Was sagt die Bibel zum Thema Vergebung? Fünf Dinge, die du wissen solltest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute wollen wir uns mit der Frage beschäftigen: Wie wichtig ist es, andere Menschen um Vergebung zu bitten?
Wir sind am Ende unserer kleinen Reihe über Vergebung angekommen. Inzwischen wissen wir, dass Vergebung ein zentraler Begriff des geistlichen Lebens ist. Ebenso haben wir erkannt, wie wichtig es ist, selbst Vergebung zu erfahren und anderen Vergebung zu gewähren.
Die doppelte Dimension der Sünde: Gegen Gott und Menschen
Aber was ist, wenn wir selbst an Menschen schuldig werden? Sünde belastet unsere Beziehung zu Gott, deshalb ist es wichtig, Sünde zu bekennen. Sünde belastet auch unsere Beziehung zu anderen Menschen, daher sollten wir die Sünden anderer vergeben.
Aber was, wenn wir selbst die Schuldigen sind? Hat der verlorene Sohn im Gleichnis, als er zurückkam, nicht gesagt: „Ich habe gesündigt gegen den Himmel, also gegen Gott, und vor dir“? Jede Sünde, die wir tun, ist immer auch gegen Gott gerichtet. Wir sind mit unserem Leben immer zuerst einmal ihm verantwortlich.
Dass das wirklich so ist, sieht man gut bei Joseph. Als er im Haus des Potiphar lebt und die Frau Potiphar ihn verführen will, weist er ihre Avancen mit den Worten zurück: „Wie sollte ich dieses große Unrecht tun und gegen Gott sündigen?“ Es geht Frau Potiphar um Ehebruch, aber Joseph sieht nur, dass er damit Gottes heilige Gedanken zur Ehe missachtet.
Jede wirkliche Sünde ist also immer gegen Gott gerichtet. Aber nicht nur! Noch einmal kurz zurück zum verlorenen Sohn: „Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.“
Das bedeutet, dass Sünde oft zwei Richtungen hat. Sie ist immer gegen Gott gerichtet und häufig auch gegen Menschen.
Die Priorität der Versöhnung in zwischenmenschlichen Beziehungen
Und nun kommen wir zu der Frage: Wie wichtig ist es Gott, dass wir uns um solche Sünden gegen Menschen kümmern? Wie wichtig ist es, dass wir alles daran setzen, Beziehungen wieder zu kitten, die wir zerstört haben?
Bei dieser Frage werden wir in der Bergpredigt fündig. Matthäus 5, die Verse 23 und 24:
„Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und bring deine Gabe dar.“
Die Geschichte dazu: Ein Israelit zieht nach Jerusalem, will dort dem Tempel ein Opfer bringen und steht nach tagelanger Reise endlich vor dem Altar. Während er dort steht, erinnert er sich an einen Streit, den er verursacht hat. Er merkt, dass er sich eigentlich versöhnen müsste.
Und jetzt kommt Gott und sagt: Wenn das so ist, dann lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder. Versöhnung ist wichtiger als Opfer.
Ich übertrage das mal: Versöhnung ist wichtiger als Gebet, Mitarbeit in der Gemeinde oder Teilnahme am Gottesdienst. Aber was, wenn der andere sich nicht versöhnen will? Dann liegt der Ball bei ihm. Seine Unversöhnlichkeit ist nicht mehr dein Problem.
Schritte zur Versöhnung: Priorität, Reue und Vergebung
Halten wir fest: Wenn ich mich versündige, muss ich mich versöhnen. Sprachlich geht es bei Versöhnung um Sühne, um Wiedergutmachung. Ich habe eine Beziehung angeknackst, vielleicht sogar zerbrochen, und jetzt stelle ich sie wieder her.
Wie macht man das? Punkt eins: Den kennen wir schon. Ich muss die Sache ganz oben auf meine Prioritätenliste setzen. Es reicht nicht, mein falsches Verhalten nur Gott zu bekennen.
