Schwierige Anfangssituationen in der Kinderstunde und Hauskreisleitung
Wir begannen die Kinderstunde. Wir waren die Entschuldigung für den Hauskreis, und der Vater fragte die Tochter: „Sollen wir ein Lied singen?“ Sie antwortete so griesgrämig, dass er seine Gitarre zur Seite legte. Wir legten unsere Gesangsbücher weg und sangen nicht.
In der nächsten Woche trafen wir uns wieder zum Hauskreis. Die gleiche Frage wurde dem gleichen Mädchen, das drei Jahre alt ist, gestellt: „Sollen wir singen?“ Wieder legten wir die Gitarre und die Gesangsbücher weg. Auch in der darauffolgenden Woche geschah dasselbe.
Dabei knurrte es jedes Mal in meinem Magen, weil ich merkte, dass eine Dreijährige zur Leiterin des Hauskreises erhoben wurde. Sie ist ein Kind und sollte nicht leiden. Deshalb tat ich etwas, was man nicht gerne tut: Ich machte einen Besuch. Ich verlangte einen Termin und besuchte das Ehepaar.
Unter anderem sagte ich nach dem Anfangsgebet: „Ich habe ein Anliegen. Wir beginnen den Hauskreis und so weiter.“ Dann kam seine Meldung: „Roger, ich habe immer Angst vor Leitung gehabt.“ Ich antwortete: „Das mag wohl sein, aber du bist als Vater der von Gott bestellte Leiter für diese Tochter. Sie ist nicht die Leiterin des Hauses und der Familie, sondern du. Du hast hier zu leiten. Sie braucht deine leitende Hand. Sie kann ruhig mitsingen und dazu beitragen, aber sie darf eigentlich nicht über uns Erwachsene entscheiden. Denn du bist in diesem Moment der Leiter.“
In der darauffolgenden Woche sangen wir und sie sang mit. In den Wochen davor merkte ich, dass sie unglücklich war – bis geht nicht mehr. Doch in den Wochen danach entwickelte sie sich in großer Freude. Sie brauchte Leitung.
Die Bedeutung von Leitung und Gehorsam in der Kindererziehung
Zu viel Entscheidungsfreiheit einem Kind zu überlassen, führt oft dazu, dass das Kind nicht glücklich ist. Kinder müssen lernen, zu folgen. Die Aufgabe der Eltern ist es, ihre Kinder zum Gehorsam anzuleiten und sie in der Erziehung entsprechend zu führen.
Viele Menschen sind verunsichert, ob sie das überhaupt dürfen, besonders in Deutschland. In der Nachkriegszeit prägte eine antiautoritäre Erziehungswelle das Land stark. Als wir 1969 kamen, waren die Auswirkungen dieser Bewegung bereits voll im Gange, und wir spürten sie überall.
Kinder müssen lernen, zu gehorchen. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihnen das beizubringen – nicht zum Wohl der Eltern, nicht weil es für sie angenehmer ist, sondern zum Schutz des Kindes.
In Sprüche 30 heißt es: „Ein Kind, das rebelliert, wird dem Gericht übergeben.“ Das bedeutet, dass die Raben an diesem Kind herumhacken – ein kein schönes Bild. Wenn ich meinem Kind Gehorsam lehre, schütze ich es vor Unheil.
Sprüche 22, Vers 15 sagt sehr deutlich: „Torheit steckt dem Knaben im Herzen, aber die Rute der Zucht treibt sie ihm aus.“
Ich habe einmal in einer Forschungsarbeit die Begriffe Torheit und Weisheit in den Sprüchen untersucht und empfehle, ein Wortstudium zu diesen Begriffen in der Bibel zu machen. Es ist interessant zu sehen, dass der törichte Sohn nicht gehorcht und nicht hört, während der weise Sohn gehorcht und gehorsam auf die Stimme seines Vaters hört.
Bei der Vorbereitung einer Predigt über Kindererziehung wollte ich herausfinden, was die Bibel dazu sagt. Ich war erstaunt, wie deutlich vor allem in den Sprüchen steht: Weise Kinder gehorchen, törichte Kinder nicht. Für Torheit gibt es negative Folgen, für Untertänigkeit und Weisheit hingegen positive Segnungen.
