, wenn andere Regierungsverhältnisse kommen.
Dann sieht es ganz anders aus.
Wir dürfen uns nie verbünden.
Ich kann mich nicht enthalten: Es gibt viele Gruppen, die sagen, sie nehmen keine Staatszuschüsse an.
Ich habe gern Zuschüsse angenommen, um unseren Tobelgarten auszubauen, damit die jungen Leute kicken können.
Aber wir müssen wissen, wo wir gebunden sind.
Wenn die Bindung kommt, müssen wir stehen und auch bereit sein, Martyrium zu ertragen.
Ich glaube nicht, dass wir entfliehen können.
Noch einmal zum Tier: In Vers 9 wird oft die Frage gestellt, ob die sieben Berge Rom sind, denn Rom steht auf sieben Hügeln.
Ich würde hier vorsichtig sein und sagen, es genügt, den Typ zu verstehen.
Es wird auch von sieben Reichen gesprochen: Sieben sind gekommen, fünf sind gefallen.
Die Weltreiche, die schon waren, das Römerreich ist zerfallen, und das letzte kommt noch.
Jesus wollte uns nicht die Jahr und Stunde sagen.
Es genügt, dass Reiche kommen und gehen.
Die Deutung der Zahlen bleibt schwierig.
Diese zehn Könige, die das Reich übernehmen, sind die zehn Hörner.
Er spricht jetzt vom Tier, vom antichristlichen Reich.
Plötzlich gelingt es diesen zehn Herrschern, Einheit und einheitliche Macht zu erreichen – etwas, was Politiker noch nie geschafft haben.
Das ist ein Kindergarten in Europa.
Deshalb glaube ich, dass die Europäische Union das antichristliche Reich ist.
Dazu braucht man Bürokratie, um zu regeln, wie groß eine Schraube sein darf.
Ich sehe dort keine antichristliche Macht.
Aber wenn das antichristliche Reich kommt, mit Welteinheit und aller Macht in einer Hand, die aus einem Munde sprechen und sich einig sind, werden sie zunächst die Hure vernichten.
Wir brauchen diese Affenkirchen immer.
Dann schicken sie sie weg und sagen: „Du Dreck!“
Das Urteil der Welt über die Macht, an der sie sich belustigt und bereichert hat.
Die andere Weltmacht, das antichristliche Weltreich, Vers 14 und 13: Die zehn Könige geben ihre Kraft und Macht dem Tier.
Sie kämpfen gegen das Lamm.
Wer ist das Lamm?
Der gekreuzigte Christus.
Das Lamm wird sie überwinden.
Vor der Macht des gekreuzigten Jesus zerbricht das antichristliche Reich.
Meine Meinung ist, dass die Gemeinde bis zum Schluss an diesen schrecklichen Leiden teilhat.
Aber sie darf auf den gekreuzigten Jesus blicken und wissen: Das Lamm hat gesiegt.
Der gekreuzigte Jesus ist stärker als alle Herrschaften der Welt.
Er ist Herr aller Herren und König aller Könige.
Er ist bei den Seinen, bei den Berufenen und Auserwählten.
Vers 14 und Vers 17 deuten, dass diese Herrscher des antichristlichen Weltreiches von Herzen her, nicht nur taktisch, eines Sinnes sind, bis das Wort Gottes sich erfüllt hat.
Ich habe am Anfang vom Unkraut auf dem Acker gesprochen, das noch reifen muss.
So wird es geschehen.
Das wird sich in dieser Welt vervollständigen.
Am Ende der Welt gibt es keine christliche Weltregierung.
Das Gegenteil ist der Fall: Die Gemeinde Jesu wird in die Verfolgung geschickt.
Fritz Grünzweig hat immer wieder gesagt: Das Ende kehrt sich zum Anfang.
Wie die erste Christenheit durch schwere Verfolgungen ging, so wird es am Ende noch einmal sein.
Auf diese Verfolgungszeiten wollen wir uns rüsten.
Wir sind dankbar, dass wir sie heute nicht haben.
Deshalb wollen wir nicht meinen, wir könnten uns sichern.
Ich habe keine Probleme, heute Staatszuschüsse anzunehmen.
Wir zahlen Steuern zur Wohlfahrt.
Warum?
Wenn die Kinder einen Krippenspielplatz haben, können wir keinen Kindergarten ohne Zuschüsse betreiben.
Aber wenn es um Gleichschaltung geht, müssen wir widerstehen.
Unsere Frau Erna Stiegler, unsere frühere Kindergärtnerin, lebt sehr krank in der Hohenheimer Straße.
Ich bewundere sie.
Es ist schade, dass wir diese alten Leute nicht mehr sehen.
Sie war die erste, als es darum ging, den Hitlerstaat abzuwehren, der die Kindergärten übernehmen wollte.
Sie verzichtete auf ihren Gehalt und führte den freien Kindergarten allein in der Kirche weiter.
Sie fragte nicht, was aus ihrem Gehalt wird, sondern verbreitete die Botschaft von Jesus.
Diesen Geist braucht man.
Es ist interessant, wie viele mutige Leute es damals gab, auch in der Jugendarbeit.
Sie haben nicht ihr Fähnchen nach dem Wind gehängt, sondern gesagt: Das will ich trennen.
Es wird immer dort heikel, wo Staatsmacht oder Welt Anspruch über Christen erheben.
Wir gehören dem größten König allein.
Es muss uns erschrecken, dass das Gericht Gottes zuerst an der Gemeinde beginnt.
Zuerst wird diese falsche Hurenkirche gestürzt.
Karl Hardenstein sagt, dieses Kapitel wird in der Kirche sehr unterschätzt.
Ich finde es gut, dass er als Kirchenmann das so klar gesehen hat.
Ich bin überzeugt, dass die meisten heute nicht mehr wissen, dass das die unausweichliche Zukunft ist.
Nur die Gemeinde, die das Bekenntnis zum gekreuzigten Jesus in der Mitte hat und weiß, dass Jesus nur durch Leiden führt, wird überleben.
Darum ist es mir wichtig, an die Märtyrer heute zu erinnern, die wegen ihres Glaubens verfolgt und leiden müssen.
Das passiert heute schon an vielen Orten der Welt.
Es wechselt.
Ich hätte nie gedacht, dass Russland noch einmal eine Zeit erlebt, in der freie Mission möglich ist.
