Herr, danke, dass du der Sieger von Golgatha bist, dass du derjenige bist, der auf dem Thron sitzt, der König über alle Fürsten und Könige dieser Erde.
Das bist du heute schon, und wir wollen dir die Ehre geben. Hilf uns, Menschen zu werden, die den Feind überwinden, indem wir unser Leben nicht lieben bis zum Tode. Lass uns das Blut des Lammes festhalten und das Wort des Zeugnisses verkündigen.
Wir beten, dass du uns ausrüstest, denn der Kampf geht immer weiter, bis du in Herrlichkeit kommst. Amen.
Rückblick auf Kapitel 12: Der unsichtbare Erzfeind und der himmlische Kampf
Ja, wir sind jetzt bei einer kurzen Wiederholung. Kapitel zwölf habe ich jetzt. Ich habe gesehen, dass ich die Folie vergessen habe – oder hatte ich sie schon? Ich glaube, ich hatte sie noch nicht.
Das war hier Kapitel zwölf: Erstens die Geschichte vom unsichtbaren Erzfeind, der Kampf des Drachen gegen die Frau. Das erste Bild zeigt den Drachenangriff auf das neugeborene Kind, Verse 1 bis 6. Dort hatten wir die gebärende Frau, die Frau und den Drachen, der ihr Kind bedroht. Dann die Geburt und die Bewahrung des Kindes sowie die Flucht und die Bewahrung der Frau.
Es wird übrigens nicht gesagt, dass die Flucht der Frau sofort nach der Himmelfahrt beginnt. Im Text steht das nicht. Es steht nur, dass das Kind zu Gott und seinem Thron erhöht wird und der Frau die Flügel des Adlers gegeben wurden, sodass sie fliehen konnte. Wann das genau geschah, steht nicht da.
Für unsere Leser war das aber wichtig, denn sie befanden sich genau zu diesem Zeitpunkt. Der Brief wurde geschrieben, als sich dieser Krieg zuspitzte – das heißt, oder er hatte noch gar nicht begonnen, jedenfalls knapp vor diesem Krieg. Von daher passt das sehr gut für unsere Leser und auch für uns heute. Wir leben danach, aber wir können praktische Lektionen daraus ziehen. Vor allem sehen wir, wie wir unseren Kampf gegen den Drachen und gegen das Tier führen müssen. Denn der Kampf ist letztlich immer noch derselbe, der Feind ist auch derselbe im Wesen.
Deshalb ist das Buch, der Brief, für uns von höchster Wichtigkeit. Aber nicht zum Spekulieren, denn das ist vorbei. Das brauchen wir nicht mehr zu spekulieren.
Das zweite Bild ist der erfolglose Kampf des Drachen im Himmel, Verse 7 bis 12. Das dritte Bild zeigt den Drachenangriff auf die Frau und ihre übrigen Nachkommen. Die übrigen Nachkommen sind hier wohl diejenigen außerhalb von Palästina, denn dort tobt der Kampf mächtig weiter.
Kapitel 13: Der sichtbare Erzfeind und seine Macht
Jetzt zu Kapitel dreizehn. Hier geht es zweitens um die Geschichte zum sichtbaren Erzfeind, den Kampf des Tieres gegen die Heiligen.
Wir lesen in Kapitel 13, Vers 1: „Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Auf seinen Hörnern waren zehn Diademe, und auf seinen Köpfen war ein Name der Lästerung. Das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther, seine Füße waren wie die eines Bären und sein Maul wie das eines Löwen. Der Drache gab ihm seine Kraft, seinen Thron und große Vollmacht.“
Wichtig für uns ist hier die Parallele zu Kapitel 7 von Daniel. Dort hatte Daniel einen Traum von Tieren, die aus dem Meer aufsteigen. Allerdings waren es dort vier Tiere, hier ist es nur ein Tier. Man muss also aufpassen: Das ist keine Wiederholung von Daniels Traum, sondern eine eigene Offenbarung, eine eigene Vision. Die Motive und Assoziationen stammen jedoch aus Daniel 7.
Was sieht Johannes? Er sieht ein Tier aus dem Meer aufsteigen. Wenn ein Tier heraufsteigt, sieht man zuerst die Hörner, dann die Köpfe und schließlich den Körper. Genau so wird es beschrieben: sieben Köpfe und zehn Hörner.
