Ich habe mich auf diese Tage gefreut, weil die Gestalt Johannes des Täufers in meinem Leben eine ganz große Rolle spielt.
Es begann mit einem schrecklichen, fast traumatischen Erlebnis. Ich war ein junger Pfarrer, noch keine dreißig Jahre alt, und erhielt den ehrenvollen Auftrag, für eine bibeltreue Zeitschrift einen Artikel über Johannes den Täufer zu schreiben. Ich arbeitete mit brennendem Herzen an diesem Artikel. Drei Wochen später brachte mir die Post den Artikel zurück. Die Redaktion konnte ihn nicht drucken, da sie Johannes ganz anders darstellten, als sie ihn selbst kannten.
Bis heute beobachte ich, dass es ein tiefes Unverständnis innerhalb der Christenheit über Johannes den Täufer gibt. Die Zeitschrift, eine Frauenzeitschrift, meinte damals, Johannes sei ein Zweifler gewesen. Sie bezogen sich auf den Abschnitt mit Konrad Eisler von gestern Abend, in dem es um die Frage ging: War Jesus wirklich der Kommende? Besonders als Johannes im Gefängnis war und seine Haft begann.
Mit den Herausgebern konnte ich die Diskussion nicht weiterführen. Doch im Geist habe ich diese Auseinandersetzung bei allen Predigten und weiteren Auslegungen immer fortgesetzt. Johannes hat niemals gezweifelt, und vor allem hat Jesus das bezeugt. Er war nicht das schwankende Rohr, das der Wind bewegt. Was habt ihr denn bei Johannes sehen wollen? Er war so fest.
Johannes empfand es überhaupt nicht als Schock, dass er ins Gefängnis kam. Er wusste genau, was er tat. Sonst hätte er Herodes nicht wegen seiner privaten Ehebruchsgeschichte so deutlich die Wahrheit ins Gesicht gesagt. Johannes wusste: Er muss wachsen, ich muss abnehmen. Für ihn war das keine Enttäuschung.
Die feste Überzeugung Johannes des Täufers
Es ist schön, wenn wir auch morgen noch diesen Abschnitt lesen: Johannes im Gefängnis und die Einrichtung von Johannes. Das war bis zum Schluss so.
Das ist in unserer Christenheit merkwürdig. Auf der einen Seite bewundert man immer das Bild von Grünewald am Isenheimer Altar, wie Johannes den Finger ausgestreckt hat – den übergroßen Finger – und auf Jesus deutet: „Siehe, das ist Gottes Lamm.“ Sein Finger hat nicht gewackelt.
Dass wir zweifeln, ist doch klar. Wenn man vor einer Operation steht, kommen auch Gedanken: Hört Gott mein Gebet? Hat Gott einen guten Willen für mich? Wir zweifeln an vielen Dingen. Aber Johannes, das war ja das Große: Er war der von Gott Gesandte Wegweiser, der sagt: „Siehe, das ist Gottes Lamm, der trägt die Sünde der Welt weg.“
Und der Widerspruch der Mächtigen der Welt? Der hat ihn doch nicht erschüttert. Wer hat denn eigentlich gezweifelt in dieser Geschichte? Seine Jünger. Das war ja das Problem.
Johannes als Wegweiser zu Jesus
Wir verfolgen bis in die Apostelgeschichte hinein, dass es in Kleinasien, insbesondere in Ephesus, Johannesgemeinden gab – Anhänger von Johannes, die aber nicht zu Jesus kamen. Diese blieben Gemeinden von Johannes dem Täufer.
Das war so. Heute Abend haben wir einen sehr wichtigen Text, in dem beschrieben wird, wie Johannes seine Jünger einzeln zu Jesus schickt. Er sagt ihnen: Ihr müsst zu Jesus gehen. Johannes wollte keine eigene Gemeinde gründen, sondern alle zu Jesus weisen.
Dieses Lied von Georg Weissel, „Ach, such doch den, lass alles stehen, es gibt keinen Nothelfer“, passt dazu. Johannes selbst hat sich nicht als Nothelfer gesehen. Schon vor der Geburt war klar: Die Wegweisung führt zu Jesus hin.
Ich habe Sie in diese große Diskussion mit hineingenommen. Vielleicht haben Sie eine andere Meinung als ich. Jeder soll sich seiner Meinung gewiss sein und in der Schrift suchen, was er hat. Für mich ist das aber ganz besonders wichtig: Johannes hat nie gezweifelt.
Ich freue mich auch über die schöne Auslegung von Gerhard Meier in der „Auslegung des Neuen Testaments“ im Hensler Verlag. Er sagt, Johannes ist bis zum Schluss fest in seinem Glauben geblieben, dass Jesus der einzige Retter ist, an den man glauben muss.
