Hast du Humor? Lacht du gerne? Na ja, wenn ich so eure Gesichter anschaue … jetzt ein bisschen, ja, okay. Aber ohne eine gewisse Heiterkeit ist das Leben ja kaum auszuhalten. Es gibt so viele schreckliche Dinge, die wir irgendwie verarbeiten müssen. Manchmal brauchen wir einfach einen guten Witz, um ein bisschen zu entspannen und mal rauszukommen.
Gelächter löst gewisse Verspannungen, die sich in uns breitmachen wollen. Viele von uns sind beruflich irgendwie eingespannt, da muss man auch ernst sein – es sei denn, man ist Clown von Beruf. Das sind wahrscheinlich die wenigsten. Aber wenn man abends nach Hause kommt, sucht man manchmal ein bisschen Klamauk und Zerstreuung.
Wer sonst nicht viel zu lachen hat, freut sich entsprechend an einer guten Komödie oder an Pannenvideos. Vielleicht schaust du so etwas auch ganz gerne. Es gibt ja witzige Sachen bei YouTube oder so. Kleine Kinder, ihr wisst schon, was ich meine. So versucht man also, sich mit allen möglichen Blödeleien ein bisschen abzulenken.
Jetzt ist allerdings nicht jeder Spaß harmlos. Humor kann auch eine Waffe sein, das zeigen etwa die politische Satire oder Kabaretts. Das ist dann Humor auf Kosten anderer Menschen. Und da sind wir ganz schnell bei unserem Thema von heute Morgen, wenn wir über Respekt und Wertschätzung reden.
Humor auf Kosten der Mächtigen soll diese Menschen bewusst ein bisschen erden und sie mal von ihrem Podest herunterholen. Gerne decken Kabarettisten deren Schwächen auf – zum Beispiel bei Politikern, deren Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen.
Nun kann man Satire unterschiedlich sehen. Ich meine, dass wir mehr für unsere Obrigkeiten beten sollten. Dazu fordert uns auch der Apostel Paulus im Neuen Testament auf, im 1. Timotheusbrief. Wir sollten für sie beten und nicht so sehr über sie lachen oder schimpfen.
Spott soll Heuchler entlarven, Aufgeblasene durch treffsichere Pointen ein bisschen Luft herauslassen und Überhebliche auf den Teppich zurückholen. Ob allerdings Leute, die sich selbst zu ernst nehmen, durch so eine Erniedrigung und das Gelächter anderer davon kuriert werden, dass sie eben so aufgeblasen sind, das möchte ich bezweifeln.
Humoristen sagen also, gewöhnliche Menschen müssen nicht wie Heilige behandelt werden. Doch auch das Umgekehrte gilt: Heiliges darf nicht wie Gewöhnliches behandelt werden.
Da möchte ich die Frage stellen: Darf man über Gott Späße machen? Wenn man gewisse Tools nutzt und die künstliche Intelligenz zu Rate zieht, und mal eingibt: „Erzähl mir einen Witz über Jesus“, dann werden einem Witze präsentiert. Frag mal die KI nach Witzen – witzig sind die nicht, aber die künstliche Intelligenz ist bemüht, irgendwie etwas Witziges hervorzubringen, sagen wir mal so.
Und wenn du dann fragst: „Erzähl mal einen Witz über Mohammed“, dann kommt sofort die Antwort: „Wir müssen Respekt gegenüber den Religionen zeigen.“ Das ist ganz interessant, je nach Tool. Es gibt solche und solche. Bei einigen bekommst du so eine Anmerkung von vornherein.
Aber das ist ja so die Frage: Ja, darf ich das überhaupt, wenn es eben um solche Werte geht, die Muslime und Christen vertreten? Darf man so ganz allgemein über Gott lachen? Und auch: Darf man über ihn schimpfen? Das ist ja nun die andere Seite, die ich eben auch schon mal angedeutet habe.
Wie der Deutsche inzwischen über Gott denkt, das merkt man daran, wie er über ihn redet. Manche finden überhaupt nichts dabei, den Gott des Alten Testaments mit Worten unterhalb der Gürtellinie zu benennen, wenn man mit ihnen diskutiert. Dieselben Leute regen sich auf, wenn man zum Beispiel von Zigeunerschnitzeln redet, weil das bestimmte Ethnien verletzen kann. Und das mag sicherlich auch so sein.