Wir wollen dankbar sein und uns freuen, wenn Zeit zur Buße gegeben ist.
Aber wir müssen wissen, dass der Versuch, sich der Welt anzubieten, nicht gelingen kann.
Aus dieser Erkenntnis habe ich persönlich Konsequenzen gezogen und mache bei manchem nicht mehr mit.
Ich kann nicht mehr deutlich machen, welchen Weg Gott mir aufgetragen hat.
Ich denke immer wieder: Wir können nicht überall mitmachen.
Ich habe in 27 Jahren hier nie zum Kirchentag gesprochen.
Sie wissen, welche Befangenheit ich habe.
Ich fürchte, es wird wenig gelingen, dass man dort sein wird.
Ich hatte einen lieben gläubigen Kollegen, der mit mir vor der Kirche stundenlang geschrien hat.
Ludwig Hofacker wäre bestimmt zum Kirchentag gegangen.
Er predigte in Rellinghausen.
Er wusste, warum er nicht zum Schloss ging, zum Beispiel zu Karl Eugen oder König Wilhelm.
König Wilhelm hatte eine liederliche Lebensweise in Württemberg.
Er predigte in Rellinghausen, wo Gott sein Wort gibt.
Ich kann meine Position nicht überschätzen.
Manche sagen: Ich möchte noch einmal etwas Großes tun.
Ich erinnere mich, wie Wilhelm Busch einmal erzählte, er war vielleicht Abiturient.
Ein junger freikirchlicher Pastor kam zu ihm und sagte: „Im Ruhrgebiet wohnen die Kumpels, und ich muss in den Bauarbeiter-Unterkünften sein. Das ist schrecklich, was an moralischem Leben herrscht.“
Wilhelm Busch sagte: Nach fünf Wochen war er der Vernünftigste von allen.
Er war nicht mehr zu erkennen.
Er sagte: Du kannst nie Mission treiben, wenn du nicht eine Basis hast, die dich geistlich wieder zurechtbringt.
Du passt dich viel zu schnell an.
Dieses erschreckende Beispiel heißt nicht, dass wir nicht missionieren sollen.
Vieles, was heute als Mission oder Evangelisation bezeichnet wird, ist es nicht, weil es Anbiederung an die Welt ist.
Davor wollen wir uns hüten, weil es fruchtlos sein wird.
Es gäbe noch viel mehr zu sagen.
Es soll eine Anregung sein.
Wir können nicht alles deuten.
Aber es ist wichtig, dass wir uns unter diesem Wort rüsten und stärken.
Die Identität der großen Hure Babylon
Deshalb interessiert uns die Frage: Was ist diese Hure Babylon?
Wir alle haben eine gewisse Befangenheit, über ein solches Wort zu sprechen, und das ist gut so. Es zeigt, dass wir ein Empfinden dafür haben. Fritz Grünzweig hat hier in diesem Raum öfter über dieses Kapitel gesprochen, und ich bin ihm sehr dankbar dafür.
Ich weiß jedoch, wie schwer es mir immer wieder fiel, das auszusprechen. Es ist merkwürdig, wenn man so viel über das Bild der Hure spricht. Diese natürliche Befangenheit ist verständlich und auch gut. Aber was bedeutet das biblisch?
Wir müssen einfach einmal hineinschauen, um das Ganze zu verstehen. In der Bibel wird die Gemeinde oft mit einer Braut verglichen. Dieses Bild der Braut ist ein wunderbares Symbol für absolute Reinheit und Treue.
Interessant war für mich, noch einmal zu rekapitulieren, dass die Auflösung unserer Trauordnung beziehungsweise unserer Eheordnung erst durch die Studentenrevolution 1968 begann.
Vorher gab es den sogenannten Kuppelei-Paragrafen. Wenn jemand ein unverheiratetes Paar in seiner Wohnung schlafen ließ, konnte er durch eine Anzeige bestraft werden.
Bis zur Studentenrevolution 1968 galt diese Ordnung. Heute hingegen muss man vielen Christen erst erklären, warum für uns die Ehe der Beginn des gemeinsamen Lebens ist.
Es ist für mich immer wieder schwer zu sehen, wie viel von der biblischen Ordnung verloren geht. Dabei ist sie etwas ganz Wunderbares. Wenn die Bibel von Treue und Liebe spricht, dann meint sie eine Liebe, die von Gott her in seiner Schöpfungsordnung verankert ist. Sie beruht auf absolutem Vertrauen, Reinheit und Treue.
Wenn die Gemeinde plötzlich dieses Treueverhältnis mit Gott auflöst, dann wird im Alten Testament immer gesagt, dass sie „auf den Bergen hurten“. Das bedeutet, sie beschäftigten sich mit anderen Götzen und dienten ihnen.
Das Bild der Hurerei in der Bibel
In der Archäologie ist es heute besonders interessant zu beobachten, wie dieses Thema dargestellt wird. Das können Sie in jedem Israellexikon oder Bibellexikon feststellen, wenn Sie sich die archäologischen Figuren ansehen, also die Nachbildungen. Diese bestanden meist aus sechs Figuren.
Es ist bemerkenswert, dass das Huren und das Anhängen an die Baals-Gottheit oft mit sehr sexuell geprägten Religionen verbunden waren. Das gilt übrigens auch für viele Naturreligionen, die eine enorme Menge an ungebändigter menschlicher Kraft in sich tragen. Wenn Sie zum Beispiel ins Lindenmuseum gehen und sich die Sammlung aus Papua-Neuguinea anschauen, sehen Sie unzählige Darstellungen mit sexuellem Inhalt. Das ist die ganze Triebkraft des Tamperam-Kults, und so können Sie es in vielen dieser Kulte erkennen.
In Israel war es ähnlich. Doch das Huren wird in der Bibel immer im Sinne eines gebrochenen, treulosen Verhältnisses zu Gott verwendet. Es geht also nicht um das sechste Gebot, sondern eigentlich um das erste Gebot: Du sollst Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen und ganzer Seele lieben. Du sollst Gott über alles lieben. „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“
Nun wollen wir uns einige Bibelstellen anschauen, zum Beispiel Jesaja 1, Vers 21.