Die zehn Hörner werden zuerst genannt, dann die sieben Köpfe. Danach folgen Beschreibungen, die an die vier Tiere aus Daniel 7 erinnern: der Panther, der Bär und der Löwe. Vers 2 beschreibt diese Tiere genauer.
In Daniel 7 hatte das vierte Tier zehn Hörner, das dritte war ein Panther, das zweite ein Bär und das erste ein Löwe. Hier in Offenbarung 13 ist die Reihenfolge umgekehrt: zuerst die zehn Hörner, dann der Panther, der Bär und schließlich der Löwe.
In Daniel waren diese vier Tiere symbolisch für verschiedene Reiche. Das erste Tier stand für das babylonische Reich unter Nebukadnezar und seinen Nachfolgern. Das zweite war das medopersische Reich mit Kyros und seinen Nachfolgern. Das dritte war das makedonische Reich unter Alexander dem Großen. Nach Alexanders Tod zerfiel das Reich in mehrere Teile, die von seinen Generälen regiert wurden.
Aus diesen vier Reichen entwickelte sich ein mächtiges Reich, das Seleukidenreich. Eigentlich waren es zwei Reiche: das Reich des Königs des Nordens und das Reich des Königs des Südens. Eines dieser Reiche war stark wie Eisen, das andere schwach wie Ton. Man versuchte, diese beiden durch Heiratspolitik zu vereinen, was jedoch nicht gelang.
Das Seleukidenreich, das sich im Norden befand, war das stärkere und mächtigere Reich. Das andere Reich war das der Ptolemäer im Süden. Die anderen Reiche, die nach Alexanders Tod entstanden, waren klein und hielten sich nicht lange.
Zur Veranschaulichung: Im Jahr 301 v. Chr. existierten diese Reiche noch. Im Jahr 180 v. Chr. waren das Seleukidenreich und das Ptolemäerreich die größten Mächte, während die Reiche der Ataliden und Antigoniden bereits geschwächt oder untergegangen waren.
Die wichtigen Reiche blieben also das seleukidische und das ptolemäische Reich. Das seleukidische Reich war das mächtigere von beiden, dargestellt durch die Farbe Braun in der Karte. Das ptolemäische Reich war das zweitgrößte, dargestellt durch Orange.
Diese vier Tiere aus Daniel 7 kommen alle in Offenbarung 13 vor. Das fünfte Reich, das Daniel sieht, ist das römische Reich. Das Tier, das Daniel sah, hat also nichts mit den babylonischen, medopersischen und makedonischen Reichen zu tun. Das römische Reich hat Elemente der vorhergehenden Weltreiche in sich aufgenommen.
Das zweite Reich, das medopersische, übernahm Elemente des babylonischen. Das griechisch-makedonische Reich übernahm Elemente des persischen, vor allem in Kultur und Anbetung. Das Seleukidenreich war eine Verlängerung des griechischen Reiches.
Das römische Reich, das als viertes Reich gilt, integrierte alle diese Elemente. Deshalb wird es hier als ein Reich mit sieben Köpfen dargestellt.
Zur Erklärung der sieben Köpfe: Der Löwe hatte einen Kopf, der Bär einen Kopf, der Panther hatte vier Köpfe und das zehnhörnige Tier einen Kopf. Zählt man diese Köpfe zusammen, erhält man sieben. Deshalb spricht man von sieben Köpfen.
Zusätzlich waren die sieben Köpfe auch Kaiser des Reiches. Das Bild der vier Tiere als ein einziges Tier steht für das römische Reich. Die Verbindungen zum Alten Testament sind also ständig gegeben.
Das assyrische Reich war vor den Babyloniern, wurde aber von diesen verschlungen. Das neubabylonische Reich unter Nebukadnezar entstand danach. Nebupolassar, der Vater von Nebukadnezar, zerstörte Ninive im Jahr 612 v. Chr., womit das assyrische Reich endete.
Das neubabylonische Reich war ein riesiges Reich. Nebukadnezar besiegte auch die Ägypter und herrschte über ganz Ägypten. Es war ein mächtiges Reich.
Das römische Reich als sichtbarer Erzfeind und seine symbolische Bedeutung
Zurück zum sichtbaren Erzfeind: Wir haben ein Tier aus dem Meer, das nach den vier vorhergehenden Tieren beschrieben wird. Es vereint in sich alle Elemente der vier Reiche. Gleichzeitig ist es aber ein neues Reich, und dieses neue Reich war das Reich der Römer.
