Liebe Freunde,
wenn man älter wird, hat man manchmal den Eindruck, es wird höchste Zeit, sich mal wieder vom Arzt durchchecken zu lassen. Doch oft schiebt man es immer wieder hinaus.
Das beginnt schon bei der Brille: Wenn man sie ein wenig dreht, kann man noch etwas lesen. Oder bei den Zähnen: Der Schmerz ist noch nicht so stark.
Dennoch ist es eine gewisse Befreiung, wenn man es endlich schafft, zum Arzt zu gehen. Dann sagt er: „Da ist wirklich etwas los, Sie sollten das untersuchen lassen, und wir wollen das in den Griff bekommen.“
Mich hat bewegt, dass einige am Ausgang gesagt haben, diese vier Abende hätten ihnen gutgetan. Auch bei mir war es so, während der Vorbereitung.
Ich habe kühn das Thema gewählt: „Prüft euch selbst, erforscht euch, ob ihr im Glauben steht, ob Jesus Christus in euch wirkt.“ Ich wusste nicht, worauf ich mich einlasse.
Jesus hat mir viele Bereiche aufgezeigt, die noch nicht geordnet sind durch ihn. Trotzdem hat es gutgetan, wie ein Check beim Arzt.
Selbstprüfung im Glauben als notwendiger Prozess
Prüft euch: Wem schenke ich meine Liebe? Wovon mache ich es abhängig, ob mir ein Mensch passt oder ob er Liebe braucht? Wovor muss ich mich hüten? So wie ich mich vor zu viel Cholesterin und zu wenig Vitaminen schütze, wovor muss ich mich im Glauben hüten? Besteht die Gefahr, dass ich aus der ersten Liebe herausfalle? All diese Themen haben mich sehr beschäftigt, besonders im Licht des Wortes Gottes.
Ich habe dazu kein ausführliches Schriftstück verfasst. Aber am Anfang, bevor ich zu Ihnen kam, hatte ich Angst. Sollen wir wirklich diese Themen ansprechen? Nehmen Sie es mir übel? Oder soll ich lieber einfach ein wenig erzählen, was ich in der weiten Christenheit erlebt habe? Das hätte sich vielleicht zu einer Art Gottesgemütlichkeit entwickelt, so eine Art christliche Unterhaltung.
Ich glaube jedoch, wir haben das richtige Thema gewählt. Jesus selbst hat uns durch das Wort seiner Apostel und Propheten eine Mahnung gegeben. Gerade dort, wo wir ihn brauchen, brauchen wir noch mehr von der Gegenwart Jesu.
Die Gefahr des Vergessens und die Notwendigkeit der Gegenwart Jesu
Aber ich habe jetzt eine Sorge für mich und vielleicht auch für Sie: All das, was uns jetzt bewusst wurde, zeigt mir, dass ich die Gegenwart Jesu ganz anders und kompakt brauche. Ich darf ihn nicht vor der Tür meines Lebens stehen lassen. Es besteht die Gefahr, dass diese Gegenwart zu schnell zugedeckt wird durch all das, was im Ruhestand auf einen einstürmt.
Zugedeckt wird sie auch von Sorgen um Angehörige und von Schreckensmeldungen aus aller Welt. Unsere Zeit reicht ja gar nicht aus, um all das aufzuholen, was wir eigentlich schaffen wollten. Dabei vergisst man leicht, was uns Jesus wichtig gemacht hat.
Der Apostel Jakobus verwendet in seinem Brief, den wir selten lesen, weil er so weit hinten in der Bibel steht, einen wunderbaren Vergleich. Er beschreibt, wie wir an einem Spiegel vorbeigehen, ohne hineinzusehen – zum Beispiel an einer Spiegelwand in einem Kaufhaus. Plötzlich denken wir: „Oh liebe Zeit, die Haare gehören noch anders frisiert, ich muss mal gucken, wo ich meinen Kamm habe. Und an meinem Revers ist auch noch einiges abzuputzen.“
Doch im nächsten Moment kommt jemand und sagt: „Mensch, schön, dass ich dich sehe!“ Im gleichen Augenblick vergessen wir, dass wir unsere Haare richten oder das Jackett reinigen wollten. So ist es auch mit uns, sagt der Apostel Jakobus: Wie jemand, der sich im Spiegel betrachtet und vom Augenblick an vergisst, wie er aussieht und was eigentlich anders werden sollte.
