Liebe Freunde, ich habe euch hier eine Kerze mitgebracht. Es ist eine ganz gewöhnliche Haushaltskerze, nichts Besonderes, die gibt es zu Tausenden. Dennoch ist alles dran, was zu einer anständigen Kerze gehört: Innen ist ein Docht, außen glattes, weißes Wachs. Sie sieht gut aus, ist eine runde Sache.
Nur brennt sie nicht, sie ist kalt. So sind viele Christen. Das sind ja oft nette Leute. Alles ist vorhanden, was zu einem anständigen Christen gehört: Sie sind getauft, konfirmiert, christlich erzogen, haben eine sensible Seele und außen eine weiße Weste. So sitzen sie sonntags kerzengerade im Gottesdienst.
Manche haben sogar etwas erlebt wie eine Bekehrung. Sie brennen dann wie eine Wunderkerze, sprühen vor Begeisterung. Da blitzen nur so die Geistesblitze, und plötzlich ist wieder Ruhe. Es zeigt sich: Es war bloß ein frommes Feuerwerk, kein beständiges Brennen.
Dann gibt es welche, deren einzige Beständigkeit darin besteht, dass sie von einer frommen Veranstaltung zur nächsten rennen. Sie brennen nicht, sie rennen nur. Sie sind kalt wie ein ganzes Paket Kerzen mit Goldschleife.
Du kannst ja zu Hause paketeweise Kerzen im Schrank liegen haben, und trotzdem ist dein Zimmer finster. Denn Kerzen, die nicht brennen, leuchten nicht, auch wenn es noch so viele sind.
Viele Gemeinden sind so wie ein schönes Kerzenpaket: gut besuchte Gottesdienste, gute Predigten, gute Kollekten – alles in bester Ordnung. Nur ist alles kalt und steif, und es fehlt das Feuer.
Die Herausforderung der inneren Lebendigkeit im Glauben
Hast du von dir selbst auch den Eindruck, dass du irgendwie leblos bist und kalt? Leidest du vielleicht darunter, dass du in dir keine Begeisterung spürst, dass von dir nichts ausgeht und dass du gar keine Lust hast, zum Beispiel deinen Glauben öffentlich zu bezeugen?
Feuerst du deine Umgebung an? Bist du ein leuchtendes Vorbild für andere Menschen? Brennst du für Jesus, so dass dein Glaube ansteckend wirkt auf andere? Oder stehst du auch bloß im Leben stocksteif herum wie so eine kalte Kerze?
Im Matthäusevangelium, Kapitel 5, Vers 14, sagt Jesus: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Und ich frage dich: Was bist du? Bist du schon ein Licht oder bist du nur eine Kerze wie diese hier?
Diese Kerze ist ja noch kein Licht. Um ein Licht zu werden, muss noch etwas dazukommen, nämlich das Entscheidende, was die Kerze vom Licht unterscheidet: Feuer. Sie muss angezündet werden.
Und genauso musst auch du dich anzünden lassen – durch Feuer, durch Feuer von oben, durch das Feuer des Heiligen Geistes. Wenn du Raucher bist, weißt du ja, wie du dir helfen kannst, wenn du gerade kein Feuer dabei hast. Du gehst eben zum anderen und bittest ihn um Feuer. Und wenn er es dir gegeben hat, sagst du Dankeschön.
Was machst du, wenn du Christ bist und dir das Feuer des Heiligen Geistes fehlt? Das ist noch einfacher: Da sagst du einfach zu Gott Dankeschön. Als getaufter Christ brauchst du Gott doch gar nicht immer wieder um den Heiligen Geist zu bitten. Du hast ihn ja schon. Du hast ihn doch schon zu deiner Taufe mitbekommen. Du hast es bloß vergessen – wie ein Raucher, der sein Feuerzeug vergessen hat.
Wenn getaufte Christen kein Licht sind, dann liegt das nicht daran, dass sie den Heiligen Geist nicht haben, sondern daran, dass sie den Heiligen Geist vergessen haben, dass sie nicht wissen, dass sie ihn haben.
