Liebe Freunde, die Beatles haben einmal ein Lied gesungen von einem Mädchen, das von zu Hause abhaut. Das Lied heißt She's Leaving Home.
Am Mittwoch, als der Tag beginnt, früh um vier, schließt sie leise ihre Schlafzimmertür. Einen Zettel lässt sie liegen, auf dem der Grund steht. Dann geht sie hinunter zur Küche, das Taschentuch vor dem Mund. Sie hat den Schlüssel zur Tür dabei. Ein Schritt nur hinaus, und sie ist frei.
Freiheit – das ist es, was sie will und wonach sie sich sehnt. Freiheit von Vorschriften, Vorwürfen und Vorurteilen, von den spießigen Eltern, vom bürgerlichen Familienleben, von dem stur festgelegten Schema, nach dem sich das Leben Tag für Tag und Woche für Woche abspielt.
Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit
Jeden Tag in der Schule, am Freitagabend baden, und danach geht es in die Disco. Sonntag pünktlich um zwölf gibt es Rotkraut mit grünen Klößen. Danach fährt man mit Papi und Mami im Trabi oder jetzt im Audi ins Grüni. So etwas kann kein normaler Mensch aushalten.
Da bleibt nur noch eins: nämlich abhauen. Doch das schafft natürlich nicht jeder. Viele Jugendliche ziehen sich deshalb in sich selbst zurück. Sie beschränken sich im Verkehr mit ihren Eltern nur noch auf die Zeichensprache. Sie machen bloß noch diesen hier am Monatsende, wenn das Taschengeld fällig ist. Ansonsten halten sie einfach die Klappe, klappen nur noch die Tür hinter sich zu, werfen sich aufs Bett und legen irgendeine Platte auf den Plattenteller. Dann läuft eben volles Rohr "She's Leaving Home" oder irgendeines dieser Lieder.
Es ist ja sowieso immer wieder das gleiche alte Lied. Das geht schon so seit Adam und Eva. Das waren die ersten beiden Jungprotestler, die gegen die väterliche Autorität aufmuckten. Gott hatte den beiden die ganze Welt zur Verfügung gestellt und gesagt: Macht euch die Erde untertan. Aber sie sagten: Das genügt uns nicht. Es ist zwar schön, dass die ganze Welt unter uns ist, aber es passt uns nicht, dass da einer über uns ist. Wir wollen keinen über uns, der uns sagt, was wir zu tun und zu lassen haben. Wir wollen über unser Leben selbst bestimmen. Wir wollen unsere Freiheit haben.
Der Wunsch nach Selbstbestimmung am Beispiel eines jungen Mannes
Genauso dachte auch der junge Mann, von dem Jesus einmal die Geschichte erzählt hat. Die Geschichte steht in der Bibel im Lukas-Evangelium, Kapitel 15. Es ist genau die gleiche Geschichte wie bei den Beatles, nur mit dem Unterschied, dass es bei Jesus nicht ein Mädchen ist, das von zu Hause abhaut, sondern ein Junge.
Der Junge hatte alles, was er brauchte. Nur eins fehlte ihm: Er hatte keine Lust mehr, von seinem Vater abhängig zu sein. Nicht etwa, weil der Vater ihn irgendwie zurückgehalten hätte oder so etwas – überhaupt nicht. Der alte Herr war durchaus in Ordnung, aber eben der alte Herr. Und schließlich möchte ja jeder von uns im Leben mal sein eigener Herr sein.
Ab einem gewissen Alter möchte jeder unabhängig sein und als eigene Persönlichkeit anerkannt werden. Ich zum Beispiel habe viele Jahre lang in einer starken Abhängigkeit von meinem Vater gelebt. Mein Vater war Pfarrer, wie ich, und er war im Reisedienst tätig, ebenso wie ich. Er war in ganz Sachsen bekannt, wie ein gescheckter Hund.
