Einführung und Thema der Predigt
Vielen Dank für die freundliche Begrüßung. Es ist schön, dass Sie heute Nachmittag alle schon hier sind, um gemeinsam dieses Thema ein wenig zu bewegen und vielleicht auch zu vertiefen.
Sollten wir rechtzeitig fertig sein, was ich sehr hoffe, würde es mich freuen, wenn wir noch eine Fragerunde anschließen könnten. Wenn also jemand etwas ganz Besonderes zu diesem Thema auf dem Herzen hat, irgendwo nachfragen möchte oder einen Kommentar abgeben will, wäre es schön, wenn wir noch die Gelegenheit dazu hätten. Ich hoffe sehr darauf.
Viele Verbrechen werden niemals aufgeklärt, und oft gibt es nur einen einzigen Grund dafür: Es fehlen die Zeugen. Ich denke, manche Wahrheit kommt einfach deshalb nicht ans Licht – einfach, weil es keine Zeugen gibt.
In anderen Fällen wird jemand verurteilt, obwohl er überhaupt keine Schuld hat. Der Grund dafür sind falsche Zeugen, also Menschen, die etwas behaupten, was sie in Wirklichkeit nicht gesehen haben.
Und dann ist es schon vorgekommen, dass zwar Zeugen vorhanden waren und auch aussagen wollten, aber noch bevor sie aussagen konnten, wurden sie aus dem Weg geräumt. Nach dem Motto: Nur tote Zeugen sind gute Zeugen. Oder vielmehr: Nur tote Zeugen schweigen.
Dieser Satz könnte auch mal irgendwann als Predigtitel ganz gut passen: Nur tote Zeugen schweigen.
Der Auftrag der Zeugen Jesu
Was für Zeugen sind wir? Das letzte Wort, das der Herr Jesus seinen Aposteln am Himmelfahrtstag mit auf den Weg gegeben hat, daran werden wir nächste Woche wieder denken.
Bevor der Herr in Gottes ewige Welt zurückkehrte, gab er ihnen genau diesen Auftrag: „Ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apostelgeschichte 1,8). Wenn man genau hinschaut, war das kein bloßer Auftrag, den Jesus seinen Jüngern erteilte nach dem Motto: „Ihr sollt meine Zeugen sein, nun seid mal meine Zeugen!“ Es war vielmehr die Feststellung einer Tatsache: Ihr werdet meine Zeugen sein – ganz normal im Futur.
Damit hat Jesus noch einmal klargestellt, bevor er in den Himmel zurückging, wie er sein Reich und seine Gemeinde in dieser Welt aufbauen wird. Er zeigte, wie er seine Wahrheit verbreiten und bekannt machen wird – durch seine Zeugen.
Genau darum geht es: um die Frage, wie wir diesen Dienst, diesen Auftrag so wahrnehmen können, dass der Wille des Herrn erfüllt wird.
Thema und Ziel der Predigtreihe
Die Geschwister, die Brüder, haben mir das Thema gegeben, beziehungsweise wir haben es gemeinsam so abgesprochen: Evangelisation braucht Gemeinde – Entdeckungen in der Apostelgeschichte.
Wir werden heute natürlich nicht die gesamte Apostelgeschichte bearbeiten können. Aber wir werden einige Schlaglichter daraus herausfinden. Meine Hoffnung ist, dass alle danach so motiviert sind, dass sie selbst die Apostelgeschichte weiter studieren.
Oft hört man den Slogan: „Gemeinde braucht Evangelisation.“ Das wird häufig gesagt und stimmt auch. Wann habt ihr eure letzte Evangelisation gehabt? Gemeinde braucht Evangelisation – das ist richtig.
Diesmal haben wir den Spieß umgedreht und gesagt: Evangelisation braucht Gemeinde. Warum ist das so? Zeugen werden gesucht. Aber diese Zeugen hat Herr Jesus von Anfang an nicht als Einzelkämpfer ausgesandt. Er bindet sie zusammen und stellt sie in eine Gemeinde.
Welche Rolle die Gemeinde dabei spielt und welche Aufgabe sie hat, darüber wollen wir heute Nachmittag miteinander nachdenken und arbeiten. Ich möchte versuchen, das in einigen wenigen Punkten zu bündeln. Rückfragen sind dann im Anschluss möglich.
Meine Hoffnung ist, dass das für alle zu einer Ermutigung wird und auch zu einer Herausforderung. Die Frage lautet: Wo kann ich diesen Dienst, so wie der Herr ihn für uns vorgesehen hat, noch weiter fördern? Wo kann ich mich einbringen? Wo will der Herr mich möglicherweise auf einen neuen Weg setzen, den ich bisher noch nicht gesehen habe?
Erste Beobachtung: Die Gemeinde als Ursprung der Weltmission
Einige Beobachtungen zum Thema „Evangelisation braucht Gemeinde“ aus der Apostelgeschichte.
Erste Beobachtung: Die Gemeinde ist die Mutter der Weltmission.
Die Gemeinde ist die Mutter der Weltmission
Die Gemeinde Jesu ist die Mutter der Weltmission. Das ist die erste These. Wenn Sie eine Bibel dabei haben, schlagen Sie bitte gleich Apostelgeschichte 13 auf.
Apostelgeschichte 13 ist eine Art Schaltstelle innerhalb der Apostelgeschichte. Hier beginnt etwas Neues, hier starten die Missionsreisen. Am Anfang der Apostelgeschichte liegt der Schwerpunkt eher auf Petrus. Er hält die große Rede am Pfingsttag und ist derjenige, der bedroht wird, als er im Tempel predigt. Anschließend werden die Apostel angegriffen, und die Gemeinde wird verfolgt.
Das führt dazu, dass die Apostel in Jerusalem die Stellung halten, während weite Teile der Gemeinde aus Jerusalem vertrieben werden. Dadurch breitet sich das Evangelium in Samarien aus und überschreitet gewissermaßen die nächste Grenze. Dort in Samaria kommt die Weltmission schon einmal in den Blick.
In Apostelgeschichte 8 wird berichtet, dass der Kämmerer aus dem Morgenland, der Finanzminister aus Äthiopien, Christ wird. Das Evangelium breitet sich immer weiter aus, doch Petrus bleibt derjenige, von dem am meisten berichtet wird. Danach wird kurz die Bekehrung des Paulus geschildert.
Ab Apostelgeschichte 10 rückt dann die Begegnung zwischen Petrus und Kornelius in den Fokus. Kornelius ist ein Heide, der zum lebendigen Glauben kommt. Petrus erkennt, dass auch Heiden durch Jesus gerettet werden können. Diese Erkenntnis muss er in Apostelgeschichte 11 gegenüber seinen Apostelkollegen rechtfertigen. Er erklärt, dass Jesus zur Rettung genügt.
