Gebet um Offenbarung und Erneuerung durch Gottes Wort
Ich möchte mit uns beten: Rede du, unser Vater, heute zu uns. Das haben wir nötig, Herr, denn so leicht verlieren wir dich aus dem Blick. So leicht machen wir uns unsere ganz eigenen Vorstellungen von dir.
Deshalb müssen wir dich hören, wenn du zu uns redest. Dann werden Dinge wieder klar. Dein Wort hat Kraft. Es hat die Kraft, unser Leben zu verändern und neues Leben zu geben.
Das wollen wir heute Morgen von dir erbitten: dass du durch dein mächtiges Wort wirkst. Dass du denen, die dich vielleicht noch gar nicht wirklich erkannt haben, das Herz öffnest, sodass sie dich mit ihren Herzen erkennen.
Wir beten für uns alle, dass du uns durch dein Wort so in unsere Herzen hinein sprichst, dass wir dich besser kennenlernen, dich mehr lieben und mehr erfüllt sind – voller Freude, dass wir deine Kinder sein dürfen.
So gebrauche du dein heiliges Wort heute Morgen zu deiner Ehre und zur Erbauung deiner Gemeinde. Amen.
Die Prägung unserer Gottesvorstellung durch persönliche Erfahrungen
Unsere Biografie bestimmt unsere Theologie. Diesen Satz hat mir vor vielen Jahren ein sehr kluger Freund gesagt, und ich denke, er trifft oft zu. Unsere Biografie beeinflusst häufig unsere Theologie. Anders ausgedrückt: Das, was wir erleben, prägt unser Bild von Gott.
Viele Menschen hören von Gott, dem Vater, und denken dabei sofort an ihren eigenen Vater. Für manche ist das ein schmerzhafter Gedanke, vielleicht haben sie traumatische Erfahrungen mit ihrem Vater gemacht. Diese übertragen sie dann schnell auf Gott.
Andere verbinden mit Gott und der Kirche ihre eigenen Erlebnisse. Vielleicht empfinden sie die Kirche als langweilig oder sehen sie als eine Institution, die mit Skandalen belastet ist – von den Kreuzzügen bis hin zu Kindesmissbrauch. Aufgrund solcher Erfahrungen entscheiden sie sich oft, mit Gott nichts zu tun haben zu wollen.
Wieder andere hören vom allmächtigen Gott und denken an Machtmissbrauch, den sie erlebt haben. Das kann Angst vor Gott auslösen. Und wiederum andere denken bei Gott einfach an das, was ihnen gesagt wurde, was die Gesellschaft vermittelt, was sie aus Filmen kennen oder was andere erzählen. So wird Gott für sie zu einem glorifizierten Weihnachtsmann oder zu einer Krücke, die man normalerweise nicht braucht – etwas nur für Schwache und Leidende. Oder er wird zur Märchengestalt, an die man im 21. Jahrhundert nicht mehr glauben kann oder sollte.
Wie ist das bei dir? Was prägt dein Bild von Gott? Und woher kommt das?
Kontext der Predigt: Paulus in Athen und die Herausforderung menschlicher Gottesbilder
In unserer Predigtserie über die Missionsreisen des Apostels Paulus kommen wir heute zu einer Station seiner Reise, die in Kapitel 17 beschrieben wird. Wir haben gerade schon den Abschnitt gehört, der die Station in Athen behandelt. Diese Station ist wahrscheinlich viel unmittelbarer relevant für uns als alle anderen.
Hier begegnen wir Menschen, die stark von ihrer Umwelt geprägt sind. Gleichzeitig erleben wir den Apostel Paulus, der in diese Situation hineinspricht und die allzu menschlichen Gottesbilder konfrontiert und richtigstellt. Er verkündet den Gott der Bibel, den wir nicht aus unseren Biografien kennen können, sondern nur aus der Selbstoffenbarung Gottes in der Bibel.
So wollen wir heute Gott in den Blick nehmen und uns diesen Text anschauen: Paulus in Athen. Wir werden sehen, dass der Predigttext von heute, Apostelgeschichte 17,16-34, in drei Abschnitte gegliedert ist.
Zuerst betrachten wir den Anlass für die Predigt, den wir bereits in der Lesung gehört haben. Es ist der Anlass für die Predigt auf dem Areopag.
Dann hören wir die Predigt selbst, die Botschaft. Dieser Teil wird das Zentrum der Predigt sein. Es ist eine Botschaft, in der uns Gott in einem sehr umfassenden Bild vor Augen gemalt wird. Tatsächlich wird mein zweiter Punkt heute zehn Unterpunkte enthalten. Wenn es also eine Predigt zum Mitschreiben gibt, dann ist es diese heute – zehn Punkte unter Punkt zwei.
Am Ende, in den letzten drei Versen, sehen wir die Reaktion auf diese Predigt in Athen.
Mein Wunsch ist, dass diese Predigt uns hilft, Gott noch besser kennenzulernen – egal, was du schon weißt oder glaubst. Ich hoffe und glaube, dass die Predigt des Apostels Paulus, über die ich heute predigen möchte, das Potenzial hat, unser Gottesbild weiter auszufüllen und es noch biblischer werden zu lassen.
Meine Hoffnung ist, dass wir, wenn wir Gott so in den Blick bekommen haben, noch bereiter werden, auch mit anderen über ihn zu sprechen. Zum einen, weil wir mehr wissen, und zum anderen, weil wir mehr erfüllt sind von der Erkenntnis unseres wunderbaren Gottes.
