Marschen Wunderbar! Ich begrüße euch zu diesem Pfingstsonntag. Schön, dass wir Pfingsten gemeinsam feiern und dass ihr wieder dabei seid. So schön und gut die Podcasts auch sind, können sie doch nicht alles ersetzen.
Klar, wir hören Musik, wir hören Gottes Wort und wir beten miteinander. Aber all das kann nicht vollständig durch digitale Medien aufgefangen werden.
Wenn wir heute Pfingsten feiern, steht das Pfingstereignis aus der Bibel im Vordergrund und auch im Hintergrund. Die Auswirkungen von Pfingsten sehen wir in Apostelgeschichte 2,42, wo es heißt: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Gastfreundschaft an Pfingsten
Wir verharren miteinander in dieser besonderen Zeit auch in der Lehre, in der Lehre der Apostel. Dabei schauen wir immer wieder gemeinsam in die biblischen Schriften. Ebenso verharren wir zusammen im Gebet. Wir beten und singen miteinander – hier vor Ort und ihr daheim an den Bildschirmen.
Doch wir sehen, dass gewisse Ereignisse oder Auswirkungen von Pfingsten sich nicht digitalisieren oder nachahmen lassen. Das gilt besonders für die Gemeinschaft und das Brotbrechen. Brotbrechen und Gemeinschaft sind nicht digitalisierbar – zumindest nur zu einem sehr, sehr geringen Teil.
Deshalb kann uns das Pfingstfest daran erinnern, dass wir, auch wenn wir jetzt Gottes Wort miteinander betrachten und zusammen singen, einander begegnen. Ich bin froh, dass es wieder Möglichkeiten gibt, sich, wenn auch im kleineren Rahmen, zu treffen. Man kann sich einladen oder einladen lassen, um Gemeinschaft zu feiern, gemeinsam Brot zu brechen, also zusammen zu essen und Gemeinschaft zu pflegen.
Deswegen ist die heutige Einladung oder Bitte an euch: Übt Gastfreundschaft. Nutzt dieses Pfingstfest, um die Auswirkungen von Pfingsten selbst zu erleben. Ladet Geschwister und Freunde ein, um gemeinsam Zeit zu verbringen – das, was wir nicht digitalisieren können.
Aktuelle Gemeindemitteilungen und organisatorische Hinweise
Einige Informationen möchte ich weitergeben.
Wie viele schon wissen, hatten wir unsere digitale Mitgliederversammlung zum ersten Mal in der Gemeindegeschichte. Seit einer Woche sind die Videos online, und viele haben sie bereits gesehen.
Wir haben zurzeit einen wichtigen Prozess am Laufen, nämlich unsere Ältestenwahl. Holger Mücke steht als Ältester zur Auswahl. Wir brauchen euer Votum, ob ihr die Ältestenwahl von Holger Mücke unterstützt. Ihr habt heute bis 16 Uhr Zeit, eure Wahl abzugeben.
Loggt euch dafür in den entsprechenden Bereich ein. Ihr habt alle notwendigen Informationen erhalten. Bis 16 Uhr habt ihr Zeit, euer Votum abzugeben. Wir freuen uns, wenn wirklich viele Gemeindemitglieder mitmachen.
Des Weiteren fällt nächsten Mittwoch, also am kommenden Mittwoch, der Bibelpodcast leider aus. Grund dafür ist mein Urlaub. Ich werde verreisen und kann deshalb den Bibelabend nicht aufnehmen.
Ihr seid eingeladen, euch in euren DNA-Gruppen selbstständig zu organisieren. Wenn ihr euch treffen möchtet – entweder im realen Leben oder am Telefon – dann organisiert das bitte für nächste Woche selbst.
Wer uns finanziell unterstützen möchte, findet alle Kontoinformationen auf der Internetseite. Dort sind auch alle weiteren Updates und Neuerungen zu verfolgen.
Ich lade euch ein, regelmäßig auf der Seite vorbeizuschauen, denn die Verordnungen unseres Landes in Sachen Corona ändern sich sehr schnell. Darauf reagieren wir ebenfalls. Schaut also regelmäßig dort hinein!
Gemeinsamer Lobpreis und Einstimmung auf das Thema
Wir werden jetzt gleich gemeinsam mit den Teenies das erste Lied hören und danach gemeinsam Gott anbeten. Passend zu Pfingsten möchte ich Epheser 5,18 lesen: Lasst euch vom Geist Gottes erfüllen, indem ihr zueinander in Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern redet und dem Herrn mit eurem Herzen spielt und singt.
Ist das meine Frau? Deinem Weg lässt mich steigen. Ist das Jesus? Und weil du gnädig bist, weil du barmherzig bist, dürfen wir heute Morgen hier stehen, Herr, und singen: Wer ist ein Gott wie du?
Weil wir dich erlebt haben als den großen Gott, als den, der immer da ist, als den, der hilft, als den, der hört, als den, der eingreift in Situationen, in denen wir nicht mehr selbst weiterwissen. Wo ist ein Gott wie du? Wir haben niemanden außer dich, Herr.
Du bist großartig, du bist gut, du bist barmherzig, du bist lieb, Herr. Wir können gar nicht alles ausdrücken, was du bist, Herr. Du bist so viel mehr.
Heute Morgen möchten wir als eine Einheit aufstehen, dich preisen und loben, Herr, und deinen Namen groß machen. Deswegen sind wir hier.
Wir ehren dich und loben dich, weil du groß bist. Groß ist unser Gott, groß bist du, Herr. Wir danken dir, dass wir heute Morgen wieder dein Wort hören dürfen, Herr.
Es ist so gut, Herr, dass wir dein Wort haben. Es ist so gut, Herr, dass wir tief in dein Wort hineinschauen dürfen und uns in deinem Wort gründen dürfen, Herr.
