Ich freue mich sehr, diese Zeit hier mit euch verbringen zu dürfen. Jeder von uns sieht sein Leben auf seine ganz eigene Weise und aus seiner eigenen Perspektive. Wie es dir heute geht – ob gut oder schlecht, ob frustriert oder ganz okay – hängt davon ab, welche Perspektive du auf dein Leben hast.
Ich möchte mit Worten aus der Bibel beginnen. Zuerst lese ich euch einen Abschnitt vor, der im 2. Korintherbrief, Kapitel 4, Verse 6 bis 18 steht:
„Der Gott, der einst dem Licht befahl, aus der Finsternis aufzuleuchten, hat das Licht auch in unserem Herzen erstrahlen lassen und uns die Herrlichkeit Gottes auf dem Angesicht von Jesus Christus erkennen lassen. Doch diesen kostbaren Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen, nämlich in unseren schwachen Körpern. So kann jeder sehen, dass unsere Kraft ganz von Gott kommt und nicht von uns selbst.
Von allen Seiten werden wir von Schwierigkeiten bedrängt, aber nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber verzweifeln nicht. Wir werden verfolgt, aber Gott lässt uns nie im Stich. Wir werden zu Boden geworfen, doch wir stehen wieder auf und machen weiter. Durch Leiden erfahren wir am eigenen Leib ständig den Tod von Christus, damit auch sein Leben an unserem Körper sichtbar wird.
Es ist wahr: Weil wir Jesus dienen, leben wir in ständiger Todesgefahr, damit sein Leben an unserem sterblichen Körper sichtbar wird. So leben wir im Angesicht des Todes, und das hat euch das Leben gebracht. Dennoch hören wir nicht auf zu predigen, weil wir denselben Glauben haben wie der Psalmist, der sagte: ‚Ich glaube an Gott. Deshalb rede ich.‘
Wir wissen, dass derselbe Gott, der Jesus, unseren Herrn, auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken wird und uns zusammen mit euch vor sich hintreten lassen wird. Das alles ist zu eurem Besten. Wenn Gottes Gnade immer mehr Menschen zu Christus führt, wird auch der Chor derer, die ihm danken, immer lauter, und Gott wird immer mehr Ehre erwiesen.
Deshalb geben wir nie auf. Unser Körper mag sterben, doch unser Geist wird jeden Tag erneuert. Denn unsere jetzigen Sorgen und Schwierigkeiten sind nur gering und von kurzer Dauer. Doch sie bewirken in uns eine unermesslich große Herrlichkeit, die ewig andauern wird.
So sind wir nicht auf das Schwere fixiert, das wir jetzt sehen, sondern blicken nach vorn auf das, was wir noch nicht gesehen haben. Denn die Sorgen, die wir jetzt vor uns sehen, werden bald vorüber sein, aber die Freude, die wir noch nicht gesehen haben, wird ewig dauern.“
Die Bedeutung der Perspektive im Leben
Wenn ich am Anfang der Wanderung stehe, schaue ich den Berg hinauf. Schon beim ersten Anblick frage ich mich: Warum tust du dir das an? Schon nach den ersten Hundert Metern brennen mir die Waden. Ich weiß nicht, warum das bei mir so ist – es ist einfach so.
Ich habe euch ein Bild mitgebracht. Es zeigt den Säuling bei Füssen, den Hausberg dort. So habe ich ihn gesehen, als wir hingefahren sind. Ich hatte keine große Lust, wirklich hinaufzugehen – na ja, ein bisschen schon. Ich war auf einer Fortbildung, und meine Kollegen sagten: „Geht ruhig mal auf den Berg, wir machen Mittagsschlaf.“
Die Fortbildung ging nur bis mittags, danach ging es erst abends weiter. Sie sagten auch: „Wir essen jetzt Kuchen, wenn wir den Mittagsschlaf gemacht haben.“ Was ganz schlimm war: An diesem Abend gab es Gänsekeule mit Klößen und Rotkohl – eins meiner Lieblingsessen. Ich wusste, ich würde das verpassen, weil das zeitlich nicht so gut mit dem Berggehen zusammenpasst.
Als ich den Berg sah, waren wir nicht direkt auf dem Weg dorthin. Zuerst fuhren wir nach Füssen, um Blasenpflaster zu kaufen. Wir wussten, dass wir uns Blasen laufen würden. Also alles Gründe, um zu sagen: Ach, warum tust du dir das an?