Beispiele biblischer Texte zur Hurerei als Symbol für Untreue
Jesaja 1, Vers 21 – Gottes Gericht zur Läuterung Jerusalems
Wie kommt es, dass die treue Stadt, also Jerusalem, zur Hure geworden ist? Sie war voller Recht und Gerechtigkeit, doch nun ist sie ein Ort voller Mörder. Das treue Verhältnis zu Gott ist also aufgelöst.
Dein Silber ist schlackig geworden, dein Wein mit Wasser verfälscht. Die Untreue zu Gott wird hier als Zeichen der Hurerei dargestellt. Dieses Bild findet man häufig in den Königsbüchern.
Wir gehen nun zu den Propheten weiter, zum Beispiel zu Hosea. In Hosea 2,4 sehen Sie bereits im ersten Kapitel die Überschrift „Hoseas Ehe als Zeichen für die Untreue Israels“. In einer Symbolhandlung geht Hosea eine Ehe mit einer Hure ein, um zu verdeutlichen, was Gott tut, wenn er sich mit einem unreinen Volk verbindet.
In Kapitel 2, Vers 4 heißt es: „Fordert eure Mutter heraus, sie ist ja nicht meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann“, sagt Gott. Sie soll die Zeichen ihrer Hurerei von ihrem Angesicht wegnehmen und die Zeichen ihrer Ehebrecherei zwischen ihren Brüsten, damit ich sie nicht nackt ausziehe und hinstelle, wie sie bei ihrer Geburt war. Ich will sie nicht machen wie eine Wüste und wie ein dürres Land, damit sie nicht vor Durst stirbt.
Das ist der Punkt, an dem die Gemeinde Gottes ihr Verhältnis zu Gott verliert und sich mit jedem verbündet.
Auch Hesekiel greift dieses Bild auf, zum Beispiel in Kapitel 16 und Kapitel 31. Dort heißt es: „Dass du deinen Hurenaltar an allen Straßenecken baust und dir ein Hurenlager auf allen Plätzen machst. Dazu warst du nicht wie sonst eine Hure, denn du hast ja Geld dafür verschmäht, du Ehebrecherin, die du dir Fremde anstellst anstelle deines Mannes.“
In Vers 35 wird gesagt: „Darum, du Hure, höre das Wort des Herrn: Der Herr wird deine Scham entblößen.“
Dieses Bild, das oft im Alten Testament verwendet wird, kann man auch im Bibellexikon nachschlagen. Es ist völlig klar, worum es hier geht.
Ein weiteres Beispiel findet sich in Offenbarung 17, wo die Gemeinde ebenfalls mit diesem Bild beschrieben wird.
Die Gemeinde als Braut und die Gefahr der Entartung
Sie erinnern sich: In Offenbarung 20 und 21 geht es um die Braut, die heimgeholt wird in die Herrlichkeit. In Offenbarung 21 steht sie vor dem Thron Gottes. Wenn die Braut jedoch mit allen anderen Göttern buhlt, wird sie zu jemandem, der die Liebe und das Gottesverhältnis beliebig macht.
Wenn wir die Ausleger zur Offenbarung betrachten, finden wir verschiedene Meinungen. Viele sagen, hinter dem Bild der Hure Babylon verbirgt sich die Kulturmacht der Welt. Dafür lassen sich zahlreiche Argumente finden.
Wilhelm Busch hat im Jahr 1952 in „Licht und Leben“ eine Auslegung zur Offenbarung veröffentlicht, die ich oft heranziehe. Er meint, in allen Weltbewegungen steckt etwas von dieser Hure. Am meisten folge ich jedoch einem württembergischen Prälaten.
Es ist interessant, dass gerade ein Kirchenmann diese Ansicht ganz offen ausgesprochen hat. Karl Hardenstein sagte: Die Hure ist nichts anderes als die Kirche Jesu Christi, die auf schreckliche Weise fallen kann, indem sie sich mit allen widergöttlichen Mächten verbündet.
Wenn man die Geschichte der Kirche betrachtet, wird man von Karl Hardenstein erschüttert. Er sagt, er könnte Sätze vorlesen, die zeigen, wie furchtbar es war, dass Christen das treue Gelöbnis, nur einem Gott, der sich offenbart hat, und ihrem Heiland Jesus treu zu bleiben, nicht gehalten haben. Stattdessen verbündeten sie sich mit allen widergöttlichen Mächten.
Karl Hardenstein erklärt: „Wir haben uns dafür entschieden, in der Gestalt der Hure, der großen Babylon, die verweltlichte, völlig ins Heidnische zurückgesunkene Kirche zu sehen.“
Die Vermischung mit der Welt und ihre Folgen
Interessant ist, dass mir während der Stille, die wir hatten, etwas aufgefallen ist. Es war einfach wieder einmal schön, viel zu lesen und auch in der persönlichen Bibellese still zu sein. Dabei habe ich mich gefragt: Warum hat Gott im Alten Bund seinem Volk Israel verboten, sich mit den heidnischen Völkern zu vermengen?
Bei uns wird ja oft gesagt, wir sollen Licht und Salz sein, und das Salz muss richtig im Teig verteilt werden. Hätte Gott nicht auch sagen können: Ihr müsst möglichst ungläubige Leute heiraten und alle bekehren? Das hat Gott jedoch nicht gesagt.
Ich hatte eine Bibellese aus dem Psalm, in der Gott sagt: Wenn du dich mit den Ungläubigen vermengst, wirst du die Götzen der Ungläubigen anbeten. Das ist ein ganz erschütterndes Gesetz. Wenn wir uns nämlich in unserer eigenen Position überschätzen, passiert genau das, was mit der Kirche immer wieder geschehen ist – in allen Jahrhunderten.
Die Gemeinde meint oft: Ja, ich muss in die Welt hinaus. Doch kaum ist man in der Welt, passt man sich an die gottlose Welt an und bleibt am Ende in deren Gottlosigkeit stecken. Das ist eine ganz tragische Entwicklung.
Deshalb ist es für uns heute Abend so einflussreich, zu begreifen, worum es wirklich geht. Wenn ich von der Kirche spreche, dann möchte ich ganz deutlich sagen: Keine christliche Gruppe ist davor verschont, zur „Hure Babel“ zu werden.
Jede Freikirche wird nach kürzester Zeit nach der Gründung in der gleichen Problematik stecken. Viele sagen, nach 25 Jahren müsse man alles wieder neu gründen, weil der Abfall so groß ist. Ich weiß nicht, ob das eine Lösung ist – oft sieht man es gar nicht.
