Wir haben uns gestern Abend das Ehepaar Adam und Eva angesehen und die Grundlage der Ehe betrachtet. Heute Nachmittag haben wir über Abraham und Sarah gesprochen und die Krisen, die sie in ihrer Ehe erlebt haben.
Heute Nachmittag wollen wir uns mit David und seiner Familie beschäftigen. Bei David ist das natürlich schwieriger, denn er hatte nicht nur eine Frau. Das wollen wir auf keinen Fall als Vorbild nehmen.
In unserem Land gibt es Gesetze dagegen, und das ist auch gut so. Jesus sagt das ebenfalls: Am Anfang war es nicht anders. Gott schuf einen Mann und eine Frau, und das ist eigentlich die Regel und die Ordnung.
Die Herausforderung eines Mannes nach Gottes Herzen
Wir wollen uns aber bei David ansehen, wie es dazu kommen konnte, dass ein Mann Gottes auf Abwege gerät. David wird in der Bibel häufig als der Mann nach dem Herzen Gottes bezeichnet. Man fragt sich: Wie ist es möglich, dass so eine Katastrophe in seinem Leben passiert?
Vielleicht kennen wir auch solche dramatischen Situationen im christlichen Umfeld, in denen man weiß, dass es ein Bruder war, durch den Gott gewirkt hat – und plötzlich gerät er in Schwierigkeiten. Ich weiß von einem Bruder, der eine Gemeinde gegründet hat. Die Gemeinde ist gewachsen, er war missionarisch aktiv und hat drei Kinder. Doch dann kommt er auf Abwege, sucht sich eine andere Frau, lässt sich scheiden, und alles bricht zusammen. Man fragt sich, wie so etwas möglich ist.
Vielleicht weißt du selbst, wie leicht man mit seinen Gedanken auf Abwege geraten kann. Vielleicht sagst du glücklicherweise, dass du das noch nicht getan hast. Aber wenn man ehrlich ist, glaube ich, dass jeder von uns schon einmal dumme Gedanken hatte. Ich glaube, dass solche Gedanken genauso schlimm sind wie die Sünde selbst.
Ich war zwei Jahre lang in einem sogenannten psychologischen Gefängnis in Gelsenkirchen. Ein psychologischer Knast ist ein Gefängnis, in dem jeder Inhaftierte einen Psychologen zur Seite hat. Dort sitzen Gefangene, die Dinge getan haben, die entweder pervers sind oder oft Sexualstraftaten. Wenn man in solch einem Knast Zeit verbringt und mit den Inhaftierten spricht, merkt man hinterher, wie sehr man selbst einen klaren Kopf braucht.
Ich muss sagen, ich bin danach immer von Gelsenkirchen bis nach Wuppertal gefahren, das ist eine Strecke auf der Autobahn. Regelmäßig habe ich auf einem Parkplatz angehalten, symbolisch neben einem großen Container, und gesagt: „Herr Jesus, nimm mir jetzt all das wieder aus dem Kopf, den ganzen Dreck. Ich kann diesen Dreck nicht mit nach Hause nehmen.“
Vielleicht kennt ihr das: Man schaut sich einen Film an und denkt, so viel Schmutz auf einmal im Kopf – und man fragt sich, wie man das wieder herausbekommt. Ich habe bei diesen Gesprächen mit den Männern gemerkt: Das, was sie mir erzählt haben, habe ich alles schon einmal gedacht, natürlich glücklicherweise nicht getan.
Richard Müller hat einmal gesagt: Die meisten Menschen sündigen nur nicht aus Mangel an Gelegenheit. Aber der Herr Jesus sagt: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen die Ehe gebrochen. Das macht deutlich: Meine Gedanken sind vor Gott genauso schlimm wie meine Taten.
Ich habe oft den Eindruck, dass wir Christen zwar unsere begangenen Sünden Gott gebracht und um Vergebung gebeten haben, aber wer hat wirklich Buße über seine Gedanken getan? Heute ist das ja so einfach über das Internet. Wie leicht kommt man auf Seiten, die man nicht anschauen sollte. Man braucht nicht einmal mehr in ein schlüpfriges Kino zu gehen – die Sünde ist zu Hause verfügbar.
