Sehnsucht nach erfülltem Leben jenseits äußerer Zeichen
Ich hoffe, dass Sie dies wenigstens in Ihrem Urlaub erfahren haben oder noch erfahren werden: Nicht der Escorial in Spanien, nicht der Big Ben in London und auch nicht der Markusplatz in Venedig kann unser Sehnen erfüllen. Ebenso wenig die Costa Brava oder Eiger, Mönch und Jungfrau. Vielmehr ist es das Wort Jesu, das Leben schenkt, das er uns sagt und das er uns gibt.
Als Predigttext haben wir heute Johannes 6,30-36. Vorausgegangen ist die Speisung der Fünftausend. Der Evangelist Johannes hat die vielfältigen Gespräche festgehalten, die sich an dieses Wunder anschlossen. Sie kennen das ja: Nach solchen tiefen Erlebnissen brechen oft viele Fragen auf. So war es auch damals.
Aus diesem großen und eindrücklichen Gespräch Jesu mit den zweifelnden Menschen wurde dieser Abschnitt herausgegriffen. Die Leute sprachen zu Jesus: „Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? Unsere Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht: ‚Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.‘“
Da antwortete Jesus ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und der Welt das Leben gibt.“
Die Leute sprachen zu ihm: „Herr, gib uns allezeit solches Brot!“
Jesus aber sprach zu ihnen: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt mich nicht gesehen und glaubt doch nicht.“
Zweifel und die Suche nach Beweisen
Liebe Gemeinde,
es war spät in der Nacht. Wir saßen zusammen mit jungen Studenten und waren so ins Gespräch vertieft. Im Eifer ging es hin und her. Es waren ehrliche und offene junge Leute mit ihren kritischen Fragen und Einwänden. Sie stellten sich dem Anspruch Jesu.
Sie drückten ihre Bewunderung für Jesus aus – für seinen Lebensstil, seinen Einsatz und seine Hingabe. Sie sprachen von der Bergpredigt und von vielem anderem.
Nach einer Zeit sagte ich: „So, und wer von euch ist jetzt bereit, sich mit Haut und Haar Jesus zu verschreiben?“ Nach einer kurzen Pause des Zögerns begann ein großer Protest: „Nein, das können wir nicht! Unsere Zweifel und Fragen sind noch lange nicht beseitigt. Womit können Sie eigentlich beweisen, dass Jesus wirklich der Christus ist? Könnte er nicht auch nur ein Religionsstifter sein, wie Mohammed oder andere?“
Da sagte einer: „Ich wäre vielleicht bereit, mich ganz gehorsam unter die Worte Jesu zu stellen.“ In diesem Augenblick spürte ich, dass er eine Rechnung aufmachte. Er merkte, dass in meinem Leben viel anders laufen müsste. Er war bereit, diesen Preis zu zahlen, aber er forderte einen Beweis.
„Was für einen Beweis?“ fragte ich. Er antwortete: „Wenn ich irgendetwas erleben würde, wo Jesus seine Macht demonstriert – irgendein Wunder!“
Ich habe in meinem Leben viele solcher Gespräche geführt, und sie endeten alle so. An dieser Stelle konnte man sie meist nur abbrechen, denn Jesus erfüllt diese Bitte oft nicht.
Sogar im Angesicht des Todes habe ich solche Gespräche an Krankenbetten geführt. Schwer kranke, zweifelnde Menschen stellten noch einmal die Frage: „Ist das wirklich wahr?“ Dann sagten sie: „Aber ich kann nicht glauben, wenn ich nicht irgendwo so ein Erlebnis hätte wie Paulus vor Damaskus – ein Licht, das über mir leuchtet. Vielleicht würde ich dann auch glauben. Aber so? Hm, ich kann nicht glauben.“
Das ist nicht nur ein Vorbehalt, den Menschen heute am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts gegenüber Christus haben. Das zieht sich durch die Jahrtausende. Und genau hier sind wir mitten in unserem Bibelabschnitt.
