Die Last der Dunkelheit im Leben junger Menschen
Aus Johannes 8,12: Und Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis bleiben, sondern das Licht des Lebens haben.
Ich denke heute Abend daran, wie viele Menschen in dieser Stadt einsam und verzweifelt sind. Darunter sind erstaunlich viele junge Leute, die von Ängsten eingeschnürt sind. Sie sind niedergedrückt von den schweren und harten Anforderungen, die an sie gestellt werden. Sie wissen nicht mehr weiter, das Leben ist ihnen längst zu einer schweren Last geworden.
Jeden Morgen sehen sie erneut diesen hohen und steilen Berg, den sie erklimmen müssen. Es sind viele Anforderungen an sie gestellt, und sie wissen ganz genau: „Das schaffe ich nicht. Da komme ich nicht hoch.“ Oft sind sie schon heruntergerutscht, abgerutscht, haben es aber immer wieder mit Energie und Zähigkeit versucht. Das hat sie müde, hart und verbittert gemacht.
Immer wieder, wenn ich mit jungen Leuten zusammenkomme und das spüre, fühle ich mich so hilflos. Ich möchte ihnen zeigen, dass ich sie verstehe und mitfühlen kann. Ich möchte ihnen Aufmunterung geben, den Arm um die Schulter legen und neue Ermutigung schenken. Ich möchte sagen: „Mann, Kopf hoch, lass dich nicht unterkriegen, komm, es ist nicht so schlimm.“
Doch ich merke, das sind nur Sprüche, und sie helfen nicht. Es ist eine gemeine Verführung, wenn wir so reden und sagen: „Reiß dich zusammen, das wird doch besser.“ Wer weiß denn, ob es wirklich besser wird?
Jesus als Licht in der Dunkelheit
Und dann erinnern wir uns: Wir haben hier jungen Menschen etwas Wichtiges zu sagen, wenn wir von Jesus reden. Er hat einen unerhörten Anspruch kundgetan: „Ich bin das Licht der Welt.“ Wenn er die Welt erleuchtet, dann muss er doch auch heute die Dunkelheit und die Traurigkeit junger Menschen erleuchten können.
Deshalb wollen wir sagen: Zeig doch mal, was du kannst! Da liegt doch das ganze Elend. Darum möchte ich zuerst davon sprechen: Jesus, mach deine Finsternis hell.
In unserer Welt gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, auf das wir alle trainiert, programmiert und erzogen sind. So sind wir alle ins Leben gestartet. Man hat uns eingetrichtert und immer wieder erzählt: Du musst gegen das Dunkel ankämpfen, du musst ringen, du musst siegen! Dabei wird kaum ernst genommen, dass die Finsternis oft stärker ist.
Ich sehe in unseren Tagen, wie viele junge Leute von solchen Kampfparolen angezogen werden. Da wird gesagt: Rottet euch zusammen, dann geht noch einmal los und kämpft für die neue Welt, damit endlich das Licht siegt. Es muss hell werden! Zerschlagt das Dunkle, das Gemeine, das Böse, das Unheimliche!
Ich bin froh, dass Jesus nie so gesprochen hat. Er hat nie die Menschenmassen hinter sich versammelt und nie die Leute die Fäuste ballen lassen. Er hat nie angeklagt oder angeprangert: „Da ist das!“ Jesus hat immer, wenn er mit Menschen sprach – auch mit denen, die unter die Räder der Zeit gekommen sind – mit Hartnäckigkeit davon gesprochen, dass die Finsternis längst tief in uns selbst sitzt.
Und da quillt sie heraus: all das Gemeine, das Unrecht und das Böse. Ja, aber was soll das jetzt? Wenn Jesus nicht mehr hat, kann er uns denn nicht mehr vom Licht sagen?
Er hat mit jedem Menschen davon gesprochen: In dir kann alles Licht werden. So dunkel das Leben auch geprägt ist von dem Unheimlichen, Bösen und Gemeinen – darum hat er die Liebe Gottes bezeugt, die jedem Menschen gilt.
Darum hat Jesus die Sünde bei uns immer wieder beim Namen genannt, damit es endlich in uns zu einer Scheidung kommt – damit das Licht Gottes wieder durchbrechen kann. In uns, die wir Bilder Gottes sein sollen. Das ist so ein großes Programm Gottes gewesen: dass es Licht werde in unserem Leben. Er hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben.
