Einführung und Vorstellung des Referenten
Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zu diesem Vortragsabend mit Alexander Seibl – nicht Alexander dem Großen, sondern Alexander Seibl. Das Thema lautet: Hat die Bibel Widersprüche? Jesu letzte Worte vom Kreuz.
Ich möchte Alexander Seibl kurz vorstellen. Er wurde 1943 in Wien geboren und ist Österreicher. Sein besonderes Interesse galt schon früh den Naturwissenschaften. Die Evolutionstheorie erschien ihm als Tatsache, und deshalb war er zunächst ein überzeugter Atheist, der glaubte: Gott gibt es nicht.
Was später jedoch seine Weltanschauung zum Einsturz brachte, war die biblische Prophetie – die erfüllte Prophetie der Heiligen Schrift. Besonders im Zusammenhang mit den Voraussagen über das Volk Israel erkannte er erstaunliche Einzelheiten, die sich erfüllt hatten. Der Gedanke an Zufall wurde für ihn immer unwahrscheinlicher.
Während seines Studiums fand er schließlich zum Glauben an Jesus Christus. 1971 schloss er sein Studium als Diplomingenieur ab. Seit 1982 lebt er in Deutschland und ist dort vollzeitig in der Verkündigung des Reiches Gottes unterwegs.
Geprägt von seinem eigenen Werdegang greift er gerne die Themen Glaube und Denken auf. Ich erinnere mich, dass sein Buch „Relativitätstheorie und Glaube“ für mich vor Jahrzehnten sehr wichtig war. Relativität und Bibel – das war für ihn etwas sehr Verwandtes. Die ISBN-Nummer weiß ich nicht auswendig.
So beschäftigt er sich also intensiv mit den Themen Glaube und Denken. Dadurch ist die Apologetik – das bedeutet die Verteidigung des christlichen Glaubens mit überzeugenden und haltbaren Argumenten – neben der evangelistischen Verkündigung zu einem Schwerpunkt seines Dienstes geworden.
Seit 1982 lebt er als Österreicher in Deutschland. Er ist verheiratet mit einer Schweizerin. Zum Glauben wurde er durch einen US-Amerikaner geführt, und zwar in Belgien. Somit ist er sehr international geprägt. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
Eröffnung mit Gebet und musikalischer Einstimmung
Ich möchte noch mit uns zum Anfang beten.
Gott und Vater, gepriesen seist du, dass wir diesen Tag und jetzt diesen Abend erleben dürfen. Wir dürfen aus deinem Wort Argumente hören für die Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens. Wir bitten dich, dass du Alexander Seibel an diesem Abend durch deinen Geist führst, ihm Kraft und Freude für diesen Dienst gibst und dass dieses Wort Gottes wirklich rüberkommt und die Herzen aller Zuhörer erreicht. Gepriesen sei dein Name, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen!
Leider ist der Gemeindechor heute Abend nicht verfügbar. Deshalb müssen wir uns mit einem Ersatzspiel zum Anfang begnügen, um uns einzustimmen. Meine Phantasie führt mich zu Eduard, der über den Choral „Herr Jesu, du, den unsere Seele liebt“ spielt. Am Anfang erinnert es mich an den zweiten Satz des dritten Beethoven-Klavierkonzerts – was immer es auch sein mag.
Roschi, ich würde sagen, du bist ein vollwertiger Chorersatz. Ich komme mir immer unterbelichtet vor, wenn ich dich sehe und höre.
Persönliche Biografie und geistlicher Werdegang
Zunächst grüße ich alle miteinander und möchte mich herzlich bedanken. Es ist wirklich eine Ehre, hier sein zu dürfen und für diese Einladung.
Ich möchte vielleicht noch etwas zu meiner Biografie sagen. Übrigens war meine große Inspirationsquelle als Nichtchrist Wilhelm Busch. Da gibt es auch diesen Satz, den ich hier gerne zitieren möchte. Der Humorist sagt: „Wenn andere klüger sind als wir, das macht uns selten nur Pläsier, doch die Gewissheit, dass sie dümmer sind, erfreut fast immer.“
Ich stehe also heute hier, besonders mit meinen musikalischen Fähigkeiten. Wie sagt man das? Also „underexposed“, sagt der Engel, also unterbelichtet.
Zu meinem eigenen Werdegang: Was mich wirklich getroffen hat, war eigentlich eine Art Peinlichkeit, die dazu führte, dass mein atheistisches Gedankengebäude einstürzte. Die Evolution, das ist ja kein neutrales Gedankengebäude. Ein Atheismus entsteht oft aus intellektuellen Überlegungen, doch dahinter steckt mehr.
Leider war ich damals auch etwas antisemitisch eingestellt. Nie militant, nie organisiert in einer Partei. Das Studium hat mich viel zu sehr erfüllt. Aber es gehörte damals in Wien, das noch relativ konservativ war, an den Universitäten und Hochschulen zum guten Ton, Witze über Juden zu machen und sie zu spotten. Wir hatten solche Sprüche wie: „In der Grünen und der Blau“ oder „Wählt jedermann den Bittermann, wird es bitter dann für jedermann“. Diese Sprüche waren regelrecht ein Sprichwort.