Als ich als Pfarrer anfing, konnte ich überall hinkommen, wo ich wollte. Da hieß es jedes Mal: „Theolehmann, Theolehmann, ach, da sind Sie wohl der Sohn von Arno Lehmann.“ Das konnte ich ja nun nicht leugnen, dass ich der Sohn von Arno Lehmann bin. Aber versteht ihr, das hing mir irgendwann zum Hals raus. Ich wollte nicht immer bloß der Sohn von meinem Vater sein. Ich wollte mal ich selbst sein, als eigene Persönlichkeit anerkannt werden.
Später hat sich das dann geändert. Wenn der Vater irgendwo hinkam, sagten die Leute immer: „Arno Lehmann, Arno Lehmann, ach, da sind Sie wohl der Vater von Theo.“ Jeder von uns möchte irgendwann im Leben unabhängig sein. Wir wollen nicht das Abziehbild unserer Eltern sein, sondern unser eigenes Image haben.
Da mögen die alten Herrschaften so lieb und gut sein, wie sie wollen – irgendwann gehen sie einem ja mal auf die Ketten. Ewig dieses „Du sollst“ und „Du sollst nicht“: „Komm nicht so spät nach Hause, vergiss deinen Personalausweis nicht, iss nicht so hastig, nimm die Ellenbogen vom Tisch, dreh das Radio leiser.“ Dieses ständige Genörgel, diese sogenannten Erziehungsmaßnahmen – die gehen einem eines Tages auf den Docht. Und mancher haut irgendwann mal auf den Tisch und sagt: „Jetzt ist Schluss, ich mache das nicht mehr mit, ich hau ab.“
Die Illusion der totalen Freiheit und ihre Folgen
Mir schrieb einmal ein junger Mann, der wirklich von zu Hause abgehauen war. Er schickte mir einen Brief, der in den Westen abgezwitschert wurde. In diesem Brief stand: „Ich will meine Freiheit haben.“ Das heißt, er wollte machen, was er will. Es hat lange gedauert, bis er begriffen hat, dass das eine Illusion ist. Totale Freiheit, also tun zu können, was man will, gibt es überhaupt nicht.
Der junge Mann aus unserer Geschichte wollte genau diese totale Freiheit. Deshalb beschloss er, alle Brücken hinter sich abzubrechen und von zu Hause fortzugehen. Er ging zu seinem Vater und sagte: „Gib mir den Teil der Erbschaft, der mir zusteht.“ Schon die ersten beiden Worte, die dieser junge Mann sagt, zeigen seine ganze Unreife und die Gefräßigkeit der jungen Generation: „Gib mir!“
Viele Menschen, auch heute noch junge Leute, leben genau nach diesem Motto. Sie haben die Einstellung, dass andere ihnen geben müssen – die Eltern, der Staat, die Gesellschaft. Viele betrachten den Sozialstaat hier als eine Kuh, die unbedingt gemolken werden muss. Hauptsache, ich hole von allen anderen viel heraus.
Genau diese Einstellung ist ein typisches Zeichen von Unreife. Reif ist der Mensch erst, wenn er begreift, dass es im Leben nicht darum geht, von den anderen möglichst viel zu bekommen, sondern dass man auch einen Beitrag für die anderen leisten muss.
Dieser junge Mann hier stand also auf dem Standpunkt: „Her damit, gib mir den Teil der Erbschaft, der mir zusteht.“ Daraufhin teilte der Vater seinen Besitz unter seine beiden Söhne auf. Nach ein paar Tagen machte der jüngere Sohn seinen ganzen Anteil zu Geld und zog in die Fremde.
Nur einen Schritt hinaus und er ist frei. Jetzt kann er endlich machen, was er will. Jetzt kann er sich alles leisten. Er sitzt jeden Abend in einer anderen Bar. Hat er jetzt genug Bargeld? Er speist wie ein Graf in den vornehmsten Hotels. Er schläft wie Casanova mit den teuersten Frauen. Er lebt auf großem Fuß, hüpft von einer Fete zur nächsten, von einem Bett zum anderen.