Kann Jesus dein Leben heute Abend hell und licht machen? Dass du heute Abend alles Dunkle, alles Gemeine und Gottwidrige ihm zu Füßen legst und die Vergebung Jesu darüber breitest? Dass dein ganzes Leben durchzogen ist von der Freude: Ich gehöre dem ewigen Gott!
Das ist so groß, wenn Jesus von der Umkehr sprach, dass das Vaterherz Gottes offensteht, dass Menschen in dieser Welt kommen und es Licht in ihren Herzen wird.
Er macht meine Finsternis Licht. Auch wenn ich allein stehe, auch wenn alle gegen mich sind, auch wenn ich unter die Räder gekommen bin – er macht meine Finsternis Licht.
Indem er das immer und immer wieder gesagt hat: Für dich bin ich in den Tod gegangen, damit ich niemand mehr aus der Hand Gottes reißen kann.
Den Weg mit Jesus durch die Dunkelheit gehen
Jetzt möchte ich noch einen zweiten Gedanken ansprechen. Das erste ist: Er macht deine Finsternis zum Licht. Geh den Weg mit Jesus durch die Nacht.
Nun interessiert uns das Brennen: Was wird denn eigentlich aus unserer Welt? Irgendwie muss die Welt doch verändert werden. Wir wollen nicht stillschweigend dastehen, sondern in das Unrecht und das Dunkle der Welt hineinbrechen. Aber wie?
Ich bin so froh, dass Jesus dieses Wort fortgesetzt hat: Ich bin das Licht der Welt. Er leuchtet immer hinein in das Innerste der Menschen. Dann spricht er davon: Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis bleiben, sondern wird das Licht des Lebens haben. Und er hat es ja vorgelebt.
Sein Leben war dicht gedrängt und voll mit all den unheimlichen Dingen: wie sie gegen Jesus geschrien haben, wie sie ihn verleumdet, verraten und sitzen gelassen haben. Wie die dunklen Wolken sich zusammenzogen dort, wo man ihn hinrichtete, draußen am Kreuz.
Ich treffe immer wieder Leute, die in Gesprächen sagen: „Sagen Sie mal, wo ist denn eigentlich Ihr Gott in dieser Welt? Ich sehe da gar nichts davon. In dieser Welt, in meinem Leben ist es so dunkel, so unheimlich und so böse.“
Ich finde es gut, wenn Menschen das sagen. Dann können wir sie darauf hinweisen und sagen: Jesus hat uns nie im Zweifel darüber gelassen, dass diese Welt bis zum letzten Tag vor der Wiederkunft Jesu eine erlösungsbedürftige Welt ist.
Ich halte nichts von diesen Träumen, die uns heute das ewige Friedensreich auf Erden versprechen – obwohl wir uns über allerhand Fortschritte freuen, die geschehen. Jesus hat so deutlich gezeigt, dass er seine Leute mitten in das Dunkel unserer Zeit hineinführt. Und dann bleibt es so unheimlich.
Jesus schickt uns heute Abend also wieder los, in dieser Woche. Ja, wenn es nur in deinem Leben Licht ist, wenn Gott mit seinem ganzen hellen Schein bei dir hineinleuchten kann, dann kann dich das Dunkle von allen Seiten umgeben.
Manche von euch sind hineingestellt in einen harten Kampf, in Versuchungen. Das ist eine Ermutigung: Jesus ist dir vorangegangen. Er hat immer wieder seine Jünger ermuntert und ermahnt: „Wacht und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt.“
Du kannst in deinem Christenleben nur bestehen, wenn du dich ganz fest an Jesus hältst. Ohne Beten bist du schon unterlegen. Du musst schreien: „Jesus, lass mich ein Licht sein in der Welt, scheine du durch mich hindurch!“
Dann gibt es Stunden bei uns, morgen und übermorgen, wo wir das alles auf die Seite werfen wollen und sagen: „Jesus, ich will nicht mehr. Bei mir kommt all das Dunkle wieder heraus. Ich bin auch nicht besser als die anderen. Lass mich auf der Seite liegen, ich will nicht mehr. Bei mir ist das doch eine heimliche Brücke hinüber zu dieser dunklen Welt. Ich kann das gar nicht trennen.“
Du? Dann bitte ich dich: Schau auf das Kreuz Jesu! Dort wird es hell! Nur dort, wo Jesus dir sagt: „Ich habe alle deine Dunkelheit getragen, alle deine Dunkelheit!“ Nichts kann mehr dunkel sein, nichts kann mehr unheimlich sein.