Ich glaube, das ist ein großes Problem, auch in christlichen Kreisen. Nach außen scheint alles in Ordnung zu sein, aber wie viele Ehefrauen tragen die Not mit sich herum, weil ihre Männer pornosüchtig sind – und niemand spricht darüber.
Ich bin dankbar, dass solche Dinge in der Bibel stehen und nicht verschwiegen werden.
David – Vom kleinen Bruder zum König
Wir wollen uns ansehen, wie es damals bei David war. David lebte ungefähr um das Jahrtausend vor Christus. Gott hat ihn aus einem ganz kleinen Umfeld heraus groß gemacht.
Er war der kleine Bruder, der von seinen großen Brüdern nicht ernst genommen wurde. Das ist oft das Schicksal der kleinen Brüder – sie werden nie richtig wahrgenommen. Es ist immer der Kleine, der übersehen wird. Das ist sogar in der eigenen Gemeinde oft so.
Ich selbst bin von klein auf in unserer Gemeinde, und ich bin immer nur der Ebi geblieben. Egal, wie alt man wird, man bleibt immer der „Kleine“. So war es auch bei David. Doch dann gebraucht Gott ihn, um Goliath zu besiegen. Plötzlich zeigt sich der Große in ihm.
Was passiert mit seinen großen Brüdern? Sie werden neidisch. Das war sicherlich nicht einfach für David. Auch Saul wird neidisch auf ihn. Dieser Neid dauert zehn Jahre lang an, in denen David auf der Flucht ist. Erst nach Sauls Tod wird David König.
Gott ist mit ihm, und David kann sein Gebiet ausweiten. Er erringt Sieg um Sieg. Zur Zeit seines Sohnes Salomo hatte Israel eine Ausdehnung wie nie zuvor in der gesamten Geschichte. Das Gebiet reichte bis zum Euphrat, dem heutigen Irak, und bis zum heutigen Suezkanal, der Sinai-Halbinsel. Davon kann Israel heute nur träumen.
Nachdem David die Eroberungen abgeschlossen hat, setzt er sich zur Ruhe. Der Betrieb läuft, und er hat fähige Mitarbeiter. So kann man auch mal Urlaub machen.
Der Beginn des Absturzes: David und Batseba
Und nun schlagen wir auf in 2. Samuel, Kapitel 11, und lesen die Verse 1 bis 17.
2. Samuel 11,1: Und es geschah bei der Wiederkehr des Jahres, zur Zeit, wenn die Könige ins Feld ausziehen, dass David Joab und seine Knechte mit ihm und ganz Israel aussandte. Sie verheerten das Land der Söhne Ammon und belagerten Rabbah.
David aber blieb in Jerusalem.
Es geschah zur Abendzeit, dass David von seinem Lager aufstand und sich auf dem Dach des Königshauses erging. Da sah er vom Dach aus eine Frau baden. Die Frau aber war von sehr schönem Aussehen.
David sandte hin und erkundigte sich nach der Frau. Man sagte ihm: Ist das nicht Batsebar, die Tochter Eliams, die Frau Urias des Hethiters?
Da sandte David Boten hin und ließ sie holen. Sie kam zu ihm, und er lag bei ihr.
Sie hatte sich aber gerade gereinigt von ihrer Unreinheit. Dann kehrte sie in ihr Haus zurück.
Die Frau wurde schwanger und sandte hin und berichtete es David und sagte: Ich bin schwanger.
Da sandte David zu Joab: „Schick mir Uriah den Hethiter!“ Joab schickte Uriah zu David.
Uriah kam zu ihm, und David fragte nach dem Wohlergehen Joabs, nach dem Wohlergehen des Volkes und nach der Kriegslage.