Ab Kapitel 13 wendet sich die Kamera stärker auf den Apostel Paulus. Es wird berichtet, wie er und seine engsten Mitstreiter das Evangelium auszubreiten beginnen. Dies beginnt mit ihrer Aussendung durch die Gemeinde.
Die Gemeinde, die ab Apostelgeschichte 11 vor allem im Blickpunkt steht, ist die Gemeinde in Antiochia. Das ist eine hochinteressante Stadt, über die wir gleich noch mehr erfahren werden.
Wir wollen jetzt den Anfang von Kapitel 13, Apostelgeschichte 13 ab Vers 1, kurz in den Blick nehmen.
Apostelgeschichte 13,1-3: Die Aussendung von Barnabas und Saulus
Ich lese nach Luther 84, damit jeder seine Übersetzung vergleichen kann. Apostelgeschichte 13 ab Vers 1.
Das Ganze steht unter dieser ersten These: Die Gemeinde ist die Mutter der Weltmission.
In Antiochia gab es in der Gemeinde Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt Niger, sowie Lucius von Kirene, Manaen, der mit dem Landesfürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus.
Als sie dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe.
Daraufhin fasteten sie, beteten, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen.
Zu jener Zeit müssen wir wissen, war das Neue Testament noch nicht abgeschlossen. Deshalb gab es damals noch Propheten, wie hier steht.
Diese sagten der Gemeinde den Willen Gottes. Einerseits interpretierten sie Gottes Wort in die Gegenwart hinein. Andererseits gab Gott durch diese Propheten zu diesem Zeitpunkt auch noch spezielle Offenbarungen.
Zum Beispiel wurde in Apostelgeschichte 11,27 eine Hungersnot durch einen Propheten angekündigt.
Es gab also Propheten und Lehrer.
Lehrer gab es immer in der Gemeinde Jesu. Sie erklärten die Lehre Jesu und festigten den Glauben, indem sie erläuterten, erklärten und weitergaben, was Jesus gesagt hatte.
Dabei zeigten sie den Zusammenhang zwischen der Botschaft Jesu und dem Alten Testament auf.
Sie legten die Grundwahrheiten aus, die Gott offenbart hatte: über Gott, über den Menschen, über die Sünde, über die Welt, über die Zukunft und über die Fragen, wie wir im Willen Gottes unseren Alltag bestreiten.
All dies geschah, indem sie die Schrift auslegten. Und...
Die bunte Zusammensetzung der Gemeinde in Antiochia
Es ist interessant, welche Namen hier in Vers 1 genannt werden. Da ist einmal Barnabas, ein Jude aus Zypern. Er war ein sehr erfahrener Christ, der sich schon sehr gut in der Bibel auskannte und seine Mitchristen gut trösten konnte.
Dann ist von Simeon die Rede, genannt Niger. Niger bedeutet „schwarz“, wahrscheinlich war er ein dunkelhäutiger Afrikaner. Außerdem wird Lucius von Kyrene erwähnt, der ebenfalls vom afrikanischen Kontinent, aus Nordafrika, stammte.
Ein weiterer Name ist Manaen, ein eher ungewöhnlicher Name. Von Manaen wissen wir, dass er mit dem Heer Antipas zusammen erzogen worden war. Antipas war der Onkel von Herodes Agrippa. Manaen trug einen höfischen Ehrentitel, der so viel bedeutete wie „Pflegebruder von Herodes“. Er kam also aus Kreisen, die mit Macht und Einfluss zu tun hatten. Auch er schloss sich der Gemeinde Jesu an.
Man sieht, welche bunte Mischung hier zusammenkommt – so vielfältig, wie wir als Gemeinde sind.
Dann wird noch Saulus erwähnt. Er war von Barnabas als Mitarbeiter herangeführt worden und fand offensichtlich schnell das Vertrauen der Gemeinde.
Diese fünf Männer stehen für die ethnische und kulturelle Vielfalt der Gemeinde in Antiochia. Es war eine richtig bunte Truppe.
Hans Dannenbaum hat in einer Predigt über dieses Kapitel Folgendes gesagt: Was für verschiedenartige Leute stehen in dieser ersten Gemeinde! Ehemalige Heiden aus Nordafrika, Manaen, ein Mann aus vornehmem Hause, der mit einem Prinzen zusammen erzogen worden war, aber dennoch die Schmach der Christusleute auf sich nahm, statt Karriere in der Welt zu machen.
Dann ein hochbegabter junger Theologe wie Paulus, der eine glänzende Laufbahn in seiner jüdischen Kirche aufgegeben hatte, um einer Gemeinde zu dienen, die vermutlich alles andere als ein erlesenes akademisches Publikum war.
Also eine wirklich bunte Truppe.
Die Aussendung als Gottesdiensthandlung
Und Gott legt diesen Personen nun einen besonderen Auftrag aufs Herz.
In Vers 2 heißt es: Als sie dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: „Sondert mir Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe.“ Daraufhin fasteten sie, beteten, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen.
Es ist interessant, dass hier steht: „Als sie dem Herrn dienten.“ Im griechischen Wort für „dienen“ steckt das Wort, das wir aus „Liturgie“ kennen. Dort heißt es „leitourgon“, und Liturgie bedeutet eigentlich wörtlich „Gott dienen“. Dahinter steckt der Gedanke, dass die Gemeinde Gott dient, indem sie zusammenkommt, um Gottesdienst zu feiern, ihn zu ehren und auf sein Wort zu hören.
Hier ist also wahrscheinlich gemeint, dass sie Gottesdienst feierten. Sie kamen zusammen, um zur Ehre Gottes zu singen und gemeinsam das Wort Gottes auszulegen. Wir feiern Gottesdienst, um Gott zu dienen.
Außerdem wird erwähnt, dass sie fasteten. Fasten bedeutete nicht, eine magische Übung zu machen, um etwas von Gott zu erzwingen. Vielmehr enthielt man sich für eine Weile des Essens, um sich besser konzentrieren zu können und sich auf das Wesentliche zu fokussieren.
Dann sprach der Heilige Geist. Es wird nicht genau gesagt, wie er dies tat, aber er machte diesen Männern klar, dass Saulus und Barnabas zu einem besonderen Dienst ausgesandt werden sollen. Die Männer prüften das Ganze noch einmal im Gebet, legten ihnen die Hände auf und schickten sie dann los.
