Hallo, ich bin Ron und leite die Arbeit von OM in Deutschland. Ich freue mich sehr, heute gemeinsam mit dir eine Stelle im zweiten Timotheusbrief anzuschauen, um uns mit dem Thema Jüngerschaft auseinanderzusetzen.
Was bedeutet es, Jünger zu sein und andere zu Jüngern zu machen? Ich hoffe, dass du diese Predigt nicht nur hörst, weil du mehr wissen möchtest, sondern dass du ein tiefes Verlangen und eine Sehnsucht hast, mehr von Gott zu erfahren und ihm mit allem nachzufolgen.
Deshalb möchte ich dich ermutigen: Schnapp dir deine Bibel und etwas zum Aufschreiben. Ich werde dir immer wieder Fragen stellen. Es ist gut, wenn du dir diese notierst. Nimm dir danach Zeit, dich mit den Fragen auseinanderzusetzen, zu reflektieren und dich danach auszurichten, dass Gott zu dir spricht.
Einführung in das Thema Jüngerschaft und der Brief an Timotheus
In den ersten Versen des zweiten Kapitels im 2. Timotheusbrief schreibt Paulus an seinen Jünger Timotheus. Timotheus war ein Leiter in Ephesus, einer Gemeinde, die Paulus gegründet hat. Paulus übergibt gewissermaßen den Staffelstab an Timotheus.
Im Kern sagt Paulus, und das werden wir in den ersten Versen lesen, dass man, um ein Jünger zu sein, der Frucht für Gottes Königreich bringt, stark in der Gnade sein muss. Das ist die erste Aufforderung. Die zweite Aufforderung lautet, dass man das, was man gehört hat, weitergeben muss. Die dritte Aufforderung ist, mit dem Evangelium mitzuleiden.
Anschließend gibt Paulus drei Illustrationen zu diesem dritten Punkt. Er spricht von einem Soldaten, der sich nicht in das zivile Leben verwickeln lässt. Dann spricht er von einem Athleten, der gesetzmäßig, sozusagen regelkonform, am Wettkampf teilnimmt. Schließlich erwähnt er einen Ackerbauer, der täglich treu seiner Arbeit nachgeht und so Frucht hervorbringt.
Ich hoffe und bete, dass Gott durch diese Verse zu uns spricht und unser Leben berührt. Jesus, ich möchte dich bitten: Gebrauche diese Zeit, sprich durch dein Wort, lass uns deine Wahrheit erkennen und dir mit unserem ganzen Leben nachfolgen. In Jesu Namen, Amen.
Die Bedeutung von Gnade als Grundlage der Jüngerschaft
Die erste Aufforderung von Paulus ist also, dass wir stark sein sollen in der Gnade. Um ein Jünger zu sein, der Frucht hervorbringt für Gottes Königreich, sollen wir stark in der Gnade sein. Eines der zentralen Themen des christlichen Glaubens ist: Wir sind aus Gnade gerettet. Deshalb sollen wir in der Gnade wachsen.
Die Gnade ist es, die uns motiviert, Jesus zu dienen. Sie gibt uns Kraft, inmitten von Herausforderungen treu zu bleiben. Wir können jederzeit zum Thron Gottes kommen, der auch der Thron der Gnade genannt wird. Der allerletzte Vers der Bibel lautet: „Und die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“ (Offenbarung 22,21) Gnade ist also der zentrale Punkt unseres Glaubens.
Deshalb sagt Paulus auch hier zu Timotheus: Gnade muss der Dreh- und Angelpunkt unseres Lebens mit Jesus sein – besonders in der Jüngerschaft. Das bedeutet, dass wir uns immer wieder bewusst machen, dass das Evangelium im Kern aus Gnade besteht. Es ist nicht das, was du getan oder geleistet hast, das dich Jesus näherbringt. Es ist auch nicht das, was du mitbringst, wodurch du andere zu Jüngern machen kannst.