Sprüche 29, Vers 15 sagt ebenfalls etwas zur Züchtigung und Korrektur der Kinder: „Rute und Zucht verleihen Weisheit, aber ein sich selbst überlassener Knabe bereitet seiner Mutter Schande.“
In Kapitel 23, Verse 13 und 14 heißt es: „Er spare dem Knaben die Züchtigung nicht. Wenn du ihn mit der Rute schlägst, muss er nicht sterben. Indem du ihn aber mit der Rute schlägst, rettest du seine Seele vom Totenreich.“
Die leise Stimme der Eltern und die Notwendigkeit von Gehorsam
Kinder müssen lernen, auf die Stimme zu hören, nicht auf das Schreien. Dabei denke ich an das Bild vom himmlischen Vater, der auf die leise Stimme der Eltern reagiert.
In meiner Ausbildung habe ich einen Kurs über Ehe und Familie belegt. Der Dozent sagte oft, viele Eltern würden eine „I mean it“-Stimme benutzen – also eine Stimme, mit der sie deutlich machen: „Jetzt meine ich es ernst.“
Neulich hörte ich von einer Mutter, die zu ihrem Kind sagte: „Steh auf!“ Das Kind reagierte nicht. Dann begann sie zu zählen: „Eins, zwei, drei!“ Bei drei würde dann eine negative Konsequenz folgen, zum Beispiel „die Decke fällt auf den Kopf“ oder Ähnliches.
Warum muss man überhaupt bis drei zählen? Warum greift man zum lauteren Ton? Und dann zum lautesten Ton? Ich denke, es ist besser, ruhig zu sagen: „Setz dich hin!“ und es ruhig zu wiederholen. Das Kind merkt dann: Der Vater meint es ernst, auch ohne zu schreien. Dieser Ton wird ebenfalls Wirkung zeigen, wenn das Kind innerlich versteht, dass der Vater es ernst meint.
Eine Illustration hat mir sehr geholfen. Ob sie erfunden ist oder nicht, weiß ich nicht, aber ich hörte sie von einer Missionarin, die in einem sehr einfachen Gebiet lebte – vermutlich in Afrika.
Der Vater kam aus dem Haus und sah seinen Sohn oben auf einem Ast sitzen. Kein Problem, das taten die Kinder dort oft. Plötzlich rief der Vater: „Tommy, spring jetzt runter!“ Tommy fragte nicht „Warum?“, sondern sprang sofort. Eine halbe Sekunde später entdeckte man eine giftige Schlange direkt über Tommy. Ohne Zeit für Erklärungen griff die Schlange nach ihm, aber Tommy war schon weg, weil er gesprungen war.
Wenn das Kind gefragt hätte „Warum?“ und man hätte versucht, ihm alles zu erklären – etwa: „Es ist vernünftig, jetzt schnell runterzukommen, das könnte dein Leben retten“ –, hätte das Kind möglicherweise nicht schnell genug reagiert. Es hätte versucht, alles zu verstehen und zu verhandeln. In so einer Situation stirbt das Kind.
Kinder müssen lernen zu gehorchen. Das ist gut für sie. Aber alle Kinder rebellieren – alle.
Erfahrungen mit Willenskampf und konsequenter Erziehung
Einige meiner besten Lektionen über Kindererziehung lernte ich in Berlin. Ich war dort mit einem amerikanischen Ehepaar, Jugend-für-Christus-Leitern, Bill Yoder. Ich wohnte nicht bei ihnen in der Wohnung, und mein Kind war ebenfalls nicht bei mir untergebracht. Das Zimmer, das ich hatte, war sehr klein – ich glaube, es war etwa sechs bis acht Quadratmeter groß. Es war nur groß genug für ein Bett und einen Schrank. Das Zimmer war höher als breit und lag in einem alten Haus in Charlottenburg.
Die Familie hat mir trotzdem einiges beigebracht. Einmal erzählte Bill von einem anderen Missionar, der eine ganze Nacht mit seinem Sohn wach blieb, weil der Sohn in einem Willenskampf nicht nachgab. Der Vater gab nicht auf und blieb die ganze Nacht wach. Diese Geschichte erzählte er mir, und kurze Zeit später erlebte ich etwas Ähnliches mit der Tochter der Familie.