Einzelne Erlebnisse als unzureichende Grundlage des Glaubens
Mein erster Punkt: Einzelne Erlebnisse sind nicht tragfest.
Diesen Vorschlag machten damals auch die Zuhörer Jesu: „Gib uns doch ein Zeichen, gib uns etwas, auf das wir uns stützen können.“ Ich verstehe diese Leute gut. Ich weiß nicht, wie oft ich selbst auch so gedacht habe: Jesus, du musst mir jetzt irgendeine Stütze geben, ein Geländer, auf das ich mich verlassen kann, damit mein Glaube wirklich festen Halt hat. Gib mir doch etwas, das ich in die Hand nehmen kann, ein Pfand, etwas, das man fassen und sehen kann.
Oft, wenn ich in eine Konfirmandenstunde gehe, denke ich: Herr, jetzt müsstest du mir etwas mitgeben, das ich vor den jungen Leuten zeigen könnte, etwas, das sie in Atem hält und den Bann bricht. Was ist das für ein Zeichen, das du tust? Sie fügen gleich hinzu, da im Vers 30: „damit wir sehen und ihr glauben.“ Sie möchten gern glauben. Sie meinen es aufrichtig. Ich bin überzeugt, dass 99 Prozent der Menschen heute bereit wären, an Jesus wirklich fest zu glauben, wenn sie ein solches Zeichen hätten.
Wir müssen sagen, es ist berechtigt, dass sie so sprechen. Denn schließlich kann man heutzutage jedem Scharlatan aufsitzen. Es gibt so viele, die einem irgendetwas vormachen, die einen mit ein paar dummen Sprüchen blenden. Wir werden jeden Tag vernarrt. Wie viele der Nachrichten, die wir lesen und hören, sind gefälscht? Wir möchten es doch wissen, wenn es um die großen Dinge des ewigen Lebens geht, ob das wahr ist. Darum verstehe ich diese Bitte: „Gebt mir doch etwas, ein Zeichen!“ Ich will keinen Verführern aufsitzen.
Aber eigentlich ist es merkwürdig, dass diese Leute gerade um ein Zeichen bitten. Sie hatten doch eben ein Zeichen erlebt. Es war doch wenige Stunden vorher gewesen, dass Jesus fünftausend Menschen mit wenigen Broten und Fischen gespeist hatte. Was wollen sie jetzt eigentlich noch? Besser hätten sie gar nicht sagen können, dass alle großen Wunder Gottes keinen tragfesten Grund für den Glauben abgeben.
Ist ihnen das überhaupt bewusst? Und wenn sie heute eine Totenauferweckung erleben, kann sie kein tragfester Grund für ihren Glauben sein. Wie war das damals bei den Leuten? Ging dieses Wunder so spurlos an ihnen vorüber? Bestimmt nicht! Wir hören ja genau im Anschluss an dieses Wunder in den ersten Versen, wie sie Jesus nachgelaufen sind durch die ganze Nacht und ihn gesucht haben.
War das nicht Glauben, dass sie sich an ihn klammern wollten? Nein, sagt Jesus, es war vielleicht Begeisterung, ein wenig Sehnsucht, Anhänglichkeit, Sympathie – was das alles auch sein kann. Wir müssen ganz arg aufpassen, dass wir heute nicht solche Strömungen und Bewegungen, die hier und da auch sein mögen im Christentum, mit Glauben und Nachfolge verwechseln.
Auch wenn Tausende und Abertausende Jesus nachlaufen, sind solche Bewegungen zeitlich begrenzt. Jesus hat sich bewusst verborgen, weil er in dieser ersten Begeisterung diesen Menschen nicht gegenübertreten wollte. Nach wenigen Stunden war das verflogen.
Sie kennen das doch aus Ihrem Leben auch: Damals, als Sie im Krankenhaus waren, erinnern Sie sich noch? Als Sie gebetet haben: „Herr, wenn Du mich noch einmal heimkehren lässt und wenn Du mich noch einmal gesund machst, dann möchte ich Dir ganz dienen.“ Was ist daraus geworden?