Jetzt versteht ihr meine persönliche Einstellung und Biografie. Durch junge Leute von Operation Mobilisation wurde ich herausgefordert. Ich hatte vorher das Buch „Die Bibel hat doch Recht“ von Werner Keller gelesen. Das Buch könnte man heute so nicht mehr schreiben. Heute müsste man eher „Die Bibel hat doch nicht Recht“ schreiben, dann wäre es ein Bestseller. Dieses Buch hat mich sehr angesprochen.
Dann wurde ich gefragt, ob ich der Bibel glaube. Ja, antwortete ich. Und dann kam die unangenehmste Frage: Ob ich auch in der Bibel lese. Kennt ihr den Ausdruck „Schlawiner“? Ja, ich war voll erfüllt davon, aber ich antwortete: Nein. Doch!
Weil sie so unangenehm bohrten, mit den religiösen Eingeweihten sozusagen herumorteten, habe ich notgehorcht, nicht aus eigenem Trieb, wie es bei Schiller heißt. Ich habe hineingeschaut, aber eigentlich wenig verstanden oder jedenfalls wenig angesprochen gefühlt. Das werde ich nicht vergessen.
Jetzt ist das fast 50 Jahre her. Mein Auge fiel ahnungslos auf den Propheten Jeremia, Kapitel 24, Vers 9. Ich kannte die Bibel so gut wie gar nicht, obwohl ich am Taufstein evangelisch konfirmiert wurde, sozusagen chloroformiert.
Der Prophet lebte kurz vor der Zerstörung Jerusalems, also im sechsten Jahrhundert vor Christus. Dort sagt Gottes Wort über die Juden: „Ich mache euch zum Fluch, zum Wunder, zum Spott, zum Hohn, zum Sprichwort und zur Fabel für alle Völker, unter die ich euch zerstreuen werde.“
Liebe Freunde, als ich das Wort „Sprichwort“ las, wurde ich still. In mir kam es hoch: Wenn das stimmt, kann das Zufall sein? Das hat mich voll erwischt. Es war wörtlich das, was ich tat. Jetzt kam ich mir mit meinen antisemitischen Parolen gar nicht mehr so klug vor. Es war ja nur eine Erfüllung dessen, was Jahrtausende vorher vorausgesagt wurde.
Mir war eines klar, gerade aus naturwissenschaftlicher Sicht: Wenn es Prophetie gibt – man nennt das auch Präkognition – war das für meine Art des Denkens der logische Beweis, dass es eine höhere Intelligenz, also Gott, geben muss.
Gott sagt in Jesaja 41: „Daran erkennt man, dass er der wahre Gott ist, dass er das Zukünftige offenbart.“ Die Bibel ist das einzige Buch in der Geschichte der Menschheit, das nicht zurückblickend, sondern vorausblickend geschrieben wurde.
Das hat mich seitdem immer fasziniert. Da war mir manches von Roche Liebe auch wirklich eine Inspirationsquelle.
Das wichtigste Thema im Leben und die Frage nach dem Tod
Und wir haben heute dieses Thema: Ich möchte eigentlich über das Wichtigste im Leben eines Menschen sprechen. Was ist das Wichtigste im Leben eines Menschen? Dass ich immer gesund bin und gut aussehe – äußerlich wie innerlich? In Anlehnung an Wilhelm Busch ist hier der eigene Haarausfall gemeint. Es ist nicht immer ermutigend, wenn ich meine Bilder sehe – früher und heute. Dass man immer Erfolg hat und gesund bleibt?
Doch das Wichtigste im Leben eines Menschen ist: Was geschieht nach dem Tod? Diese Frage muss geklärt werden. Gibt es Vergebung beziehungsweise Gewissheit?
Ich hörte einen – im Englischen nennt man ihn flamboyant, also einen übersprudelnden amerikanischen Evangelisten – eine Episode erzählen, die ich nicht vergessen werde. Wahrscheinlich spielte sie sich in New York ab. Ich fragte dann eigens meinen Bruder Bob, wo genau das war. Amerika ist ja nicht klein. Er wusste es selbst nicht mehr genau, aber es war New York.
Dort hatte ein Pastor seine Gemeinde in der Nähe eines Gefängnisses, einer Justizvollzugsanstalt. Man hatte gute Beziehungen, und er sollte an diesem Vormittag in der Versammlungshalle, dem Versammlungsraum, zu den Gefangenen predigen. Er hatte genügend Zeit, spazierte hinüber und ging in den Versammlungsraum, schaute sich alles an und sah vorne zwei Stühle. Diese waren schwarz drapiert, mit schwarzen Tüchern überzogen.
