
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart, dem Podcast, der zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen will. Am Mikrofon hören Sie Thomas Powileit, und mir gegenüber sitzt heute Henrik Mohn.
Henrik, wir haben schon einmal einen Podcast aufgenommen, da ging es um deinen Blog lesenglauben.de. Schön, dass du heute wieder da bist.
Ja, freut mich auch, wieder hier bei dir zu sein.
Heute geht es um ein sehr aktuelles Thema, um das man fast gar nicht mehr herumkommt in den Gesprächen: die Gender-Ideologie. Henrik, neben vielem anderen, was du machst, hast du auch ein Studienheft geschrieben mit dem Titel "Gott, Gender und ich". Dafür bin ich dir sehr dankbar, dass du dieses Thema als Studienheft herausgebracht hast, zusammen mit dem Regatio Verlag.
Was hat dich bewogen, dich mit dem Thema Gender auseinanderzusetzen?
Thomas, ich darf dir danken, dass ich heute mit dir über dieses aktuelle Thema sprechen darf. Ich glaube aber zunächst, dass ich kurz die Begriffe deutlich machen sollte, damit man versteht, was wir darunter verstehen.
Zunächst habe ich mich ein bisschen damit beschäftigt, wie die politische Entwicklung eigentlich aussieht und was ich so beobachtet habe. Dabei fiel mir auf, dass immer wieder der Begriff Gender Mainstreaming in den Medien vorkommt. Da habe ich mal nachgeschaut: Was bedeutet denn dieser Begriff, wo kommt er her?
Es war so, dass 1985 auf der dritten UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi darüber diskutiert wurde. Zehn Jahre später wurde dann der Begriff Gender Mainstreaming etabliert. Das Ziel dabei war – und ich zitiere: „Das erklärte Ziel dieser Weltanschauung ist es, alle Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht als naturgegeben, sondern als gesellschaftlich bedingt anzusehen und zu bekämpfen.“
Das hat mich sehr zum Nachdenken gebracht: Welche Unterschiede sollen denn jetzt auf einmal aufgelöst werden?
Dann bin ich weitergegangen. Je tiefer man in dieses Thema eintaucht, desto mehr merkt man, dass der Dschungel der Begrifflichkeiten ziemlich undurchsichtig ist. Deswegen möchte ich ganz bewusst zwischen Gender Mainstreaming und der Gender-Ideologie unterscheiden.
Der Grund dafür ist, so sagt es Professor Rädel von der Freien Theologischen Hochschule in Gießen: Hinter dem, was politisch mit Gender in Zusammenhang gebracht wird, steckt kein schlüssiges Verständnis. Es steckt keine klare Definition von Gender dahinter, sondern ein Geflecht von Überzeugungen und Ansichten zur geschlechtlichen Natur des Menschen, die sich nicht spannungsfrei miteinander verbinden lassen.
Auch Rädel hat ein Buch dazu geschrieben, das ich sehr empfehlen kann. Er bringt hervor, dass dabei etwas passiert. Der Begriff Gender stammt aus dem Englischen und bedeutet zunächst nur so viel wie „Geschlecht“. Wenn man in der aktuellen Diskussion ist, denkt man, es gibt Mann und Frau – das sind die biologischen Geschlechter.
Aber mit dem Begriff Gender ist mehr gemeint: ein soziales Geschlecht. Das Soziale bezieht sich dabei auf Dinge, die als typisch männlich oder typisch weiblich gelten.
Als Beispiel: Du kennst sicherlich die Beobachtung, dass Jungs mehr mit Autos spielen und Mädchen mehr mit Barbies, wie man das aktuell auch im Kino sehen kann. Da habe ich gedacht: Aha, ein soziales Geschlecht – davon habe ich vorher noch nie gehört.
Wenn man sogar auf die Homepage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geht, wird erklärt: Gender Mainstreaming bezeichnet die Verpflichtung, bei allen Entscheidungen die unterschiedlichen Auswirkungen auf Männer und Frauen in den Blick zu nehmen.
Man kann es mit anderen Worten sagen: Das große Ziel ist, Ungleichbehandlung unter den Geschlechtern abzubauen.
Ein Beispiel für mich wäre, wenn du Arbeit leistest, dann solltest du – egal welches biologische Geschlecht du hast – den gleichen Lohn bekommen. Darüber braucht man sich nicht zu streiten, das ist längst fällig.
Allerdings – und hier kommt jetzt der Begriff Gender-Ideologie ins Spiel – setzt sich dieser wissenschaftlich mit der Geschlechterforschung auseinander. Hinter dem Begriff verbirgt sich im Grunde die Bedeutung, dass Menschen Geschlechterrollen aufgedrängt oder ihnen diese sogar aberzogen werden sollen. Ziel ist es, die Geschlechterdifferenzen zwischen männlich und weiblich abzuschaffen.
Die Befürworter solcher Ideen gehen dabei davon aus, dass es kein biologisches Geschlecht gibt. Das heißt, sie behaupten, die Menschheit sei nicht in männliche und weibliche Vertreter unterteilt. Stattdessen wird das Geschlecht eines Menschen von seiner Umgebung definiert. Damit ist das soziale Geschlecht gemeint.
Wenn wir jetzt über das Thema sprechen, möchte ich besonders darauf eingehen, dass wir hinter diese Ideologie der Genderthematik blicken und sie etwas beleuchten. Denn in immer mehr Bereichen des öffentlichen Lebens merke ich, dass diese Ideologie uns betrifft.
Zum Beispiel kennst du sicherlich die sogenannte Gendersprache. Sie wird nicht nur empfohlen, sondern auch eingefordert und mittlerweile teilweise vorgeschrieben. Ich erlebe es selbst im familiären Bereich: Leute, die an der Hochschule studieren, müssen in ihren Arbeiten gendern. Es ist Pflicht, Gendersprache zu benutzen, sonst bekommen sie entweder Notenabzüge, oder die Arbeit wird von Dozenten gar nicht angenommen – obwohl es gar keine staatliche Verfügung dafür gibt.