Die Jünger hingegen hatten Probleme. Deshalb spricht Jesus in diesem Abschnitt noch einmal davon, wie das damals war.
Die Schwierigkeit des Glaubens und die Suche nach Ehre
Warum können so viele Menschen nicht an Jesus glauben? Jesus erklärt dieses Geheimnis selbst. Im Johannesevangelium, Kapitel 12, Vers 44, heißt es: Sie hatten lieber Ehre bei den Menschen als Ehre bei Gott.
Darüber sollten wir noch etwas nachdenken: Sie suchten lieber die Anerkennung der Menschen als die von Gott. Johannes suchte keine Ehre für sich selbst, und das ist das Besondere an ihm. Wäre es anders gewesen, hätte er seinen Gottesdienst in Jerusalem abgehalten und die Besucherzahlen gezählt. Er hätte gesagt: "Schaut mal, wie viele Leute zu mir kommen."
Das ist oft unser Problem: Wir Prediger suchen immer Ehre. Wir sagen: "Schaut, wie viele Zuhörer ich habe, unsere Gemeinden wachsen, wir sind die größten." Johannes wollte nichts anderes sein als die Stimme, die in der Wüste ruft. Deshalb kleidete er sich auch so merkwürdig – das war damals die Alltagskleidung der Beduinen, nichts Besonderes.
Er aß, was man in der Wüste essen konnte, und wollte nichts aus seinem Leben machen. Er war einfach der Finger, der auf Jesus hinweist. Das war sein ganzer Ruhm. Er wollte ein Werkzeug Gottes sein. Die Hingabe des Johannes zeigte sich in seinem Dienst, sogar bis zur Opferung seines Lebens.
Er sagte: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen." Ganz hingegeben. Aber wie steht es mit der Ehre bei uns?
Die Bedeutung von Würde und Ehre im Glaubensleben
Im Grundgesetz steht in Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wenn wir keine Würde und keine Ehre haben, ist das sehr schlimm. Man kann das bei einem Kind beobachten, das in der Schule von den Lehrern nicht geehrt wird. Das ist eine große Gefahr.
Ich sage immer, das kann noch schlimmer sein als körperliche Misshandlung. Wenn ein Lehrer zu einem Kind sagt: „Du bist ein Depp, du kannst nichts und du bist nichts“, dann bricht das ein Leben. Wenn man die Würde verliert, ist das sehr schwerwiegend.
Wir brauchen Ehre. Wenn jemand unsere Ehre herabsetzt – sei es ein Kollege oder ein Nachbar, der unsere Ehre verletzt oder sagt: „Du lügst“ – dann ist das furchtbar. Wenn man seinen Ruf beschädigt, ist das ganz schlimm. Es kann schlimmer sein als Mord, die Würde eines Menschen zu brechen.
Wir brauchen Ehre und Würde. Das ist wichtig in unserer Kultur. In Deutschland ist es eine besondere Sitte, dass man sich mit „Sie“ anspricht und „Herr“ oder „Frau“ sagt. Das gehört zur Würde, dass man einen Menschen so anspricht. Ich kenne das aus Äthiopien, dort wird ein Mann immer mit „Ato“ angeredet. Man nennt ihn nie direkt beim Namen. Das ist die Ehrerbietung, die man dort zeigt.
Die Ehre eines Menschen ist sehr wichtig. Auch ein Inhaftierter im Gefängnis muss würdevoll behandelt werden. Auch wenn er verurteilt ist, hat er seine Würde. Das ist uns wichtig. Ebenso in den Pflegeheimen für Bedürftige: Wenn jemand dement ist, sollte man ihn mit Würde behandeln – sei es ein Herr Professor, Doktor oder einfach ein Mensch. Oft ist es ja schwer, wenn man durch Krankheit so schwach geworden ist.
Es ist würdevoll und wichtig, dass wir Würde erhalten. Aber einer hat auf alle Würde und Ehre verzichtet – das war Jesus. Er braucht die Würde und Ehre der Menschen nicht. Er verzichtet darauf. Warum?
Jesus als Vorbild in Demut und Ehre
Weil Jesus sagt: „Ich nehme die Ehre von Gott. Der Vater ehrt mich.“
Jesus hat uns damit ein Modell gegeben, dass wir uns nicht in die Ehre der Menschen flüchten sollen. Bei uns kann das sehr problematisch werden. Es gibt das Wort „Ehrenkäserei“. Sie kennen das: Man sucht seine eigene Ehre und streitet sich manchmal sogar darum. Manchmal beginnen daraus die schlimmsten Auseinandersetzungen.
