Einführung: Urlaub und Gottes Wort
Ich habe für heute aus dem ersten Mose Buch, Kapitel 24, den Vers 21 ausgesucht. Es ist in den letzten Jahren zu einem Brauch geworden, dass wir uns immer irgendwann vor der Urlaubszeit noch etwas aus dem Wort Gottes sagen lassen – über den Urlaub.
Gestern habe ich einen Brief bekommen, in dem mir jemand ein Foto von einem Kliptax geschickt hat. Vielleicht erinnern sich noch manche daran. Damals hatten wir den Fußweg von Troas nach Assos. Aber heute wollen wir diesen Vers betrachten: „Der Mann schwieg still, bis er erkannt hätte, ob der Herr zu seiner Reise Gnade gegeben hätte oder nicht.“
In einem Eisenbahnabteil kommt ein Mann herein und sagt zu der Frau, die ihm gegenüber sitzt: „Entschuldigen Sie, ich muss meine Füße hochlegen.“ Die Frau ist sehr freundlich und rückt ihre Tasche etwas zur Seite. Nach einiger Zeit sagt der Mann: „Oh, könnten Sie mir jetzt nicht noch im Speisewagen einen Kaffee holen?“ Die Frau antwortet voller Erbarmen: „Seit wann haben Sie denn Ihr Fußleiden?“
„Ich Fußleiden? Ich habe kein Fußleiden, ich habe Urlaub!“ Die Urlauber sind schon ein seltsames Völkchen! Und es gibt fast niemanden, der in diesen Tagen nicht ganz anders lebt.
Urlaub – eine gesellschaftliche Bewegung
Manche laufen so schlampig herum, wie sie es im eigenen Schlafzimmer nicht tun würden. Sie sagen: „Das ist das Schönste im Urlaub, ich kann mich einmal richtig gehen lassen.“
Vielleicht gibt es einige unter uns, die gar keinen Urlaub machen. Diese sollen jetzt nicht traurig sein. Auch da hat mich jemand aufgemuntert. Er sagte: „Pass auf, dass heute niemand verletzt ist, der keinen Urlaub machen kann.“ Ach nein, vielleicht sind Sie noch die einzigen Normalen, wie ein Diogenes im Fass.
Urlaub – mir scheint das ein Virus der Neuzeit zu sein, der alle Menschen befällt. Dann verlassen alle ihre Heimat, den gemütlichsten Platz, den man überhaupt haben kann, und gehen in die Fremde. Dort werden sie Ausländer.
Dann sitzen sie in überfüllten Zügen und stehen in Autostaus, im grellen Sonnenlicht. Sie kämpfen auf staubigen Plätzen oder in überteuerten Hotels, wohnen dort und ertragen alle Strapazen. Urlaub, Urlaub – das Traumwort!
Wenn Ihr Arbeitgeber Ihnen selbst mit Überstundenvergütung das bezahlen würde, hätten Sie längst mit der Faust auf den Tisch geschlagen und gesagt: „Mir können Sie so etwas nicht machen!“ Oder wenn die Regierung das von ihren Untertanen fordern würde – ich glaube, ohne Verfassungsrecht wäre in sechs Stunden die Revolution da. Die Leute würden sagen: „So kann man mit uns nicht umgehen!“
Dass ich meine schöne Wohnung, mein gemütliches Bett, meine Liegestunde auf dem Balkon und mein Fernsehgerät verlassen soll und in die sichere Fremde ziehen muss – das ist eine Fluchtbewegung. Eine große, chaotische Fluchtbewegung.
Wenn Sie einmal die Zahlen vergleichen, sind die Völkerwanderungen und die Völker, die vor Dschingis Khan geflohen sind, klein im Vergleich zu diesen Massen, die sich nun auf die Straße begeben. Eine völlig chaotische, in nichts organisierte Fluchtbewegung.
Urlaub als besondere Zeit der Gnade
Ich wünsche Ihnen, dass Sie richtig Urlaub machen können – richtig Urlaub. Vielleicht sagen Sie: „Aber bei mir ist das alles ganz anders.“ Ich bin nicht nur vom Virus befallen. Für mich sind das nicht bloß Tage wie ein Traum, sondern Tage, in denen ich richtig auflebe und richtig genieße.