Dass aber gläubigen Mitbürgern wie mir Gotteslästerung wehtut – also diese unbedachten Bemerkungen über den Höchsten –, das kommt solchen Leuten gar nicht in den Sinn.
Haben wir uns ein bisschen reingedacht in das, was uns heute Morgen beschäftigen soll?
Das dritte Gebot lautet in 2. Mose 20,7: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht zu Nichtigem aussprechen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen zu Nichtigem ausspricht.“
Menschen, denen nichts mehr heilig ist, ziehen über alles her. Dabei frage ich mich, ob das ein bewusster oder unbewusster Schutzmechanismus ist. Denn indem man über etwas lacht, widerspricht man dem Anspruch dessen, über den man lacht, ernst genommen zu werden.
Kann es also sein, dass sich Leute durch Ironie und Spott versuchen, Gott ein bisschen vom Leib zu halten? Was man lächerlich macht, das macht man auch ein bisschen klein und nimmt es nicht ganz ernst. Über Autoritätspersonen scherzt man mitunter, um sein Unbehagen oder seine Angst ein Stück weit zu verbergen.
Ich hatte seinerzeit Verwandte in der DDR. Was haben die Witze über ihre Regierung gemacht? Es gab haufenweise Witze über Honecker und so weiter. Ich weiß nicht genau, ob man das so sagen kann, aber was man lächerlich macht, das hat keine Macht mehr über einen.
Das war ja sehr wohl eine zumindest so mächtige Regierung, dass sie ein ganzes Volk gefangen hielt und großen Druck auf die Bevölkerung ausübte. Man geriet in allergrößte Schwierigkeiten, wenn man nicht regimetreu seinen Weg ging.
Mein Eindruck bei meinen Verwandten war, dass das Lachen schon auch ein gewisser Ausdruck des Widerstandes war. Wahrscheinlich witzeln darum auch viele über Gott. Vielleicht ist das manchmal ein gewisser Ausdruck von Widerstand Gott gegenüber.
Nun, dem einen tätschelt man die Schulter und sagt, Gott wird doch bestimmt Spaß verstehen, sei doch mal nicht so humorlos. Dann laufen im Kino Filme, in denen Gott als alter Trottel vorgeführt wird. Comedians ziehen Heiliges in den Schmutz.
Selbst vermeintlich fromme Leute geben sich diesbezüglich locker und sehen gar keinen Widerspruch darin, sich samstagsabends auf Gotteskosten zu amüsieren und sonntagmorgens dann wieder Halleluja zu singen.
Verträgt sich das Schenkelklopfen hier und die Ergriffenheit da? Oder ist nicht das, was einem Menschen heilig ist, automatisch auch das, bei dem der Spaß aufhört?
Respekt und Wertschätzung zeigen – das ist unser Thema. Respekt ist eine Form besonders hoher Aufmerksamkeit. Respekt bedeutet, Achtung vor jemandem oder etwas zu haben, vielleicht sogar eine gewisse Bewunderung.
Unsere Welt würde mehr Respekt gut tun: Respekt vor Menschen, Respekt vor der Natur und der Schöpfung sowie Respekt vor Institutionen. Die Polizei ist in den letzten Jahren ziemlich unter die Räder gekommen. Es ist nicht besonders attraktiv für junge Leute, sich an einer Polizeischule zu bewerben, weil diesen Menschen kaum noch Respekt entgegengebracht wird.
Der Apostel Paulus schreibt – Entschuldigung, Petrus – im ersten Petrusbrief Kapitel 2: „Ehrt alle, liebt die Bruderschaft, fürchtet Gott, ehrt den König.“ Man könnte sagen, dass hier in diesem kurzen Vers auf drei Ebenen Respekt gefordert wird.
„Ehrt alle“ ist gewissermaßen die Überschrift über diesen Vers. Es war interessant, bei Slido vorhin zu lesen, dass das erste Wort „jeder“ war und dass viele das bestätigt haben: Jeder Mensch verdient Respekt, weil wir alle Geschöpfe Gottes sind. Unsere Identität geht auf ihn, den Höchsten, auf Gott zurück.