Dafür möchte ich noch beten, bevor ich wirklich in den Text einsteige:
Himmlischer Vater, öffne du unsere Herzen und hilf mir, dein Wort zu predigen. Du weißt, dieser Text ist so voll und so tief, und ich bin nicht in der Lage, ihm in einer kurzen Predigt gerecht zu werden. Dennoch bitte ich dich, dass du durch dein Wort mächtig wirkst. Amen.
Die Situation in Athen: Paulus’ Ankunft und seine Reaktion auf die Götzenbilder
Wir sehen also zuerst in Versen 16 bis 21 – und ich lade euch ein, den Text gerne anzuschauen. Er ist abgedruckt in diesem wunderbaren Gottesdienstblatt oder, wenn ihr eine Bibel dabei habt, in eurer Bibel. Denn der Text steht in der Apostelgeschichte 17, Verse 16 bis 21.
Hier sehen wir wirklich, wie es überhaupt dazu kommt, dass Paulus plötzlich auf dem Marienplatz vor dem Rathaus – wie wir gerade gehört haben – also auf dem Areopag in Athen predigen kann. Wir wissen, wie Paulus grundsätzlich dorthin gekommen ist.
Im Kapitel 16 war er erst in Philippi, also er war nach Europa gekommen, nach Mazedonien. Dort hatte er erste Menschen mit dem Evangelium erreicht, wurde inhaftiert und musste die Stadt verlassen. Letzte Woche haben wir gehört, wie er dann nach Thessalonich kommt. Dort ist er zunächst willkommen und kann predigen, aber relativ schnell regt sich so starker Widerstand, dass er fliehen muss. Er flieht nach Berea.
In Berea wird er zunächst herzlich willkommen geheißen. Die Menschen sind freundlicher als in Thessalonich und prüfen, was er sagt, anhand der Schrift. Doch dann kommen Menschen aus Thessalonich, die Paulus verfolgen und böse Reden über ihn verbreiten. So muss Paulus letztendlich fliehen.
Während seine Weggefährten Silas und Timotheus zurückbleiben, wird Paulus auf dem Seeweg nach Athen gebracht. Das Letzte, was wir am Ende von Kapitel 17, Vers 15, im Predigttext von letzter Woche lesen, ist, dass Paulus sagt: „Schickt mir so schnell wie möglich Silas und Timotheus, ich will auf sie warten.“ Und genau hier beginnt der heutige Predigttext.
Wir sehen Paulus im Wartestand. So heißt es hier in den ersten Worten: „Als aber Paulus in Athen auf sie wartete.“ Nun eine ganz einfache Frage: Was würdest du tun? Stell dir vor, du willst eigentlich woanders hin, bist aber aus welchen Umständen auch immer in Athen zwischengelandet und musst warten – vielleicht bis dein Gepäck auftaucht oder bis Freunde deiner Reisegruppe kommen. Was würdest du in Athen machen? Sightseeing, oder?
Genau das macht Paulus. Er geht umher, sieht sich die Stadt an. Athen war ja auch damals schon eine faszinierende Stadt. Uns muss klar sein: Das, was heute die Touristen bestaunen als eine ganz alte Stadt, war damals schon eine sehr alte Stadt. Viele der imposanten Gebäude standen auch damals schon viele hundert Jahre.
Damals gab es so etwas sonst überhaupt nicht. Das heißt, Athen war wahrscheinlich damals noch viel imposanter für die Menschen in der damaligen Zeit als für uns heute. So geht Paulus also umher und sieht sich die Stadt an.
Aber er gerät nicht ins Staunen oder Schwärmen. Ganz im Gegenteil. Wir lesen hier: „Als aber Paulus in Athen auf sie wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, als er die Stadt voller Götzenbilder sah.“ Paulus sah die Stadt Athen nicht wie ein unbedarfter Tourist. Er ging durch die Stadt, sah die Tempel, die Altäre und all das, was dort gebaut worden war. Er sah aus göttlicher Perspektive, was dahintersteckt: Götzendienst, Anbetung von falschen, von nicht wahren, von menschengemachten Göttern.
Und nun ergrimmt sein Geist. Natürlich hätte er sich in sein Hotelzimmer einschließen können, frustriert sein und einfach den Fernseher anschalten oder Computerspiele spielen – oder was auch immer man damals so machte, wenn man nichts Besseres zu tun hatte. Aber Paulus tut das nicht.
Nein, er ist erfüllt vom Geist Gottes, der ihn zu einem heiligen Zorn führt. Dieser Zorn treibt ihn nicht in den Rückzug und macht ihn nicht inaktiv. Stattdessen fängt er mutig an, gegen das anzupredigen, was er dort sieht.
So heißt es dann in Vers 17: „Und er redete zu den Juden und den Gottesfürchtigen in der Synagoge und täglich auf dem Markt zu denen, die sich einfanden.“
Das darf uns herausfordern: Sehen wir die Welt mit Gottes Augen, so wie Paulus das hier tut? Tut sich eigentlich noch etwas in unseren Seelen, wenn wir die Gottlosigkeit der Welt um uns herum sehen? Bewegt uns das noch? Oder haben wir uns daran gewöhnt und uns damit arrangiert?
Noch weiter gefragt: Wenn uns das noch aufregt, wenn uns das noch wirklich stört, wenn wir die ganze Gottlosigkeit dieser Welt sehen – wohin treibt uns das? Ziehen wir uns dann zurück in unsere christlichen Schmollwinkel? Im Hauskreis kann man darüber reden und schimpfen? Oder nehmen wir den Kampf aktiv auf und halten dem Götzendienst dieser Welt die Botschaft von dem einen wahren Gott entgegen?