Schenk du uns heute Morgen wirklich eine Sehnsucht – eine Sehnsucht nach deinem Wort. Nicht nach irgendwelchen Buchstaben, sondern nach dem kostbaren, teuren Wort, das Leben bringt und das Leben für uns ist, Herr.
So lege ich einfach alles in deine Hand. Geist Gottes, hab du deinen Weg heute Morgen. Amen.
Einführung in das Predigtthema: Um Hilfe zu Gott schreien
Unser Thema heute lautet: Schreien wir um Hilfe zu unserem Gott. Dieses Zitat stammt aus dem neunten Kapitel des Nehemiabuches.
Woher kommen wir? In Kapitel 8 haben wir letzte Woche gesehen, dass in Israel eine geistliche Erweckung sichtbar wird und beginnt. Nach der Fertigstellung der Stadtmauer wirkt Nehemia, der als Statthalter vor allem an der Stadtmauer gearbeitet hat. Nach Abschluss dieser Mauer Jerusalems tritt plötzlich Esra auf. Er bringt Gottes Wort, liest daraus vor und predigt daraus – und das über mehrere Stunden.
Aus diesem Ereignis entsteht eine geistliche Bewegung in Israel. Wir haben letzte Woche beobachtet, dass die Reaktionen der Zuhörer, der Israeliten, des Volkes Gottes, sehr stark von Trauer geprägt waren. Es gab viel Weinen und Klagen. Die Leviten und alle, die in der Führungsriege standen, hatten große Mühe, dieses Weinen einzudämmen. Sie forderten die Menschen auf, sich endlich zu freuen.
Immer wieder heißt es, dass sie bekümmert waren, doch der Aufruf lautete: „Seid nicht bekümmert, freut euch!“ Die Güte Gottes, die sie erleben und feiern sollten – insbesondere beim Laubhüttenfest – wurde durch dieses Fest demonstriert. Dabei erinnerten sie sich daran, wie Gott als Retter Israels sein Volk aus Ägypten herausgeführt hatte und wie er sie auf dem Weg ins verheißene Land versorgte.
Dies sollten sie feiern und am eigenen Leib spüren. Diese Aufforderung zur Freude prägte das achte Kapitel. Nun sehen wir plötzlich auf der emotionalen Ebene einen sonderbaren Schwenk.
Die Umkehr und das Bekenntnis im Nehemia 9
Ich lese Nehemia 9.
Am vierundzwanzigsten Tag dieses Monats versammelten sich die Söhne Israels. Sie fasteten, trugen Sacktuch und streuten Erde auf ihr Haupt. Alle, die israelitischer Abstammung waren, sonderten sich von allen Söhnen der Fremden ab.
Sie traten vor und bekannten ihre Sünden und die Verfehlungen ihrer Väter. Dabei standen sie an ihrem Platz. Aus dem Buch des Gesetzes des Herrn, ihres Gottes, wurde ein Viertel des Tages vorgelesen. Ein weiteres Viertel des Tages bekannten sie ihre Verfehlungen und warfen sich vor dem Herrn, ihrem Gott, nieder.
Jeschua, Bani, Kadmiel, Schebanja, Bunni, Scherepja, Bani und Kenani traten auf das Podium der Leviten. Sie schrien mit lauter Stimme um Hilfe zu dem Herrn, ihrem Gott.
Die Leviten Jeschua, Kadmiel, Bani, Haschabneja, Scherepja, Hudija, Schebanja und Petachja sagten: „Steht auf, preist den Herrn, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Man preise deinen herrlichen Namen! Er ist erhaben über allen Preis und Ruhm.
Du, Herr, bist es, du allein. Du hast den Himmel gemacht, die Himmel der Himmel und all ihr Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was in ihnen ist. Du machst alles lebendig.
Der Herr des Himmels wirft sich vor dir nieder. Du bist es, Herr, Gott, der du Abraham erwählt hast und ihn aus Ur in Chaldäa herausgeführt hast. Du hast ihm den Namen Abraham verliehen und sein Herz treu vor dir gefunden. Mit ihm hast du den Bund geschlossen, das Land der Kanaaniter, der Hethiter, der Amoriter, der Perisiter, der Jebusiter und der Girgasiter zu geben, es seinem Nachkommen zu übergeben.
Du hast deine Worte aufrechterhalten, denn du bist gerecht. Du hast das Elend unserer Väter in Ägypten angesehen und ihr Geschrei am Schilfmeer gehört. Du hast Zeichen und Wunder getan an Pharao, an all seinen Knechten und am ganzen Volk seines Landes, weil du erkannt hattest, dass sie vermessen an ihnen gehandelt hatten.
Du hast dir einen Namen gemacht, wie er bis heute besteht. Das Meer hast du vor ihnen geteilt, sodass sie mitten durch das Meer auf trockenem Boden zogen. Ihre Verfolger hast du in die Tiefen geworfen, wie einen Stein in mächtige Wasser.
In einer Wolkensäule hast du sie bei Tag geleitet und in einer Feuersäule bei Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten, auf dem sie ziehen sollten. Auf dem Berg Sinai bist du herabgestiegen und hast vom Himmel mit ihnen geredet.
Du hast ihnen klare Rechtsbestimmungen und zuverlässige Gesetze gegeben, gute Ordnungen und Gebote. Deinen heiligen Sabbat hast du ihnen verkündet und hast ihnen durch deinen Knecht Mose Gebote, Ordnung und ein Gesetz gegeben.
Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben für ihren Hunger und Wasser aus dem Felsen hervorkommen lassen für ihren Durst. Du hast ihnen befohlen, in das Land einzuziehen, das du ihnen geben wolltest, und deine Hand zum Schwur erhoben.
Doch unsere Väter handelten vermessen. Sie verhärteten ihren Nacken und hörten nicht auf deine Gebote. Sie weigerten sich zu gehorchen und dachten nicht mehr an deine Wundertaten, die du an ihnen getan hattest.