Menschliches Leben ist wertvoll – ganz egal, welche Biografie jemand vorzuweisen hat, was im Leben schon alles schiefgelaufen ist oder welche Charakterschwächen jemand mitbringt. Der Mensch an sich ist zunächst einmal ein ehrbares Wesen. „Er weist allen Ehre.“
Dann folgt die Dreiteilung: Petrus spricht zunächst von der Bruderschaft. Das ist horizontaler Respekt, bei dem sich Menschen auf Augenhöhe begegnen. Man ist zumindest höflich miteinander – ein Stichwort, das wir vorhin gesehen haben. Man möchte dem anderen erst einmal ohne Vorbehalte begegnen und Höflichkeit zeigen. Diese Höflichkeit kann natürlich unterschiedlich intensiv sein.
Dann heißt es: „Fürchtet Gott.“ Das ist vertikaler Respekt. Gemeint ist nicht weniger als Ehrfurcht vor Gott. Vertikaler Respekt ist mit einem Gefühl von Abhängigkeit, aber auch mit Dankbarkeit und Demut verbunden.
Und schließlich: „Ehrt den König.“ Das nenne ich diagonalen Respekt. Ja, ich würde schon sagen: Entscheide selbst, ob du vor diesem Hintergrund von 1. Petrus 2,17 bestimmte Satiresendungen wie die Heute Show oder Ähnliches anschauen möchtest.
Wenn Spott einem Heuchler die Maske herunterreißt, welche Maske will man dann bitte Gott herunterreißen? Gott, der durch und durch wahrhaftig ist. Er ist ganz ohne Falschheit, gerecht und heilig, wie wir in einem Lied singen.
Humor deckt Mängel und peinliche Schwächen auf, aber Gott ist dafür ein völlig ungeeigneter Gegenstand. Er gibt sich keinen Anschein von Heiligkeit, sondern er ist heilig. Das ist seine Haupteigenschaft: heilig und absolut vollkommen zu sein.
Gott hält seine Versprechen, er maßregelt sich nichts an, er macht niemandem etwas vor. Er ist der Eine, dem alle Ehre gebührt. Wenn Spaßvögel meinen, sie dürften Gott durch den Kakao ziehen, dann haben sie sich den Falschen ausgesucht.
Was seine Ehre betrifft, versteht Gott keinen Spaß. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht zu Nichtigem aussprechen. Der Apostel Paulus fügt hinzu: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht verspotten“ (Galater 6).
Wovor der Mensch wirklich Ehrfurcht hat, darüber wird er nicht lachen. Und das, worüber der Mensch lacht, davor hat er nicht wirklich Ehrfurcht. Das dritte Gebot spricht also von Ehrfurcht, allerdings nicht allein und allgemein gegenüber Gott.
Gott ist zunächst einmal eine Vokabel. Der Begriff „Gott“ wird auch für alle möglichen Götter und Götzen verwendet, über die wir gestern gesprochen haben. Ehrfurcht gilt nicht allein allgemein gegenüber Gott, sondern vor allem gegenüber seinem Namen.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht zu Nichtigem aussprechen. Somit geht es in diesem Gebot, glaube ich, gar nicht in erster Linie um gedankenlose Floskeln wie „Mein Gott“, „Herr Gott noch mal“ oder „um Gottes Willen“, die man oft leichtfertig sagt und dabei die Vokabel „Gott“ im Mund führt.
Wenn jemand „Mein Gott“ sagt, antworte ich manchmal „Dein Gott“. Dann sagt er meist, das sei nicht so gemeint gewesen. Darauf antworte ich: „Schade eigentlich.“ Ich schreite aber nicht jedes Mal ein, wenn mir das jemand gegenüber sagt. Denn in diesem Gebot geht es ja um einen Namen.