Es ist immer ein Evangelium der Gnade. Das heißt, wir dürfen täglich neu in dieser Gnade auftanken und jeden Tag neu zu Jesus Christus kommen, um von ihm das zu bekommen, was er für uns vorbereitet hat. Letztendlich bedeutet das auch, dass wir uns bewusst machen, dass wir schwach sind und er stark ist.
Wenn wir uns die nächsten Verse anschauen und es darum geht, dass ein Jesusnachfolger andere zu Jüngern macht, können wir schnell wieder in die Falle tappen, dass es um das geht, was du tust – die ein, zwei, drei konkreten Punkte, mit denen du Jüngerschaft betreibst. Hier müssen wir aber einen Schnitt machen und sagen: Am Anfang steht die Gnade. Sie ist der Dreh- und Wendepunkt von allem.
Es ist Gott, der in und durch uns wirkt. Wir sind die Kanäle, wir produzieren nichts selbst. Alles geschieht allein durch ihn, durch seinen Heiligen Geist. Es ist allein Gnade.
Ich muss gestehen, dass dieses Konzept für mich nicht immer leicht ist. Von meiner Persönlichkeit her bin ich jemand, der gerne schnell aktiv wird, Dinge in die Hand nimmt, die Ärmel hochkrempelt und loslegt, um etwas zu bewegen. Trotzdem versuche ich, verschiedene Dinge in meinem Alltag zu integrieren, um mir immer wieder bewusst zu machen, dass alles Gnade ist.
Ein Punkt ist, dass ich regelmäßig Gott danke für das Evangelium. Das klingt vielleicht komisch, aber ich bete immer wieder: Jesus, lass mich nie müde werden, begeistert davon zu sein, was das Evangelium ist. Viele von uns sind mit dieser Botschaft groß geworden. Doch dass Jesus in der Herrlichkeit Gottes, umgeben von Engeln und Herrscharen, auf diese Erde gekommen ist, um sich völlig zu erniedrigen und mich zu retten, ist unglaublich. Ich möchte nie müde werden, davon begeistert zu sein.
Deshalb danke ich Gott immer wieder für das Evangelium der Gnade – dass er zu mir gekommen ist, um mich zu retten. Ich habe das in keinster Weise verdient.
Was ich auch mache, ist, dass ich regelmäßig physisch auf die Knie vor Gott gehe und ihm zum Ausdruck bringe: Gott, es geht nur um dich. Es geht nicht um mich, nicht um das, was ich mitbringe oder was ich kann. Es geht um dich. Ich ordne mich dir unter, ich möchte dir dienen, ich möchte von dir geleitet sein.
Bevor wir weiter einsteigen: Wir sollen stark sein in der Gnade. Ich möchte fragen, was du in der kommenden Woche tun möchtest, um stärker zu werden in der Gnade. Möchtest du dir ein Bibelwort nehmen, über das du meditierst? Möchtest du dir täglich zehn Minuten Zeit nehmen, in denen du einfach nur still vor Gott bist und nichts tust, um dich neu damit auseinanderzusetzen, dass er durch dich wirkt? Möchtest du ein Gebet sprechen, das du selbst vorher formuliert hast, um dich ganz neu auf die Gnade auszurichten?
Was möchtest du tun, damit du stärker wirst in der Gnade?
Die Weitergabe des Glaubens an treue Menschen als zweite Aufforderung
Im zweiten Vers lesen wir: „Und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch anderen zu lehren.“ Paulus sagt hier zu Timotheus: Das, was du von mir gehört hast, gib auch anderen weiter.
Deshalb möchte ich die erste Beobachtung einfach so formulieren: Es fängt mit dem Hören selbst an. Es beginnt damit, dass wir Gottes Wort hören und dadurch verändert werden. Paulus schreibt hier an Timotheus, dass er das, was er in Gegenwart vieler Zeugen von Paulus gehört hat, weitergeben soll.