Sie verhärteten ihren Nacken, setzten sich ein Haupt über sich und wollten in ihre Knechtschaft in Ägypten zurückkehren.
Du aber bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Gnade. Du hast sie nicht verlassen, selbst als sie sich ein gegossenes Kalb machten und sagten: „Das ist dein Gott, der dich aus Ägypten herausgeführt hat.“ Sie verübten große Lästerung.
Doch in deinen großen Erbarmungen hast du sie nicht in der Wüste verlassen. Die Wolkensäule wich nicht von ihnen bei Tag, um sie auf dem Weg zu leiten, noch die Feuersäule bei Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten.
Deinen guten Geist hast du ihnen gegeben, um sie zu unterweisen. Dein Manna hast du ihrem Mund nicht vorenthalten. Wasser hast du ihnen für ihren Durst gegeben.
Vierzig Jahre lang hast du sie in der Wüste versorgt. Sie entbehrten nichts, ihre Kleider zerschlissen nicht, und ihre Füße schwollen nicht an.
Du hast ihnen Königreiche und Völker gegeben und sie ihnen Stück für Stück zugeteilt. So nahmen sie das Land Sihons, das Land des Königs von Heschbon, in Besitz und das Land des Ok, des Königs von Barschan.
Ihre Söhne hast du zahlreich werden lassen wie die Sterne des Himmels. Du hast sie in das Land gebracht, von dem du ihren Vätern gesagt hattest, dass sie es in Besitz nehmen sollten.
Die Söhne kamen hinein und nahmen das Land in Besitz. Du hast vor ihnen die Bewohner des Landes, die Kanaaniter, gedemütigt und hast sie in ihre Hand gegeben – sowohl ihre Könige als auch die Völker des Landes. Sie konnten mit ihnen tun, was sie wollten.
Sie nahmen befestigte Städte ein und fettes Ackerland. Sie nahmen Häuser in Besitz, die mit allerlei Gut gefüllt waren, ausgehauene Zisternen, Weinberge, Olivengärten und Obstbäume in großer Menge.
Sie aßen, wurden satt und fett und ließen es sich wohl sein durch deine große Güte. Doch sie wurden widerspenstig und empörten sich gegen dich. Sie warfen dein Gesetz hinter ihren Rücken.
Sie brachten deine Propheten um, die als Zeugen gegen sie auftraten, um sie zu dir zurückzuführen. Sie verübten große Lästerung.
Darauf gabst du sie in die Hand ihrer Bedränger. Diese bedrängten sie. Zur Zeit ihrer Bedrängnis schrien sie zu dir, und du hörtest vom Himmel her.
Nach deinen großen Erbarmungen gabst du ihnen Retter, die sie aus der Hand ihrer Bedränger retteten. Sobald sie Ruhe hatten, taten sie wieder Böses vor dir.
Da überließest du sie der Hand ihrer Feinde, damit diese über sie herrschten. Sie schrien wieder zu dir um Hilfe, und du hörtest vom Himmel her. Du rettetest sie nach deinen Erbarmungen viele Male.
Du tratst als Zeuge gegen sie auf, um sie zu deinem Gesetz zurückzuführen. Sie aber handelten vermessen und gehorchten deinem Gebot nicht. Sie sündigten gegen deine Rechtsbestimmungen, durch die der Mensch lebt, wenn er sie befolgt.
Sie zeigten eine störrische Schulter und verhärteten ihren Nacken. Sie gehorchten nicht. Du hattest Geduld mit ihnen viele Jahre und tratst als Zeuge gegen sie auf durch deinen Geist und durch das Wort deiner Propheten. Doch sie hörten nicht hin.
Da gabst du sie in die Hand der Völker der Länder. Doch in deinen großen Erbarmungen hast du nicht ein Ende mit ihnen gemacht und sie nicht verlassen. Denn du bist ein gnädiger und barmherziger Gott.
Nun aber, unser Gott, du großer, starker und furchtbarer Gott, der den Bund und die Gnade bewahrt: Lass nicht gering vor dir sein all die Mühsal, die uns getroffen hat – unsere Könige, unsere Obersten, unsere Priester, unsere Propheten, unsere Väter und dein ganzes Volk seit den Tagen der Könige von Assur bis auf diesen Tag.
Doch du bist gerecht bei allem, was über uns gekommen ist, denn du hast Treue bewiesen. Wir aber haben gottlos gehandelt.
Unsere Könige, unsere Obersten, unsere Priester und unsere Väter haben nicht nach deinem Gesetz gehandelt. Sie haben auf deine Gebote und auf deine Zeugnisse nicht geachtet, mit denen du gegen sie als Zeuge aufgetreten bist.
Trotz ihres Königreiches, trotz der Fülle deiner Güter, die du ihnen gegeben hast, und trotz des weiten und fetten Landes, das du vor sie gelegt hattest, haben sie dir nicht gedient. Sie sind nicht umgekehrt von ihren bösen Taten.
Siehe, wir sind heute Knechte! Das Land, das du unseren Vätern gegeben hast, um seine Früchte und seine Güter zu genießen – siehe, wir sind Knechte darin. Sein Ertrag vermehrt sich für die Könige, die du um unserer Sünden willen über uns gesetzt hast.
Sie haben Gewalt über unsere Leiber und über unser Vieh nach ihrem Belieben. Wir aber sind in großer Bedrängnis.
Die Bedeutung des langen Gebets und der geistlichen Reflexion
Viel Text – man kann sich fragen: Warum lesen wir so viel Text? In diesem Kapitel sehen wir, dass sie viele Stunden sogar im Wort Gottes verbracht haben. Sie haben einfach nur gelesen und danach viele Stunden im Gebet verbracht. Sie haben Gott angebetet und auch Buße getan.