Du hast es richtig gesagt: Es gibt gar keine verbindliche Definition, auch vom Duden nicht, dass wir so schreiben müssten. Das ist überhaupt nicht verpflichtend. Ich merke dasselbe in meinem Unterrichtsalltag. Es gibt mittlerweile viele Arbeitsblätter von Verlagen, die mit Doppelpunkten, Unterstrichen oder Sternchen arbeiten. Das generische Maskulinum, das ja alle Personen mit einschließt, wird immer mehr verdrängt.
Kannst du für die Hörer einmal erklären, was das generische Maskulinum ist?
Ja, das ist einfach der Schüler und die Schüler. Das ist eine grammatikalische Konstruktion, bei der „Schüler“ nichts Weibliches hat, sondern sowohl männliche als auch weibliche Schüler meint. Das ist unsere deutsche Sprache, die Sprache der Dichter und Denker. Schon unsere Planer oder Grammatikexperten haben damals erkannt, dass man damit jeden ansprechen kann – und zwar möglichst einfach.
Ich denke, du hast es selbst gemerkt: Diese Schülerinnen und Schüler – es werden sehr lange Sätze geschrieben. Das hat mich persönlich als Lehrer ein bisschen gestört, sage ich mal. Wir haben leseschwache Schüler, die ohnehin schon Schwierigkeiten mit Lese-Rechtschreibung oder Legasthenie haben. Und jetzt möchte man ihnen noch eine Kunstsprache auferlegen.
Das halte ich aus pädagogischer Sicht für sehr bedenklich. Für lernschwache Schüler ist das eine absolute Hürde. Für mich wäre die Gendersprache an sich schon eine Ausgrenzung, weil sie die Lernsprachen gar nicht mit einbezieht.
Mhm, okay. Also das war jetzt eine echt gute Einführung, fand ich. Du hast das gut auf den Punkt gebracht.
Du hast jetzt diesen Studienkurs geschrieben. Was hat dich bewegt, das Wissen beziehungsweise diese Diskussion um Gender in einen Studienkurs zu packen?
Was mich ein bisschen beunruhigt hat, ist, dass viele meiner Mitmenschen bei dieser Thematik davon ausgehen, dass Gesetze zur Anerkennung von Gender eigentlich total genial sind. Dabei geht es um ganz wichtige, bedeutende Teile unserer Gesellschaft. Das weiß ich nicht, denn es handelt sich um eine winzige Minderheit, die auf einmal großen Einfluss bekommt – über die Medien quasi.
Korrekt. Und für mich ist das so, ich möchte das aber auch gleich ehrlich sagen: Es gibt Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder queer empfinden und vielleicht Gender Mainstreaming natürlich befürworten. Aber sie wollen bewusst keine Ideologie vorantreiben. Das ist mir ganz wichtig, dass wir den Menschen im Blick haben.
Das ist mir auch wichtig zu betonen: Man darf nicht denken, wenn jemand so empfindet, dass er automatisch jemand sei, der ideologisch etwas verändern möchte. Vielmehr denke ich, dass es sich bei dieser Gender-Ideologie um eine politische Agenda handelt – ein Stück weit. Und du hast es schon angesprochen: Die Medien sind da ein großes Sprachrohr. Sie gehen hinein, und jeder von uns ist jeden Tag geprägt, nutzt seine Medien. Man merkt es.
Kürzlich habe ich mich gefragt, als ich noch Sky hatte: Warum muss immer die Regenbogenflagge gezeigt werden, bevor Sky kommt? Es geht um Fußball und nicht um Politik.
Um das vielleicht auch ein bisschen darzustellen, was die Ideologie will, hat mir Sharon James sehr gut geholfen. Sie ist eine promovierte Autorin und bringt es auf den Punkt, was die Gender-Ideologie eigentlich auszeichnet.
Zunächst einmal ist sie binär-kritisch. Das heißt, eigentlich ist nur Zweiteiligkeit etwas Schlechtes – also männlich und weiblich ist schon mal schlecht per Definition. Dann geht man davon aus, dass Gender, also dieses Geschlecht, ein Spektrum bedeutet – das soziale Spektrum, das soziale Geschlecht quasi.
Genau. Dann sind Junge oder Mädchen oder Mann und Frau nur gesellschaftliche Konstrukte. Sie sind gar nicht aus der Biologie her abzuleiten und schon gar nicht aus einer christlichen Weltanschauung, in der ein Schöpfer eben Mann und Frau geschaffen hat. Vielmehr sind sie gesellschaftlich konstruiert.
Und jeder hat eigentlich eine Genderidentität in sich, die sich von seinem biologischen Geschlecht unterscheidet. Das heißt, wenn ich mich jetzt als Mann empfinde, kann es sein, dass mein soziales Geschlecht mir aber sagt, ich bin eigentlich wie eine Frau.
Wie stark sich das in unserer Gesellschaft bereits niedergeschlagen hat, finde ich persönlich erkennt man an der sexuellen Revolution in den Medien. Ich habe kaum noch eine Serie in den letzten Jahren gefunden auf Netflix, Amazon Prime oder sonstigen Anbietern, die damit auskommt, nur männliche und weibliche Paare zu zeigen. Stattdessen werden Hauptdarsteller innerhalb einer Staffel bisexuell oder müssen homosexuelle Dinge tun.
Ich frage mich, woher das kommt. Wieso hat sich in den letzten Jahren in diesem Bereich so viel verändert im Vergleich zu früher? Das ist für mich ein Indiz. Und da möchte ich auch die Medien wieder mit hineinbringen, die uns diese Denkweise ganz stark aufzeigen.
Wenn ich mit Christen spreche, sei es aus kirchlichem oder freikirchlichem Kontext, merke ich immer mehr, dass auch die biblischen Maßstäbe, die ja so klar in Gottes Wort stehen, immer weniger Wert haben. Sie werden eigentlich unter den Tisch gekehrt – unter einem Deckmantel, dass man sagt: Gott liebt alle, und Gott ist ein Gott der Liebe. Liebe ist ja von Gott, Liebe kann nie Sünde sein.