Nun, wir reagieren auf kein anderes Wort so aufmerksam wie auf unseren eigenen Namen. Wenn ich meinen Namen irgendwo höre – zum Beispiel in allgemeinem Stimmgewirr – und plötzlich höre ich „Markus“, dann merke ich sofort auf: „Markus, solltest mal wieder dein Zimmer aufräumen.“ Ich lasse jetzt offen, ob das damals meine Mutter war oder neulich meine Frau. Aber hups, „Markus“ – also nicht unsere Töchter gemeint, ich bin gemeint. „Micha, steh mal auf!“ Seht ihr, welche Wirkung Namen haben? Stehen jetzt nicht alle auf? Beim Gebet hat er gesagt, wir stehen alle mal auf. So funktioniert es also mit dem Namen: Zack, und alle reagieren. Danke, das war’s schon.
Die alten Ägypter beteten: „Komm her, Thot, Gott der Wissenschaften!“ oder „Ra, Sonnengott, vertreibe die Dunkelheit der Nacht!“ Mit ihrem jeweiligen Namen meinte man damals, sich diese Götzen verfügbar zu machen. Du musst nur den Namen kennen, ihn rufen und versprichst dir davon gewisse Vorteile.
Gott offenbart uns seinen Namen. Damit gibt er sich in den Mund von Menschen. In Jesus gibt er sich in die Hand von Menschen. Und er macht sich in beiden Fällen damit missbrauchbar – indem wir über ihn sprechen oder wie man mit Jesus zu seiner Zeit umging.
In Kapitel drei erscheint Gott in einem brennenden Dornbusch am Berg Horeb. Aus dem Feuer heraus ruft er: Erst einmal den Namen eines Menschen, „Mose, Mose“, zweimal, damit das nicht überhört wird. Da wird Mose auch zusammengezuckt sein, zusammengestanden haben, mitten in der Wüste. Da ist irgendeiner, der ihn kennt. Mose wird mit Namen gerufen.
Daraufhin macht Gott Mose die Heiligkeit dieser Begegnung bewusst. Es ist das erste Mal, dass Gott so mit Mose redet und ihm den großen Auftrag seines Lebens mitteilt: Er soll gegen den ägyptischen Herrscher, den Pharao, antreten und das Volk Israel befreien. Darüber haben wir in den letzten Tagen schon gesprochen.
Dann fragt Mose zunächst zurück: „Wer bin ich?“, dass ich zum Pharao gehen soll. Übrigens: Das ist ein hebräisches Schriftzeichen, das „Jahwe“ heißt. Das ist der Name Gottes, von dem wir hier reden, von dem dieses Gebot spricht: „Diesen Namen sollst du nicht missbrauchen.“
Mose fragt also: „Wer bin ich, dass ich das, was du mir jetzt hier aufträgst, tun soll?“ Ich, der ich ja hier als Schafhirte irgendwo in der Wüste unterwegs bin, soll vor den mächtigsten Herrscher einer Weltmacht treten, den Pharao, der als Gott verehrt wird. „Wer bin ich?“
Eine andere Frage, die im selben Kapitel, 2. Mose 3, nur zwei Verse später vorkommt, lautet: „Wer bist du? Was ist dein Name?“ Das sind übrigens die beiden Themen, die in der Bibel behandelt werden.
Manchmal fragst du dich vielleicht bei diesem dicken Buch, was eigentlich das Thema ist. Das Thema ist: Wer sind wir als Menschen? Und wer ist Gott? Das ist einmal die Frage nach unserer Identität und auf der anderen Seite die Frage nach dem Wesen Gottes: Wer ist eigentlich dieser Gott? Er offenbart sich in seinem Wort, stellt sich uns Menschen vor. Und alles, was wir da lesen, verdient nichts weiter als Respekt, Ehrfurcht, ja Ehre unserem Herrn.
Er stellt sich also im Buch Exodus erstmals vor mit dem Namen „Jahwe“, was mit „Ich bin“ oder „der Seiende“ übersetzt werden kann. „Ich bin“ ist Präsens der Gegenwart. Gott war, Gott ist, Gott wird ewig sein. Das ist ein zentraler Teil seines Wesens.