Was hier sofort auffällt, ist die seltsame Dynamik, wenn man vom 8. ins 9. Kapitel kommt. Die Menschen, die im achten Kapitel dazu aufgefordert wurden, nicht traurig zu sein, sondern sich zu freuen, fröhlich zu sein und zu feiern, sind auf einmal dieselben, die jetzt in Fasten und Trauer kommen. Und das nur wenige Tage nach dem Fest, das sie gefeiert haben. Plötzlich kommen sie mit Bußgebeten, Fasten und Sack und Asche.
Man kann sich fragen, was das für eine seltsame Abfolge ist: Freude und dann Trauer. Wir würden das vielleicht eher umgekehrt machen – erst trauern und dann freuen. Aber hier haben wir eine andere Dynamik. Ich habe einiges dazu gelesen, um eine Erklärung zu finden. Es ist schwierig, sich klarzumachen, warum das so ist.
In Prediger 3,1 und 4 heißt es: „Für alles gibt es eine bestimmte Stunde, und für jedes Vorhaben unter dem Himmel gibt es eine Zeit.“ Dann heißt es in Vers 4: „Zeit fürs Weinen und Zeit fürs Lachen, Zeit fürs Klagen und Zeit fürs Tanzen.“ Alles hat seine Zeit. Offenbar war es jetzt an der Zeit zu trauern, aber am Anfang noch nicht.
Sieben Tage sollten sie in diesem Fest Gottes Wunder feiern. Warum sollten sie das tun? Ganz zu Beginn haben sie sich in Gottes Wesen verankert – in seine Fürsorge, seine Treue und seine Versorgung, die er im Volk Israel gezeigt hat. Darin sollten sie sich zuerst verankern und erkennen, wer Gott ist. Sie mussten zuerst die Wahrheiten Gottes genießen und aufnehmen. Sie sollten nicht zuerst bei sich anfangen, sondern bei Gott beginnen. Sie sollten erkennen, wer er ist, und sich darüber freuen, was für einen Gott sie eigentlich haben und welchem Gott sie dienen.
Das zeigt uns eine wichtige Lektion auch für uns: Gesunder Glaube gründet sich nicht zuerst auf unserer Verdorbenheit, sondern zuerst auf Gott – zuallererst auf Gott. Unser Klagen über unsere Sünde findet dann auch seinen Platz. Weinen, klagen – alles hat seine Zeit.
Auch hier in Kapitel 9 wird nicht ausgespart, welche Sünden und Verfehlungen das Volk Israel hatte. Dennoch musste es erst einmal damit beginnen, zu erkennen: Wen haben wir hier in Gott? Das sehen wir schon allein, wenn wir die Bibel aufschlagen. Zuerst werden wir mit einem allmächtigen und herrlichen Gott konfrontiert. Mit der Wahrheit über ihn, wie er aus seinem Wesen heraus gerne gibt.
Er hatte keine Veranlassung, die Welt zu erschaffen. Aber er tat es und hatte Freude daran. Er setzte den Menschen in den Garten und zeigte ihm seine Bestimmung und seine Identität – woher er stammt. Erst später im Verlauf werden wir mit der Geschichte konfrontiert, dass der Mensch in Sünde gefallen ist. Aber die Bibel beginnt nicht damit.
So ist es auch mit dem Evangelium. Aktuell versuchen Menschen oft, das Evangelium in vier Punkten zu beschreiben: Erstens, Gott ist gut und liebt dich. Zweitens, wir sind durch unsere Sünde von Gott getrennt. Drittens, Jesus Christus ist für deine Schuld gestorben. Und viertens, vertraue ihm, kehre um, tue Buße, kehre zu Jesus um, glaube an ihn, und dann bist du gerettet.
Es war sehr interessant für mich, als ich einmal mit einem Freund über diese vier Punkte sprach. Dabei fiel mir auf, dass mein Freund das Evangelium, die gute Nachricht Gottes, ohne es zu merken, direkt damit begann, dass wir von Gott getrennt sind. Wir haben dann darüber gesprochen, warum er so anfängt. Die biblische Botschaft beginnt nicht mit unserer Trennung.
Ich möchte damit nicht sagen, dass die Trennung von Gott, unsere Sünde, ausgespart werden soll. Darüber muss man sprechen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich sehr konkret darüber rede. Aber das kann nicht unser Anfang sein. Wenn wir zuerst nur unsere Verdorbenheit sehen, haben wir keine Perspektive, keine Hoffnung.
Die biblische Botschaft funktioniert so, dass sie uns einen allmächtigen und liebevollen Gott präsentiert. Dann setzt sie uns in Kontrast und zeigt uns, wohin wir eigentlich kommen sollten. Das ist meine Vermutung, warum diese Bewegung hier so stattfindet: Das Volk Israel beginnt nicht sofort mit seinen Sünden, sondern lernt zuerst Gott kennen – in seiner Liebe, Freundlichkeit und Güte.
Was in Nehemia 8 geschah, war nichts weniger als eine geistliche Grundlagenlegung. Die Grundlage wurde gelegt für den geistlichen Aufbruch. Die Israeliten sollten sich vergegenwärtigen, welche Bestimmung sie haben. Welche Identität sie ausmacht. Ihre Identität soll von Gott kommen, von Gott bestimmt und ausgemacht werden – nicht von ihnen selbst. Ich brauche Befreiung auch von mir selbst. Aber ich muss wissen, wohin ich befreit werden soll, in welches Bild ich verwandelt werden soll.
Das ist in Kapitel 8 passiert. Jetzt kommen wir zu Kapitel 9. Es geht darum, über Gott im Klaren zu sein – in Kapitel 8, wer Gott ist, und sich darüber zu freuen. Aber es ist eine andere Sache, daraufhin zu erkennen, wer Gott ist, und dann auch zu handeln.
Die nächsten Kapitel, Kapitel 9 und die darauf folgenden, sind davon geprägt, als Volk Gottes im Plan Gottes voranzuschreiten. Sie sollten nicht einfach nur die ganze Zeit ein Fest feiern und sich an die guten alten Tage erinnern. Sie sollten aus dieser Erinnerung, aus dieser Festigung und Verwurzelung in Gott jetzt aufbrechen. Sie sollten weitermachen.
