Einführung in die Abraham-Geschichte und Gottes Ruf
Wir wollen heute mit einer Predigtreihe über das Leben Abrahams beginnen. Starten wollen wir mit 1. Mose 12, Verse 1 bis 3.
Und der Herr sprach zu Abram: „Gehe aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen will. Ich will dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und dir einen großen Namen geben, so dass du ein Segen sein wirst. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen. Und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“
Herr, mach auch aus unserem Leben deine Segensgeschichte. Amen.
Normalerweise verlaufen solche Geschichten ganz anders. Ich erinnere mich, wie ich einmal mit einem jungen Mann aus unserer Jugendgruppe sprach. Ich hatte ihn einige Zeit beobachtet und wagte es dann, ihn nach einer Veranstaltung anzusprechen. Ich fragte ihn: „Wie kommst du eigentlich in deinem Leben mit Gott zurecht?“
Er schaute mich an, unsicher, ob er auspacken durfte, wie es ihm ums Herz war. Schließlich sagte er: „Ich brauche doch Gott gar nicht. Ich komme ganz gut allein zurecht.“
Vor mir stand ein sportlicher junger Mann, ein Überflieger, dem in der Schule alles zufiel. Er fügte hinzu: „Vielleicht rede ich mal anders, wenn ich alt bin oder krank werde oder wenn sonst ein Problem auftaucht. Aber Sie verstehen das sicher. Ich brauche das eigentlich nicht.“
Ich hörte zu, doch für mich war das nicht richtig. Ich freute mich, dass ein junger Mann den Mut hatte, das auszusprechen, was jeder von uns schon gedacht hat: Wo brauche ich denn Gott?
Wir haben uns unsere Lebensziele gesteckt, unsere Wünsche und Sehnsüchte. Wir haben unseren Willen und gehen entschlossen alles an. Sicher, hier und da brauchen wir noch Gottes Unterstützung, wenn es nur die Absicherung ist, dass wir ihn bitten, uns zu bewahren und zu behüten.
Bei Abraham war es jedoch völlig anders.
Gottes Ruf als bezwingendes Befehlswort
Gott sprach zu Abraham – das war das Erste. Es begann einfach damit, dass Gott ihn anredete, ihn überraschte und vor sich stellte. Anders beginnt keine Geschichte mit Gott. Sie fängt nicht damit an, dass irgendeiner etwas von Gott will, sondern dass Gott etwas von uns will. Gott stellt uns zur Rede, ruft uns und fragt uns.
Das heutige Thema lautet: Wie erkennt man Gottes Ruf? Zuerst ist es ein bezwingendes Befehlswort.
Ich möchte zunächst noch ein wenig bei Abraham verweilen, der in Ur in Chaldäa lebte. Er war damals jung verheiratet und führte eine glückliche Ehe. Abraham lebte in seinem Beruf und ging in seinen Aufgaben auf. Wenn Sie mich fragen, glaube ich, Abraham fehlte nichts. Er war glücklich und zufrieden. Natürlich hatte er auch seinen täglichen Ärger, Sorgen und Arbeit – nicht alles lief leicht von der Hand. Doch dann sprach Gott. Und das Besondere daran ist: Wenn Gott redet, sind es nicht einfach nur Worte, die an uns erklingen.
In der Bibel steht: „Und der Herr sprach.“ Woran erkennt man das? Plötzlich versteht man, dass es nur einen gibt, der Autorität über das eigene Leben hat. Nicht ich selbst, sondern der ewige und heilige Gott, vor dem ich stehe. Dieses Wort, das Gott spricht, trifft die Existenz Abrahams, sein Wesen, seine Gedanken und seine Persönlichkeit.
Man sagt oft, man würde gerne die Stimme Gottes hören. Ich sage Ihnen: Es gibt keinen hier, zu dem Gott nicht so gesprochen hat. Er hat jeden tief im Herzen und Gewissen getroffen. Oft waren es äußere Umstände, in denen wir plötzlich begriffen: Was ist das in meinem Leben? Ich bin wie eine verwelkende Blume, über die der Wind hinweggeht, und dann ist mein Leben ausgelöscht. Doch Gott ruft mich.