Es waren diese alten Berliner Häuser mit den hohen Fenstern. An einem Tag war ich dort als Helfer und hatte die Aufgabe, alle Fenster zu putzen. Ich war in der Küche und putzte gerade die Fenster, als die kleine Christine ihr Müsli zum Frühstück nicht essen wollte. Normalerweise aß sie es jeden Tag, aber an diesem Tag sagte sie: „Nein, ich esse das nicht.“ Die Eltern reagierten weise und sagten: „Christine, du verlässt den Tisch nicht, bis du es isst.“
Während ich arbeitete, verging die Zeit – zehn Uhr, elf Uhr, halb zwölf. Es wurde immer kälter, und das Müsli sah nicht besonders schmackhaft aus. Trotzdem blieb Christine im Morgenrock am Tisch sitzen. Die Eltern hatten klar gemacht: Du bleibst sitzen, bis du isst. Sie gaben nicht nach.
Durch ihr Vorbild wurde mir deutlich, dass Kinder kämpfen werden. Sie rammen gegen den Zaun, bis sie merken, dass wir es ernst meinen. An diesem Tag zeigten sie ihr: Nein, du sitzt da, bis du gegessen hast. Und schließlich aß sie das Müsli. Danach stand sie auf.
Mit all unseren Kindern hatten wir ähnliche Erfahrungen. Wenn sie klein waren, gab es immer wieder besondere Willenskämpfe – an besonderen Tagen mit jedem Kind. Diese Erinnerung an das Müsli in Berlin ist mir geblieben. Ich dachte mir: Jetzt müssen wir standhaft bleiben. Wir dürfen nicht nachgeben, aber wir dürfen auch nicht wütend werden. Wichtig ist, dass wir nicht nachgeben, denn die Kinder dürfen uns nicht führen. Es ist nicht gut für sie, wenn sie uns leiten. Sie müssen lernen, zu folgen.
Die Bedeutung von Folgenlernen und Disziplin in der Ausbildung
Unser ältester Sohn kam an die Militärakademie, genauer gesagt an die Marineakademie in den USA. Dort werden die Erstsemester im ersten Jahr so stark gehänselt, wie man es kaum ertragen kann.
Ich habe einmal mit seinem befehlshabenden Offizier gesprochen, der ebenfalls ein gläubiger Christ ist. Chris Williams sagte zu mir: „Herr Pugh, wir bilden Führungskräfte aus, und bevor man führen kann, muss man lernen zu folgen.“
Im ersten Studienjahr, das den Anfängern gewidmet ist, wird vor allem das Folgen gelehrt. Die Drittklässler erziehen die Erstklässler zum Folgen. Wenn die Studenten in der zweiten Klasse sind, beobachten sie diesen Prozess. In der dritten Klasse führen sie ihn selbst mit den Erstklässlern durch. Und wenn sie in der vierten Klasse sind, bereiten sie sich auf den Abschluss vor und müssen sich nicht mehr darum kümmern.
Aber zuerst müssen sie lernen zu folgen, bevor sie führen können. Das wissen wir alle natürlich. Doch ich denke, eine Militärakademie weiß das besonders gut. Niemand darf eine befehlshabende Funktion übernehmen, bevor er gelernt hat zu folgen.
Kinder müssen lernen, zu folgen und auf die Stimme zu hören. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass entweder wir verrückt sind, unser Kind verrückt ist oder wir alle verrückt sind. Denn Gott hat uns unseren ersten Sohn mit einem sehr starken Willen geschenkt.
James Dobson hat ein Buch über Kinder mit starkem Willen geschrieben: The Strong-Willed Child. Ich glaube, er hat bei uns geforscht, bevor er dieses Buch schrieb – denn genau so ein Kind haben wir bekommen.
Herausforderungen mit einem starken Willen und konsequente Grenzen
Wir waren unterwegs nach Deutschland, von zu Hause in Indiana. Wir hatten einen großen Lkw gemietet und luden unsere ganze Habe hinten hinein. Dann fuhren wir zum Schiff in New York. Damals fuhren wir das erste Mal mit dem Schiff.
Unsere ganze Habe war unten im Schiff verstaut. Wir saßen im Lkw. Nancy saß rechts und stillte. Es war Juli, und sie stillte den Kleinen, der sieben Monate alt war. Er hatte bereits Zähne bekommen. Dabei biss er sie. Um seinen Mund zu öffnen, klopfte und schlug sie ihn auf die Wange. Er weinte, schaute hoch und biss sie noch einmal. Also vorsätzlich das zweite Mal. Sieben Monate alt – es begann recht früh mit ihm, die schrecklichen Zweijährigen.