Das finde ich einfach gravierend, weil Gottes Wort meiner Ansicht nach sehr deutlich und klar ist. Es lässt wenig Spielraum für Diskussion. Ich glaube, dass wir dadurch insgesamt vor einer Herausforderung im 21. Jahrhundert stehen.
Das bedeutet auch für uns Christen: Wir müssen uns mit diesem Thema auseinandersetzen. Wir dürfen uns nicht wegducken, sondern müssen vielleicht wieder die Gottesperspektive mit hineinbringen.
Das hat mich dazu geführt, dass ich bei dieser ganzen Diskussion eigentlich gar nicht mehr wahrnehme, dass Gott ein Teil dieser Diskussion ist. Es geht ganz stark darum: Wie empfinde ich? Was fühle ich gerade? Was tut mir angeblich gerade gut? Aber dass Gott eine Rolle spielt, das fehlt mir ein bisschen.
Deswegen habe ich diesen Kurs entwickelt. Wir sollen uns Gedanken machen, auf welche Art und Weise wir Befürwortern, aber auch vielleicht Betroffenen begegnen.
Denn in dieser ganzen Diskussion möchte ich wirklich auch aufzeigen, dass Gott den Menschen liebt. Dass Gott dem Menschen nachgibt, dass Gott so weit auf den Menschen zugeht, dass er ihm die Hand ausstreckt und ihm helfen möchte, in seiner biologischen Identität zurechtzukommen.
Also, ich finde das super, und du hast es auch sehr gut erklärt. Du sagst, du möchtest den Leuten etwas an die Hand geben, damit wieder Gott in den Mittelpunkt rückt. Außerdem soll klar werden, dass die Bibel durchaus etwas zu solchen komplexen Ideologien zu sagen hat.
In deinem Studienkurs spielt 1. Mose 1,26 eine große Rolle, also der Vers, in dem Gott sagt: „Lasst uns Menschen schaffen nach unserem Bild“ und so weiter. Warum ist dieser Vers für dich so grundlegend?
Nun, ich bin ja auch Lehrer, und wir müssen jetzt ein bisschen Bibelstudium betreiben. Wie du richtig gesagt hast, steckt in diesem Vers das Wort „Mensch“ drin. Ich habe das nur angelesen, aber im hebräischen Urtext steht dort das Wort „Adam“, was „von der Erde“ bedeutet. Wenn man ein Wörterbuch zur Hand nimmt und nachschlägt, wie dieser Begriff in der Bibel definiert wird, erfährt man, dass die Grundbedeutung des Wortes den Menschen im Kollektiv meint – und zwar unabhängig vom Geschlecht, im Gegensatz zu den Tieren.
Jetzt gibt es ja die Genderbefürworter. Ich habe selbst auf YouTube einen Stream von zwei Pastorinnen gesehen, die homosexuell sind. Die sagen dann natürlich sofort: „Ha, in der Bibel ist doch eindeutig erkennbar, dass Gott ein Gender-Spektrum geschaffen hat.“ Das wird auch durch das Hebräische erklärt. Deshalb sei Gott selbst ein genderfluides Wesen, und deswegen müsse auch der Mensch genderfluid sein. Das bedeutet, er könne männlich, weiblich und laut Facebook sogar bis zu 66 Geschlechter annehmen.
Ich denke, diese Argumentation ist aber etwas wackelig und unvollständig. Wir haben von den Reformatoren gelernt, dass wir die Bibel durch die Bibel auslegen sollen. Ich glaube, so werden wir der Sache viel gerechter.
Wenn man nämlich die Schöpfungsgeschichte studiert, erkennt man schon beim Lesen, dass Zweiteiligkeit von Gott in der Schöpfung angelegt ist: Himmel und Erde, Tag und Nacht, Licht und Finsternis, Mann und Frau. Diese Zweiteiligkeit ist klar erkennbar.
Das zeigt sich meiner Meinung nach vor allem auch bei der Erschaffung des Menschen. In 1. Mose 1,26 steht, dass Gott den Menschen schuf. In Vers 27 konkretisiert Gott dann, was er unter dem vollständigen Menschen versteht. Dort heißt es: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; männlich und weiblich schuf er sie.“
Wenn man das zusammennimmt, sieht man doch, dass im Kontext der ganzen Schöpfungsgeschichte die Zweiteiligkeit absolut gesetzt ist. Ich würde sogar sagen, das ist eine Kernwahrheit über die Lehre vom Menschen anhand von Gottes Wort.
In 1. Mose 1 wird die ganze Menschheit beschrieben als männlich und weiblich. Vielleicht lässt es sich noch deutlicher sagen: Der Bericht in 1. Mose 1 zeigt uns Menschen im 21. Jahrhundert ganz klar, dass Gott zwei biologische Geschlechter geschaffen hat. Er hat nicht mehr und nicht weniger geschaffen.
Ein kurzer Einwand – nein, kein Gegeneinwand –, aber ich glaube, biologisch betrachtet sagen viele Menschen einfach, es gibt nur zwei Geschlechter, oder?
Absolut, das betrifft neben der Theologie auch die Biologie. Wir leben heute in einer Gesellschaft, die dem sogenannten Scientismus, also der Wissenschaftsgläubigkeit, einen sehr hohen Stellenwert einräumt. Die Biologie bringt das sehr klar auf den Punkt: Binarität, also Zweiteiligkeit, ist nicht nur eine Lehre der Bibel, sondern auch eine Erkenntnis der Forschung.
Ich möchte an die Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard erinnern. Sie ist Professorin an der Max-Planck-Universität in Tübingen und war ehemalige Leiterin des Ethikrates der Bundesregierung. In unserer bescheidenen Position müssen wir anerkennen, dass diese Frau wirklich etwas auf dem Kasten hat. Sie genießt eine hohe Reputation, sodass man sagen kann: Das, was sie sagt, ist sehr intensiv durchdacht. Sie betont, dass Wissenschaft und Biologie eindeutig nachweisen, dass es nur XX- oder XY-Chromosomensätze gibt.