Aber es ist ganz wichtig, dass der Geist der Buße eine Gemeinde prägt. Wenn wir das nicht ständig wissen, ist das das Hauptproblem. Sind wir dann schon verloren?
Die Herausforderung für die Gemeinde heute
Ich habe vor einigen Jahren in einem Artikel geschrieben, dass in unseren Kirchengemeinderäten zum Beispiel ein Thema im Mittelpunkt stehen sollte, das uns am allermeisten beschäftigt. Es sollte nicht die Frage sein, wie wir unsere Türen streichen oder wo wir eine neue Wasserleitung einbauen. Vielmehr geht es darum, wie wir verhindern können, dass wir zu einer falschen Kirche werden, sondern wirklich Gemeinde Jesu bleiben.
Denn wenn Jesus und das Wort Gottes uns vor diese Gefahr stellen und uns deutlich machen, dass es ein so gefährliches Versuchung ist – sogar noch viel schlimmer als alle sexuellen Versuchungen, und Sie wissen selbst, wie stark diese sein können – dann ist es sehr wichtig, dass man sich dagegen wappnet.
Es wäre sogar ganz einfach, wenn man sich nur zurückziehen müsste, in irgendein Ghetto oder eine gesicherte Stätte. Aber das geht eben nicht. So wie eine Sekte in Amerika irgendwo in der Wüste sich auf eine Farm zurückzieht – das funktioniert nicht. Ich kann die Welt nicht einfach zurücklassen, ich nehme sie mit mir mit.
Deshalb müssen wir jetzt genau auslegen und klären, was hier mit der Gestalt der großen Hure gemeint ist. Was will uns das Wort Gottes an dieser Stelle zeigen?
Zuerst wird gesagt, dass die große Hure an vielen Wassern sitzt. Hinten wird erklärt, was die vielen Wasser sind: Völker, Scharen, Nationen und Sprachen (Offenbarung 17,15).
Wir hatten in Kapitel 12 das Weib, das die Gemeinde darstellt. Erinnern Sie sich an das Weib, das in der Wüste war, das Kindlein? Die Gemeinde, erinnern Sie sich? Es ist ganz wichtig, dass wir die Zusammenhänge wieder sehen.
Schlagen wir vielleicht Kapitel 12, Verse 6 bis 14 auf: Die Frau entfloh in die Wüste, wo sie einen von Gott bereiteten Ort hatte, damit sie dort 1260 Jahre ernährt würde. Das ist die Gemeinde, die vom Drachen verfolgt wird, der gegen sie kämpft. Dort haben wir über das Martyrium gesprochen.
Aber hier wird in der Offenbarung plötzlich gesagt, dass diese Gemeinde auch ein Zerrbild sein kann, nämlich eine ganz furchtbare Gestalt.
Schauen wir sie uns genau an: Sie sitzt an den Völkern. Alle Völker der Welt machen mit ihr Geschäfte. Deshalb ist es richtig, dass man auch sagt, die Kultur macht mit. Die Kultur der Welt, wo sie sich auch äußert, ist ein Zeichen dafür, dass der Mensch die Welt bebaut und künstlerisch tätig sein kann.
Doch gerade diese Kultur hat eine besonders kräftige antichristliche Spitze. Alle, die in der Kultur tätig sind und Freude daran haben, werden merken, wie unheimliche Mächte dort oft am Wirken sind.
Die Könige auf Erden, das sind die Mächtigen, haben Hurerei betrieben. Sie haben sich mit dieser Gestalt, also mit dieser Kirche, mit der eigentlichen Gottesgemeinde, verbündet. Und die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden vor dem Wein ihrer Hurerei.
Das verwässerte Christentum als Gefahr
Es ist tatsächlich so: Wir brauchen uns nicht vor der Gottlosigkeit zu fürchten. Der Teufel hinterlässt bis zum Ende etwas, das viel schlimmer ist. Ein ganz verwässertes Christentum ist seine beste Hilfe. Ein verwässertes Christentum, in dem man keine Hölle mehr fürchtet und kein Gericht mehr kennt, in dem der Ernst verloren geht und dem Wort Gottes nicht mehr vertraut wird – ein Christentum, das sich der Welt anpasst.
Das Erschütternde daran ist, was mich heute oft bei kirchlichen Dingen sehr ärgert. Wenn man als höchste Lösung zum Beispiel, wie neulich noch, einen Mullah in der Hospitalkirche predigen lässt. Ich halte von Demonstrationen nicht viel, aber es ist wichtig, sich bewusst zu machen, was da passiert. Oder wenn man irgendeinen hilflosen Politiker, der geistlich nichts mehr weiß, auf die Kanzel stellt oder einen Polizisten, der meint, er müsse der Christengemeinde etwas sagen, wenn er das Wort Gottes auslegt. Was soll er denn sonst predigen?
Ich habe dort im Urlaub auch ein Buch über das Mittelalter gelesen. Für die, die Geschichte kennen und lieben, ist es natürlich immer wieder bewegend, von Gregor dem Siebten und den großen Papstgestalten in der Stauferzeit zu lesen. Aber ist es denn möglich, dass die Kirche Jesu zu so einem schrecklichen Zerfall kommt? Wenn man in Rom Urlaub macht und durch die Peterskirche geht, war ich schockiert. Nicht die Kunst war das Letzte – und das war doch nicht das, was Jesus in der Bergpredigt einst seinen Jüngern ans Herz legte.
Heute ist es so wichtig, dass man die Bibel leichtfertig handhabt. Viele Sekten sagen zum Beispiel: „Die Landeskirche ist der Missstand.“ Dabei merken sie oft gar nicht, wie genau der gleiche Geist auch bei ihnen wiederkehrt, egal welche Gruppe es ist. Wenn wir nicht erkennen, dass das eine dauernde Versuchung ist, dann leben wir unseren Glauben nicht in der ganzen heiligen, reinen Liebe zu unserem Jesus. Wir sind ihm nicht gehorsam und dienen ihm nicht.
Wie schnell leben wir alles nur noch um der Menschen willen! Warum ist das so, dass unser Glaube so schnell lau wird? Weil eben diese Bedrohung bei uns vorhanden ist.