Gott verdankt niemandem seine Existenz. Er definiert sich aus sich selbst heraus. Wenn Gott Mose mitteilt: „Ich bin“, heißt das auch für Mose ganz persönlich – das sage ich jetzt mal in diesem Gottesdienst allen, die sich irgendwann mal vorgenommen haben, Gott zu dienen: „Ich bin da.“ Das heißt, ich bin mit dir, ich stehe dir zur Seite.
Wenn ich dich jetzt losschicke – damals den Mose zu Pharao oder uns heute in die ganze Welt –, die Jünger haben diesen Auftrag: Geht in die ganze Welt, verkündet das Evangelium. Dann sagt Gott: „Ich bin da.“ Übrigens, ich schicke dich nicht weg und bleibe hier, um zu sehen, wie du zurechtkommst. Nein, ich bin da, ich werde mit dir sein.
Das hat er Mose gesagt, als dieser seine Zweifel hatte: „Ich kann gar nicht richtig reden, die werden mich doch nicht ernst nehmen und so.“ „Ich will mit dir sein, ich will mit deinem Mund sein, ich will dich lehren, was du sagen sollst. Mach dir also bitte keine Sorgen.“
Das steckt alles drin in diesem „Jahwe“: Ich bin da, ich bin. Das ist eine wunderbare Umschreibung dessen, wer dieser gewaltige Gott, von dem wir reden, eigentlich ist. Und es ist einer von vielen Aspekten, die wir erforschen können, wenn wir sein Wort lesen.
Jahwe ist das ehrwürdigste Wesen, das es im und jenseits des Universums gibt. Und wer wagt es da, seinen Namen – diesen Namen – geringschätzig oder abwertend zu gebrauchen?
Vielleicht denkst du, das mache ich nie. Ich weiß, man redet nicht mit schmutzigem Mund über saubere Dinge. Aber dieses Wort meint nicht nur Spaß oder Spott über Gott. Ich möchte hier gerne noch einen weiteren Aspekt ausführen.
Zur alttestamentlichen Zeit wurden Gesetze auch außerhalb des Judentums nicht auf Papier geschrieben oder irgendwo online verfügbar gemacht. Stattdessen wurden sie damals in Stein gemeißelt. Warum? Damit sie überdauern. Man änderte seine Meinung nicht ständig, wenn ein Gesetz erlassen wurde. Daher kommt auch die sprichwörtliche Aussage „Das war in Stein gemeißelt“ – das stand erst einmal fest.
Die Stelen von Hammurabi, wie man sie hier vorne sehen kann, stehen heute noch im Museum. Das sind altbabylonische Gesetze, die damals nicht ständig revidiert wurden. Daneben gab es allerdings auch Verträge, Vereinbarungen und Bekenntnisse in mündlicher Form.
Im Alten Orient wurde beim Namen einer Gottheit ein Schwur geleistet – also bei Tor zum Beispiel oder auch bei Jahwe. Ein solcher Schwur war heilig, rechtlich bindend und wie eine Unterschrift. In Josua 9 erlauben sich die Gibeoniter eine List gegenüber Israel. Sie täuschten vor, von weit her gekommen zu sein. Zuvor hatten die Israeliten mit den Gibeonitern einen solchen Vertrag geschlossen. Dort heißt es: „Um dieses Eides willen, mit dem Josua die Fürsten der Gemeinde zuvor einen Bund mit ihnen geschlossen hatten, verschonten sie ihr Leben.“
Auch die Juden damals schlossen solche mündlichen Verträge und schworen bei Jahwe einen Eid. Dabei galt es, den Namen des Herrn nicht zu missbrauchen und einen Eid nicht leichtfertig zu brechen.
Im heutigen Israel wird einem „Ich besuche dich morgen“ oder „Ich kaufe dein Auto“ oft der Zusatz „bli neder“ hinzugefügt. Das bedeutet „ohne beabsichtigtes Gelübde“. Man ist also sehr vorsichtig, eine Aussage nicht sofort als Schwur zu betrachten. So kann man sich ein wenig herausreden und sagt, es sei nicht so verbindlich, wie es normalerweise bei einem Handschlag oder einem Vertrag sein sollte.