Die nächsten Kapitel zeigen, dass Gottes Volk in Gottes Plan voranschreitet. Sie sollen nach vorne gehen und Zukunft gestalten. Das ist etwas anderes, als sich nur zu vergegenwärtigen, wer unser Gott ist. Jetzt geht es darum, in welcher Beziehung wir zu ihm stehen und wie wir konkret handeln.
Eins ist sicher: Das Volk kann nicht so weitermachen wie bisher. Wir haben gerade gelesen, wie viele Niederschläge dieses Volk hinter sich hat. Es muss weitergehen. Die Bevölkerung der Stadt Jerusalem steht bevor, damit der Plan Gottes erfüllt werden kann. Jerusalem muss wieder besiedelt werden, und der Plan Gottes muss voranschreiten.
Es braucht unsererseits, vom Volk Gottes, von den Israeliten – das wird von den Leviten in Kapitel 9 ganz deutlich spürbar – echte Umkehr, einen Sinneswandel, Vergebung und einen Neubeginn. Wir wollen an diesen Gott wieder neu anknüpfen, mit ihm gehen und nicht gegen ihn laufen.
Unterschiedliche Arten von Klage und Busse
Jetzt kann man sich fragen: Worin unterscheidet sich die Herzensklage der Leviten von dem Kummer und der Betrübnis des Volkes?
In Kapitel 9, Vers 1 sehen wir, dass sie sich versammelten in Fasten, in Sacktuch und mit Erde auf ihrem Haupt. In Kapitel 8, Vers 9 haben wir gesehen, dass das ganze Volk weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte. Handelt es sich hier um die gleiche Art von Klage, um die gleiche Art von Betrübnis? Ich glaube nicht.
Die Buße, also die Umkehrbewegung, dieses Bußgebet von den Leviten, ist keine Trauer- und Betrübnis-Sackgasse wie in Kapitel 8. Die Menschen in Kapitel 8 steckten in einer Sackgasse, die Leviten aber nicht. Sie haben sich vor Gott gebeugt und ihre Bedürftigkeit zum Ausdruck gebracht. Das sehen wir in Vers 4. Dort heißt es nämlich – und das zeigt, dass sie nicht in einer Sackgasse stecken wie ihre Leute im Kapitel 8 davor – in Kapitel 9, Vers 4: Sie schrien mit lauter Stimme um Hilfe zu dem Herrn, ihrem Gott.
Die Trauer-, Sackgassen-, Betrübnis- und Kummersackgasse, in der die Menschen in Kapitel 8 steckten, war nicht geprägt von einem Bitten um Hilfe von Gott, sondern sie waren einfach traurig über sich selbst. Die Leviten dagegen waren anders unterwegs.
Biblische Buße ist keine reine Verzweiflung über eigenes Versagen. Das war nämlich in Kapitel 8 einfach nur eine Verzweiflung über das eigene Versagen des Volkes und auch das persönliche Versagen. Dort stecken sie fest. Biblische Buße ist aber nicht einfach nur: Ach, wie jämmerlich, erbärmlich und schlecht steht es um mich. Das kennzeichnet ihre Buße nicht. Sie kennen sehr wohl ihre Fehlerhaftigkeit, aber sie haben eine Bewegung. Biblische Buße hat immer eine Perspektive, ein Ziel und eine Hoffnung.
Deswegen kann Jesus auch in Markus 1, Vers 15 sagen: Mit seinem Kommen predigt er seine erste Predigt: „Das Reich Gottes ist nahe gekommen, tut Buße und glaubt an das Evangelium.“ Das Reich Gottes ist nahe gekommen – tut Buße! Es ergibt gleichzeitig eine Perspektive. Er sagt nicht einfach: Ihr seid einfach schlecht, sondern er kommt erst mal mit dem Reich Gottes und sagt: Gottes Königsherrschaft ist da. Jetzt, mit dieser Zielrichtung, kehrt um und kommt zu mir.
Wir sehen also: Biblische Buße ist nie einfach eine Selbstkasteiung, die in sich schon erfüllt ist. Biblische Buße ist ein Gemisch aus Sündenbekenntnis, aber auch aus Lobpreis. Das haben wir vielleicht nicht so sehr auf dem Schirm. Aber wir sehen in Vers 3: „Und sie standen auf ihrer Stelle, und man las aus dem Buch des Gesetzes des Herrn, ihres Gottes, vor.“ Entschuldigung, in Vers 2 heißt es: „Und sie traten hin und bekannten ihre Sünden und ihre Verfehlungen ihrer Väter.“ Okay, soweit.
Wir lesen aber weiter in Vers 5: „Preist den Herrn, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und man preise deinen herrlichen Namen, der erhaben ist über allen Preis und Ruhm.“ Wir sehen hier eine Mischung aus persönlichem Bekenntnis und Lobpreis Gottes – und nicht einfach nur meine eigene Schuld.
Persönliche Buße hat immer den Fokus, auch in Gottes liebevolle Arme zu rennen. Nur der tut wirklich Buße, der über Gottes Liebe und Vergebung ins Staunen gerät. Wer nicht über Gottes Liebe und Vergebung staunt, wird nicht in diese Bußbewegung einstimmen können. Der wird einfach nur klagen, klagen, klagen und nur Reue empfinden. Er wird in dieser Sackgasse stehenbleiben.
Für eine vollkommene Herzensumkehr war hier in diesem Augenblick etwas anderes nötig. Sie wollten neue Wege gehen, aber sie wollten es mit Gott tun. Für diese vollständige, vollkommene Herzensumkehr mussten sie die Anziehungskraft der Liebe Gottes kennen und auch schmecken. Das tun sie hier.