Das Handauflegen bedeutet nicht eine magische Kraftübertragung, durch die sie diesen Dienst nun durchhalten könnten. Vielmehr ist das Handauflegen eine zeichenhafte Bestärkung und Beglaubigung. Es heißt nicht, dass nun irgendwelche Kräfte fließen, sondern es ist eine Symbolhandlung.
Mit dem Handauflegen sagen sie: Ja, wir übertragen euch diesen Auftrag im Namen der Gemeinde. Wir identifizieren uns mit euch, stehen hinter eurem Dienst und beten für euch. Damit wird auch angedeutet, dass wir den Segen von oben, von Gott, für euch erbitten. Aber es ist Gottes Segen und nicht unsere magische Kraftübertragung.
Nachdem sie ihnen die Hände aufgelegt hatten, schickten sie sie auf den Weg. Damit wurde die Weltmission in Gang gesetzt.
Diese Aussendung geschah wahrscheinlich im Rahmen einer Gemeindeversammlung, also nicht nur im kleinen Kreis der fünf namentlich genannten Personen. Ab Vers 2 ist ja schon die ganze Gemeinde im Blick, die zusammen Gottesdienst feierte. Danach gingen Paulus und Barnabas los.
Rückkehr und Bericht der Missionare
Und als sie dann zwei Kapitel später wiederkamen, nämlich am Ende von Kapitel 14, heißt es in Apostelgeschichte 14,26-27:
„Und von dort fuhren sie mit dem Schiff nach Antiochia, wo sie der Gnade Gottes befohlen waren, zu dem Werk, das sie nun erst einmal ausgerichtet hatten.“
Als sie dort ankamen, was machten sie? Sie versammelten die Gemeinde und verkündeten, wie viel Gott durch sie getan hatte und wie er den Heiden die Tür des Glaubens geöffnet hatte.
Sie blieben dort eine nicht geringe Zeit bei den Jüngern. Das heißt: Die Gemeinde sendet sie aus, sie gehen im Namen Jesu los und kehren dann wieder zurück in die Gemeinde, um zu berichten, was geschehen ist. Sie legen Rechenschaft ab für ihre Arbeit, tanken neue Kraft für die nächsten Aufgaben und stärken die Gemeinde durch die Erfahrungen, die sie mit Christus gemacht haben.
Es geht aus von der Gemeinde und kehrt zurück in die Gemeinde.
Die Gemeinde als Mutter der Mission heute
Die Gemeinde ist die Mutter der Mission. Das wollen wir hier als Erstes festhalten. Wer löst die Weltmission aus? Wer sendet die Missionare auf den Weg? Wenn man so will, handelt es sich hier um ein doppeltes Subjekt, einen doppelten Agenten. Es ist der Heilige Geist, wie in Vers 2 gesagt wird: Als er bei dem Herrn diente, sprach der Heilige Geist. Und der Heilige Geist wirkt durch die Gemeinde.
Ihr Lieben, das ist die erste große Lektion, die wir hier lernen: Unter der großen Überschrift „Evangelisation braucht Gemeinde“ gilt auch, dass Weltmission Gemeinde braucht. Die Gemeinde ist die Mutter der Mission.
Im Laufe der Geschichte hat sich bei uns von Zeit zu Zeit die Sichtweise ein wenig verschoben. Mir wurde gesagt, ich dürfte, wenn es heiß wird, ruhig meinen Sakko ablegen. Das will ich hiermit tun. Ich handle also im Auftrag. Vielen Dank, es geht schon. Wenn mir kalt wird, kann ich das Sakko wieder anziehen.
Die Mutter der Weltmission ist also die Gemeinde. In der Zwischenzeit haben sich viele Missionsgesellschaften gebildet, viele Spezialisten für Missionen, die einen wichtigen und guten Dienst tun. Aber wissen Sie, welcher Eindruck dadurch entstehen konnte? Es könnte der Eindruck entstehen, dass Weltmission eigentlich eine Sache der großen Missionsgesellschaften ist. Weltmission sei die Aufgabe der klassischen Missionare, die das machen müssen.
Doch hier sehen wir: Die Mutter der Mission ist die Gemeinde, und das gilt bis heute. Wir können das leicht vergessen, weil uns die Aufgaben vor Ort, die wir ohnehin schon haben, sehr stark beanspruchen. Wir müssen Gemeindehaus bauen, für die regelmäßigen Veranstaltungen sorgen, diakonische Aufgaben wahrnehmen, den Kindergottesdienst vorbereiten – wir haben uns um so vieles zu kümmern.
Das ist nah und ständig vor Augen, während die Weltmission weit weg erscheint. So vergessen wir leicht: Weltmission ist für uns als Gemeinde kein Folklorethema. Es ist nicht etwas, das wir nur machen, wenn wir viel Zeit haben und dann noch ein bisschen Mission betreiben. Weltmission ist für uns keine Fußnote als Gemeinde, keine Nebensache.
Es ist eine echte Aufgabe. Eine Gemeinde schadet sich selbst, wenn sie diese Aufgabe nicht ernst nimmt und wahrnimmt. Das werden wir sehen, wenn wir die Apostelgeschichte weiter studieren.
Praktische Möglichkeiten der Unterstützung von Mission
Sie müssen einfach mal weiterlesen. Mit der Aussendung allein ist es ja noch nicht getan; damit endet die missionarische Verantwortung der Gemeinde nicht.
Was können wir in unseren Gemeinden tun? Wir können Geld für die Mission sammeln. Außerdem können wir als Gemeinde bestimmte Missionare oder missionarische Projekte auswählen, die wir besonders fördern. Über diese Projekte versuchen wir regelmäßig zu berichten und sie zu unterstützen.
In unserer bekennenden evangelischen Gemeinde in Hannover heben wir einmal im Monat eine Kollekte für die Mission. Dabei unterstützen wir ausgewählte Projekte und Missionare. Darüber hinaus können wir Informationen über Missionare sammeln und Missionsgottesdienste durchführen. So freuen wir uns zum Beispiel, dass nächsten Sonntag ein Missionar aus Chile bei uns sein wird, um über seine Arbeit zu berichten.
Wir können auch persönliche Kontakte zu Missionaren pflegen, ihnen gelegentlich eine Mail schreiben und regelmäßig für sie beten. Weltmission vor der Haustür gelingt auch dadurch, dass wir mit den vielen Menschen aus fernen Ländern, die in unserem Land leben, versuchen, ins Gespräch zu kommen.
Es gibt eine interessante Missionsgesellschaft in Deutschland, die Christen dabei unterstützt: den evangelischen Ausländerdienst. Haben Sie vielleicht schon davon gehört? Hier kann man sich in unzähligen Sprachen informieren – ich glaube, in mehr als hundert Sprachen sind Medien verfügbar.
