Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare. Schön, dass ihr wieder mit dabei seid. Ich bin Christian, und neben mir sitzt wie immer Jochen. Hallo!
Wir freuen uns, dass ihr euch mit uns Gedanken darüber macht, wie Alltagsmission praktisch werden kann. Auch heute liegt unser Fokus nicht nur auf Inspiration und Anregung, sondern darauf, wirklich in die Praxis zu gehen.
Was bedeutet das ganz konkret?
Ja, wenn wir uns im Alltag als Missionare bemühen, Menschen einen Schritt näher zu Jesus zu bringen, würden wir dir dabei gerne helfen. Gleichzeitig sind wir selbst Lernende, das sagen wir immer wieder.
In den vergangenen Folgen haben wir oft den Begriff „der Weg der kleinen Schritte“ erwähnt, Jochen. Darüber wollen wir heute sprechen.
Was meinen wir eigentlich, wenn wir vom Weg der kleinen Schritte sprechen? Dazu haben wir drei Punkte:
Erstens: Was ist der Weg der kleinen Schritte eigentlich? Was verstehen wir darunter?
Zweitens: Welche Einwände gibt es gegen den Weg der kleinen Schritte?
Drittens: Wie kann man als Alltagsmissionar ganz praktisch den Weg der kleinen Schritte leben und gehen?
Ja, wenn wir zum ersten Punkt kommen, Jochen: Was ist eigentlich mit dem Weg der kleinen Schritte gemeint? Wenn wir das immer wieder erwähnen, meinen wir damit, dass man nicht das ganze Evangelium auf einmal jemandem sagt. Aber findet man das eigentlich irgendwo in der Bibel? Wenn ich im Neuen Testament nachschaue, hat Paulus das nie so gesagt. Auch der Herr selbst hat nicht gesagt, man solle den Leuten nicht das ganze Evangelium auf einmal sagen. Wie kommen wir also darauf, uns das so anzumaßen, dass wir sagen, man müsse den Weg der kleinen Schritte gehen?
Der Begriff ist wohl eine kleine Erfindung von uns oder von anderen, die das vermutlich auch schon so gebraucht haben. In der Bibel kommt das so nicht vor. Aber in der Bibel werden in der Regel keine großen Sprünge gemacht. Wenn ich mal das Gegenbild nehme: Es ist niemand, der das ganze Evangelium mit allen Zusammenhängen auf einmal erklärt bekommt und sich dann von null auf hundert bekehrt. Fast überall werden einzelne Aspekte erwähnt.
Die Prediger und Gesprächsführenden im Neuen Testament machen uns den Weg der kleinen Schritte vor. Sie sagen nicht alles auf einmal, sondern immer nur den nächsten Schritt. Wenn man eine ausführliche Darstellung des Evangeliums wollte, müsste man in den Römerbrief schauen. Der ist erstens für Christen geschrieben und zweitens ziemlich lang. Dort merkt man schon, dass einige Schritte hintereinander gemacht werden. Am besten geht man diese sorgfältig und in kleinen Schritten, anstatt zu versuchen, über alles auf einmal zu springen.
Zudem haben wir beobachtet, dass die Menschen heute ziemlich weit weg sind und es eine große Distanz zu überwinden gibt. Diese Distanz macht man lieber in kleinen Etappen, als sich zu übernehmen und auf einmal den ganzen Weg gehen zu wollen – wenn wir bei dieser Metapher bleiben dürfen.
Man sieht auch im Neuen Testament, zum Beispiel in der Apostelgeschichte, wie unterschiedlich Petrus zu den Juden gepredigt hat und Paulus zu den Nichtjuden, den Heiden. Die Anknüpfungspunkte und das, was man voraussetzen konnte, waren ganz verschieden. Das meinen wir, wenn jemand einen gewissen Kenntnisstand hat. Es gibt ja auch die berühmte Skala, um einzuordnen, wo jemand steht.
Heute leben wir in einer sehr säkularisierten, nachchristlichen Welt – hier in Deutschland, in Europa. Viele Menschen haben kaum noch Vorwissen über den christlichen Glauben. Manche wissen nicht einmal, wer Jesus ist oder was die Bibel überhaupt ist. Wenn man dann versucht, diesen Menschen das Evangelium in fünf Minuten zu erklären, verstehen sie oft überhaupt nichts.
Nun gibt es ja doch Ansätze, die wir auch selbst haben. Zum Beispiel unsere Faltkarte, auf der das Evangelium in sechs oder acht Schritten erklärt wird. Oder hier die vier geistlichen Gesetze, die man ebenfalls kennt. Das sind eigentlich ganz praktische Tools, oder nicht? Diese kann man doch nutzen, um jemandem das Evangelium zu erklären. Warum sollte das jemand nicht verstehen können?
Natürlich wollen wir auch gar nichts gegen das Evangelium in vier Schritten sagen. Solche Schriften vertreiben wir selbst auch. Aber besser ist es, wenn ich diese Schritte im Hinterkopf habe und weiß, das ist ein Schritt und das ist ein weiterer Schritt. Statt im kurzen Gespräch alle Schritte zu nennen und zu erklären, nur um dann beim zweiten Schritt meinen Zuhörer zu verlieren. Dann hört er mir gar nicht mehr richtig zu. Er merkt nur, dass ich irgendwo hin will, wo er noch nicht hin will oder wo ich vielleicht noch nicht hin will.
Das ist eine kleine Beobachtung, die wir machen müssen. Heute Morgen habe ich Matthäus 9 aufgeschlagen und dort drei Begegnungen des Herrn gefunden. In keiner dieser Begegnungen findet man das vollständige Evangelium. Aber in jeder Begegnung gibt es Ansätze des Evangeliums, die die Menschen weiter zum Nachdenken anregen können.
In Matthäus 9, die ersten dreizehn Verse, begegnet Jesus Leuten in der Synagoge. Ein Gelähmter wird dort in ein Bett hineingebracht. Was ist die Botschaft des Evangeliums in diesem Abschnitt? Jesus, unser Herr, kann Sünden vergeben. Er vergibt sie dort, und als die Leute sagen, das kann ja jeder behaupten, beweist er mit einem Wunder, dass er tatsächlich Sünden vergeben kann. Das ist ein Teil des Evangeliums.
