Einführung: Fragen zur Zukunft und Gottes Rolle
Steht deine Zukunft in den Sternen, in einem Buch oder ist sie komplett offen – etwas, das du frei gestalten kannst? Welche Rolle spielt Gott dabei? Hat er bereits festgelegt, was in Zukunft geschehen wird? Lenkt er alle Dinge so, wie er es will? Oder reagiert er eher, vielleicht wie ein überlegener Schachspieler, auf das, was wir tun? Was denkst du?
Unser heutiger Predigttext ist Markus 14,12-26. Der Text befindet sich übrigens auf Seite 61 in den ausliegenden Bibeln, im hinteren Teil des Neuen Testaments.
Dieser Predigttext zeigt uns den Herrn Jesus, der alles im Griff hat. Er offenbart seinen Jüngern symbolisch, was er aus Liebe zu ihnen und zu den Menschen tun wird. Dabei wird er genau das tun, was schon lange zuvor geplant und verheißen worden war.
Gleichzeitig werden wir sehen, dass Menschen echte Entscheidungen treffen und für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.
So ist es meine Hoffnung, dass diese Predigt uns stärkt in unserem Vertrauen auf den souveränen und guten Herrn, der die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft kennt und lenkt. Es ist mein Gebet, dass gerade diese Erkenntnis uns immer mehr dazu bringt, so zu leben, wie es Gott gefällt, und ihm in allen Dingen treu zu sein.
Rückblick auf vorherige Predigt und Hintergrund
Vor zwei Wochen haben wir die ersten elf Verse aus Markus 14 betrachtet. Zu Beginn und am Ende dieses Abschnitts sahen wir, wie die Hohenpriester und Schriftgelehrten Pläne schmiedeten, um Jesus mit List zu ergreifen und zu töten.
Dann haben wir gesehen, wie Judas zu ihnen ging und anbot, Jesus zu verraten. Mittendrin gab es einen Einschub: den Bericht von der verschwenderischen Liebe einer Frau, die Jesus mit wertvollem Öl gesalbt hatte.
Inmitten all dieser Ereignisse erklärt Jesus, dass das, was diese Frau getan hat, keine dumme Verschwendung war, sondern etwas Wunderbares. Sie hat ihn im Hinblick auf seinen baldigen Tod gesalbt.
Jesus weiß also ganz offensichtlich, was ihm bevorsteht. Er kennt die bösen Pläne, die im Hintergrund geschmiedet werden. Er weiß von seinem Verrat und seinem bevorstehenden Tod.
Das ist der Hintergrund, den wir im Blick haben sollten, wenn wir uns jetzt unserem Predigttext zuwenden. Denn was wir jetzt sehen, ist, dass Jesus, obwohl er all das weiß, scheinbar unbeirrt weiter seinen Weg geht.
Davon lesen wir in den Versen zwölf bis sechzehn. Und ...
Vorbereitung auf das Passamahl
Am ersten Tag der ungesäuerten Brote, als das Passalamm geopfert wurde, fragten seine Jünger ihn: „Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst?“
Jesus sandte daraufhin zwei seiner Jünger und sagte zu ihnen: „Geht hin in die Stadt. Euch wird ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser. Folgt ihm! Und wo er hingeht, sprecht zu dem Hausherrn: ‚Der Meister lässt dir sagen, wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm mit meinen Jüngern essen kann.‘“
Der Hausherr werde ihnen einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und vorbereitet ist. Dort sollten sie alles für das Mahl richten.
Die Jünger gingen hin, kamen in die Stadt und fanden es genau so, wie Jesus es ihnen gesagt hatte. Sie bereiteten das Passalamm vor.
Das Passafest stand also unmittelbar bevor. Gerade erst hatte die Salbung stattgefunden, und gleichzeitig wurde bereits ein Plan geschmiedet, Jesus umzubringen. Doch Jesus blieb unbeirrt und sagte: „Jetzt feiern wir das Passalamm.“ Seine Jünger dachten auch an nichts anderes, denn das gehörte einfach dazu.
Es ist vielleicht gut, einmal genauer zu bedenken, was dieses Passalamm genau bedeutet. Den meisten wird das klar sein, aber vielleicht nicht jedem.