In solchen Momenten habe ich mir angewöhnt, in meinem Kopf eine andere Perspektive einzunehmen. Ich stelle mir vor, wie ich auf dem Gipfel dieses Berges stehe und ins Tal schaue. Wie ich den Panoramablick genieße.
Ich habe euch natürlich auch ein Bild davon mitgebracht. Ihr seht den Blick auf die österreichische Seite. Dort haben wir uns nach gefühlter Rekordzeit, wie wir hochgeflitzt sind, hingesetzt, unser Brot mit den Vögeln geteilt, und alles war gut.
Wenn ich mir vorstelle, wie es da oben sein könnte, dann beiße ich mich durch. Dann gehe ich es an und kraxle dort hinauf!
Drei Perspektiven auf das eigene Leben
Ich möchte mit euch aus drei Perspektiven auf euer Leben schauen. Die erste lautet: Was machst du äußerlich für einen Eindruck? Wie wirkst du auf andere? Wie würdest du das beschreiben? Mit welchen Worten – cool, nice, witzig, stark, durchsetzungsfähig, beliebt, erfolgreich, begehrt oder angesehen?
Was denken andere Leute von dir? Bist du zufrieden mit dem, was sie von dir denken? Oder auch mit dem, was sie so von dir halten, wie sie dich finden? Bist du zufrieden mit dem, was du schaffst?
Die Christen in Korinth wollten gerne einen Superchristen als Gemeindeleiter. Leider hatten sie nur Paulus. Klar, er hatte ihnen überhaupt erst von Jesus erzählt und die Gemeinde gegründet. Er redete auch ständig von Gottes Herrlichkeit, vom unfassbaren Glanz, von Gottes Macht und seiner Größe. Aber äußerlich wirkte Paulus eher arm, unansehnlich und war von vielen geächtet und verfolgt.
Seine Redebegabung war auch nicht so gut. Die Korinther hatten in der Zwischenzeit sicherlich ein paar charismatische Superprediger gehört. An einer Stelle sagten sie zu Paulus: „Ja, ja, wenn du in der Ferne bist und uns Briefe schreibst, da ziehst du ordentlich vom Leder. Aber wenn du dann vor uns stehst, dann ist nicht so viel los.“ Paulus gibt ihnen Recht und vergleicht sich mit einem Tonkrug.
Ton bedeutete zur damaligen Zeit so viel wie „billig, zerbrechlich, ersetzbar, zweckmäßig, unbedeutend“. „So bin ich rein äußerlich“, sagte Paulus. „Ich bin zerbrechlich, ich bin ersetzbar, unbedeutend, ich bin billig. Ich weiß, ich kann äußerlich nicht mithalten mit dem, was gerade angesagt ist.“ Vielleicht auch nicht mit dem, wonach eure Ohren gerade jucken. Aber das ist nicht schlimm, denn dann sieht es wenigstens nicht so aus, als ob ich irgendetwas Großes aus eigener Kraft machen könnte.
Und jetzt ein Zitat, das ich eben vorgelesen habe: „Denn es soll deutlich werden, dass die alles überragende Kraft, die in unserem Leben wirksam ist, Gottes Kraft ist und nicht aus uns selbst kommt.“
Die Frage ist nicht, was andere dir zutrauen. Die Frage ist nur: Welche Kraft lebt in dir? Die Frage ist nicht, was du alles schon geschafft hast. Die Frage ist nur: Welche Kraft lebt in dir? Die Frage ist auch nicht, was du alles schon verrissen hast, in den Sand gesetzt oder womit du andere enttäuscht hast. Die Frage ist nur: Welche Kraft lebt in dir?
Die Frage ist auch nicht, wie hip unsere Gemeinde ist oder wie professionell unsere Musik ist. Die Frage ist nur: Welche Kraft lebt in eurer Gemeinde? Versteht mich nicht falsch, ich mag hippe Gemeinden, ich mag gute Musik. Ich bin selbst Musiker und wir geben uns in unserer Gemeinde auch Mühe, dass das alles wirklich mit Exzellenz geschieht. Aber die Frage ist nicht, wie das nach außen wirkt. Die Frage ist nicht, womit etwas mithalten kann. Die Frage ist nur: Welche Kraft lebt in dir?