Lasst uns deshalb, so fordert Jakobus, keine vergesslichen Leute sein, sondern Täter des Wortes. Das, was uns Jesus wichtig gemacht hat, wollen wir auch wirklich aufnehmen.
Mit ein bisschen Harmlosigkeit ist das Christsein nicht zu schaffen. Es braucht einen heiligen Entschluss: Herr, ich möchte dir wirklich gehören.
Die persönliche Bindung an Jesus als Grundlage des Glaubens
Alles, was im Neuen Testament berichtet wird, zeigt, wie sehr sich Jesus bemüht hat, in unsere Welt zu kommen und so zu reden, dass wir es verstehen. Das beginnt bei der Bergpredigt und setzt sich in den Gleichnissen fort. Er hat sich diese Mühe gemacht. Er hat sich den Zweifeln, dem Hass und dem Ausgestoßensein ausgesetzt, nur um uns zu sagen: „Kommt doch zu mir, es ist alles bereit.“
Es ist immer das Wort Jesu: „Kommt doch!“ – bis hin zum letzten Verbrecher am Kreuz, zu dem er sagt: „Komm mit mir.“ Jesus hatte einmal die Sorge, dass, wenn er wiederkommt, vielleicht kaum noch jemand auf der Welt ist, der wirklich an ihn glaubt und wirklich mit ihm verbunden sein will.
Man marschiert nicht in Kompaniestärke ins Reich Gottes ein. Es sind immer nur ein paar Einzelne. Deshalb, wenn Jesus uns etwas aufgedeckt hat, dann wollen wir es mit einem heiligen Entschluss festmachen. Es soll zu einer Kursveränderung kommen.
Der Glaube an Jesus ist eine sehr persönliche Sache. Man muss sich festlegen: „Ich will dir gehören.“ Wir wollen nicht vergessen, wo der Herr Jesus uns Bedarf gezeigt hat, wo noch leere Stellen sind, an denen er als der kommen will, der heilt, ausfüllt und zurechtbringt.
Also wollen wir es nicht vergessen. Ich will es nicht vergessen, was Jesus mir an diesen Bibelworten wichtig gemacht hat. Nicht nur ein bisschen Jesus – wir wollen doch einmal dorthin kommen, wo wir eingeladen sind, wo Jesus uns in den Arm nimmt.
Wenn das Ende der Welt vorbei ist, dann beginnt sein ewiges Reich. Dann sollen wir dort sein, wo er sagt: „Jetzt ist gut, jetzt bist du ganz bei mir.“
Das Ziel des Glaubenslebens vor Augen behalten
Wir wollen nicht vergessen, was uns offenbart wurde, und wir wollen auch nicht vergessen, dass es ein Ziel gibt, das wir erreichen sollen.
Ich möchte Sie herzlich bitten, im Neuen Testament im Brief des Apostels Paulus, im Philipperbrief, Kapitel 3, nachzuschlagen. Paulus, derselbe Apostel, der betont hat: „Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben steht“, schreibt hier wichtige Worte.
Im Philipperbrief, Kapitel 3, Vers 12, heißt es: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollkommen bin.“ Paulus sagt, dass Jesus in seinem Leben gegenwärtig ist. An anderer Stelle schreibt er: „Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Aber er betont auch, dass er noch nicht vollkommen ist.