Wenn meine Frau und ich zum Beispiel nach Griechenland reisen, decken wir uns in der Regel mit griechischen Bibeln und griechischen Kalendern ein. Vor Ort gibt es viele Möglichkeiten, Dinge weiterzugeben. Auch das ist eine Möglichkeit, an der Weltmission teilzunehmen: indem wir den Menschen das Evangelium weitersagen, die Gott aus der großen, weiten Welt zu uns in unsere Nachbarschaft führt.
Ich hörte von einer Gemeinde, die über ihrer Ausgangstür einfach folgenden Satz, folgenden Slogan geschrieben hat: „Achtung, Sie betreten jetzt das Missionsgebiet.“ Das wäre vielleicht noch einmal eine Anregung.
Achtung, Sie betreten jetzt das Missionsgebiet.
Es ist wichtig, dass wir hier sehen, wie in Antiochia die Weltmission begann. Die Mutter der Mission ist die Gemeinde, in diesem Fall die Ortsgemeinde, durch die der Heilige Geist wirkt. Das ist das Erste, was wir festhalten wollen.
Zweite Beobachtung: Die Gemeinde als Träger der Evangelisation
Mission und Evangelisation gehören zusammen
Eine zweite Beobachtung lautet: Mission ist in der Bibel unteilbar. Deshalb lassen sich Mission und Evangelisation nicht voneinander trennen.
Oft wird grob gesagt, dass Mission die Ausbreitung des Evangeliums in der großen, weiten Welt ist, während Evangelisation die Verbreitung des Evangeliums im unmittelbaren Umfeld meint. So kann man es definieren, es gibt aber auch andere Möglichkeiten.
Wichtig ist nun Folgendes: Auch für die Evangelisation im näheren Umfeld ist die entscheidende Basis die Gemeinde – und zwar die Gemeinde vor Ort. Das ist meine zweite These: Die Gemeinde ist der Träger der Evangelisation.
Die erste These lautete: Die Gemeinde ist die Mutter der Weltmission. Die zweite These lautet: Die Gemeinde ist der Träger der Evangelisation.
Die Rolle der Ortsgemeinde in der Evangelisation
Auch hier haben wir uns im Lauf unserer Geschichte daran gewöhnt, dass es bestimmte Spezialorganisationen, Evangelisationswerke und Evangelisationsgesellschaften gibt.
Als Gemeinde neigen wir manchmal dazu zu sagen: „Die machen das schon.“ Vielleicht unterstützen wir sie und machen mit, wenn sie etwas organisieren. Doch oft sehen wir nicht klar, dass wir als Ortsgemeinde der eigentliche Träger der Evangelisation sind.
Wir werden gleich noch sehen, warum das so wichtig ist. Viele Probleme in der Evangelisation sind dadurch entstanden, dass die Verantwortung gewissermaßen aus der handelnden Ortsgemeinde ausgelagert wurde.
Nun wollen wir uns anschauen, wie das in der Apostelgeschichte gehandhabt wurde. Wir gehen wieder nach Antiochia. Dort wurde die evangelistische Verantwortung wahrgenommen. Was war dafür wichtig?
Das ist unser zweiter großer Punkt: Die Gemeinde ist der Träger der Evangelisation.
Dazu möchte ich Sie bitten, jetzt zurückzublättern zur Apostelgeschichte 11.
Apostelgeschichte 11,19-30: Evangelisation und Gemeindeleben in Antiochia
Wir lesen in Apostelgeschichte 11,19: Die aber zerstreut waren wegen der Verfolgung, die sich wegen Stephanus erhob.
Über die Verfolgung des Stephanus wird ausführlich in Apostelgeschichte 7 berichtet. Am Ende dieses Kapitels wird erwähnt, wie Paulus die Kleider der Steinewerfer bewacht, die Stephanus töten.
Danach folgt die Ausbreitung des Evangeliums nach Samarien, die Bekehrung und Taufe des Kämmerers aus dem Morgenland. In Kapitel 9 wird schließlich die Bekehrung des Paulus geschildert. Es ist interessant zu sehen, wie ein Ereignis nahtlos in das nächste übergeht.
In Apostelgeschichte 11,19 heißt es weiter: Die aber zerstreut waren wegen der Verfolgung, die sich wegen Stephanus erhob, gingen bis nach Phönizien, Zypern und Antiochia und verkündigten das Wort nicht nur einzelnen Personen.
Unter ihnen waren auch einige Männer aus Zypern und Kyrene. Diese kamen nach Antiochia und redeten auch zu den Griechen, also zu den Heiden. Sie predigten das Evangelium von dem Herrn Jesus, und die Hand des Herrn war mit ihnen. Eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn.
Diese Nachricht erreichte die Gemeinde in Jerusalem, die Zentralgemeinde sozusagen. Sie sandten Barnabas nach Antiochia, damit er sich dort um die Gläubigen kümmerte.
Als Barnabas dort ankam und die Gnade Gottes sah, wurde er froh. Er ermahnte alle, mit festem Herzen an dem Herrn zu bleiben. Barnabas war ein bewährter Mann, voll des Heiligen Geistes und Glaubens. Viele Menschen wurden für den Herrn gewonnen.
Barnabas machte sich daraufhin auf den Weg nach Tarsus, um Saulus zu suchen. Als er ihn fand, brachte er ihn nach Antiochia. Dort blieben sie ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele Menschen.
In Antiochia wurden die Jünger zum ersten Mal Christen genannt.
In diesen Tagen kamen Propheten aus Jerusalem nach Antiochia. Einer von ihnen, mit Namen Agabus, trat auf und sagte durch den Geist eine große Hungersnot voraus, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte.
Diese Hungersnot ereignete sich unter dem Kaiser Claudius. Unter den Jüngern beschloss jeder, nach seinem Vermögen den Brüdern, die in Judäa wohnten, eine Gabe zu senden.
Die drei Säulen einer evangelisierenden Gemeinde
Jetzt wollen wir in wenigen Schritten betrachten, was hier passiert. Unter der Überschrift „Gemeinde ist Träger der Evangelisation“ stellt sich die Frage: Wie läuft das hier in Antiochia ab?
Das Erste, was wir sehen, ist: Sie breiten die Botschaft aus, sie evangelisieren. Aber wie geschieht das? In Vers 19 steht: Sie verkündigten das Wort. In Vers 20 heißt es: Sie predigten das Evangelium vom Herrn Jesus.