Eines Tages ist die Luft raus. Die Fete ist vorbei, das Glas ist leer, das Geld ist alle. Und wenn das Geld weg ist, sind auf einmal auch alle Freunde weg. Von der großen Freiheit ist nichts mehr zu spüren.
Jetzt hat er nur noch die Wahl: entweder arbeiten oder betteln. Und er muss beides tun. Er fällt in das tiefe Loch der Arbeitslosigkeit. Es geht nach der Melodie „Once I lived the life of a millionaire“, die Eric Clapton nach dem alten Blues wieder ausgegraben hat: „Ich habe mal wie ein Millionär gelebt, und jetzt ist alles vorbei.“
Und wenn du unten bist, heißt es in diesem Blues: Wenn du kein Geld mehr hast, kennt dich niemand mehr. „Nobody knows you when you're down and out.“ So ist es auch bei ihm: Keiner kennt ihn mehr. Die Leute, mit denen er früher Sekt aus silbernen Kübeln getrunken hat, gehen an ihm vorbei, als hätten sie ihn nie gesehen.
Die Erniedrigung und das Erwachen zur Heimat
Und als er endlich einen Boss findet, der ihm einen Arbeitsplatz verschafft, bekommt er den miesesten Job, den man sich für einen jüdischen Menschen überhaupt vorstellen kann: Er muss Schweine hüten. Der große Traum von der Freiheit endet am Schweinetrog.
Jetzt träumt er nur noch davon, wenigstens von dem Schweinefutter mitessen zu dürfen – doch selbst das wird ihm verwehrt. Seine Knechtschaft, seine Erniedrigung, seine Pleite sind vollkommen.
Plötzlich erinnert er sich an seinen Vater. Ihm fällt ein, dass er ja mal so etwas wie ein Zuhause gehabt hat, eine Heimat. Dort gab es nicht so einen Schweinefraß, keine Not, und beim Essen wurde nicht gegrunzt. Dort wurde das Essen nicht mit den Pfoten hereingeschoben, sondern es gab Messer und Gabel und eine Serviette. Es herrschte Ordnung – genau das, worüber er sich als junger Kerl so lustig gemacht hatte.
Dort wurde er satt. Da war Geborgenheit, da war es einfach schön. Und während er so auf seinem Misthaufen im Elend sitzt, packt ihn mit aller Gewalt das Heimweh, die Sehnsucht nach seinem Vaterhaus.
Ich habe vorhin den jungen Mann erwähnt, der von zu Hause abgehauen ist und mir diesen Brief geschrieben hat, weil er die totale Freiheit haben wollte. Den habe ich ungefähr ein Jahr später wieder getroffen. Da hat er zu mir gesagt: „Jetzt, nachdem ich ein Jahr von zu Hause weg bin, weiß ich erst, was Heimat bedeutet.“
So ist das nämlich. Viele Dinge, die wir als selbstverständlich ansehen, lernen wir erst zu schätzen, wenn wir sie nicht mehr haben. Das wird jeder bestätigen, der eine Zahnprothese hat. Manche haben ja Zähne wie die Sterne – nachts kommen sie raus. Und manche Leute müssen erst einmal ins Wasserklo fallen und ihr Waterloo erleben, um den Wert eines Wasserklos schätzen zu lernen.
So war es bei dem jungen Mann in unserer Geschichte: Erst als er restlos aufgeschmissen ist, erinnert er sich an seinen Vater. Jahrelang hat er dessen Geld ausgegeben und keinen einzigen Gedanken an ihn verschwendet. Jetzt, wo es ihm schlecht geht, fällt ihm der Vater wieder ein.
Die Bedeutung der Geschichte für unser Verhältnis zu Gott
Und da fällt mir ein, dass ich euch das Wichtigste ja noch gar nicht gesagt habe. Ich erzähle hier eine Geschichte, die in der Bibel steht und die Jesus einmal erzählt hat. Mit dieser Geschichte will Jesus sagen: Der Vater ist Gott, und der junge Mann, das bist du.