Mich hat es als jungen Menschen tief geschockt, wie ich erlebt habe, als viele Männer aus der Christgefangenschaft zurückkamen und von einem Eifer für Gott erfüllt waren. Sie erzählten, wie sie im Gefangenenlager ein Gelübde abgelegt hatten. Ich habe nur einen gefunden, von dem ich weiß, dass er sein Gelübde bis heute gehalten hat – ein junger Zwanzigjähriger, Soldat damals aus der russischen Kriegsgefangenschaft. Von allen anderen weiß ich, wie sie es vergessen haben.
Denn die Wunder geben keinen tragfesten Grund für den Glauben ab.
Jetzt muss ich noch einmal ganz deutlich sagen, damit wir es nicht verwechseln: Ich erlebe jeden Tag eine Fülle mir unbegreiflicher Wunder. Ich erlebe Gebetserhörungen, dass mir Hören und Sehen vergeht. Aber sie sind nie die Grundlage meines Glaubens.
Ich bin überzeugt, dass jeder glaubende Mensch viele unbegreiflich große Wunder Gottes erlebt – gewaltige Wunder, bei denen man nur staunen kann, niederfällt und Gott anbetet. Aber sie sind nicht Zeichen, die zum Glauben führen, sondern Bestätigungen, die vielleicht dem nachfolgen, der glaubt.
Darum hat Jesus auch die Zeichen verweigert.
Diese Leute sprechen von dem Manna. Sie sagen: Damals hat doch auch Mose ein Zeichen gegeben. Jesus, du bist Mistigbalen Mose! Und Jesus weist sie darauf hin, dass sie die Bibel falsch zitieren. Es war ja nicht Mose, wie sie vorhin im Wortlaut des zweiten Mose 16 gehört hatten, wo es heißt: „Die Herrlichkeit des Herrn erschien ihnen.“
Nein, sie hatten die Herrlichkeit Gottes gar nicht richtig begriffen. Sie sahen nur das Brot und stürzten sich mit Heißhunger darauf, und dann war es wieder vergessen. Dann murrten sie wieder und wieder gegen Gott. Nach wenigen Tagen kam die alte Empörung wieder hervor.
Jetzt wissen wir genau, was der Grund ist, was uns im Glauben hindert – nicht die fehlenden Zeichen. Wir hätten viele, viele Zeichen, um Gott zu glauben. Unser ungehorsames und trotziges Herz ist der Grund. Ich meine, dass ich mich nicht unter Jesus beugen will. Das ist der Grund, warum ich nicht glaube. Und das macht es mir sehr, sehr schwer.
Also, das war mein erster Punkt: Einzelne Erlebnisse geben keinen tragfesten Grund.
Die wahre Gewissheit jenseits materieller Wünsche
Mein zweiter Punkt
Und doch gibt es Gewissheit. Merkwürdigerweise gibt es Gewissheit gerade, weil Jesus nicht den Wünschen der Menschen entspricht. Der Wunsch war: "Gib uns doch alle Wege solch Brot, gib uns doch alle Wege solch Brot." Wenn du uns immerfort solches Brot gibst wie damals in der Wüste, wie dieses Manna, dann würden wir dir glauben.
Wer die großen Nöte dieser Welt kennt, auch die großen Hungersnöte, der weiß, dass das keine leichtfertige Bitte dieser Leute war. Wäre das nicht etwas, wenn Jesus die Friedensfrage lösen würde? Wenn Jesus die Brotfrage lösen würde, die Armutsfrage? Jesus, das wäre doch ein Feld für dich. Dann würden die Menschen glauben.
Es fällt uns schwer, dass Jesus sich hier verweigert: "Gib uns doch alle Wege solch Brot." Merkwürdig. Unsere Bitten müssen wir jetzt selbst prüfen. Unsere Bitten hängen ja immer an ganz äußeren, materiellen Wünschen.