Die vergessene Kraft des Heiligen Geistes
So ging es den Leuten in Korinth, dieser ersten christlichen Gemeinde. Paulus schrieb ihnen: Wisst ihr denn nicht, dass der Geist Gottes in euch wohnt? Ihr habt es doch gar nicht nötig, immer wieder um den Heiligen Geist zu bitten. Ihr habt ihn doch schon. Ihr habt ihn nur vergessen und euch nicht unter die Leitung des Geistes gestellt.
Die Leitung ist durch andere Dinge blockiert, und deshalb funktioniert es nicht. Darum brennt euer Licht nicht, deshalb brennt ihr nicht für Jesus.
Als ich noch zu den Rauchern gehörte, vor Jahrzehnten, hat mir meine Frau einmal ein Feuerzeug geschenkt. Wenn ich das zu Hause vergessen habe, hatte ich unterwegs eben kein Feuer. Wenn ich kein Feuer hatte, lag das nicht am Feuerzeug, und auch nicht an meiner Frau. Es lag an meiner eigenen Nachlässigkeit, weil ich das Ding nicht eingesteckt und mitgenommen hatte.
Da wäre es sinnlos gewesen, wenn ich zum Telefon gegangen wäre, meine Frau angerufen und gesagt hätte: „Ich bin hier unter lauter Rauchern, ich beneide die, die alle Feuerzeuge in der Tasche haben. Die ziehen sie raus, und dann geht das. Ich bin der Einzige, der keins hat. Ich möchte gern eins, und ich bitte dich, schenk mir zu Weihnachten ein Feuerzeug.“
Sie hätte mir Feuer gegeben, aber sie hätte auch gesagt: „Du Dussel, hättest du das Ding doch mitgenommen, das ich dir geschenkt habe, dann hättest du Feuer. Du hast es ja schon.“
Genauso unsinnig ist es, wenn Christen immer wieder Gott um den Heiligen Geist bitten. Wir haben ihn doch schon längst als Geschenk bekommen.
Deshalb sagt Jesus nicht: „Ihr seid die Kerze der Welt“, sondern: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Er sagt nicht: „Ihr könnt die Kerze werden“ oder „Ihr solltet ein Licht sein“, sondern: „Ihr seid das Licht, ihr seid schon angezündet.“
Hindernisse für das Leuchten des Glaubens
Woran liegt es also, wenn Christen trotzdem keine strahlenden Lichter sind?
Passt mal auf: Es gibt Leute, die leidenschaftlich gerne zündeln. Sie stehen wie unter einem magischen Zwang. Wenn sie eine Kerze haben und in der Nähe ist irgendein Tannenzweig, dann müssen sie den Zweig unbedingt in die Kerze halten. Das prasselt schön, und es riecht auch gut. Doch der Kerze bekommt das schlecht.
Denn es fliegen Tannennadeln in die Kerze hinein, die sich in der Mitte am Docht festsetzen. Diese brennen mit, was zunächst ein schönes Feuerchen gibt. Aber dadurch schmilzt zu viel Wachs, das an der Seite herunterläuft. Die Kerze brennt schief, und am Ende fällt sie um – dann ist es finster.
Vielleicht bist du auch so ein Draufgänger, der jedes Mal, wenn er einem Menschen anderen Geschlechts begegnet, unbedingt „krapfen“ muss. Du spielst erst nur ein bisschen mit dem Feuer. Doch plötzlich wird aus dem Flirt eine Flamme – eine Flamme der Leidenschaft.
Du gehst fremd und hast schließlich einen Fremdkörper in deinem Leben: den Körper einer fremden Frau oder eines fremden Mannes. Nun denkst du vielleicht, der Heilige Geist teilt sein Haus mit einem Fremdkörper? Der zieht sofort bei dir aus, wenn dein Sexualleben nicht in Ordnung ist.
Der Heilige Geist ist ein echter Gentleman. Wo es so zugeht, zieht er sich diskret zurück. Er verlässt dich auch dann, wenn du zum Beispiel geizig oder habgierig bist.
