Biblische Pädagogik - im 20. Jahrhundert?

Wilfried Plock
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Einleitung

„Prolog - Wie erzieht man seine Kinder?“ (Blatt)

Zuerst: Pädagogische Strömungen des 20. Jahrhunderts im Überblick Dann: Biblische Pädagogik

I. Die gängigsten Erziehungsmodelle unserer Zeit

1. Das antiautoritäre (emanzipatorische) Erziehungsmodell

a) Es fordert die Befreiung des Lebens aus allen Abhängigkeiten. b) Es strebt Verwirklichung des Lebens nach selbst gewählten Zielen an. c) Die Kinder dürfen (fast) alles tun, was ihnen Spaß macht

Exkurs: Summerhill-Schule ohne jegliche autoritäre Führung A.S. Neil: “Ich wiederhole es noch einmal: Eltern verderben das Leben ihrer Kinder, wenn sie ihnen einen überholten Glauben, überholte Sitten und überholte moralische Grundsätze aufzwingen.” Das Experiment schlug völlig fehl. Kein einziges Kind war später lebenstüchtig. Trotzdem setzte sich Neils Modell weltweit durch.

d) Jedes strenge, autoritäre Eingreifen schadet dem Kind

Exkurs: Alice Miller: “Am Anfang war Erziehung” “Erziehung ist grundsätzlich abzulehnen, da sie dem Kind nur schadet und höchstens der Befriedigung von Erwachsenenbedürfnissen dient. Erziehung ist ein unerlaubter Eingriff in das Leben anderer Menschen mit dem Ziel, diese zu verändern. Deshalb soll jedes pädagogische Bemühen zugunsten einer körperlichen oder seelischen Begleitung abgeschafft werden. Die Machtverhältnisse in der Erziehung müssen beseitigt werden, indem das Kind wie ein Erwachsener ernst genommen wird. Wenn es in seinem ureigensten Wollen vom Erwachsenen unterstützt wird, macht es seine eigenen wichtigen Erfahrungen mit sich und der Welt. Jeder sanktionierende oder einschränkende Einfluss von Seiten eines Erziehers erübrigt sich ebenso wie die Anerziehung moralischer Tugenden.”

e) Autoritäre Erziehung führt zu “frühkindlichen Frustrationen”

Exkurs: Die „Frühkindliche Milieu-Theorie“ von Siegmund Freud Hauptthese: “Seelische Krankheiten entstehen durch seelische Verletzungen in der Kindheit in Zusammenhang mit falscher Erziehung.” Diese Traumata können nicht mehr positiv ausgelöscht werden. Der Mensch wird durch das frühkindliche Milieu festgelegt. Folgerungen aus dieser Sicht

  1. unbewusste Schuldzuweisung an die Eltern, Ablehnung der Familie
  2. Überbetonung der ersten Lebensjahre (wichtig, aber nicht die wichtigsten - jedes Lebensalter ist wichtig!)
  3. Bejahung von aggressiven Gefühlsausbrüchen Psychoanalytiker Janoff: “Jedes Trauma lässt im Körper eine physische Energie zurück, die durch Aggressionen abgebaut werden muss, sonst bleibt diese Schmerzenergie im Körper und macht krank.“ (Katharsis-Theorie)

Bei uns in D haben wir überwiegend die se trauma-theoretische Richtung. Aber diese Theorie ist falsch. Das wissen wir zuerst von der Bibel. Aber der Psychologe Hemminger hat Langzeitstudien über 30 Jahre angestellt. Ergebnisse in seinem Buch: „Kindheit als Schicksal“ - die frühkindliche Milieu-Theorie widerlegt! f) Eine politische Variante: Neo-Marxismus der “Frankfurter Schule” (Habermas, Marcuse, etc.) Dieter Velten schreibt in seinem Buch „Wer erzieht unsere Kinder?“: „Das oberste Ziel der Schule ist heute die Erziehung zur Emanzipation. Die Schüler sollen erkennen, in welchen Abhängigkeiten sie im Elternhaus und in der Schule leben. Sie sollen durchschauen, wie und von wem sie in ihrem Denken und Handeln bestimmt werden. Sie sollen kritisch alle Autoritäten hinterfragen und schließlich die Fähigkeit erwerben, sich selbst bestimmen und verwirklichen zu können.“ Zitatende. Damit dieses Programm der Emanzipation gelingt, wird jegliche Autorität prinzipiell als etwas Böses hingestellt. Autorität in Elternhaus, Schule und Gesellschaft ist böse! Keine Sorge: das Gegenteil ist genauso falsch!
Apostelgeschichte 5, 29!