Das wird durch das Gebet extrem deutlich, in dem sie Gott lieben für seine Eigenschaften, für seine Taten, für seine Treue und seine Liebe. Deswegen können sie in diese Bewegung gehen – mit Hoffnung und mit Perspektive.
Persönliche Erinnerung an die Bedeutung von Bekehrung
Meine Eltern erzählten mir einmal, dass ich vor einigen Jahren, als ich in der Grundschule war, etwas erzählt hatte. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das zustande kam, aber ich sprach mit meiner Klassenlehrerin über das Thema Bekehrung. Sie fragte mich damals als Grundschüler, was denn Bekehrung sei.
Meine Eltern berichteten später, dass ich wohl gesagt hätte: „Bekehrung ist in etwa so: Du stehst im Schatten, und vor dir ist nur Schatten. Aber hinter dir ist die Sonne, hinter dir ist das Licht.“ Das ist natürlich eine Metapher für Gott. Ein Mensch, der sich bekehrt, kehrt sich um, dreht sich um zur Sonne, zum Licht. Er geht jetzt auf Gott zu, zu diesem Licht, und bleibt nicht in seiner Finsternis stehen.
Paulus hat es ähnlich formuliert, allerdings anders ausgedrückt, und zwar in Römer 2,4: „Weißt du nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?“ Paulus hat das viele Jahre vorher so beschrieben, nicht so kindlich wie ich damals. Dies macht den entscheidenden Unterschied im Kapitel neun aus. Im Kapitel acht hatten sie nur Verzweiflung gesehen. Aber bevor sie in ihrer selbstkasteienden Reue stecken bleiben, sagen sie Stopp. Sie versenken sich erst einmal in die Wahrheit Gottes, wer er ist. Sie schauen auf seine Güte, auf seine Treue in der Geschichte.
Jetzt kommen sie ins Kapitel neun und wollen weitermachen. Nach diesem Fest geht es weiter. Die Frage lautet: Wie machen wir weiter? Sie erkennen, dass sie es nicht so machen wollen wie die vor ihnen, sondern anders. Diese tiefe Erkenntnis und Einsicht über Gottes Güte gibt dem Volk begründete Zuversicht für echte Veränderung.
Genau das spiegelt das Gebet ab Vers sechs in unserem Kapitel wider. Es beginnt, wenn man genau zuhört, mit Gott. Und es bleibt eine ganze Weile bis Vers 15 bei Gott. Es ist interessant, wenn man einfach mal seine Bibel nimmt und unterstreicht, wer hier was tut: Du, Gott, tust dies, du tust das. Dann sieht man eine riesige Palette von Handlungen:
Du hast die Welt geschaffen, du machst alles lebendig, du hast Abraham erwählt, du hast mit ihm den Bund geschlossen, du hast deine Worte aufrechterhalten, du bist gerecht, du hast Wunder getan, du hast böse Motive erkannt, du hast ihnen einen Namen gemacht, du hast das Meer geteilt, du hast die Feinde besiegt, du hast das Volk geführt, du hast gesprochen, du hast gute Gebote gegeben, du hast den Sabbat verordnet, du hast versorgt, du hast das Volk nach Israel geführt, du hast, du hast, du hast...
Es geht hier zuallererst gar nicht um den momentanen Zustand, sondern sie reflektieren in ihrem Gebet erstmals Gott. Wer ist er? Welche Güte hat er? Wie hat er sich offenbart? Erst daraufhin folgt dann das „sie“.
Ab Vers sechzehn gibt es einen Schwenk, und viermal beschreibt dieses Gebet, dass die Israeliten ungehorsam waren. Danach geht es wieder mit Gott weiter. Wie geht es mit Gott weiter? „Du bist ein Gott der Vergebung, geneig dich und sei barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Gnade!“ Du hast sie nicht verlassen, du hast den Geist gegeben, du hast Essen gegeben, du hast Trinken gegeben, du hast Ländereien gegeben, und so weiter und so fort.
Was ist die Antwort? Sie sind widerspenstig. Du erziehst, sie schreien zu dir, du hörst und errettest. Sie sind böse, du erziehst, sie schreien zu dir, du hörst und errettest. Sie waren ungehorsam, du erziehst, du hast Geduld, du hast kein Ende gemacht.
Also sind die Verse sechs bis einunddreißig im Prinzip eine Zusammenfassung ihres Bibelstudiums, das sie am Morgen betrieben haben. Das mündet in ihr Gebet darüber, wie Gott ist und wie der Mensch ist. Erst ab Vers zweiunddreißig wenden sie sich ihrer eigenen Situation zu. Vorher ist permanente Reflexion darüber, wie Gott sich in der Geschichte gezeigt hat, wie er sich dargestellt hat und was für ein Gott er überhaupt ist.
Erst in Vers 32 geht es auf einmal um ihre eigene Geschichte. Die Frage, die hier aufkommt, lautet: Wie werden wir als Volk Gottes nun die Geschichte weiterschreiben? Wie gehen wir weiter? Wir haben gesehen, was in der Vergangenheit passiert ist, wir haben gesehen, wer Gott ist, aber wie gehen wir jetzt weiter?
Mir scheint, dass sich diese Frage jede Generation stellen muss: Wie gehen wir weiter? Was machen wir jetzt daraus? Sie verschwenden keine Zeit damit, Zuversicht aus sich selbst zu ziehen. Kinder Gottes legen ihre Hoffnung nicht in ihr Bessersein oder in ihre Versprechungen, dass sie es besser machen werden.
Oftmals, wenn wir merken, dass die Vergangenheit nicht ideal war, verfallen wir schnell in den Gedanken: Ich werde mich in Zukunft bemühen, darin schöpfe ich Hoffnung. Ich bin nicht so schlimm wie die anderen, ich bin besser, und darin habe ich Hoffnung. Aber Kinder Gottes tun das nicht. Das ist überhaupt nicht ihre Argumentationsweise, wenn sie überlegen, wie sie als Volk Gottes voranschreiten sollen.