Punkt zwei: Ich muss bereuen. Lukas 17,3: „Habt acht auf euch selbst! Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm.“ Bereuen ist mehr als ein schnoddriges „Sorry“. Bereuen drückt Betroffenheit aus: Ich habe mich versündigt, ich habe Böses getan, ich habe einen anderen Menschen falsch behandelt. Das war Lüge, Jähzorn, Hass, Ungeduld, Egoismus, Faulheit – was auch immer.
Und wie wir Gott unsere Sünde bekennen, so bekennen wir sie auch vor den Menschen, an denen wir uns versündigt haben und mit denen wir uns versöhnen wollen. Wir bekennen sie und bitten um Vergebung. Denn darum geht es: Es geht um Vergebung.
Im Prozess der Versöhnung brauchen wir Vergebung. Also nicht einfach „Sorry“, sondern „Bitte vergib mir, ich habe das und das getan, und das war falsch.“
Der innere Kampf und die Kraft des Vergebens
Und wenn du einmal so richtig erleben möchtest, wie sich deine alte, sündige Natur windet und wehrt, dann bitte jemanden um Vergebung für deine Sünde. Um Vergebung zu bitten befreit und stellt die Beziehung wieder her.
Das Beste daran ist vielleicht, dass es unseren Stolz zerbricht. Wer um Vergebung bittet, gibt zu, dass er einen Fehler gemacht hat. In uns gibt es etwas, das zu allem bereit ist – nur nicht dazu. Unser Fleisch, dieser unbarmherzige alte Teil unseres Menschseins, will seine eigene Sünde nicht zugeben. Es will es einfach nicht.
Wehe dir, wenn du auch nur darüber nachdenkst, Sünde zu bekennen. Wehe dir, wenn du dich mit deinem schlechten Gewissen beschäftigst. Und nichts ist so schwer wie der Gedanke, dass es gut wäre, um Vergebung zu bitten.
Vor der Versöhnung steht definitiv der innere Kampf gegen den eigenen Stolz.
Wiedergutmachung und Prävention als weitere Schritte
Und danach folgt Punkt drei: die Wiedergutmachung. Es schadet nicht, nach dem Satz „Bitte vergib mir“ auch zu fragen: „Und wie kann ich das wiedergutmachen?“ Was sagt der korrupte Zöllner Zachäus? Wenn ich von jemandem etwas durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach.
Das muss man vielleicht nicht wortwörtlich nachmachen. Aber die Frage, wie ich der Buße würdige Frucht bringen kann, ist wichtig. Wie kann ich dem anderen zeigen, dass es mir aufrichtig leidtut, was ich ihm an Schaden zugefügt habe? Diese Frage ist mehr als gerechtfertigt.
Vielleicht gibt es sogar noch einen vierten Punkt: Sünde ist nämlich immer etwas, das es zu bekennen und zu lassen gilt. Eine interessante Frage wäre: Hast du eine Idee, was ich tun könnte, damit mir das nicht mehr passiert? Einfach nur ein paar Vorkehrungsmaßnahmen.
Zum Beispiel könnte ich jeden Tag dafür beten, dass ich diese Sünde in den Griff bekomme. Oder ich vermeide Menschen und Gelegenheiten, die mich verführen. Oder ich fange an, genau das Verhalten zu trainieren, das biblisch richtig wäre.
Zusammenfassung und Ermutigung zum Handeln
Unsere Frage lautete: Wie wichtig ist es, andere Menschen um Vergebung zu bitten? Die Antwort darauf ist sehr wichtig. Setze es ganz oben auf deine Prioritätenliste.
Dann geh hin, bitte um Vergebung und überlege dir, wie du deinen Fehler wiedergutmachen kannst. Denke auch darüber nach, welche Möglichkeiten es gibt, den Fehler in Zukunft zu vermeiden.
Und bei alledem – weil es um Sünde geht – darf eines nicht vergessen werden: Wir leben aus Gnade.
Was könntest du jetzt tun? Am besten machst du dir eine Liste mit den Menschen, die du noch um Vergebung bitten musst, und fängst damit an.
Glaub mir, wer um Vergebung bittet, wird frei.
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Der Herr segne dich, lass dich von seiner Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.