Und wer macht das? Nicht nur einige Spezialisten, nicht nur einige professionelle Evangelisten, nicht nur einige bekannte Redner, sondern viele einzelne Christen sind aktiv, viele unbekannte Leute. Die einen konzentrieren sich noch auf die vertraute Zuhörerschaft, auf die jüdischen Volksgenossen. Das steht in Vers 19: Sie verkündigten das Wort niemandem außer den Juden.
Mit diesen kamen sie am besten zurecht, denn sie konnten an das Alte Testament anknüpfen. Diese Zuhörer waren eher von ihrer Herkunft her frommer, was einen leichteren Zugang ermöglichte, eine besser vorbereitete Brücke. Dann gibt es aber auch andere, die sprechen zu den Griechen. Sie gehen zu den Fernerstehenden, zu denen, die überhaupt keine christliche Sozialisation haben, wie wir heute sagen würden, und sagen ihnen dieselbe Botschaft. Sie predigen das Evangelium vom Herrn Jesus.
Hier müssen wir eine Sache ganz klarstellen: Was heißt evangelisieren?
Evangelisieren bedeutet nicht, ein Zelt aufzubauen und einen Gastredner einzuladen. Das ist noch nicht evangelisieren. Evangelisieren bedeutet nicht automatisch, eine Abendveranstaltung durchzuführen und darüber zu berichten. Das für sich genommen ist noch keine Evangelisation.
Evangelisieren heißt auch nicht unbedingt, in eine Stadthalle einzuladen, eine große Aktion zu machen und danach Leute nach vorne zu rufen. Auch das ist noch nicht automatisch Evangelisation.
Evangelisieren in der Bibel bedeutet eines: Das Evangelium von Jesus Christus weiterzugeben.
Wenn das in der Stadthalle geschieht, dann wird dort evangelisiert. Wenn das im Zelt geschieht, dann wird dort evangelisiert. Wenn das in einer Abendveranstaltung geschieht, dann wird dort evangelisiert.
Aber eines müssen Sie ganz klar sehen: Evangelisation ist nicht eine Frage der Form. Ob ich jetzt einen Gastprediger habe, ob ich Leute nach vorne rufe oder irgendetwas Spezielles mache, das ist nicht entscheidend.
Evangelisation ist eine Frage des Inhalts.
Evangelisieren geschieht immer dort, wo das Evangelium von Jesus Christus an solche weitergegeben wird, die noch nicht zu ihm gehören. Ob das im Hörsaal an der Universität ist, ob das bei einer Bahnfahrt geschieht, ob das am Flughafen passiert, wenn man mit jemandem auf den nächsten Anschluss wartet, ob das im Betrieb ist, am Frühstückstisch mit der Mutter oder wo auch immer. Ob das in einer Predigt geschieht, in einer öffentlichen Veranstaltung oder in einem Buch, das man jemandem weitergibt – überall dort wird vollgültig evangelisiert.
Das ist nach biblischem Verständnis Evangelisation.
Evangelisieren bedeutet, das Evangelium weiterzugeben. Das heißt evangelisieren.
Das Evangelium in Kürze
Das Evangelium wäre jetzt interessant, wenn wir zehn Leute auslosen würden. Kommen wir schnell nach vorne und sagen in wenigen Sätzen: Was ist das Evangelium?
Wir machen das jetzt nicht, aber das Evangelium lässt sich sehr gut zusammenfassen. Es heißt nämlich:
Erstens: Es gibt einen heiligen Gott, dem wir unser Leben verdanken und dem wir Rechenschaft schulden.
Zweitens: Wir Menschen sind durch die Sünde, durch die Schuld, von diesem Gott getrennt. Wir stehen, ob wir das wollen oder nicht, ihm letztlich als Feinde gegenüber.
Drittens: Gott will uns in dieser verlorenen Situation nicht hilflos alleinlassen. Sondern er hat seinen eigenen Sohn geschickt, damit dieser die Brücke bildet. Er trägt stellvertretend für uns die verdiente Strafe und den Zorn Gottes.
Und jetzt kommt es viertens darauf an: Wenn wir gerettet werden wollen, müssen wir uns an diesen Jesus Christus, den Gott für uns geschickt hat, im Glauben klammern. Wir rufen ihn um Rettung an, bitten ihn um Vergebung und nehmen ihn als unseren Herrn an.
Ob das geschieht, daran entscheidet sich fünftens die Frage, welchen Ausgang unser Leben nehmen wird: Himmel oder Hölle.
Das ist in Kurzfassung das Evangelium, das ist der Inhalt des Evangeliums. Es gibt einen heiligen Gott, wir Menschen sind verloren, aber Gott hat in seinem Sohn Christus die Brücke gebaut, der die Strafe stellvertretend für uns getragen hat. Und jetzt gilt es viertens, sich an diesen Jesus Christus zu wenden im Glauben. Daran wird sich entscheiden, ob wir auf ewig gerettet oder auf ewig verloren werden.
Das ist das Evangelium in Kurzfassung so.
Und wo diese Botschaft weitergesagt wird, da geschieht Evangelisation. Wo diese Botschaft nicht weitergesagt wird, da geschieht keine Evangelisation oder zumindest keine vollständige, ganze Evangelisation.
Natürlich können wir in jedem Gespräch in der Bahn nicht immer alles sagen. Das ist leider so. Manchmal geht es erstaunlicherweise, manchmal nicht. Manchmal können wir nur einen ersten Anstoß geben, manchmal können wir eine Schrift weitergeben, in der vielleicht alles steht.
Aber Gott sieht ja die Möglichkeiten. Gott weiß, wie weit jeder Einzelne ist. Selbst dort, wo wir etwas versäumen, kann der Herr das noch tausendmal wieder auffangen.
Mir ist nur wichtig, dass uns das ganz klar ist: Evangelisation bedeutet, den Inhalt des Evangeliums zu kommunizieren. Da geschieht Evangelisation, in den unterschiedlichsten Formen. Und das ist letztlich jedem Jünger Jesu aufgetragen.
Es gibt Leute, die besonders begabt sind. Es gibt Leute, die von Gott auch diese besondere Begabung haben, Menschen anzusprechen, Menschen einzuladen und auf Menschen zuzugehen. Manche können besonders gut Schriften an Menschen weitergeben. An wen meine Frau alles Schriften weitergibt, das würde ich mich manchmal gar nicht trauen.
Aber so ist es: Jeder hat seine besondere Begabung und seinen besonderen Zugang. Wir müssen wieder das machen, was zu uns passt.
Wichtig ist, dass der Inhalt weitergegeben wird.