Im Kolosser 3,11 sagt Paulus: „Es kommt in allem nur auf Christus an und darauf, dass er in euch lebt.“
Gottes Kraft in zerbrechlichen Gefässen
Der Gideon, von dem in der Bibel berichtet wird, erhielt von Gott den Auftrag, die Armee Israels im Krieg gegen die Übermacht der Midianiter anzuführen.
Er hatte 32.000 Soldaten versammelt – nicht schlecht, aber immer noch weitaus weniger als das Heer, das ihm gegenüberstand. Dann sagte Gott zu ihm: „Du hast zu viele Leute bei dir. Wenn ich dir so den Sieg über Midian gebe, könnten sich die Israeliten vor mir damit brüsten, dass sie sich aus eigener Kraft gerettet hätten.“
Zweimal musste Gott in das Vorgehen von Gideon eingreifen, bis schließlich nur noch 300 Soldaten vor ihm standen. Beim ersten Mal durften alle gehen, die Angst hatten. Da gingen schon mal 22.000 nach Hause – zu Mutter, Frau oder Kindern. Ich wäre wahrscheinlich auch gleich gerannt.
Von den restlichen 10.000 gab es dann noch einmal ein kleines Casting. Am Ende blieben 300 übrig. Gott nahm diesen 300 Soldaten jede Möglichkeit, ein Schwert in der Hand zu halten. In der einen Hand trugen sie einen Krug aus Ton mit einer Fackel darin, in der anderen Hand eine Posaune. Das war Gottes Kampfstrategie gegen die Übermacht der Midianiter: ein kleiner Posaunenchor beim Fackelumzug.
Jetzt habe ich eine Frage: Fällt dir etwas auf? Ein billiger Krug aus Ton mit einer Fackel darin – das ist dein Leben, wie ein billiger Tonkrug. Aber in diesem brennt ein gewaltiges Licht, aus dem eine enorme Kraft hervorbricht. Das ist Gottes Zusage an dich, wenn du mit Jesus lebst.
Ich weiß nicht, was dich an deinem eigenen Leben beeindruckt oder nervt, was dich stolz macht oder wofür du dich schämst. Klar, ich wäre auch gerne ein besserer Ehemann, besserer Vater, besserer Freund, besserer Pastor. Wenn ich versage oder meine Mittelmäßigkeit spüre, nervt es mich manchmal, dass ich so ein billiger, zerbrechlicher Krug aus Ton bin.
Aber weißt du, das ist keine Ausrede, das ist mein Trost. Gott scheitert nicht an meinen äußeren Unzulänglichkeiten. Gott scheitert nicht daran, dass ich es mal wieder nicht über mein Mittelmaß hinaus geschafft habe. Denn in diesem zerbrechlichen Krug namens Frank brennt eine gewaltige Fackel.
Noch einmal: Das soll keine Ausrede sein. Ich gebe Gott mein Bestes – gerne. Und da, wo es daneben ging, fängt es eben wieder von vorne an. Wenn es am Tag dreimal neu starten muss, dann ist das so. Aber in diesem zerbrechlichen Krug brennt eine gewaltige Fackel. Es steckt eine unfassbare Kraft darin – nicht meine Kraft, nicht meine Helligkeit, sondern Jesus selbst.
So wie es dir heute geht – gut oder schlecht, frustriert oder zuversichtlich, abgeschlagen oder an Jesus dran, an deiner Vision dran, an deiner Berufung dran – das hängt direkt damit zusammen, welche Perspektive du auf dein Leben hast. Schaust du auf diesen billigen, zerbrechlichen Krug aus Ton? Oder schaust du auf die Fackel in diesem Tonkrug?
Man kann natürlich auch auf der anderen Seite vom Pferd fallen: Bildest du dir ein, was für ein prachtvolles Meißner Porzellan du in Gottes Glasvitrine bist? Oder vertraust du auf diese überschwängliche Kraft Gottes in dir?
Das ist die erste Perspektive gewesen: Was machst du äußerlich für einen Eindruck?