Bedeutung des Passafestes
Das Passafest war das wichtigste jüdische Fest. Als gute Juden musste man dieses Fest feiern, und zwar innerhalb der Stadtmauern von Jerusalem. Diese Anordnung findet sich im Alten Testament. Deshalb konnten Jesus und seine Jünger das Mahl nicht dort feiern, wo sie sonst ihr Essen hatten, nämlich in Bethanien. Jesus ging jeden Tag in die Stadt hinein, nach Jerusalem, und abends wieder hinaus nach Bethanien, einer Vorstadt. Doch das Mahl durfte nicht dort gefeiert werden, sondern musste in Jerusalem stattfinden.
Das Passamahl war ein Gedächtnismahl der Juden. Dabei gedachten sie an Ereignisse, die im zweiten Buch Mose beschrieben sind. Dieses Buch beginnt damit, dass Gott ein Volk erwählt hatte – ursprünglich nur einen Mann und dann eine Familie. Dieses Volk wuchs heran und wurde zu einer großen Gemeinschaft. Doch es war in Ägypten versklavt. Gottes Volk war in der Sklaverei.
Dann berief Gott Mose und sagte zu ihm: „Du sollst zum Pharao gehen und dieses Volk aus der Sklaverei befreien. Ich will dich gebrauchen.“ Mose ging zum Pharao. Doch Gott hatte ihm auch gesagt, dass der Pharao das Volk nicht gehen lassen würde. So war es auch: Der Pharao weigerte sich, das Volk ziehen zu lassen.
Daraufhin sandte Gott zehn Plagen über Ägypten. Die letzte Plage war die schlimmste von allen. Gott kündigte an, dass bei der zehnten Plage der Erstgeborene in jedem Haus sterben würde. Doch er gab den Israeliten einen Ausweg, um vor Gottes Zorn bewahrt zu werden. Sie sollten ein perfektes, reines, unbeflecktes Lamm nehmen, es schlachten und das Blut des Lammes an die Türpfosten streichen.
Wenn dann am großen Tag des Zorns der Engel des Herrn kam, würde er das Blut an der Tür erkennen und das Haus verschonen. Das Passamahl rettete so die Erstgeburt der Israeliten. Dies führte schließlich dazu, dass der Pharao genug hatte und die Israeliten ziehen ließ.
Als der Pharao seine Meinung änderte und neue Pläne schmiedete, öffnete der Herr das Meer, sodass Israel durch das Schilfmeer hindurch in die Wüste fliehen konnte. Nach einer selbstverschuldeten Wartezeit von vierzig Jahren gelangten sie schließlich ins gelobte Land.
Gott verkündete seinem Volk, diesen Tag der Rettung und das großartige Heilshandeln Gottes jedes Jahr im Rahmen des Passamahls zu bedenken. Es war ein Gedächtnismahl zur Erinnerung an das, was Gott zur Rettung seines Volkes getan hatte.
Jesus bereitet das Passamahl vor
Und so sendet Jesus nun zwei Jünger los und bereitet dieses Mahl vor, genau so, wie Gott es angeordnet hat. Der Bericht, den wir hier gelesen haben, besonders in den Versen zwölf bis sechzehn, ist etwas seltsam. Er erinnert ein wenig an einen Bericht von einigen Tagen zuvor, beim Einzug Jesu nach Jerusalem am Palmsonntag. Auch damals hatte Jesus zwei Jünger losgesandt und ihnen gesagt, was sie vorfinden würden. Sie sollten ein Eselsfüllen bringen, auf dem Jesus nach Jerusalem einreiten sollte.
In beiden Fällen ist nicht ganz klar, ob Jesus das vorher irgendwie arrangiert hatte oder ob er einfach wusste, was geschehen würde. Ich persönlich denke, dass Jesus einfach wusste, was geschehen würde. Denn das Zeichen, das er den Männern gibt, war ein seltsames Zeichen: Ein Mann, der einen Wasserkrug durch die Stadt trägt.
Das Tragen des Wasserkrugs war eigentlich die Aufgabe der Frau. Es war also schon etwas Besonderes, dass ein Mann einen Wasserkrug trug. Jesus sagt ihnen, sie sollten in die Stadt gehen und dort einem Mann folgen, der einen Wasserkrug trägt, und dann zum Haus gehen. Ein gewagtes Zeichen, würde ich sagen. Es ist ein bisschen so, als würde ich sagen: „Gehe heute Nachmittag mal auf den Marienplatz. Dort wirst du einen Mann sehen, der eine rosa Handtasche trägt. Geh ihm nach und klingel bei ihm zu Hause.“ Das ist zwar ein probates Zeichen, weil nicht viele Männer eine rosa Handtasche tragen werden. Aber wann genau soll ich das machen? Wo genau am Marienplatz wird er sein? Bei so vielen Menschen – wie soll ich ihn so genau erkennen?