Genau mit diesem Reich hatten die Christen in Kleinasien zu tun. Der Brief richtet sich ja an die Christen in Kleinasien. Hier liegt eine wichtige Botschaft für die Gläubigen vor, an die das geschrieben wurde: Ihr habt einen Kampf zu führen. Dieser Kampf ist jedoch nicht primär gegen irgendwelche römischen Menschen gerichtet, die euch zum Götzendienst zwingen oder euch verfolgen. Vielmehr ist der wahre Gegner der Drache dahinter.
Es ist das römische Reich als solches, doch hinter diesem römischen Reich steht der Drache. Es heißt in Kapitel 13, Vers 2: „Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Vollmacht.“ Der Drache ist es also, der dem Tier die große Kraft und Macht verleiht, die es hatte. Das römische Weltreich der damaligen Zeit ist das Tier.
Ich sah einen seiner Köpfe wie zu Tode geschlachtet. Bitte beachtet: Es war einer seiner Köpfe, der getötet wurde, und seine Todeswunde wurde geheilt. Doch es war das Tier, dessen Todeswunde geheilt wird.
Nochmal: Das Tier hat sieben Köpfe. Einer seiner Köpfe wird getötet, und dadurch ist das Tier am Sterben – das siebenköpfige Tier, das ganze Tier, ist dadurch am Sterben. Wenn ich zwei Köpfe hätte und ihr würdet einen abschlagen, dann wäre ich am Sterben, weil ein Kopf abgeschlagen wurde. Hier haben wir ein Tier mit sieben Köpfen, und ein Kopf wird abgeschlagen, sodass das Tier am Sterben ist.
Aber die Todeswunde, die durch das Abschlagen dieses einen Kopfes entsteht, wird geheilt. Es ist also nicht so, wie viele meinen, dass ein Kaiser oder eine Einzelperson getötet wird und dann aus dem Tode aufersteht. Das steht überhaupt nicht im Text.
Ein Kopf wird getötet, und nicht der Kopf wird wieder „angeschraubt“. Dadurch entsteht eine Todeswunde, und man meint, das Tier stirbt jetzt. Doch wie durch ein Wunder stirbt das Tier nicht, sondern es steht aus dem Tod oder aus seinem Faststerben wieder auf und wird geheilt.
Das Tier hat jetzt praktisch noch einmal sechs Köpfe. Das ist das Bild, das wir hier haben. Die Todeswunde des siebenköpfigen Tieres wird geheilt, und auf der ganzen Erde staunte man hinter dem Tier her.
Wie die Heilung genau geschieht, müssen wir vorerst offenlassen, denn wir wollen uns am Text orientieren. Es heißt „auf der ganzen Erde“ oder „im ganzen Lande“ – beides ist möglich.
Wenn wir „im ganzen Lande“ übersetzen, bleibt der Bezug auf Israel bestehen. Das bedeutet, dass auch die Israeliten das Tier bestaunten, das römische Tier, und sie huldigten dem Drachen, der dem Tier Vollmacht gab, sowie dem Tier selbst. Sie sagten: „Wer ist dem Tier gleich? Wer vermag mit ihm Krieg zu führen?“
Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist die ganze römische Welt gemeint, oder es wird ausgesagt, dass im Land Israel das Tier sehr geehrt wird und man es nicht wagt, mit dem Tier Krieg zu führen – also mit den Römern. Niemand wagt es, mit dem Tier Krieg zu führen.
Daraufhin ergibt man sich dem Tier und sagt: „Na dann wollen wir dem Tier dienen“, also dem römischen Tier. Das würde jedenfalls zum Zusammenhang passen. Denn als die Römer kamen, wagten die Juden es nicht, einen Krieg gegen die Römer zu führen – zumindest nicht bis zu den letzten Kriegsjahren.
Vorher gab es immer Parteien in Israel, die sagten: „Wir wollen mit den Römern Frieden schließen.“ Sogar in Jerusalem gab es die sogenannte Herodianer-Partei, die immer sagte: „Wir wollen uns doch den Römern ergeben und keinen Krieg mit ihnen führen.“ Die anderen, die Zeloten, wollten hingegen Krieg gegen die Römer führen.
Ich lasse diese Frage jetzt offen.