Bei den vier geistlichen Gesetzen zum Beispiel heißt es: Du musst wissen, dass du ein Sünder bist und dir vergeben werden kann. Aber das ist nicht alles. Wir lesen nicht, dass der Gelähmte hier zur Nachfolge gerufen wird. Auch lesen wir nichts grundsätzlich über die Liebe Gottes, die hier vielleicht ein wenig durchscheint. Vieles hätte man noch mehr sagen können.
Dann kommt das nächste Beispiel: Jesus begegnet Levi im Zollhaus. Levi sagt er nicht, du musst erst mal wiedergeboren werden oder Ähnliches. Er sagt einfach: Komm, folge mir nach. Das ist auch ein Schritt aus den geistlichen Gesetzen, die wir so formuliert haben. Lebensübergabe, Neuausrichtung des ganzen Lebens, das Alte vergessen und ein neues Leben führen – das steckt hier drin. Aber etwas von Sündenvergebung ist nicht erwähnt. Hat Levi keine Sündenvergebung nötig? Das war in diesem Moment nicht der Schritt, der hier dran war.
Zum Schluss noch die Begegnung mit den Pharisäern in Vers 13, die Jesus kritisieren. Er sagt: Ihr solltet lernen, was es heißt: Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer. Er geht nur auf dieses Prinzip ein. Eure Religiosität ist nur Formsache, ihr seid nicht wirklich von Herzen auf der Suche nach Gott. Als ob man durch Barmherzigkeit ewiges Leben bekommen könnte. Aber das war der nächste Schritt, den sie machen mussten.
So schaue ich in die Bibel hinein – das werden wir auch noch einmal im Nebenformat machen – und sehe, wie der Herr den Menschen immer den nächsten Schritt vorlegt. Denkt mal darüber nach: Eure Religiosität reicht nicht, das ist der richtige Schritt für die Pharisäer. Levi ist vielleicht schon weiter, komm, folge mir jetzt nach, gib alles weg. Und der Gelähmte, du fragst dich vielleicht, warum du gelähmt bist – vielleicht wegen der Sünde –, deine Sünden sind dir vergeben. Es geht sicherlich noch weiter.
Wenn ich das so sehe, dann ist es auch sehr individuell, wie der Herr hier dem Einzelnen in seiner Situation begegnet. Nicht immer nach Schema F das ganze Evangelium zu sagen und dann: Jetzt bekehr dich! Sondern einen Aspekt herauszugreifen, der für diese Person auf ganz besondere Weise groß wird in der Begegnung.
Was heißt das jetzt für uns? Für uns bedeutet das, dass wir dem Einzelnen als Alltagsmissionar individuell begegnen sollten. Zuerst gilt es zu verstehen: Wer ist eigentlich mein Gegenüber? Wo steht die Person? Wie sieht seine Lebenswelt aus? Wie ist seine Denkweise? Wo kann ich mit dem Evangelium ansetzen? Was sind seine Bedürfnisse, seine Wünsche, seine Träume?
Es geht nicht darum, einfach nach einem festen Schema vorzugehen und zu sagen: „Das sind die vier geistlichen Gesetze, und das sind die fünf Schritte, die du gehen musst.“ Man kann nicht eins zu eins übertragen, was bei einem funktioniert. Natürlich müssen wir die Schritte kennen. Wenn wir sie nicht kennen, können wir sie nicht weitergeben. Aber wir müssen sie im Hinterkopf haben, um zu erkennen, wo das Problem der Person liegt.
Hat sie vielleicht das Problem, dass sie sich nie geliebt gefühlt hat? Dann öffne ich ihre Herzenstür, indem ich sage: „Es gibt jemanden, der dich liebt. Gott liebt dich.“ Oder ist das Problem, dass die Person sagt: „Gott mag mich lieben, er mag mir vergeben, aber ich möchte gern so weiterleben, wie ich jetzt lebe“? Liegt das Problem in der Lebensübergabe? Wenn ich da schematisch vorgehe, hole ich die Person an einem Punkt ab, an dem sie gar nicht steht. Dadurch betone ich zu wenig, welcher nächste Schritt nötig wäre.
Ich muss ihr sagen: Du bist geliebt. Du bist Sünder. Dein Weg ist nicht, dass du dir deine guten Werke suchst und denkst, damit wird Gott schon zufrieden sein. Das ist nicht der richtige Weg. Manche versuchen es mit guten Werken, andere haben das nicht als Problem. Sie möchten ihre schlechten Werke weitermachen und wollen keine Lebensübergabe.
Deshalb ist es wichtig, diese Schritte im Hinterkopf zu haben und die Person erst erzählen zu lassen. Dann kann ich sagen, was ich ihr erzählen möchte, weil ich weiß, wo sie steht und welchen nächsten kleinen Schritt sie gehen sollte.
Jesus hatte diese Herausforderung nicht, weil er die Herzen kannte. Ich glaube, das ist auch für uns wichtig zu verstehen. Auch wir dürfen Einblick bekommen, wenn wir fragen und uns durch den Geist Gottes führen lassen, damit er uns offenbart, was im Herzen der Menschen vorgeht.
Wichtig für uns ist, dass wir das Evangelium kennen. Zum Beispiel wurde der Römerbrief an Gläubige geschrieben, an die Christen in Rom. Das sollten wir im Hinterkopf haben, um die Menschen einordnen zu können. Und dann dürfen wir darauf vertrauen, dass der Herr uns durch seinen Geist Weisheit gibt und uns führt, um zu erkennen, was der nächste Schritt sein könnte.
So könnte man das vielleicht zusammenfassen.
Ja, da stimme ich dir sehr zu. Ich finde aber auch, dass Geduld etwas ist, das wir ansprechen sollten. Der Weg der kleinen Schritte ist ein Weg, auf dem wir Geduld brauchen. Wir können nicht einfach sagen: „Okay, ich sage dir jetzt mal schnell alles, hast du es verstanden?“ So wie ein Lehrer, der seinen Schüler überfordert und der Schüler dann schon abgeschaltet hat.
Ich denke, es ist wichtig, geduldig zu sein und zu sagen: „Okay, ich versuche, diesen Punkt jetzt deutlich zu machen.“ Dabei vergesse ich nicht, wo wir zuletzt waren, an welcher Stelle genau. Ich mache dort weiter, bleibe aber geduldig.
Ich glaube, dass uns diese Geduld oft fehlt, wenn wir fordern: „Komm, gib das Evangelium weiter, sag es allen!“ Dabei möchte ich eigentlich erleben, dass sich jemand sofort bekehrt. Aber ich glaube, auf dem Weg der kleinen Schritte werden wir auch erleben, dass Menschen sich bekehren. Das haben wir selbst schon erfahren. Dennoch brauchen wir diese Geduld.