Er sagt: „Ich jage ihm aber nach, ob ich es wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.“ Ich wünsche mir, dass Sie in diesen Tagen erkennen, dass es nicht irgendein Verkündiger des Evangeliums ist, der ergreifend spricht, sondern dass Jesus selbst nach uns greift. Paulus sagt: „Ich bin von Christus Jesus ergriffen, und jetzt jage ich danach, dass das eine ganze Sache wird.“
Meine Brüder und Schwestern, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, als hätte ich es ergriffen. Paulus spricht hier ehrlich: „Du könntest ja sagen, wenn alles so wäre wie ich, wäre es gut. Nein, ich habe es noch nicht gepackt. Geht weiter!“
Doch eins sagt er auch: „Ich vergesse, was da hinten ist.“ Entschuldigung, wir wollten heute Abend doch über das sprechen, was wir nicht vergessen sollten. Paulus meint aber: Das, was ich jetzt schon erreicht habe, das, was Jesus mir an Erkenntnis geschenkt hat, an Liebe, an Wundern, wo mein Zorn ein wenig gedämpft wurde, wo Jesus in mir gewirkt hat – das vergesse ich. Ich möchte nach vorne kommen, damit ich nie den Eindruck habe, ich hätte es schon gepackt.
Paulus sagt: „Ich vergesse, was da hinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vorne ist. Ich jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“
Nun machen wir einen Sprung zu Vers 20: „Unser Bürgerrecht ist im Himmel. Von dort erwarten wir den Herrn Jesus Christus, unseren Heiland, der unseren vergänglichen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leib, seinem Auferstehungsleib.“ Das ist Gottes Gegenwart, Gottes Glanz, Gottes Herrlichkeit, die Kraft, mit der er alle Dinge sich untertan machen kann.
Die Verheißung der himmlischen Vollendung
Toll, also ich möchte vergessen, was ich bis jetzt erreicht habe, und ich möchte noch mehr haben. Ich möchte doch ans Ziel kommen. Dabei möchte ich nicht vergessen, dass es ein Ziel gibt. Ich jage nach dem Ziel.
Er sagt seelsorgerlich: Wir warten auf den Herrn Jesus, unseren Heiland. Er wird vom Himmel kommen und unseren vergänglichen Leib verwandeln, sodass er gleich wird seinem Auferstehungsleben.
Wenn wir einmal im Himmel sind, können wir uns neben Jesus hinstellen – auch wenn bei uns nur ein paar Millimeter weniger Herrlichkeit sind als bei ihm. Jetzt stellen Sie sich vor, wir mit unseren Ecken und Macken. Welche Ideologie kann Ihnen solch ein Ziel geben? Ideologien können Vorstellungen machen, wie es auf dieser Welt vielleicht ein bisschen besser wird, aber meistens täuschen sie auch.
Doch wir warten auf Jesus, der gesagt hat: „Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“ Wir sollen ihm gleich sein, sogar mit unserem Körper – mit der Müdigkeit, mit unserer Fantasie, bis in die Träume hinein. Ein Menschenskind, das beschäftigt ist – mein Herz, die schmerzende Hüfte.
Er wird unseren vergänglichen Leib verklären. Die Lippen, über die so viel Dreck gegangen ist, die unnützen Worte – all das wird verklärt. Es ist großartig, wenn wir das hier erleben, so wie wir es gestern von Frau Kauder gehört haben: Dass mitten in aller Not Jesus unglaublich nahe sein kann und uns in seine Gegenwart einhüllt.
Aber das wird noch einmal etwas ganz anderes sein, wenn wir aus der Armseligkeit des Sterbens und Vergehens herausgerufen werden. Neuer Leib, Jesusglanz, Gottesherrlichkeit. Es ist schon groß, wenn wir hier erleben, wie Jesus verfahrene Situationen heilen kann und uns heraushelfen kann aus Situationen, wo wir denken: „Da kommen wir überhaupt nicht mehr durch, da habe ich gelogen und mich falsch verhalten. Herr Jesus, hilf doch!“ Großartig, zu erleben, welche Hilfen Jesus hier schenken kann: Bewahrung.