Das ist das, was Paulus hier tut. Er darf uns wirklich ein Vorbild sein. So wie bei den Gläubigen seiner Zeit, die in den Synagogen zwar einiges von Gott hörten, aber letztendlich nicht das Evangelium, so erleben wir das doch auch: In vielen Kirchen und Gemeinden gibt es zwar noch irgendwie ein bisschen Glauben, aber kein klares Evangelium mehr.
Unsere Zeit braucht Männer, die mutig in den Dienst gehen und das Evangelium zurück in die Gemeinden bringen.
Paulus sieht aber nicht nur diese Gotteshäuser, in denen das Evangelium noch nicht bekannt ist. Er sieht auch, dass die Menschen in der Stadt völlig ohne Gott leben, dass sie Götzen anbeten. Er geht zu ihnen und redet täglich auf den Marktplätzen mit denen, die sich dort einfanden.
Das sollte uns herausfordern: Suchen wir den Kontakt zu Menschen, die Gott noch nicht kennen? Suchen wir die Marktplätze unserer Zeit, die Orte, an denen wir einfach mit Menschen ins Gespräch kommen können? Damit diese Menschen den einen wahren Gott kennenlernen können.
Das ist das, was Paulus hier tut. Er grimmt in seinem Geist – wie es im guten Lutherdeutsch heißt – und wird aktiv.
Die Begegnung mit den Philosophen und das Interesse an Neuem
Wir lesen weiter in Vers 18: Einige Philosophen, nämlich Epikureer und Stoiker, stritten mit Paulus. Einige von ihnen fragten: „Was will dieser Schwätzer sagen?“ Andere meinten: „Es sieht so aus, als wolle er fremde Götter verkündigen.“ Denn Paulus hatte das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündet.
Sie nahmen ihn mit und führten ihn auf den Areopag. Dort fragten sie: „Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du lehrst? Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren. Nun wollen wir gerne wissen, was das ist.“ Alle Athener, auch die Fremden, die bei ihnen wohnten, hatten nichts anderes im Sinn, als etwas Neues zu sagen oder zu hören.
Hier hören wir, dass neben dem allgemeinen Götzendienst in Athen auch verschiedene philosophische Schulen existierten. Ohne einen Crashkurs in Philosophiegeschichte zu geben, erfahren wir konkret von Epikureern und Stoikern.
Beide Schulen glaubten an Gott, sie waren also keine Atheisten. Die Epikureer glaubten an einen Gott, der alles geschaffen hatte, an den Schöpfergott. Sie meinten jedoch, dieser Gott habe sich zurückgezogen. Ihm sei diese Welt letztendlich egal, und er werde sie auch nicht richten. Ein Leben nach dem Tod gebe es nicht.
Für die Epikureer war die logische Konsequenz, Leid möglichst zu vermeiden und aus dem Leben so viel wie möglich herauszuholen, um ein möglichst angenehmes Leben zu führen. Epikureismus klingt spannend, aber ehrlich gesagt gibt es diese Denkweise auch heute noch. Es ist nicht ungewöhnlich, diese grundsätzliche Haltung zu finden: Vielleicht gibt es einen Gott, vielleicht auch nicht, aber das hat nichts mit mir zu tun. Ich lebe mein Leben so, dass ich unangenehmen Dingen möglichst aus dem Weg gehe, angenehme Erlebnisse aufsauge, und wenn ich tot bin, ist alles vorbei.
Solche Menschen trifft Paulus dort.
Die Stoiker hingegen glaubten, dass Gott alle Dinge lenkt. Aber sie meinten, Gott habe keinen guten Plan. Er führe die Dinge nicht aus, um etwas Gutes zu tun. Die Menschen hätten einfach den Auftrag, das zu ertragen – am besten ohne Miene zu verziehen.
Auch diese Einstellung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wir erleben eine Welt mit Corona und vielen anderen Problemen, die wir nicht im Griff haben. Für viele lautet die Devise nicht „Kopf runter und durch“, sondern „Kopf hoch und durch“. „Mir macht das nichts, ich halte das aus, mir kann das alles nichts anhaben, gejammert wird nicht.“
Das sind die Einstellungen, auf die Paulus hier trifft.
Sowohl den Epikureern als auch den Stoikern ist klar, dass Paulus einen ganz anderen Gott kennt. Sie sind offensichtlich verwirrt über das, was er sagt. Paulus spricht von Gottes Sohn Jesus Christus, dem Auferstandenen. Die Zuhörer vermuten, dass Paulus verschiedene Götter meint. Sie sprechen von „irgendwelchen Göttern“.
Sie sind neugierig und wollen mehr wissen. Das war in Athen damals so. Die Menschen waren immer interessiert an Neuigkeiten – an News. „Neuigkeiten, Neuigkeiten, spannend, gib mir mehr davon.“ Das klingt auch heute noch vertraut, oder? Wer hat heute früh schon mal auf seinem Handy gecheckt, was in der Welt in der Nacht passiert ist, während wir geschlafen haben? Wahrscheinlich fast alle. Einige vielleicht nicht, weil sie ihr Handy nicht fanden oder es nicht eingeschaltet hatten – die haben heute darunter gelitten.
Wer von uns liest morgens Nachrichten, bevor er in der Bibel liest? Sabine ist die einzige, die mutig ist – alle anderen haben sich innerlich gemeldet. Hoffentlich ist es nicht bei uns allen so, aber es ist doch ganz leicht, so zu denken. Ich weiß auch von mir selbst, dass es oft so ist: Menschen wollen Neuigkeiten hören.