2. Das demokratische (partnerschaftliche) Erziehungsmodell

a) Hauptvertreter: Rudolf Dreikurs “Kinder fordern uns heraus” b) Hauptthese: Wir sind eine Gesellschaft Gleichwertiger! c) Zusammenleben nur nach demokratischen Regeln d) Eltern dürfen nicht beherrschen, sondern lediglich motivieren und Vorschläge machen e) wenn’s nicht klappt waren die Eltern zu wenig demokratisch!

3. Modell der Erziehung allein durch Zuwendung

a) Hauptthese: nur Liebe und Zuwendung b) Erwartung: dann wird sich das Kind freiwillig anpassen und erzieherisches Eingreifen ist nicht mehr nötig c) wenn’s nicht funktioniert haben die Eltern zu wenig Liebe gegeben!

4. Modell der „klientenorientierten Gesprächstherapie“

a) Hauptvertreter: Thomas Gordon: “Familienkonferenz” b) Methode des “aktiven Zuhörens” c) Ziel: ein für allemal auf Bestrafung verzichten d) Beispiel: - “Heute war in der Schule alles Mist!” - “Aha, es hat dir also nicht gefallen.” - “Ja, der Lehrer war unmöglich!” - “Aha, du hast dich also nicht wohl gefühlt.” usw.

II. Das prägende Menschenbild

Grundlage für alle oben genannten Erziehungsmodelle ist das humanistische Menschenbild.

Humanistische Menschenbild: Der Mensch ist autonom; keine Autorität über ihm; keine absolute Wahrheit; Mehrheitsprinzip, Situationsethik; biologische Weiterentwicklung aus einfachen Strukturen; er ist von Natur aus gut; die Umwelt verdirbt ihn (J.J. Rousseau)

Biblisch-christliches Menschenbild: Mensch ist geliebtes Geschöpf; Rechenschaft und Verantwortung; Bibel ist absolute und objektive Wahrheit; geliebtes, aber gefallenes Geschöpf; existenziell in Sünde gefangen 1. Mose 8, 21; Psalm 51, 7; Römer 3, 23

Mein Menschenbild prägt automatisch mein Erziehungsmodell!

Entwicklungsanalyse nach Günter Henning:

68’ziger Generation: die „skeptische Generation“, kritisch, revolutionär Kinder von Marx und Coca Cola (30 Jahre später hat Marx keine Chance mehr gegen die Konkurrenz der Konsumartikel)

70’ziger Generation: die „angepasste Generation“ verunsichert durch hohe Arbeitslosigkeit, verzichtete auf Hippie-Look der Vorgänger

80’ziger Generation: die „verwöhnte Generation“, über „Null-Bock“, „No future“ zu „Karriere-Typen“ - Einstellung: „Ich will alles, und das sofort!“

90’ziger Generation: die „Luxus-Generation“ - eine Generation, die in Wohlstand und Überfluss aufgewachsen ist und nicht mehr gelernt hat, Lasten zu tragen.