Du lebst auf Gotteskosten und genießt dein Leben so gut es geht, mit vollen Zügen. Solange es dir gut geht, denkst du nicht an Gott. Aber wenn es dir schlecht geht, erinnerst du dich plötzlich an den lieben Gott und beschwerst dich, dass er so unverschämt war, nicht richtig auf dich aufzupassen und dass es dir so miserabel geht.
Ich kenne Jugendliche mit sechzehn Jahren, die sich darüber beschweren, dass sie ein Kind bekommen und in so einer schwierigen Situation sind. Also erst nicht nach Gott fragen, dann sein Gebot übertreten und am Schluss Gott Vorwürfe machen. Wer hat euch denn gesagt, dass ihr mit sechzehn Jahren vor der Ehe Geschlechtsverkehr haben sollt? Doch nicht etwa Gott!
Gott sagt ja: Du sollst die Ehe nicht brechen. Aber was Gott in seinen Geboten sagt, das ist ja überholte Sklavenmoral. Was der Pfarrer predigt, ist ja Quatsch. Was die Eltern spinnen, ist ja spießig. Wir wollen unsere Freiheit haben, auch auf sexuellem Gebiet. Wir fordern die Pille als Schulspeisung.
Na bitte, ihr habt ja eure Freiheit. Aber ihr habt auch die Verantwortung für das, was dabei herauskommt. Und wenn ein Kind dabei rauskommt, dann kommt nicht an und schiebt die Verantwortung für das, was ihr gemacht habt, Gott in die Schuhe. Das ist unfair, das ist unverschämt.
Unverschämt war der junge Mann aus unserer Geschichte nicht. Er kreidet die Schuld an seinem Unglück nicht seinem Vater an. Im Gegenteil, er schämt sich, wenn er an seinen Vater denkt. Er schämt sich über seine eigene Dummheit. Er sagt: Was bin ich doch für ein Idiot gewesen! Wie konnte ich nur so blöd sein, mich von meinem Vater zu trennen?
Denn nicht der Vater hatte ihn zuhause ausgeschmissen, er war ja selbst freiwillig gegangen. Nicht der Vater hatte ihm befohlen, das ganze Erbe zu versaufen – das hat er ja selbst gemacht, freiwillig. Nicht der Vater hat ihn zum Schweinehirten degradiert – diesen Job hat er sich ja selbst ausgesucht.
Er selbst und niemand anders war schuld an seiner Pleite. Und er verfällt nicht auf die billige Ausrede, mit der heute jeder Verkehrssünder ankommt: Die Umstände waren schuld, die Verhältnisse, die Gesellschaft, meine Erbmasse.
Wenn sie dich im Kaufhaus erwischen, weil du eine Uhr geklaut hast, brauchst du bloß zu sagen: Mein Psychiater hat mir erklärt, ich habe einen Uhrenkomplex. Ich hatte in meiner Kindheit eine gestörte seelische Entwicklung. Ich habe zerrüttete Nerven, weil mich die Kuckucksuhr meines Urgroßvaters immer im Mittagsschlaf gestört hat.
Mit so einer Erklärung bist du natürlich fein raus. Das zählt vielleicht als mildernder Umstand vor dem Gericht. Aber stehst du vor Gott, kannst du mit solchen Ausreden nicht kommen. Zu Gott kannst du nur kommen, wenn du deine Schuld bekennst, ohne dich hinter anderen zu verstecken.
Also nicht: Der hat mich reingelegt und die hat mich verführt, sondern: Ich, ich habe das und das getan.
Schuld, Sünde und die Notwendigkeit der Umkehr
Was dich von Gott trennt, sind nicht deine intellektuellen Bedenken, sondern deine Schuld, deine Sünde.
Sünde ist zunächst einmal eine Einstellung. Es ist die Haltung: „Mir ist Gott egal, ich brauche ihn nicht, und was er sagt, interessiert mich nicht.“ Aus dieser Einstellung folgen bestimmte Handlungen.