Die Welt will die Hingabe verwässern
Und das Erschütternde ist: Die Welt will uns gar nicht zu Nichtchristen machen, sondern sie will nur unsere ganze Hingabe verwässern. Deshalb müssen Sie selbst wissen, warum der Widerstand so groß ist, wenn jemand fragt: Glaubst du wirklich ans Wort Gottes? Glaubst du wirklich, dass Jesus der Gottessohn ist? Der andere will doch nicht so radikal sein.
Das Evangelium lässt sich nicht mit der Ideologie dieser Welt vermischen. Es ist ein Gegensatz. Die Welt ist wie ein Wein, der einen betrunken macht, vernebelt und betäubt.
Mein Bruder Wolf hat neulich wieder etwas ausgegraben, anlässlich des hundertsten Geburtstags von Wilhelm Busch, einige Dinge aus dem Kirchenkampf. Wenn man das heute liest und hört, dass selbst ein Otto Riedmüller mit seinem Schönlied „Her, wir stehen Hand in Hand“ ein Lied auf den Führer gedichtet hat, gesungen nach der Melodie „Die Fahne hoch, die Reihen dicht geschlossen“, dann sieht man, wie schnell wir uns in irdische Ideologien verlieren. Wie wir meinen, wir seien es unserer Zeit schuldig, um der Aktualität der Zeit willen.
Ich freue mich auch immer, dass junge Leute hier sind. Es wäre mir heute Abend wichtig, dass unsere ganzen Jugendmitarbeiter das einmal hören würden: Unsere Versuche, evangelistisch tätig zu sein, indem wir Musik einsetzen oder bestimmte Formen wählen, um Leute anzuziehen, bestreite ich nach wie vor. Wenn wir es aus Liebe tun oder weil es unserem Geschmack entspricht, sage ich: Gut, mir gefällt es, wenn moderne Rhythmen in einem Gottesdienst verwendet werden. Aber nicht, um Menschen zu ködern. Das ist das Absurdeste, Verfälschendste und Verlogenste.
Evangelikale Kreise haben jetzt in Hamburg auch einen Techno-Gottesdienst gemacht. Sie sagten nur, keine Ekstase, aber gute Musik. Nichts spielte sich am Altar ab. Es waren 150 Mitarbeiter da, aber gerade mal 330 Leute insgesamt. Die Welt lässt sich doch von so einem Bluff nicht betören.
Das Einzige, was die Welt noch sieht, ist das Evangelium von Jesus, dass Sünde vergeben werden muss, und dass man von dieser Sache reden muss. So hat Jesus missioniert.
Deshalb bin ich nicht gegen Musik, sondern jeder hat seinen Stil. Es ist nicht nur die Orgel ein erlaubtes Instrument, das glaube ich auch nicht. Aber wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht um der Welt zu gefallen anbieten. Dass man zuerst einen Stil macht, der gar nichts mit dem zu tun hat, was wir empfinden.
Ich bin überzeugt: Wenn heute suchende Menschen in unserer Stadt sind, dann suchen sie nur das, was echt ist. Was lebt der wirklich? Davon werden Sie angesprochen. Das freut mich, wenn junge Leute sagen: Das ist unser Stil, das machen wir so, und so drücken wir uns aus. So war es auch mit der herrlichen Singebewegung und manchen Liedern, die rhythmisch waren. Wir freuen uns, wo sie Eingang gefunden haben. Es mag auch manches andere geben, aber ich habe oft erlebt, dass eine Atmosphäre geschaffen wurde, in der man nicht mehr das Evangelium predigen konnte.
Ich denke mit Schrecken zurück an eine Evangelisation, zu der ich eingeladen war. Da war ein großes Bandbild vorne drauf. Es hieß: „Lustiger Abend mit Winrich Schiffbuch“. Dann sagte der Bandleader plötzlich: „Jetzt seid mal zehn Minuten still, da muss noch seine Predigt loswerden.“ Das war wie die Faust aufs Auge. Wenn wenigstens einer von der Band mit dem Schlagzeug gesagt hätte: „Jetzt möchte ich euch sagen, was mein Leben erfüllt“, dann wäre das noch harmonisch gewesen. Dann hätte er sagen können: „Es ist Musik, die uns gefällt, jetzt erzähle ich euch, warum ich Jesus gehöre.“ Dann wäre es organisch gewesen.
Aber dieses der Welt so weit entgegenkommen und dann sagen: „So, jetzt predigen wir darauf“, das kann die Welt nicht betören. Was echt ist und von ihnen kommt, wird akzeptiert.
Darum ist die Gefahr immer die Vermengung mit einem falschen Geist.
Ich halte es also auch für absurd, dass man immer wieder Linien zieht und sagt: Das darf nicht sein, das ist keine christliche Musik. Das muss jeder selbst wissen, was ihm entspricht. Aber wir sollten nur echt sein. Wir sollten unseren Glauben leben.
Also auch wenn wir Beiprogramm zur Evangelisation machen, dann macht doch das, was uns entspricht. Wie unser Jugendchor singt, das entspricht den jungen Leuten. Man soll nichts anderes daraus machen, sondern das, was wir haben, leben. Lasst unsere Chöre singen! Ich weiß, wie sehr viele Menschen gerade dadurch angesprochen wurden, dass man das lebt, was man ist und was man aus dem Wort begründen kann, aus dem Evangelium.
Beschreibung der großen Hure und ihre Symbolik
Da sitzt diese Hure auf dem scharlachroten Tier. Die rote Farbe ist eine besonders auffällige Farbe, verbunden mit lästerlichen Namen. Das Tier hatte sieben Häupter und zehn Hörner, was eine ungeheure Macht symbolisiert. Dieses Tier besitzt die sieben Häupter und die zehn Hörner.
Die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach – wieder die rote Farbe – und war geschmückt mit Gold, Edelsteinen und Perlen. In ihrer Hand hielt sie einen goldenen Becher, der voll war von Gräueln und der Unreinheit ihrer Hurerei.
Das Geheimnis dahinter ist, dass dies das große Babylon darstellt. Babylon steht natürlich für die alte Weltstadt am Euphrat, den Turm von Babylon, die Großmacht. Doch hier ist es anders gemeint als diese entartete Gemeinde.
Wir haben noch zwei Stellen aus dem Neuen Testament, die wir nicht vergessen sollten. Diese wollen wir auch kurz betrachten, da sie zeigen, warum das Bild der Ehe ganz besonders wichtig ist. Eine dieser Stellen ist 2. Korinther 11,2.