Aber es kam genau so. Ich denke, deswegen steht der Bericht hier. Es ist eben nicht einfach eine Randnotiz. Wenn Jesus das vorher arrangiert hätte, würde die Bibel wahrscheinlich gar nichts davon berichten. Das ist eine ganz außergewöhnliche Situation. Jesus weiß Bescheid und arrangiert die Szenerie für das Passamahl. Aber die Jünger sind hier nicht einfach nur Statisten.
Ich habe keine Ahnung, was den beiden Jüngern durch den Kopf ging, als Jesus ihnen das so ankündigte. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie den Auftrag des Herrn etwas komisch fanden. Was soll das? Hat Jesus das arrangiert oder wie soll das gehen? Wie sollen wir diesen Typen mit dem Wasserkrug finden? Wo soll er hin und wann genau kommt er da vorbei? Ich kann mir gut vorstellen, dass die Jünger einige Fragen hatten, vielleicht auch Zweifel, ob das so klappen würde.
Aber sie taten treu genau das, was Jesus ihnen gesagt hatte. Ich denke, das sollte uns ein Beispiel sein, ein Vorbild. Wir sollten auf Jesus hören, selbst wenn wir nicht immer verstehen, was es mit bestimmten Dingen auf sich hat. Oder wenn uns manche Anweisungen oder Gebote des Herrn vielleicht nicht sinnvoll oder praktikabel erscheinen.
Die Jünger dürfen hier etwas erleben, was auch wir erleben werden, wenn wir tun, was der Herr uns sagt. Die Jünger kommen in vorbereitete Verhältnisse. Sie finden vorbereitete Verhältnisse vor. Und so nimmt dann alles seinen Lauf. Das Mahl wird vorbereitet.
Beginn des Passamahls und Ankündigung des Verrats
Das Mahl wird vorbereitet, und so lesen wir, dass der Abend kommt. Das Passamahl begann nach Sonnenuntergang, zu Beginn des neuen Tages. Der jüdische Tag begann mit dem Sonnenuntergang. Deshalb heißt es dann in den Versen 17 bis 21:
„Und am Abend kam er, Jesus, mit den Zwölfen. Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: ‚Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.‘“
Die Jünger wurden traurig und fragten ihn einer nach dem anderen: „Bin ich’s?“ Er antwortete ihnen: „Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht. Wehe aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Es wäre besser für diesen Menschen, wenn er nie geboren wäre.“
So, nachdem alle Vorbereitungen fertig waren, beginnt dieses Mahl. Dieses Mahl war ein Gedächtnismahl eines großartigen Heilshandeln Gottes. Es war so etwas wie unser Osterfest. Sicherlich eine andächtige, aber doch sehr frohe Feier.
Dann sagt Jesus Worte, die die frohe Stimmung abrupt beenden: „Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch, der mit mir ist, wird mich verraten.“ Jetzt werden die Jünger traurig, wahrscheinlich schockiert. Jesus hatte zwar schon mehrfach angekündigt, dass er verraten und getötet werden würde. Doch die Frage ist, ob die Jünger das wirklich verstanden hatten.
Was auf jeden Fall ein Schock für sie gewesen sein muss, ist, dass Jesus ihnen hier sagt: „Einer von euch wird mich verraten.“ Stell dir vor, du wärst dabei gewesen. Stell dir vor, du hättest dort mit am Tisch gesessen. Was würde in diesem Moment durch deinen Kopf gehen? Würdest du die Aussage von Jesus in Frage stellen? Denken, dass der Meister ein bisschen paranoid ist? Woher will er das wissen? Verrückt, wir laufen seit drei Jahren mit ihm durch die Gegend, wir machen alles Mögliche mit ihm. Spinnt einer von uns?