Gut, jetzt gibt es aber auch Einwände gegen diesen Weg der kleinen Schritte. Diese wollen wir nicht unter den Teppich kehren, denn sie sind bereits vorhanden.
Wir haben uns schon länger damit beschäftigt und auch mit den möglichen Einwänden auseinandergesetzt. Dabei sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass es in der persönlichen Affinität gut ist, diesen Weg der kleinen Schritte zu gehen.
Aber jetzt ist es so: Wenn ich nur diese eine Begegnung mit diesem einen Menschen habe – ich rede jetzt nicht von meinem Nachbarn, meinem Arbeitskollegen oder meinem Friseur, den ich alle vier oder sechs Wochen besuche –, dann ist das etwas anderes.
Weißt du, was meine Frau macht? Heute gibt es eh nichts zu machen. Keine große Herausforderung. Eigentlich schade, ich sollte mir überlegen, ob ich nicht doch zu einem Friseur gehe, dann kann ich das auch für Alltagsmission nutzen. Aber denen begegne ich öfter, und da kann ich immer wieder anknüpfen.
Wenn ich aber nur eine Begegnung, nur eine Möglichkeit habe, kann ich doch nicht sagen, ich beleuchte nur einen Aspekt, oder?
Ein Problem an deiner Ausführung war natürlich das „Ich“. Du hast nur diese eine Möglichkeit, nicht wahr? Aber Gott hat mehrere Möglichkeiten. Er kann andere Christen weitere Schritte gehen lassen und so weiter. Das müssen wir immer im Auge behalten, wenn wir so argumentieren: „Ja, aber ich muss dem alles sagen, sonst kann er das Evangelium nicht annehmen. Er braucht das volle Evangelium.“
Aber warum durch mich? Ich bin vielleicht der eine Stein, und der nächste ist ein anderer Mosaikstein. Zum Schluss entsteht ein ganzes Bild. Es ist nicht mein Bild, sondern das Bild, das Gott vor Augen hatte.
Das ist das eine. Das andere ist natürlich immer wieder diese Frage: Wie weit kann ich jetzt gehen? Was mache ich jetzt? Wie viel sage ich jetzt? Der will mir nicht lange zuhören, oder ich kenne ihn nicht sehr gut. Ich werde ihn auch nicht gut kennenlernen, weil vermutlich ist das die einzige Begegnung, die wir haben.
Ja, frag den Herrn, lass dich leiten. Aber glaube nicht, du bist der Beste, wenn du immer alles sagst.
Einen guten Anstoß hat mir mal jemand vor zwei, drei Jahren gegeben. Ich habe ihn zufällig im Zug getroffen, und er hat mir diese Frage mitgegeben. Jetzt kommst du und setzt genau dort wieder an. Wusstest du von dem? Nein. Aber weißt du, wir dienen demselben Gott. Solche Dinge erleben wir ja auch.
Ich finde das total schön, weil mich das auch selbst ein bisschen zurücknimmt. Wir nehmen uns oft zu wichtig und sagen: „Nee, das muss ich jetzt machen. Ich muss ihm jetzt das ganze Evangelium sagen.“
Aber hey: Gott hat seinen Weg mit dem Menschen, und er ist nicht ungerecht. Er gibt Gelegenheiten dazu. Jetzt zu meinen, alle Verantwortung liegt auf mir und ich muss ihm jetzt alles sagen, das ist vielleicht sogar hochmütig. Irgendwie hängt alles von mir ab. Das ist eine Last, ein Schuh, den ich nicht ohne Last anziehen kann. Die Last ist nicht zu tragen. Damit tut man sich selbst keinen Gefallen.
Natürlich gibt es Situationen, in denen ich eine Predigt bei einer Beerdigung halte. Da werde ich vielleicht etwas mehr sagen, weil die Leute durch die Situation darauf eingestellt sind. Sie sehen, das Leben geht zu Ende, da kann ich woanders anknüpfen.
Wir wollen ja auch nicht sagen, es gibt nur immer dieses eine richtige Wort: „Sag nur ein kurzes.“ Aber lass dich wirklich führen, möchte ich Mut machen.
Wenn du zum Beispiel eine Predigt hältst, ist das etwas anderes. Man sieht den Einzelnen nicht so persönlich, sondern hat das Gespräch mit der Gruppe. Als Alltagsmissionar hast du Begegnungen mit vielen Menschen zugleich, zum Beispiel in einer Predigt oder in einer Verkündigung.
Das ist auch nochmal ein Unterschied. Da kann ich nicht individuell eingehen, sondern muss der Situation angemessen sprechen.
Ich finde es zum Beispiel auch manchmal sehr befremdlich, wenn man auf eine Beerdigung geht und es überhaupt nicht um den Verstorbenen geht, sondern nur eine reine Evangeliumsverkündigung stattfindet. Oder auf einer Hochzeit, wo es eigentlich nicht um das Brautpaar geht, sondern nur um das Evangelium.
Das finde ich manchmal nicht angemessen. Die Predigt sollte der Situation und dem Publikum entsprechend sein.
Es ist ein grundsätzlicher Unterschied, ob ich eine Person oder ein Paar persönlich vor mir habe und individuell sprechen kann, oder ob ich eine ganze Gruppe anspreche.
Wie oft werde ich dieser Person voraussichtlich begegnen? Hast du darüber schon nachgedacht? Ist das vielleicht sogar mein ungläubiger Ehepartner oder meine Kinder? Da habe ich vermutlich viel Zeit. Oder ist es eine Zufallsbegegnung, bei der ich denke: „Herr, zeig mir jetzt, ob ich etwas sagen soll.“
Aber werde nicht unverschämt und glaube nicht, dass der Herr dich zur Rechenschaft zieht, weil du nicht alles gesagt hast.
Du hast einen guten Punkt gemacht, aber nicht alle Punkte. Lieber einen guten Punkt machen, als alles oberflächlich behandeln.
Aber jetzt habe ich diesen einen guten Punkt gesagt – das ist auch ein Einwand, den wir öfter hören. Vielleicht war es nicht der richtige Punkt. Kann derjenige sich dann bekehren? Was ist, wenn er nicht den richtigen Punkt hört und sich deshalb nicht bekehren kann?