David sagte zu Uriah: „Geh in dein Haus hinab und wasch deine Füße!“
Als Uriah aus dem Haus des Königs ging, kam ein Geschenk des Königs hinter ihm her.
Uriah aber legte sich am Eingang des Königshauses nieder bei allen Knechten seines Herrn und ging nicht in sein Haus hinab.
Man berichtete es David: Uriah ist nicht in sein Haus hinabgegangen.
Da sagte David zu Uriah: „Bist du nicht von der Reise gekommen? Warum bist du nicht in dein Haus hinabgegangen?“
Uriah antwortete David: „Die Lade und Israel und Juda wohnen in Zelten, und mein Herr selbst, Joab, und die Knechte meines Herrn lagern auf freiem Feld.
Sollte ich da in mein Haus hineingehen, um zu essen und zu trinken und bei meiner Frau zu liegen? So wahr du lebst und deine Seele lebt, wenn ich das tue!“
David sagte zu Uriah: „Bleib auch heute noch hier, morgen werde ich dich dann entlassen.“
So blieb Uriah an diesem Tag und am folgenden in Jerusalem.
David lud ihn ein, und er aß und trank vor ihm. Er machte ihn betrunken.
Am Abend aber ging Uriah hinaus, um sich auf sein Lager bei den Knechten seines Herrn hinzulegen.
Aber in sein Haus ging er nicht hinab.
Am nächsten Morgen schrieb David einen Brief an Joab und sandte ihn durch Uriah.
Er schrieb in dem Brief Folgendes: „Stellt Uriah dahin, wo die Kampffront am härtesten ist, und zieht euch hinter ihm zurück, damit er getroffen wird und stirbt.“
Als Joab die Stadt ständig beobachtete, setzte er Uriah an der Stelle ein, von der er erkannt hatte, dass dort kriegstüchtige Männer waren.
Als die Männer der Stadt auszogen und gegen Joab kämpften, fielen einige vom Volk, von den Knechten Davids.
Dabei starb auch Uriah, der Hethiter.
2. Samuel 11,26-27: Als Urias Frau hörte, dass Uriah ihr Mann tot war, hielt sie die Totenklage um ihren Gatten.
Als aber die Trauerzeit vorüber war, sandte David hin und nahm sie in sein Haus auf, und sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn.
In den Augen des Herrn aber war die Sache böse, die David getan hatte.
Die Ehrlichkeit der Bibel und die Realität menschlicher Schwäche
Es ist erstaunlich, dass eine solche Geschichte in der Bibel steht, oder? So etwas gehört sich doch eigentlich nicht. Normalerweise würde man bei einer Geschichtsschreibung über einen berühmten König solche Dinge ausklammern. Von einem berühmten König schreibt man doch nur die berühmten Taten.
Doch genau das unterscheidet die Bibel von anderen Büchern und Chroniken. Die Bibel schreibt objektiv. Obwohl sie sehr deutlich sagt, dass David ein Mann nach dem Herzen Gottes war, wird auch aufgeschrieben, wo er gesündigt hat.
Ich glaube, uns würde es schwerfallen, vor anderen zu bekennen, wo wir gesündigt haben. Als wir anfingen, bevor wir die Gefährdetenhilfenarbeit machten, hatten wir ein Mädchen in unserer Familie aufgenommen. Sie hatte vorher auf der Straße gelebt und Probleme mit Alkohol und Drogen. Insgesamt hat sie sieben Jahre bei uns gewohnt.
Sie war zwanzig, als sie zu uns kam – so alt wie unsere Tochter. Einmal sagte sie ganz komisch: „Bei euch Christen seid ihr alle perfekt. Nur ich bin sündig.“ Da wurde mir das mal so bewusst, dass ich dachte: Ja, so benehmen wir uns doch, oder? Wir geben uns immer perfekt. Und wenn dann jemand zum Glauben kommt, wird er als großer Sünder angesehen.
Dabei vergessen wir, dass wir selbst auch Sünder sind. Wir haben gelernt, fromm zu kaschieren und das Gesicht zu wahren. Aber die Bibel ist anders. Die Bibel macht deutlich: David hat wirklich gesündigt. Und das war schon schwierig.