Sie verharren nicht auf ihrem Bessersein. Sie sagen selbst in Vers 33, dass sie das auch auf sich beziehen: „Wir aber haben gottlos gehandelt, wir sind nicht anders als die anderen.“ Was sie hier erkennen in dieser Reflexion: Jeder Beginn und Neubeginn hat seinen Grund in Gott.
Darum bekennen sie in Vers 32 in ihrem Gebet über ihre eigene Situation: „Und nun, unser Gott.“ Sie sagen hier nicht einfach „Und nun Gott“. Das Possessivpronomen „unser“ macht den entscheidenden Unterschied. Sie wissen nicht nur: „Wir sind genauso wie die anderen Menschen“, sondern sie wissen auch: Dieser Gott, der ihr Gott war, ist auch unser Gott. Und das ist ihre Hoffnung.
Meine Hoffnung ist, dass dieser Gott mein Gott ist. Für uns als Gemeinde gilt: Wenn wir weiterziehen wollen, wenn wir Gottes Pläne erfüllen wollen, haben wir nur Hoffnung, wenn wir erkennen, dass Gott unser Gott ist. Wenn wir diese Wahrheit tief in unser Herz schreiben, wenn wir diesen barmherzigen Gott nicht als unseren Gott erkennen, der uns barmherzig ist, dann werden wir keine wirkliche Veränderung von Gott erwarten.
Die Israeliten können nur deswegen wirklich hoffen und erwarten, weil sie nicht einfach zu irgendwem schreiben, sondern weil dieser Gott ihr Gott ist, weil er ihnen gehört. Und weil Gott ein barmherziger Gott in der Geschichte war, wird er auch in Zukunft barmherzig sein mit ihnen. Aber sie müssen sich in diese Geschichte Gottes hineinstellen. Sie können nicht außen vorbleiben, nicht am Rand stehen. Sie müssen sich in dieselbe Geschichte hineinnehmen.
Auch bekennen sie: „Wir sind besser als die anderen“ – nein, auch wir als Gemeinde sind nicht besser als unsere Väter vor uns. Auch wir haben Mangel, auch wir erfüllen nicht unseren Auftrag, so oft tun wir es nicht. Aber was ist dann unsere Hoffnung? „Herr, das nächste Mal geben wir uns Mühe?“ Oder „Ganz so schlimm sind wir nicht?“ Nein, sie sind ehrlich, demütigen sich, so wie hier, und merken: Wenn wir weitergehen wollen, braucht es immer wieder diese Demut vor Gott.
Dann folgt das Bekenntnis: „Herr, du bist unser Gott, das ist unsere einzige Hoffnung.“ Das haben die Menschen im Neuen Testament auch erkannt. In 1. Johannes 4,10 sagt Johannes: „Hierin ist die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden.“
Römer 5,8 sagt: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“ Nicht für irgendjemanden. Die Kraft der Botschaft Gottes, Gott selbst in seiner Kraft, manifestiert sich nur, wenn wir anerkennen, dass er für uns ist, nicht für andere.
Manche Christen sind hoffnungslos in ihren Gebeten und haben keine Hoffnung auf echte Veränderung, weil sie in Kapitel acht in ihrem Kummer stecken, aber Gott noch nicht in seiner Güte kennengelernt haben. Oder vielleicht wissen sie, dass Gott gütig ist, aber nur für andere. Ist er auch mir so gütig? Ist er auch mir so barmherzig? Oder habe ich es vergeigt, habe ich es verspielt?
Deshalb sagt Paulus in Galater 2,20 ganz deutlich: „Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich hingegeben hat.“ Das ist eine starke, klare Aussage. Im Neuen Testament gibt es meistens Kollektivaussagen wie „er ist für die Gemeinde“, „für die Schafe“, „für uns“, „für euch“. Paulus aber ist ganz konkret.
Paulus, der gerechte und auch selbstgerechte Pharisäer, der vorbildliche, fromme und religiöse Mann, wusste: Ich brauche Erbarmen von Jesus, ich brauche Vergebung. Jesus hat nicht nur irgendwen geliebt, eine anonyme Masse, sondern er hat sich für mich hingegeben und mich geliebt. Das ist eine große Wahrheit.
In diese Wahrheit haben sich die Israeliten in ihrem Gebet versenkt. Daraufhin werfen sie in Vers 36 das Dilemma vor Gott, in dem sie stecken. Dort heißt es: „Siehe, wir sind heute Knechte, und das Land, das du unseren Vätern gegeben hast, um seine Früchte und seine Güter zu genießen, siehe, wir sind Knechte darin.“
War das die Perspektive? War das die Vorstellung Gottes? „Wir sind versklavt in dem Land, wo du eigentlich Freiheit versprochen hast.“ Sie bringen dieses Dilemma vor Gott: „Gott, du bist ein guter Gott, aber schau unsere Situation an. Es ist nicht so, wie du es dir vorgestellt hast, es ist nicht so, wie du es versprochen hast. Wir sind Knechte im verheißenden Land.“
Das kann doch nicht sein, in dem Land, wo Freiheit ist, wo wir genießen sollen, dort sind wir Knechte. Und sie machen hier etwas Schönes: Sie setzen ihre Situation ins Verhältnis zu Gottes Versprechen. Sie kennen Gottes Versprechen und schauen dann ihre Realität an.
Anstatt jetzt einfach zu sagen: „Wir machen es jetzt besser“, sagen sie: „Herr, hier ist die Situation, und sie passt nicht zusammen. Das passt nicht, das funktioniert nicht.“ Sie bringen ihre einzige Hoffnung radikal zum Ausdruck, indem das Gebet interessanterweise endet: „Wir aber sind in großer Bedrängnis. Wir aber sind in großer Bedrängnis.“
Das ist noch kein schöner, frommer Abschluss, der alles glättet. Es ist einfach dieser Ausruf – und die Erwartungshaltung: „Du allein, Herr, kannst uns helfen. Du allein kannst wieder neu dein Erbarmen unter Beweis stellen.“
Die Bedeutung von Pfingsten für unsere Mission heute
Was sagt das für uns? Haben wir heute nicht eigentlich Pfingsten? Sollte nicht ein Pastor an Pfingsten predigen?
