Einführung in die Herausforderung der Nachfolge
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 426: Grundlagen der Nachfolge, Teil 3.
In den letzten Episoden haben wir eine Spannung betrachtet, die sich aus der Nachfolge Jesu ergibt. Wer Jesus nachfolgen will, muss sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass Jesus selbst kein bequemes und sicheres Leben geführt hat.
Jesus verheißt seinen Jüngern, dass es Zeiten geben kann, in denen Nachfolge unbequem, herausfordernd und gefährlich ist. Ich kann Jesus nur dann als Jünger nachfolgen, wenn ich grundsätzlich bereit bin, auf Bequemlichkeit und Sicherheit zu verzichten.
Die Einladung zur Nachfolge und familiäre Verpflichtungen
Gehen wir einen Schritt weiter: Lukas 9,59. Er sprach aber zu einem anderen: „Folge mir nach!“ Der aber sagte: „Herr, erlaube mir, vorher hinzugehen und meinen Vater zu begraben.“
Im Gegensatz zum ersten Beispiel spricht Jesus hier jemanden direkt an: „Folge mir nach.“ Jesus lädt zur Nachfolge ein. Die Reaktion des Angesprochenen klingt zunächst verständlich: „Herr, erlaube mir, vorher hinzugehen und meinen Vater zu begraben.“
Die Sorge um die eigenen Eltern und besonders um ein angemessenes Begräbnis ist sowohl im Judentum als auch im Christentum eine Pflicht der Kinder, die ihre Eltern ehren. Wenn es hier heißt: „Erlaube mir, vorher hinzuzugehen und meinen Vater zu begraben“, bleibt offen, was genau damit gemeint ist. Vier Möglichkeiten stehen im Raum.
Erstens kann es sein, dass der Vater gerade gestorben war und der Mann nach Hause gehen wollte, um den Vater in Leinentücher zu wickeln und ihn in eine Gruft zu legen.
Zweitens kann es sein, dass der Vater noch nicht gestorben war, sondern nur im Sterben lag. Der Mann wollte dann nach Hause gehen, um auf den Tod des Vaters zu warten und ihn anschließend zu begraben.
Drittens ist es möglich, dass der Vater bereits gestorben und begraben war, der Begräbnisprozess aber noch nicht abgeschlossen war. Dabei muss man wissen, dass die Toten zwar in eine Gruft gelegt wurden, dort aber nicht, wie wir es heute von Erdbestattungen kennen, dauerhaft blieben. Nach etwa einem Jahr, wenn das Fleisch verwest und von Würmern zersetzt war, wurden die Überreste – also die Knochen – herausgenommen und in einem Ossuarium in der Familiengruft beigesetzt.
Ein Ossuarium ist ein Behältnis zur Aufbewahrung von Gebeinen. Wenn der Mann, den Jesus anspricht, den Vater erst noch begraben will, kann es also sein, dass er den endgültigen Abschluss des Begräbnisprozesses abwarten möchte.
Viertens gibt es die Möglichkeit, dass der Mann einfach darauf warten will, dass sein Vater erst noch stirbt. Vielleicht ist dieser noch bei bester Gesundheit, aber nicht begeistert von der Idee, dass sein Sohn sich diesem Rabbi aus Nazaret anschließen möchte. Der Sohn denkt: „Ich möchte Jesus nachfolgen, aber Stress mit meiner Familie will ich nicht. Besser ich warte, bis mein Vater gestorben ist, dann kann er mir nicht mehr reinreden.“
Ich weiß, es ist etwas verwirrend, wenn man diese vier Möglichkeiten betrachtet. Aber sie haben alle eines gemeinsam: Du, Jesus, das mit der Nachfolge passt mir gerade nicht. Das ist der Punkt, um den es geht. Das ist, was dieser Mann sagt: Es passt gerade nicht. Ich habe familiäre Verpflichtungen oder zumindest Empfindlichkeiten, auf die ich Rücksicht nehmen muss. Ich bin grundsätzlich bereit zur Nachfolge, aber halt nicht jetzt.