Nancy weinte natürlich, denn sie wollte noch lange stillen. Er hatte eine bockige, harte Einstellung. Wir hatten alles in der kleinen Wohnung, die wir in Radolfzell am Bodensee hatten. Von unseren Waiseneltern ließen wir uns sagen: Alles, was in der Reichweite des Kindes ist, sollte ein Ja sein. Porzellanstücke sollten also nicht unten bleiben, sondern ganz hoch verstaut werden, damit die ganze Welt des Kleinen bejaht wird.
Aber es gibt die Steckdose. Selbst mit Sicherung drin wollten wir ihm beibringen, die Steckdose nicht zu berühren. Oft kann ich nicht zählen, wie oft er dorthin lief. Er stand da, vor der Steckdose, hielt seine Hand so und schaute mich an, dann die Steckdose, wieder mich. Mit seiner Hand machte er total provozierend eine Bewegung.
Da kam die Schwiegermutter zu Besuch. Er war 15 Monate alt. Sie kam für vier Wochen zu Besuch, war im Ruhestand. Wir erlaubten ihm, auf den Stuhl zu klettern. Wir wollten als Eltern unterscheiden zwischen Schaukel und Kochherd. Wenn ein Kind von der Schaukel fällt, sind die Schmerzen gute Lehrer. Es ist weise, nicht alles vom Kind wegzunehmen, wo es durch Schmerzen lernen kann, denn Schmerzen sind gute Lehrer.
Aber man darf ein Kind nicht an den Kochherd lassen, denn dort gibt es lebenslange Verletzungen. Man unterscheidet also: Ist es erlaubbar? Sind die Schmerzen, die dadurch entstehen, okay? Dann lässt man es zu. So erlaubten wir ihm, auf den Stuhl zu klettern.
Die Oma kam, er kletterte auf den Stuhl, und wir sagten nichts. Sie kam und hob ihn herunter: „Orion, nicht da oben!“ Ich hatte gesehen, wie er die Ellenbogen nach hinten streckte und sagte: „Lass mich!“ Ich kannte ihn und wusste, was das bedeutete. Ich dachte: Das geht nicht gut aus.
Ein paar Tage später legte die Schwiegermutter unseren Sohn trocken, wechselte Windeln. Der Wickeltisch war hier, ich war irgendwo im Raum daneben. Plötzlich schlug er mit voller Kraft auf ihr Gesicht. Oh, was mache ich jetzt? Das war eine totale Beleidigung der Oma, respektlos und unerlaubt.
So züchtigte ich ihn. Er weinte, sie weinte, und ich war der Buhmann. Dann fuhr ich die Schwiegermutter nach Frankfurt, von Radolfzell aus. Sie wollte heimfliegen. Wir machten uns, wie üblich, auf den Weg und gingen am Flughafen so weit, wie man damals gehen durfte. Ich sagte zu Ryan: „Gib deiner Oma noch einmal einen Kuss auf das Gesicht.“ Das war sein Abschiedswort an die Oma.
Mit sechzehn Monaten begannen die schrecklichen Zweijahre viel zu früh. Was wir da durchgemacht haben, trieb uns an den Rand aller Vernunft. Wir beteten, rangen, weinten. Die Geschichten sind viel zu zahlreich, um sie alle zu erzählen.
Nun preist den Herrn: Er lernte zu folgen. Wir gaben mit Vorbild, zum Beispiel bei den Frühstücksflocken in Berlin, nie nach. Wir wussten immer, hier ist die Grenze, und du darfst sie nicht überschreiten und die Leitung übernehmen.
Zusammenarbeit mit dem Heiligen Geist in der Erziehung
Nun sind wir alt genug, um zurückzublicken, und ich möchte sagen, dass er den Herrn früh kennenlernte. Wenn der Heilige Geist in ein Kind kommt, haben wir einen Mitarbeiter von innen in ihm. So arbeiten wir mit dem Heiligen Geist zusammen, um die Erziehung zu verwirklichen.
Vor der Wiedergeburt ist das natürlich sehr kompliziert. Denn vorher gefallen die Kinder ohne Hilfe, danach aber mit Hilfe des Heiligen Geistes.
Er war in der vierten Klasse in Stuttgart. Ich stehe oft früh auf, meist um Viertel vor fünf, und er war schon wach. Ich fragte ihn: „Was machst du?“ Er antwortete: „Ich habe heute einen Test und eine Prüfung und bereite mich darauf vor.“ Das war in der vierten Klasse.