Gottes Wirken und die Bedeutung der Gemeinde
So, das ist das Erste: Sie verkündigten das Wort und predigten das Evangelium von Jesus Christus. So entsteht gewissermaßen die christliche Gemeinde in Antiochien. Hier bildet sich die erste internationale Gemeinde Jesu Christi.
Antiochia war damals keine gewöhnliche Stadt. Sie gehörte zu den bedeutendsten Städten ihrer Zeit. Gott hat sich für diese Gemeinde also eine ziemlich große Bühne ausgesucht, wenn man so will – das ist Gottes Sache.
In Vers 21 steht so wunderbar: „Die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn.“ Gott greift also mit seiner Hand ein. Er bewirkt, dass Menschen zu Jesus umkehren und an ihn glauben. Das geschieht nicht nur unter den Juden, sondern auch unter den Griechen.
Ich finde diese Verse großartig, weil sie zeigen, wie wichtig jeder einzelne Christ in diesem Prozess ist. Es ist bedeutend, dass jeder von uns als Teil der Gemeinde sich fragt: Wo kann ich dazu beitragen, dass Menschen dieses Evangelium kennenlernen?
Dafür kann man beten, Schriften weitergeben, Menschen einladen oder vielleicht CDs mit Predigten weitergeben. Wo kann ich als Teil der Gemeinde meinen Beitrag leisten? Das will der Herr Jesus: dass wir alle seine Nachfolger bereit sind, dies zu tun.
Ermutigung und gegenseitige Unterstützung in der Gemeinde
So wie jeder tapfere Versicherungsvertreter, von dem mir ein Freund vor einiger Zeit erzählte. Es war eine sehr skurrile Situation: Ein Witwer war über einen Arzt zu Recht empört, weil dieser medizinisch so gehandelt hatte, dass der Witwer seine Frau auf dem Gewissen hatte. Der Arzt hatte sie falsch behandelt, sie war gestorben, und der Witwer war so erschüttert, dass er diesen Arzt erschießen wollte.
Er wusste, dass der Arzt an diesem Tag kommen würde. Es ist wirklich so passiert: Der Witwer brachte sich in Position hinter einer Hecke mit einem Gewehr. Während er dort stand und wartete, kam ein Versicherungsvertreter des Weges.
Der Witwer hatte eigentlich den Arzt erwartet, doch glücklicherweise schoss er nicht auf den Versicherungsvertreter. Stattdessen bat er ihn erst einmal ins Haus und führte mit ihm ein Gespräch. Im Laufe des Gesprächs redeten sie nicht nur über Versicherungen, sondern kamen auch auf den Glauben zu sprechen.
Der Versicherungsvertreter machte das so: Er konnte dem Witwer ohne Vorwissen die Sündhaftigkeit des Menschen deutlich machen. Er sagte: „Wissen Sie, Sie sind zu allem fähig als Mensch. Sie könnten glatt jemanden…“
Der Witwer war nun völlig platt und packte aus. Er sagte: „Ja, wenn Sie wüssten, wenn Sie wüssten.“ Daraufhin sagte der Versicherungsvertreter: „Jetzt muss ich noch meine zweite Aktentasche holen.“
Er brachte seine Tasche mit den Versicherungsunterlagen ins Auto und holte die Tasche mit den christlichen Schriften. Der Witwer fand daraufhin zum Glauben.
Er erzählte es später dem Arzt und sagte: „Wenn der nicht an dem Tag gekommen wäre, dann würden Sie heute wahrscheinlich hier nicht mehr sitzen.“
So geschieht auch Evangelisation.
Ermutigung durch die Gemeinde in Jerusalem
Als die Brüder in Jerusalem davon hören, werden sie aktiv und wollen das unterstützen. Man muss sich vorstellen: Jerusalem ist etwa 500 Kilometer von Antiochien entfernt. Daraufhin schicken sie den bewährten Tröster und Ermutiger Barnabas.
Das ist das Zweite, was wir hier sehen und was zu einer evangelisierenden Gemeinde dazugehört – und das ist sehr wichtig. Wenn man das gliedern möchte, heißt es in den Versen 19 bis 21: die Botschaft ausbreiten, und in den Versen 22 bis 24: einander ermutigen. Auch das gehört zu einer evangelisierenden Gemeinde.
Jerusalem schickt also Barnabas, den Sohn des Trostes. Er wurde in Zypern geboren und hatte schon in seiner Jugend mit Heidenkindern gespielt. Deshalb konnte er sich die Situation gut vorstellen. Nun kommt er nach Antiochien, und hier steht, dass er sich freute. Es gab also keinen Neid, etwa: „Bei uns in Jerusalem wächst es jetzt ein bisschen langsamer, aber bei denen in Antiochien schon schneller.“ Im Gegenteil, in Vers 23 heißt es: „Als er dort angekommen war und die Gnade Gottes sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen bei dem Herrn zu bleiben.“
Barnabas war ein bewährter Mann, voll heiligen Geistes und Glaubens. Durch ihn wurde viel Volk für den Herrn gewonnen. Das hat also auch dazu beigetragen, dass die Evangelisation der Gemeinde gestärkt wurde, weil der Tröster und Ermutiger Barnabas dazukam.
Das ist wichtig, wenn wir eine evangelisierende Gemeinde sein wollen: Wir müssen uns in der Gemeinde gegenseitig trösten und ermutigen. Wie kann ich andere ermutigen? Manchmal einfach dadurch, dass ich ihnen zuhöre. Wenn jemand anfängt, von seinem Problem zu erzählen, sollte ich nicht gleich zum nächsten Thema übergehen, sondern mir Zeit nehmen.
Oder wenn ich weiß, dass jemand in einer besonders traurigen Situation ist oder mutlos, etwa weil seine Jugendgruppe nicht so gut läuft oder weil er andere Enttäuschungen erlebt hat, dann kann ich ihm eine Freude machen. Zum Beispiel, indem ich ihn anrufe und sage: „Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht, und dir sagen, dass ich für dich bete.“
Trösten bedeutet auch, jemandem gegenüber Mitgefühl auszudrücken, wenn er in Schwierigkeiten steckt. Wenn ich sehe, dass jemandem Unrecht geschehen ist oder er etwas Schlimmes erlebt hat, kann ich einfach zuhören. Trösten kann auch bedeuten, dass ich mich mit ihm zusammen aufrege und sage: „Mensch, das ist wirklich übel, was dir da widerfahren ist. Das tut mir leid.“
Manchmal gibt es Christen, die gerade niedergeschlagen sind, weil ihnen Unrecht getan wurde oder sie Leid erfahren haben. Sie erzählen es anderen und erwarten ein tröstendes Wort. Doch der Zuhörer findet das gar nicht so schlimm und sagt vielleicht sogar: „Stell dich nicht so an.“
Dabei ist es manchmal schon tröstlich, wenn ich jemandem deutlich mache: „Mensch, das ist wirklich mies, was sie da mit dir gemacht haben. Das tut mir leid. Ich bete für dich, dass du den Mut nicht verlierst.“
Das Wichtigste am Trösten ist, denke ich, dass wir den Blick des anderen auf Jesus richten. Genau das macht Barnabas. Er ermutigt sie, in Vers 23 „mit festem Herzen an dem Herrn zu bleiben“.