Manche Leute denken, Geiz sei nur eine kleine Charakterschwäche. Nach der Bibel ist Geiz jedoch eine Sünde. Es heißt, die Geizigen kommen nicht in das Reich Gottes – genauso wenig wie zum Beispiel die Abergläubischen.
Warnung vor Aberglauben und Okkultismus
Immer mehr Menschen in unserer Zeit fühlen sich magisch vom Okkultismus angezogen und binden sich an die unheimlichen Mächte der Finsternis.
Ich weiß auch, dass es als Unglück gilt, wenn einem eine schwarze Katze über den Weg läuft. Ob das wirklich Unglück bringt, hängt jedoch davon ab, ob man ein Mensch oder eine Maus ist. Das Traurige ist, dass viele erwachsene Menschen eine solche „Mäusegesinnung“ angenommen haben und Angst vor kleinen schwarzen Katzen, der Zahl 13, dem Freitag oder anderen Aberglauben haben.
Hinzu kommt die Gier der Menschen, die immer versuchen, in Bereiche hineinzuschauen, die uns von Gott verschlossen sind – zum Beispiel in die Welt der Toten.
Am vergangenen Donnerstag, bei der Sendung der „Deutschen Heulsuse“ mit ihren Krokodilstränen, Frau Weine Marker, sind tatsächlich Menschen aufgetreten, die mit toten Geistern in Kontakt gekommen sein wollen. Ausgerechnet an dem Tag stand in der Losung: „Es werde niemand unter dir gefunden, der Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt. Denn wer das tut, der ist dem Herrn ein Gräuel.“ (3. Mose 19,31).
Was hat diese Frau und die Frauen, die als Medien auftreten, für eine Schuld auf sich geladen, wenn sie Millionen Menschen diesen Unsinn vor Augen führen? Überall, wohin man im aufgeklärten 20. Jahrhundert schaut, sieht man Aberglauben und Ergötzeln daran im Vormarsch.
Ich frage dich: Marschierst du da mit? Gehst du auch zur Hellseherin, wenn es dir schlecht geht und du etwas herausfinden willst? Machst du bei Tischrücken, Gläserrücken oder Pendeln mit, etwa auf einer Geburtstagsparty, wenn der Kaffee alle ist? Viele tun das ja als Spaß, als Pausenbeschäftigung in der Schule oder auf Partys.
Ich will dir eines sagen: Ob du das als Spaß oder Ernst betreibst, ist völlig egal. Es gibt nämlich einen, der das, auch wenn du es als Spiel betreibst, todernst nimmt – und das ist der Teufel. In seine Hände begibst du dich mit solchen Spielchen. Dann brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du Depressionen bekommst, Angst hast, schlecht schläfst oder in deinem Glaubensleben nicht weiterkommst.
Ob du eine Flasche Zyankali im Ernst oder im Spaß trinkst, ist im Endergebnis dasselbe: Du stirbst daran. Und ob du dich im Ernst oder im Spaß an solchen Dingen beteiligst, von denen ein Christ sich fernhalten sollte, ist im Endergebnis ebenso dasselbe: Du gehst daran zugrunde.
Aufruf zur Umkehr und Reinigung des Lebens
Und deshalb möchte ich dir sagen: Wenn du in deinem Leben irgendetwas gehabt hast oder hast, dann rate ich dir, geh zu einem Seelsorger. Mach es heute Abend noch. Es sind genug Menschen hier in dieser Kirche, die mit Jesus leben und dich freisprechen können.
Es gibt nur einen einzigen, der dich wirklich herausholen kann. Selbst wenn du dein Leben dem Teufel mit Blut verschrieben hast, gibt es diesen Einen, der dich da rausholen kann. Das ist Jesus. Vertraue dich ihm an. Bekenne, was du falsch gemacht hast, und sag es ihm.
Bring endlich dein Leben in Ordnung. Die Adventszeit ist Bußzeit. Das heißt, es ist eine Zeit, in der man Ordnung macht, das Haus aufräumt und den Dreck rausschmeißt, damit Jesus wieder bei dir einziehen kann.