Die Umstände des Fehltritts: Langeweile und Versuchung
Es handelt sich um ein Gemälde eines Künstlers aus dem neunzehnten Jahrhundert, Schnauf von Karolsfeld. Es ist ein Kupferstich. Vielleicht kennt der eine oder andere seine Bilder zur Bibel, die er angefertigt hat.
Wahrscheinlich war David nicht so nah dran, als er Batsebar sah. Ich nehme an, er musste seinen Feldstecher oder sein Opernglas benutzen. Aber ist euch aufgefallen, wie eigenartig diese Geschichte ist? Wo war der Auslöser, dass er in Sünde fiel? Er blieb zuhause. Müssiggang ist aller Laster Anfang. Er dachte: „Meine Jungs sind gut, die schaffen das alleine.“ Joab war ein fähiger Heerführer, und Gott hatte Gelingen gegeben. David blieb zuhause.
Ist euch aufgefallen, wann David aufsteht? Abends. Nun ja, im Orient ist es mittags sehr heiß, da macht man Siesta. Aber offensichtlich hat er eine sehr lange Siesta gemacht, oder? Er geht nicht in sein Büro, um Bürokram zu erledigen, sondern er geht auf seine Dachterrasse.
David hatte sich ein schönes Anwesen geschaffen, mit herrlichem Blick über Jerusalem auf dem Berg Zion. Der Tempel stand noch nicht, denn den baute erst sein Sohn Salomo. Wenn man sich das vorstellt – ich war einmal in Israel –, und man steht südlich vom Tempelberg auf dem nächsten Hügel, dann hat man eine schöne Aussicht über das Hinnomtal zum Ölberg hinüber. Nicht schlecht, oder? Eine Villa im Grünen ist nicht schlecht, vor allem mit Terrasse.
Und plötzlich bekommt David Stielaugen. Er reibt sich die Augen, putzt seine Brille. Ich sagte schon: Wir brauchen gar nicht mehr so weit zu gucken, wir können es im Internet. Du brauchst nicht einmal auf deine Terrasse zu gehen.
Ich war im Frühjahr in einer Gemeinde, da sagte ein Bruder: „In meinem Alter darf ich dich mal sprechen.“ Ich antwortete, ich habe Probleme damit. Ich bin Vertreter, kann mir meine Zeit selbst einteilen, habe mein Büro, und da bin ich allein. Ich kann stundenlang surfen. Ich weiß nicht, wie ich da wieder rausgekommen bin.
Ich habe ihm geraten: Sorge dafür, dass du dein Büro in deine Wohnung legst und dass dein Computer so eingerichtet ist, dass deine Frau jederzeit mit draufschauen kann. Außerdem gibt es Programme, mit denen du den Zugriff filtern kannst, sodass du nicht auf bestimmte Seiten kommst. Man nennt das Kindersicherungen, aber manchmal brauchen das auch erwachsene Leute, oder?
Wie sagt Paulus einmal zu Timotheus: „Die jugendlichen Lüste fliehe.“ Auch alte Männer sind in Gefahr, nicht nur die Jungen.
Der Punkt ohne Umkehr: Warnsignale übersehen
Ich habe die Überschrift genannt: der Point of no return. Das ist ein Ausdruck, der eigentlich aus der Fliegerei stammt. Beim Fliegen gibt es für den Piloten einen Punkt, an dem er nicht mehr umkehren kann. Er hat so viel Benzin verbraucht, dass er nur noch vorwärts fliegen kann und keine Kehrtwende mehr machen kann. Der Sprit reicht also nur noch bis zum Ziel, nicht mehr zurück. Das ist der Point of no return.
Das heißt: Es gibt Augenblicke in unserem Leben, in denen wir nicht mehr umkehren können. Wir wollen jetzt überlegen, wo bei David dieser Punkt war, an dem er nicht mehr zurück konnte.