Bei vielen Kindern und Jugendlichen ist heute ein starkes Wunsch-sofort-Befriedigungsbedürfnis zu beobachten. Sie sind immer mehr vom „Lustprinzip“ geprägt. Was sie wünschen, müssen sie haben, und zwar möglichst rasch und ohne großen Aufwand. Die Spannung von Wunschentstehung bis zur Wunscherfüllung kann kaum noch ausgehalten werden. Diese Mentalität wird hauptsächlich im Elternhaus gezüchtet. In der Überflussgesellschaft werden Wünsche kaum noch versagt. Viele Eltern sind durch die antiautoritäre Welle zutiefst verunsichert. Und weil die meisten von ihnen dem Rat gottloser Psychologen und Soziologen mehr vertrauen als der gesunden Lehre der Heiligen Schrift, sind sie einer „Verwöhnungspädagogik“ zum Opfer gefallen!

III. Biblische Pädagogik

Was heißt „Pädagogik“? Gr.: pais = das Kind ago = führen, treiben Kinderführung

Was heißt „Biblische Pädagogik“? Erziehung nach den Prinzipien der Bibel. Die Bibel ist in Erziehungsfragen kompetent. Sie enthält von Anfang bis Ende Erziehungsprinzipien.

Der Schöpfergott wird zugleich als Vater seiner geistlichen Kinder dargestellt. Diese geistlichen Erziehungsprinzipien sind übertragbar auf unser Familienleben. So wie Gott mit uns als seinen geistlichen Kindern umgeht, so sollen wir mit unseren leiblichen Kindern umgehen. B. Auch zum direkten Umgang zwischen Eltern und Kindern hat die Bibel im AT und NT eine Menge zu sagen.

Ziele für Geist, Seele und Leib Lukas 2, 52 - in Liebe und Wahrheit

Weg (Ausgewogenheit)- durch Unterweisung und Regeln Johannes 1, 14 - mit Konsequenz und Disziplin

Ausgangsposition - ein geliebtes Geschöpf Gottes Römer 3, 23 - ein gefallener Sünder (ein Nachkomme Adams)

Christliche Erziehungsziele

1. Schulung eines christlichen Charakters

Belastbarkeit: (Klagelieder 3, 27 - ein angemessenes Joch) Die Bibel lehrt uns, dass wir unsere Kinder belastbar machen sollen. „Gut ist es für den Mann, wenn er das Joch in seiner Jugend trägt.“ Wenn wir unsere Kinder verwöhnen, werden sie lebensuntüchtig. Solche Kinder wachsen mit einem tiefen Gefühl der Unsicherheit auf. Nicht selten flüchten sie später in Alkohol oder Drogen. Ein paar Jahre Strenge hätten ihnen den Rest ihres Lebens ganz bestimmt viel einfacher gemacht (natürlich im ausgewogenen Verhältnis zur Liebe)! Solche Kinder entfremden sich auch sehr leicht ihren Eltern. Jene dachten, sie würden die Liebe ihrer Kinder auf Dauer gewinnen, wenn sie sie niemals bestraften. Aber das Gegenteil ist oft der Fall. Verwöhnte Kinder spucken ihren Eltern später auf den Kopf! zwei mahnende Bibelstellen: 1. Samuel 2, 24 (Elis Söhne) Sprüche 29, 21

Gehorsam: (Kolosser 3, 20) Kinder, die Zuhause nicht für Ungehorsam bestraft werden, entwickeln auch gegen andere Autoritäten Rebellion. Vielleicht zuerst gegen Lehrer, Vorgesetzte und Behörden - unter Umständen aber auch gegen verantwortliche Leiter der Gemeinde und - was am schlimmsten ist - gegen Gott selbst. Das Ergebnis ist eine negative Grundeinstellung zu Bibel und Glauben. William MacDonald schreibt in einer Andacht: „Eltern, die dem Eigenwillen ihres Kindes nicht frühzeitig durch angemessene Strafen Einhalt gebieten, erschweren es ihrem Kind, den Weg zur Errettung zu finden. Denn zur Bekehrung gehört die Aufgabe des Eigenwillens, der gegen Gottes Herrschaft aufbegehrt“ (Licht für den Weg, S.266 unten). Und Susannah Wesley, Mutter von John Wesley und weiterer 18 leiblicher Kinder, hat gesagt: „Eltern, die sich bemühen, den Eigenwillen ihres Kindes zu unterdrücken, arbeiten mit Gott zusammen an der Errettung ihres Kindes. Doch Eltern, die ihre Sprösslinge gewähren lassen, tun damit die Arbeit des Teufels, machen die Religion undurchführbar, die Errettung unerreichbar, und tun alles, um ihr Kind mit Leib und Seele für immer zu verdammen.“