Ja, vielleicht fehlt etwas. Möglicherweise weiß er die Wahrheit nicht. Jetzt hat er verstanden: Gott liebt mich. Er lebt vor sich hin mit dem wunderbaren Wissen, dass Gott ihn liebt. Aber niemand hat ihm gesagt, dass er sich ändern muss.
Noch einmal: Wir vertrauen auf die Souveränität Gottes. Wir setzen beim nächsten Mal am nächsten Schritt an.
Ich bin mit dir jetzt den kleinen Schritt gegangen. Jetzt habe ich noch den Vorteil, dass wir weitergehen können. Ich merke inzwischen, dass mein Friseur oder dein Bäcker, bei dem du jeden Samstag deine Brötchen holst, den Schritt verstanden haben. Christian erzählt mir immer von der Liebe Gottes.
Dann ist ja alles gut. Dann ist irgendwann der Zeitpunkt gekommen, den nächsten Schritt zu gehen.
Natürlich solltest du zum Schluss den gesamten Ratschluss Gottes verkündigt haben, wenn du so viel Zeit hattest. Du solltest nicht nur einseitig sagen: „Meine Botschaft ist immer nur: Gott liebt dich.“ Aber du hast mir nie gesagt, dass ich mich bekehren muss oder dass irgendetwas nicht in Ordnung ist.
Nein, das kann es nicht sein. Wenn ich dir stundenlang zuhöre und nichts davon kommt, dass etwas mit mir nicht stimmt oder von Jesus Christus, dann ist das nicht das, was wir meinen mit dem Weg der kleinen Schritte.
Das ist nämlich auch ein Einwand. Apostelgeschichte 20,27: Du hast gerade schon gesagt, dass Paulus dort sagt: „Denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.“
Umgekehrt bin ich nicht schuldig, den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen, lieber Jochen. Das ist doch ein gewichtiges Gegenargument.
Ja, ja, aber wir haben uns schon darüber unterhalten. Deswegen lächelst du ja schon. Wir hatten schon gesagt: Das sagt ja hier der Älteste von Ephesus, wo er die Gemeinde die längste Zeit begleitet hat, wohl drei Jahre, und sie Woche für Woche belehrt hat.
Wenn da nicht alles gekommen wäre, wenn Paulus gesagt hätte: „Boah, ich muss euch noch einen Aspekt sagen, ihr habt ja noch gar nicht gehört, dass ihr auch Sündenvergebung bekommen könnt,“ dann würden wir sehr verwundert sein.
Aber wir dürfen solche Stellen nicht aus dem Zusammenhang reißen und dann sagen: „Okay, also muss ich immer alles sagen.“
Ich kann ja auch ein Buch schreiben, aber die Frage ist: Wer liest das? Wer hört mir zwei Stunden zu, wenn ich zwei Stunden etwas zu sagen habe?
Wir müssen es wirklich in der Situation sehen. Hier holt Paulus die Ältesten zu sich und sagt: „Ich habe euch alles verkündigt. Ihr wisst, was passiert. Ihr wisst, woher er kommt, wohin ihr geht, was sich geändert hat. Ich habe euch wirklich alles gesagt, den ganzen Ratschluss Gottes.“
Aber das steht nicht an jeder Stelle. Wir lesen nicht, dass der Herr Jesus nach dem Gespräch mit Nikodemus sagt: „Ich habe dir den ganzen Ratschluss Gottes gesagt.“ Nikodemus geht weg und hat noch dieselbe Frage: „Wie kann das sein? Wie kann man von neuem geboren werden?“
Das sollten wir immer wieder sehen. Wir sollten solche Stellen nicht aus dem Zusammenhang reißen und sagen, man müsse den ganzen Ratschluss Gottes verkündigen. Ja, wenn ich Zeit habe und mir jemand zuhört, gerne. Da gilt immer wieder die Regel: Beachte erstens den Kontext, zweitens den Kontext, drittens den Kontext.
Der Liebesstellung.
Der Liebesstellung, genau.
Wir können daraus sehen: Je mehr Zeit ich mit einer Person oder einer Gruppe habe, desto mehr kann ich ihnen den ganzen Ratschluss Gottes verkündigen. Dann liegt auch die Verantwortung bei demjenigen, mit Glauben und entsprechend zu reagieren.
Habe ich nur eine Begegnung oder ab und zu eine Begegnung, wäre es wirklich weise, es langsam aufzubauen. Wert darauf zu legen, wirklich auf die Person einzugehen, zu schauen, wo sie steht, und dann zu überlegen und darum zu bitten, den Herrn, dass er einem Weisheit gibt, mit welchem Aspekt des Evangeliums man anknüpfen kann und welchen nächsten Schritt man gehen soll.
Wir dürfen uns Zeit lassen. Gott ist der, der an den Herzen wirkt. Wir müssen nicht jedem, dem wir einmal begegnen, den ganzen Ratschluss des Evangeliums auf die Nase binden. Er versteht das sowieso nicht.
Ganz im Gegenteil: Meistens sorgt das sogar dafür, dass die Menschen unverständlich darauf reagieren, ablehnend sind und beim nächsten Mal, wenn sie vielleicht jemanden treffen, der eher mit ihnen den Weg der kleinen Schritte gehen möchte, noch verschlossener sind.
Sie haben schon schlechte Erfahrungen mit Christen gemacht, die sie mit Gewalt bekehren wollten und ganz über ihre Köpfe hinweg gepredigt haben.
Also das mit dem gesamten Ratschluss Gottes würde ich als Kriterium anlegen, wenn man eine Gemeinde beurteilt: Wie ist es im letzten Jahr, wurde das Evangelium verkündigt? Wenn man ein evangelistisches Buch hat, kann man dann sagen, wird da wirklich alles gesagt?
Oder wenn ich dir ein Jahr lang zuhöre, wie du das Evangelium verkündigst, und ich dir dann sage: „Du hast diesen Aspekt nie erwähnt,“ dann müsste dich das nachdenklich machen. Du müsstest sagen: „Ja, stimmt.“
Aber in einem Gespräch alles zu sagen, ist schier unmöglich. Und wenn, wird mein Zuhörer sowieso das herausfiltern, was ihn gerade interessiert, bestenfalls. Oder er wird es ausscheiden.
Es gibt natürlich auch bezüglich der verschiedenen Aspekte Unterschiede. Manche neigen vielleicht dazu, nur von der Liebe Gottes zu reden, aber nie davon, dass er auch Wahrheit und Gerechtigkeit ist und dass es eine Umkehr braucht.