Die Lästerungen und die begrenzte Herrschaftszeit des Tieres
Es wurde ihm ein Maul, ein Mund gegeben, der Großes redete und Lästerung; und es wurde ihm Vollmacht gegeben, sein Wesen zu treiben, zweiundvierzig Monate lang.
Jetzt stehen wir wieder vor der Schwierigkeit: Sollen wir das buchstäblich nehmen, also eins zu eins übertragen, oder sollen wir es als Symbol verstehen? Früher habe ich anders gedacht, aber in letzter Zeit meine ich, dass es sogar leichter ist, wenn wir es wörtlich nehmen. Denn hier geht es um eine ganz konkrete Zeitspanne. Die Gläubigen, die das lesen, haben immer wieder diese Zahl vor Augen. Wenn sie diese Zahl lesen, einmal in Monaten ausgedrückt, einmal in Tagen, dann wissen sie: Es ist kurz. Es ist nur eine begrenzte Zeit, und wir müssen durchhalten.
Wenn es eine symbolische Zahl wäre, könnten sie meinen, dass schon 42 Monate vergangen sind und sich nichts geändert hat. Die Zahl kommt mir so vor, als sollte man sie so nehmen, wie sie ist.
Was wäre dann diese Zeit? Da müssen wir noch ein wenig abwarten und gemeinsam überlegen. Lesen wir mal weiter:
Es öffnete seinen Mund, also dieses Tier öffnete seinen Mund zur Lästerung gegen Gott, gegen seinen Namen, gegen Gott, um seinen Namen zu lästern, sein Wohnzelt und die, die im Himmel das Wohnzelt haben.
Dieses Tier hat also einen Mund und lästert. Das römische Reich als solches hat nicht einen Mund; es braucht schon einen Menschen, der spricht, um lästern zu können. Aber das römische Reich hatte seine Vertreter, und diese Menschen lästerten, zum Beispiel die Kaiser.
Es könnte also sehr gut möglich sein, dass hier einer dieser Köpfe gemeint ist. Später lesen wir – ich muss jetzt ein bisschen vorgreifen – in Kapitel 17, Vers 8:
Das Tier, das du sahst, war und ist nicht und ist im Begriff, aus dem Abgrund aufzusteigen und ins Verderben zu gehen. Die, die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen – ein gewisses, das war und nicht ist, obwohl es ist.
Hier ist der Verstand gefragt, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und sie sind sieben Könige. Fünf sind gefallen, einer ist, der andere ist noch nicht gekommen; wenn er aber kommt, muss er nur kurze Zeit bleiben.
Das ist sehr konkret. Hier wird eine Erklärung gegeben, keine Vision. Habt ihr bemerkt, Kapitel 17 ist keine Vision, sondern eine Erklärung, das heißt, hier wird die Vision gedeutet.
Das bedeutet, wir müssen es eins zu eins nehmen. Wenn der Engel schon die Zeit nimmt, uns das zu erklären, dann dürfen wir nicht sagen, wir müssten den Engel noch einmal symbolisch verstehen.
Nein, wenn der Engel es erklärt, dann haben wir das so zu nehmen, wie er es sagt. Also, wenn der Engel sagt, die sieben Köpfe sind sieben Könige, dann sind die sieben Köpfe Könige, fertig, Punkt. Dann sind es also sieben Menschen.
Aber sieben Könige, die nacheinander regieren, denn fünf sind schon gefallen, einer ist gerade König, und einer ist noch nicht gekommen.
Jetzt müssen wir eigentlich nur die Kaiser zählen, denn die Könige sind bei Rom die Kaiser. Dort heißen die Herrscher Kaiser.
Ich habe hier eine ganze Reihe über Daniel, die ich eigentlich nicht brauche, aber hier! Kaiser Roms.
Wir können mit Gaius Iulius Caesar beginnen, was eigentlich üblich ist, denn er war ein echter Kaiser, der Erste, der das Kaisertum begründete.
Obwohl er ermordet wurde und man geglaubt hätte, der Traum vom römischen Kaiserreich sei damit gestorben, kam doch noch einer: Augustus, ein Verwandter von ihm. Er riss die Krone an sich und regierte das Imperium als Kaiser. Damit entstand das Imperium wirklich als solches.
Der Dritte war Tiberius, der Vierte Gaius Caligula, der Fünfte Claudius und der Sechste wäre Nero gewesen.
Das würde genau passen, denn Nero regierte von 54 bis 68 nach Christus und war zu der Zeit Kaiser. Das würde gut passen.