Neulich bei der Konfirmation dachte ich, unsere Konfirmanden ahnen etwas von Gottes Reden. Es kann sein, dass man sich dagegen schützt, es abwehrt und sagt: „Ich will nichts davon, ich will das nicht gelten lassen.“ Nicht, weil man Gott nicht hört oder das bezwingende Befehlswort Gottes nicht wahrnimmt, sondern weil es immer eine Frage des Gehorsams ist. Will ich hören? Will ich tun? Will ich Gott Raum in meinem Leben geben oder möchte ich über mein Leben selbst bestimmen?
Heute wird es sicher wenige geben, die Gott leugnen – das wäre töricht. Wer will schon leugnen, dass es einen Gott gibt? Doch bis weit hinein in unser christliches Leben verschließen wir uns diesem bezwingenden Befehlswort Gottes. Das ist eine Tatsache. Wir wollen ihm nicht gehorchen und ihm nicht folgen.
Als Gott zu Abraham sagte: „Gehe aus, lass los, verlasse deine Freundschaft“, war dieses Wort weder einleuchtend noch verständlich. Es war nicht klar, was Gott damit wollte und warum es gerade an Abraham gerichtet war. Vielleicht ist es auch so, wenn Gott zu uns redet, dass wir nicht wissen, was das soll. Wir sind beunruhigt und fragen uns.
Es ist nie so, dass wir das Wort Gottes, das wir in der Bibel hören, sofort verstehen und begreifen. Oft gellen uns die Ohren von dem, was wir hören. Doch so war es immer: Gott nahm einen Abraham heraus, und damit begann die Geschichte Gottes mit einem Menschen. Er führte ihn in die Stille. „Höre, was ich dir sagen will!“ Er machte Abraham ganz einsam. Lass deine Freunde, deinen Beruf, deine Aufgaben, Ziele und Verpflichtungen zurück.
Auch heute, an diesem Dreieinigkeitsfest, spricht Gott nicht anders als zu Abraham: „Ich bin der Herr, dein Gott!“ Ich wollte in diesem Gottesdienst, dass Sie plötzlich merken, dass das, was Sie bisher beschäftigt hat – Geldfragen, Wirtschaftsprobleme, Zweifel, Nöte und Gedanken – nicht das ist, was Gott will. Gott will zuerst mit mir darüber reden, wer in meinem Leben das Sagen hat, wer bestimmen soll.
Gottes Geschichte beginnt mit dem Hören und Gehorchen
Das Kapitel davor erzählt, wie die große Völkerwelt entsteht und wie sie in Babel ein Bauwerk des rasanten technischen Fortschritts errichten. Sie wollen sich einen Namen machen, der über alle Namen ist. Doch dann zerfallen sie in ihre Sprachen, verstehen einander nicht mehr, und Gott wendet sich von der Völkerwelt ab.
Das mag auch in unseren Tagen geschehen. Diese Welt hat viele große Errungenschaften und Leistungen vorzuweisen. Doch die Gottesgeschichte beginnt dort, wo ein Mensch zu hören beginnt. Er sagt: „Ich will hören, wie ein Jünger hört. Herr, mein Gott, was hast du mir zu sagen? Ich will nur hören, was du heute mir befiehlst. Ich will still sein und auf dein Wort lauschen und zur Verfügung stehen für dich.“
Wenn man etwas an Abraham rühmen kann, dann ist es genau das: Er war jemand, der hört und sich unter die Autorität des lebendigen, ewigen Gottes beugt. Vergleicht man das heute mit unserer Christenheit, mit unserem eigenen billigen Christentum voller Sprüche und frommer Worte, muss man sich fragen: Was ist das bei uns heute? Wir reden so viel, reden und reden, sind aber doch allein mit unseren Problemen. Wir legen sie Gott vor und sagen: „Herr, dies und jenes verstehe ich nicht.“ Doch es fehlt das eine Wort.
Mich hat heute schon das Lied des Chores getroffen: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Wenn der Herr in meinem Leben die Autorität ist, wenn er gebietet und allein das Sagen hat, dann kann ich vertrauensvoll die Geschicke meines Lebens in seine Hand legen und unbesorgt sein.
Bezwungende Autorität, bezwingendes Befehlswort – wie erkennt man Gottes Ruf? Das erkennt man nicht an äußeren Dingen. Das kann beim Bibellesen oder beim Hören in einer Versammlung geschehen. Plötzlich merkt man: Das ist der Herr, der zu mir redet, der mich trifft, der mich sucht.