Unser Leben besteht einmal aus materiellen Dingen: aus Gesundheit, Essen, Geld, Menschen, die uns umgeben, Arbeitsplätzen und Prüfungen, die man besteht. Darum sind auch unsere Bitten so: "Herr, gib mir doch das, was ich brauche zum Leben."
Aber Jesus redet ja, wenn er von Leben spricht, nie so, wie wir denken, von diesem kurzen Leben. Sondern immer von einem Leben, das heute schon da ist, das aber nicht aufhört, auch wenn diese Welt zerbricht – vom ewigen, grenzenlosen Leben.
Und darum geht Jesus auf diese Bitte nicht ein.
Mich hat in meiner frühen Jugend schon das Buch von Hermann Kasack sehr angesprochen. Er illustriert auf vielen Seiten eindrucksvoll, wie unsere Lebenserfüllung so kurz und so eng gedacht ist. Er hat das Buch „Die Stadt hinter dem Strom“ geschrieben und erzählt dort von den Menschen, die in dieser Geisterstadt leben und ohne Ende tätig sind.
Er erzählt, wie sie zum Essen in die Kantine gehen, ins Restaurant und in die Cafeteria. Sie stellen sich an, lassen ihren Topf füllen, dann wird das Essen reingeschaufelt, und sie essen ganz schnell. Kaum haben sie gegessen, stellen sie sich wieder hinten an, essen wieder und lassen sich wieder den Topf füllen.
Er will damit zeigen, wie leer und vergänglich alles ist. Er zeigt diesem Rechtsanwalt, der noch seine Akten ordnet und seine Plädoyers entwirft, jeden Tag neu und jeden Tag ohne Ende: Was ist denn das für ein Leben? Was kommt denn da am Ende heraus?
In diesem dicken Wälzer zeigt er den Dichter, der sein schön geschriebenes Buch liebevoll streichelt und von der Kultur spricht, die in diesem wunderbaren Band enthalten sei. Wie er es unter seine Hände nimmt – da zerfällt es zu Staub.
All das, was wir uns wünschen und ersehnen, zerfällt uns unter den Fingern.
Und darum hat Jesus diese Bitte von Brot nicht erfüllt.
Ich rühre jetzt eine Wunde bei Ihnen allen an: Warum Jesus einige Gebete bei Ihnen nicht erfüllt. Und warum er sich von ihnen auch hier nicht zum Beweis herausfordern lässt, auch wenn sie trotzig fordern und sagen: "Jesus, wenn du mir das gibst, glaube ich dir. Und wenn du es mir nicht gibst, dann glaube ich dir nicht."
Er verweigert sich, weil seine Gabe größer ist als nur die Gesundheit, die sie unter Tränen erfliehen, als die Heilung ihres Lebens, die sie schon lange erwarten und die nicht kommt.
„Nur ein Zeichen“, sagt Jesus, „gibt der Vater“, obwohl er viele Wunder geben kann. Im Entscheidenden gibt er ihnen nur ein Zeichen, und dieses eine ist das wahre Brot vom Himmel.
Was ist das wahre Brot? Das, wovon man lebt, das, was uns stark macht, wo wir wieder Kraft schöpfen, wo wir wieder mutig und fröhlich werden.
Das eine Brot ist Jesus Christus selbst.
Die Einladung zur persönlichen Entscheidung für Christus
Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich jetzt darüber nachgedacht habe, wie ich Ihnen diesen einen Schritt ein bisschen besser veranschaulichen kann. Ich kann Ihnen das nicht wirklich illustrieren. Ich kann Ihnen nur sagen, dass Sie entdecken müssen, warum Jesus Ihnen die Erfüllung Ihrer Bitten abschlägt. Er möchte Ihnen zuerst eines groß machen: dass Ihnen das Herz des ewigen himmlischen Vaters offensteht.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie schon Urlaub gehabt haben und jetzt zurückgekommen sind. Wahrscheinlich ist es bei Ihnen so wie bei mir: Wenn man wieder sein heimatliches Haus erblickt, ist es schön. Man sagt: Am schönsten ist es, heimzukommen, wenn man weg war. Aber wie viel schöner ist es erst, wenn Sie heimkommen zum Vater, und Sie ihn noch gar nicht kennen – den Gott, der Sie liebt, der Sie kennt und der Sie sucht.