Dann kamen drei Soldatenkaiser: Galba, Otho und Vitellius. Diese habe ich hier eingeklammert, denn sie waren selbsternannte Soldatenkaiser in der Zeit der Krise Roms, die nach dem Tod Neros entstand.
Nach Neros Tod ging es drunter und drüber in Rom, und man wusste nicht, wie es weitergehen sollte mit dem Römischen Reich.
Als dann Vespasian kam, vereinigte er das Reich wieder. Er war ein guter Kaiser und regierte lange, etwa zehn oder elf Jahre, als neuer Nero.
Das könnte sich auf das beziehen, was in Vers 11 gesagt wird:
Das Tier, das war und nicht ist, ist selbst auch ein Achter und einer von den Sieben; und es geht ins Verderben.
Vespasian wäre dann der neue Nero, einer von den Sieben, und mit ihm ist das römische Tier wiedererstanden – daher ein Achterkopf.
Das heißt, das Tier ist auch ein Achter, das römische Tier lebt in einem achten Kopf weiter. Das wäre eigentlich noch passend und sinnvoll.
Wie dem auch sei, es gibt noch eine andere These: Man kann auch mit Augustus anfangen zu zählen.
Dann wäre Augustus der Erste, Tiberius der Zweite, Gaius Caligula der Dritte, Claudius der Vierte, Nero der Fünfte und Galba, einer der Soldatenkaiser, der Sechste, der gerade regierte.
Das wäre auch möglich. Dann wäre die Offenbarung im Jahr 68 oder 69 geschrieben, wahrscheinlich Ende 68.
Aber dann dürfte man Otho und Vitellius nicht zählen.
Der nächste, in dem Rom wieder neu erstand, wäre dann Vespasian.
Das geht auch. So oder so kommen wir auf dasselbe Ergebnis: Vespasian ist derjenige, in dem Rom neu zur Blüte geführt wird und aus den Wirren herausgeführt wird.
Meiner Meinung nach ist das das bessere Modell, weil es besser passt.
Auf der ersten Liste war Gaius Iulius Caesar wirklich ein Kaiser. Dafür gibt es klare Belege.
Das kann ich jetzt nicht ausführlich darlegen, aber es gibt Beweise, dass er als Kaiser gezählt wurde und dass man von ihm aus die Kaiserrechnung begonnen hat.
Das nur nebenbei.
Die Verfolgung der Heiligen und die Überwindung des Tieres
Aber was will ich sagen? Das Tier hat Lästerungen. In Offenbarung 13, Vers 5 wird gesagt, dass dem Tier ein Mund gegeben wurde, der Großes redete und Lästerungen aussprach. Es wurde ihm Vollmacht gegeben, sein Wesen 42 Monate lang auszuleben.
Dieses Tier, das hier redet, müsste dann ein Kaiser gewesen sein, der lästerlich über das Göttliche, über Gott, gesprochen hat. Das würde auf Nero zutreffen. Wenn hier das Tier in Vers 5 tatsächlich Nero verkörpert, dem für 42 Monate Vollmacht gegeben wurde, kommt es darauf an, von wann man diese Zeitspanne rechnet.
Das römische Tier hat tatsächlich Nero, der Christen verfolgte, symbolisch dargestellt. Die erste große Christenverfolgung fand bereits 64 nach Christus statt, beim Brand Roms. Dort hat Kaiser Nero in furchtbarer Weise das Christentum lächerlich gemacht. Er ließ Christen als Fackeln verbrennen, um seine Allee zu beleuchten, und warf sie wilden Tieren vor. Das geschah also schon 64 nach Christus.
Wenn man von diesem Zeitpunkt an rechnet, würden die 42 Monate ungefähr bis zu Neros Tod reichen. Nero starb am 9. Juni 68. Von 64 bis Juni 68 vergehen tatsächlich etwa dreieinhalb Jahre. Ob das Zufall ist oder Absicht, weiß ich nicht. Mir scheint es aber nicht so wichtig. Wichtig ist, dass das Tier eine gewisse Zeit lang, eine kurze Zeit, seinen Mund zur Lästerung öffnete. Es lästerte gegen Gott, seinen Namen, sein Wohnzelt und die, die im Himmel wohnen.
Dem Tier wurde gegeben, Krieg mit den Heiligen zu führen und sie zu überwinden. Es erhielt Vollmacht über jeden Stamm, jede Sprache und jedes Volk. Das Tier erhält also große Macht und herrscht über das gesamte römische Weltreich – über jeden Stamm, jede Sprache und jedes Volk.