In der Familie hört man oft Sätze wie: „Das lasse ich mir nicht bieten, was der zu mir gesagt hat.“ Solche Konflikte können sogar Gemeinden zerbrechen lassen. Es ist sehr gefährlich. Wenn in einer Gemeinde zwei Pfarrer sind, gibt es meist auch Streit. Dabei geht es immer um die Ehre. Und wenn die beiden Pfarrer miteinander klarkommen, dann können es die Pfarrfrauen oft nicht. Auch hier gibt es oft Streit in der Gemeinde um die Ehre – wer besser ist, wer alles besser macht.
Deshalb ist es ganz wichtig, dass Jesus sagt: „Nicht um der Ehre willen.“ Er erklärt auch, warum das mit Johannes dem Täufer zusammenhängt. Wir sollen die Ehre nicht in unser Glaubensleben einmischen.
Jesus hat davor gewarnt, dass wir beim Beten darauf achten, wie die Menschen unser Beten beurteilen. Dass wir von den Menschen gesehen werden wollen. Viele haben die Scheu, in einer Gebetsgemeinschaft mitzubeten, weil sie denken: „Was denkt der andere über mein Beten?“ Das ist völlig falsch, wenn wir so denken. Wir reden doch im Herzen mit dem himmlischen Vater. Es ist für die anderen wunderbar, wenn sie mitgenommen werden. Das hat vor den Menschen gar nichts zu bedeuten.
Und wenn es stammelnde Worte sind, dann kommen sie aus dem Herzen. Wir tun das nicht, um von den Menschen gesehen und beurteilt zu werden.
Genauso ist es mit unseren Spenden. Jesus sagt, dass wir sie nicht um der Menschen willen geben sollen. Sie wissen, dass bei der Weihnachtsspendeaktion oft die Namen der Spender in der Zeitung abgedruckt werden. In der Welt ist das so, aber bei den Glaubigen darf das nicht sein.
Jesus sagt auch, dass es uns bei der Tischordnung gar nicht wichtig sein soll, welche Ehre wir bekommen. Er hat auch in der Gemeinde ganz deutlich gesagt, wir sollen uns nicht „Rabbi“ nennen lassen.
Ich hätte eigentlich dem lieben Rainer noch sagen wollen: Mir ist es immer am liebsten, wenn ich „Bruderchefbuch“ bin und nicht „Pfarrer“. Pfarrer ist heutzutage für viele ein Schimpfname. Wenn man sagt: „Ich will Bruder sein“, dann ist das der höchste Ehrentitel, den wir haben. Und es geht über den Ehrentitel „Bruder“ nichts.
Jesus schämt sich nicht, unser Bruder zu sein. Schwester und Bruder – das ist ganz egal, ob Frau oder Mann. Wir sind hineingenommen in diese enge Gemeinschaft mit Jesus.
Warnung vor Ehrgeiz und falschem Stolz in der Gemeinde
Deshalb sind das keine entschuldbaren Schwächen, wie wir manchmal sagen, wenn jemand nur ein bisschen ehrgeizig ist. In der Jesusgemeinde darf es keinen Ehrgeiz geben. Heute ist es ein großer Irrweg, dass unter dem Stichwort „wachsende Gemeinden“ immer nur die Zahlen gezählt werden. Ebenso wird bewertet, wer der beste Prediger ist – bis hin zu Prämierungen. So steht dann zum Beispiel in der Zeitschrift idea, dass jemand sogar der weltbeste Redner geworden sei, weil ein Gremium ihn so gekürt hat.
Doch das zählt bei Gott nicht. Gott ist bei den Geringen, den Schwachen und den Zerbrochenen, weil er durch die Schwachen wirken will. Das ist sein Geheimnis. Jesus sagt: „Sie haben ihren Lohn dahin.“
Es ist auch nicht wichtig, ob wir eine hohe Meinung von uns selbst haben. Wir kennen doch unsere Schwächen. Wir wissen, wie schwach wir im Lichte Gottes sind. Die größte Ehre, die wir erhalten, ist, dass Gott uns mit Gnade und Barmherzigkeit krönt. Das ist das Allergrößte.
Und das gilt für alle Menschen, die zum Glauben an Jesus kommen. Sie werden nur durch die Gnade gerecht. Keiner kann sein Leben durch gute Taten oder Leistungen „aufmöbeln“. Jesus sagt hier: „Ihr sucht nicht die Ehre von Gott.“ Deshalb sollten wir auch unabhängig sein von allem Menschenlob.
Umgang mit Verleumdung und menschlichem Urteil
Es ist ein kleiner Test: Sticht es Sie, tut es Ihnen weh, wenn einer von Ihnen übelredet wird? Eigentlich müssten Sie sagen: Lass ihn reden, Gott weiß, ob wir dem Urteil der Menschen abgestorben sind.