Damals war das Interesse an Religion und an Göttern viel größer als heute. Das liegt vor allem daran, dass viele Menschen in unserer Gesellschaft glauben, sie wüssten schon alles, was man über Gott wissen kann. Deshalb sind sie nicht mehr neugierig.
Ich glaube, wir machen die Erfahrung, wenn wir mit Menschen wirklich über Gott reden, dass sie plötzlich neugierig und interessiert werden. Wir müssen ihnen nur deutlich machen, dass es mehr zu wissen gibt, als sie bisher wussten.
Ich kann das ganz persönlich aus meiner Erfahrung sagen: Ich bin zum Glauben gekommen, weil ich eine junge Frau kennengelernt habe, die an Gott glaubte. Ich sagte: „Ich glaube auch an Gott.“ Und konnte mir nicht vorstellen, dass man mehr glauben kann als ich. Erst als ich mit ihr ins Gespräch kam und merkte, dass sie wirklich Ahnung hat und ich keine, wurde in mir eine Neugier geweckt. Das Interesse brachte mich dazu, die Bibel zu lesen.
Unterschätzt das nicht: Menschen sind neugieriger, als wir denken.
So wird Paulus auf den Areopag gebracht, um dort zu reden.
Heute bringt uns niemand auf den Areopag – vielleicht nicht einmal auf den Marienplatz. Aber auch wir haben Orte, an denen wir mit Menschen über Glaubensfragen ins Gespräch kommen können. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Ein Freund von mir hat angefangen, Freunde aus seiner Nachbarschaft zu einem Glas Rotwein einzuladen. Er sagt ganz bewusst: „Bei mir gibt es Wein und Weisheit.“ Dann beginnt er, mit ihnen über die Bibel zu reden.
Beim Glas Rotwein sind die meisten Leute, wenn der Wein gut schmeckt, bereit, ein bisschen länger zu sprechen.
Oder man beginnt am Gartenzaun, in der Mensa, an der Uni, in der Schule, im Café, vielleicht auch in der Fußgängerzone, auf dem Marienplatz, im Zug oder sogar online. Ich weiß, dass Thomas Giebel das öfter online tut, um mit Leuten über den Glauben ins Gespräch zu kommen.
Paulus’ Predigt auf dem Areopark: Brücke zu den Zuhörern und zehn Wahrheiten über Gott
Nun steht Paulus auf dem Areopag, und das, was er dort sagt, kann uns in unseren Gesprächen über den Glauben mit anderen helfen.
Ich möchte mit uns diesen Text anschauen, diese Predigt, Verse 22 bis 31. Ich werde ihn jetzt nicht noch einmal komplett vorlesen, da wir ihn gerade gehört haben. Aber wir sehen, dass Paulus das tut, was er eigentlich immer tut, wenn er anfängt zu predigen: Er schlägt eine Brücke zu seinen Zuhörern. Er spricht sie mit Dingen an, die sie verstehen und nachvollziehen können. Dabei spricht er sie wertschätzend an.
Obwohl er im Geist ergrimmt ist, ist er eben nicht so ein Straßenprediger, der erst einmal alle zusammenschreit. Nein, er sagt: „Ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt.“ Und er knüpft an das an, was die Menschen wissen oder glauben. Er sagt: „Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer gesehen.“ Und das sagen sie: „Ja, toll.“ Er fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: „Dem unbekannten Gott“.
„Ah ja, dieser Altar, ja, es ist ein schöner Altar, nicht wahr?“ Dann appelliert er an ihre Neugier: „Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.“ Das ist interessant, oder? Und dann kommt er auf Gott zu sprechen.
Waldemar hat das letzte Woche in der Predigt schon erwähnt, aber ich möchte das noch einmal sagen: Es ist interessant zu sehen, was Paulus hier tut und was er nicht tut. Er erzählt eben nicht von seinen ganz persönlichen Erfahrungen.
Wir wissen, Paulus hat eine faszinierende Geschichte, wie er zum Glauben gekommen ist und was er mit Gott schon alles erlebt hat. Das wird hier aber nicht berichtet. Manchmal wird ja gesagt, das persönliche Zeugnis sei der Weg schlechthin in der Evangelisation.
Nun, ich will da nichts dagegen sagen. Es kann durchaus effektiv sein, Menschen ein Zeugnis zu geben, wie man selbst Gott erlebt hat. Doch führt das oft genau dazu, dass Menschen in ihren Vorbehalten bestärkt werden, dass unsere Theologie in unserer Biografie gegründet ist. Das, was du erlebt hast, prägt, was du über Gott glaubst.
Wenn wir dann Menschen von unserem Zeugnis erzählen, erleben wir immer wieder, dass sie sagen: „Das ist ja total spannend und beneidenswert, gut für dich, nur meine Erfahrungen sind halt ganz andere.“ Ich kann mir vorstellen, dass viele von uns das schon erlebt haben. Dass Leute unsere Geschichte anhören und sagen: „Toll, so eine Geschichte hätte ich auch gerne, aber ich habe die Erfahrung nicht gemacht.“
Paulus tut genau das nicht. Er erzählt nicht von seinen persönlichen Erfahrungen. Er malt hier ein Gottesbild, ein umfassendes Gottesbild, das nicht aus seiner Biografie kommt, sondern aus dem Wort Gottes, aus der Selbstoffenbarung Gottes.