Ähnlich warnt Jesus vor unbedachtem Schwören: „Es sei aber euer Wort ja ein Ja und euer Nein ein Nein; was darüber hinausgeht, ist vom Bösen.“ Wenn du etwas sagst, dann halte es und sei jemand, auf dessen Wort man sich verlassen kann. Worte sind grundsätzlich kein billiges Gut, das wir nach Belieben verschwenden oder missbrauchen können.
Es gibt einen Missbrauch menschlicher Namen, der in unseren Gesetzbüchern definiert und strafbar ist. Zum Beispiel ist das Nachahmen der Unterschrift eines anderen strafbar – das nennt man Urkundenfälschung.
Weißt du, ob du mal in der Schule in der Versuchung warst, bei einer schlechten Arbeit die Unterschrift von Vater oder Mutter darunterzusetzen? Hast du dich mal gefragt, wie die Mama das immer macht? So ein bisschen schräg, und so könnte ich doch selbst daruntersetzen. Dann bist du noch nicht straffällig, weil du noch nicht erwachsen bist. Aber wer das als erwachsener Mensch tut, eine Unterschrift fälscht, macht sich strafbar. Denn man stiehlt damit den Namen des Betreffenden.
Wahrscheinlich tut man das, weil man ihn auch auf andere Weise bestehlen will – eine Unterschriften- oder Urkundenfälschung. Ähnliches geschieht nicht selten auch mit Gottes Namen. Ich glaube, es gibt so etwas wie göttliche Urkundenfälschung.
Es gibt Kirchenleute, die so leidenschaftslos von Gott reden, dass sie ihn geradezu kleinmachen, als wäre er einer von uns oder eine mythische Gestalt vergangener Tage. Man findet Geistliche, die in Gottes Namen segnen, was eindeutig gegen den Willen Gottes ist. Das nenne ich göttliche Urkundenfälschung.
Viele Mitbürger missbrauchen Gottes Namen aufgrund mangelnder Theologie. Das sind Leute, die nie einen Blick in die Bibel werfen, sich aber nicht scheuen, von Gott zu reden, als hätten sie mit ihm Pferde gestohlen. Das ist göttliche Urkundenfälschung. Sie sprechen von einer Vorstellung von Gott, aber nicht von dem Gott, der sich in seinem Wort geoffenbart hat.
Dann gibt es das große Heer lauer Christen – Christen in Anführungszeichen – die so lieblos dahinleben, andere Leute über den Tisch ziehen und so weiter. Das wirft ein ganz schlechtes Licht auf Christus, nachdem sie sich ja Christen nennen. Das ist ebenfalls Urkundenfälschung.
Manche sagen: „Gott wird dich gesund machen. Ich habe das von Gott so mitgeteilt bekommen, du wirst wieder gesund.“ Doch die Person bleibt krank oder wird sogar noch kranker. Andere sprechen im Namen Gottes zu dir: „Gott hat mir gezeigt, dass du meine Frau werden sollst.“ In Wirklichkeit redet hier gar nicht Gott, sondern es ist ein menschlicher Wunsch, die Vorstellung des Sprechers. Das ist göttliche Urkundenfälschung.
Wo wir uns leichtfertig auf Gott berufen, ohne sicher zu sein, dass Gott tatsächlich durch uns gesprochen hat, sprechen wir den Namen Gottes zunichte. Ich glaube, man muss das sehr wohl unter diesem Gebot sehen.
Wir maßen uns die Rolle des Heiligen Geistes an, der ja allein die Gläubigen füllen soll. Da sollten wir sehr zurückhaltend sein.
Es ist strafbar, den Namen von Menschen zu missbrauchen, wie ich gesagt habe. Erst recht aber ist es strafbar, Gottes Namen zu missbrauchen.
Erinnern Sie sich an das Beispiel mit dem Schneeballwerfen von gestern? Es hat immer auch ein bisschen mit dem Gegenüber zu tun. Menschen gegenüber ist es schon strafbar, aber wenn wir Gott gegenüber diesen Missbrauch vornehmen – denn der Herr, das haben wir jetzt als Fortsetzung gelesen – wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen zu Nichtigem ausspricht.