Der große Erbauungsschriftsteller Thomas von Kempen hat das in seinem Buch "Nachfolge Christi" geschrieben: Wenn du noch auf das Urteil der Leute hörst, bist du noch gar nicht abgestorben dem Urteil der Welt.
Du musst wissen: Wenn Gott dich rechtfertigt, brauchst du dich von Menschen nicht mehr rechtfertigen. Ein tolles Wort!
Ich habe Mitchristen erlebt, die genau so gelebt haben – selbst in der öffentlichen Verleumdung, wenn sie zu Unrecht durch die Zeitung geschmiert wurden. Ich erinnere mich noch an Schwester Bertha Kempf. Sie wurde einmal in eine ganz böse Aktion hineingeritten, ohne ihr Zutun. Da war nichts wahr an der bösen Verleumdungskampagne, die gegen die Eidlinger Schwester gerichtet war.
Ich sagte zu Schwester Bertha: Jetzt müssen Sie doch Stellung nehmen, eine Pressekonferenz machen. Sie antwortete: Gott weiß es, und er wird uns den Ruf wiederherstellen. Und so war es. Heute spricht niemand mehr von dieser Lügenaktion, die damals sogar durch christliche Blätter ging, weil kein Wort davon wahr war.
Das ist wichtig: Wenn Gott uns die Ehre gibt, die wir brauchen, ist das alles, was zählt.
Wir haben das biblische Gegenteil: Als König Saul ungehorsam war und Opfer darbrachte, das Gott nicht gewollt hatte, kam Samuel und zeigte ihm diese Sünde auf. Samuel sagte, dass Gott ihm das Königreich entreißen würde.
Darauf sagte Saul: Ehre mich vor dem Volk. Okay, das ist richtig, was du gemacht hast, aber ehre mich, die Leute dürfen es nicht merken. Das hat Gott am meisten erzürnt.
Dann sagt Samuel: Ungehorsam ist Sünde wie Zauberei.
Es geht nicht darum, dass wir vor den Menschen Ehre haben. Darum ist auch das größte Zeugnis, das sie geben können – das wirksamste Zeugnis – nicht, dass sie den anderen sagen: Du bist ein Sünder. Sondern dass sie sagen: Wissen Sie, ich leide jeden Tag unter meiner Schuld, unter meinen Versäumnissen, und ich brauche jeden Tag den Heiland Jesus.
Das ist so wunderbar. Und dieses Zeugnis kommt auch an – bei all den Leuten, die sonst fürs Evangelium verschlossen sind.
Die wahre Ehre bei Gott
Die Ehre, die uns Gott gibt, und die einzige Ehre, die wirklich würdig ist
Gott hat uns als Kinder angenommen und als Erben eingesetzt, obwohl wir doch unwürdige Menschen sind. Solange wir leben, besteht immer wieder die Not, dass wir Gott ungehorsam und untreu sind.
Am letzten Sonntag war der Predigttext aus Jesaja 63 in den kleinen Büchlein. Andreas Schäfer hat ihn so schön geschrieben. Auf unseren Zimmern steht er ja auch drauf – von Jesaja 63 bis 64. Der Predigttext endet genau an der Stelle, wo der nächste Vers lautet: „Wir sind alle wie die Unreinen, und alle unsere Gerechtigkeit, all unser gutes Tun, ist wie ein beflecktes Kleid. Wir sind alle verwelkt wie die Blätter, und unsere Sünde trägt uns davon wie der Wind.“
Darum ist es das Allergrößte, dass Gott uns unwürdige Menschen rehabilitiert und uns Ehre gibt. Diese Ehre muss man suchen. Jesus wirft den Leuten vor, dass sie deswegen nicht zum Glauben kommen, weil ihnen die Ehre so wichtig ist. Sie hatten lieber Ehre bei den Menschen als Ehre bei Gott.
Wenn man den Abschnitt davor noch einmal anschaut, sieht man, wie Jesus es so klar sagt: Der Vater ehrt den Sohn, und darum sollen wir den Sohn Jesus ehren. Der Vater hat ihm alles in seine Hand gegeben. Wir wissen, dass dies die größte Ehre ist – dass Jesus unser Herr ist. Mit ihm ist nichts aufzuwiegen.
In diesem Zusammenhang erinnert Jesus an Johannes und fragt: Warum habt ihr eigentlich Johannes nicht geglaubt? Viele Menschen zogen in großen Scharen zu ihm an den Jordan hinaus. Aber es war nur, wie man heute sagt, ein Event – ein Ereignis. Es war kurz attraktiv, es war Mode, und dann ging man hinaus und ließ sich taufen. Aber dass Johannes eine Botschaft hatte, wurde ganz vergessen. Er sagte: „Der ist es, den ihr braucht, dem ihr folgen müsst. Er trägt eure Sünden, und ihr müsst seine Jünger werden.“ Das war ihm wichtig.