Das bringt uns jetzt zu zehn wichtigen Aussagen über Gott, die Paulus hier in dieser Predigt macht. Uns muss klar sein: Diese Verse, diese zehn Verse, sind nicht die ganze Predigt. Paulus hat auf dem Areopag wahrscheinlich nicht nur drei Minuten geredet, sondern eher drei Stunden. Wahrscheinlich sind das nur Überschriften, eine grobe Zusammenfassung.
Das ist so, als ob du nachher auf einem kleinen Gottesdienstblatt zehn Sätze geschrieben hast. Das ist ja nicht meine Predigt, aber wenn du gut mitgeschrieben hast, ist das vielleicht die Struktur meiner Predigt. So ist das, was wir hier lesen, wahrscheinlich nur eine Überschrift. Aber...
Zehn zentrale Aussagen über Gott in Paulus’ Predigt
1. Gott als Schöpfer aller Dinge
Wir sehen hier zuerst, wie Gott den Menschen als Schöpfer aller Dinge vorgestellt wird, in Vers 24: "Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist."
Dies ist eine erste wichtige Lehre über Gott. Diese Welt ist kein Zufallsprodukt. Hinter dieser Welt steht ein Gott, der alles gemacht hat. Deshalb ist diese Welt faszinierend komplex und wunderbar.
2. Gott als rechtmäßiger Herr über alles
Das Zweite, was wir sehen, ist Gott als Schöpfer. Er ist nicht nur der Erste, sondern auch der rechtmäßige Herr über alles und jeden. Er ist der Herr des Himmels und der Erde – welch ein Anspruch!
Gott ist tatsächlich der Herr des Himmels und der Erde. Das ist sehr umfassend. Oft meinen wir, wir könnten bestimmte Lebensbereiche ausnehmen und sagen: „Gott ist der Herr des Himmels und der Erde und auch ein bisschen meines Lebens.“ Doch dann gibt es Bereiche, in denen wir nach unserem eigenen Willen handeln, während wir ihm in anderen Bereichen die Herrschaft zugestehen.
Nein, Gott ist der Herr über alle Dinge. Deshalb sollten wir auf ihn hören.
3. Gottes Unabhängigkeit von menschlichen Dingen
Drittens: Gott ist überall. Er braucht weder diese Welt noch uns Menschen, um glücklich oder erfüllt zu sein.
Er benötigt keine Häuser, in denen er wohnen könnte, und auch nichts, was wir für ihn bauen könnten. Gott wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Ebenso lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen, als wäre er auf etwas angewiesen.
In diesem Punkt gerät die Theologie manchmal durcheinander. Es gibt die Vorstellung, dass Gott traurig irgendwo sitzt und darauf wartet, dass wir etwas tun, damit wir ihm eine Freude machen können. Das ist eigentlich bedauerlich – der arme Gott.
Manchmal denkt man, wenn wir uns überwinden, dann ist er endlich wieder froh. Oder dass er uns so dringend braucht und die Welt geschaffen hat, weil er einsam war.
Doch das Gegenteil ist wahr: Gott braucht uns nicht. Wir sind es, die ihn brauchen.
4. Gott als Erhalter des Lebens
Und das bringt uns zum nächsten Punkt: Viertens, Gott ist der Erhalter unseres Lebens. Wir sind für jeden Atemzug von ihm abhängig, denn er gibt jedem Menschen Leben, Odem und alles.
Das ist uns oft nicht bewusst. Wir denken, wir hätten uns Dinge selbst irgendwie besorgt. Wir glauben, wir hätten meisterhaft unsere Intelligenz und Fähigkeiten selbst entwickelt. Deshalb sind wir oft sehr stolz auf uns selbst.
Doch das ist einfach nicht wahr. Wir sind Geschöpfe Gottes. Alles, was wir haben, kommt von ihm. Unsere intellektuellen Fähigkeiten, unsere körperlichen Fähigkeiten, unsere Lebensumstände, die Möglichkeiten und die Türen, die sich im Leben geöffnet haben – all das kommt von Gott.
5. Gottes Souveränität über Raum, Zeit und Leben
Ja, mehr noch: Fünftens, Gott ist souverän über Raum und Zeit sowie alle Aspekte unseres Lebens. Das sehen wir in Vers 26: „Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen.“ Faszinierend, oder?
Gott hält unser ganzes Leben in seiner Hand. Bei Gott gibt es keine Zufälle und keine Unfälle. Er wirkt alles und durch alles. Bei Gott bist du auch nie am falschen Platz. Er hat festgesetzt, wie lange wir bestehen und an welchen Grenzen wir wohnen.
Es mag uns manchmal so vorkommen, als wären wir am falschen Ort oder zur falschen Zeit. Doch nicht bei Gott. Gott hat uns genau dorthin gestellt, wo wir sind. Er will etwas mit uns tun.
Das bedeutet: Während die Stoiker denken, Gott sei derjenige, der alles irgendwie lenkt und wir müssten uns einfach nur aushalten – Kinn hoch und durch –, sagt uns dieser Text hier etwas anderes. Nein, nicht passiv bleiben, sondern aktiv werden.
Die Stoiker machen das falsch. Das führt uns übrigens zum sechsten Punkt.
6. Gott will aktiv von uns gesucht werden
Ab Vers 27 sehen wir, dass Gott von uns gesucht werden kann und will. Das bedeutet, er möchte, dass wir aktiv werden, nach ihm Ausschau halten und ihn erkennen.