Andere wiederum predigen nur Buße und sagen nie etwas von der Liebe Gottes oder scheuen sich, das zu sagen. „Nein, die Menschen müssen umkehren.“
Das ist genauso verkehrt.
Da werden wir sicherlich noch darüber reden in einer der nächsten Folgen: Was ist das Evangelium eigentlich in seiner Ganzheit? Was hat es für eine Bedeutung? Und so weiter.
Ja, aber noch ein letzter Einwand: Werde ich nicht schuldig, wenn ich jemanden nicht warne? Denk an die Stelle in Hesekiel, den Wächterdienst. Es ist nicht so, dass ich mich da nicht schuldig mache und dass Gott hinterher von mir einfordert, dass ich es nicht gesagt habe.
Wir haben gerne Hesekiel zitiert und gesagt, so sei das dann eben auch mit uns. Doch auch da frage ich mich, ob das nicht viel zu weit geht. Hesekiel hatte ja einen besonderen Auftrag in einer besonderen Situation: Israel zu warnen. Gott sagt ihm ganz klar, dass er das wirklich tun soll. So in dieser Art und Weise hat er das uns nicht gesagt.
Wir sollen natürlich verkündigen, wir sollen Evangelisten sein, Alltagsmissionare in unserem Alltag. Und es wäre richtig, uns zu fragen, wenn die Leute gar nicht wissen, dass ich Christ bin, wenn sie immer gedacht haben, ich sei genauso wie sie, ohne Unterschied – da gibt es gar keine Frage. Ich will das nicht kleinreden.
Aber diese Stelle aus Hesekiel zu nehmen und zu sagen: Gott wird im Himmel das Blut derer fordern, denen ich das ganze Evangelium nicht verkündigt habe, das geht eindeutig über diese Stelle hinaus.
Gott hat Hesekiel gesagt: „Ich werde von dir fordern, wenn du sie nicht warnst.“ Was hat Hesekiel getan? Er hat sie gewarnt. Was wäre passiert, wenn er es nicht getan hätte? Und was mit uns passieren würde, wenn wir es nicht tun – das sagt diese Stelle nicht. Sie will nur zeigen, wie wichtig dem Herrn damals war, dass Hesekiel seine Botschaft wirklich sagt.
Es kann mir die Verpflichtung auferlegen, dass ich jetzt ganz deutlich durch den Heiligen Geist spüre: Jetzt soll ich denjenigen, der im Bus neben mir sitzt, ansprechen. Dann soll ich auch gehorsam sein. Dazu will ich gar nichts sagen.
Aber wenn ich aus dem Bus aussteige und denke: „Jetzt habe ich den nicht angesprochen, möglicherweise passiert jetzt ein Unfall und er stirbt, und ich bin schuld daran“ – das geht weit über die Bibelstelle hinaus. Das ist keine Berechtigung, so etwas zu sagen.
Ich finde es auch interessant, wie wir das Evangelium formulieren. Wenn wir zum Beispiel den Apostel Paulus nehmen, dann sehen wir, dass er es durchaus positiv und einladend formuliert: „Lasst euch versöhnen mit Gott, wir bitten euch an Christi statt.“ Das ist einladend, nicht ein Befehl: „Du musst jetzt umkehren.“ Das sieht man auch deutlich.
Häufig zielt Paulus auf weitere Schritte ab. Ich denke an Apostelgeschichte 17, wo er die berühmte Predigt vor den Heiden hält. Anschließend hatten die Leute Fragen, und er hat sich in den nächsten Wochen mit diesen Fragen beschäftigt. Offenbar war seine Predigt nicht abschließend.
Es ging nicht darum: „Jetzt hast du dich entschieden oder nicht.“ Sondern einladend: „Komm noch mal wieder, hör dir das noch mal an, ich erkläre dir diesen oder jenen Punkt noch mal.“ Selbst bei Predigten, bei denen er mehr Zeit hatte, hat er nicht alles gesagt. Er hat Anschlussschritte angekündigt und gesagt: „Dann unterhalten wir uns weiter darüber.“
Aber irgendwann kann schon der Punkt kommen – oder er sollte kommen –, an dem man klar zur Umkehr auffordert. Wenn ich länger mit jemandem unterwegs bin und merke, dass es nötig ist, dann konfrontiere ich ihn auch. Aber das braucht Weisheit und die richtige Art.
Vielleicht ist im schlimmsten Fall auch ein Abbruch des Gesprächs hilfreich. Manchmal bringt es nichts mehr, weiterzureden. „Wir haben uns ja schon so oft unterhalten, lass uns das abbrechen.“ Und dann passiert es, dass der andere plötzlich sagt: „Nee, ich glaube, ich muss das ernst nehmen, was du gesagt hast.“
Das habe ich auch schon öfter erlebt. Gerade wenn man konfrontiert und sagt: „Okay, das macht jetzt keinen Sinn mehr, was wollen wir noch weiter besprechen? Wir brauchen da nicht immer drüber reden.“ Die Aufforderung zum Evangelium ist im Grunde genommen klar. Eine Entscheidung wird gefordert. Und keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Wenn jemand sagt: „Nein, ich möchte nicht, ich möchte einfach so weitermachen.“
Ich finde es nett, mich mit jemandem zu unterhalten, aber dann sage ich auch: „Okay, das macht keinen Sinn mehr, wir sind trotzdem Freunde, wir können mal zusammen grillen.“ Aber man muss einen Weg finden, dass man die Beziehung nicht kaputtmacht, sie aber auch pausiert.
Man sagt dann: „Okay, ich gehe als Alltagsmissionar weiter und nehme den Nächsten.“ Es gibt ja noch einige andere, mit denen ich gerne weiterarbeiten würde.
Aber vielleicht noch zu dem Punkt: Den Weg der kleinen Schritte haben wir auch so genannt. Er darf nicht ins Nirgendwo verlaufen. Er muss ein klares Ziel vor Augen haben. Wichtig ist, dass ich mir bewusst bin, dass ich hier gesetzt bin, einen Auftrag habe und diesen erfüllen möchte. Mein Auftrag ist es, Menschen zu Jüngern zu machen.