Johannes ist derjenige, der euch mit dem Heiligen Geist tauft. Das ist das allergrößte Ereignis: wenn ein Mensch durch den Heiligen Geist neu geboren wird und Christus in seinem Leben Wohnung nimmt.
Die wahre Bedeutung von Johannes und Jesus
Die zwei Dinge gehören immer zusammen: das Abwaschen der Sünde durch das Lamm Gottes, das meine Sünde trägt, und dann der Heilige Geist, Christus, der mein Leben beschützt, in meinem Leben wirkt und es total verändert.
Jesus sagt: Ihr wolltet ja nur in dem Lichtlein von Johannes ein wenig euch vergnügen. Damit warnt Jesus vor einem frommen Betrieb. Das ist in dieser Advents- und Weihnachtszeit ganz gefährlich.
Ach, das ist so schön: Wir zünden unsere Kerzen an, erinnern uns daran, wie das früher war, als wir noch Kinder waren. Wir feiern und genießen die Gebäcke und vergessen dabei, dass es um das eine geht: dass Jesus in meinem Leben Herr sein will, in meinem Herzen Wohnung machen will, bei mir einkehren will.
Das ist das Wunder von Weihnachten. Darum freuen wir uns, dass Johannes schon so wichtig war mit diesem Licht. Daran darf man denken: Im Psalm 132 heißt es, dass er eine Leuchte seinem Gesalbten werden soll. „Meinem Gesalbten habe ich eine Leuchte zugerichtet.“
War Johannes der Täufer dieses Licht, das auf den Gesalbten, den Messias, hinweist? Das ist der Christus, der kommende Herrscher. Diesen Christus habt ihr in diesem Lichtlein gesehen und euch daran gefreut, aber ihr habt ihn nicht aufgenommen.
Jetzt macht Jesus noch etwas. Er sagt nicht bloß Johannes. Johannes war ja nur das Ende der langen Prophetenreihe. Es hat angefangen mit Mose.
Mose wird einmal am jüngsten Tag euch alle verklagen, denn Mose hat schon den kommenden Christus gesehen. Er sagte: „Einen Propheten wie mich wird der Herr erwecken.“ Er hat auf Christus geblickt und gesagt: „Dieser Kommende wird der sein!“
Und ihr habt immer wieder den Christus abgelehnt. Dem Christus sei dir ausgerichtet.
Die Herausforderung, Jesus wirklich anzunehmen
Nun muss ich sagen, dass dies heute die schlimmste Not in unseren christlichen Gemeinden ist. Von Gott wird viel geredet, aber so wenig von Jesus. Dass man Jesus haben muss, sich bekehren muss und ganz im Gehorsam mit Jesus leben muss – das fehlt.
Man sagt, man feiert Gottesdienste. Ich stoße mich schon langsam an dem Wort „feiern“. Ist es so, wie es der Amos tadelt? Ihr feiert Feste, und Gott sagt doch nicht für mich: „Warum zertretet ihr meinen Vorhof? Ihr braucht doch nicht Opfer darzubringen.“
Wenn ihr mich nicht wollt – und das war so wichtig, gerade vom Johannes her, von all den Propheten –, dass wir Christus aufnehmen, das ist die wichtigste Botschaft von Johannes gewesen: den Jesus zu suchen, ihm zu gehören. Warum widerstrebt unsere Ehre das so? Das kann man ganz einfach sagen: Viele Leute bekommen den Jesusnamen nicht mal über die Lippen. Sie hängen, wie sagt man, die Blätsch runter, da fällt es schon ganz arg schwer, den Jesusnamen auszusprechen.
Warum? Wer von Jesus redet, der redet vom Sünderheiland, von der Rettung seines Lebens und davon, dass wir verlorene Leute sind. Über Gott kann man wunderbar philosophieren. Es gibt ein Buch von einem Seelsorger, der in Nürnberg einst die Nazi-Größen auf dem Weg zur Hinrichtung begleitet hat. Einige sind dabei noch zum Glauben an Jesus durchgebrochen, aber eine ganze Reihe ist im Unglauben verharrt.
Interessant war etwa Alfred Rosenberg, der damals Schlimmste, der die Mythologie des Nazitums als Hintergrund gegeben hat. Er sagte: „Dem Seltsam, aber dass Sie es wissen, ich glaube auch an Gott.“ Das Glauben an Gott haben die schlimmsten Menschen schon behauptet. Was haben sie sich vorgestellt? Irgendeinen Feld-, Wald- und Wiesengott, verstehen Sie? Einen Heidengott.