In meiner Vergangenheit war es nie der Fall, dass ich in der vierten Klasse um vier Uhr morgens aufstand. Aber in ihm war Entschlossenheit. Wenn der Heilige Geist Sturheit in die Hand nimmt und verwandelt, dann verwandelt er Sturheit in Treue.
Treue ist eine gute Eigenschaft. Wenn du ein Kind mit einem starken Willen hast, preise den Herrn dafür. Gott hat dir einen Eichenbaum geschenkt. Es ist Hartholz.
Es ist wichtig, dass wir wissen, dass wir diesen starken Willen gerade züchten müssen, damit er gerade steht und nicht durch Zügellosigkeit verbogen wird. Wir dürfen dem Kind nicht einfach den eigenen Kopf lassen und es tun lassen, was es will.
Warnung vor Nachgiebigkeit und Folgen von Rebellion
Manche Eltern wissen es, schreibt Dobson in seinem Buch. Eine Mutter, die achtzehn Jahre alt war, hat einen Sohn, der drogenabhängig ist. Sie sagte zu Dobson: „Ich weiß ganz genau, wann das passierte. Mit 18 Monaten, zwei Jahren: Er weint, ich komme, er hört auf. Er lacht, ich gehe, er weint, ich komme, er lacht, ich gehe, und so weiter.“
Dann erzählte sie, dass das letzte Mal, als er wegging, er gegen die Tür spuckte, als sie sich entfernte. Sie sagte: „Von dem Tag an hatte ich keine Kontrolle mehr über ihn.“
Es ist nicht niedlich, wenn ein Kind rebelliert, nur weil sein Körper klein ist. Rebellion ist hässlich. Sie ist in jedem Menschen hässlich, und ganz besonders bei einem kleinen Kind. Für manche Erwachsene klingt das vielleicht so: „Ach, so niedlich, der kleine Körper, schau mal, wie er aufmüpfig redet.“ Aber das ist völlig falsch!
Erziehung für eine lange Zukunft und Gottes Ziel in der Kindererziehung
Unser Sohn begann seine Ausbildung für seine Arbeit und seinen Dienst im U-Boot. Es handelt sich um ein kernkraftgetriebenes U-Boot, und er besucht die Nuclear Power School in Orlando, Florida. Wir wohnen in Indiana, und als die Abschlussprüfung anstand, fuhren wir dorthin.
Er hatte 40 Unterrichtsstunden pro Woche. Da er ein langsamer Lerner ist, musste er zusätzlich 40 Stunden Hausaufgaben machen. Weil alles mit Geheimhaltung zu tun hatte, durfte er kein Material aus dem Schulgebäude mit nach Hause nehmen. Kein Schulbuch oder Ähnliches. So verbrachte er 80 Stunden pro Woche in der Schule.
Um die Prüfung zu bestehen, musste er nach amerikanischen Maßstäben eine Durchschnittsnote von 2,5 erreichen. In den USA entspricht eine Vier einer Eins in Deutschland, die Bewertung ist also umgekehrt. Der Schulleiter kam in den letzten zwei Wochen zu ihm und sagte: „Herr Pugh, um zu bestehen, müssen Sie in den nächsten zwei Wochen jeweils zwanzig Stunden zusätzlich lernen.“ So hatte er in diesen zwei Wochen 100 Stunden Lernzeit – alles in der Schule.
Wir wussten, dass er mit einer Note von 2,62 bestanden hatte, also knapp über der Grenze. Bei der Auszeichnung wurde der Klassenbeste mit 3,92 geehrt, der Zweitbeste mit 3,888, und dort saß Ryan mit 2,62. Dann wurde eine besondere Auszeichnung vergeben – für den Studenten, der von allen anderen Studenten und Dozenten anerkannt wird. Ich habe das gefilmt, obwohl ich nicht genau wusste, was es bedeutete – und Ryan erhielt diese Auszeichnung.
Alle seine Klassenkameraden sprangen auf und klatschten, alle Dozenten standen auf und applaudierten. Ich dachte nur: Was passiert hier? Später, im Dienst, war er derjenige, der nicht trank, nicht zu Bordellen ging, nicht in Lokale, sondern die Gottesdienste im U-Boot organisierte, weil er wusste, wer er ist.