Umgang mit Lebensumständen und Herausforderungen
Eine zweite Perspektive
Wie schaust du auf deine Lebensumstände? Wenn du Paulus fragen würdest, wie es ihm geht, würde er dir folgende Antwort geben:
„Von allen Seiten werden wir von Schwierigkeiten bedrängt, aber nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht. Wir werden verfolgt, aber Gott lässt uns nicht im Stich. Wir werden zu Boden geworfen, aber wir stehen wieder auf und machen weiter.“
Paulus sagt damit: „Ich muss zugeben, dieses Leben ist ziemlich hart, und manchmal sehe ich keinen Ausweg.“ Ich bin so dankbar, dass Paulus das sagt, denn ich kenne das aus meinem eigenen Leben auch.
Manchmal sitze ich da wie ein kleiner Junge, der die große Welt einfach nicht mehr versteht. Manchmal erzählen Leute mir ihre Lebensgeschichte, und ich weiß, dass sie eigentlich eine Antwort suchen, die sie weiterbringt. Aber ich weiß nichts dazu zu sagen. Vielleicht auch Christen sind alles, was ich sagen könnte, haben sie schon gesagt. Jeden Bibelvers, den ich ihnen zusprechen könnte, haben sie auch schon genannt. Ich denke dann: „Ja, ich sehe auch keinen Ausweg.“
Wie oft kann ich dann nur mit diesen Menschen beten? Was heißt „nur“? Das ist es, wenn ich sage: „Du, wir können miteinander beten.“
Ich weiß nicht, was gerade deine Situation ist oder was gerade in deinem Umfeld los ist. Vielleicht sagst du: „Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll.“ Ob es um Beziehungen geht, um Arbeit oder andere Herausforderungen in deinem Leben – wir sind so sehr daran gewöhnt, heute auf jede Frage schnell eine Antwort zu bekommen. Gib bei Google deine Frage ein, und du bekommst irgendetwas dazu gesagt.
Paulus stand oft da und hatte keine Antwort. Klar, er hatte auch keinen King Google, aber er hatte keinen Ausweg. Du wirst in deinem Leben mit Jesus noch oft ratlos dastehen. Und das ist nicht schlimm. Du wirst noch oft dastehen und keinen Ausweg sehen. Du wirst noch oft dastehen und keine Lösung haben. Aber das ist nicht schlimm.
Schadrach, Meschach und Abednego hatten keine Lösung, wie sie der Todesstrafe durch den Feuerofen entgehen sollten. Der König war wütend, weil sie seine goldene Statue nicht angebetet hatten.
Falls du die Begebenheit aus der Bibel nicht kennst: Der König ließ sich eine riesige Statue von sich selbst anfertigen. Sie stand auf einer großen Ebene und war sehr hoch. Tausende von Menschen, darunter Politiker und hohe Beamte, wurden eingeladen. Eine große Band spielte mächtig laute Musik. Die Anweisung war: Wenn die Band aufhört zu spielen, müssen sich alle vor der Statue niederwerfen.
Als die Musik stoppte, warfen sich alle nieder – bis auf drei Männer. Das war natürlich nicht zu übersehen. Die drei Männer waren Schadrach, Meschach und Abednego. Dann kam es zur Begegnung mit dem König, der sehr wütend war.
Das war ihre Antwort an den König: „Oh Nebukadnezar, wir wollen uns gar nicht vor dir rechtfertigen. Wenn der Gott, dem wir dienen, es will, kann er uns ganz bestimmt retten – sowohl aus dem brennenden Feuerofen als auch aus deiner Hand, oh König. Wird er uns retten, dann wird er es tun. Aber selbst wenn er es anders beschlossen hat, sollst du, oh König, es sicher wissen: Wir werden deine Götter niemals verehren und die goldene Statue, die du hast aufstellen lassen, niemals anbeten.“
Sie hatten keine Lösung, wie sie überleben könnten. Sie waren ratlos, aber was mich begeistert: Sie waren nicht kopflos.
Nur weil du Christ bist, weißt du nicht alles besser. Nur weil du Christ bist, heißt das nicht, dass du niemals ratlos dastehen wirst. Aber weil du Christ bist, musst du nie verzweifeln. Denn da stand plötzlich noch jemand neben ihnen im Feuer. Da war noch jemand im Feuer.