Er hat die Grenzen festgelegt, in denen wir wohnen. Er hat alles bestimmt, und das hat ein Ziel: dass wir Gott suchen, ihn fühlen und finden können. Tatsächlich ist er keinem von uns fern. Denn in ihm leben, weben und sind wir – wie einige Dichter bei euch gesagt haben – wir sind seines Geschlechts.
Das heißt, Gott ist kein verborgener Gott, den wir uns nur vorstellen müssten, weil er eigentlich nicht greifbar ist. Nein, Gott hat sich uns zu erkennen gegeben. Das hat er ganz allgemein durch die Schöpfung getan und im Besonderen durch sein Wort, die Bibel.
Darüber hinaus ist er uns Menschen ganz nahe gekommen in Jesus Christus. Er lädt uns ein, in einer ganz engen Beziehung mit ihm zu leben, sodass wir wirklich sagen können: Wir sind in ihm, und er lebt in uns.
7. Die Absurdität von Götzenbildern
Wir sollen ihn finden können; er ist keinem von uns fern, denn in ihm leben und sind wir.
Vers 29 macht Paulus vor dem Hintergrund dieser sechs großen Wahrheiten über Gott deutlich, dass es absurd ist, sich jetzt irgendein Götzenbild zu machen. Wir formen uns unseren Gott selbst und stellen ihn uns dann so vor, wie wir ihn gerade erschaffen haben. Genau das haben die Athener getan. Paulus sagt das sehr freundlich, doch letztlich meint er: Ihr handelt unvernünftig.
Paulus drückt es höflicher aus, das sind meine Worte, in seinen Worten heißt es: Da wir göttlichen Geschlechts sind, sollten wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen oder steinernen Bildern, die ihr gemacht habt. Auf die seid ihr so stolz, doch sie sind durch menschliche Kunst und Gedanken entstanden.
Ganz ehrlich: Gott ist nicht das Geschöpf unserer Gedanken. Wir finden Gott nicht in uns selbst. Meine Kreativität verleiht Gott keine Form und macht ihn nicht zu etwas Besonderem. Gott ist viel größer. Er ist nicht in dir; vielmehr hat er dich geschaffen, damit du ein Stück von ihm widerspiegelst – nicht umgekehrt.
Deshalb muss Gott sich uns offenbaren, damit wir ihn erkennen können. Wir finden ihn nicht in uns selbst. Doch genau das haben die Athener nicht getan.
Das wäre zunächst eine schlechte Nachricht, aber wir sehen siebtens, dass Gott ein ungemein geduldiger und gnädiger Gott ist.
8. Gottes Geduld und Gnade trotz Unwissenheit
Vers 30
Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen – wie gnädig ist das! Die Menschen wollten nichts von Gott wissen und haben ihn ausgeblendet.
Es ist nicht so, dass die Menschen Gott nicht hätten erkennen können. Er hat sich von Anfang an immer wieder offenbart – zunächst in der Schöpfung und dann Schritt für Schritt auch in der Schrift.
Doch Gott hat weggesehen und Geduld gezeigt. Das bedeutet: Gott ist kein rachsüchtiger Gott, der es kaum abwarten kann, die Menschen endlich zu strafen. Nein, Gott ist barmherzig, gnädig und geduldig.
9. Gottes Ruf zur Umkehr
Und doch sehen wir deutlich: Gott ruft alle Menschen dazu auf, zu ihm umzukehren. In der Bibel wird dies oft mit dem Wort „Buße“ beschrieben. Er gebietet dem Menschen, wie es hier heißt, dass er an allen Orten Buße tut.
Hier merken wir, dass „Buße tun“ eine Überschrift sein muss, denn es bedeutet sicher, zu Gott umzukehren. Paulus hat dazu sicherlich noch mehr gesagt. Letztendlich ist dies ja der Ruf des Evangeliums: eine Umkehr vom Götzendienst, eine Umkehr von falschen Wegen hin zu Gott.
Das heißt, wenn wir anfangen zu erkennen, wer Gott wirklich ist, und verstehen, dass wir ihn bisher ignoriert haben, dass wir ihn durch unsere Götzen ersetzt haben, dann sollten wir ohne Wenn und Aber sofort damit aufhören und uns ihm zuwenden – dem einen wahren Gott, dem Herrn über Himmel und Erde.
10. Gottes Gericht und die Rolle Jesu Christi
Wir sehen neuntens, dass dies dringlich ist, denn Gott hat einen großen Plan. Eines Tages wird er die ganze Welt gerecht richten. In Vers 31 heißt es: Er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten will.
Obwohl Gott viel Geduld und Barmherzigkeit gegenüber Menschen zeigt, die ihn ignorieren, indem er sie nicht sofort richtet, sollten wir nicht denken, dass es ihm egal ist oder dass er nie eingreifen wird. Nein, Gott hat einen großen Plan, und nach diesem wird er eines Tages handeln. Er wird das tun, wonach sich eigentlich alle unsere Herzen sehnen: Er wird alle Ungerechtigkeit richten.
Ganz ehrlich, wenn wir Ungerechtigkeit erleben, schreit nicht etwas in uns nach Gerechtigkeit? Wenn du in der Schule miterlebst, wie jemand gemobbt wird, wenn du siehst, wie ein Lehrer Schüler ungleich behandelt, oder wenn du an deinem Arbeitsplatz übergangen wirst, obwohl du dich anstrengst und bessere Leistungen bringst als andere, dann sehnst du dich doch nach Gerechtigkeit.