Das gehört zu einer evangelisierenden Gemeinde: dass wir uns gegenseitig ermutigen. Wo die Gemeinde dem Herrn dient, wird es immer Widerstand geben. Es wird Ärger geben, und der Teufel wird viele Anlässe haben, dieser Gemeinde Schwierigkeiten zu bereiten.
Umso wichtiger ist es dann, dass wir einander trösten und unseren Blick auf Christus richten.
Wachstum der Gemeinde als Werk Gottes
Schauen Sie, in Vers 24 steht etwas Interessantes darüber, wie Gott darauf reagiert, dass diese Gemeinde die Botschaft weitergibt und sich tröstet. Dort heißt es: „Es wurde hinzugetan zu dem Herrn.“ Haben Sie das gesehen? Am Ende von Vers 24 könnte man das wörtlich übersetzen mit: „Es wurde dem Herrn eine beträchtliche Menge hinzugetan.“
Daran werden zwei spannende Dinge deutlich. Erstens: „Es wurde hinzugetan“ bedeutet, dass die evangelisierende Gemeinde nicht selbst hinzufügt. Das können wir nicht machen. Wir können Gemeindewachstum nicht erzwingen und auch keine Bekehrung herbeiführen. Durch diese Passivform „Es wurde hinzugetan“ sagt Lukas, dass das Gott getan hat. Wir haben die Aufgabe, das Evangelium zu verbreiten, aber nur Gott kann Menschen hinzufügen.
Zweitens: Wozu wurde hinzugetan? Es steht nicht da, dass „es wurde der Gemeinde hinzugetan“ oder „dem Verein“ und es kamen ein paar neue Mitglieder dazu. Stattdessen heißt es wörtlich: „Es wurde dem Herrn eine beträchtliche Menge hinzugetan.“ Das bedeutet, dass diejenigen, die zum Glauben gewonnen werden, Christus zugefügt werden.
Es geht also nicht darum, dass wir Menschen für uns gewinnen oder für unseren Verein und unsere Mitgliederliste. Das Ziel ist, sie für Christus zu gewinnen. Sie werden von Gott hinzugefügt und Christus zugefügt. Natürlich will man sie auch der Gemeinde zufügen, weil wir darin gemeinsam gestärkt werden, ihm zu folgen. Es geht also nicht um Vereinsmeierei, sondern um die Gemeinde Jesu.
Zusammenarbeit und Demut in der Gemeinde
Ich finde es auch erstaunlich, dass Barnabas hier eine bemerkenswerte Demut zeigt. Er holt sich einen Kollegen dazu, der ihn unterstützen soll. In diesem Fall ist es sogar eine prominente Persönlichkeit, nämlich Saulus. Saulus war einer der aufstrebenden Leute, und Barnabas wusste, dass sie ihn gut gebrauchen konnten.
Paulus wurde möglicherweise wegen seiner Bekehrung von seiner Familie enterbt. Das wissen wir nicht genau. In Philipper 3,8 schreibt Paulus: „Ich habe alles eingebüßt.“ Es ist gut möglich, dass seine traditionelle Familie ihn wegen seiner Hinwendung zu Jesus ausgestoßen hat. Das ist zwar nicht sicher, aber durchaus denkbar.
Jedenfalls kümmerte sich Barnabas um Paulus und holte ihn nach Antiochia. Dort hatte er einen wunderbaren Kollegen, um das Dritte zu praktizieren, das zu einer evangelisierenden Gemeinde dazugehört. Das bedeutet, das Evangelium zu verbreiten, einander zu ermutigen und zu trösten.
Das dritte Element, das wir hier sehen, ist das Lehren. Es geht darum, sich um die biblische Lehre zu kümmern, um deren Ausbreitung und um die Stärkung der biblischen Wahrheit.
Die Bedeutung der Lehre in der Gemeinde
Das finden wir hier in den Verse 25 und 26. Barnabas aber zog aus, nach Tarsus Saulus zu suchen. Als er ihn fand, brachte er ihn nach Antiochia. Dort blieben sie ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele.
In Antiochia wurden die Jünger dann zum ersten Mal Christen genannt.
Sie nehmen sich wirklich Zeit, weil sie erkennen, dass die Gemeinde wächst. Aber es reicht nicht, nur neue Leute dazuzuholen. Es genügt auch nicht, einfach ein paar lockere Programme zu veranstalten, bei denen sich die Menschen in den Gemeinderäumlichkeiten treffen können.
Vielmehr geht es jetzt darum, dass die Gläubigen im Glauben wachsen. Sie sollen geschützt werden gegen die vielen Anfeindungen, Verwirrungen und Hinterfragungen, die von außen kommen.
Das gelingt nur durch eines: dass sie fest gegründet werden auf dem Fundament der Wahrheit. Sie sollen erwachsen werden im Verständnis dessen, was die Bibel lehrt.
Gottes Wort muss ihnen ganz deutlich vermittelt und vor Augen und Sinnen entfaltet werden.
Verbindung von Missions- und Lehrauftrag
Ich muss jetzt einfach mal auf stumm stellen. Sorry, das mache ich sonst immer vorher. Aus irgendeinem Grund will ich das heute nicht stumm stellen lassen. So, jetzt machen wir es mal ganz aus. Jetzt wird es uns nicht mehr stören. Entschuldigung.
Also, es ist ganz wichtig, dass wir uns in einer Gemeinde gründlich um die Lehre kümmern. Wissen Sie, das gehört untrennbar mit unserer evangelistischen Aufgabe zusammen. Was hat der Herr Jesus gesagt, als er den Missionsbefehl damals gegeben hat? „Geht hin in alle Welt, macht zu Jüngern alle Völker“ – und dann hat er gesagt: „Lehret sie halten“. Also der Missionsbefehl ist ganz eng verbunden mit dem Lehrbefehl.