Ich liebe das Lied von Hillsong United, das heißt „There was another in the fire standing next to me.“ Es heißt: „Da ist noch ein anderer im Feuer, der neben mir steht. Da steht noch einer mit in den Fluten, der diese brechenden Wellen zurückhält.“
Und das Lied geht dann so weiter: „Und es hing auch noch ein anderer für mich am Kreuz. Es hing ein anderer für mich am Kreuz.“
Standhalten trotz Niederlagen
In meiner Jugendzeit habe ich Boxen verfolgt. Das ist jetzt schon etwa 25 Jahre her. Henry Maske war damals so etwas wie ein Idol.
Als er von der großen Bühne abtrat, kamen die Klitschko-Brüder. Ich muss zugeben, ich bin heute völlig raus, was das Boxen angeht. Ich weiß nicht einmal, ob wir aktuell noch einen deutschen Boxer haben, der wirklich gut boxt.
Damals war es immer so, und das gilt auch heute noch: Wer als Erster auf die Bretter geht und bis zehn ausgezählt wird, hat verloren. Paulus sagt: Ja, ich werde niedergeworfen, ich gehe auf die Bretter. Das gehört auch zum Leben als Christ dazu.
Ich bekomme Treffer ab, es tut weh, ich verliere den Halt, ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten, ich liege im Dreck. Aber spätestens bei neun stehe ich wieder auf. Ich bin niedergeworfen, aber nicht vernichtet. Denn da steht noch jemand mit mir im Ring, der mich aufhebt.
So ist es auch bei dir heute, in deiner Gemeinde, in deinem Dienst für Jesus. Sei es im Kindergottesdienst, in der Jungschar, wo du mitarbeitest, bei den Pfadfindern, in der Musik, in der Gemeindeleitung oder als Missionar unterwegs. Dort, wo du Schläge abbekommst, frustriert bist oder dich manchmal fragst: „Warum mache ich das?“
Wie es dir heute geht, ob gut oder schlecht, hat direkt damit zu tun, welche Perspektive du auf dein Leben hast. Die erste Perspektive ist: Wie siehst du dich selbst? Die zweite ist: Wie siehst du deine Lebensumstände?
Die Bedeutung der Hoffnung auf die Ewigkeit
Und die dritte Frage lautet nun: Wie viel Bedeutung gibst du deinen Sorgen und Herausforderungen?
Ich lese wieder von Paulus vor, der sagt: „Denn unsere jetzigen Sorgen und Schwierigkeiten sind nur gering und von kurzer Dauer, doch sie bewirken in uns eine unermesslich große Herrlichkeit, die ewig andauern wird.“ So sind wir nicht auf das Schwere fixiert, das wir jetzt sehen, sondern blicken nach vorn auf das, was wir noch nicht gesehen haben. Denn die Sorgen, die wir jetzt vor uns sehen, werden bald vorüber sein, aber die Freude, die wir noch nicht gesehen haben, wird ewig dauern.
Vielleicht denkst du jetzt: Paulus, wenn du wüsstest, wo ich gerade durchgehe, wenn du wüsstest, welche Treffer ich hier abkriege – in meinem Dienst für Jesus, in meiner Familie, bei der Arbeit oder wo auch immer –, dann würdest du so etwas nicht sagen.
Na ja, Paulus hatte auch so einiges durch seine Leidens- und Sorgenliste. Die liest sich beeindruckend. Ich lese dir vor, aus dem Text, den ich vorhin vorgelesen habe, genauer gesagt aus dem zweiten Korintherbrief Kapitel elf, da sagt er: „Fünfmal haben die Juden mir neununddreißig Hiebe verabreicht.“ Wenn du dich fragst, warum neununddreißig: Man sagte, vierzig Hiebe sind tödlich. Und es wollte natürlich niemand schuld daran sein, dass jemand stirbt. Deshalb hat er so gesagt: 39 Hiebe kann man schon aushalten. Wenn jemand bei 39 Hieben stirbt, dann ist er selber schuld. Erst 40 sind tödlich. Fünfmal hat er das überlebt.
Er schreibt weiter: „Dreimal wurde ich ausgepeitscht.“ Das ist die Geschichte, bei der vorne an der Peitsche noch Metallsplitter, Steine oder Knochensplitter sind, die schon beim ersten Peitschenhieb die Haut zerfetzen. Dreimal hat er Auspeitschungen dieser Art überlebt. Du kannst dir vorstellen, wie er aussah.