Darum hat Jesus uns kein anderes Zeichen geben wollen als dieses eine: Er stand mit den Wundmalen an seinen Händen vor uns und sagte: „Für dich habe ich gelitten, um dein Leben zu retten.“ Ich habe so viele Menschen gehört, die immer wieder sagten, dass das doch nichts Praktisches sei, nichts Anfassbares. Ich kann Ihnen nur sagen: Sie müssen diesen Weg gehen und zu Jesus sagen: „Ich will dich, ich will zu dir, ich will dich in meinem Leben aufnehmen, ich will mich für dich entscheiden, ich möchte dir gehören.“
Sie ahnen gar nicht, welche Freude da in Ihrem Leben anbricht. Wie es ist, plötzlich heimzukehren ins Vaterhaus und zu sagen: „Ich bin wieder daheim.“ Wenn Schuld durchgestrichen ist, vergeben wird, bekannt werden muss vor dem Vater und was ins Licht muss. Es ist ganz wunderbar, dass es ein Zeichen gibt, an dem Menschen zum Glauben kommen.
Das war das Damaskuserlebnis des Paulus, als er vor Ananias die Vergebung empfing. Kein anderer ist je Christ geworden, als durch diese enge Pforte, indem er gesagt hat: „Herr Jesus, ich möchte dir gehören.“ Auch wenn ich nichts fühle, nichts spüre und nichts sehe, weiß ich um deine Liebe, die mich sucht. Und ich will nicht mehr Brot, nicht mehr Gesundheit und nicht dies oder jenes – ich will dich.
Die praktische Aufnahme des Lebensbrotes und die persönliche Beziehung zu Christus
Ich möchte noch einen dritten Punkt anschließen, und zwar ganz praktisch, wie man das bekommt.
Vorhin hat mir einer unserer Bäcker eine Zeitschrift überreicht, die sie dort als christliche Bäcker herausgeben. Sie heißt „Lebensbrot“. Das passt gut zum heutigen Sonntag. Die Bäcker, die so viel Brot backen, wissen etwas darüber, was eigentlich Leben vermittelt, was nötig ist und was man wirklich braucht.
Diese Bäcker stehen bestimmt nicht in Gefahr, das Irdische zu geringzuschätzen. Sie müssen oft schon um vier Uhr morgens oder manchmal sogar noch früher in der Backstube stehen und das Brot zubereiten. Sie wissen, was es bedeutet, Menschen satt zu machen. Aber sie sagen auch, dass es noch etwas anderes gibt – etwas, das viel, viel mehr ist als dieses äußere Brot.
Jetzt gibt es so viele Menschen, die einmal etwas von Christus gehört haben. Ich denke, es sitzen hier im Gottesdienst einige, die etwas vom Christentum ahnen, aber Christus noch nie wirklich geschmeckt haben. Und ich bin froh, dass es hier heißt: das Brot, das man nimmt und zwischen die Zähne nimmt.
Manchmal kommt jemand und möchte das dann rasch erklären und sagt: „Dann ist dort das Abendmahl gemeint.“ Ich bin froh, dass wir heute nicht das Abendmahl feiern, denn sonst würde jemand meinen, es sei die Handlung der Abendmahlsfeier gemeint. Aber das ist es nicht.
Sie können in einer Abendmahlsfeier sitzen und trotzdem leer wieder hinausgehen. Denn nicht das äußere Essen vermittelt Glauben, nicht das Sitzen im Gottesdienst und auch nicht irgendwelche kirchlichen Handlungen. Nicht einmal das fromme Falten der Hände macht Sie zum Christen.