Dann fragte er den Gefängniswärter: „Was bedeutet das?“ Die Antwort war: „Da sitzen die, die morgen hingerichtet werden.“ Er ging zum Gefängnisdirektor und fragte: „Sagen Sie, da in der Halle, das sind die Todeskandidaten?“ Der Direktor bestätigte es. Daraufhin sagte der Pastor: „Entschuldigen Sie mich.“ Er ging nach Hause, in sein Arbeitszimmer, und warf seine Predigt weg.
Seine Botschaft war sinngemäß: Seid nett zueinander, ich möchte euch zu besseren Staatsbürgern machen, wenn ihr wieder freigelassen werdet. Doch dann merkte er – und das sage ich jetzt auch mir selbst – es geht um Leben oder Tod. Der Tod ist eine Großmacht. Nichts ist sicherer als der Tod, und niemand kann garantieren, dass er nächste Woche noch unter den Lebenden ist.
Ich zitiere jetzt Erich Kästner: „Wird es besser, wird es schlimmer, fragen wir immer. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“
Der Pastor begann, sich Notizen zu machen. Er brauchte eine andere Botschaft. Er warf seine alte Botschaft weg, ging auf die Knie und bat: „Gib mir eine Botschaft.“ Dann erkannte er neu: Das ist jetzt nicht irgendein schönes Geplauder. Es geht um Leben oder Tod.
Deshalb ist diese Frage so entscheidend: Gibt es Gewissheit? Gibt es Vergebung? Oder gibt es gar Widersprüche?
Die Herausforderung der Bibel und die Frage der Widersprüche
Ich war damals noch in Wien, als mir eine Illustrierte in die Hand fiel. Darin stand, dass einer der vielen Widersprüche in der Bibel die letzten Worte „Jesus vom Kreuz“ seien. Der Autor war Johannes Lehmann, der auch zu den Übersetzern der NT 68er Version gehört. Ich bin davon überzeugt, und das war für mich wirklich ein innerer Kampf.
Ich kann hier offen sagen: Ich bin von Natur aus ein Nachtmensch. Am Abend blühe ich auf, am Morgen hingegen bin ich fast ein Atheist. Diese Bibelstelle – „Wenn einer seinen Nächsten des Morgens früh mit lauter Stimme segnet, so wird ihm das als ein Fluch gerechnet“ – hat mir nie Probleme bereitet. Sie ist voll und ganz inspiriert, absolut inspiriert.
Die erste Zeit nach meiner Hinwendung war nicht schön. Manche sagen: „Ja, ich habe mich bekehrt, und Halleluja, mir ging es danach besser.“ Bei mir war es genau andersherum. Mir ging es danach schlechter als vorher. Zuvor hatte ich mich nur um mich selbst gekümmert, und das lief einigermaßen gut. Am Morgen war ich durchhängig niedergeschlagen. Ich dachte: „Alexander, du spinnst. Es ist ja alles nur Einbildung.“ Das waren echte Kämpfe.
Umso mehr klammerte ich mich an die biblische Prophetie. Die Zerstreuung der Juden unter alle Völker, die Sammlung und so weiter – das sind ja keine Gefühle, das ist Fakt.
Ich möchte hier noch etwas erwähnen, das für mich verblüffend ist. Würden die Menschen wirklich vom Verstand gesteuert sein? Aber das ist eine Illusion, das wissen die Weltmenschen. Psalm 83, der 3000 Jahre alt ist, sagt der Psalmist Asaf:
„Herr, schweige doch nicht und sei doch nicht so still! Denn siehe, deine Feinde toben und die dich hassen, erheben ihr Haupt. Sie machen listige Anschläge gegen dein Volk, sie halten Rat gegen die, die bei dir Schutz suchen. Sie sprechen: Lasst uns sie ausrotten, dass sie kein Volk mehr seien und des Namens Israel nicht mehr gedacht werde.“
Kommt euch das bekannt vor? Das ist fast wie die Organisationen Oto und Hispola oder Hamas und so weiter. Das steht seit drei Jahrtausenden in der Bibel.
Für mich, der diese Kämpfe hatte, war das Trost und Stärkung. Dieses Wort ist lebendig, das kann man sich nicht erfinden. Ich glaube also, die Widersprüche liegen nicht in der Bibel, sondern in den Herzen der Menschen.
Die letzten Worte Jesu vom Kreuz und ihre Bedeutung
Und dann habe ich mir die letzten Worte Jesu vom Kreuz angeschaut und kam zu einem zwiegespaltenen Resultat: Erstens, es ist kein Widerspruch, und zweitens, es enthält eine Botschaft.
Ich mache jetzt hier eine Klammer auf, obwohl ich damit Eulen nach Athen trage. Wenn man die Leute fragt – und wir werden ja durch den Islam immer mehr herausgefordert, der behauptet, er habe das Original, wir hätten die Fälschung – dann wissen viele auf die Frage „Warum habt ihr vier Evangelien?“ keine Antwort. Ich nehme an, die meisten denken, man habe irgendwie gewürfelt und die Zahl vier sei zufällig gefallen, deswegen haben wir vier Evangelien. Nein, dahinter steht ein wunderbarer Plan. Und das wiederhole ich gerne hier.