Lass dein Leben reinigen. Bekenne deine Schuld und nimm das Angebot der Vergebung an, damit dein Leben neu werden kann. Wenn du Dreck am Stecken hast, kannst du für Jesus nicht leuchten. Das funktioniert nicht.
Eine Kerze, in der in der Mitte Streichholzreste, tote Fliegen und Tannennadeln sind, muss gereinigt werden. Und sie kann auch gereinigt werden.
Solange du das Feuer des Heiligen Geistes durch deine Sünden erstickst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn es in deinem Leben finster bleibt. Schmeiß den Dreck aus deinem Leben heraus, mach Platz und räume auf. Dann wird es bei dir hell, und du wirst ein Lichtblick für deine Umgebung.
Die Verantwortung als Licht in einer dunklen Welt
Es gibt unglaublich viel Finsternis in unserer Welt. Ungefähr drei Milliarden Menschen leben in der Finsternis des Heidentums. Sie haben den Namen von Jesus noch nie gehört und wissen nicht, dass es eine Rettung gibt, dass es ein Licht gibt.
Millionen Menschen leben in Hunger, Arbeitslosigkeit, Trunksucht oder Drogenabhängigkeit. Wenn du morgens zur Arbeit fährst, siehst du im Bus oder in der Kaufhalle unzählige Menschen mit mürrischen, verschlossenen und versteinerten Gesichtern. Man hört viel Genöle, besonders jetzt vor Weihnachten, dem Fest der Liebe. Da sind viele gereizt, jeder explodiert und schnauzt den anderen an.
Inmitten dieser finsteren, sich anschnauzenden Welt hat Gott dich hineingestellt. Er stellt dich dort mit der Feststellung hin: Du bist das Licht der Welt. Du bist nicht dazu da, mitzunölen oder das allgemeine Gemäcker noch zu verstärken. Stattdessen sollst du unter den Menschen in deiner Umgebung ein bisschen Liebe, Freundlichkeit, Menschlichkeit und Helligkeit verbreiten. Das wäre schon viel.
Kleine Gesten des Lichts im Alltag
Ich war noch mit dem Pfarrer zusammen. Ob er ein guter Pfarrer war, weiß ich nicht, aber er war ein guter Witzerzähler. Er hat mir erzählt, dass er im Krieg in Stalingrad oder in irgendeinem Lager war. Dort gab es Appelle im Freien, bei Hitze oder Kälte, mit Hunger und Todesangst. Tausende Männer standen da. Und er sagte zu mir: „Ich habe da immer mal einen Witz losgelassen.“ Er meinte, er habe Tausende zum Lachen gebracht.
Verstehst du, er hatte eine Gabe, und er hat sie eingesetzt. Wenn es ein Witz war, mit dem er in einer tödlichen Situation den Menschen etwas Licht vermitteln konnte – verstehst du –, dann verlangt doch niemand von dir, dass du gleich so ein großes Licht sein sollst. Niemand verlangt von dir, dass du die ganze Menschheit erleuchten müsstest. Du sollst nur dort, wo du bist, mit dem, was du hast, leuchten.
Jesus meint mit dem Leuchten Folgendes: Er sagt, euer Licht soll so vor den Menschen leuchten, dass sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen. Die Leute sollen etwas sehen. Formelhafte Worte haben wir schon genug gehört. Es interessiert nicht, was du als Christ redest, sondern was du als Christ tust.
Mit einer lässlichen Arbeitsmoral, mit Krankmachen, Schwarzarbeit, Unpünktlichkeit und Schludrigkeit bist du keine gute Werbung für Jesus. Ich habe nichts gegen das Tragen von frommen Plaketten, aber ich habe etwas gegen Leute, die so ein Ding hier dranschrauben: „Jesus macht glücklich“ und dann eine unglückliche Miene aufsetzen, als müssten sie die Last der ganzen Welt tragen.