Ich finde das genial: Die Bibel lehrt etwas, was wir glauben, was Gott angelegt hat. Nun kommt der Mensch, forscht und entdeckt, dass sich das, was Gott gesagt hat, durch die Forschung bestätigt.
Genau so ist es. Natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man als Mann oder Frau sein Leben gestalten möchte. Aber das bedeutet eben nicht, dass es verschiedene Geschlechtsidentitäten gibt.
In diesem Zusammenhang finde ich den Theologen Sam Allberry sehr hilfreich, den ich jedem empfehlen würde. Er selbst empfindet sich als homosexuell, praktiziert es jedoch nicht. Deshalb ist er jemand, der in dieser Situation ist und vermutlich einfühlsamer Menschen versteht, die mit diesen Themen konfrontiert sind.
Er schreibt dazu: "Was auch immer unsere Gefühle uns zu sagen scheinen, wir müssen versuchen, dies im Licht dessen zu bewerten, was wir hierzu in der Bibel sehen, statt zu versuchen, die Bibel so zu verändern, dass sie zu unseren Gefühlen passt."
Das ist sehr gut auf den Punkt gebracht, oder?
Ja, in dieser Diskussion fällt mir auf, dass wir gerade dabei waren zu sagen, es gibt nur zwei Geschlechter, weil die Biologie das ganz deutlich sagt. Ein Begriff, der dabei natürlich immer wieder auftaucht, wenn man über Gender spricht, ist "Identität". Also: Das ist dann mein Geschlecht, das ist meine Identität oder was auch immer.
Du bist jetzt als Lehrer natürlich auch noch einmal besonders mit jungen Leuten und anderen Bereichen in Kontakt. Wie erlebst du das im Alltag im Hinblick auf Identität?
Fundamente anzugreifen, die ich als Christ habe – ja, natürlich, ich wurde so erzogen und habe sie selbst in der Bibel entdeckt – das rüttelt an meinem Glaubensfundament. Was ich dabei bei dieser Genderideologie entdecke, ist vor allem, dass sexuelle Freiheit stark proklamiert wird. Zudem wird die Individualität des Einzelnen betont: „Ich bin mein eigener Gott.“ Dabei erinnere ich mich an den Geschichtslehrer Ludwig XIV., der gesagt hat: „Ich bin der Staat“ und alles selbst regieren wollte.
Als drittes wird Gottes Schöpfungsordnung grundsätzlich missachtet. Man sieht es ja: Wir haben die Ehe für alle, die als Normalität gilt. Wir haben die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, was mittlerweile in vielen religiösen Gemeinschaften zum Standard gehört. Das erleben auch unsere Jugendlichen. Im Schulalltag merke ich immer mehr, dass diese Denkweise bei Jugendlichen ankommt.
Kürzlich, zehn Minuten vor einer Abschlussprüfung, kam ein Jugendlicher mit riesengroßen Augen zu mir und fragte: „Herr Mohn, muss ich eigentlich meine Texte gendern?“ Ich sagte ihm: „Nein, nein, alles gut, schreib das ganz normal so, wie du es geschrieben hast. Das passt, das wird so akzeptiert.“ Aber das hat mich wirklich erschreckt, weil offenbar etwas in dem Kind durch die Medien und andere Einflüsse passiert ist. Er dachte plötzlich, er handle falsch oder habe Angst, dass seine Abschlussprüfung in Gefahr sei.
Auch im Unterrichtsalltag erlebe ich das. Nicht selten fragen mich junge Menschen – ich habe hauptsächlich die Sekundarstufe, also Klassen sieben bis zehn – Fragen, die in einem Veränderungsprozess stehen. Ihr Körper sieht morgens ganz anders aus als abends, wenn sie ins Bett gehen. Sie fragen: „Was genau macht mich als Menschen aus? Was macht mein Wesen aus?“
Dann ist es mir ein Anliegen, ihnen die christliche Perspektive, eine christliche Weltanschauung, darzustellen. Ich sage ihnen: „Hey, du bist so, wie du geschaffen bist – ob groß, ob klein, ob dick, ob dünn – einfach wunderbar, einzigartig, und Gott liebt dich so.“ Das ist mir wirklich wichtig. Gott hat uns seine Liebe bewiesen, indem er Jesus Christus für uns ans Kreuz genagelt hat. Das ist ein Liebesbeweis.
Ich bin selbst dreifacher Vater und weiß nicht, ob ich mein Kind einfach so für jemand anderen hergeben würde. Das ist für mich etwas Geniales, das Gottes Wesen zeigt: Er geht völlig auf das Einzelne ein. Das möchte ich auch den jungen Menschen mitgeben – das Entdecken, was Gott für sie gibt. Ich glaube, dann haben sie einen richtigen Wert in ihrer Identität, wenn sie merken: „Ich bin von Gott geliebt, so wie ich bin.“ Und nicht so, wie es uns manche Sendungen abends um 20:15 Uhr vermitteln, die erklären, wie groß der Taillenumfang einer Frau sein darf oder die Männern vorschreiben, wie viel Sixpack sie haben müssen und dass kein Waschbärbauch erlaubt ist – um das ein bisschen zu karikieren.
Ich glaube, wenn man als Mensch erkannt hat, was der Herr Jesus für einen getan hat, und wenn man sich zu ihm bewegt und sagt: „Okay, Christus, komm in mein Leben, Jesus, sei einfach Chef in meinem Leben“, dann merkt man, dass man als Kind Gottes angenommen ist. Die Bibel sagt uns ja auch, dass wir bei Gott angenommen sind und Kinder Gottes sind. Was für ein Vorrecht! Und zwar als Mann und als Frau.
Dann zählt nicht mehr, dass ich Sünder bin, sondern dass der Herr Jesus für mich alles getan hat. Das finde ich im Bereich Identität zunächst so wichtig: Von der Bibel her gibt es diese Zweiteiligkeit. Entweder du bist mit Christus, also mit Jesus, unterwegs, oder du bist es nicht. Wenn du nicht mit ihm unterwegs bist, dann bist du selbst der Mittelpunkt, du bist das Maß aller Dinge. Aber wenn du mit Jesus unterwegs bist, dann bist du jemand Neueres, du bist jetzt in der Abhängigkeit von Gott.