Ich frage dich, ob du dich an bestimmte Dinge erinnern kannst, von denen du genau weißt, dass du sie getan hast und die gegen Gottes Gebot verstoßen. Wenn du zu Gott kommen möchtest, dann sag einfach: „Ich habe das und das falsch gemacht. Ich habe ohne dich gelebt, ich habe gegen dich gesündigt. Bitte vergib mir!“
Wenn du das tust, wirst du die gleiche Erfahrung machen wie der junge Mann in dieser Geschichte. Er sagt nämlich: „Meine Schuld besteht darin, dass ich mich von meinem Vater getrennt habe. Mein ganzes Unglück kommt daher, dass ich mein Glück und meine Freiheit in der Loslösung vom Vater gesucht habe.“
Er vergleicht sich mit einem Menschen, der sich darüber ärgert, von der Luft abhängig zu sein, und sich im Namen der eigenen Freiheit die Nase zuhält. Wer so etwas tut, muss verrückt sein. Wer sich von seinem Lebenselement trennt, ist verrückt. Und das Lebenselement für uns Menschen ist Gott.
Wir Menschen sind zur Gemeinschaft mit Gott bestimmt. Wenn wir uns von Gott trennen, handeln wir gegen unsere eigene Natur. Wir handeln unvernünftig. Es gibt nichts Vernünftigeres, als an Gott zu glauben.
Die Rückkehr zum Vater als Weg der Umkehr
Der junge Mann tut jetzt das einzig Vernünftige, was er in seiner Situation noch tun kann. Er sagt nämlich: „Ich gehe wieder heim. Ich gehe zu meinem Vater.“
Der Vater hat zwar weder moralisch noch juristisch ein Recht, sich zu Hause blicken zu lassen. Aber Gott ist doch kein Jurist, der gegen uns Strafpunkte sammelt. Gott ist auch kein Moralist, der mit erhobenem Zeigefinger dasteht und uns fertig machen will.
Gott – das ist doch der Sinn der Geschichte – ist unser Vater. Deshalb erzählt Jesus die ganze Geschichte, um dir klarzumachen: Gott ist dein Vater, der dich liebt und mit offenen Armen auf dich wartet. Er ist bereit, dir zu vergeben und dir ein neues Leben zu geben, wenn du dein Leben durch die Sünde kaputtgemacht hast.
Es mag ja sein, dass du nicht so ein kaputter Typ bist wie der, der hier in der Bibel geschildert wird. Es mag sein, dass dein polizeiliches Führungszeugnis einwandfrei ist. Aber mein lieber Mann, was steckt eigentlich hinter deiner gestylten Fassade?
Niemand weiß von dir, welche sexuellen Schweinereien du schon mitgemacht hast. Keiner in deiner Firma ahnt, dass du im Gefängnis warst und über die anderen berichtet hast. Aber du weißt es. Und du lebst unter dem ständigen Druck, dass es rauskommen könnte.
Keiner sieht dir an, wie du dich fühlst, wie tief du im Schlamassel steckst und was du für Angst vor morgen hast. Und ich frage dich: Hast du das nicht allmählich mal satt? Hast du nicht in dir die Sehnsucht, mal wieder deinen Kollegen und deiner Mutter offen und ohne Angst in die Augen sehen zu können? Möchtest du mal wieder froh sein?
Na, dann komm doch! Dann kehr doch um! Du brauchst das Leben, das du bisher geführt hast, nicht immer weiterzumachen. Du brauchst nicht im Dreck liegen zu bleiben, wenn du schon mal reingeflogen bist.
Leute, jeder kann mal in eine dumme Sache reingeraten – das geht schneller, als ihr denkt. Es hat mal einer gesagt: Gerade ihr Geradlinigen, passt auf in den Kurven! Das hat schon manchen aus der Kurve getragen, der gedacht hat, er käme gerade durchs Leben.