Jesus hat es auch genauso deutlich klargelegt: „Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst. Lass dein Ich zurück und komm, folge mir nach, geh mit mir!“ Zum Glauben führt kein anderer Weg, als dass man Gott die Ehre gibt und mit einem gehorsamen Herzen hört, wie ein Jünger hört: „Folge mir nach!“
Gottes Angebot übersteigt menschliches Verständnis
Etwas Zweites, woran man den Ruf Gottes erkennt, ist mehr als wir begreifen und verstehen. Ja, es ist das, was Gott anbietet. Vielleicht ist das ein besonderes Missverständnis unserer Tage: Wir leben alle so ich-bezogen. Wenn wir anfangen, vom Glauben zu reden, dann beginnen wir immer mit „Ich stelle mir vor“, „Ich meine“, „Meine Gedanken“, „Ich fühle“ und „Ich denke“.
Gar nicht wichtig ist, was ich meine. Wichtig ist, was Gott meint. Wer sind wir? Daher redet Gott! Und vergleichen Sie das noch einmal an Abraham. Wer war er denn? Ein kleiner Beduinenscheich! Er war nicht der große Architekt des Bauwerks von Babel, er war nicht der Bauingenieur, der das mit seinen mathematischen Formeln durchrechnen konnte. Er war Viehzüchter. Und doch wurde er zum Vater aller Glaubenden, zu einem Vorbild durch die Jahrtausende für viele.
Gott sagt zu Abraham: „Ich will dir einen großen Namen machen.“ Nun sagen wir so bescheiden: Wir wollen ja gar nichts Großes. Doch Gott will etwas Großes aus unserem Leben machen. Keiner soll ein Unbedeutender bleiben. Gott hat einen Plan. Unser Leben ist kostbar, wertvoll und wichtig. Jeder wird von Gott für würdig angesehen, dass Gott etwas Großes aus ihm machen will. Darum bietet Gott Abraham Großes an: „Ich will etwas aus deinem Leben machen.“
Wir haben ja am kommenden Donnerstag die Ludwig-Hofacker-Konferenz mit dem Thema „Jesus nachfolgen“. Ich weiß nicht, ob das dann wirklich gelingt – wir hören ja alle so schwer. Aber darum soll uns das jetzt schon zur Einstimmung wichtig werden. Gerade wenn wir den Weg mit Jesus gehen, denken wir an die vielen Opfer, an den Verzicht. Da muss man Liebgewonnenes aufgeben, da muss man sündige Neigungen loslassen, und da muss man mit Jesus den engen Weg gehen, durch die enge Pforte hindurch.
So hat sich das Bild immer wieder bei uns festgesetzt, als ob das ein armer Weg wäre, ein Weg des Verzichts, ein Asketenweg. „Ach, die anderen Menschen, die ohne Gott leben, die haben doch die Fülle. Und die armen Leute, die mit Jesus gehen, die gehen den mickrigen, kleinen Weg.“ Doch genau das Gegenteil ist richtig.
Wer mit Jesus geht, hat doch das Leben, das es mit nichts aufzuwiegen gibt. Das war ein zweiter Punkt: Das, was Gott anbietet, ist viel, viel größer als das, was die Welt bieten kann. Wo wollen Sie das denn je noch finden können in der Welt? Und wenn Sie die ganzen Karriereleitern erklimmen, wenn Sie den Ruhm der Menschen der Welt hätten, ist das doch nicht aufzuwiegen mit allem, was die Welt bieten kann.
Wenn Gott einem Abraham sagt: „Ich will mit dir sein“, dann ist das eine Willenserklärung Gottes: „Ich will mit dir sein.“
Gottes Gegenwart als Lebensquelle
Es mag sein, dass es uns, bevor wir Gott kennen, noch kein erstrebenswertes Ziel ist. Wir haben Furcht vor Gott, verstecken uns vor ihm und laufen vor ihm weg. Doch wenn wir einmal in seine Vatergüte hineingeblickt und seine überwältigende Freundlichkeit erfahren haben, wissen wir, was es bedeutet, wenn Gott in das Leben eines kleinen Beduinenscheichs eintritt.