Im Nachhinein sehe ich: Ein Kind mit starkem Willen ist wie eine Eiche. Wir erziehen unsere Kinder für eine lange Zukunft, für den Herrn. Römer 8,29 ist unser Ziel bei der Kindererziehung: Wir sind vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden.
Mein Ziel ist nicht, dass es mir gut geht oder dass das Kind nur artig ist. Das Ziel ist, dass das Kind in das Bild Jesu hineinwächst. Dieses Ziel habe ich auch bei der Jüngerschaft in der Gemeinde – genau dasselbe Ziel.
Ich sehe diese beiden Dinge absolut parallel: Kindererziehung und Jüngerschaft haben die gleichen Eigenschaften. Wir beten für die Kinder und für die Jünger. Wir haben sie lieb, geben ihnen gute Werte mit und lehren sie zu gehorchen. Kinder und Jünger – in der Jüngerschaft – sind absolut parallel.
Zeitaufwand und Umgang mit körperlicher Züchtigung
Nun, es kostet Zeit – jede Disziplinarische Auseinandersetzung kostet Zeit. Oft mussten wir, wenn es eine wichtige Sache war, eine halbe, dreiviertel Stunde oder sogar eine ganze Stunde investieren.
Wenn wir fertig waren, haben wir uns umarmt, gebetet und dann über andere Dinge gesprochen. Dabei haben wir die Rute benutzt. Deshalb hier ein paar Aussagen über die Rute. Mir wurde gesagt, dass die Gesetzgebung hier heutzutage körperliche Züchtigung nicht erlaubt. Trotzdem erzähle ich, warum wir das gemacht haben.
Die Hand ist immer da. Oft kann man im Affekt sofort eine Ohrfeige geben. Die Hand ist so präsent, und eigentlich sollten die Hände zum Lieben da sein. Wir haben eine Rute benutzt. Interessanterweise, bei allen drei Söhnen, wenn die Züchtigung beendet war und sie ihre Schläge auf den Rücken bekommen hatten – dort, wo es wehtut, wo Gott es eigentlich vorgesehen hat – lag die Rute noch da. Alles war versöhnt. Das Kind hatte für sein unrechtes Verhalten „bezahlt“ und es war keine weitere Strafe nötig.
Danach sprachen wir freundlich miteinander, lachten, beteten und taten verschiedene Dinge. Die Rute lag noch da. Und bei jedem Sohn, ohne Ausnahme, gab es irgendwann einen Moment, in dem jeder von ihnen ganz von selbst sagte: „Papa, kannst du das Ding bitte wegtun?“ Solange die Rute da war, bestand keine Gefahr. Meine Hände habe ich nicht gebraucht, um sie zu schlagen, sondern die Rute.
Ich denke, so hatten sie ihren Bezug zur Rute und nicht zu mir in Bezug auf Disziplin. Das ist eine große Frage. Ich weiß, dass diese Aufnahme irgendwo hinführt. Vielleicht werde ich an der Grenze beim nächsten Mal gestoppt, ich weiß es nicht. Aber ich denke, wir als Christen haben die Möglichkeit, von Gott Weisheit zu bekommen.
Disziplin schmerzt. Denn nach Hebräer 12,11 dient jede Züchtigung nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit. Es muss wehtun, das Kind muss den Schmerz spüren. Ein Klaps auf den Po, wenn das Kind noch Windeln trägt, bringt gar nichts. Das Kind spürt nichts. Es muss schmerzen, sonst hat das Lernen keinen Effekt.
Deshalb haben wir bei unseren Kindern, vor allem später, etwas gelernt. Mike, darf ich dich bitten, mal herzukommen, damit ich etwas demonstrieren kann? Nein, nein, ich tue nichts. Kannst du die Brille wieder aufsetzen, Mike? Ich wollte nur sagen: Dobson hat es auch gezeigt. Am Hals rechts und links gibt es eine Sehne, die man finden und drücken kann.
Ich mache das bewusst nicht bei ihm, weil es sehr weh tut. Aber wenn ein Kind gehalten wird – das habe ich auch bei unseren Kleinen gemacht, als sie unter einem Jahr alt waren – habe ich sie hier gehalten und gesagt: „Lene, das macht man nicht!“ und dann gedrückt. Verstehst du? Die Augen werden weit aufgerissen, ich musste nicht schlagen. Der Schmerz wurde so mitgeteilt.
Man kann das auch in einer größeren Menschenmenge tun. Ich sage: „Hör bitte auf, okay? Hör bitte auf!“ Und das wird sofort verstanden, ohne dass daraus eine große Szene entsteht.