Was braucht man denn dazu? Sie, die jetzt schon auf den gepackten Koffern sitzen, kennen das ja: Der Koffer ist immer zu klein. Und wenn man einen größeren kauft, ist der auch zu klein. Am Ende sitzt man immer auf dem Koffer. Daher kommt auch der Ausdruck „auf den Koffern sitzen“ – der Koffer geht richtig zu, bis alles drin ist: Socken, Badehose, Sonnenbrille und vieles mehr.
Aber was Sie nicht vergessen dürfen in Ihrem Urlaubsgepäck, ist die Gnade Gottes. Sie können alles vorher perfekt organisiert haben: Streckenkarten vom ADAC, die Fähre gebucht, Reisegepäck gepackt, Diebstahlversicherung abgeschlossen, Reisekosten- und Rücktrittsversicherung – aber ohne die Gnade Gottes klappt nichts.
Was heißt eigentlich das Wort Gnade? Es bedeutet seine Gunst, seine Zuwendung, seine Nähe. Sie können sagen: In jedem Augenblick meiner Reise, bei jedem Kilometer, bei jedem Schritt, den ich gehe, ist Gottes Liebe und seine Güte bei mir.
Gerade heute, wo Reisen auch ein Fluch sein kann – wirklich ein Fluch –, weil Menschen gerädert, strapaziert oder vielleicht sogar krank zurückkommen, ist es wichtig, dass Sie ganz neu dem lebendigen Gott begegnen. Hat er Ihnen Gnade für die Reise gegeben? Das ist entscheidend.
Er will Sie erquicken, er will Sie erfrischen, er will Sie zur Ruhe bringen und Sie mit Gutem überschütten.
Urlaub mit dem Ziel des inneren Friedens
Und ich habe meine Gewohnheit, das ein wenig geordneter in Leitsätze zu fassen. Mein erster Punkt: Ich formuliere das so, dass man gleich weiß, worauf es hinausläuft.
Wir wollen auch im Urlaub das Allerbeste vom Schönsten. Nun, was ist das Schönste? Die Reiseveranstalter wetteifern mit ihren Prospekten darum, was das Schönste ist, und da kann man schon unsicher werden. Was ist schöner: der Strand in Malaysia oder auf den Bahamas? Oder wenn man im Fextal bei Sankt Moritz wandert oder doch im Ferienhaus im Schwäbischen Wald bleibt – was ist das Schönste?
Jetzt wissen Sie, es kommt eigentlich gar nicht auf den Ort an. Das ist schon der Fehler: Es ist überhaupt nicht wichtig. Nicht einmal entscheidend ist, wie kristallklar das Wasser ist, wie ozonhaltig die Luft oder wie das Wetter ist.
Es gibt so viele Urlauber, die braun gebrannt und mit vielen Erlebnissen zurückkommen, und doch reden sie immer nur von dem, was nicht gut war im Urlaub: von den Preisen, von den überfüllten Stränden, von der schlechten Bedienung, vom Verkehr und wie strapaziös die Reise war. Da merkt man: Im Urlaub ist das Schwierigste, dass wir selbst dort sind – wir!
Die schönste Gegend kann uns gar nichts bringen, wenn wir selbst im Unfrieden mit uns sind. Darum gefällt mir auch gar nicht, wenn jemand so oft sagt: „Ich will im Urlaub zu mir selbst kommen.“ Da graut mir davor, wenn ich zu mir selbst komme. Denn dann stoße ich auf das Unbereinigte meines Lebens, auf viel Dunkles, auf viele Sorgen und Ängste. Da sind die Schwierigkeiten aus unserem Berufsalltag, mit Menschen, mit denen wir zusammenleben.