Oder würdest du zornig in die Runde schauen und fragen: Wer war das? Wer wird das tun? Oder würdest du sofort einen Plan schmieden, wie ihr Jesus retten könnt? Was könnt ihr tun? „Wir müssen los, wir müssen weg, es ist gefährlich hier.“ Was würdest du denken, was würdest du tun?
Ich finde es spannend zu beobachten, wie die Jünger hier reagieren. Sie wurden traurig und fragten ihn einer nach dem anderen: „Bin ich’s? Bin ich’s?“ Die Jünger hatten offenbar genug Selbsterkenntnis, um zu wissen, dass sie potenziell dazu in der Lage sein könnten, Jesus zu verraten. So fragen sie ihn voller Sorge: „Herr, werde ich dem Druck nachgeben? Werde ich dich verraten?“
Wir tun gut daran, uns ein Beispiel an dieser Demut zu nehmen. Gott erwartet von uns nicht das Selbstvertrauen, zu meinen, dass wir gut genug sind und ihm immer treu bleiben werden. Gott erwartet von uns die Selbsterkenntnis, dass wir schwach sind und auf seine Hilfe angewiesen sind.
Deshalb sollten wir uns nie auf unsere eigene Stärke oder unsere eigene Treue verlassen, wenn wir Gott treu bleiben wollen. Wenn wir Gott treu bleiben, dann ist das nicht primär unsere Leistung, sondern das gnädige Werk des Herrn in unserem Leben. Er hält uns in seiner großen Liebe fest in seiner Hand und verliert keines seiner Schafe.
Jesus hatte seinen Jüngern das schon erklärt: „Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich es auferwecke am jüngsten Tag.“
Später erklärt Paulus den Korinthern die gleiche großartige Wahrheit, wenn er sagt, dass der Herr euch festhalten wird bis ans Ende. Diese großartigen Zusagen der Treue Gottes gelten allen, die ein wirklich bekehrtes Herz haben und wirklich Jünger des Herrn sind.
Jesus hatte seine Jünger selbst ausgesucht. Sie hatten ihn nicht erwählt, sondern er hatte sie erwählt. Elf davon hatte der Vater ihm gegeben, damit er sie auferwecke am jüngsten Tag.
Der Verräter und Gottes Plan
Aber einer von ihnen, der von Anfang an dazu bestimmt war, Jesus zu verraten – Judas –, war ihm vom ersten Moment an bekannt. Jesus wusste, wer von den Zwölfen am Tisch ihn verraten würde. Doch er enthüllte den Verräter nicht. Es ging ihm nicht darum, den Verrat zu verhindern, denn dieser Verrat musste geschehen.
Genau das erklärt Jesus zu Beginn von Vers 21: „Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht.“ Damit bezeichnet sich Jesus zunächst selbst als den Menschensohn. Dieser Begriff stammt aus dem Propheten Daniel und hat eine messianische Bedeutung. Jesus sagt hier: Ich bin der Christus, der Messias, und ich gehe dorthin, wo das, was mit mir geschieht, genau so geschieht, wie es geschrieben steht – wie Gott es geplant und lange vor Judas’ Geburt oder seinen Plänen verkündet hat.
Um einen biblischen Begriff zu verwenden: Was geschehen wird, geschieht, weil Gott es so vorherbestimmt hat. Gott hat alles genau nach seinem Ratschluss geplant und wird es ausführen. Unser begrenzter menschlicher Verstand führt uns manchmal zu der Schlussfolgerung, dass der Mensch dann nicht verantwortlich sein kann vor Gott, und dass Judas nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann. Doch das ist nicht richtig.
Auch wenn der souveräne Gott alles vorherbestimmt hat, ist der Mensch gleichzeitig voll und ganz verantwortlich für sein Handeln. So wird der Verräter, obwohl er als Werkzeug Gottes gebraucht wird, für seinen Verrat von Gott zur Rechenschaft gezogen werden.
Das ist der zweite Teil dieses Verses: „Weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.“ Die gerechte Strafe für die Beihilfe zum Mord an Gott, für den Verrat an Jesus Christus, ist die ewige Verdammnis in der Hölle. Diese Strafe ist so schrecklich, dass es für die Feinde Gottes besser wäre, sie wären nie geboren worden.
Was für eine fürchterliche Warnung! Man hätte jetzt denken können, dass nach diesen Worten das frohe Festmahl jäh endet. Aber so war es nicht. Das Mahl ging weiter.