Ich denke, danke Mike, du hast es überlebt, vielen Dank! Ich wünschte, ich hätte das vor der Erziehung unseres ersten Sohnes gewusst. Denn wir hatten damals nicht so viel Zeit.
Ein Grund, warum ich auch die Rute benutze, ist, dass sie bei mir von meinen Eltern benutzt wurde. Ich habe weit weniger Schläge bekommen, als ich verdient hätte. Habt ihr das gehört? Die Schläge, die ich bekam, habe ich wohl verdient. Und ich bin meinem Vater in keiner Weise undankbar für die Schläge, die ich erhielt. Sie haben die Torheit aus meinem Herzen getrieben.
Alternative Erziehungsmaßnahmen und Konsequenzen bei älteren Kindern
Nun, wenn das Kind wächst, braucht es natürlich auch die Rute, denn das Kind kann kaum Worte verstehen. Dann gibt es Freiheitsentzug, Vorrechtsentzug und so weiter – Dinge, die wehtun. Zum Beispiel: „Nein, wenn du das tust, darfst du es nicht.“
Bei unserer Tochter war es so, dass sie immer Instant Messaging (IM) am Computer machte. Sie kam nach Hause, setzte sich hin, und ich sagte, dass es zu viel des Guten sei und ich es nicht erlaube. Einmal habe ich sie dabei ertappt und ihr das Internet für einen Monat gesperrt, damit sie merkt, dass ich es ernst meine und dass sie es nicht tun darf, weil ich es verboten habe. Selbst mit siebzehn oder sechzehn Jahren etwas zu entziehen, ist schmerzhaft.
Bei den Kleineren muss man das eher physisch tun. Bei den Größeren kann man das auch durch solche Maßnahmen erreichen. Was ich bei uns und bei anderen in der Kindererziehung beobachte, ist folgendes: Die Hauptpersonen, die diszipliniert sein müssen, sind die Eltern.
Wir wollen die Kinder disziplinieren und zur Disziplin anleiten, aber wir sind diejenigen, die es lernen müssen. Es fordert von uns die Bereitschaft, zu sagen: „Wilfried, es ist schön, dass du hier in der Wohnung bist, aber jetzt gibt es einen Vorfall. Ich bin in einer halben Stunde wieder da, und ich verschwinde mit meinem Kind, um irgendwo hinzugehen und mit ihm zu arbeiten.“
Das ist in dem Moment wichtiger als jede KfG-Sitzung. Mein Kind hat Vorrang, und ich widme mich dem Kind für die Zeit, die notwendig ist, um diese Auseinandersetzung zu schlichten, damit das Kind merkt, dass ich für es da bin.
Das kostet Zeit. Man kann es nicht einfach im Vorbeigehen tun, sondern man muss sich der Aufgabe widmen. Was ich sehe, ist, dass viele von euch das wunderbar umsetzen.
Unterschiedliche Erziehungserfahrungen und Auswirkungen auf das Erwachsenenleben
Nun, was wir auch in unserer deutschen Zeit erlebt haben – und bitte, bitte, das ist keine Beleidigung gemeint – ist, dass sich die Aussiedler und die Hiesigen an diesem Punkt in erheblicher Weise unterscheiden.
Die Aussiedler haben, wenn auch manchmal mit zu viel Strenge, sehr diszipliniert erzogen, weil die antiautoritäre Welle sie nicht erreicht hat. Ihr wart damals nicht hier, ihr wart im Ausland. Ihr seid ins Land gekommen und habt die Kindererziehung, die ihr dort praktiziert habt, auch hier weitergeführt. Wenn auch manchmal mit zu viel Härte und Strenge, haben die Kinder gelernt zu gehorchen.
Hier, nach dem Krieg, wurden viele Kinder unerzogen. Sie wuchsen wie Unkraut in der Gegend auf. Niemand kümmerte sich um sie, sie wucherten einfach dahin. Und wisst ihr, was ich gemerkt und beobachtet habe? Das ist hier ein großes Problem.