Sie können jetzt alles erzählen: Ja, wir müssen das einmal durchstehen, aber wir müssen immer zu uns selbst kommen. Doch jetzt noch einen Schritt weiter:
Wir wollen den Frieden Gottes wiederfinden, gerade dort, wo wir in der Unruhe sind. Und das will uns Gott schenken. Er will uns seine Gnade schenken, seine freundliche Zuwendung. Er will die Hand auf uns legen und sagen: „Ruhe ein wenig, ich habe dich lieb, ich sorge für dich.“
Haben Sie einmal im Urlaub Zeit, um das so richtig zu genießen? Sagen Sie: „Herr, jetzt lege ich das in deine Hand.“ Das Loslassen allein ist noch nicht Urlaub – dass kein Telefon klingelt, dass niemand etwas von uns will und uns mit Forderungen überschüttet, dass wir keine Termine haben. Sondern: „Herr, jetzt möchte ich wissen, ob zwischen dir und mir alles in meinem Leben gut ist. Ist alles in Ordnung? Habe ich Frieden mit dir? Lass mich Gnade vor deinen Augen finden.“
Und ich bitte Sie, noch einmal darüber nachzudenken, dass das kein abgegriffenes Wort ist. Darum geht es nicht nur denjenigen, die jetzt verreisen oder später verreisen. Es geht auch denjenigen, die zu Hause sind und krank liegen: Ist das zwischen Gott und mir klar? Ich will doch deine Gnade suchen, so wie Mose es einmal gesagt hat, bevor er in das verheißene Land ging: „Herr, du kannst mir alles versprechen, aber ich will nur eins – deine Gnade.“ Und wenn ich deine Gnade habe, dann genügt mir das.
„Fülle uns früh mit deiner Gnade“ – das soll ihr Urlaubsgebet sein. „Ich will singen von der Gnade des Herrn.“ Und dann macht es überhaupt nichts aus, ob es tagelang regnet oder ob Nebelfetzen über Ihrem Urlaubsquartier hängen. Sie strahlen vor Freude und haben einen Frieden, den Ihnen niemand wegnehmen kann.
Urlaub und die Herausforderung der modernen Gestaltung
Es gehört heute zu unseren modernen Urlaubsgestaltungen, dass wir den alten Fluch „Keins“ noch einmal aufnehmen. Unstet und flüchtig soll es sein. Man flieht also. Dann kommt jemand ganz glücklich zurück und sagt: In 14 Stunden habe ich es bis an die spanische Grenze geschafft. Andere sagen: Nein, ich habe es sogar in 13 Stunden und 15 Minuten geschafft.
Dabei sieht man ja gar nichts mehr von den schönen Dingen. Selbst wenn man dort lebt, braucht man heute nicht bloß allein etwas, das uns unterhält. Es ist viel zu langweilig. Stattdessen braucht man Animateure, die uns die Zeit im Urlaub vertreiben, weil Urlaub so furchtbar langweilig sein kann.
Darum ist es so wichtig, dass man nie allein Urlaub macht, sondern mit Gott Urlaub macht. Man sollte sagen: Die Schritte jeder Wanderung, die ich gehe, sind Schritte durch die Welt Gottes. Hinter den Blumen und Blüten und hinter den grünen Blättern des Waldes grüßt mich Gottes Freundlichkeit und seine Liebe.
Wenn Sie dann im Allgäu über die Berghöhen gehen, danke ich immer im Geist denen, die einmal diese Kreuze aufgerichtet haben. Es ist so zentral, dass uns dort im Urlaub noch einmal zugesprochen wird: Ach, mein Herr Jesu, wenn ich dich nicht hätte.
Spätestens da sollen die Lasten von ihrem Rücken fallen, auch die dunklen Dinge ihres Lebens. Dann ist es von morgens bis abends ein fortwährendes Reden Gottes mit ihnen. Wenn sie diese Stille nicht haben, ist der Urlaub leer, hektisch, unerfüllt und friedelos.
An diesen Kreuzen, die dort aufgerichtet sind, muss ich oft an das Siegeswort denken, das Paulus gesagt hat, wie die Sünde in ihrem Leben geherrscht hat. Sie wissen, wie die Sünde in ihrem Leben herrscht. Sie wissen, wie das manchmal ist mit der Unreinigkeit, mit der Lüge, mit dem Egoismus.
So wie die Sünde geherrscht hat, so soll jetzt die Gnade herrschen. Ich hoffe, dass Sie die Reisegnade entdecken, dass Gott Ihnen seine Gnade ganz neu groß machen kann, bis hinein in die Nacht, wenn Sie hinaufblicken in das Firmament und sagen: Du, Herr, bist größer und weiter als all das, was mir dort begegnet.
Gnade als Quelle der Freude und des Friedens
Salomo war ein großer Poet, ein Feinschmecker, ein Künstler, Philosoph und Staatsmann. Er hat einmal ein Wort geprägt, das man nie vergessen sollte: Wie kann man fröhlich essen und sich ergötzen, oder wie kann man genießen ohne ihn?