Die Gemeinde als reine Jungfrau und die Bedeutung der Ehe
2. Korinther 11,2: Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer. Ich habe euch verlobt mit einem einzigen Mann, damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführe.
Hier wird deutlich, was biblisch gesehen das Gegenteil einer reinen Jungfrau ist. Die Gemeinde wird als reine Jungfrau bezeichnet.
In Epheser 5,25 heißt es: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie hingegeben, um sie zu heiligen. Er hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, damit er sie vor sich stelle als eine Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern heilig und untadelig sei.“
Dieses Bild der menschlichen Ehe zeigt, wie Christus die Gemeinde liebt. Das Geheimnis ist groß: Es bezieht sich auf Christus und die Gemeinde. Das Eheverhältnis ist für die Gemeinde so wichtig. Es ist eine Überlebensfrage für jede christliche Gemeinde, ob sie Jesus allein dient und ihm gehört – in Ausschließlichkeit und Eindeutigkeit.
Dass wir über diese Sache so wenig sprechen, ist ein Ärgernis. Vielen Christen ist wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass dies in der Schrift steht. Und zwar gerade am Ende, wo alles noch einmal zugespitzt wird als Warnung für uns alle.
Wir sollten uns, wie Hartenstein sagt, täglich mit Furcht und Zittern fragen: Herr, bin ich dir wirklich diese Braut der Liebe, gereinigt, geheiligt und dir allein gehörig?
Noch schlimmer ist Vers 6: Diese Hure hat die Freude gehabt, die Gemeinde zu zerstören.
Die Verfolgung der Heiligen durch die Hure
Das ist erschütternd: betrunken vom Blut der Heiligen, vom Blut der Zeugen Jesu. Diese Hure wird ein Werkzeug des Antichristen.
Es hat mich immer erschüttert, bei der russischen Christenverfolgung, bei Christoph, dass Krustow ja schon dieses Mittel angewandt hatte. Krustow ließ gegenüber Stalin nicht mehr seine Geheimpolizei das erledigen, sondern die meisten Bedrängnisse der russischen Christen wurden von anderen registrierten Christen verursacht. Das ist ganz erschütternd.
Die Hauptverfolgung geschah durch die Mitbrüder, durch die Linientreuen. Und das ist ein Mittel, das der Staat oft genug schon benutzt hat. Er hat die Christen genommen und gesagt: „Geh du nur gegen deine unbequemen Leute vor.“
Man hat ja immer Ängste vor der Zukunft und meint heute schon, es mit den Händen greifen zu können, dass es in absehbarer Zeit auch in unserer Kirche eine solche Intoleranz geben wird, dass man nicht mehr sagen kann, man könne verloren gehen, man könne in die Hölle kommen.
Ich habe Ihnen das zitiert; das war die Zeitschrift des evangelischen Missionswerks neulich in der Predigt, wo dann vom reichen Mann und armen Lazarus gesprochen wurde. Jesus spricht dort nicht von Himmel und Hölle, sondern nur vom Reichtum und von den sozialen Gerechtigkeiten der Welt. Das ist die offizielle Publikation des Missionswerkes unserer Landeskirche in der Vogelsangstraße.
Wir müssen uns einmal bewusst machen: Wenn das schon so ist, dass das so verpönt wird, wann wird es dann einmal so sein, dass das andere nicht mehr geduldet wird? Wann wird gesagt: „Du darfst doch Kindern im Konfirmandenunterricht kein ernstes Gericht mehr sagen“?
Ich kenne eine Reihe von Gegenden, wo es große Nöte gab, weil Christen nur ganz schlicht gesagt haben, dass der Islam und das Christentum nicht unter einen Hut zu bringen sind. Eine ganz selbstverständliche Sache, das ist wie Feuer und Wasser.
Als einzige Antwort darauf, wenn ein Doktor Wassermann dann sagt: „Aber im Koran steht…“, sagt man: „Ach, Sie brauchen nichts vom Koran.“ Ich sage: Im Spiegel hat Mullah neulich gesagt, Sie seien sehr tolerant und deshalb sei alles erlaubt.
Wenn die Kirche sich so vernebeln lässt, kann ich das nicht aufhalten. Wir können nur wach sein und sagen: Dann kann es auch sein, dass es ein Martyrium gibt, so wie viele das Martyrium ertragen haben. Die Salzburger sind ausgewandert, weil der Erzbischof die Morde gutgeheißen hat.
Und Sie wissen, wie es in der Waldenserzeit und bei den Hussiten war: Es war immer die Kirche, die Trägerin der Verfolgung war und die auch viele Märtyrer auf dem Gewissen hat. Das ist eigentlich erschütternd, wenn man sich das so vorstellt: Wie war es möglich, eine solche Verdrehung?
Ich habe es gerade in diesem Buch wieder gelesen: Gregor VII., vielleicht der Papst, der im Mittelalter am schlimmsten das ausgesponnen hat. Er sagte, der Papst hätte eine solche Macht, dass auch jede irdische Königsmacht ihre Kronen nur aus der Hand des Papstes empfangen könnte.
Wie kann ein Mensch so die Bibel auf den Kopf stellen? Das war die Zeit, als Heinrich IV. nach Canossa zog. Er hat ja nachher Gregor wenigstens auch noch in die Wüste geschickt. Heinrich IV. ist ja auch noch nach Rom marschiert und musste sich in der Engelsburg verstecken.
Das sind dann die Witze der Weltgeschichte. Aber normalerweise muss man sich mal vorstellen, dass die ganzen Entartungen ja am allerschlimmsten in der Kirche wurden. Nie wird Sünde und Abfall von Gott schlimmer dargestellt als in der Gemeinde selbst.
Und das ist auch bei uns so: Wenn wir sündigen, wird das so schlimm, weil der Teufel es eigentlich am extremsten macht. Wir kennen ja die Wahrheit. Deshalb will ich das alles nur sagen als Warnruf, als Bußruf für uns.
Die Verbindung von Weltmächten und Kirche
Die Weltmächte und die Kirche haben sich gefunden, sagt Hartenstein. Das hat die Kirche völlig verändert. Das Weib trägt statt der Sonne die Krone. Statt dem Wort und dem Geist zeigt sie furchtbare Zeichen. Sie ist angetan mit Purpur und Scharlach, mit Geld und Edelsteinen. Sie ist nichts weiter als etwas, das ihr Wesen hat. Jetzt ist ihre Macht vom Tier.