Stell dir vor, er steht da oben auf dem Dachgarten und sieht plötzlich eine wunderschöne Frau. Wir hatten ja gestern Abend gesagt, dass Gott es so eingerichtet hat, dass wir Männer sehr visuell orientiert sind. Wir sehen gerne etwas Schönes. Deshalb hat Gott auch die Frauen so schön gemacht. Ich glaube, jeder Mann wird weich, wenn er eine schöne Frau sieht. Und das weiß jeder von uns Männern: Wenn die eigene Frau neben einem geht, muss man seinen Kopf schon ganz schön festhalten, um nicht einer schönen Frau hinterherzusehen. Das gehört sich ja auch nicht.
David steht auf diesem Balkon und sieht diese Frau. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt existierte bereits das Buch Hiob. Man nimmt an, dass Hiob zur Zeit Abrahams gelebt hat. Hiob schreibt: „Ich habe mit meinen Augen einen Bund gemacht, dass sie Eitles nicht ansehen.“ Das heißt nicht, dass Hiob mit Scheuklappen herumgelaufen ist, sondern es macht deutlich, dass Hiob sich bewusst gesagt hat: Nein, das will ich nicht sehen.
Jeder von uns weiß auch, welche Dinge er nicht sehen darf und nicht sehen will. Auch meine Augen sind gefährdet. Ich habe mit meiner Frau einen Bund geschlossen, dass wir keinen Urlaub an der See machen, weil ich sage: Da gibt es so viel Fleischbeschau, das tue ich mir nicht an. Deshalb fahren wir lieber in die Berge.
Ich weiß nicht, wie du reagierst, wenn du zum Beispiel tanken fährst. Jede Tankstelle ist eigentlich gleich aufgebaut, oder? Jeder Mann weiß, dass auf der linken Seite von der Kasse die Zeitschriften liegen, auf denen Frauen abgebildet sind, die im Winter frieren. Wenn dir das eine Gefahr ist, dann ist es ratsam, eben nicht links zur Kasse zu gehen, sondern rechts herum. Ich weiß, da stehen die Alkoholiker-Zeitschriften. Aber mittendurch hast du nur das Knabbergebäck. Jede Tankstelle ist genauso aufgebaut. Die Verkaufsexperten wissen ganz genau, wo was hingehört.
Und das ist eben die Frage: Wie reagiere ich und wo sorge ich vor? Wenn ich weiß, dass etwas mir eine Gefahr ist, dann sollte ich mich nicht in Gefahr bringen.
David sieht jetzt diese schöne Frau. Da hätten die Alarmglocken angehen müssen: David, du hast schon verschiedene Frauen gehabt. Du bist nie ein Schmetterlingssammler. Hör auf! Aber David sagt sich: Ich kann mich ja wenigstens mal erkundigen, wie sie heißt. Offensichtlich gab es noch kein Telefonbuch, also fragt er seinen Knecht: Wie heißt denn die zweite Straße rechts, drittes Haus? Und der Knecht weiß sofort Bescheid.
Eine schöne Frau ist bekannt. Man sagt ihm: Das ist nicht irgendeine, das ist die Tochter Eliams, die Frau Urias des Hethiters. Da hätten bei David alle Alarmglocken angehen müssen.
Wer war Eliam? Eliam war sein geheimer Rat, der Ratgeber Davids. Das hätte sofort heißen müssen: David, lass die Finger davon, das ist gefährlich. Als Nächstes muss er dem kündigen, oder? Zweitens: Es ist die Frau Urias des Hethiters. Urias ist ein Ausländer, aber einer der Helden Davids. David, lass die Finger davon.
David schickt den Boten hin und sagt: Herzliche Einladung zum Kaffeekränzchen. Frau Batseba, haben Sie Interesse an meiner Briefmarkensammlung? Merkt ihr, der nächste Schritt, wo er hätte umkehren können, wird überschritten. Die nächste Warnampel wird überfahren.