Wir lesen in Apostelgeschichte 20 davon, wie Paulus nochmals erzählt, wie er in den Jahren, die er in Ephesus war, über etwas mehr als drei Jahre sozusagen Tag und Nacht öffentlich in den Synagogen, privat in den Haushalten, in großen Gruppen und in kleinen Gruppen das Wort Gottes weitergegeben hat. Paulus hat das Wort Gottes, das Evangelium, an die Menschen weitergegeben. Timotheus und viele andere haben das gehört. Und das soll Timotheus jetzt weitergeben.
Es fängt also damit an, dass wir persönlich Gottes Reden vernehmen und uns danach ausstrecken. Die erste Frage, die ich dazu stellen möchte, ist: Wie sehr streckst du dich nach dem Reden Gottes aus? Welche Priorität gibst du dem, dass du Gottes Stimme hörst, dass er zu dir spricht? Alles beginnt damit, dass wir seine Stimme hören und davon verändert werden. Welchen Raum gibst du dem Ganzen?
Ich habe verschiedene Dinge, die ich mache, um mich dem Wort Gottes, dem Reden Gottes gegenüber zu öffnen und mich danach auszustrecken. Zum einen verbringe ich täglich Zeit in Gottes Wort. In der Regel lese ich die Bibel immer wieder als Ganzes durch, verbringe aber auch mehr Zeit in einzelnen Büchern, um darüber länger nachzudenken und zu meditieren.
Außerdem versuche ich regelmäßig, Zeit alleine in der Natur zu verbringen. Das liebe ich, einfach um die Weite, Tiefe und Höhe zu spüren, meine Gedanken freizulassen und auch sensibel zu sein für das, was Gott zu mir sprechen möchte.
Ich liebe es auch, mit Menschen zu reden. Ich bin eher ein extrovertierter Typ von der Persönlichkeit. Ich genieße es, am Lagerfeuer mit Freunden oder mit meiner Frau zu sitzen und bewusst zu hören: Was bringt Gott dir gerade bei? Was spricht Gott vielleicht durch dich auch zu mir? Jeder von uns erlebt Gott unterschiedlich, und wir können so viel voneinander hören.
Diese erste Frage möchte ich dir stellen: Wie sehr streckst du dich nach dem Reden Gottes aus? Wie sehr machst du das zur Priorität? Und wer sind vielleicht die Paulus-Personen in deinem Leben, von denen du Gottes Wort, Gottes Stimme hören kannst?
Damit fängt es an, und dann geht es weiter. Paulus sagt: Du hast das Wort durch mich gehört, und jetzt gib das an andere weiter. Das bedeutet im Kern, dass das Evangelium, die Botschaft, die Gott uns geschenkt hat, nicht für uns allein gedacht ist. Wir sollen sie an andere weitergeben.
Wir sind so gewohnt, alles Mögliche zu teilen: einen lustigen Clip über WhatsApp, einen Witz oder irgendeine Verschwörungstheorie – schnell geliked, schnell in Chatgruppen gepostet. Und Paulus sagt hier genau das Gleiche: Gib das an andere weiter!
Teile die Botschaft von Gottes Liebe. Sie ist nicht einfach nur „Gott liebt mich“, sondern ebenso: „Gott liebt mich, und er sehnt sich danach, dass alle Menschen ihn erkennen.“ Das soll an andere weitergegeben werden, vor allem an solche, die tüchtig sind und es wiederum an andere weitergeben.
Das ist auch etwas, was wir in der Corona-Zeit ein Stück weit mehr kennengelernt haben: den Aspekt von exponentiellem Wachstum. Vielleicht sagt euch der R-Wert etwas – der Reproduktionswert. Er beschreibt, wie viele andere Personen eine infizierte Person mit COVID-19 ansteckt. Liegt dieser Wert über eins, kommt es zu exponentiellem Wachstum; liegt er unter eins, nimmt die Krankheit nicht exponentiell zu.
Genau diesen Gedanken hat Paulus hier im Prinzip: Teile das an andere, die es wiederum an andere weitergeben. Exponentielles Wachstum war von Anfang an die DNA für das Königreich Gottes.