Doch das wird noch einmal etwas ganz anderes sein, wenn wir zusammen mit der neuen Welt, in der Gerechtigkeit wohnt, bis hinein in die Fantasie, bis in die letzten Ecken meines Denkens und meiner Emotionen neu gemacht werden durch den, der sagt: „Siehe, ich mache alles neu, alles.“
Mein Zweifel ist groß, wenn wir erfahren, dass Jesus uns zuspricht: „Dir sind deine Sünden vergeben“, sei es im Seelsorgegespräch oder beim Abendmahl. Aber das wird noch einmal etwas ganz anderes sein, wenn nicht einmal mehr die Narbe einer Sünde in unserem Gewissen sein wird, sondern wenn wir vollkommen vor ihm sind.
Die Freude und der Dienst im Reich Gottes
Es ist großartig, dass ich das erleben durfte und mich am Posaunenchor sowie an verschiedenen Chören, im Dienst, bei den Hausmeistern, Hirtmästern, Pfarrern und in den Kirchengemeinderäten beteiligen kann. Wir tun das nicht, weil es eine schwere Last ist.
Ich bin Pfarrer geworden, weil ich jahrelang mit Freunden Kinderkirchehelfer und Jungscharleiter war und Posaunenbläser. Das war die schönste Zeit. Wenn dann das Jungmännerwerk fragte, ob wir Ordnungsdienstleute brauchen, war es ein Vorrecht, dabei zu sein. Deshalb bin ich auch gern hauptamtlich geworden. Jetzt bin ich wieder gern ehrenamtlicher Mitarbeiter.
Aber das wird noch einmal etwas anderes sein, wenn es heißt, seine Knechte und Mägde werden ihm sechsunddreißig Stunden in der Woche dienen. Wie heißt es in der Offenbarung? Er nimmt ihm Tag und Nacht. Da wäre es eine Beleidigung, wenn er zu Jesus sagen würde: „Jetzt machst du mal Pause.“ Nein, wir wollen dabei sein in der neuen Welt. Jesus sagt, ihr werdet mitregieren in der neuen Welt.
Es ist großartig, wenn wir erleben, wie sie mich in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben. Auch bei jedem Gemeindetag habe ich das gedacht – auf dem Killesberg, im Neckarstadion, bei jedem Christustag. Und wenn jetzt am 1. November wieder das große Treffen der Altpietisten in Böblingen sein wird, mit so vielen, die man liebt und kennt, Jungen und Alten. Aber das wird noch einmal etwas ganz anderes sein: die große Schar derer aus allen Völkern, Nationen und Zungen, die nur noch Gott danken können für das, was er an ihnen getan hat.
Liebe Freunde, vergesst nicht, dass es ein Ziel gibt. Ich vergesse, was dahinter liegt, und strecke mich nach dem Ziel aus. Ich möchte nicht nur ein bisschen Jesusgegenwart hier in dieser Welt haben. Damit begnügen sich viele Leute.
Aber im kommenden Reich Gottes gibt es nicht die Möglichkeit, nur ein bisschen drin und ein bisschen draußen zu sein. Es geht darum, ganz dazuzugehören, dass Jesus sagen kann: „Die gehört zu mir, meine Tochter, mein Sohn, komm!“
Wir wollen nicht vergessen, dass es ein Ziel gibt, neben dem, dass wir nicht vergessen wollen, was Jesus uns aufgedeckt hat und wo noch Wachstum bei uns möglich ist. Und wir wollen nicht vergessen, dass das Christsein ein Kampf ist.
Der geistliche Kampf im Leben eines Christen
Ich war gerade in den letzten Tagen im Gespräch mit einem verantwortlichen Menschen, der gesagt hat: „Es geht auch den Gottlosen in den Läden so wunderbar. Ich habe keine Gewissensbedenken, und wenn mich die Kirche zieht, dann ist das Gewohnheit oder Zwang. Habe ich Angst vor den anderen Leuten, was sie über mich denken? Ist das Routine? Mache ich mir selbst etwas vor? Die Gottlosen sind doch noch viel glücklicher.“
Ich frage mich immer wieder: Verstehe ich denn das, was in der Bibel steht? Gibt es bei mir Hemmungen? Und warum falle ich immer wieder in die alten Sünden zurück?