Und dann kommt diese schöne Frau – und es bleibt nicht beim Kaffee trinken, oder? Ich frage mich: Batseba, was ist denn mit dir los? Nach dem Gesetz hätte sie schreien müssen! Aber tut man das als vornehme Frau? Nein. Immer edel, immer Ehre bewahren. Dabei hätte sie sich ausrechnen können: Nach dem Gesetz hatte sie sich gereinigt nach ihrer Unreinigkeit, das heißt, sie hatte ihre fruchtbaren Tage. David hätte das wissen können, sie bei ihr. Das hätten sie damals auch schon gewusst, oder? Die biologische Lösung kannten sie, das andere gab es ja noch nicht.
Und wieder überschreitet er die nächste Grenze: Point of no return. Er überfährt sozusagen jede Warnlampe.
Vergleich mit dem Niagara-Fall: Der Sog der Sünde
Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen. Manche von euch kennen den Niagarafall aus dem Geographieunterricht. Vor einem Wasserfall wird das Wasser immer ganz ruhig, bis der Sog anfängt und es dann hinuntergeht. Bei diesem Wasserfall gibt es auch einen Point of No Return, an dem du mit dem Boot nicht mehr umkehren kannst. Der Sog wird so stark, dass du unweigerlich herunterfällst.
Vor einigen Jahren war ich mit meiner Familie bei lieben Geschwistern in der Schweiz eingeladen. Sie wohnen in Schaffhausen. Bei Schaffhausen gibt es den Rheinfall mit „h“. Unsere lieben Geschwister hatten auch Kinder, und wir waren mit unseren vier Kindern dort. Sie sagten: „Es ist so schönes Wetter, wir machen eine Busfahrt.“ Wir hatten ein paar Schlauchboote und wollten auf dem Rhein fahren.
Wir fuhren also etwas rheinaufwärts nach Stein am Rhein. Ich weiß nicht, ob ihr das schöne Städtchen kennt. Wir hatten uns gerade vorher den Rheinfall angesehen. Das ist ja imposant, auch wenn er nicht so hoch ist wie der Niagarafall. In Stein am Rhein setzten wir die Schlauchboote ins Wasser, die Kinder stiegen hinein, und jeweils ein Erwachsener begleitete die Kinder in den Booten. Dann ging es fröhlich den Rhein hinunter.
Ich muss sagen, ich hatte Bauchschmerzen, weil ich wusste, dass hinten gleich der Rheinfall kommt. Ich habe nichts gesagt, weil ich den Kindern nicht die Freude verderben wollte, aber ich war schon sehr unruhig im Bauch. Und tatsächlich ist es so: Zuerst hat man eine richtig schöne Fahrt, das ging auch prima mit den Booten, und die Kinder hatten Spaß.
Auf einmal wurde das Wasser ganz ruhig. Ich dachte: Der Bruder, der uns eingeladen hat, muss doch jetzt Bescheid wissen, oder? Wir müssten jetzt eigentlich... Ich muss sagen, das war sehr kribbelig für mich. Endlich sagte er: „Wir fahren an Land.“ Ich war froh, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
Ich fragte ihn: „Sag mal, war das nicht gefährlich? Ich habe gehört, wenn das Wasser so ruhig wird, dann...“ Er antwortete: „Ist das der Point of No Return?“ Ja, das ist so. Aber du brauchst keine Sorge zu haben. Die Schweizer wissen das auch, und sie haben vor dem Rheinfall ein riesiges Netz gespannt, damit niemand darunter stürzt. Es hätte also nichts passieren können. Zur Not wären wir in das Netz gegangen.
Ich war trotzdem froh, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Der Point of No Return.
Und wir merken bei David: Ein Warnschild nach dem anderen wird überfahren, und dann stürzt er ab. Bathseba schickt ihm die Nachricht: „Ich bin schwanger.“ Und jetzt? Das finde ich schon tragisch. Ich glaube, jeder von uns weiß: Eine Sünde zieht eine andere nach sich.