Als Jesus auf die Erde kam, war er nicht für ein paar Wenige gekommen, sondern für die ganze Welt. Er hat keine Massenveranstaltungen oder Crusades organisiert, sondern vor allem in zwölf Männer investiert. Er hat echte Beziehungen gelebt, ist mit ihnen durchs Leben gegangen, hat viele Wunder gewirkt und vieles mehr getan.
Vor allem aber hat er in diese Männer investiert, die das dann wiederum an andere weitergegeben haben, die es wiederum an andere weitergegeben haben. Dieser Multiplikationsaspekt ist die DNA des Königreiches Gottes.
Jeder Jesusnachfolger ist dazu berufen, andere zu Jüngern zu machen. Wenn du mit Jesus lebst und ihm nachfolgst, lernst du Dinge von Jesus, erlebst Dinge mit ihm und kannst diese Dinge an andere weitergeben.
Persönliche Identität und der Auftrag zur Weitergabe des Glaubens
Ich kann mir vorstellen, dass sich nicht viele von euch mit Paulus identifizieren können. Wenn man sich die Briefe von Paulus anschaut, denkt man oft: „Was für ein krasser Typ! So ein krasser Typ bin ich nicht.“ Das denke ich, und wahrscheinlich denken viele von euch das auch. „Wow, so ein krasser Typ bin ich nicht.“
Timotheus war dagegen ein ganz anderer Typ von Persönlichkeit. Ich habe schon gesagt, dass er konfliktscheu war und sich leicht irritieren ließ, auch von Gegenmeinungen. Was hier aber deutlich wird, ist: Dein Persönlichkeitsprofil oder dein Gabenprofil verändert deinen Auftrag nicht.
Egal, ob du eher extrovertiert oder introvertiert bist, ob du konfliktfreudig oder konfliktscheu bist, ob du kontaktfreudig oder kontaktscheu bist, oder ob es dir leichtfällt zu reden oder schwerfällt – wenn du Jesus nachfolgst und ein Jünger Jesu bist, dann gehört dazu auch, das an andere weiterzugeben. So war es von Anfang an gedacht, bis irgendwann die ganze Welt Jesus kennenlernen soll.
Das sieht bei jedem einzelnen unterschiedlich aus. Bei mir ist es so: Meine Frau und ich begleiten zwei Ehepaare intensiv. Außerdem habe ich noch ein paar junge Männer, die ich begleite. Ich nehme mir regelmäßig Zeit, um ihnen weiterzugeben, was ich mit Jesus erlebe und was Jesus in mein Leben hineinspricht. So kann ich diese Impulse auch in ihr Leben hineinsprechen.
Dann gibt es eine Gruppe von Menschen, die Jesus nicht kennen. Für sie bete ich und suche immer wieder den Kontakt. Zum Beispiel in meiner Hockeygruppe schreibe ich regelmäßig WhatsApp-Nachrichten an Leute, um ins Gespräch zu kommen, für sie zu beten, sie zu fragen, wie ich für sie beten kann, und sie zu ermutigen.
Es ist mein Gebet, dass Gott Herzen und Türen öffnet – zu einzelnen von ihnen –, damit ich intensiver über den Glauben sprechen kann. Das konnte ich schon erleben, und mein Gebet ist, dass das auch mit vielen anderen möglich wird. Es sind ganz kleine Schritte. Trotzdem möchte ich dich ermutigen, konkret zu überlegen, wie das in deinem Leben aussehen kann.
Bekannte von mir haben ein Büchlein zum Thema Jüngerschaft geschrieben. Vielleicht kennen einige von euch das. Darin wird das Konzept von den „Dreien und den Dreien“ dargestellt. Es ist im Prinzip das Bild eines Baumes: Du bist der Stamm. Unten sind die Wurzeln, mit der Frage: Wer sind drei Menschen, die in dein Leben hineinsprechen, die in dich investieren und von denen du über Gott Wahrheiten lernst?
Dann gibt es die drei Äste, an denen die Frucht hängt. Die Frage hier ist: Wer sind drei Menschen, in die du investierst?