Ich habe auch etwas gegen Leute, die so ein Schild mit sich herumtragen: „Jesus kommt bald“ und dann regelmäßig zu spät zur Arbeit kommen. Solange du auf deiner Arbeitsstelle Pfusch machst, halt wenigstens die Klappe und schwing keine frommen Reden. Besser ist es allerdings, ordentlich zu arbeiten und dadurch auch die Möglichkeit zu haben, mal die Lippe für Jesus zu riskieren.
Euer Licht soll in der Weise vor den Menschen leuchten, dass sie eure guten Taten sehen.
Christliches Leben als Vorbild in der Gesellschaft
So soll es sein, und so ist es ja auch bei vielen.
Gerade in der letzten Woche habe ich gelesen, dass in Deutschland eine Umfrage gemacht wurde. Dabei hat sich herausgestellt, dass Christen – und ich meine hier nicht die toten Tauchscheinkristen, von denen ich vorhin gesprochen habe, sondern diejenigen, die wirklich mit Gott leben – im Verhältnis zur übrigen Bevölkerung in Deutschland pflichtbewusst, staatsloyal und politisch interessiert sind.
Es heißt, sie stellen eine Wertelite für die geistig-politische Orientierung unserer Gesellschaft dar. Je größer die Kirchennähe, desto entschiedener wird Steuerhinterziehung, Versicherungsbetrug, Schwarzfahren und der Missbrauch von Sozialleistungen abgelehnt.
Das ist doch herrlich, dass man statistisch wirklich sehen kann, dass Menschen, die wirklich mit Jesus leben, Werte schaffen, vorbildlich sind und leuchten. Ist das nicht schön?
Ich erinnere mich auch genau: Vor vielen Jahren habe ich mal gelesen, dass in der Presse der Sowjetunion ein Artikel über sowjetische Baptisten erschienen ist. Dort hieß es, sie hätten das Alkoholproblem gelöst, weil sie nicht trinken. Dadurch seien sie die verlässlichsten Arbeitskräfte.
Das ist doch ein herrliches Urteil von Nichtchristen über Christen.
Und ich frage dich: Wie urteilen deine nichtchristlichen Kollegen und Freunde über dich als Christen? Könnten sie dir eine vorbildliche Arbeitsmoral bescheinigen, weil du deinem Herrn Jesus verpflichtet bist?
Er erwartet von dir, dass du ein leuchtendes Vorbild bist und dass du dort, wo du bist, offen als Christ erkennbar bist und auftrittst.
Und jetzt sag nicht: „Bei mir in meiner Klasse und in meiner Firma geht das nicht.“ Das hieße ja, dein Licht unter den Scheffel zu stellen – und genau das lehnt Jesus ab.
Jesus sagt hier: „Mann, brennt doch nicht ein Licht an, um es dann unter eine Schüssel zu stellen! Im Gegenteil, man stellt es auf einen erhöhten Platz, damit es allen im Haus leuchtet!“
Die Gefahr des Versteckens und der Anpassung
Ich habe ein Buch gelesen, in dem das Leben eines Mannes beschrieben wird, der immer sein Licht unter den Scheffel gestellt hat. Als er jung war, nahm er sich vor, immer ehrlich zu sein, eine eigene Meinung zu haben und diese auch auszusprechen.
Dann kam er ins Berufsleben. In einem Betrieb, in dem er arbeitete, deckte er eine faule Sache auf. Die Betriebsleitung wollte das vertuschen und ihn deswegen entlassen. Nun stand er vor der Frage: Behalte ich meine Meinung bei? Bleibe ich bei der Wahrheit und sage sie? Und verliere dadurch meinen Arbeitsplatz? Was soll ich tun?
Damals, so schreibt er, tröstete er sich damit, dass das alles nur vorübergehend sei. Man müsse eben einen Umweg machen. Zuerst müsse man Unabhängigkeit und Autorität erlangen, um dann diesen Bürokraten eins aufs Haupt zu schlagen. Mit zusammengebissenen Zähnen verfolgte er sein Ziel.