David überlegt, wie er das wieder hinbekommt. Dann will er Uriah sein Kind unterschieben. Wie nennt man das? Kuckuckskind, oder? Er lässt Uriah kommen und sagt: „Ich gebe dir noch ein schönes Geschenk, beglücke deine Frau.“ Doch er hat nicht damit gerechnet, wie edel Uriah ist.
Da muss David nachhelfen. Zweite Etappe: Er macht Uriah betrunken, vielleicht in der Hoffnung, dass er seinen Edelmut vergisst. Man sagt ja, wenn jemand betrunken ist, kommt der wahre Charakter zum Vorschein. Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit.
Aber Uriah bleibt edel, selbst im betrunkenen Zustand. Davids Rechnung geht nicht auf. Also muss er Uriah liquidieren. Er lässt es nicht selbst machen, damit es wie ein Unfall aussieht. Aber er hat Mitwisser. Seitdem hat Joab David in der Hand.
Und das ist schon die Schwierigkeit, oder? Wie oft geschieht uns das vielleicht? Bin ich nicht viel schlechter als ihr? Und euch passiert so etwas nicht? Dass wir irgendwo etwas Verkehrtes tun und anfangen zu lügen, um es zu kaschieren?
Mich erschreckt, wie David mit Uriah spricht: so nett, so freundlich, so loyal, so großmütig. „Hier, noch ein Geschenk! Bring deiner Frau Blumen mit!“ Es ist wirklich eine Katastrophe, wenn wir sehen, wie David in die Sünde hineinschlittert und es immer schlimmer wird, je mehr er versucht, das zu vertuschen.
Die Mitschuld von Batseba und persönliche Gefahren erkennen
Wir haben die Gefahren und Fehler von David betrachtet. Doch was waren die Fehler von Bathseba? Bei einer solchen Sünde sind immer zwei beteiligt, nicht wahr? Sie hat sich nicht gewehrt.
Warum badete sie im Freien? Wusste sie nicht, dass David Ferien hatte? Kannte sie nicht den Dachgarten von David? Das ist schon schwierig zu verstehen, oder?
Man könnte sich fragen: Wo liegen unsere eigenen Gefahren? Ich weiß nicht, wo deine Gefahren liegen, aber ich kenne meine. Wenn wir zum Beispiel in der Arbeit mit jungen Männern, die gefährdet sind, darüber nachdenken, wo sie gefährdet sind, dann müssen wir mit ihnen genau überlegen: An welchen Punkten bin ich gefährdet, damit ich nicht wieder in dieselbe Falle tappe?
Es ist wichtig, zu lernen, sich in Gefahrensituationen anders zu verhalten. Vielleicht ist euch aufgefallen, dass man eher in Sünde fällt, wenn man müde ist, Langeweile hat oder frustriert ist. Gedanken wie: „Keiner hat mich lieb, ich armer schwarzer Kater“ oder „Keiner denkt an mich, ich armer Kerl“ führen dazu, dass man sich selbst etwas Gutes tun will.
Deshalb ist es wichtig, dass wir selbst darüber nachdenken, an welchen Punkten wir gefährdet sind. David war an verschiedenen Stellen gefährdet: durch seine Augen, seine Langeweile, seine Neigung zu schönen Frauen und seine Macht.
Die Übertretenen Gebote und die Konsequenzen
Die Frage ist, welche Gebote David übertreten hatte. Du sollst nicht begehren, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten. Mindestens drei Gebote hat er verletzt. Was bedeutet das nach dem Gesetz? Dreimal Todesstrafe.
Als oberster Richter hätte er das Urteil über sich selbst sprechen müssen, oder? Doch er versucht, es zu vertuschen. In den Augen Gottes war das jedoch böse.
Dann schickt Gott den Propheten Nathan, der ihn überführt mit den Worten: „Du bist der Mann.“ Das ist der Punkt, an dem David zur Einsicht kommt und umkehrt.
Ich werde jetzt nicht weiter auf die Folgen eingehen. Diese könnt ihr selbst nachlesen. Auch möchte ich das Thema nicht weiter vertiefen, da es sonst zu lang würde.