Dabei ist es mir auch wichtig, dass wir sensibel für Menschen sind, die aktuell Probleme mit ihrer Identität haben. Wir merken vielleicht auch durch die mediale Berichterstattung der letzten Jahre, dass vor allem Jugendliche immer stärker in eine biologische Identitätskrise kommen. Sie wissen nicht mehr, wer sie sind: bin ich männlich, bin ich weiblich?
Mir geht es nicht darum, über jemanden zu reden, der vielleicht etwas burschikos auftritt oder dass Mädchen Fußball spielen – das hat damit gar nichts zu tun. Ich finde auch sehr gut, was Sharon James dazu sagt, und das möchte ich unseren Hörern ans Herz legen. Sie hat zum Beispiel gesagt, dass eine Geschlechtsidentitätsstörung tiefes Leid mit sich bringt. Dabei gehören diejenigen, die darunter leiden, nicht unbedingt zu denen, die eine Ideologie propagieren.
Das finde ich ganz wichtig zu sagen, denn jemand, der gerade nicht weiß, ob er männlich oder weiblich ist, wird sich nicht hinstellen und eine Regenbogenbinde um den Arm tragen. Genauso wichtig ist es, dass wir als Christen solchen Menschen mit Freundlichkeit und Respekt begegnen, die einfach auf der Suche nach ihrer Identität sind.
Ich glaube aber auch, dass zur Freundlichkeit die Wahrheit gehört – das zu sagen, was ich als Christ aus der Bibel heraus verstehe. Wir müssen die Ideen verstehen, die hinter all dieser Ideologie stecken, nämlich dass ein Mensch sein Geschlecht ändern kann. Dabei hilft mir die Bibel als Richtschnur für mein Leben. So habe ich Gottes Maßstäbe im Alltag und werde nicht nur von meiner Zeit geprägt.
Wir kommen aus dem 21. Jahrhundert, sogar noch aus dem 20. Jahrhundert. Wenn wir an die Zeit der Reformatoren denken: Die Zeit war anders. Und ich finde es genial, dass die Bibel damals nicht anders war als heute. Gottes Wort ist einzigartig und unveränderlich. Das finde ich total spannend. Gott richtet sich nicht nach Trends und Meinungen, sondern er ist konstant. Er ist gestern derselbe, heute derselbe und wird morgen derselbe sein.
Das müssen wir Jungen und Mädchen, Männern und Frauen immer wieder zusprechen, damit sie in ihrer Identität bestärkt werden, die sie von Gott haben – auch wenn sie gerade keine Klarheit darüber haben. Wir möchten ihnen einfach Gott nahebringen, denn er hat alle Antworten, die man für sein Leben braucht.
Ich finde es großartig, dass wir immer wieder auf das Wort Gottes zurückkommen. Das haben wir getan, als es darum ging, dass diese Schöpfung binär ist. Damals waren wir im Ersten Mose unterwegs. Und jetzt auch beim Thema Identität: Dass ich begreife, wer ich in Christus bin. Das ist dann nicht etwas, was ich gerade mal aus den Medien erfahren habe, sondern es sind einfach Wahrheiten, auf die ich mein Leben bauen kann.
Du hast ja auch betont, dass Gott unveränderlich ist. Das ist dir sehr wichtig. Und ich weiß, dir ist es auch in deinem Kurs sehr wichtig, dass Gott unveränderlich ist. Warum spielt dieser Wesenszug Gottes für dich eine so tragende Rolle, gerade beim Thema Gender?
Zunächst einmal leben wir heute in einer Zeit, in der immer wieder auch von Theologen behauptet wird, dass wir uns unserer Kultur anpassen müssen. Wir sollen überlegen, wie wir heute Jesus zu den Menschen bringen können. Vielleicht müssen wir uns den gesellschaftlichen Gepflogenheiten anpassen. Sicherlich ist da auch das eine oder andere Gute dabei, das will ich nicht verneinen. Aber wenn es um Gott geht, dann kann ich nicht sagen, Gott hätte sich kulturell angepasst. Gott ist unveränderlich.
Das heißt für mich einfach: Das, was er vor tausend, zweitausend, dreitausend oder viertausend Jahren den Menschen mitgeteilt hat, gilt auch heute noch. John MacArthur und Richard Mayhew beschreiben das eigentlich ganz gut: Gottes Unwandelbarkeit ist seine vollkommene Unveränderlichkeit in seinem Wesen, seinem Charakter, seinen Absichten und seinen Verheißungen. Gott ändert sich nicht in dem, was er gesagt hat.
Wayne Grudem, ein Bibellehrer, der auch eine sehr gute Dogmatik geschrieben hat, die ich empfehlen kann, definiert es so: Gott ist unveränderlich in seinem Wesen, seinen Vollkommenheiten, seinen Ratschlüssen und Verheißungen. Und doch handelt Gott, hat Empfindungen, fühlt und reagiert auf verschiedene Situationen unterschiedlich. In seinem Wesen bleibt er gleich. Dennoch kann es sein, dass er vor tausend Jahren auf eine Situation anders reagiert hat als heute bei uns.
Diese Theologen sagen also, dass Gott in seinem Wesen gleich geblieben ist. Das ist auch das, was die Bibel betont. In der Offenbarung, Kapitel 1, lesen wir, dass Gott derjenige ist, der war, der ist und der sein wird. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel: Gott ist unveränderlich.
Das muss man auch unseren heutigen Gender-Befürwortern entgegenhalten. Diese Zweiteiligkeit, also diese Binarität, hat Gott so festgelegt. Sie steht in Gottes Schöpfungsordnung. Wenn ich mich davon abkehre, dann ist das ehrlich gesagt ein Angriff auf den Schöpfer, also auf Gott selbst. Denn er hat die Binarität erfunden.