Für die meisten also bekannt: Matthäus schildert Jesus als König, Markus als Knecht, Lukas als den vollkommenen Menschen und Johannes als Gott. Und es gibt keine größeren Widersprüche: Wer König ist, ist nicht Knecht; wer Mensch ist, ist nicht Gott. Und das wird in Jesus von Nazareth in einer Schlichtheit, in einer Schönheit und in einer Einmaligkeit harmonisiert. Ein Mann wie Jean-Jacques Rousseau hat gesagt: Das kann man nicht erfinden.
Matthäus schreibt für die Juden. Der Messias war der König. „Siehe, dein König kommt“ – so hat er diese ganz typische Königsperspektive. Dieser Skopus wird uns vorgegeben durch Matthäus 2: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ Wir haben den Stammbaum Jesu, etwas, das wir bei Markus nicht finden.
Markus schildert Jesus als Knecht. Es ist uninteressant, woher ein Knecht kommt. Wir lesen nichts von der Huldigung oder der Anbetung durch die Weisen aus dem Morgenland. Ein Knecht wird nicht angebetet; ein Knecht soll arbeiten. Wer wissen will, wie Jesus gewirkt hat, der nimmt das Markus-Evangelium. Dort haben wir nur vier Gleichnisse, nur eine größere Rede, aber 41 Mal das Wort „euthys“ oder „euthios“, also „und alsbald“, „und alsbald“.
Die großen Reden Jesu finden wir bei Matthäus. Jeder König gibt ja neue Gesetze bekannt, und die Königsproklamation ist die Bergpredigt. Wir haben hier fünf große Reden, und Matthäus gruppiert gewisse Ereignisse in Beziehung zu den fünf Büchern Mose. Das liegt daran, dass die Juden eine starke Bindung zum Pentateuch, also zu den fünf Büchern Mose, haben.
Nur bei Matthäus steht: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ – der König. Und wir lesen keinen Vers von seiner Himmelfahrt. Warum? Weil das, so heißt es, durch Gemeindetradition, wie die modernen Theologen und ich, der in Deutschland wohnt, der Hochburg der Bibelkritik, es als Hinzufügung sehen, Jesus immer mehr hochstilisiert und vergöttlicht habe. Nein, er wird hier im Tausendjährigen Reich von Jerusalem aus sichtbar auf Erden herrschen.
Man könnte noch vieles sagen: Lukas als der vollkommene Mensch, Johannes als Gott. An seinem Kreuz stand „König der Juden“, und dann sagt Jesus in Markus 10: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“
Johannes beginnt mit: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Kapitel 20 endet mit dem Bekenntnis des Thomas: „Mein Herr und mein Gott!“ Im Griechischen mit dem bestimmten Artikel „Ho Theos mou, Kyrios mou“ – „der Herr und mein Gott“. Und da haben wir diese „Ich bin“-Sätze.
Also, das nur kurz eingeschoben, warum wir vier Evangelien haben. Ich nehme an, das ist den meisten nichts Neues. Und weil die Juden die Schrift kannten, ist eine häufige Formulierung bei Matthäus: „Wie der Prophet sagt“ oder „Damit die Schrift erfüllt wird.“
Diese vier Evangelien sind jetzt etwas detaillierter betrachtet auch die vier verschiedenen Opfer: Matthäus das Sündopfer, Markus das Schuldopfer, Lukas das Friedens- oder Dankopfer und Johannes das Brandopfer. Und je nachdem haben wir, geführt durch göttliche Weisheit und Inspiration, die verschiedenen letzten Worte Jesu vom Kreuz.
Man hat das Sünd- und Schuldopfer außerhalb des Lagers verbrannt, und Jesus weiß sich als Verworfener. Deshalb lesen wir diesen bekannten Satz, wie er laut rief: „Eli, Eli, lama sabachtani?“ – „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Dann heißt es nur: Er schrie abermals laut und verschied.
Lukas berichtet uns den Inhalt des zweiten Rufes. Das steht ausdrücklich mit lauter Stimme, Megalophonie: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Johannes berichtet nicht, was Jesus laut gerufen hat. Ich habe mal einen Amerikaner übersetzt, und dann legte er los: Jesus rief mit lauter Stimme „Es ist vollbracht!“ Nein, das hat er nicht übersetzt, sondern gesagt. Ich ging auf ihn zu und sagte: „Lieber Bruder, lies nach, es steht nicht da. Da steht nur ein Wort.“ Er sagte ein Wort, bei uns wiedergegeben mit drei Worten: „Es ist vollbracht.“
Also, meiner Erkenntnis nach rief Jesus laut: „Eli, Eli, lama sabachtani – Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und dann heißt es bei Matthäus und Markus: Er schrie abermals laut und verschied. Lukas, das Friedens- oder Dankopfer, überbrückt diese Trennung, diese Verbindung ist wieder da: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Und jetzt, meiner Erkenntnis nach, sagte er mit leiser, womöglich schon brechender Stimme nur dieses eine Wort: „Telestai“ – bezahlt oder „Es ist vollbracht.“
Die Bedeutung des Kreuzes für den einzelnen Menschen
Und zunächst Folgendes: Liebe Freunde, wenn ich weit wegbleibe vom Kreuz – das heißt übertragen, jeder Mensch, der in die Gegenwart Gottes kommt, erkennt sich als Sünder.