„Einmal wurde ich gesteinigt“, sagte er, „zu Tode gesteinigt.“ Das ist auch interessant: In einem seiner Briefe steht, dass dann die Gemeinde sich um ihn herumstellte, er zum Leben erweckt wurde und es dann weiterging mit der Mission.
„Ich habe drei Schiffbrüche überlebt. Einmal verbrachte ich eine ganze Nacht und einen Tag auf dem Meer treibend. Ich war unzählige Male in großer Gefahr, ob durch Flüsse oder durch Räuber, ob durch mein eigenes jüdisches Volk oder durch Nichtjuden, ob in Städten, in der Einöde oder auf stürmischer See oder durch Leute, die sich als Anhänger von Christus ausgaben, es aber nicht waren. Ich habe Erschöpfung und Schmerzen und schlaflose Nächte kennengelernt. Oft litt ich Hunger und Durst und habe gefastet. Oft habe ich vor Kälte gezittert und hatte nichts, um mich warmzuhalten.“
Vielleicht denkst du jetzt: Na ja, Paulus, das klingt schon ziemlich schwer, was du da durchgemacht hast.
Vermutlich würde Paulus jetzt sagen: „Na ja, es ist wieder eine Frage deiner Perspektive. Es ist die Frage, worauf du dich fixierst.“ Leid, Sorgen, Schmerzen und Kummer haben ja die Angewohnheit, dass sie deinen Fokus, deine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Paulus drehte sich um etwas anderes.
Paulus wusste, es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie dieser Tag heute endet: Entweder ich überlebe oder ich sterbe. Eine andere Möglichkeit hatte er nicht – und eine andere haben wir ja eigentlich auch nicht. Und beide Möglichkeiten, wie der Tag für Paulus ausgeht, waren am Ende für ihn okay.
Er sagte: „Wir wissen, dass derselbe Gott, der Jesus, unseren Herrn, auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken wird und uns zusammen mit euch vor sich hintreten lassen wird.“
Paulus liebte beides. Er liebte dieses Leben, er liebte es, Menschen von Jesus zu erzählen. Er liebte es, Gemeinden, die er gegründet hatte, stark zu machen und zu begleiten, sie immer wieder zu besuchen. Aber er liebte auch die Vorstellung, bei Jesus zu sein. Hätte er die Wahl gehabt, hätte er nicht genau gewusst, was er lieber wählen soll.
Er wusste aber, worauf er sich fixiert. Ich lese es noch einmal vor: „Sind wir nicht auf das Schwere fixiert, das wir jetzt sehen, sondern blicken nach vorn auf das, was wir noch nicht gesehen haben.“
Er hatte den Himmel im Blick, die Ewigkeit, wenn er bei Jesus sein wird. Das hat die Sorgen nicht einfach weggenommen, das hat auch nicht die Schmerzen weggenommen, die so eine Auspeitschung mit sich gebracht hat. Es hat auch die Probleme nicht weggenommen, auch nicht die Ungewissheit, was der nächste Schritt sein könnte. Aber es hat dem Ganzen die Wucht genommen. Und es hat dem Schmerz die Möglichkeit genommen, dass der Schmerz dem Paulus den Weg vorgibt. Stattdessen sollte Jesus ihm den Weg vorgeben.
Halte dir das mit dem Himmel, diese Perspektive Ewigkeit vor Augen – nicht für etwas Unwichtiges, für eine zukünftige Sache, die dir heute noch nichts bedeutet. Wenn du vielleicht jung bist, vielleicht 15, 16, 17 Jahre alt, weiß ich, dass die Ewigkeit und der Himmel für die meisten noch weit weg sind.
Aber weißt du: Ob du diese Perspektive Himmel hast oder nicht, hat eine direkte Auswirkung darauf, wie es dir heute geht – gut oder schlecht –, und wie du mit dem umgehst, was du jetzt erlebst und durchmachst.
Praktische Anwendung und Gebet
Wenn du dich jetzt fragst, was du ganz praktisch aus dem, was hier erzählt wurde, mitnehmen sollst, dann ist meine ganz einfache Antwort: Nimm dir diese Sichtweisen auf dein Leben zu Herzen.