Ich möchte dich bitten, dir Zeit zu nehmen und darüber zu beten, dass Gott dir Menschen in deinem Umfeld, in deinem Bekanntenkreis oder in deinem Einflussgebiet zeigt, an die du weitergeben kannst, was Jesus in deinem Leben bewirkt. Vielleicht sind darunter auch Menschen, die Gott vorbereitet, die ihm noch gar nicht nachfolgen.
Aber vielleicht hast du Freundschaften und Beziehungen, wo du ein Zeugnis sein kannst von dem, was es bedeutet, mit Jesus zu leben. Noch einmal: Es geht nicht um irgendeine fernabgehobene Religion. Es geht um ein Leben, das dich und mich geprägt und verändert hat – das Leben von Jesus Christus, zu dem wir berufen sind.
Also lautet die erste Aufforderung: Sei stark in der Gnade. Die zweite Aufforderung: Gib das, was du gehört hast, an andere weiter, damit sie es wiederum an andere weitergeben.
Die Bereitschaft zum Mitleiden als dritter Aspekt der Jüngerschaft
Und das dritte im dritten Vers nimmt teil an den Leiden als sein guter Streiter Christi Jesu. Verschiedene Übersetzungen bringen den Satz unterschiedlich zum Ausdruck, aber im Wesentlichen bedeutet er, dass man für das Evangelium mitleidet.
Jüngerschaft ist ein Begriff, der in manchen Kreisen wieder zunehmend an Bedeutung gewinnt. Doch in diesem Sinne ist es eigentlich nicht nur ein modisches Wort. Jesus nachzufolgen umfasst alles in unserem Leben und wird uns alles kosten.
Jesus sagt immer wieder in den Evangelien, dass jeder, der ihm nachfolgen will, sein Kreuz auf sich nehmen und sich selbst verleugnen muss. Er vergleicht es mit dem Senfkorn oder Weizenkorn, das erst sterben muss, um Frucht zu bringen. Außerdem betont er, dass wir unser Leben verlieren müssen, um wirkliches Leben zu erhalten.
Hier fordert Paulus Timotheus auf: Nimm teil an dem Leiden Christi. Das ist keine bloße Ermutigung oder ein frommer Wunsch, sondern eine klare Aufforderung. In diesem Sinne ist es nicht einfach Masochismus oder eine Liebe zum Leiden. Es bedeutet vielmehr genau das, was Jesus gesagt hat: Wir sollen in allem nach dem Reich Gottes trachten und bereit sein, alles andere dem unterzuordnen. Wir sollen uns wirklich ausstrecken, damit sein Wille geschieht.
Durch die Arbeit von OM bin ich mit vielen anderen Ländern verbunden. Ende letzten Jahres war ich in Chile. Meine Frau kommt ebenfalls aus Chile, daher waren wir ohnehin dort. Wir haben die Arbeit von OM in Chile besucht. Der Leiter erzählte mir, dass sie in der Jüngerschaftsschule dort einige Veränderungen vornehmen, um die Schule noch stärker an unsere Vision als OM anzupassen.
Unsere Vision bei OM ist es, das Evangelium dorthin zu bringen, wo es bisher noch nicht bekannt ist. Es gibt noch drei Milliarden Menschen, die niemals die Möglichkeit hatten, Jesus Christus persönlich zu erleben. Wir setzen uns dafür ein, dass auch diese Menschen Zugang zu Gemeinschaften erhalten, in denen Jesus angebetet und nachgefolgt wird.
Der Leiter sagte: Unsere Jüngerschaftsschule in Doron wird künftig viel stärker darauf ausgerichtet sein, dass die jungen Leute, die für ein Jahr zu uns kommen, danach bereit sind, irgendwo auf der Welt hinzugehen, um andere zu Jüngern zu machen – besonders dort, wo das Evangelium noch unbekannt ist.
Ich fragte ihn: Sind die jungen Leute, die zu euch kommen, bereit, in diese Art von Training einzusteigen? Oder müsst ihr erst bei den Grundlagen anfangen – Identität in Christus, Bibellesen, Beten, die Basics der Jüngerschaft?