Wenn ich in Beziehung zu einer Person stehe, geht es nicht nur darum, einfach nett Zeit zu verbringen. Ja, ich habe großes Interesse an der Person, aber mir geht es noch mehr darum, dass sie wirklich Christus kennenlernt, dass sie einen Schritt näher zum Herrn kommt. Dabei ist es wichtig, das Ziel stets im Auge zu behalten – bei allen Bemühungen, die ich unternehme.
Ich glaube, das ist gar nicht so einfach zu balancieren. Es darf zum einen nicht so sein, dass ich nur so lange Interesse an jemandem habe, wie er sich für oder gegen etwas entscheidet. Das merken die Leute, das wirkt dann wie ein Vertreter, der nur etwas verkaufen will. Andererseits darf ich mich nicht in den fünf, sechs Begegnungen verlieren, die ich in der Woche habe. Dann sage ich vielleicht: „Komm, lass uns grillen“, mit dem nächsten mache ich etwas anderes – und am Ende habe ich niemandem wirklich etwas sagen können, weil ich so vorsichtig war und mein Ziel aus den Augen verloren habe.
Ab und zu muss ich wirklich mal Fragen stellen, auch mal einen Schritt weitergehen oder jemanden auffordern.
Wir hatten zum Beispiel kürzlich Leute zu Besuch, von denen wir wussten, dass sie sich auf den Weg gemacht haben und Kontakt zu einigen Leuten haben. Wir haben sie als Ehepaar eingeladen. Dann kam die Frau und ich sagte: „Komm, wir erzählen mal unsere Geschichte, wo wir vor Gott stehen.“ Meine Frau und ich fingen an, zu erzählen, wie wir auf dem Weg zu Gott sind und was wir mit Gott erleben – möglichst allgemein formuliert.
Dann sagten sie: „Wenn ich so richtig darüber nachdenke, sind wir noch gar nicht auf dem Weg.“ Das hatte ich zwar schon vermutet, aber wir fragten direkt: „Was hindert euch?“ So waren wir schnell im Gespräch. Warum ist der Weg schwer? Ihr habt ja schon andere kennengelernt. So hatten wir ein gutes Gespräch.
Das zeigt, dass es manchmal tatsächlich wichtig ist, einen Schritt weiterzugehen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Wir haben diese Menschen jetzt kennengelernt, wir mögen uns ein bisschen, es war ein netter Abend. Es ist kein verlorener Abend, aber vergiss das Ziel nicht.
Das ist sicherlich wichtig. Das ist eigentlich auch schon unser dritter Punkt: Als Alltagsmissionar habe ich wirklich ein Ziel vor Augen, verfolge dieses Ziel und lebe Alltagsmission praktisch.
Der Weg der kleinen Schritte ist so etwas wie ein Leitfaden. Es ist ein Konzept, eine Idee, die ich im Hinterkopf behalten soll, wenn ich überlege, was der nächste kleine Schritt mit meinem Gegenüber sein kann. Nur wenn ich ein klares Ziel vor Augen habe, weiß ich auch, wohin es als Nächstes geht.
Vielleicht ist es hilfreich, sich bei praktischen Tipps immer wieder zu vergegenwärtigen: Wo stehe ich eigentlich mit demjenigen? Wenn man viele Gespräche mit Menschen führt, gelingt es bei einzelnen vielleicht noch, sich Notizen zu machen. Man kann dann zum Beispiel sagen: „Letztes Mal habe ich mit meinem Friseur vor vier Wochen darüber gesprochen, ob es überhaupt einen Gott geben kann.“ So kann man wieder anknüpfen und das Gespräch weiterführen.
Vielleicht ist es auch sinnvoll, wie du es gesagt hast, einmal zu erwähnen: „Das Thema hatten wir jetzt schon. Du hattest eigentlich kein Gegenargument mehr genannt oder gesagt, dass es dir einleuchtet. Dann lass uns doch jetzt mal weitergehen: Wenn es diesen einen Gott gibt, wie könnte er sich denn offenbaren?“
Es kann hilfreich sein, sich an solchen Stellen Notizen zu machen und festzuhalten, wo man steht. Zum Beispiel: „Da stand ich, und der nächste Schritt könnte vielleicht in diese Richtung gehen. Wir haben darüber geredet, dass gute Werke an sich nicht ausreichen, aber dass er gerne gute Werke tut, sie aber nicht so schafft.“ Dann kann man überlegen, wie der nächste Schritt aussehen könnte, um ihn wirklich dem Evangelium näherzubringen.
Ich glaube, es ist wichtig, das Ziel im Auge zu behalten, aber auch zu wissen, wo der Einzelne steht. Menschen befinden sich an unterschiedlichen Stellen. Für den einen ist dies das Problem, für den nächsten jenes.
Ich hatte zum Beispiel eine Begegnung am Sonntag nach einem offenen Gottesdienst, zu dem wir Gäste eingeladen hatten. Der Gottesdienst war evangelistisch ausgerichtet. Dort traf ich jemanden, mit dem ich früher schon einmal in der Bibel gelesen hatte. Dabei erschrak ich ein wenig, weil ich den Eindruck hatte, er sei einen Schritt rückwärts gegangen. Irgendwie kamen wir nicht weiter.
Es war ihm zwar klar, dass eine Entscheidung ansteht. Er ist immer noch interessiert und kommt auch ab und zu. Fast ein Jahr hatte ich ihn nicht gesehen, und jetzt trafen wir uns wieder. Wir sprachen ganz konkret darüber, wo er jetzt steht.
In diesem Gottesdienst ging es um die Auferstehung und darum, dass unser Glaube nicht leer oder hohl ist. Es wurde die Bedeutung der Auferstehung und des Lebens danach thematisiert. Das fand ich sehr interessant zu sehen. Wir waren doch mal ein ganzes Stück weiter, doch jetzt schien er wieder Schritte zurück gemacht zu haben.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Wir haben uns erneut verabredet. Dabei merke ich auch, dass es nicht immer nur vorwärtsgeht. Auch wenn man ein Ziel mit einer Person hat: Wenn jemand sich nicht weiter mit diesen Themen beschäftigt, nicht in der Bibel liest oder sich nicht darüber Gedanken macht, dann gibt es auch Rückschritte. Die Erkenntnis kann sich wieder verdunkeln.
Trotzdem ist es wichtig, dran zu bleiben, Wege zu suchen, das Gegenüber zu verstehen, anzuknüpfen und den nächsten Schritt ganz praktisch zu überlegen.