Da muss man sagen: Leute, Christsein ist ein Kampf. Wer auf dem Fußballfeld steht, weiß, dass er kämpfen muss – außer er spielt beim VfB, da machen sie es sich manchmal ein bisschen langsam. Aber der Zuschauer kann es sich bequem machen, nicht wahr?
Christsein ist in der Arena, und dort kämpfen viele Kräfte, die uns von dem Weg zur ewigen Heimat abziehen wollen.
Jetzt wollen wir noch einmal eine Bibelstelle aufschlagen, die auch vom Vergessen handelt – vom Vergessen dessen, was wir nicht vergessen wollen. Fast ganz am Schluss der Bibel steht der Hebräerbrief. Wir wissen gar nicht, wer ihn geschrieben hat. Es ist, als ob der unbekannte Apostel sagen würde: Es ist ganz egal, wer es geschrieben hat, aber das, was ich euch mitteile, ist wichtig.
Im Hebräer 12, am Schluss des ersten Verses, steht: „Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt.“ Diese Worte sind an Christen gerichtet. Da es dauernd Sünde gibt, kann keiner von uns sagen: „Ach, ich gehöre dem Herrn Jesus, und jetzt ist alles in Ordnung.“
Das wäre Heuchelei.
Hass, Gemeinheit, was über unsere Lippen geht, Gier, Neid – all das ist da, nicht wahr? Kennt ihr die schöne Geschichte von der goldenen Hochzeit, bei der der Enkelsohn fragt: „Opa, habt ihr nie daran gedacht, euch scheiden zu lassen?“ Und der Opa antwortet: „Nein, an Scheidung nicht, aber an Verscheißer hätte ich denken können.“ Die Sünde umstrickt uns ständig, selbst in der glücklichsten Ehe.
Es ist toll, dass das so nüchtern in der Bibel steht. Andere Leute sagen dann: „Ja, ich weiß, bei den Christen stimmt es auch nicht ganz. Ich kenne auch den einen oder anderen Fehler.“ So steht es schon in der Bibel – und es ist gut, dass du das weißt.
Die Sünde umstrickt uns laufend. Lasst uns diese ablegen und mit Geduld laufen in dem Kampf, der uns bestimmt ist.
In unseren friedliebenden Zeiten hört man nicht mehr gern vom Kampf. Aber im Sport gibt es einen Wettkampf. Wenn jemand krank ist, kämpft das Herz durch die Krankheit, bis wieder Gesundung da ist.
Kampf gibt es nicht nur im Krieg, nicht nur im Kosovo.
Ich bin ein ungeduldiger Mensch und habe versucht, meinen Kindern in der Schulzeit zu helfen. Damals war die Zeit der Mengenlehre. Ich hatte selbst kaum Begriffe. Wenn im Zimmer drei Leute sind und vier rausgehen, muss wieder einer reingehen, damit keiner drin ist – das war zu schwierig vorstellbar.
Ich war sicher ungeduldig und leide heute noch darunter mit meinen Kindern.
Jetzt hat mir neulich mein Ältester, der eine verantwortliche Tätigkeit hat, gesagt: „Ich war dir so dankbar, dass du mir mal bei diesen komischen Nachhilfestunden geholfen hast. Kerle, das Leben ist ein Kampf. Und wenn ich oft nicht mehr durchsehe in meinem Geschäft vor schwierigen Entscheidungen, denke ich an den Satz: Leben ist ein Kampf.“
Das ist nicht bloß eine Rutschbahn.
So sagt das Neue Testament: Christsein ist ein Kampf. Weil dauernd Kräfte da sind, die uns abziehen.
Wenn ich mich an die Bibel setzen will im Ruhestand, dann läutet das Telefon: „Oh, ich soll das noch schnell holen!“ Da sind laufend Kräfte da, die uns abziehen wollen – und es muss gar nicht immer Sünde sein.