Man kann das gut? Nein, man kann es nicht, sagte jemand, der es einmal geschmeckt hat. Der muss es wissen: Erst das macht das Essen aus.
Es ist schön, wenn ich hinter jedem Bissen, hinter jedem feinen Genuss, die Freundlichkeit und Güte meines Heilandes Jesus sehe. Er beschenkt mich, versorgt mich und hat mich lieb.
Unsere jungen Leute haben sich angewöhnt, wenn sie auf ihre Freizeiten gehen und ihre Lager haben, diese Gewohnheit fest einzuhalten. Und ich bin in Sorge, ob Sie das genauso machen wie unsere jungen Leute.
Um die jungen Leute brauche ich mich nicht zu sorgen. Sie machen morgens eine Stunde Stille mit dem Wort Gottes. Wir haben oft unsere Termine so geplant, dass selbst im Urlaub keine Zeit dafür übrig bleibt.
Die jungen Leute machen eine richtige Bibelarbeit. Aber man muss mal sehen, wie sie zurückkommen. Sie kommen als andere zurück vom Urlaub.
Natürlich sind sie ausgelassen fröhlich und machen viele Unternehmungen. Aber ihr Fundament ist in diesem Reden Gottes. Dort können die Sorgen, die Ängste und das, was einen bedrängt, wegfallen. Man braucht gar nicht mehr besorgt zu sein.
Vertrauen auf Gottes Gnade auf Reisen
Es ist dieses Wort, das ich heute als Text gewählt habe. Es stammt aus der Rede eines Mannes, der auf Dienstreise ist – eine Situation, die vielen von Ihnen heute ebenfalls zugemutet wird. Oft müssen Sie weite Wege zurücklegen, häufig auch mit dem Auto.
Dieser Knecht Abrahams hatte einen besonders schwierigen Auftrag. Er sollte für seinen Herrn eine Schwiegertochter suchen – und das noch im Ausland, wo er sich überhaupt nicht auskannte. Wenn man einen so schwierigen Auftrag erhält, denkt man oft: „Das kann ich nicht, wie soll ich das schaffen?“ Doch dieser Knecht Abrahams hat gebetet.
Es wäre eine schöne Gewohnheit, wenn Sie es auch schon tun würden, bevor Sie ins Auto steigen und alles gepackt ist. Sagen Sie dann: „Jetzt, Herr Jesus, in deinem Namen ziehen wir los.“ So, ob im Urlaubsquartier, morgens oder abends, werden Sie nach und nach merken, was das Schönste am Schönen ist, was das Exquisite, das wirklich Befriedigende ist.
Sie dürfen alles genießen und brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn Gott Ihnen so viel schenkt. Wir haben in vielem die Fülle. Nehmen Sie alles an, und zwar so, dass Sie es als Liebeszeichen Ihres Gottes verstehen, der Ihnen noch viel mehr von seinem Herzen sagen möchte.
Besonders wenn wir durch diese Welt ziehen, denken Sie an die herrlichen Worte der Gnade Gottes. Dort heißt es: „Seine Gnade reicht so weit der Himmel ist.“ Wo immer Sie sind, dort ist die Gnade Gottes. Wenn Sie sich müde in eine Wiese legen, die Käfer und Gräser beobachten, sehen Sie alles unter der Güte Gottes, unter seiner Gnade geschaffen – für mich, für mich. Gott sucht mich, er hat mich lieb. Freuen Sie sich daran.
Sie sind hineingenommen in die Gnade Gottes – oder mit anderen Worten: „So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch lässt Gott seine Gnade walten über die, die ihn fürchten.“ Ich wünsche Ihnen, dass Sie vom Urlaub zurückkehren und sagen: „Ich habe die Gnade Gottes entdeckt, ich weiß, wie stark sie ist, und sie trägt mich.“
Ich bitte Sie, keinen Schritt ohne Gottes Gnade zu gehen. Keinen einzigen Weg der Sünde. Viele tun im Urlaub Dinge, die sie in ihrem normalen Leben nie tun würden. Sie meinen, das Ungezügelte gehöre zur Entspannung dazu. Das stimmt nicht.
Lassen Sie niemals Gottes heilige Eheordnung, Gottes Gerechtigkeits- und Wahrheitsordnung außer Acht. Sie werden dabei nur unglücklich. Sünde macht nie glücklich und befriedigt niemals.