Wir kommen von ihm her, er hat sich das ausgedacht. Gott steht weit über mir. Ich kann als Mensch nicht über Gott richten, weil ich ein Geschöpf bin. Das mag sich vielleicht hart anhören, und ein Stück weit ist es das auch. Manche meinen vielleicht, dass die Unveränderlichkeit Gottes nicht so wichtig ist. Aber persönlich bin ich der Überzeugung, dass es sehr wichtig ist, daran festzuhalten.
Ich möchte gerne ein Gedankenexperiment mit dir machen. Überlegen wir uns mal: Was würde es bedeuten, wenn Gott veränderlich wäre? Ich nehme dafür Wayne Grudem zu Hilfe, weil er das schon einmal durchdacht hat.
Nehmen wir an, Gott würde sich verändern, entweder zum Besseren oder zum Schlechteren. Fangen wir mit dem Positiven an: Gott verändert sich zum Besseren. Gott entscheidet sich jetzt 2023, noch besser zu werden als in der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor. Wie kann ich mir dann sicher sein, vielleicht 2022, dass Gott das Beste ist, was ich in meinem Leben haben sollte? Das heißt, alle Menschen, die bis jetzt gelebt haben, hätten nicht den besten Gott gehabt. Das finde ich schon ziemlich steil.
Das Positive ist ja noch ganz nett: Er war gut, er ist jetzt noch besser. Das kann man vielleicht noch schönreden. Jetzt denken wir mal darüber nach, wenn Gott sich zum Schlechteren verändern würde. Was würde das bedeuten, wenn Gott nur ein klein wenig böse wäre, anstatt völlig gut zu sein?
Für mich würde eine Welt zusammenbrechen. Es heißt über Gott, dass er absolute Wahrheit ist, dass in ihm keine Finsternis ist, dass er so heilig ist, dass er im übertragenen Sinn nicht fünf Grade nachlässig sein kann. Er kann nicht die Augen zumachen und sagen: "Ja, es läuft." Er ist so heilig, dass er seinen Sohn geben musste.
Jesus Christus ist Gott selbst, rein und heilig. Er konnte am Kreuz sterben. So weit musste es gehen: Gott wurde sozusagen Selbstmensch, um sich selbst zu opfern. Das ist Theologie, aber es würde das ganze Werk am Kreuz kaputt machen. Jesus wäre unnötig gestorben, wenn Gott ein bisschen böse wäre. Das fände ich schrecklich.
Es gäbe auch nichts, was wir dagegen tun könnten. Ich kann gar nicht so weit denken, weil ich diese Idee schon so erschreckend finde. Wenn Gott sich verändern kann, wäre das unvorstellbar. Wie soll ich mich jemandem anvertrauen, der veränderlich ist?
Ich erlebe das ja selbst: Ich bin verheiratet, ich erlebe das bei meinen Kindern. Ich bin dankbar, dass wir aus dem christlichen Glauben leben dürfen und immer wieder bei Gott wissen dürfen, dass er sozusagen der feste Halt ist. Wenn man das Bild einer dreifachen Schnur nimmt, ist Gott die feste Schnur in der Mitte, um die sich die beiden Ehepartner wickeln. Für mich ist das wirklich ein Halt.
Wenn Gott sich verändern könnte, wüsste ich nicht, ob ich mein Gebet heute an ihn richten kann und morgen auch noch. Das wäre für mich gravierend. Deshalb bin ich überzeugt, dass die Unveränderlichkeit Gottes eine absolut wichtige Lehre ist.
Aktuell zeigt sich ja ein Wandel, weil man sagt, die göttliche Schöpfungsordnung müsse man nicht anerkennen. Die Zweigeschlechtlichkeit wird infrage gestellt. Heute ist alles möglich, fühl dich einfach frei. Das zeigt sich zum Beispiel in der Auflösung der Ehe zwischen Mann und Frau. Sie wird heute umgedeutet oder sogar negiert.
Nicht selten wird man vielleicht verlacht, wenn man noch für den Wert der Ehe zwischen Mann und Frau eintritt. Wenn Gott nicht unveränderlich ist, beginnt für mich die ganze Grundlage meines Glaubens in sich zusammenzufallen. Das macht mir wirklich Sorgen. Dann würde für mich eine Welt zusammenbrechen. Und ich glaube nicht, dass das nur für mich gilt.
Meine Hoffnung liegt zum Beispiel darin, dass Gott zu seinem Wort steht. Wenn er sagt: "Ich habe dich in Jesus Christus erlöst", dann lege ich darauf großen Wert. Ich vertraue darauf, dass ich von Gott angenommen bin.
Wenn Gott aber unveränderlich wäre und morgen sagen würde: "Ach ja, die Sache mit Jesus nehme ich jetzt nicht ganz so ernst, ich nehme jetzt doch etwas anderes", dann wäre das erschreckend. Das würde der Bibel widersprechen und wäre grauenhaft. Ich könnte mich dann nicht mehr auf sein Wort verlassen.
Genau. Auch meine Würde als Mensch, wenn man darüber einmal nachdenkt. Ich habe ja als Mensch eine Würde, die von Gott kommt. Weil er mich gewollt hat, weil er sein Wort gesprochen hat, sind wir Menschen geschaffen. Das stiftet für mich auch wieder Identität.
Ich bringe das im Unterrichtsalltag ganz häufig ein, dass wir uns darüber Gedanken machen müssen: Welchen Wert haben wir? Definieren wir uns über unsere Klamotten, über unseren Lifestyle, über unsere Smartphones? Bei mir in der Klasse ist gerade das Thema Schuhe ganz bedeutend. Die laufen mit ganz tollen Schuhen herum, und das ist dann echt identitätsstiftend, welche Schuhe sie tragen.
Aber als Christ sage ich mir: Ich bin von Gott gewollt, und das ist auch der Wert für jedes Leben. Egal, ob es vom Beginn der Zeugung an da ist, ob es im Mutterleib ist, ob es dann außerhalb des Mutterleibs ist, ob jemand Gott sei Dank mit allen Fähigkeiten geboren ist oder ob er vielleicht mit einem Handicap auf die Welt gekommen ist oder ob es sogar ein 24-Stunden-Pflegefall ist – den Wert hat er, weil er von Gott geschaffen ist.