Und was ist das Tier in der Offenbarung? Das sind diese wieder christlichen Mächte. Es ist die Staatsmacht, die als Tier bezeichnet wird. Diese Staatsmacht entartet die Kirche von der Braut zur Hure. Der Staat entartet vom Menschen zum Tier. Das ist auch ganz deutlich, was wir meinen.
Darf ich noch einmal von Hartenstein hier zitieren? Ich habe mir das extra hingelegt: Die Hure Babylon ist es, die ihre eigenen lebendigen, an Christus gebundenen Glieder hasst und verfolgt, trunken vom Blut der Heiligen. Sie ist in allen Völkern zu finden (Offenbarung 17,1).
Es gibt keine sichtbare Kirche oder Gemeinde der Welt, die nicht von der Versuchung des Abfalls im Innersten bedroht ist.
Die Problematik der Verbindung von Kirche und Staat
Jetzt müssen wir noch ein paar Worte sagen, die eigentlich auch wichtig sind. Da ist natürlich etwas Richtiges dran, das gestehe ich jedem gerne zu: Seit Konstantin war das Problem der christlichen Kirche in Europa, dass sie sich mit der Staatsmacht aufs Engste verbunden hat – Thron und Altar.
Bloß aus meiner Erfahrung in der Dritten Welt würde ich sagen, dass das heute genauso geht. Es zeigt sich, wie schnell sich eine kenianische Kirche, selbst eine evangelikale Kirche, mit ihrem Staatspräsidenten Arap Moi verbündet, der auch ein Mitglied dieser Kirche ist. Sie schwimmt auf der Woge mit, solange sie Machtanerkennung hat.
Das betrifft auch unser Werk, und das ist ganz wichtig. Bei christlichen Fachkräften reden wir sehr oft darüber, dass wir Staatszuschüsse erhalten. Ich sage dann immer: In dem Augenblick, in dem diese Staatsmacht uns an die Leine nehmen will und sagt, ihr dürft nicht missionarisch tätig sein, dann verzichtet bitte auf jeden Pfennig.
Wir haben diese Zuschüsse nur angenommen, als ein Minister sagte: "Selbstverständlich durch die Missionare." Aber wir wissen, dass es passieren kann, dass andere Regierungsverhältnisse im nächsten Jahr ganz anders aussehen. Dann wird die Situation plötzlich ganz anders sein.
Da müssen wir wissen, dass wir uns nie verbünden dürfen. Ich kann mich nicht enthalten: Es gibt viele Gruppen, die sagen, sie nehmen keine Staatszuschüsse an. Ich habe aber gern Staatszuschüsse angenommen, zum Beispiel um unseren Tobelgarten auszubauen, damit unsere jungen Leute kicken können.
Aber wir müssen wissen, wo wir gebunden sind. Und wenn die Bindung kommt, müssen wir wieder standhaft bleiben. Dann müssen wir auch bereit sein, Wut und Verfolgung bis hin zum Martyrium zu ertragen. Ich glaube nicht, dass wir dem entfliehen können.
Die Deutung der sieben Berge und der zehn Könige
Aber noch einmal: Das Tier, wir sind am Ende dort. Das hat natürlich immer wieder die Auslegung im Vers 9 gereizt – die sieben Berge. Rom steht auf sieben Hügeln, daher stellt sich die Frage: Ist das Rom?
Ich würde hier nur vorsichtig sein und sagen, es genügt, dass wir den Typ verstanden haben. Es wird ja auch von diesen sieben Reichen gesprochen: Sieben sind gekommen, fünf sind gefallen. Das sind die Weltreiche, die schon waren. Das Römerreich ist jetzt, es ist zerfallen, und dann kommt das letzte noch.
Es ist immer wieder genau das: Jesus wollte uns nicht Jahr und Stunde sagen, wann das alles sein wird. Uns genügt, dass Reiche dieser Welt kommen und gehen. Die Deutung der Zahlen wird immer wieder schwierig sein.
Aber auch diese Herrscher, diese zehn Hörner, die zehn Könige, die dann plötzlich das Reich übernehmen werden – jetzt spricht er also nicht mehr von der Hure, sondern von dem Tier, von diesem antichristlichen Reich. Dort gelingt es plötzlich, dass diese zehn Herrscher etwas schaffen, was noch nie Politiker geschafft haben: Einheit und einheitliche Macht.
Das ist doch ein Kindergarten in Europa, verstehen Sie? Da hält man ja den Kopf. Deshalb glaube ich immer, dass die Europäische Union nicht das antichristliche Reich ist. Dazu braucht es ja Bürokratie, um zu regeln, wie groß die Schraube sein darf oder was.
Also sehe ich dort gar keine antichristliche Macht. Sondern wenn das kommt, diese antichristliche Macht, die dann die Welteinheit mit aller Macht in einer Hand hält und aus einem Munde spricht – da sind sie sich alle einig –, dann werden sie sich zuerst einig sein, die Hure zu vernichten.
Wir brauchen diese Affenkirchen immer. Und dann schicken sie sie weg und sagen: „Du Dreck!“ So ist das Urteil der Welt über die Macht, an der sie sich belustigt und bereichert haben.
Dann das andere: Diese Weltmacht, diese antichristliche Weltmacht. In Vers 13 und 14 heißt es: „Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier, dem antichristlichen Weltreich.“ Aber sie kämpfen dann gegen das Lamm.
Wer ist das Lamm? Der gekreuzigte Christus. Und das Lamm wird sie überwinden. Ganz einfach: Vor der Macht des gekreuzigten Jesus zerbricht das antichristliche Reich.
Darum ist meine Meinung, dass die Gemeinde auch bis zum Schluss Anteil hat an diesen schrecklichen Leiden. Aber sie darf auf den gekreuzigten Jesus blicken und wissen: Das Lamm hat gesiegt. Der gekreuzigte Jesus ist stärker als alle Herrschaften der Welt. Er ist Herr aller Herren und König aller Könige. Und er ist bei den Seinen, bei den Berufenen und Auserwählten (Offenbarung 17,14).
Vers 17 wird noch einmal gedeutet, dass diese Herrscher des antichristlichen Weltreiches von ihrem Herzen her, vom Innersten, nicht bloß taktisch handeln, sondern in einem Sinn, bis das Wort Gottes sich erfüllt hat.