Vielleicht erlebst du auch, wie du schlecht behandelt wirst oder wie in der Welt schlimme Dinge geschehen. Vielleicht sogar im letzten Ehekrach, wo du denkst, dass du im Recht warst. Schreit da nicht etwas in dir nach Gerechtigkeit? Ist das nicht der Grund, warum wir immer wieder den Mund aufmachen, weil wir dieselbe Gerechtigkeit herstellen wollen? Es klappt aber fast nie.
Aber Gott wird es tun. Das ist die Verheißung, die wir hier lesen: Gott hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis, also alles, mit Gerechtigkeit richten will.
Doch das, wonach wir uns so sehnen, ist gleichzeitig auch unser größtes Problem. Denn wir sind nicht vollkommen gerecht. Wir tun, sagen und denken nicht immer das, was gut und richtig ist. Ein gerechter Gott muss daher, wenn er wirklich alle Ungerechtigkeit richten will, auch uns richten.
Dabei macht Paulus deutlich: Er wird richten durch einen Mann, den er von den Toten auferweckt hat und an den wir glauben sollen. Er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten will – durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat. Jedem Menschen hat er den Glauben an diesen Mann angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.
In der ganzen Predigt hat Paulus bisher Jesus Christus noch nicht namentlich erwähnt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die Athener mit diesem Namen nichts anfangen konnten. Doch er verkündigt Jesus Christus.
Dieser Mann, von dem hier die Rede ist, ist natürlich Jesus, der ewige Sohn Gottes. Er ist der menschgewordene Gott, der nach dem göttlichen Plan gekommen ist, um uns Gott zu offenbaren. Er hat das vollkommen gerechte Leben geführt, das Gott eigentlich von uns allen erwartet.
Und er ist derjenige, der, obwohl er allein das Todesurteil nicht verdient hätte, den Weg in den Tod gegangen ist. Er hat sich für uns ans Kreuz schlagen lassen und dort die Schuld von uns Menschen auf sich genommen.
Er ruft uns zur Umkehr zurück zu Gott, von unseren eigenen Wegen zurück zu Gott. Er ruft uns, auf ihn zu vertrauen, der uns mit Gott versöhnt. Das ist sein Ruf: der Ruf zur Buße und zum Glauben.
Er ist der lebendige Gott, und das lesen wir hier: Er ist von den Toten auferweckt, er ist der Herr, an den wir heute noch glauben können. Er ist der Herr, der heute noch regiert, und er ist der Herr, der eines Tages wiederkommen wird, wie wir hier auch lesen – der eines Tages richten wird.
An diesem Tag wird das gerechte Urteil vollstreckt werden. Der einzige Weg, dem Urteil Gottes zu entgehen, dem Gericht Gottes zu entgehen, ist, indem wir vorher unsere Schuld zu ihm bringen. Denn er hat sie für uns bezahlt durch seinen Tod. Er ist den Tod gestorben, den wir verdient hätten.
Das ist das, was Paulus hier verkündet: zehn große Wahrheiten über Gott. Gott ist der Allmächtige, der Ewige, der Anfänger und Vollender aller Dinge.
Paulus verkündigt dies und gebietet den Menschen dort in Athen – und uns allen –, diesen Gott nicht nur anzusehen, nicht nur interessiert zuzuhören und zu sagen: „Ach, das war jetzt neu für mich.“ Sondern Buße zu tun, zu ihm umzukehren und ihn anzubeten.
Die Reaktionen auf Paulus’ Predigt in Athen
Die Predigt wird dann unterbrochen, und wir lesen von drei Reaktionen auf diese große Predigt über Gott.
Vers 32: Als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten. Die anderen aber sprachen: „Wir wollen nicht darüber ein andermal hören.“ So ging Paulus von ihnen. Einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig. Unter ihnen waren auch Dionysius, einer aus dem Rat, eine Frau mit dem Namen Damaris und andere mit ihnen.
Drei Reaktionen: Die einen verspotten Paulus, andere sind noch unentschlossen, wollen aber mehr über Gott erfahren, und wieder andere wurden gläubig.
Nun meine Frage für dich heute Morgen ist: In welcher Kategorie bist du eigentlich? Spott? Interessiert, noch ein bisschen unentschlossen? Oder glaubst du das?
Ganz konkret: Wenn du bisher nur Spott übrig hast, wenn du denkst, was der hier heute erzählt, das ist ja nur wirklich schräg, dann möchte ich dich bitten, dass du dich nicht so schlau verstehst. Natürlich ist es so leicht zu spotten. Spotten ist oft der Weg, um Nachdenken zu vermeiden.
Ich möchte dich ermahnen: Du spottest hier über deinen Schöpfer, du spottest über den Herrn, vor dem du eines Tages Rechenschaft ablegen musst. Ich kann dir versprechen, an dem Tag wird dein Spotten ganz schnell ein Ende finden.
Deswegen möchte ich dich auffordern, dich zu öffnen, möchte ich dich ermutigen: Glaub, glaub dem, öffne dich für diese Worte, denk darüber nach, was das ganz persönlich mit dir zu tun hat. Gott möchte zu dir reden, er möchte sich dir vor Augen stellen. Leg mal deinen Spott für einen Moment zur Seite und geh dem nach, prüfe und dann glaube.
Wenn du noch unentschlossen bist, wenn du mehr über Gott erfahren willst, dann bist du hier genau am richtigen Ort. Mir ist klar, dass eine kurze Predigt, dass vielleicht auch hundert kurze Predigten oder längere Predigten, die du bisher in deinem Leben gehört hast, noch nicht zwingend reichen. Gott hat einen unterschiedlichen Zeitplan mit jedem von uns.