Deswegen ist diese Unveränderlichkeit, glaube ich, auch sinnstiftend und identitätsstiftend. Und das finde ich absolut wichtig. Deshalb danke, du hast einfach gut erklärt, dass die Unveränderlichkeit Gottes gerade in dieser Diskussion sehr wichtig ist. Das zeigt mir auch noch einmal: Theologische Grundlagen sind so wichtig zu wissen, weil sie sehr aktuelle Probleme beantworten können. Das ist nicht fernab vom Leben, sondern redet genau ins Leben hinein.
Deswegen fand ich deine Ausführungen auch sehr wichtig.
Weshalb, Henrik, ist es dir dann ein Anliegen, dass junge Menschen eben mit diesen biblischen Aspekten wirklich auch in Kontakt kommen? Denn deswegen hast du ja auch diesen Selbstkurs geschrieben, also einen Kurs, den man selbstständig durcharbeiten kann, oder?
Absolut. Zum einen ist es mir wichtig, weil das, was diese Genderideologie behauptet, meines Erachtens erst einmal eine tiefe Respektlosigkeit gegenüber Gott ausdrückt, der uns geschaffen hat und der uns auch biologische Körper gegeben hat – und auch Identitäten. Wer sich für die Genderideologie entscheidet, verachtet meiner Ansicht nach den Schöpfer. Und das, wenn ich es noch weiter ausführe, ist für mich auch eine Verachtung meiner Würde als Mensch.
Ich bin geschaffen, entweder als Mann oder als Frau. Sam Aubrey, den hatte ich auch vorher schon mal erwähnt, bringt es gut auf den Punkt. Er sagt: Unsere Biologie ist in der Tat von Bedeutung. Unsere Erfahrung, als Mann oder Frau aufzuwachsen, ist Teil dessen, was zu uns passt und uns auszeichnet. Einen Körper zu haben, ist ein grundlegender Teil dessen, was uns zum Menschen macht. Sie können nicht ganz Sie selbst sein ohne ihren Körper. Er ist ein Geschenk, ein Teil ihrer Berufung. Ihre Art, sie selbst zu sein, schließt ihren Körper und ihr Geschlecht mit ein.
Als Christ fühle ich mich dem Wort Gottes verbunden. Deswegen stehe ich auch diesem Zeitgeist oder dem Trend dieser Ideologie, die momentan um uns herum ist, kritisch gegenüber. Meiner Ansicht nach steht hinter dieser Genderideologie eigentlich ein gottfeindliches Denken. Das muss uns Christen neu bewusst werden: Welche Gedankenkonzepte stecken eigentlich dahinter?
Ich hoffe, wenn man sich mit diesem Studienkurs beschäftigt und selbst vielleicht auch die Bibel dazu liest – das wäre sogar noch besser als meinen Kurs zu machen – dass man erkennt, welche Gedanken auf einmal zur Norm werden sollen, was auf einmal das Prägende sein möchte. Und dass man auch in unserer Gesellschaft erkennt, wie alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit dieses Denken in unsere Köpfe, vor allem auch in die zukünftige Generation, verankert wird.
Ich möchte nur mal ein Beispiel bringen, das jetzt ganz aktuell war: In München wurde ja dafür geworben, dass Dragqueens in der Bibliothek Kinderbücher vorlesen können. Kürzlich hatten wir einen Polizeibeamten bei uns in der Schule. Er war zwar zum Thema Hate Speech da, aber er sagte etwas Interessantes in seinem Vortrag: Es gibt ja auch ein Kinder- und Jugendschutzgesetz.
Ich bin dann zu ihm hingegangen und habe gefragt: Wie passt das zusammen, wenn Dragqueens in Bibliotheken aus Kinder- und Jugendbüchern vorlesen? Vielleicht können manche mit dem Begriff nicht so viel anfangen. Was sind Dragqueens?
Das sind Männer, die sich in Frauenkleidung kleiden, sich extrem schminken und eigentlich ziemlich verruchte Dinge tun. Es kommt aus der Sex-Business-Branche. Das ist moralisch sehr fragwürdig. Ich tue mich schwer, als Vater mir vorzustellen, dass jemand, der in so einem Business unterwegs ist, meinen Kindern in diesem Outfit etwas beibringen soll – geschweige denn Kinderbücher vorlesen.
Und du hast den Polizisten dazu befragt?
Genau. Er sagte, juristisch sei das eigentlich eine Verletzung des Jugendschutzgesetzes. Aber, und ich zitiere ihn hier, „Wir haben in Deutschland keinen moralischen Kompass mehr.“ Deswegen seien solche ideologischen Handlungen salonfähig geworden.
Das hat mich erschreckt, dass jemand, der zur Exekutive des Landes gehört und das Gesetz durchsetzen soll, sagt: Wir haben unseren moralischen Kompass verloren. Das zeigt sich hier, das zeigt sich in Hate Speech, und das zeigt sich ganz stark in diesen Werten.
Ich weiß nicht, ob dieser Mann gläubig war, kann ich nicht beurteilen. Aber er hat uns zumindest so mitgegeben, dass wir keinen moralischen Kompass haben.
Im Grunde genommen ist das das Ziel erreicht, was du am Anfang gesagt hast: Dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht als naturgegeben, sondern als gesellschaftlich bedingt angesehen und bekämpft werden sollen. Davon ging es ja aus, und das ist quasi schon ein Zwischenstopp – nein, eigentlich ist das schon relativ weit fortgeschritten.
Absolut. Man sieht daran einfach, wie dringend es ist, dass wir als Gläubige wieder zur Wachsamkeit aufgerufen werden. Wir müssen sprachfähig werden. Wir müssen die Ansichten, Denkmuster und Lehren, die auf uns eindringen, erkennen und anhand des Wortes Gottes beurteilen.
Denn Genderideologie möchte nicht weniger, als die Unterschiede aufzuheben, die Gott gegeben hat: männlich und weiblich.
Das bringst du gut auf den Punkt: Genderideologie will die Unterschiede aufheben, die Gott gegeben hat.