Er antwortete: Ron, die Westler, die zu uns kommen, brauchen die Basics. Aber wenn ein Latino zu uns kommt, ist der bereits bereit. Denn um bei uns in der Jüngerschaftsschule aufgenommen zu werden, muss ein Latino über Jahre Verantwortung in der Gemeinde übernommen haben. Er muss sich als treu erwiesen und finanziellen Support gesammelt haben – was im lateinamerikanischen Kontext noch viel schwieriger ist.
Das heißt: Wer es bis hierhin geschafft hat, folgt Jesus wirklich nach, hat viele Herausforderungen gemeistert und ist bereit für weiteres Training, um dann irgendwo auf der Welt andere zu Jüngern zu machen.
Diese Antwort hat mich nicht überrascht. Gleichzeitig mache ich mir manchmal Sorgen, dass wir durch den Komfort, den wir unserem Christsein hinzugefügt haben, in unserem Land Jesusnachfolger hervorbringen, die wenig Resilienz besitzen.
Resilienz ist ein Begriff dafür, wie man mit schwierigen Situationen oder Krisen umgeht. Macht mich das stärker, oder lasse ich daran zusammenbrechen?
Es ist einfach die Realität, dass Jesus nachzufolgen mit Herausforderungen verbunden ist. Es wird uns etwas kosten und uns an einen Punkt bringen, an dem es sich auch wie Leiden anfühlt.
Wenn wir die Nachfolge jedoch nur darauf reduzieren, dass man in Deutschland keinen Sex vor der Ehe hat und dann in der Schule ausgelacht wird, als Verfolgung empfindet, will ich das nicht kleinreden. Aber ich glaube, dass Jesus nachfolgen noch viel mehr mit sich bringt.
Wir dürfen den Maßstab nicht so weit heruntersetzen, dass es bedeutet, sonntags eine Predigt zu hören und Worshiplieder mitzusingen. Jesus nachzufolgen bedeutet alles. Es bedeutet, mitzuleiden und dass jeder Aspekt unseres Lebens auf das Reich Gottes ausgerichtet ist.
Paulus gibt uns Beispiele und erklärt, was das bedeutet. Ich kann jetzt nicht auf alle drei Beispiele eingehen oder sie im Detail betrachten, aber ich möchte mir das erste Bild anschauen.
Das Bild des Soldaten als Beispiel für engagierte Nachfolge
Paulus verwendet in seinem Bild einen Soldaten, der das Militär repräsentiert – eine Institution mit der strengsten Hierarchie, wie wir sie auf der Welt kennen. Dort wird nicht mit dem Vorgesetzten diskutiert, ob eine Idee gut ist oder nicht. Stattdessen tut man, was einem gesagt wird, und setzt sich dafür ein. Man möchte, dass der Vorgesetzte einen gut findet.
Paulus sagt: Jesus ist unser Vorgesetzter. Wenn es unser Anliegen ist, ihm Freude zu bereiten, dann sollen wir uns nicht in den alltäglichen Angelegenheiten des Lebens verlieren. Vielmehr sollen wir vollkommen bereit und engagiert sein für das, wofür wir berufen wurden.
Das bedeutet, dass Jesus Freude daran hat, wenn wir uns nicht in den Dingen dieser Welt verstricken. Wir müssen jedoch aufpassen: Ein Zuhause zu haben, einen Beruf auszuüben oder zu studieren, Hobbys zu pflegen – all das sind gute und wichtige Dinge. Es darf nicht zu einer Trennung kommen, bei der man sagt: „Okay, Hobby, Nachbarschaft und Familie sind die notwendigen Dinge der Welt, und Jesus nachzufolgen und andere zu Jüngern zu machen gehört in einen anderen Bereich.“
Diese Trennung macht Paulus nicht und sie entspricht auch nicht dem neutestamentlichen Nachfolgeprinzip. Vielmehr bedeutet es, dass überall, wo wir sind – in der Nachbarschaft, an der Universität, im Job, mit dem Geld, das wir haben, und mit der Zeit, die uns zur Verfügung steht – unser primärer Fokus darauf liegen soll, andere zu Jüngern zu machen. Das ist der Auftrag, den Jesus dir und mir gegeben hat.