Bleib dran, hör nicht auf, bleib dran, geh dem weiter nach, komm nächste Woche wieder, so wie die Menschen damals, die gesagt haben: „Komm wieder, wir wollen nächste Woche noch mehr hören.“
Ich lade dich ein, sei wieder hier, komm weiter, suche Umfelder, wo du mehr über Gott erfahren kannst. Ganz konkret: Komm zum Christlernen Entdecken Kurs, den wir im November wieder anbieten. Unten liegen diese schönen kleinen Postkarten aus. Das ist ein Kurs, den wir dreimal im Jahr anbieten. Fünf Wochen lang wollen wir ganz intensiv durch das Markus-Evangelium gehen und wirklich den christlichen Glauben entdecken, Christus entdecken. Herzliche Einladung dazu.
Ermutigung an Gläubige und Ausblick auf die persönliche Gottesbeziehung
Und wenn du schon gläubig bist – ich denke, das sind die meisten unter uns – dann habe ich eine Frage an dich: War einer der zehn Punkte herausfordernd für dich? Gab es etwas, womit du dich vielleicht noch ein bisschen schwergetan hast?
Kommst du beim Bibellesen ab und zu an Stellen, wo du denkst: Dieser Bibelvers passt gerade nicht zu meiner Theologie oder nicht zu meiner Erfahrung? Dann möchte ich dich ermutigen: Gib Gott die Chance, an deinem Gottesbild zu arbeiten – durch sein heiliges Wort.
So oft versuchen wir, unser Gottesbild mit ein bisschen Bibel und ganz viel persönlicher Erfahrung zurechtzuzimmern. Doch das Problem ist, dass unsere Erfahrungen eine bedürftige Interpretation sind. Wir haben oft nicht den Überblick, um unsere Erfahrungen richtig zu deuten.
Um mal einen griechischen Philosophen zu zitieren: "Die Eule der Minerva beginnt ihren Flug in der Dämmerung." Ich weiß nicht, ob das schon mal jemand gehört hat. Ich musste das in der Schule auswendig lernen, fällt mir gerade spontan ein. Das bedeutet: Weisheit hat man eigentlich immer erst im Rückblick. Erst wenn ich zurückschaue auf etwas, kann ich die Dinge richtig einordnen.
Ich denke, eines Tages, wenn du bei Gott sein wirst, wirst du vieles verstehen. Sei also weise genug, dass Gott dein Gottesbild durch sein heiliges Wort verändern darf. Er offenbart sich uns, damit wir ihn erkennen können.
Ich bete dafür, dass du mehr und mehr Gott in den Blick bekommst und ihm mehr und mehr die Chance gibst, sich dir wirklich vor Augen zu stellen. Dann wirst du immer begeisterter sein davon, wie groß, allmächtig, gütig, gnädig, geduldig und liebevoll er ist.
Ich kann dir versprechen: Wenn du Gott näherkommst und ihn besser kennenlernst, wird etwas passieren, das nur bei Gott passieren kann – er wird immer herrlicher für dich werden.
Wenn man Menschen besser kennt, erkennt man irgendwann auch ihre Ecken und Kanten. Wenn du mich besser kennenlernst, findest du mich vielleicht jetzt schon doof, aber dann wirst du noch mehr Probleme bei mir entdecken.
Ich glaube, jeder, der schon mal eine Beziehung begonnen hat, weiß: Nach der ersten Verliebtheit ist alles großartig. Irgendwann denkt man: Okay, das vielleicht nicht, und das vielleicht auch nicht.
Bei Gott ist das anders. Du kommst ihm näher und staunst: Das ist ja noch besser, das ist noch schöner! Das, was dir am Anfang vielleicht komisch vorkam und du nicht wusstest, ob du es gut findest, wird irgendwann richtig gut – viel besser, als du es dir je hättest vorstellen können.
So ist unser Gott. Gib ihm die Chance, lerne ihn kennen und höre auf das, was Paulus uns hier sagt. Höre auf das, was Gott uns durch sein heiliges Wort zu sagen hat.
Ich kann dir versprechen: Dein Herz wird mehr und mehr erfüllt werden. Das wird uns dann dazu bringen, das zu tun, was Paulus hier tut – dass wir uns nicht zurückziehen in einen Schmollwinkel, sondern zu den Menschen hingehen, damit auch sie den einen wahren Gott erkennen können.
Schlussgebet um Erkenntnis, Begeisterung und Zeugnis
Und dafür möchte ich beten: Himmlischer Vater, danke für dein heiliges Wort. Danke, dass wir nicht im Dunkeln herumstochern müssen und nicht wirklich wissen müssen, wer du bist. Wir müssen uns das nicht aus unserer Erfahrung irgendwie zusammenbasteln. Danke, dass du dich uns in deinem heiligen Wort offenbart hast.
Wir wollen dich bitten, dass du uns immer mehr hilfst zu verstehen, wie du wirklich bist und wer du wirklich bist. Ich bete, dass du unsere Herzen mehr und mehr für dich begeisterst und anrührst, sodass wir für dich brennen.
Denn diese Welt braucht dich so dringend. Hier sind so viele Menschen, die Stoiker sind, Epikureer, Götzendiener oder einfach keine Ahnung haben. In deiner großen Gnade hast du dich uns offenbart.
Hilf uns, treu zu sein als deine Zeugen in dieser Welt, damit noch viele dich erkennen und zu wahrem Lobpreis finden können. Das erbitten wir in Jesu Namen. Amen.