Ich glaube, wir haben jetzt – auch wenn dieser Podcast ein bisschen länger wird – ein sehr komplexes Thema. Ich finde es berechtigt, ihn etwas länger zu machen.
Unsere Hörer haben trotzdem die Frage: Was würdest du unseren Zuhörern mitgeben? Ich kann natürlich feststellen, dass das alles nicht gut ist, aber ich muss ja irgendwie damit umgehen in meinem Leben.
Mir ist es ganz wichtig: Ich glaube, dass wir als Christen weder zur Rebellion aufrufen sollten noch zur Resignation. Wir müssen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken und sagen, die Welt sei so schlimm, dass wir uns in unser Zimmer verkriechen müssen. Stattdessen möchte ich uns ermutigen, dass wir als Jesusnachfolger das Salz der Erde sind.
Wir können mithilfe biblischer Grundlagen die beste Botschaft der Welt verkünden: Dass Menschen mit Gott in eine Beziehung kommen können. Egal, wie man momentan über sich selbst denkt oder sich fühlt, wir können ihnen zunächst zeigen, was Gott über sie denkt. Gott hat jeden so geschaffen, wie er ist, auch in seinem biologischen Geschlecht. Gott ist der Schöpfer der Menschen.
Im Weltbild der Gender-Ideologie spielt Gott dagegen kaum eine Rolle. Das muss man auch fairerweise sagen. Es sind Menschen, die mit Gott wenig zu tun haben wollen. Ich will das niemandem pauschal unterstellen, aber Gott wird in dieser Gleichung ziemlich weit zurückgedrängt oder ganz herausgelassen.
Ich glaube, wir dürfen wieder dafür werben, wie großartig es ist, als Mann oder Frau unterwegs zu sein. Wir dürfen dafür werben, dass wir in Geist, Seele und Leib auch ein Stück weit unterschiedlich sind als Mann und Frau. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter. Deshalb glaube ich, dass ich ein bisschen erklären kann, dass Männer und Frauen doch unterschiedlich sind.
Dennoch glaube ich, dass das Thema kein leichtes ist und uns auch in Zukunft beschäftigen wird. Trotzdem möchte ich dich als Jünger oder Jüngerin Jesu dazu aufrufen, dich für die ein für alle Zeiten überlieferten Wahrheiten von Gottes Wort einzusetzen.
Es ist völlig egal, wie verdreht unser Zeitgeist vielleicht ist oder wie turbulent unsere Welt wird. Ich glaube, die Unveränderlichkeit Gottes kann dir dabei wirklich eine Hilfe sein. Mit ihm kannst du argumentieren – denn hinter diesen Wahrheiten steht Gott. Das geht über sein Wesen hinaus.
In meinem Glaubensleben habe ich erlebt, dass, wenn wir mit biblischen Wahrheiten argumentieren, Gott dahintersteht. Das ist nicht nur meine Argumentation, die dich aufbauen kann. Ich kann für mich sinnvolle Argumente formulieren, aber die göttliche Wahrheit ist es, die zählt. So heißt es auch in Hebräer 4,12: Das Wort Gottes ist ein zweischneidiges Schwert, das bis ins Herz dringt.
Ich möchte an dieser Stelle noch einen meiner Theologen zitieren, Sam Albury. Er hat meinen Kurs gut abgerundet und gibt einen guten Rat: Auch wir haben heute unsere eigenen blinden Flecken. Die Lehre der Bibel hilft uns, diese deutlicher zu erkennen. Gleichzeitig zeigt sich vielleicht auch, dass die biblische Lehre nicht nur Mängel in unserer Gesellschaft aufdeckt, sondern auch in unserem Herzen offenbart.
Das finde ich gut an diesem Ansatz: Wir stehen nicht über anderen, sondern wir sind genauso Sünder und erlösungsbedürftig. Weil Gott Vergebung in Jesus Christus zugesprochen hat, dürfen wir seine Liebe in alle Richtungen und in jedes Umfeld hineintragen. Dazu ermutige ich: Gottes Liebe, aber auch Gottes Wahrheit den Menschen in unserer Zeit ganz neu aufzuzeigen.
Ich glaube, es ist entscheidend wichtig, diese biblischen Wahrheiten selbstbewusst auszusprechen. Denn ich weiß: Das hat Gott gesagt. Und weil Gott es gesagt hat – wie du es vorhin auch formuliert hast – ist es nicht nur Schall und Rauch, sondern es hat ein Fundament.
Wir haben uns jetzt mit Gender und der Ideologie beschäftigt. Wir werden durch verschiedene Ideologien herausgefordert. Aber ich sehe das nicht nur negativ. Es fordert uns als Christen auch heraus, die Bibel aufzuschlagen und zu fragen: Wenn diese Ideologie kommt, was sagt Gott in seinem Wort dazu?
Manches war schon seit Jahrhunderten klar. Vor hundert Jahren hätte wohl niemand auf die Idee gekommen, zu sagen: „Nein, ich bin eine Frau, obwohl ich ein Mann bin.“ Aber wie du deutlich gemacht hast, geht es hier um die Unveränderlichkeit Gottes, um eine binäre Schöpfung und um die Identität, die Gott uns geben will.
All diese Dinge werden versucht, uns zu nehmen. Deshalb finde ich es super, dass von dir ein Selbststudienheft zu diesem Thema erschienen ist. Du setzt damit ein klares Zeichen und sagst: Leute, das ist wichtig, daran wollen wir uns festhalten.
Das war es schon wieder, der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr habt heute nicht nur einen Impuls mitgenommen, sondern könnt auch konstruktiv zum Gespräch über Gender beitragen. Wenn die ewigen Wahrheiten des Wortes Gottes von euren Gesprächspartnern infrage gestellt werden, könnt ihr daran erinnern, was Gott dazu sagt.
Wenn ihr Fragen zum Podcast habt, über Themen, die wir besprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und lasst euch nicht von der nächsten Ideologie, die um die Ecke biegt, irre machen. Haltet euch an Jesus fest!