Wenn Gott unser Leben benutzt – sei es bei unseren jungen Leuten, die zur Schule gehen oder an der Universität sind, bei uns Müttern oder bei ihnen im Beruf, wo immer sie stehen – dann sagt Gott: „Ich will mit dir sein.“ Nicht nur als Schutz vor Gefahr, sondern auch in den schwierigen Gesprächen, die du führst, in deinen Berufsentscheidungen. Ich will mit dir sein in deinen Gedanken, in deinem Leben.
Wenn Abraham damals all das aufgab, was er in Ur in Chaldäa hatte – seine Familie, seine Freundschaften, seinen Bekanntenkreis, sein Haus und sein Bürgerrecht –, war das damals sehr viel. Er wurde danach ein heimatloser Ausländer. Dennoch warf er all das in die Waagschale.
Hat es ihn je gereut? Hat es ihn je gereut, dass er das eine gewählt hat? „Ich will mit dir sein“, spricht der Herr. Ich will mein Leben an Gott binden.
Gottes Wille als Lebensbestimmung
Und Gott hat einen Willen. Das wird heute in unserer christlichen Verkündigung oft so primitiv dargestellt und stark verkürzt. Ich fühle mich da auch immer wieder schuldig, weil wir das Christentum so verkündigen, wie es den Menschen süffig eingeht.
Menschen sagen dann vielleicht: „Ja, ich will auch offen sein für Gott, ich will etwas akzeptieren.“ Aber ich habe das Glück nur, wenn ich meinen eigenen Willen vom Willen Gottes kreuzigen lasse. Gott hat einen heiligen Willen. Nur wenn der Wille Gottes mein Leben bestimmt und ich mich bedingungslos unterordnen kann, erfahre ich Freude.
Das hat zum Beispiel Abraham frei gemacht. Er war nicht mehr abhängig vom Urteil der Leute. Was andere zu ihm sagten oder meinten, war für ihn nicht entscheidend. Er hat königlich frei gelebt, nur gefragt: „Herr, was willst du?“ Er konnte auf die Befehle Gottes warten und hatte die Führung Gottes. Er ging seinen Weg geradeaus und blickte nicht zurück.
Auch bei der Nachfolge Jesu ist es wichtig, nicht zurückzuschauen und sich zu fragen, wie es früher war. Er weiß: „Jetzt habe ich einen Weg gewählt, der mich reich macht.“
Vor einigen Jahren hatten wir hier in Stuttgart eine große Jugendversammlung. Damals sprach Evangelist Paul Walter Schäfer. Mich hat in der ganzen Versammlung ein Wort besonders getroffen. Paul Walter Schäfer sagte offen: „Ich habe zehn Jahre meines Lebens vergeudet.“
Das war der Moment, in dem ich zum ersten Mal begriff, dass Gott mich ruft. Doch ich sagte erst zehn Jahre später „Ja“. Diese zehn Jahre sind mir heute so bitter, weil sie leer und vergeudet waren. Als junger Mensch lief er dem nach, was ihm wichtig war: seinen Wünschen, Launen und Begierden.
Bis er merkte: Es gibt nur eins, was wirklich lohnend ist – wenn der Wille Gottes mich bestimmt. Wenn Sie jetzt über alle Ihre Entscheidungen sagen: „Herr, du sollst mich regieren, du sollst mich bestimmen. Dein Wille ist der Beste. Ich will nicht mehr mir selbst gehören, ich will mich dir verschreiben.“
Das geschieht nicht, weil Sie ein Opfer bringen, sondern weil es Sie glücklich macht. Wie könnten Sie anders glücklich werden als in deinem Willen? „Dein Wille geschehe, Herr.“
Fester Glaube und Gottes Segen
Er steht auf festem Grund, er steht auf festem Grund. Wie doch in unseren Tagen ist das Kennzeichen, dass die meisten Leute sagen, sie seien im Glauben eigentlich schwankend, seien nicht so sicher, sie stehen im Zweifel. Wer kennt das nicht? Wir stehen alle im Zweifel, wir sind Tag für Tag angefochten.