Fallen kann jeder. Aber keiner muss liegen bleiben.
Die Umkehr als bewusste Entscheidung
Stell dir vor, du bist mit deinem Fahrzeug in eine Sackgasse gefahren. Was machst du dann? Stellst du den Motor ab, holst ein Taschentuch heraus, wischst ihren Schweiß ab und fängst an zu weinen? Denkst du: „Ich muss hier warten, bis ich vertrocknet bin“? Oder sagst du: „Jetzt gebe ich mal Gas. Mal sehen, ob das Haus da hinten im letzten Moment noch wegspringt“?
Du weißt genau, dass das Haus nicht wegspringt. Du wirst keines von beidem tun. Stattdessen legst du den Rückwärtsgang ein oder, wenn Platz ist, machst du eine Wendung von hundertachtzig Grad. Genau das meint die Bibel mit Umkehr, mit Bekehrung: eine Wendung von hundertachtzig Grad, den Rückwärtsgang einlegen.
Wenn du in einer Sackgasse weitermachst, gehst du nur unter. Der einzige Fluchtweg aus einer Sackgasse ist der Rückweg. Der Rückweg zu Gott steht dir immer offen, egal wie weit du dich von ihm entfernt hast und wie tief du dich schon verrannt hast. Gott ist bereit, dir jede Schuld zu vergeben – egal wie groß sie ist. Das gilt für die Jungen genauso wie für die Alten.
Sag niemals: „Ich kann nicht mehr zurück.“ Doch du kannst. Du kannst zurück, wenn du willst. Gott will, dass du zurückkommst. Das hat er in der Bibel festgelegt, schwarz auf weiß hingeschrieben: Er will, dass alle Menschen gerettet werden. Er hat sich darauf festgelegt.
Jesus hat sich damit am Kreuz festnageln lassen – zum Zeichen für alle: Ich bin bereit, jedem zu vergeben. Wenn du Vergebung haben willst, dann sag es auch Gott. Leg dich auch du fest. Der Glaube an Gott hat es in erster Linie mit deinem Willen zu tun – nicht mit deinem Gefühl.
Das Gefühl gehört zwar mit dazu. An einem solchen Abend wie diesem hier sagst du vielleicht: „Ich habe das Gefühl, es muss schön sein, ein Kind Gottes zu sein.“ Und das ist wahr. Dein Gefühl täuscht dich nicht. In diesem Punkt hast du ganz recht. Es ist herrlicher, als ein Kind Gottes zu leben.
Aber dieses Gefühl, so richtig es ist, genügt nicht. Wenn du morgen in deiner Schule oder in deiner Firma bist, als einstiger Christ, bekommst du wieder ganz andere Gefühle. Deshalb sage ich dir: Gib dich in Glaubensdingen nicht irgendwelchen Gefühlen hin, sondern gib Gott deinen Willen.
Eine klare Willensentscheidung ist gefragt – deine Entscheidung. Lass dich hier nicht von einer religiösen Welle einfach überschwemmen, sondern fass einen bewussten Entschluss: „Ich mache mein Leben, wie es bisher war, nicht mehr weiter, sondern ab sofort fange ich ein Leben mit Jesus an.“
Der entscheidende Schritt der Umkehr und seine Folgen
Ich will, sagt der junge Mann am Schweinetrog, ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen. Das ist der entscheidende Schritt der Umkehr. Das ist der entscheidende Schritt der Bekehrung: Ich will mich aufmachen.
Es macht ihm nichts aus, dass sein bisheriger Boss flucht, weil er einen Knecht verliert. Auch stört es ihn nicht, dass die Schweine blöde krunzen, als er ihren Saustall verlässt, die Mistgabel hinhaut und einfach abmarschiert in sein neues Leben.
Wenn du dich bekehrst, dann wird der bisherige Boss deines Lebens den Teufel auch verrückt spielen. Und das Recht deiner Kumpels: Sie werden nicht nur blöde grunzen und dumme Bemerkungen machen, sondern versuchen, dich zurückzuhalten.