Mein Problem war, ich hielt mich in meinen Augen für so weit in Ordnung. Ich hatte nichts mit Drogen zu tun – es gab sie damals als Jahrgang 43 noch nicht. Alkohol hat mir nicht geschmeckt, und Zigaretten waren aus sportlichen Gründen auch kein Thema. Als Student hatte ich meistens gute Noten. Man musste ja so weit in Ordnung sein; man hatte immer eine gute Meinung von sich selbst. Da hatten wir keine Probleme, und ich erkannte mich nicht so, wie ich wirklich war.
Als ich durch die klare Verkündigung von George Werther und seiner Botschaft angesprochen wurde, war das eigentlich eine Herausforderung an die, die sich Christen nennen. Er sprach uns Gläubige an: Ihr nennt euch Christen, ihr glaubt, dass Gott für euch gestorben ist – lebt ihr wirklich danach? Die Botschaft traf mich selbst gar nicht so sehr. Aber dann gab er die Einladung: Wer diesen Schritt tun will, soll sich von seinem Sitz erheben.
Ich saß da in Belgien in einer Fabrikhalle, praktisch am Ende, und als er diese Einladung gab, begann ein furchtbarer Kampf. Dann kam ich etwas in die Gegenwart Gottes. Ich sage ganz bewusst „etwas“, denn die ungebremste Gegenwart Gottes hält kein Mensch aus. Da begann Gott, mir die fromme Maske herunterzunehmen, die ich mir sehr geschickt aufgesetzt hatte, obwohl ich mich für ehrlich hielt.
Liebe Freunde, das war nicht schön. Ich glaube, dieser Satz steht auch im Neuen Testament: Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Wenn man in die Gegenwart Gottes kommt, fallen die Masken, und man erkennt sich als Sünder. Bei mir war es aus: Ich habe mich betrogen, ich bin verloren. Ich habe sämtliche Gebote Gottes übertreten – als jemand, der überzeugt war, ein Tugendbeutel zu sein.
Wenn man den Mut hat, zum Kreuz zu kommen, also sich vor Gott als Sünder zu erkennen und zu bekennen, dann vernimmt man eine andere Stimme. Wenn ich weit wegbleibe, sehe ich nur ein schreckliches Ende. Die Kreuzigung war die grausamste Todesart, und ein römischer Bürger durfte nicht gekreuzigt werden.
Wenn ich diesen Schrei vernehme, haben viele das aufgegriffen, die jetzt weit wegbleiben vom Kreuz, die nicht erkennen wollen, dass sie Sünder sind, sich nicht erkennen und nicht bekennen wollen, was sie getan haben. Dann steht es da als Torheit und Ärgernis.
Viele, auch Dialogpartner, haben gesagt: Jesus ist doch an seiner eigenen Mission gescheitert. Er hat doch auch gerufen: „Warum hast du mich verlassen?“ Es macht keinen Sinn. Es steht da als Torheit und Ärgernis.
Da gibt es diese gewaltigen Worte des Paulus im Korintherbrief: Wir predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, predigen wir Christus als göttliche Kraft und als göttliche Weisheit.
Und jetzt kommen Sätze, die gibt es in keinem frommen Buch der Weltliteratur, nämlich: Die göttliche Torheit ist weiser als die Menschen sind, und die göttliche Schwachheit ist stärker als die Menschen sind.
Vielleicht sollte man noch erwähnen: Jesus hat seinen Vater über hundertmal als Vater angesprochen, „mein Vater“ glaube ich 27-mal, aber die Zahl ist nicht absolut zuverlässig – und nur einmal als Gott. So wie der Weltmensch, der sagt: „Ach Gott“, weil er keine persönliche Beziehung hat.
Und das war am Kreuz: „Eli, Eli, Lama Sabachthani?“ Die Menschen fragen: Warum lässt Gott das zu, all das Schreckliche? Was ist eure Antwort? Ich sage es offen: Ich weiß sie nicht, jedenfalls in vielen Fällen. Aber hier ist das eigentlich schon zusammengebündelt worden: „Warum hast du mich verlassen?“ Da wird es eigentlich klar.
Denn das Wort „Sünde“, jedenfalls in der deutschen Sprache, kommt von „Sund“, das heißt Trennung. Am Kreuz musste er das auch auskosten, was wir angerichtet haben, und das war das Allerschlimmste für ihn – nämlich die Trennung von Gott.
Wir sind ja gewohnt, von Gott getrennt zu sein, wie Paulus im Epheserbrief schreibt: „In ihrem Gewissen sind sie stumpf geworden, Gott entfremdet, und sie ergeben sich der Unzucht, sie treiben jegliche Unreinheit voller Gier“ – so steht es geschrieben, schon seit zwei Jahrtausenden.