Fortsetzung des Mahls und Einsetzung des Abendmahls
Das sehen wir in den Versen 22 bis 26. Entsprechend der jüdischen Tradition hatte dieses Mahl eine feste Liturgie und einen festen Ablauf. Es gab vier Kelche, die getrunken werden mussten, und bestimmte Einsetzungsworte, die bei den verschiedenen Speisen und Kelchen gesprochen wurden. Unser Text zeigt uns hier nur einen kurzen Ausschnitt von diesem Festmahl, das sich über mehrere Stunden erstreckte.
Ich lese die Verse 22 bis 26 vor: „Nehm Jesus das Brot, dankte und brach es und gab es ihnen und sprach: Nehmet, das ist mein Leib! Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihn ihnen und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes. Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.“
Diese Worte sind uns sehr bekannt, nicht wahr? Wir hören sie eigentlich jedes Mal, wenn wir das Abendmahl feiern – vielleicht nicht unbedingt aus dem Markus-Evangelium, aber sie klingen sehr ähnlich in den anderen Evangeliumstexten.
Ich denke, dass gerade das für uns eventuell ein Problem sein könnte. Wir verstehen diese Worte vielleicht in ihrer eigentlichen Bedeutung gar nicht richtig, weil sie uns so vertraut sind. Diese Feier beginnt noch mit etwas ganz Normalem und Harmlosen.
Zu Beginn von Vers 22 sagt Jesus das, was der Gastgeber beim Passahmahl zu sagen hatte: Er nimmt das Brot, dankt und gibt es den Jüngern. Das ist normal, das gehört dazu.
Doch dann weicht Jesus vom üblichen Ablauf ab. Was Jesus dann tut, ist ein Skandal, ein absoluter Affront, eine vollkommene Anmaßung.
Stellt euch vor, wir feiern hier nächsten Sonntagabend das Abendmahl, und Lars hält die Andacht. Ich sage das jetzt, um Lars nichts zu unterstellen. Stellt euch vor, ich würde den Kelch nehmen und sagen: „Dieser Kelch symbolisiert meine Liebe zu euch. Trinkt daraus und wisst, dass ich euch lieb habe.“ Das würde meiner Frau sagen: „Matthias, spinnst du?“ Hoffentlich würde man mich hier ganz schnell davon abhalten.
Aber genau das tut Jesus hier. Dieses Passahmahl, das Gedenken an den heiligen Tag der Juden, vereinnahmt Jesus für sich selbst und sagt: „Das bin ich!“ Was für ein Affront! Das ist es, was Jesus hier tut. Er bezieht dieses Mahl komplett auf sich. Er ist das Passahlam.
In der Tat, er ist das Passahlam. So lesen wir im 1. Korinther 5,7: „Er ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ Er ist der, auf den das Passahlam hinweist, auf den alle Gottesverheißungen hinweisen.
Jesus erklärt hier also das ursprüngliche Passahlam. Das ursprüngliche Passahlam war ein zurückgeworfener Schatten einer größeren Realität. Es ist nur ein Abbild von etwas viel Besserem, ein Hinweisschild, das auf ihn hinweist, auf das, was er vollbringen wird.
Deshalb kann Jesus dieses Mahl zu Recht umdeuten. Er darf das, er muss das, denn der Blick soll nicht mehr zurückgehen auf diese Rettung aus der Sklaverei in Ägypten. Der Exodus war nur ein kleines Abbild von einer viel größeren Rettung.
Der Exodus gibt uns ein Bild davon, wie Gott mächtig wirkt, um sein Volk zu retten. Aber er weist hin auf etwas viel Größeres, auf eine damals noch bevorstehende, viel größere und ewige Rettung.
Denn die Rettung aus dem Exodus hat ja nicht vollständig funktioniert. Das Volk war inzwischen wieder versklavt, lebte unter römischer Besatzungsmacht.
So nimmt Jesus Brot und Wein und gibt diesem Mahl eine neue Bedeutung. Brot und Wein sind dabei einfach nur Symbole, die uns an sich nicht retten können.
Judas hat von dem Brot gegessen, das Jesus gebrochen und verteilt hatte. Das Brot selbst konnte Judas nicht helfen, es konnte ihn nicht retten. Er hatte sich gegen Jesus gestellt und musste sich dafür vor Gott verantworten.