Es gibt ein Wort, ich denke, es stammt aus dem Lateinischen und wird in der deutschen Sprache verwendet. Wenn ich es sage, wissen die Hiesigen alle, was ich meine – vielleicht alle: das Wort „labil“. Damals habe ich zum Beispiel Jüngerschaft begonnen mit einem, der praktisch unerzogen aufgewachsen war. Er sagte: „Ich bin jetzt Christ.“ Ich antwortete: „Okay, wir wollen die Bibel lesen und ein paar Dinge aufgreifen. Zum Beispiel: Du musst das Gestohlene zurückzahlen und so weiter.“ Er sagte: „Jawohl, mache ich. Ich lese die Bibel, ich bete jeden Tag und das Gestohlene zahle ich diese Woche zurück.“
Wir kamen zusammen nächste Woche. Ich fragte: „Hast du die Bibel gelesen?“ – „Nein, dazu kam ich nicht.“ „Hast du das Gestohlene bezahlt?“ – „Nein, dazu kam ich nicht.“ Und was ich gemerkt habe: Wo sie nicht gelernt haben, in der Kindheit zu gehorchen, sind sie als Erwachsene nicht beschlussfähig, auch etwas auszuführen. Das hat massive Folgen für das ganze Leben.
Ein anderer kam mit 40 zum Glauben. Sein Vater war Atheist und hat ihn zum Gehorsam erzogen, auch als Nichtglaubender, in England. David sagte zu mir: „Roger, mein Vater hat mir in meinem Glaubensleben geholfen. Ich weiß jetzt, was Gehorsam ist. Ich gehorche Gott.“ Für ihn war es kein Problem, diese Dinge zu realisieren, tatsächlich.
Ich bin so überzeugt davon, wie wichtig es ist, dass wir unseren Kindern gute, starke Eigenschaften mitgeben und ihnen helfen, Gehorsam zu lernen. Das schützt sie und erbaut sie für das gesamte Leben. Wenn wir das nicht tun, verbauen wir ihnen die Zukunft.
Die Bedeutung der Ehrung der Eltern und die Parallele von Kindererziehung und Jüngerschaft
Und wenn Kinder die Eltern fluchen, hat Gott das letzte Wort darüber. Gott hat versprochen, dass wir die Eltern nicht verunehren dürfen. Wenn wir das tun, wenn wir die Eltern ehren, ist das das erste Gebot mit Verheißung. Darin heißt es, dass es uns gut gehen und wir lange leben sollen auf Erden.
Wir müssen die Eltern ehren, egal ob sie es verdienen oder nicht – ob sie Alkoholiker sind oder was auch immer. Wenn wir die Eltern nicht ehren, wird es uns schlecht gehen, und Gott entscheidet darüber.
Daher möchte ich ermutigen: Kindererziehung ist ein wesentlicher Bestandteil der Jüngerschaft in der Familie und der Jüngerschaft in der Gemeinde. Diese beiden Bereiche laufen absolut parallel und sind voneinander informiert. Das gilt auch für Gehorsam, Untertänigkeit, Zurechtweisung und Korrektur – sowohl in der Familie als auch in der Gemeinde.
Warum krankt es in vielen Gemeinden? Weil nicht geistlich erzogen wird. Viele geistliche Kinder hören Predigten, aber es wird sich nicht individuell um sie gekümmert. Sie wachsen nicht, sitzen einfach da, und dann kommt der große Knall. Niemand weiß, was zu tun ist, weil sie nicht darin geschult sind, das Wort Gottes zu kennen und es durch Gehorsam in die Tat umzusetzen.
Kindererziehung – oh, es ist so schön, wenn diese Zeit vorbei ist. Jetzt haben wir ein leeres Nest, die Kleine ist ausgezogen, wir freuen uns. Ich weiß, wie wunderbar es ist, zu sehen, wie die Enkelkinder erzogen werden. Jemand sagte einmal: „Wenn ich gewusst hätte, dass Enkelkinder so viel Freude bereiten, hätte ich sie zuerst gehabt.“
Nun ja, preist den Herrn für diese Aufgabe, diese Gabe, die er uns gegeben hat, und für die Zukunft der Gemeinde durch das Ausführen dieser herrlichen Aufgabe.
Schlussgebet und Bitte um göttliche Führung
Wir wollen uns zum Gebet erheben.
Vater, danke, danke von Herzen für die Vorrechte, die du uns Menschen und Kindern in Ehen und Familien sowie in Gemeinden gibst.
Oh Herr, es liegt so viel brach! Hilf uns, als deine Kinder neue Wege einzuschlagen – biblische Wege – und den damit verbundenen himmlischen Segen zu erfahren!
Amen.