Die Umkehr Davids und die Kraft der Vergebung
Ich möchte das noch einmal mit euch durchgehen. Wie ich bereits bei den anderen Referaten gesagt habe: Wenn wir gefallen sind, dürfen wir wieder aufstehen, indem wir Buße tun und die Vergebung in Anspruch nehmen.
Die beiden Psalmen, die David danach gedichtet hat, sind Psalm 34 und Psalm 51. Psalm 51 möchte ich euch hier vorlesen, weil daraus deutlich wird, was im Herzen von David vorgegangen ist:
„Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Gnade. Tilge mein Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit. Wasche mich völlig von meiner Schuld und reinige mich von meiner Sünde. Denn ich erkenne mein Vergehen, meine Sünde ist stets vor mir. Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in deinen Augen. Damit du im Recht bist, mit deinem Reden rein erfunden in deinen Rechten. Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter. Siehe, du hast Lust an der Wahrheit im Innern, an dem Verborgenen wirst du mir Weisheit kundtun. Entsündige mich mit Isab, und ich werde rein sein. Wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee. Lass mich Fröhlichkeit und Freude hören, so werden meine Gebeine frohlocken, die du zerschlagen hast. Verbirg dein Angesicht von meinen Sünden und tilge alle meine Schuld. Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und erneuere in mir einen festen Geist. Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir.“
David wusste damals noch nichts von Herrn Jesus. Er schrie um Hilfe. Er wusste, dass er nach dem Gesetz mindestens dreimal den Tod verdient hatte. Für die Sünden, die bewusst geschehen sind, gab es keine Opfer. Vielleicht wird uns das auch mal bewusst: Für die meisten Sünden, die wir getan haben, gab es nach dem Gesetz Mose kein Opfer. Dinge, die wir bewusst gesündigt haben, konnten nicht durch Opfer gesühnt werden. Für Sünden aus Versehen gab es dagegen schon Opfer.
Das macht eigentlich erst einmal deutlich, was die Vergebung durch den Herrn Jesus bedeutet. Am liebsten hätte man gesagt: „Gott, sag David doch, dass einmal Jesus kommen wird. Und er wird auch für deine Sünden sterben.“ David wusste das nicht. Er konnte nur um Gnade bitten. Und er merkte im Grunde, dass die Sünde in ihm steckt. Deshalb sagt er: „Erschaffe mir ein reines Herz, erneuere mir einen festen Geist.“
Sünde fängt immer in unserem Denken und in unserem Herzen an. Bevor wir etwas Sündiges tun, haben wir vorher gedacht. David merkt, dass die Sünde nicht erst im Tun sitzt, sondern in seinem kaputten Denken. Dafür braucht er Erneuerung und Vergebung. Darum bittet er.
Deshalb kann Gott sagen, David war ein Mann nach seinem Herzen. David war nicht jemand, der das Gesetz gehalten hat, sondern er war jemand, der die Gnade Gottes angenommen hat. Und wir dürfen das auch.
Jesus ist für mich gestorben, an meiner Stelle. Ich bin nicht besser als David, auch wenn ich vielleicht niemanden umgebracht habe. Aber wie oft hast du schon in Gedanken über deinen Chef geschimpft? Dann kannst du sagen: „Herr Jesus, danke, deine Vergebung macht alles gut.“
Das ist der Punkt der Umkehr. Ich darf beim Herrn Jesus umkehren. Und auch in unseren Ehen: Wenn ich etwas verkehrt gemacht habe, darf ich mit meiner Frau darüber reden. Gemeinsam dürfen wir auf die Knie gehen und sagen: „Herr Jesus, vergib, lass uns neu anfangen.“
Das ist die Chance einer glücklichen Ehe: dass wir gemeinsam auf die Knie gehen können, die Vergebung des Herrn Jesus in Anspruch nehmen und dann wieder neu anfangen.
Ich wünsche euch Gottes Segen dazu.