Wir können nicht sagen: „Das ist vom Teufel.“ Oft ist es tatsächlich der Teufel selbst, der uns wegziehen will.
Also lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist.
Jesus als Vorbild und Helfer im Glaubenskampf
Jetzt geht es weiter, und wir sollen aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.
Wir verdanken sicher viel unseren Eltern, Großeltern, Kinderkirchhelfern, Jugendkreisleitern und Pfarrern. Doch all das hätte nichts gebracht, wenn Jesus nicht zuerst zu uns gekommen wäre und gesagt hätte: „Komm, folge mir nach“, durch all das hindurch.
Wenn wir jemals das Ziel erreichen wollen, nach dem Weltende, dann bringt es nur Jesus für dich. Was wir mit unserem Christsein haben, ist oft ein Torso, ein Fragment, eine Ruine. Er aber macht Vollendung.
Also lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens. Was wird das einmal sein, wenn er aus den vielen Bruchstücken meines Lebens etwas Ganzes macht! Ich bin doch in meinen Gemeinden so oft schuldig geblieben – im Jugendwerk, als Prälat, in kirchlichen Auseinandersetzungen. Aber wenn Jesus daraus etwas Ganzes macht, heilt er.
Als Afrikaner muss ich hier eine Geschichte einschieben: Ein afrikanischer Freund, Bischof Vestoki Vengere, erzählt immer die Geschichte von einem kleinen afrikanischen Mädchen, das seine Mutter gefragt hat: „Was hat Gott eigentlich am achten Schöpfungstag gemacht?“
„War doch alles gut, sehr gut, der Sabbat war vorbei“, sagte die Mutter und schaute etwas perplex. Das können selbst Afrikaner!
Dann gab das Kind sich selbst die Antwort: „I know, he was mending broken things.“ – „Ich weiß, er hat das, was zerbrochen war, wieder zurechtgemacht, gepflegt.“
Großartig! Wir haben einen Herrn, der zerbrochene Dinge heilt. Deshalb sollten wir nie verzweifeln, wenn wir in der Kindererziehung oder in der Ehe an einen Punkt kommen, an dem wir denken, es ist aus.
Er ist der Anfänger und Vollender des Glaubens, und er macht zerbrochene Dinge ganz. Was wir nicht können, macht er ganz.
Lasst uns also aufsehen zu Jesus, der, obwohl er Freude haben konnte, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete. Er hat sich gesetzt zur Rechten des Thrones Gottes.
Gedenkt an den, der so viel Widerspruch von Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst. Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde.
Habt ihr denn den Trost vergessen, dass Jesus selbst in den Kampf gegangen ist? Wie viel war da, was ihn abziehen wollte! Als er ins Leiden hineinging, sagte er: „Jetzt kommt der Fürst dieser Welt, der Teufel, der will mich von meinem Weg abziehen.“ Aber er hat keine Macht, denn der Vater ist bei mir.
Jesus versteht unseren Kampf. Wenn ihr in den Kampf kommt, wo ihr zweifelt und keine Stimme mehr hört, was in der Bibel steht, dann malt euch an euren Tisch, an euren Platz das Zeichen Jesu, das Kreuz.
Es ist normal, dass wir durch Kampf gehen. Auch er ist durch Kampf hindurchgegangen. Aber das Wort, das er als Evangelium gesagt hat, gilt: „Komm!“ bis hin zu dem „Mit mir wirst du im Paradies sein.“
Vergesst nicht den Trost: Auch in der Kampfzeit weiß er genau, wie der Kampf aussieht.
Wenn wir nichts sagen, wenn wir denken, es hat keinen Wert mehr, wenn wir aufgeben und die alte Sünde wiederkommt – nein! Christsein ist ein Kampf, bis wir am Ziel sind.
Das Bild des gekreuzigten Jesus kann uns daran erinnern, dass, wenn Gottes Reich in unsere Welt einbricht, der Fürst dieser Welt alles aufbieten will.