Döring hat gesagt: „Wir sehen uns alle in Walhalla wieder.“ Verstehen Sie? Und dass wir sagen: An Jesus scheidet sich alles. Darum ist Jesus der gehasste Name der Welt. Gibt es ihn ja nicht? Doch, von den vielen, die Jesus nicht angenommen haben. Entweder sind sie gläubig geworden oder sie hassen ihn.
Da geht eine Scheidelinie auf. Das wissen Sie. Vielleicht haben Sie in Ihrer Familie Kinder und Enkel, die den Namen Jesus gar nicht mehr aussprechen, und da ist die Hölle los – manche schon beim Ehemann. Da geht eine Grenze durch, weil man an Jesus nicht mehr gleichgültig bleiben kann. Das geht nicht mehr.
Sie können über Gott alles reden, denn die Religionen der Welt haben alles möglich gemacht. Die Hindus haben 300 Millionen Götter, es gibt jede Menge Götter. Aber es gibt nur einen Jesus, und an ihm scheidet sich unser Leben.
Das ist auch der große Weckruf an unsere Kirche heute, an unsere Gemeinden: Ob wir wieder von Jesus reden. Ein ganz einfaches Beispiel: Wenn Sie Ihrem Arbeitskollegen sagen, Jesus ist mein bester Freund, dreht sich Ihr Arbeitskollege um und grinst. Vielleicht sagt er auch noch einen bösen Satz. Wenn Sie Ihrem Arbeitskollegen sagen, ich arbeite beim Roten Kreuz mit, dann lobt er Sie. Wenn Sie sagen, ich bin Freund bei der Feuerwehr oder irgendwo anders, bekommen Sie Anerkennung: „Ach, du bist ein guter Kerl, du setzt dich ein.“
Bei Jesus ist das anders. Wer Jesus nicht liebt, ist sein Feind. Da ist auf einmal der Gegensatz da. Deshalb sagt Jesus: Viele können den Schritt nicht wagen, weil sie die Konsequenzen ihrer Entscheidung für Jesus fürchten.
Zeugnis und Gnade im Alltag
Dabei ist der einzige Weg für mich klar: Ich kann nicht mit meiner brüchigen Ehre leben. Die stimmt ja nicht, und ich kann den Himmel nicht gewinnen. Am Jüngsten Tag werde ich nicht bestehen.
Ich habe an einer naturwissenschaftlichen Fachschule einen Bibelkreis. Das ist dem Schulleiter so wichtig, dass ich dort den Kreis leite. Es ist so schön, wie wir da sprechen. Beim letzten Mal waren zwei muslimische Studenten dabei. Es ist ja schön, wenn sie kommen.
Wir sprachen über Sünde. Beim Islam ist es so, dass Muslime keine Sündenerkenntnis in unserem Sinn haben. Man kann einem Menschen nicht einfach sagen: „Du bist ein Sünder.“ Da schlagen sie die Türen zu, das will ja keiner hören – Sie auch nicht.
Ich habe ihnen erzählt, dass ich jeden Tag an meiner Schuld leide. Die zwei Mädchen waren aufgebracht und fragten: „Warum? Was haben Sie denn? Erzählen Sie mal.“ Ich konnte viel sagen: wie viele schmutzige Gedanken durch meinen Kopf gehen, was in meinem Leben falsch läuft, wie die Ichsucht mich erreicht. Ich kann mir alles erzählen.
Da sagte eine Muslimin plötzlich: „Das ist bei mir aber auch so.“ Ich fragte: „Wie wollt ihr das klären?“ Sie antwortete: „Das möchte ich am Jüngsten Tag mit Allah selber besprechen.“ Was sie sagen wollte, war: Sie lehre das so.
Dann konnten wir erzählen, dass Jesus meine Sünde trägt und wie wunderbar das ist, dass ich jeden Tag die Gerechtigkeit gnadenweise empfangen kann. Das ist meine Ehre, mein Stolz, mein Ruhm, meine Freude: dass Jesus für mich am Kreuz gestorben ist und dass ich ihm ganz und völlig gehören darf. Das ist doch wunderbar! Die Ehre von Gott deckt doch alles andere zu.
Dass wir einem Menschen das sagen können, ist großartig.
Neulich hat mich ein Mann aufgesucht. Es war ganz anders als zuvor. Er erzählte: „Ich kann nachts nicht schlafen, meine Frau hält es nicht mehr aus. Zwischen zwei und vier Uhr schreie ich los.“ Er war dreißig Jahre lang Fremdenlegionär und sagte: „Sie ahnen nicht, was wir ausführen mussten. Wir mussten Frauen und Kinder erschießen. Ich war in Dien Bien Phu dabei, in Nordvietnam, bei den schrecklichsten Massakern, die es gab – Überlebenskampf.“
„Und ich sehe nachts immer wieder die Gesichter, die kommen.“ Ich sagte ihm offen: „Jetzt sagen wir es Jesus. Das Blut Jesu macht uns rein von aller Sünde.“
Es braucht oft noch Zeit, bis das zugedeckt ist. Man kann das nur unter dem Kreuz von Jesus erleben: wie Jesus mich begnadigt und wie Jesus mich annimmt.