Die Sache von gestern – ich will sie vergessen und wegwerfen, und keiner soll mehr davon anfangen. Ich gehöre Jesus, und er ruft mich in den Dienst, dass ich hineingehe.
Gemeinschaft und das Licht der Gemeinde
Und da ist noch etwas ganz Wichtiges: Wenn du durch die finstere Nacht dieser Welt gehst – und ich glaube, dass junge Leute sich heute darauf vorbereiten müssen, dass sie oft einsam sein werden – dann ist es ein großes Geschenk, Schwestern und Brüder zu haben, die Jesus liebhaben und dieselbe Erfahrung gemacht haben.
Er hat einen hellen Schein in mein Herz hineingegeben. Das sind Menschen, die auf die Stimme Jesu hören, die sich darum kümmern und sich gegenseitig fragen: „Wo ist denn der Weg Jesu heute, den wir gehen sollen?“ Da heißt es doch: „Wer mir nachfolgt.“ Ich möchte nicht meinen eigenen Weg gehen, nicht nach meinem Kopf, meinen Ideen oder meinen Gedanken. Hilf mir, dass ich dem Weg Jesu folge.
Das sind diese herrlichen Orte in der Welt, wo sich das Volk Gottes trifft. Im Johannesbrief gibt es ein wunderbares Wort von der Gemeinschaft der Christen, wo sich ein paar versammeln – ob zwei oder drei in einem Bibelkreis. Du bist nicht allein, du schaffst das gar nicht alleine. Du brauchst solche, die dir im Glauben zur Seite stehen und dich stärken.
Dieses Licht soll in die dunkle Welt hineinleuchten. Davon spricht Johannes im Johannesbrief: Es ist das Licht der Gemeinde, nicht mein eigenes Licht und nicht mein eigenes Leuchten, sondern der Lichtschein der Gegenwart Jesu in dieser dunklen Welt. Genau das ist es, was Menschen anzieht, die heute suchen, die verzweifelt und müde sind.
Gottes Licht als Quelle des Lebens
In der Bibel gibt es große Worte darüber, was Gott uns schenken will. Dort steht, dass er die Quelle und das Licht des Lebens ist. Es wird nicht hell in der Welt, wenn Gott nicht noch einmal in unser Leben hineinleuchtet und von dort aus in die Welt strahlt.
Wir ziehen durch die dunkle Nacht. Ich weiß nicht, was auf dich wartet. Ich erinnere mich, wie wir als junge Burschen einst in die Falkensteiner Höhle hineingegangen sind, mit unseren Stalllaternen in der Hand. Es war so unheimlich, weil die Dunkelheit immer stärker war als das Licht.
Manchmal meint man, das hat doch gar keinen Wert, wenn man um einen Menschen ringt, der gefangen ist in den Bindungen des Bösen. Es sieht so aus, als sei die Sache Jesu in unserer Zeit verloren.
Ich bin so froh, dass Jesus das klargestellt hat: Sein Licht, das er leuchten lässt – in seinem Wort, in seiner Gegenwart, in dir, wenn du ihn im Glauben ergreifst – ist viel stärker als alle Finsternis. Keine Dunkelheit kann es überwinden.
Gehe also fröhlich in die Nacht der Welt. Du stehst vielleicht allein draußen, aber lass das Licht, lass Jesus leuchten. Rede von ihm vor den Menschen, und du wirst erfahren, wie er mit seinem Licht viel stärker ist – sogar durch die Todesstunde hindurch.
Das kleine, schwache, zitternde Licht unseres Glaubens verlischt nicht, sondern leuchtet hindurch, bis wir einmal in der Ewigkeit im strahlenden, klaren Licht Jesu Christi stehen.
Auf diesen Tag dürfen wir uns freuen. Ich darf dich nur bitten: Lass dieses Licht Jesu in dein Leben hineinleuchten, denn dein Weg wird hell, wenn du mit Jesus gehst! Amen!