Gehen Sie nur die Wege, auf denen Sie unter der Gnade sind. Machen Sie nie anders Urlaub. Dann können Sie sich freuen, denn das ist mehr wert als alle Versicherungen. Natürlich brauchen Sie Versicherungen – nicht ohne Haftpflicht und was sonst noch. Aber die beste Versicherung ist, dass Sie unter der Gnade Gottes stehen.
„Du deckst uns mit Gnade wie mit einem Schild.“ Mit Gott an Ihrer Seite zu leben, ist das Schönste vom Besten.
Zweifel an der Gnade und ihre biblische Verankerung
Jetzt mein zweiter Punkt: Hat man Gnade oder hat man sie nicht? Manche sind ganz unsicher: Habe ich die Gnade oder habe ich sie nicht?
Sie sagen: „Ich bin ja mal gespannt, wie das mit dem Urlaub ausgeht.“ Sie fahren los und überlegen, was sie vergessen haben. Oft merken sie es erst, wenn sie über Mannheim hinaus sind – zum Beispiel die Zahnbürste oder so. Aber haben sie wirklich die Gnade? Sind sie sicher, bevor sie sich ans Steuer setzen oder in den Zug einsteigen? Haben sie die Gnade Gottes oder nicht?
Sie kennen doch das russische Roulette. Das ist ein Trommelrevolver, in den man eine Patrone einlegt und fünf Kammern leer lässt. Dann hält man ihn an die Schläfe, drückt ab und sagt: Entweder klappt es oder nicht. Das ist russisches Roulette – vielleicht ja, vielleicht nein. Ist es so ähnlich mit der Gnade? Der eine hat die Gnade, das Glückskind, das Sonntagskind, und ich habe eben keine Gnade.
Da gibt es ein ganz schlimmes Missverständnis, das muss ich vorher noch einmal sagen. Manche sagen nach dem ersten Rückschlag: „Oh, jetzt habe ich also doch die Ungnade.“ Oder wenn es einen Unfall gibt, sagen sie: „Jetzt ist Gottes Gnade nicht mitgegangen.“ Reden Sie auch so? Oder wenn man krank wird im Urlaub und abbrechen muss, denken manche: „Da war die Gnade Gottes nicht da.“
Wie unsinnig ist das! Sie können die Gnade Gottes doch nicht bloß daran ablesen, dass Sie gesund sind. Wo steht das eigentlich in der Bibel? Dass man alle Tage herrlich und in Freuden leben wird, wenn man unter der Gnade steht? Das wäre ja der reiche Mann! Das stimmt doch gar nicht. Die Bedrängten, die Armen stehen doch unter der Gnade.
Und damit sie sich nicht durcheinanderbringen lassen, lässt Gott auch in ihrem Urlaub Schwierigkeiten geschehen – so wie Regenwetter kommt. Sie haben die Gnade nicht gepachtet. Die Verheißung steht auch nie in der Bibel, dass Sie nur dreißig Sonnentage im Urlaub haben werden oder nie krank werden. Das steht einfach nicht drin. Und zu unserem Urlaub gehören auch manche notvollen Erlebnisse.
Sie kommen an, das Quartier ist vergeben, die Buchung hat nicht gestimmt, das Auto macht Probleme. Gerade dann, wenn es am schlimmsten ist, werden die Kinder krank – das ist ja alles noch da. Und dennoch stehen sie unter der Gnade.
Wissen Sie, wann sie unter der Gnade stehen? Wenn Jesus Christus bei ihnen ist, wenn sie sich im Glauben an ihn halten. Dann muss ihnen alles zum Besten dienen – das will ich Ihnen vorher sagen.
Schauen Sie mal, wer in der Bibel unter der Gnade war: Mose, der gebetet hat: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen, Herr! Wenn deine Gnade nicht vorangeht, dann gehe ich nicht durch diese Wüste.“ Und dann zieht er durch die Wüste – unter der Gnade.
Auch David, der auf der Flucht vor Saul war, stand unter der Gnade. Und Josef – wir hatten ihn vor ein paar Sonntagen – im Gefängnis, misshandelt, missbraucht, vergessen – auch er stand unter der Gnade. Gott war mit ihm.