Meint jemand also, über Gottes Namen verfügen und lachen zu können, dann wird es ernst. Er wird den nicht ungestraft lassen. So jemand muss mit Konsequenzen rechnen. Welche das sind, steht nicht da. Vielleicht regelt Gott das auch individuell, das glaube ich persönlich.
Aber die gute Nachricht bei all dem ist, dass der Sohn Gottes, Jesus Christus, das Gericht Gottes auf sich genommen hat. Wenn in der Bibel von Strafe die Rede ist und Sie mit dem Thema Strafe konfrontiert werden, dürfen Sie immer das Neue Testament hinzuziehen. Die Bibel ist eine Einheit, alles gehört zusammen, und Gott hat eine gesamte Geschichte aufschreiben lassen. Dabei geht es auch um Jesus, der den Fluch des Gesetzes selbst getragen hat.
Jesus Christus am Kreuz hat Gott seinen Sohn Spott, Lästerung und Erniedrigung ausgesetzt. Die Strafe für den falschen Gebrauch des göttlichen Namens hat er mit seinem Leben bezahlt. Er kam, um das auf sich zu nehmen, was uns vielleicht verunsichert – die Frage, wo wir uns an diesem Gebot schuldig gemacht haben. Für uns hat er das am Kreuz mit seinem Leben bezahlt.
Gott ist nicht für jeden Spaß zu haben, sondern er ist unser Richter und unser Retter. Beides wollen wir ernst nehmen. Ja, er ist unser Richter und wird nicht ungestraft lassen, was wir leichtfertig tun, sagen oder denken. Aber er ist auch unser Retter, der gekommen ist, um uns unsere Schuld und Sünde zu vergeben, wenn wir ihm vertrauen. Schon deshalb dürfen wir erwarten, dass wir auf seinen Namen nichts kommen lassen.
Von diesem Gott ist es allemal besser zu schweigen als zu schwatzen. Doch zu schweigen ist keine Lösung. Es geht nicht darum, wie die Juden es traditionell gemacht haben, den Namen Gottes gar nicht auszusprechen. Der Name Yahweh ist ohne Vokale eigentlich nicht wirklich hörbar oder aussprechbar. Schon in den alten Übersetzungen der Septuaginta hat man Kyrios – Herr, Erhabener – verwendet, um den Namen Gottes zu vermeiden.
Ich würde sagen: Den Namen nicht auszusprechen, ist es auch nicht. Dass wir den Namen Gottes nicht missbrauchen sollen, bedeutet nicht unbedingt, dass an dieser Stelle ein sprachliches Vakuum entstehen muss. Wenn wir plötzlich nicht mehr von Gott reden, kann das nicht die Lösung sein.
Deshalb ist es noch viel besser, als zu schweigen oder zu schwatzen, den Namen Gottes im Gebet anzurufen. Wenn du einen bestimmten Handwerker brauchst, zum Beispiel einen Installateur, und keine Ahnung hast, dann ist es gut, seinen Namen zu kennen. Auch eine Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder eine andere Möglichkeit, ihn zu erreichen, sind wichtig. Nur so kannst du dich mit ihm in Verbindung setzen, und er kommt zu dir. Der Name ist der Schlüssel zu jemandem.
Wenn wir Gottes Hilfe brauchen, müssen wir ihn genauso konkret anrufen. Das ist der gute Gebrauch des Namens Gottes. So sagt es die Bibel auch in Joel 3,5: „Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“ Dieser Vers kommt nicht nur einmal vor, sondern dreimal in der Bibel: in Joel 3,5, in Apostelgeschichte 2 und in Römer 10.
So werden wir dreifach aufgefordert: Rufe den Namen des Herrn an! Rufe den Namen des Herrn an! Rufe den Namen des Herrn an! Das ist eine Aufforderung, die du mitnehmen darfst. Wir dürfen den Namen nicht nur aussprechen, sondern ansprechen. Er wartet darauf, dass wir Kontakt zu ihm aufnehmen und seine Hilfe in der Situation erbitten, in der wir uns gerade befinden.
Und im Blick auf den Namen von Jesus Christus heißt es: „Und es ist in keinem anderen das Heil, und auch kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden müssen“ (Apostelgeschichte 4,12).