Ich möchte euch keine Angst machen vor dem Teufel. Ich möchte den Teufel auch nicht an die Wand malen. Aber Jesus hat es klar gesagt im letzten Buch der Bibel: Der Ankläger vor Gott ist vertrieben.
Der geistliche Kampf und die Rolle Jesu als Fürsprecher
Lassen Sie es zu, Frau Schmidt! Vielen Dank! Der Ankläger vor Gott ist vertrieben. Es ist nur noch Jesus vor dem Vater, der für uns eintritt. Er nimmt unser schwaches Beten auf, und was er vor dem Vater betet, ist wichtig.
Doch jetzt kommt der Teufel hinab auf die Erde zu euch. Er weiß, dass er nicht mehr viel Zeit hat und ist voller Zorn. Hier ist Kampfgebiet.
Wir waren einmal mit der Kirchenleitung bei Jungmanagern eines großen schwäbischen Industriebetriebs eingeladen. Wir wollten ihnen, wie wir manchmal töricht sind, beibringen, wie man sozial einen Industriebetrieb führt. Doch sie stoppten uns schnell und sagten: „Nein, dazu sind wir nicht beieinander. Das wissen wir schon selbst, wie man einen Großbetrieb richtig und sozial führt.“
Aber sie fragten uns: „In dieser Welt ist doch der Teufel los. Und zwar nicht nur in Jugoslawien, damals, als der Kampf begann, oder im Golf, sondern auch bei uns daheim und in unserer Firma. Wo können wir Anschluss haben?“
Sie hatten New-Age-Terminologie gebraucht und von den Kräften des Universums gesprochen. Doch es geht nicht um die Kräfte des Universums, sondern um den Anschluss an den, der der Anfänger und Vollender des Glaubens ist. In einer Welt, in der der Teufel los ist und Kampf herrscht, ist das das wichtigste Abend- und Morgengebet: „Herr Jesus, ich möchte dir gehören.“
Wenn Sie in einem schwierigen Telefongespräch sind, das von Hass, Zweifel und Gemeinheit erfüllt ist, beten Sie in der Stille: „Jesus, denk jetzt an mich, bewahre mich, wirke du durch mich.“ Denken Sie an das Zeichen: „Jesus, ich möchte dir gehören.“
Wir dürfen nicht vergessen, wo Jesus bei uns noch wirken will. Wir sollten es mitnehmen und uns auch aufschreiben. Zum modernen Management gehört das Controlling und die Erfolgssicherung. Schauen Sie auch mal 14 Tage später nach: Wie ist es gewesen? Was habe ich daran gewachsen? Was habe ich neu gelernt aus dem Wort Gottes?
Die Freude und Herausforderung des Glaubensweges
Wir wollen nicht vergessen, dass es ein Ziel gibt.
Im Christsein gibt es unheimlich viel Freude: die Gemeinschaft mit anderen Christen, großartige Erfahrungen – angefangen bei der Kirchenmusik. Wenn ihr nur singt, so ein perfekter Chor, welche Freude das ist, nicht wahr? Auch die Posauntage schenken uns erhebende Augenblicke im Glauben.
Doch wenn wir allein sind, kommt auch wieder der Kampf. Lasst uns mit Geduld in diesem Kampf laufen, der uns aufgetragen ist. Wir sollen dabei aufsehen zu Jesus, der uns zum Ziel bringen will. Mit ihm können wir es wagen. Mit ihm sind wir eingeladen, das Ziel zu erreichen.
Jesus hat einmal gesagt: Es wird Freude sein vor den Engeln Gottes, es wird Posaunentag im Himmel sein, wenn eine und einer durchkommt. So viel Wert legen Jesus und die ganze himmlische Welt auf uns Einzelne.
In den Augen der Politiker sind wir Masse, Steuerzahler, Staatsbürger. Jesus aber sagt: Ich möchte, dass du am Ziel ankommst. Ich möchte dich mitnehmen und dir einmal sagen: Jetzt bist du heil.
Lasst uns das nicht vergessen.