Aber für ihn war die Trennung von Gott das allergrauenhafteste. Und dann dieser Ruf: „Eli, Eli, Lama Sabachthani?“ Die Verbindung wird wiederhergestellt.
Wenn ich also die Maske abnehme: Es hat einmal so ein junger Mann eine Predigt gehört. Nach der Predigt kam er auf den Prediger zu und sagte: „Ja, jetzt habe ich wieder mal das Volk verdummt da mit Jesus und Auferstehung und dergleichen.“
Dann fragte der Pastor ihn: „Bist du bereit, Gott kennenzulernen?“ „Ja, was muss ich tun?“ „Vergiss das nicht: Eine Voraussetzung – du musst wahrhaftig werden.“ Jesus sagt: „Wer aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“
Deswegen wird es schwer, man sollte sagen mit kummervollem Herzen, denn wir leben im Zeitalter der Lüge. Als ich zum Glauben kam, musste ein Politiker, der geschieden war, den Koffer packen. Ein Politiker, dem man eine Lüge nachwies, musste den Koffer packen. Das nimmt man heute gar nicht mehr an.
Ich denke jetzt an Deutschland, dass man da noch die Wahrheit erfährt. Die leben ja in einer Parallelwelt. Es ist schwer in unseren Tagen, wo die Wahrheit so zurückgedrängt wird – man redet von einer postfaktischen Zeit – wahrhaftig zu werden. Man hat hunderte Entschuldigungsmechanismen.
Zurück zu diesem jungen Mann: Du musst bereit sein, wahrhaftig zu werden. Dann hat er diese Herausforderung angenommen und begann so auszupacken, dass es dem Pastor bange wurde. Es stellte sich heraus: Rauschgiftverstrickung, Rauschgifthandlung, andere Dinge. Aber da zerbrach etwas, und er durfte den Gott, über den er gerade noch gespottet hatte, als seinen Erlöser erfahren.
Was ist die Voraussetzung? Du musst bereit sein, wahrhaftig zu werden.
Wenn ich also den Mut habe, zum Kreuz zu kommen und mich als Sünder zu erkennen und zu bekennen, dann vernehme ich eine andere Stimme, nicht laut. Johannes war ja der einzige Jünger, der unter dem Kreuz stand. Er berichtet nicht das, was Jesus laut gerufen hat, sondern eben mit normaler oder womöglich wirklich sogar noch brechender oder sterbender Lautstärke: „Telestai, es ist vollbracht.“
Liebe Freunde, damit hat das Folgendes zu bedeuten: Wenn man zur Zeit der römischen Zäsarin im Gefängnis saß – damals war die Buchführung noch einfacher –, dann nagelte man an die Gefängnistür den Schuldbrief. Darauf stand, warum man vor Caesar schuldig war, der sogenannte Schuldbrief.
Wenn man diese Schuld bezahlt, abgesessen oder sonst wie beglichen hatte, strich man den Schuldbrief durch und schrieb ein Wort darüber: „Telestai“ – das heißt: „Da ist bezahlt“ oder „erledigt“, nicht mehr anfechtbar.
Paulus greift dies im Kolosserbrief auf und gibt uns einen Blick hinter die Kulissen. Er sagt, der Schuldbrief, der durch die Satzungen gegen uns stand – das lesen wir in Kolosser 2,14 –, wurde aus der Mitte getan und ans Kreuz geheftet, nicht an die Kirchentür, und unsere Schuld ist getilgt.
Da frage ich die Leute, liebe Seele: Weißt du, ob über deinen Schuldbriefen, über deinem Leben, das Wort „Telestai“ – bezahlt – steht?
Wie kann man Sünde, wie kann man Schuld austilgen? Man kann elektronische Daten vernichten, obwohl das Internet eigentlich nichts vergisst. Da kommen manchmal nur peinliche Dinge ans Licht. Wie kann man Schuld austilgen?
Um das mit dem Schuldbrief zu illustrieren: Einer der wenigen Vorteile, die ich darin sah, Österreicher zu sein – die Österreicher haben in der Schweiz nicht den besten Ruf, habe ich gemerkt. Ich hatte einen Schweizer dieser Größenordnung gefragt: „Was ist der Unterschied zwischen der Schweizer und der österreichischen Fahne?“ Die Schweizer haben auf rotem Grund ein weißes Plus, und die Österreicher haben auf rotem Grund ein weißes Minus.
Also hier steht eine Minusgestalt. Das Erste, ich weiß nicht, ob ich das überhaupt noch erzählen soll, war wirklich nicht schmeichelhaft – dieser Schweizer dieser Größenordnung. Was ist das Gegenteil von Österreich? Ah, der hat sich gefreut, es kommt ein Österreicher, dann hat er gleich zur Kasse gebeten. Was geistreich, nur gut.