Er wurde zum stellvertretenden Leiter der Werkhalle ernannt. Er lernte, Geduld zu haben und zu schweigen für den Tag, an dem er tun würde, was nötig war. Er schwor sich, alles zu ertragen.
Er redete schnippisch mit Dummköpfen nach dem Mund. Er stimmte zu, wenn sein Gewissen ihn aufforderte, Nein zu sagen. Er sprach Worte, an die er nicht glaubte. Er lobte, was zu tadeln war. Wenn es ganz unerträglich wurde, schwieg er.
Das Schweigen ist die bequemste Form der Lüge. Es versteht sich mit dem Gewissen zu arrangieren. Es räumt einem das schlaue Recht ein, die eigene Meinung zu bewahren und sie vielleicht irgendwann mal zu sagen – nur eben nicht jetzt, nicht in der Funktion als Leiter der Werkhalle, auch nicht als Leiter der technischen Abteilung und nicht als Chefingenieur. Und nicht bei der Verteidigung der Doktorarbeit. Immer war es zu früh, jedes Mal!
Unermüdlich wie eine Ameise errichtete er das Gebäude seiner Stellung und bemühte sich, es noch fester zu machen. Wozu? Was hatte er erreicht? Je höher er stieg, desto weniger wurde er er selbst.
Du kommst dir vielleicht auch ungeheuer schlau vor, wenn du dir sagst: Ich mache erst mal mein Abi, dann meine Ausbildung, und ich muss erst mal einen bestimmten Posten haben. Und wenn ich eine gesicherte Existenz habe, dann kann ich mich auch vor den anderen als Christ zu erkennen geben. Das wird nie so sein!
Noch als Betriebsdirektor hatte dieser Mann aus der Geschichte sich immer noch keine eigene Meinung geleistet. Er sagte sich: Wenn ich mal Minister bin, dann vielleicht.
Am Ende seines Lebens stellte er fest: Eine Meinung zu haben, genügt allein eben nicht. Man braucht auch die entsprechende Stellung dazu.
Die göttliche Berufung zum Leuchten
Du hast von Gott eine bestimmte Stellung erhalten. Jesus selbst hat dir diese Stellung verschafft, indem er dich als Licht in die Welt gestellt hat. Ob du im Berufsleben nun eine große oder kleine Rolle spielst, ob du oben oder unten stehst – das spielt keine Rolle. Du bist dort, wo du stehst, Licht. Das ist deine Stellung in der Welt.
Du kannst dein Licht, also deinen Glauben, nicht einfach an- und ausschalten, je nachdem, wer dir gerade als Gesprächspartner gegenübersteht. Bei vielen Christen hat man den Eindruck, sie hätten einen eingebauten Kanalwähler, der automatisch funktioniert. Nach außen hin läuft das offizielle Programm, und zu Hause schalten sie auf die fromme Welle um.
Wie viele Programme hast du in deinem Leben? Was strahlst du aus? Jesus hat einmal gesagt: „Ich sende euch.“ Er ist der Sender. Von dir sagt die Bibel, dass du Gottes Ebenbild bist. Das heißt, du bist die Bildröhre. Du sollst etwas ausstrahlen, das jeder jederzeit sehen kann.
Die Menschen sollen an dir ablesen können: So sieht das Leben eines Christen aus. Und so ein Leben als Christ ist offenbar gut. Das Beste, was du ausstrahlen kannst, ist die Liebe von Christus. Es ist die Wahrheit, dass er das einzige Programm hat, das alle Menschen glücklich machen kann.
Sag nicht, dass das in deinen Verhältnissen nicht möglich ist. Deine Verhältnisse sind genau der Leuchter, auf den Gott dich gestellt hat. Wo kämen wir hin, wenn die Leuchter sich die Kerzen aussuchen würden? Wo kämen wir hin, wenn wir nur dann als Christen leben wollten, wenn wir zuerst die Situation und die Verhältnisse prüfen?
Du kannst dir den Platz, auf dem Gott dich gestellt hat, nicht aussuchen. Du hast nur die Wahl, ob du leuchtest oder ob du verleugnest.