Manchmal sind es dicke Bretter oder dicke Steine, die im Weg liegen. Immer wieder kommen wir nicht weiter, weil derjenige sagt: „Ich kann nicht vergeben, was meine Eltern mir angetan haben.“
Dann muss man wirklich immer wieder „Städter tropfen“. Man muss den Stein immer wieder benetzen, also beharrlich bleiben und sagen: „Vergebung ist so ein tolles Angebot Gottes. Dir darf vergeben werden.“ So kann man Schritt für Schritt vorangehen.
Ja, das ist tatsächlich so, dass man, ja... Ja, haben wir noch zu dem letzten Punkt etwas zu sagen, Jochen? Es ging darum, dass das praktische Leben den Weg der kleinen Schritte geht.
Ich fand den Hinweis mit dem Aufschreiben gut. Ich mache das auch so, weil ich mega vergesslich bin. Ich muss mir die Dinge gleich aufschreiben, sonst vergesse ich sie wieder. Mir hilft das enorm, wenn ich weiß: "Ah, okay, dem treffe ich mich morgen wieder." Dann nochmal. Aber vielleicht können wir auch nochmal eine extra Folge machen, wie man das vertiefen kann.
Hast du sonst noch etwas, wo du sagst, vielleicht über das Thema Gebet? Das ist ja auch sicher wichtig: das Gebet und die Frage, wie ich wissen kann, was der nächste Schritt ist, den ich gehen kann. Es ist so wichtig, dass wir im Gebet sind, weil der Herr die Herzen kennt und uns durch seinen Geist führen möchte.
Wir sehen oft nur, was vor unseren Augen ist. Wir können bis zur Stirn schauen, aber nicht in die Gedanken und auch nicht ins Herz. Gott muss es offenbaren. Nur wenn ich im Gebet bin, auch über diese Person, erlebe ich, dass Gott mich führt und dass ich sensibel werde.
Auch im Gespräch, also vorher, nachher, aber auch während des Gesprächs, ist immer mal wieder ein Stoßgebet hilfreich: Soll ich jetzt das sagen oder dieses? Es gibt ja kein Schema. Wenn jemand dann zustimmt, dann gehe bitte zu Schritt zwei, und nach Schritt zwei kommt Schritt drei.
Wäre das nicht manchmal einfach? Ja, das wäre es, aber nein, so ist es ja nicht. Hat er das jetzt wirklich verstanden? Wie viele sagen ganz schnell: "Ja, ja, das ist so. Du bist Sünder." – "Ja, ja, ich bin auch Sünder, das gebe ich ja zu." Aber das ist nicht wirklich tief gedrungen.
Du musst dann beten: Einfach, Herr, soll ich jetzt da noch mal was sagen? Darf ich dir das noch mal am Beispiel verdeutlichen, was ich meine? Oder soll ich tatsächlich weitergehen? Denn was machen wir denn jetzt mit unserer Sünde? Ja, du und ich sind Sünder, oder so.
Also ich denke, da hilft nur immer wieder dieser Kontakt zu dem Herrn. So wie er mich gefragt hat: "Was betest du denn?" Kann ich nicht einfach zurück in meine Gebetskammer gehen und überlegen, was ich jetzt beten soll. Sondern dieses Stoßgebet: Was soll ich jetzt antworten? Dann antwortet er etwas.
Also dass wir im Gespräch auch immer wieder abhängig von unserem Herrn sind und fragen: Was soll ich jetzt nochmal darauf eingehen? Noch mal vertiefen? Welcher nächste Schritt? Was ist jetzt dran?
Es ist auch so unterschiedlich, wie Menschen darauf reagieren. Ich habe gerade letzte Woche mit einem jungen Mann gesprochen, der noch nicht lange im Glauben ist, etwas über ein Jahr. Er ist durch seinen Lehrer zum Glauben gekommen, hat also viel von ihm gehört, aber nur intellektuell zugestimmt – er hatte keine Herzenswende.
Dann ist er an einen Punkt gekommen in seinem Leben, vor etwas über einem Jahr, wo er wirklich erkannt hat: "Ich bin ein Sünder und ich brauche Gnade." Er hat eine Woche lang, sagt er, total abgestürzt, weil ihm so bewusst geworden ist, wie sündig er eigentlich ist.
Er hatte so eine tiefe Sündenerkennung. Er war eine Woche oder etwas mehr als eine Woche wirklich depressiv deswegen, bis ihm dann Gottes Gnade deutlich geworden ist und er wusste um seine Vergebung.
Da habe ich auch gedacht: "Der Mann..." Habe ich ihn gefragt: "Ja und, du hast dich bekehrt. Wie ging es dir dann?" – "Ging es mir schlecht? Ging es mir total schlecht", hat er gesagt.
Da bin ich jetzt mal gespannt: Warum ging es dir schlecht? – "Weil ich erkannt habe, was für ein Sünder ich bin. Ich habe Schlafstörungen gehabt, Depressionen und so weiter, bis ich das begriffen habe. Und aus vollem Herzen: Jetzt habe ich verstanden, mir ist vergeben, mir ist Gnade geworden, gewaltig."
Ja, da ist wirklich keine Person wie die andere. Ja, und so individuell, wie der Herr den Menschen begegnet ist – wir sehen das, du hast eben vorgelesen – so individuell begegnet er auch heute Menschen.
Und so individuell dürfen auch wir Menschen begegnen. Deswegen brauchen wir das Gebet. Deswegen ist es so wichtig, weil wir es von uns aus nicht wissen. Es ist Gottes Werk, und es muss durch seinen Geist gewirkt werden.
Ja, gut. Dann könnten wir vielleicht noch kurz darauf eingehen, wie das jetzt ist: Ich habe Beziehungen, merke aber, dass sie Zeit brauchen. Ich will ja nicht nur das Evangelium in Schritten vermitteln und dann schnell fertig sein. Vielmehr möchte ich mich mit jemandem beschäftigen, ihm zeigen, dass ich sein Freund sein möchte, dass ich Interesse an ihm habe, dass wir uns kennenlernen müssen.