2. Unterweisung im Wort Gottes (2. Timotheus 3, 14-15a) a) Babies und Kleinkinder b) Vorschüler c) Schulkinder

3. Hinführung zur Bekehrung (2. Timotheus 3, 15) a) Es gibt echte Kinderbekehrungen (Matthäus 18, 14)! Ich glaube an echte Kinderbekehrungen - glaubst Du es auch? 86 % aller Gläubigen bekehren sich bis zum 14. Lebensjahr! Das Herz eines Kindes ist wie Wachs; alles hinterlässt seinen Abdruck. Junge Kinderseelen sind sehr aufnahmefähig für das Göttliche; darum sollten sie im Elternhaus einen fröhlichen persönlichen Umgang mit Jesus und mit der Bibel erleben. Martin Luther hat einmal gesagt: “Eine Kinderseele ist wie ein Fass, das man füllt. Es riecht immer nach dem ersten Inhalt, der hineingetan ist, und man muss ihm große Pein antun, es ausräuchern und ausschwefeln, wenn man den ersten Geruch herausbringen will.” b) Kinder werden auf der gleichen Grundlage wie Erwachsene gerettet (Epheser 2, 8)! c) Vorsicht vor Knospenfrevel! - das Kind sollte selbst kommen - kein Aufruf in der Gruppe - auf gründliche Sündenerkenntnis achten d) Was ist mit “Mehrmals-Bekehrungen”? (Sr. Doris) - kann der Wunsch sein, Schönes zu wiederholen - meistens aus Mangel an Belehrung Fazit: Das Wort Gottes und den HErrn Jesus liebmachen, Sünde und Böses anprangern, aber auf das Wirken des Heiligen Geistes warten!

4. Bewahrung vor der Welt (1. Johannes 2, 12-17)

5. Dienst für den HERRN (Psalm 100, 2; 1. Thessalonicher 1, 9-10) Das ist eine Frage an uns Eltern: welchen Geruch, welche Prägung bekommen unsere Kinder Zuhause mit in ihr Leben? Glaubt mir, wir werden ihnen nichts vormachen können. Sie werden es herausfinden, was uns wirklich wichtig ist. Sie werden es erkennen, ob Jesus Christus wirklich unser Leben ist, oder ob uns doch der Beruf, die Karriere, das Hobby oder das Geld wichtiger sind. Sie werden es uns abspüren, ob wir’s wahrhaben wollen oder nicht. Dennoch: Wir haben’s nie in der Hand! Trotz uns…!

Der Weg zum Ziel

Johannes 1, 14 Ausgewogenheit Römer 8, 29

  • in Liebe und Wahrheit
  • durch Unterweisung und Regeln
  • mit Konsequenz und Disziplin

Schluss

  1. Sei, was deine Kinder werden sollen!
  2. Tue, was deine Kinder tun sollen!
  3. Unterlasse, was deine Kinder unterlassen sollen!

Darum lasst uns doch - das will ich zum Schluss noch sagen - die Kinder unter uns noch wichtiger nehmen. Es ist nicht der Wille unseres Vaters im Himmel, dass eines dieser Kleinen verloren gehe. Jesus sagte: „Lasst die Kinder, und wehrt ihnen nicht zu mir zu kommen, denn solcher ist das Reich der Himmel.“ Und wir, denen Kinder in der Familie anvertraut sind, wir wollen unsere Verantwortung noch ernster nehmen und noch inbrünstiger flehen um die Seelen unserer Nachkommen; damit wir einmal vor dem Thron Gottes sagen können wie der Prophet Jesaja: „Hier bin ich und die Kinder, die du mir gegeben hast.“