Gnade inmitten von Schwierigkeiten und Gottes Reich
Jetzt darf gesagt werden: Jetzt wird es spannend. Ich möchte heute nicht so vorgehen, wie manche es mit dem Erfolgsdenken tun, auch im Glauben. Sie machen daraus eine gefährliche, gottlose, heidnische Lehre. Das ist unbiblisch und falsch. Widerstehen Sie diesem Unfug.
Wir wollen neu entdecken, gerade wenn Gott uns manches zumutet, was zum Wesen der Welt gehört. Dass man vielleicht bestohlen wird oder dass man irgendwo Pech hat. Dass manches nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Dass ein Unfall passiert und man vielleicht sogar selbst schuld daran ist – was noch schlimmer ist, als wenn es die Versicherung zahlt.
Herr, jetzt will ich Deine Gnade erleben, auch im Schweren. Jetzt will ich erst recht hellhörig sein, wie Du mir das schenkst.
Ursprünglich hatte ich vor, Ihnen ausführlich zu erzählen, was ich bei meinen Reisen erlebt habe. Wie es plötzlich Entdeckungen gab, die ganz anders waren, als ich vorher dachte. Diese hat Gott mir geschenkt, indem er mich gestoppt hat.
In der Bibel gibt es ein Reisebuch: die Apostelgeschichte. Sie ist voller Reisen. Schauen Sie mal, wie es bei den Aposteln war, diesen gesegneten Gottesmännern. Gott hat ihre Reisen gestoppt, sie lahmgelegt und plötzlich die Wege versperrt. Später mussten sie sagen: Das war von Gott, der Geist Gottes hat mich gewehrt. Man weiß gar nicht, was das war.
Haben Sie auch diese Offenheit bei Ihren Reisen und Plänen? Dass Sie sagen: Herr, ich möchte nicht zu festgelegt sein in meinen Urlaubsplanungen. Ich will jeden Tag entdecken, wo Du mir neue Begegnungen schenkst. Und dann merken Sie, was Gott wichtig ist.
Gott will nicht, dass wir problemlos sind. Er weiß, dass wir nur durch Probleme reifen. Aber Gott will, dass wir sein Reich bauen. Da müssen Sie oft fragen: Was dient jetzt zum Bau des Reiches Gottes? Wo braucht mich Gott zum Dienst?
Ich habe mir zur Angewohnheit gemacht, besonders auf die zu achten, die ganz unten stehen: Zimmermädchen, Kellner, Gepäckträger und Angestellte, die oft von den Leuten angeschimpft werden. Was denken Sie, was es in deren Leben bedeuten kann, wenn ihnen jemand die Jesusliebe bezeugt?
Ich kann das auch nicht gut. Aber ich merke, mein Urlaub bekommt eine ganz andere Perspektive. Nicht: Wie werde ich genießen? Wie werde ich etwas haben? Sondern: Wie kann ich von der Gnadenfülle, die Jesus mir schenkt und die ich jeden Morgen an seinem Wort genießen kann, weitergeben?
Da kann ich die Gnade spüren, wenn ich vor dem Kreuz Jesu stehe und fühle, dass er mich liebt. Wie kann ich diese Gnade weitergeben an Menschen, die in der Ungnade leben? Armen, Verzweifelten, Müden, Angefochtenen, Leidenden, Menschen, die herumgestoßen werden und nicht viel gelten? Sie brauchen viel Gnade.
Die Gnade Gottes kann man wirklich nur am Kreuz Jesu entdecken. Dort sagt man: Herr, dieser Tag gehört dir. Es ist ein Tag deines Heils, weil du für mich am Kreuz gestorben bist.
Darum kann mich nichts mehr treffen, auch nichts Böses nicht. Der Teufel hat keine Macht mehr. Er kann mir auch nicht den Frieden rauben, den du mir geschenkt hast.
Zeichen der Gnade und ihre Wirkung im Alltag
Wo kann man die Gnade Gottes finden? Indem man sagt: Das Essen war versalzen oder nicht versalzen? Oder: Ich bin krank geworden oder nicht krank? Das sind keine Zeichen der Gnade.
Was ist dann ein Zeichen der Gnade? Es heißt: "Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, doch meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen."
Wenn Menschen so Urlaub machen, dann wirft sie nichts aus der Bahn. Stattdessen können sie vielen Menschen weiterhelfen. Auf ihrer Urlaubsroute hinterlassen sie eine Segensspur im Leben vieler Menschen.