Aber wenn ich das mit drei, vier, fünf Menschen mache, denke ich irgendwann: In meinem Terminkalender ist nichts mehr frei. Bin ich so ein beschäftigter Alltagsmissionar? Das wäre doch toll, wenn wir für unsere Zuhörer sagen könnten, dass wir wirklich in so eine Terminnot kommen. Oder dass wir sagen: „Ich kann nicht, ich habe noch etwas anderes zu tun.“
Ich finde es gut, sich vorzustellen, wie dringlich das nächste Gespräch ist, um den Kontakt zu halten. Bei einigen kann das so sein, dass man sagt: „Wir müssen uns dringend sprechen“ oder „Du hast da gestern etwas gesagt, können wir noch einmal darüber reden?“ So etwas kann man im Gebet vor den Herrn bringen und auch durch vernünftiges Nachdenken für sich selbst überlegen: Wie sieht meine Beziehung zu dieser Person aus?
Da gibt es vielleicht den Nachbarn, mit dem man immer mal wieder oberflächlich ins Gespräch kommt. Den „köchelst“ du so ein bisschen vor dich hin. Dann gibt es aber auch den, der wirklich total fragend ist, mit dem du dich stundenlang unterhalten könntest. Dieser bekommt Priorität. Er wird in deinem Terminkalender nach vorne geschoben. So sollten wir uns das überlegen und im Gebet fragen, was dran ist.
Jemand hat mal ein schönes Bild mit dem Herd gebracht. Früher hatten die Omas so einen Herd, den man mit Holz befeuern musste. In der Mitte war immer die heißeste Stelle, die größte Platte. Rechts herum gab es unterschiedlich geheizte Stellen. Manchmal gab es auch einen Seitenschacht, der extra geheizt wurde.
So ist es wahrscheinlich auch bei unseren Beziehungen. Manchmal muss man wirklich ins Zentrum gehen. Jetzt ist diese Person dran und hat Priorität. Andere Beziehungen schiebt man etwas nach hinten. Die sind nicht ganz vergessen. Man betet weiter dafür, begegnet sich auch ab und zu, hat manchmal Zeit miteinander. Aber sie sind nicht so priorisiert.
Gott wirkt weiter. Vielleicht hat er an anderen Christen oder auf andere Weise Möglichkeiten, an dieser Person weiterzuarbeiten. Aber jetzt ist sie für mich nicht so dran, weil ich nicht alle auf einmal schaffen kann. Das geht einfach nicht. Deshalb muss ich auch Führung von Gott erbitten, um zu wissen, wer jetzt dran ist und wo ich meine Zeit und Kraft in der Alltagsmission investieren soll.
Denn das ist einfach Arbeit, Jochen. Du kennst das ja auch. Ich habe da meine Erfahrungen gemacht: Man muss sich vorbereiten, für die Person beten, Zeit miteinander verbringen, darüber nachdenken. Das ist sehr anstrengend. Es ist schön, aber auch anstrengend.
Daneben hat man Alltagsmission oft auch in der Familie. Dort sind auch noch nicht alle gläubig. Wenn wir dort versagen und sagen: „Ich habe keine Zeit für dich, weil ich mich mit jemand anderem treffen muss“, wäre das fatal, nicht wahr?
Deshalb ist das auch eine Ermutigung für unsere Zuhörer und Zuschauer: Überlegt euch das gut und bringt es vor den Herrn. Was kannst du leisten, was nicht? Welche Beziehung musst du vielleicht auch an einen anderen Christen übergeben?
So etwas habe ich schon gehört: Eine Schwester bittet eine andere Schwester, die Beziehung zu übernehmen, weil sie gerade so viele intensive Gespräche hat und das nicht mehr schafft. Vielleicht hat die andere Person auch besondere Erlebnisse, etwa einen katholischen Hintergrund oder besondere Leidensgeschichten. Dann kann sie der Person vielleicht noch besser helfen. Das muss man überlegen.
Auch das ist etwas, was man vor Gott bewegen kann. Man ist als Alltagsmissionar kein Einzelkämpfer, sondern sollte idealerweise einer Gemeinde angehören. Dort hat man andere Christen um sich, die auch Alltagsmission leben. So kann man gemeinsam beten und darum ringen. Es ist ja ein wichtiger geistlicher Dienst.
Wenn sich jemand fragt, wie man die Übergabe machen kann: Bringe einfach deine christlichen Freunde mit deinen nichtchristlichen Freunden zusammen. Dann ergibt sich manchmal ein Rollentausch, bei dem jemand sagt: „Wir beide haben uns ganz besonders gut verstanden, wir reden noch mal miteinander.“
Das muss nicht formal sein, als würde man den einen Therapeuten an den nächsten übergeben.
Gut, ihr Lieben, wir kommen zum Schluss. Wir haben darüber gesprochen, dass es der Weg der kleinen Schritte ist. Was bedeutet das? Welche Einwände gibt es dagegen? Und wie lebt man als Alltagsmissionar ganz praktisch?
Wir haben gesagt, dass wir nicht immer das ganze Evangelium auf einmal einer Person erklären müssen. Es ist sinnvoller, dies in kleinen Schritten zu tun und diesen Weg zu gehen. Dabei hängt nicht alles an uns. Gott arbeitet an Menschen und hat vielfältige Wege, die Herzen zur Umkehr zu bewegen. Denn er möchte, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Ja, es hängt nicht alles von uns ab. Gott ist der, der wirkt, und er hat viele Möglichkeiten. In den nächsten Folgen beschäftigen wir uns damit, wie Jesus den Weg der kleinen Schritte gegangen ist. Jochen wird dazu etwas sagen und mit euch gemeinsam in die Bibel schauen. Außerdem werden wir besprechen, was das ganz konkret für unser persönliches Beziehungsnetz bedeutet.
Also bleibt unbedingt dran und hört euch auch die nächsten Folgen an. Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, schreibt uns gerne an machbar@heukebach.org. Teilt auch gerne eure Erfahrungen mit uns. Wir freuen uns sehr darüber! Welche Erfahrungen habt ihr als Alltagsmissionare gemacht? Wie geht ihr den Weg der kleinen Schritte? Vielleicht habt ihr diesen Begriff noch nie benutzt, aber ihr seid ihn sehr wohl gegangen. Das interessiert uns auch sehr.
Wir haben eine kleine Überraschung für jeden, der uns etwas einsendet, uns mailt oder uns per Post schreibt. Da haben wir ein sehr nützliches machbar-Giveaway für euch. Was genau, verraten wir nicht, aber ihr werdet nicht leer ausgehen, wenn ihr euch bei uns meldet.
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Bleibt dran, um wirkungsvollere Alltagsmissionare zu werden – nah an Gott und nah an den Menschen. Wir sagen an dieser Stelle Tschüss, bis zum nächsten Mal!