Der Gott, der Mose zuvor als Retter nach Ägypten geschickt hat, sandte Jesus als Retter in diese Welt. Der Name Jesus bedeutet: Jahwe wird retten. Jahwe wird retten – das war seine Mission. Er kam, um zu retten, und in keinem anderen Namen ist Rettung, ist Heil zu finden als nur in dem Namen Jesus Christus.
Deshalb dürfen wir uns auf seinen Namen berufen. Niemand kommt zum Vater als nur durch ihn. Es ist verheerend, wenn wir das ignorieren, denn niemand sonst kommt zum Vater als nur über diese Adresse, über den Namen von Jesus Christus. Er allein war es, der für unsere Schuld bezahlt hat.
Deswegen rufen wir ihn an, so wie die in Seenot geratenen Jünger auf dem See Genezareth, als sie Jesus gegenüber riefen: „Herr, rette uns, wir kommen um!“ So dürfen auch wir den Namen des Herrn anrufen: „Rette uns, wir kommen um!“ Wir sind verloren, weil wir nicht in der Lage sind, deine Gebote einzuhalten – weder das von heute Morgen noch das von gestern. Gott zu lieben, das kriegen wir einfach nicht hin.
Das größte aller Gebote, in dem das ganze Gesetz zusammengefasst ist, schaffen wir nicht. Deshalb sind wir angewiesen auf seine Rettung und auf seine Barmherzigkeit. Es wird eine Zeit kommen, in der wir seinen Namen nicht mehr anrufen können.
Pastor Wilhelm Busch schrieb von einem Schriftsteller, der im Traum einmal in der Hölle gewesen sein will. Dort sah er auf einer trostlosen Ebene eine Menge von Menschen grübelnd sitzen. Er fragte die Verdammten: "Was tut ihr hier?"
Sie antworteten: "Wir denken nach."
"Ja, worüber denkt ihr nach?"
"Über einen Namen."
"Was ist das für ein Name?"
Da sagten die Elenden: "Es gibt einen Namen, der so stark ist, dass wir sogar aus der Hölle gerettet werden könnten, wenn wir ihn anriefen. Aber er fällt uns nicht mehr ein."
So kann ich mir die Hoffnungslosigkeit der Hölle vorstellen: Der Name, den man hier geringschätzig behandelt hat, fällt einem dort nicht mehr ein, weil es dort keine Rettung mehr gibt.
Aber heute, heute kannst du ihn noch anrufen. Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Von da an beten sie immer wieder: "Vater unser, geheiligt werde dein Name." So hat es Jesus seinen Jüngern empfohlen zu beten.
Gottes Namen zu heiligen bedeutet, dass ich ihn achte, dass ich ihn anrufe und anbeten für seine Größe und seine Gnade. Es bedeutet auch, dass ich von ihm alles Gute erwarte und gut von ihm rede, mit ihm, aber auch über ihn rede.
Gott wimmelt niemanden ab, er ist für alle zu sprechen. Wir dürfen wie kleine Kinder mit all unseren Freuden und Schmerzen zum Vater laufen.
Ich mag es, wenn meine Kinder kommen, egal was sie sagen: "Papa, ich habe ein Bild gemalt" oder "Papa, ich bin aufs Knie gefallen." Ob sie weinen oder lachen, der Vater oder die Mutter ist dann Anlaufstation. Wie gerne nehmen wir unsere Kinder in die Arme, trösten sie oder freuen uns mit ihnen.
Solche Kinder wollen nicht etwas Nichtiges über ihren Vater hören. Sie lachen mit dem Vater, aber nicht über ihn. Sie freuen sich am Vater, aber nicht auf seine Kosten. Und sie protestieren, wenn er von anderen verleumdet, verlästert oder verspottet wird.
Wenn wir für Gottes Ehre so entschlossen streiten, wie er für uns gestritten hat, dann erfüllen wir das dritte Gebot. Wenn wir gut von Gott reden, wenn wir ihn den Menschen verkündigen und einladen, da wo über ihn und über seine Gebote gesprochen wird.
Lasst uns in seinem Namen Rettung suchen, gern und ehrfürchtig von ihm reden und zwischen Himmel und Erde nichts mehr respektieren als ihn.