Vielleicht werden diese Menschen in der Ewigkeit einmal sagen: Wie gut, dass ich damals diesem begegnet bin – am Fahrkartenschalter, im Eisenbahnabteil, im Warteraum, am Flughafen oder sogar bei demjenigen, der die Sonnenschirme am Strand an der Adria verwaltet hat. Dort habe ich einen Menschen gefunden, der mir ganz einfach die Liebe Jesu bezeugt hat.
Diese Liebe zeigte sich ganz praktisch und greifbar, nicht nur mit Worten, aber auch nicht nur mit Geld – sondern mit beidem. So wurde mir gezeigt, dass Gott mich liebt.
Also hat man die Gnade oder hat man sie nicht? Das muss man wissen, und man weiß es auch, denn Jesus sagt uns: Du stehst unter der Gnade.
Von Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Nun darf man fröhlich seinen Weg gehen.
Gnade als Begleitung auf Lebenswegen und in der Ewigkeit
In den letzten Tagen hat mir jemand gesagt: „Du wirst doch heute nicht über dieses Wort predigen.“
Warum nicht? Es ist doch ein Begräbnis-Text: „Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben.“ Das ist ein Wort, das man gerne bei Beerdigungen als Text wählt. „Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben.“ Übrigens ist es gut, wenn man immer merkt, dass die Worte der Bibel wirklich für alle Lebenslagen passen.
Deshalb möchte ich noch ein paar Worte dazu sagen. Wir wissen ja nicht, wie lange das alles noch geht. Und wenn wir planen, dann hat unser Herr uns geraten, immer daran zu denken: So der Herr will und wir leben. Wir wissen nie, ob wir wieder zurückkommen oder ob die Reise ganz anders verläuft – hinein in die Ewigkeit Gottes.
Man soll sich jeden Morgen, wenn man aufsteht, bewusst sein, dass man bereit ist, wann immer unsere Stunde kommt. Wenn wir mit unseren Kindern gekämpft haben, war es immer schön, am Morgen das Zelt zusammenzuschlagen, die Heringe herauszuziehen und die Stangen wieder zusammenzulegen – und dann weiterzuziehen. Das ist nie wehmütig. Wehmütig ist es nur beim Umzug, wenn man ein geliebtes Heim verlässt. Beim Kämpfen ist es schön, wenn man sagt: Jetzt haben wir wieder ein Ziel, und auf dieses Ziel gehen wir zu.
Das wollen wir nie vergessen. Auch in unserem Urlaub gilt: Der größte Urlaub kommt erst noch. Ich freue mich auf die richtig großen Ferien – freuen Sie sich auch! Das, was wir hier an Urlaub machen, soll ja nur ein Vorgeschmack auf die Ewigkeit sein. Natürlich ist es, wie alles in dieser Welt, mit Mängeln und Fehlern behaftet. Aber ich freue mich auf die großen Ferien.
Es ist noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes, und wir sollten viel lernen von dieser kommenden Ruhe. Wir sollten heute schon unsere Urlaubszeiten so gestalten, wie sie einmal im Himmel sein werden: herrliche, wunderbare Urlaubszeiten.
Viele Menschen planen ihren Urlaub so, doch sie sind nur vom Teufel geritten – von ihren Sehnsüchten und Träumen, aus denen sie sich selbst entfliehen wollen. Ich hoffe, dass Sie das nicht tun. Ich hoffe, dass Sie im Namen Jesu nicht nur planen, sondern hingehen und jeden Augenblick Ihres Urlaubs so fröhlich genießen. Sagen Sie: „Ist das nicht herrlich? Ganz gleich, wie lange mir der Herr noch Zeit gibt, auch wenn ich nur noch Stunden auf dieser Erde zähle, ich will es genießen mit dem Herrn, will es auskosten.“
Und noch einmal: Nicht nur die, die Urlaub machen, auch die, die zu Hause bleiben – da ist gar kein Unterschied. Vielleicht haben die wirklich das gute Teil der Welt. Auch die Kranken wollen wir nicht vergessen. Ach, es ist so schön, wenn man eine Postkarte aus dem Urlaub schreiben kann und mitteilt: „Wir haben hier an dich gedacht und für dich gebetet.“
Aber wissen Sie, wir wandern unsere Straße, die zu der Heimat führt. Und das ist herrlich, wenn man reist unter der Gnade Gottes. Amen.