Jesu radikale Antwort auf die Ausrede
Schauen wir uns die Antwort Jesu an. Sie hat es wirklich in sich. Matthäus 8,21-22: Ein anderer aber von seinen Jüngern sprach zu ihm: „Herr, erlaube mir, vorher hinzugehen und meinen Vater zu begraben.“ Jesus aber spricht zu ihm: „Folge mir nach und lass die Toten ihre Toten begraben.“
Oder mit Lukas, Lukas 9,60: Jesus aber sprach zu ihm: „Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes.“
Man muss schon der Messias sein, um so aufzutreten: „Lass die Toten ihre Toten begraben.“ Damit sind die geistlich Toten gemeint, also Menschen, die kein Interesse am Evangelium haben. Jemand, der kein Jünger Jesu ist, soll die körperlich Toten, die Verstorbenen, begraben.
Aus dem Text in Matthäus wird klar, dass hier ein Jünger Jesu von Jesus angesprochen wird. Es handelt sich also nicht um irgendeine Person, die Jesus zufällig auf der Straße trifft und anspricht. Der Angesprochene wird als Jünger bezeichnet. Er hat bereits im Herzen eine Entscheidung für Jesus getroffen. Aber jetzt geht es darum, dieser Entscheidung Taten folgen zu lassen.
Plötzlich ist da die Familie. Hier ist jemand, der schon mit Jesus leben will, aber familiäre Pflichten und Empfindlichkeiten stehen einer echten Nachfolge im Weg. Was tun? Ganz einfach: Lass die Toten ihre Toten begraben.
Egal welche Verpflichtungen oder Ängste du im Blick auf deine Familie hast, egal wie sehr du meinst, gesellschaftliche Normen oder die Erwartungen deiner Eltern erfüllen zu müssen – wenn es darum geht, Jesus nachzufolgen, treten all diese Dinge in den Hintergrund. Lass die Toten ihre Toten begraben.
Deinen Job kann jemand machen, der sich nicht für Jesus interessiert, der geistlich tot ist. Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes.
Damit sind die Toten gemeint, die geistlich Toten, also ungläubige Menschen. Das ist etwas, was die Toten nicht können: Sie können nicht das Reich Gottes verkündigen. Das kann nur ein Jünger Jesu.
Aber auch ein Jünger Jesu kann das nur dann, wenn er Jesus nachfolgt, wenn er also das tut, was sein Herr von ihm will.
Die Priorität der Nachfolge im Leben eines Christen
Paulus formuliert es in 2. Timotheus 2,3-4: „Nimm teil an den Leiden als ein guter Streiter Christi Jesu. Niemand, der Kriegsdienste leistet, wird verwickelt oder verstrickt in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefällt, der ihn angeworben hat.“
Mit „Beschäftigungen des Lebens“ ist gemeint, dass der Alltag oft zu viel Aufmerksamkeit fordert. Man verstrickt sich in all die Aufgaben, die das Leben bietet, und verliert dabei seine Berufung aus dem Blick.
Paulus schreibt, dass das leicht passieren kann, besonders wenn man als Christ Leid für das Christsein erfährt. Statt weiterhin ein Botschafter des Evangeliums zu sein, kümmert man sich lieber um Urlaub, Karriere und lebt so, dass man nicht aneckt.
Doch Jesus sagt: „Nein, tu das nicht. Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes.“ Du hast einen Auftrag zu erfüllen, eine Schlacht zu schlagen. Jesus braucht dich jetzt als einen Botschafter des Evangeliums.
Lasst uns das festhalten: Die Verkündigung des Evangeliums hat für Jünger Jesu absolute Priorität. Nichts ist wichtiger, und nichts darf uns davon abhalten.
Abschlussgedanken zu Prioritäten und Weisheit im Alltag
Und nur noch kurz zum Schluss: Es geht hier um Prioritäten, nicht darum, unsere Familie vor den Kopf zu stoßen. Die Bibel fordert uns deshalb auch auf, mit Weisheit gegenüber den Heiden zu handeln.
Natürlich darf ich meinen Vater begraben und auf der Nachfeier mit Menschen über die Hoffnung sprechen, die ich durch Jesus über den Tod hinaus habe. Nur eines darf ich nicht: begeistert von Jesus sein und dann nicht als Botschafter des Evangeliums leben, nur weil ich die Erwartungen meiner Familie oder der Gesellschaft erfüllen möchte.
Was könntest du jetzt tun? Denke einmal über die Prioritäten in deinem Leben nach. Lebst du wie ein Streiter Christi, der seinen Herrn erfreuen will?
Das war's für heute. Frische doch einmal deine Gebetsliste für Kinder in der Gemeinde und die Politiker in Deutschland auf. Werde konkret im Gebet.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