Von diesem Blickwinkel her: Man konnte als Österreicher vor der Wende kaum ein Land finden, wo man so gut reisen konnte – West und Ost. Damit haben wir gebucht: Meine Frau, Schweizerin, ich Österreicher. An der DDR-Grenze viel leichter rüber. Man merkte auch, ob ein Bundesdeutscher kontrolliert wurde und Ausländer. Man merkte auch, ob ein Zöllner oder eine Zöllnerin kontrolliert hat. Und wir haben immer noch unsere besten Freunde in der ehemaligen DDR.
Dann fiel die Berliner Mauer, die Stasi-Zentrale wurde besetzt, und einige haben die Stasi-Unterlagen angeschaut – von diesem Standpunkt des Schuldbriefes.
Wie Wilhelm Busch mal sagte: Es gibt kein Privatleben, es ist alles aufgezeichnet. Alles von uns registriert, alles von Alexander Seibel registriert.
Psalm 94 sagt: Der, der das Auge gemacht hat, sollte nicht sehen? Der, der das Ohr gemacht hat, sollte nicht hören? Der, der den Menschen in Zucht hält, sollte nicht Rechenschaft fordern?
Da ist das, was die Stasi mit diesen Akten angelegt hat, eigentlich nur ein schwacher Abklatsch. Und die, die hineingeschaut haben, waren von zwei Dingen geschlaucht: Erstens, was die Stasi alles wusste, zweitens, wer alles ein Verräter war.
Das sage ich jetzt nicht von oben herab. Ich stelle mir vor, jemand kannte jemanden bei der Volksarmee oder in anderen Kreisen, es war ein guter Kumpel, man hat sich ausgetauscht – und dann stellt man fest: Stasi-Zuträger. Das schlaucht.
Ein Pastor musste sogar erkennen, oder ein Theologiestudent: „Mein Vater war Mitarbeiter der Stasi und hat mich verraten.“ Das war ein angesehener Mann, auch in pietistisch-frommen Kreisen. Die Stasi hat ihn observiert, stellte fest, er begeht Ehebruch. Da haben sie gesagt: „Wenn du nicht bereit bist, mit uns zusammenzuarbeiten, steht morgen Überschrift Neues Deutschland: ‚Pfarrer sowieso ist Ehebrecher.‘“
Nicht verborgen, dass man nicht wissen werde – es ist nichts heimlich, was nicht offenbar werde. Alles ist registriert. Ja, dann ist er eingeknickt, und dann sieht der Sohn: „Mein Vater hat mich verraten.“
Das ist nur ein schwaches Abbild von diesem Schuldbrief, wo alles geschrieben steht von dir und mir, von Alexander Seibel. Und den hat der Herr ans Kreuz geheftet, und da gibt es eine Möglichkeit, das zu tilgen.
Ich habe auch heute wieder versagt. Gestern ist mir etwas passiert, das tut mir heute noch leid. Da gibt es nur eine Methode: Es bekennen. So sieht es aus. Und das Blut Jesu reinigt von aller Schuld – der „Telestai“. Getilgt hat er den Schuldbrief, hat ihn ans Kreuz geheftet, bezahlt, wird nicht mehr in Rechnung gestellt.
Liebe Seele, weißt du, dass das über deinem Leben steht: „Telestai“ – bezahlt? Das ist das Allerwichtigste im Leben.
Da sagt der Herr: Das ist so wichtig, wenn dein Auge Ärgernis schafft, reiß es aus; wenn deine Hand Ärgernis schafft, hau sie ab. Besser einäugig oder als Krüppel ins ewige Leben, als gesund – das ist ja die neue Religion geworden: Gesundheit um jeden Preis, gesund sozusagen in die ewige Damnis geworfen zu werden.
Bitte macht das fest. Ihr kennt vielleicht auch die Geschichte von diesen beiden Tschechern. Das waren ja beides Übeltäter, sie waren zu Recht verurteilt.
Ja, warum schweigt der Herr in dem einen Fall, und warum redet er im anderen Fall? Das ist eigentlich eine Botschaft in sich selbst.
Der eine sagt: „Dieser hat nichts Unrechtes getan, wir aber empfangen, was unsere Taten wert sind.“ Wisst ihr, was das heißt? Er bejaht das Kreuz: „Ich bin schuldig, ich habe die Hinrichtung verdient. Gott ist der Gerechte, ich bin der Ungerechte.“
Das war auch genau meine Bekehrung vorher. Jesus starb für mich – das war eine Lehrformel, hat ja keine Sündenerkenntnis, man hat sie nachgeplappert und dann auch geglaubt. Aber es war nichts Existentielles geschehen.
Als mir die Maske dann genommen wurde – ich habe es ja gesagt – erkannte ich: Er starb für mich. Ich habe diese Schuld verdient. Und Gott ist der Gerechte, und ich habe verdient, hingerichtet zu werden.
Da erahnt man etwas, was es Gott gekostet hat und warum er bereit war, um mich vor dieser ewigen Verdammnis zu erlösen und zu retten, diesen schrecklichen Tod auf sich zu nehmen.