Wenn du zu Gott willst, wenn du es wirklich willst, kann dich nichts und niemand in der Welt davon abhalten.
Als der junge Mann am Schweinetrog den Entschluss fasst: „Ich mache mich auf und gehe heim zum Vater“, gibt es für ihn kein Halten mehr. Es gibt nur noch eins: Ich kann wieder heim.
Nun geht er nach Hause. Als er ankommt, steht der Vater schon an der Tür, schaut nach ihm, läuft ihm entgegen und nimmt ihn in die Arme.
Der junge Mann sagt: „Vater, ich bin vor Gott und vor dir schuldig geworden. Ich verdiene es nicht mehr, dein Sohn zu sein.“
Doch der Vater wendet sich zu den anderen, die ganz erstaunt dabei stehen und sehen, wie er diesen Bettler umarmt und küsst. Er sagt: „Das ist hier mein Sohn. Er war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden.“
„Komm rein, wir feiern ein Fest!“, ruft der Vater aus. „Dann gibt es Pizza mit Cola, Tanz auf der Tenne und alles, was zu einer anständigen Feier dazugehört.“
Genau so wird es sein, wenn du heute umkehrst und Jesus dein Leben gibst. Da wird deinetwegen im Himmel ein Fest gefeiert. Die Engel werden tanzen, dass die Wolken Fetzen fliegen.
Denn es steht in Lukas 15, dass Gott sich über einen einzigen Sünder, der umkehrt, mehr freut als über ein paar hundert Fromme, die unerschüttert dasitzen und behaupten, sie hätten die Umkehr nicht nötig.
Ihr könnt wieder heimkommen!
Eine lebendige Begegnung mit Gottes Vergebung
Im Mai vor zwei Jahren war ich in einem großen Zelt in Leipzig und habe dort evangelisiert. An der hinteren Wand des Zeltes, also hinter mir, war ein großes Bild gemalt. Es zeigte die Szene, die ich gerade erzählt habe: den Vater, der seinen heimkommenden Sohn umarmt.
Ich sage euch, es war ein Kitschbild, aber richtig schön. Man konnte es die ganze Zeit vor sich sehen.
An einem Abend, als ich zum Schluss zur Bekehrung aufrief und Menschen nach vorne kommen sollten, passierte Folgendes: Bereits am Nachmittag war ein Mann im Zelt, der schon gegen halb fünf dort saß. Er hatte seinen gesamten Besitz in einer Plastiktüte bei sich. Er setzte sich in die erste Reihe, als wir unseren Soundcheck machten.
Der Mann roch erbärmlich nach Tabak, Alkohol, Schweiß und Urin. Alle hielten sich die Nasen zu und machten einen großen Bogen um ihn. Er hockte den ganzen Nachmittag vor uns.
Als wir dann zur Entscheidung für Jesus aufriefen und sagten, jeder, egal wie er gelebt hat, findet bei Gott eine Heimat und kann heimkommen, war dieser Mann der Erste, der nach vorne kam.
Da habe ich etwas erlebt, das ich kaum glauben konnte. Ich stand auf der anderen Seite und sah das Bild, wie der Vater seinen Sohn umarmt. Und nur wenige Meter vor mir, genau vor dem Bild, sah ich dieselbe Szene live.
Einer der Mitarbeiter, der eigentlich mit dem Mann ein Gespräch führen sollte, begann gar nicht erst damit. Stattdessen nahm er diesen stinkenden, armen Menschen einfach in die Arme.
Ich sah, wie die beiden Männer eng umschlungen vor dem Bild standen. Dem Mann liefen die Tränen übers Gesicht. Vielleicht erlebte er zum ersten Mal im Leben, was es bedeutet, angenommen zu werden – verstanden durch Gottes Liebe.
Das kannst auch du erleben, wenn du heute Jesus dein Leben gibst.
Lasst uns jetzt beten.