Das kommt daher, dass wir mit unseren Gedanken wenig erfassen können. Uns hat noch nie ein Mensch gegeben, der die Dreieinigkeit Gottes mit seinen Gedanken und mit seiner Philosophie hat begreifen können. Wie sollen wir Menschen das mit dem kleinen Hirn schaffen? Unser Glaube wäre auf Sand gebaut, wenn er nur auf unsere Glaubensüberlegungen zurückgehen würde. Aber es war ja bei Abraham völlig anders.
Ich mache gerade auch weiter, wo er dem Willen Gottes verschreibt, und dann sagt Gott: „Ich will dich segnen.“ Ich will dich segnen – was heißt denn Segen? Wir wissen das ja nicht mehr so richtig, weil wir es inflationär missbrauchen mit herzlichen Segenswünschen, und überall wird das mit dem Segen so belanglos gemacht.
Das heißt doch, dass Gott einen groß macht, einen preisen will. Dort ist ein namenloser Mensch. Abraham war einer unter vielen, herausgegriffen worden. Gott sagt: „Ich will dich groß machen, ich will dich segnen, ich will dich preisen.“ Wenn Gott solche Pläne über uns hat, fühle ich mich oft erinnert an den jungen Mann, der mir so freimütig sagt: „Ich brauche Gott nicht.“
Wir sind manchmal so arg, arg genügsam. Uns genügt unser kleines Leben: morgens zur Arbeit wetzen, Vesperbrot unterm Arm, abends heim, Fernseher an, Fußballspiel, und wieder heim, ins Bett und weiter, weiter. Was ist dein Leben? Und wenn Gott sagt: „Du, hör her, lass mich Herr deines Lebens sein. Ich will etwas aus dir machen, ich will dich segnen.“ Und dieser Segen ist dir auch.
Das sehen wir in der ganzen Abrahamsgeschichte, die wir noch verfolgen werden – etwas Fassbares. Er zieht durch diese karge Steppenwüste, die gestern wieder Temperaturen von weit über 44 Grad hatte, und zieht hindurch als einer, der doch nie Mangel an Wasser hat. Weil der Herr da ist, der ihn segnet, dessen Herden wachsen, obwohl eigentlich gar keine grünen Pflanzen da sind.
Der Herr ist da, der segnet. Der Herr ist da, der ihm aushilft in aller Not. Der Herr ist da, der segnet. Wir brauchen doch keine materiellen Güter. Dass wir alle auch so angesteckt sind in diesen Zeiten, als ob es nur um Gesundheit und um mehr Geld ging und um mehr – wir brauchen die segnenden Hände Gottes.
Da war es nachher ein Nachfahre Abrahams, der wegen einer Schüssel Suppe den Segen verspielte. Und es mag sein, dass heute einer im Gottesdienst sitzt, der nur wegen einer sündigen Liebesbeziehung den Segen Gottes verliert, wegen unrechtem Geld in seiner Tasche den Segen Gottes verspielt, der wegen eines Streits, in dem er Recht behalten will, den Segen verspielt.
Ich möchte doch den Segen Gottes nicht verlieren. Wenn Gott in Abraham herausgreift: „Ich will dich segnen“, dann kommt doch alles darauf an, dieses Größte zu fassen. Lass dich segnen, und du sollst ein Segen sein, damit ich von diesem Segen weitergeben kann in eine fluchbeladene Welt, weitergeben kann zu Menschen, die mich hassen und die Böses über mich reden, dass ich weiter sagen kann von der Liebe und Güte Gottes und Menschen das spüren lassen kann.
Wie reich war dieser Abraham! Und das, was er damals ergriffen hat, hat ausgestrahlt in die Weite seines Lebens.
Entscheidung für Gott als Lebensweg
Was wäre gewesen, wenn Abraham damals alles auf die lange Bank geschoben hätte?
Es gibt eine lange Diskussion darüber, ob man in unserer Kirche zum Handeln aufrufen soll. Man muss zum Handeln aufrufen, weil Gott selbst zur Entscheidung ruft. Gott sagt: „Ich will“, und er ruft die Menschen: „Willst du?“
Abraham hatte die Wahl. Er konnte Nein sagen oder alles auf die lange Bank schieben. Aber er konnte auch sagen: „Ich will dich, Herr, und ich will mein Leben an dich binden. Du sollst mein Herr sein, mein Herr und mein Gott.“
Er entschied sich, sich ganz an Gott zu binden. Amen.