Es ist gut, dass wir das bedenken. Brot und Wein werden uns nicht retten.
Wenn wir nächste Woche das Abendmahl feiern, sollten wir uns nicht einbilden, dass da mystisch irgendetwas passiert und wir dadurch Rettung aufnehmen. Das ist Unsinn.
Wir werden uns alle vor Gott verantworten müssen eines Tages. Der Herr wird als vollkommen gerechter Richter wiederkommen. Er wird jede böse Tat, jedes böse Wort und jeden sündigen Gedanken richten.
Da kann man nicht sagen: „Aber ich habe ja von dem Brot gegessen, ich habe den Wein getrunken.“ Die Frage ist: Kannst du vor Gott bestehen?
Die Notwendigkeit von Jesus als Erlöser
Ihr Lieben, ich denke, wenn wir unsere Herzen ehrlich erforschen, dann wissen wir alle, dass wir das nicht können. Keiner von uns ist gut genug, um vor Gott zu bestehen.
Deshalb brauchen wir viel mehr als nur ein Gedächtnismahl, eine bloße Erinnerung an etwas, das einmal geschehen ist – daran, wie Gott Israel aus der Sklaverei in Ägypten führte. Wir brauchen das, was Jesus hier symbolisch durch Brot und Wein offenbart. Wir brauchen ihn, das einmalige Passahlamm, dessen Leib für uns gebrochen und dessen Blut für uns vergossen wird.
Das ist es, was Jesus seinen Jüngern hier erklärt. Brauchst du das? Brauchst du das, was Jesus in diesem Mahl symbolisch verkündet? Ist es für dich notwendig, dass Jesus von diesem Mahl nicht einfach aufsteht und sich in Sicherheit bringt, sondern dass er zielstrebig seinen Weg weitergeht und das duldet, was er hier symbolisch ankündigt?
Brauchst du, dass der Leib des Herrn gebrochen wird und ans Kreuz genagelt wird? Brauchst du, dass sein Blut vergossen wird? So groß ist Jesu Liebe für uns. Er weiß, was mit ihm geschehen wird, und er verkündet es hier. Doch nichts hält ihn davon ab. Unbeirrt geht er seinen Weg.
Er wird sich für seine Jünger aufopfern. Zielgerichtet geht er zum Kreuz, um dort stellvertretend für viele zu sterben und durch sein Blut den Bund der Gnade zu besiegeln.
So wie das Passahlamm viele hundert Jahre zuvor geschlachtet wurde, damit ein Menschenleben gerettet werden konnte, so gibt Jesus sich hin. Er lässt sich schlachten, opfert sich auf, damit wir leben können und der Zorn Gottes uns nicht trifft.
Wenn wir uns unter sein Blut stellen, wenn wir uns mit ihm identifizieren und sagen: Ja, das nehme ich an, dann dürfen wir wissen, dass das Blut, das damals an den Türpfosten war, auch uns schützen wird.
Das Blut am Kreuz macht uns frei durch Gottes Sohn. Es gibt uns Zugang zu Gott selbst, und dann kann uns selbst der Tod nichts mehr anhaben.
Einladung zum Vertrauen und zum Gespräch
Also, wie ist das mit dir? Vertraust du darauf, dass der Tod Jesu kein Unfall war, sondern von Gott vor aller Zeit geplant wurde? Er wurde symbolisch angekündigt durch das Passahfest und das Abendmahl.
Gott hat dann genau zur richtigen Zeit durch die Hände böser Menschen das herbeigeführt, was geschehen musste, damit du bei Gott Annahme finden kannst.
Wenn du das noch nicht verstanden hast, dann sprich mit mir, mit Lars, mit Markus, mit einem der Ältesten oder mit dem Freund, der dich mitgebracht hat. Verstehe, worum es in diesem Mahl geht, was Jesus hier feiert, und erkenne, dass du das brauchst.
Gottes Souveränität und menschliche Verantwortung
Jesus zeigt uns hier in allem, dass er alles im Griff hat. Er weiß Bescheid. Das beginnt schon bei der Planung des Mahls. Es offenbart sich dann in seiner Vorhersage des Verrats durch einen der Zwölf. Und es findet seinen Höhepunkt darin, dass er erklärt, was es mit dem Passamahl tatsächlich auf sich hat.