Daher sagt er seinem Volk im Johannes-Evangelium: „Wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin“ – das ist der Name des ewigen Gottes – „werdet ihr sterben in euren Sünden.“
Der bejaht das Kreuz. „Dieser hat nichts Unrechtes getan, wir empfangen, was unsere Taten wert sind.“ Es ist das Wesen des Menschen, sich bis zum Schluss zu entschuldigen: Andere sind schuld.
Der bekennt es: „Wir haben die Kreuzigung verdient.“ Und dann: „Herr Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Und sofort kommt die Antwort Gottes: „Heute bist du mit mir im Paradies.“
Das ist der Preis, da scheiden sich die Geister.
Abschluss mit einer bewegenden Geschichte und Gebet
Und ich möchte mit Folgendem abschließen: Das hat man mir in Rio de Janeiro erzählt. Dort erzählte mir ein deutscher Missionar, dass es Länder gibt, in denen man noch ruhig sagen kann: „Ich bin Missionar“, zum Beispiel in Peru. Dort freuen sich die Menschen darüber.
Es gibt aber auch andere Länder, in denen man lieber nicht sagt, dass man Evangelist oder Missionar ist. Der Missionar erzählte mir von einem Kollegen, einem deutschen Missionar, der einen gewissen Alexandre zum Herrn führen durfte. Alexandre ist portugiesisch für Alexander. Das war eine regelrechte Bilderbuchbekehrung. Nach einem Jahr leitete Alexandre schon einen Hauskreis. Man konnte sich nur freuen.
Dieser Alexandre hatte eine Freundin. Er erzählte ihr natürlich von Jesus, doch sie war nicht so glücklich darüber. Sie sagte: „Ich glaube doch auch an Jesus, ich bin doch auch Christ.“ Das würde in Brasilien tatsächlich fast jeder sagen. Sie ging ihm zuliebe in die Gemeinde. Wenn ich mich richtig erinnere, hat sie dort auch im Chor mitgesungen. Man kann sich also gut anpassen.
In Brasilien gibt es kein Bafög. Man muss tagsüber arbeiten und abends studieren. Rio ist eine sehr gewalttätige Stadt. An dem Tag, an dem ich ausflog, wurden, glaube ich, wieder 27 oder 29 Menschen getötet. Ein Menschenleben ist wenig wert. Touristen wird gesagt: Wenn du überfallen wirst, wehre dich nicht, denn sie erschießen dich sofort.
Ein Holländer wurde überfallen, hat sich verteidigt und wurde sofort niedergeschossen. Eines Abends, als Ann Paul von ihrem Universitätskurs nach Hause ging, wurde sie überfallen. Plötzlich hatte sie eine Pistole an der Schläfe, und eine Hand griff nach ihrer Bluse. Da erkannte sie: Es ist meine letzte Stunde.
Eine schreckliche Furcht vor Gott kam über sie, und sie erkannte: Ich bin verloren. Sie begann laut zu beten. Liebe Freunde, stellt euch vor, von einem heiligen Gott mit unvergebener Schuld anzutreten – das ist die größte Katastrophe.
Sie begann laut ihre Sünden zu bekennen. Im Anblick der Ewigkeit fielen ihr ihre Sünden praktisch bleich vor Augen. Sie erkannte die Heiligkeit Gottes und ihre Verlorenheit. Sie hatte nur einen Wunsch: Wenn sie jetzt getötet wird – und das hatte sie in der Gemeinde gelernt –, dann bekommt sie Vergebung der Schuld. Denn wenn man seine Sünde bekennt, ist Gott treu und gerecht, und das Blut Jesu reinigt uns von aller Sünde.
Als sie die Augen wieder öffnete, war niemand mehr da. Heute singt sie im Chor und weiß, dass sie Vergebung ihrer Sünden hat.
Ich bete noch zum Abschluss: Herr Jesus, hab Dank für diesen Preis von Golgatha, den du auch für mich bezahlt hast. Für den, der eine Zeit lang geglaubt hat, er sei stark und brauche keinen Arzt, sondern nur die Schwachen. Du bist gekommen, die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.
Herr, du weißt, ich dachte, ich sei so weit in Ordnung, doch in Wirklichkeit bin ich keinen Deut besser. Hab Dank für deine Gnade, hab Dank für dieses Opfer von Golgatha und dass wir wissen dürfen: Du hast alles bezahlt. Der Preis ist vollbracht.
Herr, hab Dank, dass schon im Alten Testament geschrieben steht: So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr, ich habe nicht gefallen am Tode des Gottlosen, sondern will vielmehr, dass der Gottlose umkehre von seinem Wege. Das mögest du schenken, Herr. Du hast diesen Preis bezahlt, damit Menschen nicht in den ewigen Abgrund stürzen müssen, sondern umkehren dürfen.
Das mögest du schenken um deiner großen Güte willen. Dein Blut reinigt von aller Sünde, was immer auch geschehen sein mag. Das Blut Jesu tilgt alles aus. Dank sei dir dafür, du treuer Herr! Amen!