Die Botschaft von Johannes und die Herausforderung der Schrift
Darum sagt Jesus in diesem Zusammenhang: Ihr habt Johannes nicht wirklich verstanden. Ihr habt nur oberflächlich Religion mit ihm betrieben und ein bisschen Frömmigkeit gezeigt. Aber ihr habt nicht erkannt, dass Johannes gesagt hat, ihr müsst Jesus annehmen.
Dann sagt er: Mose wird euch verklagen. Anschließend gibt er ein Musterbeispiel und erklärt: Ihr lest die Bibel. Ihr hättet darin Leben, aber ihr findet Jesus, den Heiland, nicht. Das ist schlimm.
Es ist sogar möglich, täglich die Bibel zu lesen und trotzdem nicht zur Bekehrung und Lebensübergabe an Jesus zu kommen. Das gibt es. Deshalb gibt es nirgends so viel Heuchelei wie auch in frommem Gewand.
Darum hat Jesus selbst gegenüber den Schriftgelehrten und Pharisäern gesagt: Ihr lest die Bibel, begreift sie aber nicht. Mein jüdischer Freund, ein großer Geschäftsmann aus Jerusalem, hat es so ausgedrückt: Jedes Wort des Alten Testaments zielt auf Jesus. So muss man es sagen.
Man kann das Alte Testament nur verstehen, wenn man erkennt, dass jede Opfervorschrift auf die Versöhnung durch Jesus hinweist. Nur derjenige hat es wirklich begriffen, der Jesus gehorsam ist und ihm dient.
Man kann durch viel Bibellesen seine gottlose Fassade tarnen und sein gottloses Herz darunter verbergen. Man kann sagen: Ich bin doch gläubig. Dabei benutzt man fromme Worte.
Sie haben es sicher schon erlebt, wie Menschen in sündigen Verhältnissen leben – auch heute noch, in unseren Tagen. Das ist sehr schmerzlich. Man darf sie nicht einmal darauf ansprechen, selbst in einer Gemeinde. Die ganze Gemeinde macht einen Bogen um sie, obwohl es offensichtliche Sünde ist. Und diese Menschen sind voller Bibelsprüche.
Aber es kommt nie dazu, dass ihr ganzes Leben unter die Königsherrschaft von Jesus gestellt wird. Darum ist das ein hartes Wort: Ihr sucht in der Schrift, aber ihr findet Jesus nicht darin.
Die Kraft des Wortes Gottes und die Notwendigkeit der Umkehr
Ich habe da zwei Worte von Martin Luther, die sind wirklich beeindruckend. Er sagt, man könnte die Bibel lesen wie mit einer wechselnden Nase, einer Nase aus Wachs. Diese Nase kann man mal so herumdrehen und mal andersherum. Dabei wird jedes Bibelwort in die gewünschte Richtung gedreht. Doch es ist nie mehr der Geist Gottes, der durch das Wort Gottes mich zerschlägt.
Wie heißt es doch? Das Wort Gottes ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert und dringt bis ins Innerste meines Gewissens. Deshalb sage ich: Es ist gar nicht so wichtig, ob wir Gottesdienste feiern, sondern ob das Wort Gottes bis ins Innerste meines Gewissens durchbricht. Das kann unangenehm sein, wenn man im Gottesdienst sitzt.
Das Wort Gottes soll es entscheiden, das mich bricht und mir meine Sünde aufdeckt. Übrigens steht es auch dort, wo Jesus vom Heiligen Geist spricht: Johannes 16. Wenn der Geist Gottes kommt, was wird das Erste sein, was der Heilige Geist tut? Jeder wird Purzelbäume schlagen. Er wird die Menschen überführen von der Sünde und vom Gericht. Und darunter zerbricht man.
Luther sagt dazu: Schuld daran sind diejenigen, die das heilige Wort Gottes zugunsten ihrer närrischen und unbeständigen Meinungen und Auslegungen missbrauchen. Dadurch bringen sie es so weit, dass Gottes Wort, das für alle passt, keinem mehr passt.
Das Wort Gottes – ach, da dürfen wir beten: Herr, lass dein Wort wieder so an mich dringen, dass es mich trifft und aufwühlt, jedes Mal neu. Das ist nicht so ein Wort wie die Gedanken der Menschen. Anders als die menschlichen Gedanken korrigiert es mich.