Egal, welches Profil du hast und wo du wohnst: Wenn du Jesus nachfolgst, ist das dein primärer Auftrag. Das heißt, darin verwickelt zu sein. Es bedeutet nicht, dass ich nicht in Freundschaften investiere oder keine Zeit für Hobbys habe. Absolut nicht! Dort, wo ich bin, möchte ich andere zu Jüngern machen.
Ich habe es schon gesagt: Bei mir ist es der Hockeyverein und verschiedene andere Aktivitäten, meine Nachbarschaft. Ich weiß nicht, was es bei dir ist, aber sei nicht verstrickt in die Dinge dieser Welt.
Das zerbricht mir das Herz: Wir haben drei Milliarden Menschen auf der Erde, die Jesus Christus noch nie persönlich erleben durften. Nicht, weil sie es nicht wollen, sondern weil sie keine Möglichkeit dazu hatten – weil sie keinen Christen kennen, der ihnen diese Botschaft weitergeben könnte.
Es gibt so viele Jesusnachfolger hier in Deutschland, die sich dessen gar nicht bewusst sind und denen das auch egal ist. Das zerbricht mir das Herz.
Das ist der Kampf, zu dem wir berufen sind. Das ist der Kampf, für den Jesus uns mit seinem Heiligen Geist ausgerüstet hat: um andere zu Jüngern zu machen und das Evangelium bis an die Enden der Erde zu tragen. Das betrifft jeden einzelnen von uns.
Doch so viele von uns sind beschäftigt mit dem, was auf unserem Instagram-Account passiert, wie unser Lebenslauf aussieht und was wir sonst noch in unserem Leben machen können. Vielleicht noch ein bisschen Auslandserfahrung.
Lasst uns mit allem dafür einsetzen, dass diese Botschaft hinausgeht und wir andere zu Jüngern machen – koste es, was es wolle.
Wir hatten einmal einen Ingenieur auf dem Schiff, der sagte: „Meine Aufgabe hier ist es, im Maschinenraum zu arbeiten. Schickt mich bloß nicht in Gemeinden.“ Irgendwann hat Gott sein Herz berührt. Er ging in Gemeinden und sagte: „Ich bin als Ingenieur aufs Schiff gekommen, der zufällig auch Christ ist. Jetzt ist mir klar geworden: Ich bin Jesusnachfolger, der zufällig auch Ingenieur ist.“
Ich möchte dich fragen: Was ist deine primäre Identität? Was macht dich aus? Bist du ein Soldat mit einem klaren Ziel und Mandat, der sich dafür einsetzt? Oder bist du in vielen verschiedenen Dingen deines Lebens verstrickt?
Dabei gibt es Gnade und Vergebung. Es geht nicht um schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle. Jesus Christus lädt dich ein, ihm nachzufolgen, stark zu sein in seiner Gnade – der Dreh- und Angelpunkt von allem.
Er lädt dich ein, ihn zu hören, dich verändern zu lassen und das an andere weiterzugeben. Ganz natürlich Jünger zu sein, die andere zu Jüngern machen. Und er lädt dich ein, teilzuhaben an seinem Leiden auf dem Weg des Kreuzes. Dieses Leiden ist temporär, aber es beinhaltet einen Lohn in der Ewigkeit, den wir uns gar nicht vorstellen können.
Ich möchte euch ermutigen, über diese Fragen nachzudenken und zu reflektieren. Ich bete, dass Gott zu euch spricht, euer Leben jeden Tag neu verändert und dass ihr zu einem großen Segen werdet.
Dass euer Leben einen Unterschied macht für die vielen Menschen auf dieser Erde, die noch nie von Jesus gehört haben.
Gottes Segen euch!