Wenn hier von jedem Stamm, jeder Sprache und jedem Volk die Rede ist, darf man das nicht im wissenschaftlichen Sinne verstehen. Das ist biblische Sprache. Siehe Apostelgeschichte 2, Vers 4 und 5. Dort heißt es wörtlich, dass Juden aus jedem Volk unter dem Himmel in Jerusalem wohnten. Würde man das wissenschaftlich nehmen, müsste man annehmen, dass Leute aus Jakutien und Australien dort waren. Das ist natürlich nicht gemeint.
„Jedes Volk unter dem Himmel“ ist allgemein gesprochen und meint das gesamte Römische Reich. Die damals bekannte Welt wird beschrieben, nicht die ganze Erde im wissenschaftlichen Sinne. Es waren also Leute aus dem ganzen Römischen Reich vertreten, nicht aus allen Völkern der Welt.
Wenn hier in Offenbarung 13 gesagt wird, dass das Tier Macht über alle Völker hat, heißt das über das gesamte Römische Reich. Es werden ihm alle huldigen, die auf dem Erdland wohnen, deren Namen nicht im Lebensbuch des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an geschrieben sind.
Wenn hier „Erdland“ oder „Land“ übersetzt wird, könnte das bedeuten, dass auch die im Lande Israel bereit waren, ihm Ehre zu erweisen. Sie anerkannten die Römer als Herrscher über sich – allerdings nicht die Gläubigen. Die Gläubigen erkannten den Kaiser nicht als Herrscher an, wohl aber die Ungläubigen.
Was haben die Juden gesagt, als Jesus vor Pilatus stand? Jesus sprach mit ihm über das Königtum und sagte, Pilatus hätte keine Macht, wenn sie ihm nicht von oben gegeben wäre. Pilatus wollte Jesus freilassen und fragte die Juden: „Wollt ihr euren König kreuzigen?“ Die Juden antworteten: „Wir haben nur einen König, den Kaiser.“
Das entspricht genau dem, was hier gesagt wird: Auch die im Land huldigen dem Kaiser als König, verwerfen jedoch den wahren König, den Messias. Am gleichen Tag lasen die Priester einen Wochentagspsalm, einen Psalm, der an einem bestimmten Tag der Woche gelesen wurde. Es war der Freitagspsalm, Psalm 93, in dem Gott als König gepriesen wird.
In Psalm 93 wird gesagt, dass Gott König ist. Die Priester lasen diesen Psalm am Freitag, dem Tag vor dem Sabbat. Sie priesen das Königtum Gottes, doch gleichzeitig erklärten sie, dass sie niemanden als König außer dem Kaiser anerkennen. Sie verwarfen also das Königtum Gottes, indem sie den Messias ablehnten und den Kaiser anbeteten – jene, deren Namen nicht im Buch des Lebens stehen.
Das könnte sich sehr gut auf das Land beziehen. In Vers 8 heißt es, alle, die im Land wohnen, werden ihm huldigen. Psalm 93 beginnt mit der Aussage, dass Gott allein König ist. Doch sie haben diesen Psalm verworfen, den sie damals lasen.
Weiter heißt es: „Wenn jemand ein Ohr hat, der höre.“ Das wurde siebenmal gesagt, auch in den Kapiteln 2 und 3 der Offenbarung. Wer ein Ohr hat, soll hören. Wenn jemand in die Gefangenschaft führt, geht er in die Gefangenschaft. Wenn jemand mit dem Schwert töten wird, muss er mit dem Schwert getötet werden.
Interessant ist, dass gerade Nero, der Christen verfolgte, mit dem Schwert umkam. Er beging Selbstmord, wobei ihm sein Sekretär half, sich im Jahr 68 in das Schwert zu stoßen. Er war auf der Flucht ins Exil, wollte nach Ägypten fliehen, doch es gelang ihm nicht.
So erging es Nero persönlich. Auch anderen Kaisern erging es ähnlich. Hier ist Ausdauer und Glaube oder Treue der Heiligen gefragt. Es gab eine schlimme Christenverfolgung, die vom römischen Tier ausging. In dieser Verfolgung müssen die Gläubigen durchhalten.