Seit Pfingsten hat sich unsere Mission verändert. Wir bauen keine Stadtmauern mehr in Jerusalem. Und wenn doch, wäre das vielleicht ein bisschen seltsam. Das ist nicht unser Auftrag. Unser Auftrag hat sich verändert.
In Apostelgeschichte 1,8 sagt Jesus, was an Pfingsten geschehen soll. Damit kommen wir zum Schluss. Er sagt zu seinen Jüngern, ehe er in den Himmel hinauffährt: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“
Der Auftrag Gottes hat sich verändert. Er hat in Jerusalem begonnen, ja, aber seit Pfingsten geht der Auftrag bis an die Enden der Erde. Damit sind auch wir in Emmen gemeint und darüber hinaus.
Wie steht es um diesen Auftrag? Hier ist ein ganz klarer Auftrag an das Volk Gottes, an die Gemeinde Gottes, an die Versammlung Gottes. Wir versäumen und versagen oft. Auch wir leben oft nicht in der Bestimmung dessen, was Gott sich gedacht hat und was Jesus Christus uns aufgetragen hat.
Jedes Pfingsten sind wir mit dieser Wahrheit konfrontiert – ja, mit der Gabe Gottes, wie gut Gott ist, dass er den Geist Gottes gibt, dass er uns neues Leben schenkt und uns erfüllen möchte. Er möchte, dass wir Gott mit ganzem Herzen und mit ganzer Kraft lieben.
Jetzt stehen wir vor der Herausforderung, weiterzugehen. Wenn wir in die Vergangenheit schauen, sehen wir viel Versäumnis und viel Versagen von Kirche, Gemeinde und auch von uns als Gemeinde.
Was ist jetzt unsere Lösung? Wie gehen wir weiter? Die Frage ist: Stecken wir fest? Deshalb ist Nehemia 9 für uns zu Pfingsten so wichtig. Stecken wir in Nehemia 8 fest, in unserer Selbstkasteiung, und sind in unserem Koma gefangen, aus dem wir nicht herauskommen? Oder erkennen wir, dass wir einen großartigen Gott haben, der helfen kann, und schreien um Hilfe zu unserem Gott?
Das ist die entscheidende Frage aus Nehemia 9. Wenn wir weitergehen wollen, wenn wir Gottes Plan erfüllen wollen – und Gottes Plan ist, Menschen in dieser Stadt und Umgebung zu erreichen –, und er uns dazu gebraucht, dann schreien wir um Hilfe zu unserem Gott. Wir bekennen unser Versagen, schöpfen aber Mut, wirkliche Hoffnung und Erwartung, dass sich Dinge ändern können und dass sich das Reich Gottes ausbreitet. Nicht, weil wir die Dinge so toll machen, sondern weil Gott voller Erbarmen ist.
Lasst uns Pfingsten dazu nutzen, im Geist von Nehemia 9 umzukehren zu unserem Gott, der voller Erbarmen ist zu uns und der gerne seinen Geist gibt, wenn wir ihn darum bitten. Amen! Amen!
Gemeinsamer Lobpreis zum Abschluss
Er ist für dich da. Steht auf und lasst uns ihn preisen! Wer ist der Herr? Es gibt niemanden wie ihn. Wer ist der Herr? Er ist stark und mächtig. Wer ist der Herr? Er ist König. Steht auf und lasst uns ihn preisen!
Morgen, jeden Tag, schnell bis in die Nacht erheben wir den Namen unseres Herrn. Wer ist dieser Herr? Es gibt niemanden wie ihn. Wer ist dieser Herr? Er ist stark und mächtig. Wer ist dieser Herr? Er ist König. Steht auf und lasst uns ihn preisen!
Preist den Herrn, erhebt ihn und gebt ihm die Ehre! Wer steht auf und preist ihn? Wer gibt ihm die Ehre? Nur ihm gehört unser Lob. Wer ist der Herr?
Schlusswort und Segenswunsch mit Einladung zur Gemeinschaft
Am Ende des Gottesdienstes möchte ich einen Vers aus dem Zweiten Chronikbuch vorlesen. Ich wünsche euch jetzt schon ein gesegnetes Pfingstfest. Außerdem lade ich euch nochmals ein, euch gegenseitig einzuladen – als Gastgeber und Gäste –, um an diesem Tag Gemeinschaft miteinander zu pflegen.
Zweite Chronik, Kapitel 7, Vers 14:
„Und wenn mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, sich demütigt und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, dann werde ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.“
Herr, danke für diese Zuversicht und für diese Zusage. Wir wollen dich beim Wort nehmen, Herr. Wir demütigen uns, indem wir bekennen, dass wir nicht besser sind als alle anderen. Auch wir können sehr, sehr verhärtet sein.
Herr, mach unser Herz weich. Wir bitten um Vergebung von dir und um ein neues Feuer, eine neue Kraft aus der Höhe. Die Fülle des Heiligen Geistes wollen wir von dir empfangen, um deinen Auftrag auszuüben, darin Freude zu haben und Frucht zu bringen.
Herr, lass uns dieses Pfingstfest wieder neu in die Fülle des Geistes Gottes kommen. Stärke mich und meine Geschwister, die mir jetzt zuhören, damit wir ein gläubiges Herz haben. Lass uns dich als unseren Gott anerkennen, der uns persönlich liebt, und daraus wirklich Hoffnung schöpfen für die Zukunft und für die nächsten Schritte.
Herr, wir wollen dein Werk sehen, das du durch uns bewirken möchtest. Segne uns im Namen Jesu Christi. Amen.