Sondern das Beissen, das Nehmen, indem Sie zu diesem Brot sagen: „Mein Brot“ und es zu einem Bissen für sich machen. So bekommen Sie Christus für sich – anders geht es nicht. Bis Sie es so einnehmen und es für Sie etwas wird, bis Ihnen die Worte Jesu so zu Ihnen gesprochen sind und Sie sagen: „Jesus ist mein Herr und mein Gott. Er hat mir die Schuld vergeben.“
Die Notwendigkeit einer persönlichen Beziehung zu Christus jenseits kirchlicher Strukturen
Wir hatten in den letzten Tagen ein paar schöne Urlaubstage in Oberitalien, um noch etwas Sonne zu tanken. Dabei hatte ich mir einen dicken Wälzer von Johannes Haller unter den Arm geklemmt: „Die Geschichte des Papsttums“.
In den lombardischen Städten las ich noch einmal die alte Staufer-Geschichte von Kaiser Friedrich II. und seinem großen Kampf mit Papst Gregor IX. Wer sich mit Geschichte auskennt, weiß, wie es damals um diese lombardischen Städte stand. Ich war ganz ergriffen von diesen Kämpfen und dachte dabei: Mich hat es erschüttert, wie sehr die Kirche entarten kann.
Viele Menschen haben damals Kirche erlebt und das Papsttum so erfahren. Vielleicht erleben heute viele Menschen die Kirche ähnlich. Ich möchte ihnen sagen: Du musst Christus kennen, nicht nur diese äußere Organisation, die man sieht und die vielleicht sogar abstoßend sein kann. Es geht nicht darum, die Menschen oder die Pfarrer zu sehen, sondern Christus selbst. Du brauchst eine Beziehung zu Christus.
Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, der wird nicht mehr dürsten. Dieses Versprechen gilt auch für den Kranken, der so oft um Heilung gebetet hat, für die Trauernden, die Verzweifelten und die von Angst Geplagten. Wer zu mir kommt – ist es überhaupt möglich, dass Jesus solch eine Zusage gibt? Wer zu mir kommt, der wird nicht mehr hungern, der wird erfüllt sein.
Gerade in diesen Urlaubstagen habe ich darüber nachgedacht: Es hat noch nie eine Generation auf der Welt gegeben, die so viel Luxus und Reichtum genossen hat wie wir heute in Deutschland. Noch nie in der Geschichte, weder bei den Griechen noch bei den Römern oder anderswo.
Sollten wir da nicht hellhörig werden? Dass das Leben nicht darin besteht, immer mehr zu haben und zu gewinnen. Wenn wir nicht eine Beziehung zum ewigen Gott finden, wenn wir ihn nicht wirklich finden, dann fehlt uns das wahre Leben bei ihm.
Ich denke jetzt an viele Menschen in unserer Gemeinde, die in den letzten Jahren an kritischen Punkten ihres Lebens hier oben selbst Zeugnis abgelegt haben – krebskrank, in Leid und Not. Sie haben gesagt: „Ich habe Jesus, und er genügt mir. Ich weiß, ich habe Leben, und das wird nicht aufhören, auch wenn ich sterbe.“
Was ich oft gerne erzähle, wenn ich auf Evangelisationen unterwegs bin, ist die Geschichte von unserem 21-jährigen Peter Feil. Er sang im Jugendchor und wurde wenige Wochen später durch Leukämie aus dem Leben gerissen. Draußen im Robert-Bosch-Krankenhaus breitete er in der Nacht vor seinem Tod noch einmal seine Hände vor dem Vater aus und zeigte auf den 23. Psalm: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
Er wusste, wohin es geht, weil er Leben hatte. Weil er vom Lebensbrot Jesus gegessen hatte. Sie haben gegessen – niemand ist verloren, niemand ist verloren. Alles andere wird unwichtig. „Nimm und iss.“ Amen.