Wie? Lies den Bibeltext danach noch einmal und streiche dir die wichtigen Stellen an. 2. Korinther 4,7.
Auch wenn dein Leben dir manchmal nur wie ein billiger, zerbrechlicher und unbedeutender Krug aus Ton vorkommt, steckt eine Kraft darin – weil Jesus in dir lebt. Mit dieser Kraft kannst du Jesus dienen, auch wenn du zerbrechlich bist, auch wenn andere meinen, dass du einen Sprung in der Schüssel hast oder nicht ganz dicht bist.
Zweitens: Auch wenn du vom Leben erschüttert wirst, wenn Nöte dich bedrücken und du von Leuten fertiggemacht wirst – das Feuer wird dich nicht verbrennen. Da steht noch jemand mit dir im Feuer. Du wirst nicht erdrückt und nicht verzweifeln. Jesus wird dich nicht im Stich lassen. Du wirst immer wieder aufstehen und am Ende wirst du auferstehen.
Drittens: Vergiss nicht, was vor dir liegt, nämlich die Auferstehung. Ich wusste damals nicht, wie der Blick vom Säuling sein würde – runter auf Füssen, auf Schloss Neuschwanstein, auf die österreichische Seite oder wohin auch immer. Ich wusste es nicht, aber ich habe es geahnt.
Leute, ich weiß nicht, wie es im Himmel sein wird, aber das, was ich in der Bibel darüber lese, gibt mir eine Vorahnung. Damals, als ich mir das in Füssen vorgestellt habe, wie es sein könnte, da habe ich die Zähne zusammengebissen. Mit brennenden Waden habe ich mich da hochgeschleppt und habe es nicht bereut.
Egal, wo wir uns manchmal durchschleppen, wo es brennt oder bergauf geht – das, was uns erwartet, die Ewigkeit, ist es wert. Mit dieser Perspektive wird manches kleiner.
Diese Sichtweise will dir eine Richtung geben, die dich von Jesus erweckt sieht. Wie es dir heute geht, gut oder schlecht, hat direkt damit zu tun, welche Perspektive du auf dein Leben einnimmst. Und das, was Jesus dir als Leidenschaft aufs Herz legt, wo er sagt: „Geh“, ob du das annimmst oder nicht, hat direkt damit zu tun, aus welcher Perspektive du darauf schaust.
Ich wünsche dir, dass du – ganz gleich, in welchem Dienst du stehst oder noch gehen wirst mit Jesus – aus diesen Perspektiven darauf schaust: auf die Kraft, die in dir lebt, dass Jesus neben dir steht und mit dir geht. Dass dein Ziel nicht ist, alles mal richtig gemacht zu haben, sondern dass du in der Ewigkeit ankommst.
Dafür will ich beten:
Jesus, ich danke dir sehr, dass du mit uns stehst in unserem Leben. Ich danke dir, dass du nicht nur auf das schaust, was vor Augen ist. Samuel damals dachte, dass die sieben Brüder, die David hassten, bessere Könige wären als der achte, der David war. Aber David war es.
Jesus, ich bitte dich, dass wir, wenn wir als Christen aufeinander schauen und zusammen deinem Reich dienen, nicht nur das Äußere sehen, sondern dich erkennen – welche Kraft du in dem anderen bist, mit dem wir gemeinsam an deinem Reich bauen. Und dass wir diese Kraft immer wieder bei uns selbst entdecken.
Jesus, ich bete für jeden, der heute unter uns ist und vielleicht einen Dienst für dich an den Nagel gehängt hat, weil er sagt: „Ich kann nicht mehr.“ Zu viel Frust oder Genervtheit oder was auch immer. Ich bitte dich: Hebe ihn, hebe sie auf, damit sie genau das erfahren, was Schadrach, Meschach und Abednego erlebt haben – dass du mittendrin stehst.
Und Jesus, ich bitte dich, dass du uns immer wieder neu vor Augen malst, welche Herrlichkeit vor uns liegt – die Ewigkeit, Gemeinschaft mit dir.
Dass ganz gleich, was wir heute erleben, wo wir gerade durchgehen und wie es in unserer Gesellschaft zugeht, nicht das Äußere uns die Richtung gibt, in die wir denken, fühlen und gehen. Sondern dass dein Wort uns die Richtung weist. Amen.