Mut zum Glaubenszeugnis unter schwierigen Bedingungen
Am Schluss des Philipperbriefs in der Bibel schreibt der Apostel Paulus: Es grüßen euch die Brüder aus dem Haus des Kaisers. Dieser Kaiser hieß Nero. Er war ein Tyrann, der vor keinem Verbrechen zurückschreckte. Er hat sogar seine eigene Mutter mit dem Fuß getreten und getötet.
Und jetzt hören wir aus der Bibel: Im Hause dieses Mannes lebten Christen. Sie hatten es bestimmt nicht leicht. Aber sie hatten verstanden, was es bedeutet, wenn es heißt: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Auch unter den schweren Verhältnissen am Hofe des römischen Kaisers Nero versteckten sie ihren Glauben nicht. Das hat manchen von ihnen das Leben gekostet.
Du kannst dich doch nicht mit deinen angeblich schwierigen Verhältnissen herausreden. Du lebst doch nicht im Haus des Nero. In unserem Land wird doch niemand angegriffen oder getötet, nur weil er Christ ist. Du kannst allerdings in Schwierigkeiten geraten, wenn du dich als Christ bekennst. Das ist aber überall auf der Welt in jedem Land so.
Du brauchst ja nur in deiner Klasse mal das zu sagen, was ich vorhin gesagt habe: dass eheliche Treue der beste Schutz vor AIDS ist. Da lachen nicht nur zwei Freunde, sondern die ganze Klasse. Natürlich wirst du in Schwierigkeiten kommen, wenn du nach den Maßstäben Gottes in dieser finsteren Welt lebst. Aber gerade darauf kommt es an: unter schwierigen Verhältnissen zu leuchten.
Am hellen Tag sind Lichter überflüssig. Lichter braucht man in der Nacht, wenn es finster wird. Wenn du mit Leuten zusammen bist, die nicht an Gott glauben, dann musst du umso heller leuchten und ihnen das Beste zeigen, was es in deinem Leben gibt – nämlich Jesus.
Sag nicht, auf dein kleines Licht käme es nicht an. Natürlich kommt es auf dich an. Um einen Ofen anzumachen, braucht man keinen Flammenwerfer, da genügt ein einziges Streichholz. Ein einziges Streichholz kann einen ganzen Wald in Brand setzen. Und die Dunkelheit der ganzen Welt reicht nicht aus, um das Licht einer einzigen Kerze auszulöschen.
Jeder von uns ist für einen Teil der Welt verantwortlich, in dem er lebt: deine Familie, die Leute auf deinem Zimmer im Internat, deine Klassengenossen und so weiter. Wenn du dort versagst, kann wegen dir eine Menschenseele verloren gehen. Wenn du dort als Zeuge lebst, kann durch dich ein Mensch für die Ewigkeit gerettet werden.
Leute, überlegt doch mal, was für eine herrliche Aufgabe Gott uns in dieser Welt zugedacht hat: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das ist doch ein unglaublicher Satz, eine unglaubliche Ermutigung. Darauf kann man ja geradezu stolz sein.
Ermutigung zur Selbstannahme und Identität im Glauben
Stolz hat nichts mit Überheblichkeit zu tun. Das ist klar. Deine armselige Birne brennt nur, weil und wenn du den Saft von Jesus beziehst.
Wenn du mit Jesus lebst, hast du keinen Grund, mit irgendwelchen Komplexen durchs Leben zu gehen. Und wenn du dir selbst einredest, du wärst eine trübe Tran, Pfunzel, nutzlos und solltest dich am besten selbst auslöschen oder durch Selbstmord aus der Welt bringen – glaube deinem eigenen Gerede nicht. Es ist nicht wahr.
Du bist keine Tranfunzel, du bist Licht! Lass dir nicht von anderen Leuten einreden, du wärst das Schlusslicht der Gesellschaft. Das stimmt nicht. Du bist nicht das Schlusslicht der Gesellschaft, du bist das Licht der Welt! Amen!