Dann sagt Luther: Wie das Eisen alles zermalmt und zerschlägt, so zermalmt auch das Wort von Christus alles Große. Es demütigt die Stolzen, bringt alle Verirrten zurecht, züchtigt die Zuchtlosen. Es beugt die Hochehabenden, beschwichtigt die Zornigen, macht die Geizigen freigebig, die Ungelehrten gebildet und die Weisen zu Narren.
Darum ist es wichtig, dass wir in der Schrift forschen und das Leben finden.
Das Leben in Jesus als das höchste Gut
Bei Johannes ist es wichtig, dass wir das Leben haben. Das zeigt sich besonders schön in Johannes 3, in der letzten Predigt. Dort findet sich eine wunderbare Formulierung, die zu meinen Lieblingssätzen gehört: Wer Jesus hat, der hat das Leben. Es heißt auch: Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben. Und wer den Sohn Gottes nicht hat, steht unter dem Zorn Gottes.
Man kann es nicht schöner sagen. Johannes macht aus dem Evangelium keinen Zweifel, sondern er war der größte Evangeliumsbot vor Jesus. Und das ist das herrliche Zeugnis von Johannes: Man muss Jesus haben.
Schon Mose hat das geahnt und gespürt. Gott hat es ihm in seinem prophetischen Geist bereits gegeben. Doch die Ehre kann uns auch bremsen, uns vor Jesus zu beugen und zu sagen: Ja, ich bin ein verlorener Mensch und kann nur durch die Gnade von Jesus gerettet werden.
Nun werden Sie, so wie wir hier zusammen sind bei dieser Freizeit, Menschen sein, die das im Leben erfahren haben. Dass es das Größte und Schönste ist, die Gnade von Jesus zu haben, als begnadigte Sünder angenommen von Jesus zu sein und ihm zu gehören.
Das ist für uns täglich das Wichtigste. Anders können wir nicht leben und anders können wir nicht sterben als mit diesem Jesus. Darum ist es so wichtig, dass wir ihn ergreifen und ihm ganz gehören.
Deshalb ist es so schön, dass Jesus uns einlädt und sagt: Kommt zu mir und habt das Leben. Johannes steht in dieser Kette als der große Wegweiser zu Jesus hin.
Abschluss und Gebet
Ich wollte hier schon auf das Lied hinweisen, das wir nachher singen. Paul Gerhard hat es in diese herrliche Formulierung gebracht: "Mein Jesus ist mein Ehre, mein Glanz und schönes Licht."
Wenn er nicht in mir wäre, könnte ich nicht bestehen. In ihm kann ich mich freuen und habe einen Heldenmut. Ich darf kein Gericht scheuen wie sonst ein Sündertod.
Es ist die größte Ehre, die es in dieser Welt gibt – nicht das Bundesverdienstkreuz, wie es heißt, der Purple Heart, der größte Orden, den die Bundesregierung verleihen kann, oder der Hosenbandorden, und was es sonst für Ehrungen gibt, auch nicht der Nobelpreis, den man bekommen kann.
Der allergrößte Orden ist, angenommen von Jesus, gekrönt mit Gnade und Barmherzigkeit. Johannes musste vorher sterben, bevor er das unter dem Kreuz erleben durfte.
Jeder, der nach Johannes kommt, steht ihm nur an dieser Stelle nach, weil er in diese herrliche Gnadenordnung hineingetreten ist. Aber Johannes hat es völlig klar gesehen und nie daran gezweifelt, dass das das größte und schönste Licht ist, das leuchtet.
Soll ich jetzt beten? Ja.
Lieber Herr, wir danken dir, dass du uns heute Morgen das Leben von Johannes so zeigst. Uns wird erst bewusst, wie wir immer wieder an so lächerlichen Lapalien der Rechtfertigung hängen, wenn wir das letzte Wort behalten wollen, wenn wir streiten in den Zänkereien unserer Familie, auch in den Ehen und Gemeinden.
Herr, lass uns wieder eins werden unter dem ganz großen Jubel deiner Gnade und Vergebung. Du bist das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, und dein Geist erneuert unser Leben von Grund auf.
Ach, wie wunderbar ist es, in diesen Adventstagen das ganze Ausmaß deiner Erlösung zu sehen und zu spüren! Herr, mach uns auch zu Zeugen, die das weiter sagen, so wie Johannes es weitergegeben hat.
Du kannst auch das wieder schenken, dass Massen von Menschen aufhorchen. Man muss nicht bloß bis zum Jordan laufen, sondern man braucht nur zu dir zu kommen und dann von dieser Quelle zu trinken, die alle satt macht, die dürsten.
Amen!