Wie können sie das Tier überwinden? In Vers 7 steht, dass dem Tier gegeben wurde, Krieg mit den Heiligen zu führen und sie zu überwinden. Das heißt, er tötete die Gläubigen. Wie können Gläubige das Tier überwinden?
Wir brauchen nur Offenbarung 15 zu lesen. Kapitel 15, Vers 2: „Ich sah ein gläsernes Meer, vermischt mit Feuer, und die Überwinder vom Tier, vom Bild und von seinem Malzeichen und von der Zahl seines Namens. Ich sah sie im gläsernen Meer stehen, sie hatten Harfen Gottes und sangen das Lied des Mose.“
Das waren die Überwinder. Sie haben überwunden, indem sie dem Kaiser nicht huldigten und bereit waren, den Tod zu erleiden. Sie hielten das Wort des Zeugnisses fest. Hier sehen wir also, wie der Weg zum Überwinden aussieht.
Kapitel 15, Vers 2 beschreibt den Weg: Es ist derselbe Weg, den Jesus gegangen ist. Die Bereitschaft, bis zum Letzten für Christus zu sterben und den Mund nicht zu verschließen, sondern Zeugnis für Christus abzulegen. Das ist die große Botschaft der Offenbarung.
Der Weg, wie Gläubige das Tier, den Drachen und die Verfolger überwinden, besteht darin, bereit zu sein, alles für Christus aufzugeben und das Wort weiter zu verkünden. Hier sind Geduld, Ausharren, Ausdauer und Glaube der Heiligen gefragt.
Glaube und Treue gehören zusammen; im Griechischen ist es dasselbe Wort – ein Glaube, der treu bleibt. Das ist hier gefordert. „Wer ein Ohr hat, der höre“, sagt es hier in Vers 9. Das wurde schon siebenmal in den Kapiteln 2 und 3 gesagt.
Wer ein Ohr hat, soll hören – sei es in Ephesus, Sardes, Smyrna oder Philadelphia. Wer ein Ohr hat, soll bereit sein, in Gefangenschaft zu gehen und mit dem Schwert getötet zu werden. Hier sind Ausdauer und Treue der Heiligen gefragt.
Abschluss und Ausblick auf die weitere Auslegung
Und wir haben jetzt ausgeharrt bis zum Mittagessen. Nach dem Mittagessen wollen wir dann weitermachen.
Sind vielleicht noch zwei Minuten Zeit für Fragen zu diesem Abschnitt hier, in Offenbarung 13,1-10? Wir müssen achtgeben, denn es geht um den Kontext. Der Kontext ist die damalige politische Situation der Gläubigen. Einerseits in Kleinasien, dort, wo die Christen wohnten, an die das Buch der Offenbarung geschrieben wurde. Andererseits aber auch in Palästina, dort, wo der große Kampf und Krieg stattfinden sollte.
Wenn man das nicht im Blick hat, kommt man mit der Offenbarung nicht weiter. Ich habe das jahrzehntelang versucht. Bereits 1986 habe ich die Offenbarung intensiv studiert und kam nicht weiter. Auch in den vielen Jahren danach nicht, bis ich erkannte, dass man den historischen Zusammenhang beachten muss. Nur so kommt man weiter. Dann macht die Sache Sinn und das Ganze bekommt Hand und Fuß.
Bitte. Ja, natürlich ist der Drache unsichtbar, und man weiß nicht, dass hinter Nero der Drache steckt. Das wird hier aber offenbar. Die Christen sollen wissen, dass hinter dem römischen Kaiser der Teufel steht. Deshalb dürfen sie niemals dem Kaiser auf Kosten von Christus nachfolgen.
Das Interessante war auch, dass nicht nur damals, als Jesus vor Pilatus stand, die Leute „der Kaiser, der Kaiser“ riefen. Auch später war das Judentum, das sich gegen die Christen stellte, ein dem Römerreich ergebenes Judentum. Das heißt: Was haben die Juden zum Beispiel in Thessalonich gemacht? Sie sagten, diese Christen verkündigen, es sei ein König, den man ehren müsse. Damit stellten sich die Christen als Rebellen gegen den Kaiser dar.
Die Juden verklagten daraufhin die Christen bei den Römern. So gingen die Römer gegen die Christen in Thessalonich vor. Es waren also die dem Kaiser ergebenen Juden, die das nutzten, um das Christentum zum Schweigen zu bringen und die Christen zu verfolgen. Und das passt auch hier.
Dann schließen wir hier.