Die Erntezeit und das Ende der Welt
Ich habe am Anfang davon gesprochen, dass das Unkraut auf dem Acker noch reifen muss. So wird es geschehen. Das wird sich in dieser Welt vervollständigen. Am Ende der Welt gibt es keine christliche Weltregierung oder Ähnliches. Im Gegenteil: Die Gemeinde Jesu wird in die Verfolgung geschickt.
Fritz Grünzweig hat hier immer wieder gesagt: Das Ende kehrt sich zum Anfang. Wie die erste Christenheit durch schwere Verfolgungen ging, so wird es am Ende noch einmal sein. Auf diese Verfolgungszeiten wollen wir uns rüsten. Wir sind dankbar, dass wir in diesen Zeiten keine Verfolgung erleben. Deshalb wollen wir auch nicht meinen, wir könnten uns sichern.
Deshalb habe ich keine Probleme damit, auch heute Staatszuschüsse anzunehmen. Steuern, die wir zahlen, fließen in die Wohlfahrt. Warum? Wenn die Kinder einen Krippenplatz haben, können wir keinen Kindergarten betreiben, ohne Zuschüsse zu bekommen.
Aber wenn es um Gleichschaltung geht, dann wird es schwierig. Unsere Frau Erna Stiegler, unsere frühere Kindergärtnerin, die sehr krank in der Hohenheimer Straße lebt, bewundere ich immer noch sehr. Es ist schade, dass wir diese alten Leute nicht mehr sehen. Sie war die Erste, als es darum ging: Der Hitlerstaat griff nach den Kindergärten. Frau Stiegler verzichtete auf ihr Gehalt und führte einen freien Kindergarten allein in der Kirche weiter. Sie fragte nicht mehr, was aus ihrem Gehalt wird, sondern setzte sich dafür ein, dass die Botschaft von Jesus verbreitet wird.
Diesen Geist braucht man. Es ist interessant, wie viele mutige Leute es auch damals gab, in diesen Zeiten. In der Jugendarbeit damals genauso. Sie hingen nicht ihr Fähnchen nach dem Wind, sondern sagten: Das will ich trennen.
Es wird immer dann heikel, wenn eine Staatsmacht oder die Welt einen Anspruch über die Christen erhebt. Wir gehören dem größten König eigen und ihm allein.
Das Gericht Gottes beginnt in der Gemeinde
Es muss uns auch erschrecken, dass das Gericht Gottes zuerst an der Gemeinde anfängt. Zuerst wird diese falsche Hurenkirche gestürzt. Karl Hardenstein sagt, man habe in der ganzen Kirche dieses Kapitel sehr unterschätzt. Ich finde es bemerkenswert, dass er als ein Mann, der auch in der Kirche Einfluss und eine Position hatte, das so klar erkannt hat.
Ich bin überzeugt, dass die meisten heute nicht mehr wissen, dass dies die Zukunft ist, der wir unausweichlich entgegengehen. Es wird nur die Gemeinde überleben können, die das Bekenntnis zum gekreuzigten Jesus in der Mitte hat und die weiß, dass es Jesus nur durch Leiden gibt.
Darum ist es mir auch immer wichtig, dass wir an die Märtyrer heute erinnern, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden und leiden müssen. Es ist heute schon in vielen Teilen der Welt so, und die Orte wechseln. Ich hätte nie geahnt, dass noch einmal Russland eine solche Zeit erleben würde, in der freie Mission möglich ist. Wir wollen auch dankbar sein und uns freuen, wenn noch einmal Zeit zur Buße gegeben ist.
Aber wir müssen wissen, dass dieser Versuch der Anbiederung an die Welt nicht gelingen kann. Aus dieser Erkenntnis habe ich für mich persönlich Konsequenzen gezogen. Ich mache an manchem nicht mehr mit, weil ich einfach meine, ich kann dort nicht mehr deutlich machen, welchen Weg ich von Gott aufgetragen bekommen habe.
Ich denke immer wieder: Wir können nicht überall mitmachen. Ich glaube, ich habe in den 27 Jahren, in denen ich hier bin, noch nie zum Thema Kirchentag gesprochen, weil Sie auch wissen, welche Befangenheit ich hier habe. Ich fürchte außerdem, dass es sehr wenig gelingen wird, dass man dort wirklich präsent sein wird.
Ich hatte einen lieben gläubigen Kollegen, der mal mit mir stundenlang vor der Kirche lautstark protestiert hat. Ludwig Hofacker wäre bestimmt zum Kirchentag gegangen, und er hat in Rielingshausen gepredigt. Er wusste, warum er nicht ins Schloss ging, zum Beispiel zu Karl Eugen oder wem auch immer, etwa König Wilhelm. König Wilhelm von Württemberg führte ein liederliches Leben. Hofacker predigte in Rielingshausen, wo Gott sein Wort gibt.
Ich kann meine eigene Position nicht überschätzen. Es gibt manche Leute, die sagen, sie möchten jetzt noch einmal eine ganz tolle Sache machen. Ich erinnere mich, wie Wilhelm Buschen einmal erzählte – ich war damals vielleicht gerade Abiturient – von einem jungen freikirchlichen Pastor, der zu ihnen kam und sagte: „Dort im Ruhrgebiet wohnen die Kumpels, und da muss ich hinein, in diese Bauarbeiterunterkünfte. Das ist ja schrecklich, was da an moralischem Leben herrscht.“
Wilhelm Buschen sagte, nach fünf Wochen war dieser Pastor der versunfteste von allen. Man hat ihn nicht mehr erkannt. Buschen erklärte, man könne nie Mission treiben, wenn man nicht seine Basis habe, wo Brüder bei einem sind, die einen geistlich wieder zurechtrücken. Man passe sich viel zu schnell an.
Dieses erschreckende Beispiel bedeutet nicht, dass wir keine Mission treiben sollen. Vieles, was heute als Mission oder Evangelisation bezeichnet wird, ist es gar nicht, weil es eine Anbiederung an die Welt ist. Davor wollen wir uns hüten, weil es auch fruchtlos sein wird.
Es gäbe noch viel mehr zu sagen. Dies soll eine Anregung sein. Wir können nicht alles deuten, aber es ist wichtig, dass wir uns wieder unter diesem Wort rüsten und stärken.