So zeigt uns dieser Text – und letztendlich die ganze Bibel – immer wieder, dass Gott komplett souverän ist und alles so ausführt, wie er es vor Anbeginn der Welt geplant hat. Gleichzeitig treffen wir Menschen echte Entscheidungen, für die wir uns vor ihm verantworten müssen.
Wir werden nie vollständig verstehen, wie diese beiden Lehren zusammenpassen. Das übersteigt unsere menschliche Erkenntnisfähigkeit. Aber ich möchte uns ermutigen, diese beiden großartigen Wahrheiten voller Demut und Dankbarkeit zur Kenntnis zu nehmen und voller Zuversicht darauf zu vertrauen, dass egal, was böse Menschen treiben, Gott doch alles weiß, lenkt und so ausführt, dass wir am Ende dafür loben können.
Ich liebe die Worte aus dem Römerbrief Kapitel 8, Vers 28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes. Damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“
Das Ziel ist schon definiert. Der Plan ist gemacht worden, und er wird ausgeführt werden. Ist das nicht wunderbar? Ist das nicht eine großartige Wahrheit?
Wir dürfen, wenn wir Kinder Gottes sind, gewiss sein, dass nichts und niemand Gottes Pläne durcheinanderbringen wird – seine guten Pläne. Das letzte Wort über die Zukunft ist schon gesprochen.
Ausblick auf das zukünftige Festmahl und Abschluss
Jesus macht das zum Abschluss seines Mahls deutlich. Zum Abschluss dieses Mahls zeigt er uns, zeigt er seinen Jüngern, gibt er ihnen so einen ganz kleinen Einblick in die Zukunft.
In Vers 25 sagt er: „Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.“ Jesus kennt die Zukunft. Eines Tages wird es in Gottes Reich ein Festmahl geben.
Das heißt, wenn wir nächsten Sonntag dieses Mahl feiern, müssen wir nicht mehr zurückdenken und sagen: Super, was Gott damals mit Israel in Ägypten getan hat! Wir dürfen bedenken, was Jesus am Kreuz von Golgatha getan hat, und wir dürfen gewiss sein, dass dies nicht das letzte Mahl ist, das wir feiern, selbst wenn wir am Montag tot umfallen sollten.
Denn eines Tages werden alle, die zu Jesus gehören, mit ihm in Gottes Reich von neuem ein großes Festmahl feiern. So endet dieses für die Jünger so aufwühlende und traurige Festmahl mit Worten voller Zuversicht.
Nach jüdischer Tradition stimmen die Jünger in einen Lobgesang ein, und dann geht Jesus mit ihnen den Weg, der noch vor ihm lag, zum Ölberg.
Schlussgebet
Lasst uns beten.
Lieber Herr Jesus, wir sehen hier, wie treu und zielstrebig du ausführst, was du zusammen mit deinem himmlischen Vater vor Anbeginn der Welt geplant hast. Du lässt dich von nichts abhalten. Selbst der Verrat eines deiner engsten Freunde führt nicht dazu, dass du einen anderen Weg gehst oder dich abwendest und auf dich selbst bedacht handelst.
Du gehst hinaus an den Ölberg. So lesen wir es hier, du gingst damals hinaus an den Ölberg, um dort deinen Verräter zu treffen. Du gingst zum Kreuz von Golgatha, um dort für uns zu sterben.
Danke, dass du so planvoll agierst, und danke, dass du nicht nur die damalige Zeit festgeplant hast, dass alle Umstände deines Lebens – so vieles davon, was schon lange zuvor im Alten Testament verheißen war – sondern dass auch heute jeder Tag in deiner Hand ist.
Danke, dass du Bescheid weißt über alle Details in unserem Leben und dass du alle Dinge lenkst, so dass wir wissen dürfen: Selbst die Dinge, die uns schlimm erscheinen in unserem Leben, sind nicht außerhalb deiner Reichweite. Du wirst selbst das Böse und Schlimme gebrauchen, um Gutes hervorzubringen.
Danke, dass du uns verheißen hast, dass uns alle Dinge zum Besten dienen werden. Und danke, dass du uns verheißen hast, dass, wenn wir deine Kinder sind, wir eines Tages in deiner Herrlichkeit sein werden. Denn du bist treu und tust, was du versprochen hast.
Und wir preisen dich dafür! Amen!
Lasst uns zum Abschluss aufstehen!