Deswegen kann ich nicht sagen: Ja, wir evangelisieren, und dann schicken wir die Leute in irgendwelche Gemeinden, und wie es dann mit ihnen weitergeht, ist Gottes Sache. Wenn wir Menschen zum Glauben rufen und zum Glauben führen, übernehmen wir damit auch eine Verantwortung, ihnen zu helfen, im Glauben zu wachsen. Wir können die evangelistische Verantwortung nicht von der Verantwortung trennen, jemanden lehrmäßig weiterzuführen. Der Herr Jesus hat den Missionsbefehl und den Lehrbefehl ganz eng miteinander verknüpft.
John Wesley hat mal sinngemäß gesagt: Menschen zum Glauben zu führen und sie dann nicht zu sammeln, um sie zu stärken, zu lehren und weiterzuführen, das heißt „Kinderzeugen für den Mörder“. Hier haben sie es besser gemacht. Sie haben großes Gewicht darauf gelegt, die Gemeinde zu lehren, damit man Gott besser kennenlernen kann. Wie sollen unsere Leute Gott besser kennenlernen, wenn sie nicht gelehrt werden? Wenn sie nicht erfahren, wer Gott ist, wie Gott ist, was Gott will und wie Gott handelt?
Es kommt darauf an, dass wir uns selbst besser verstehen. Wie sieht Gott unser Leben? Was erwartet Gott von seinen Kindern? Wie will er uns führen? Wie sollen wir die Vorgänge in dieser Welt durch die Sicht des Wortes Gottes verstehen? Was bedeutet Gottes Konzept für unser Zusammenleben? Was bedeutet Gottes Konzept für unser Zusammenleben in der Gemeinde, für unser Zusammenleben in der Familie, für unseren Beruf? Was ist Gottes Konzept für den Umgang mit Sexualität, für den Umgang mit Geld und so weiter?
Da gibt es ganz klare biblische Leitlinien. Und die Aufgabe einer Gemeinde ist es, diese biblischen Leitlinien zu lehren. Etwa in der Jugendarbeit ist es ungemein wichtig, zu lehren, was das biblische Konzept für den Umgang mit Sexualität ist. Zum Beispiel ist vorehelicher Geschlechtsverkehr in den Augen Gottes Sünde. Es ist wichtig, dass wir das in der Jugendarbeit lehren.
Das gehört alles zur Lehre: dass wir fragen, was Gottes Plan mit unserem Leben ist, was Gottes Konzept für die verschiedenen Gestaltungsformen des Lebens im Alltag ist. Das gehört alles zur Lehre. Die Bibel bietet uns eine zusammenhängende Weltanschauung.
Es ist wichtig, dass wir diese gesamte Weltsicht Gottes, die er uns in seinem Wort schenkt, weitergeben und auch anwenden. Das ist übrigens auch für mich der Schlüssel der Kindererziehung. Das Wichtigste, was wir christlichen Eltern unseren Kindern schulden, ist, dass wir ihnen helfen, die biblische Weltsicht als Ganzes kennenzulernen. Und dass sie möglichst an uns sehen, dass wir – bei allen Fehlern, die wir haben – das selber ernst nehmen und darin gehorsam sein wollen als Eltern.
Wir leben da auch von der Vergebung des Herrn, natürlich, aber wir versuchen, treu darin zu sein. Und das gilt nicht nur für die Kindererziehung, sondern auch für die Lehre in der Gemeinde. Wenn wir vollmächtig evangelisieren wollen, müssen wir gründlich lehren.
Ihr Lieben, wir können nur dann gründlich lehren, wenn wir selber fest auf dem Boden der Bibel stehen und sagen: Herr, wir wollen deinem irrtumsfreien Wort wirklich vertrauen. Wir wissen, dass wir als Menschen unsere Grenzen haben und vieles noch nicht klar genug sehen. Wir wissen, dass wir noch viele Fehler machen, aber wir wollen gehorsam sein – auch als Gemeinde, auch als Älteste. Wir wollen treu sein und die Dinge konsequent auch selber in unserem Leben praktizieren.
Herr, wir sind so angewiesen auf deine Vergebung, aber wir möchten treu sein, wir möchten gehorsam sein. Hilf uns doch dabei!
Lehre ist für eine evangelisierende Gemeinde ungemein wichtig, auch deshalb, weil sonst diese Gemeinde schutzlos und hilflos allen möglichen Strömungen ausgeliefert ist. Ständig kommen irgendwelche neuen Strömungen, ständig neue Konzepte aus Amerika, aus Deutschland oder von sonst woher.
Leider hat sich in der Geschichte der letzten zwanzig Jahre oft gezeigt, dass diese Konzepte, die teilweise ziemlich viel Unfug in die Gemeinden hineingespült haben, sich oft als besonders evangelistisch ausgegeben haben. Gerade unter dem Etikett „evangelistisch“ wurde viel theologischer Unfug in die Gemeinden hineingebracht.
Ja, wie sollen die Gemeinden das erkennen? Oft steht dann auf dem Etikett „evangelistisch“, und wer will schon gegen evangelistisch sein? Wenn man dagegen ist, gilt man schnell als nicht evangelistisch.
Was brauchen wir? Wir brauchen Lehre. Es geht darum, dass wir, wie Paulus gesagt hat, „prüft alles und behaltet das Gute“ (1. Thessalonicher 5,21). Aber behaltet nicht den Mist.
Über eine Gemeinde – eine riesige Gemeinde in Chicago – wurde sinngemäß gesagt: Diese Gemeinde ist hundert Quadratmeter breit, aber nur zehn Millimeter tief. Über Willow Creek hat man das gesagt. Und deswegen hat Jesus die Bedeutsamkeit der Lehre betont, und seine Apostel haben das in seinem Auftrag sehr klar formuliert und deutlich weitergegeben.
Weil das zurzeit so aktuell ist, muss ich an dieser Stelle noch einen kurzen Hinweis geben auf eine falsche Lehre, die im Namen des evangelistischen Anliegens zurzeit besonders verbreitet wird und auf unterschiedlichsten Kanälen in die Gemeinden hineingespült wird. Das ist die Bewegung der sogenannten Emerging Church.
Ich weiß nicht, ob das auch hier in Sachsen schon angekommen ist. Einige von Ihnen lächeln – daraus schließe ich, dass dem so ist. Wir haben uns jetzt nicht die Zeit genommen, uns ausführlich mit der Emerging Church Bewegung zu befassen, aber ich möchte ein paar wenige Sätze dazu sagen.
Man hat den Eindruck, dass hier ein völlig neuer Ansatz von Gemeindearbeit und Evangelisation geprägt werden soll. Mit dem Anliegen, dass man sagt: Ja, wir leben ja in der Postmoderne. Das ist sicher richtig, dass wir von der Epoche her jetzt in der Postmoderne leben. Ich habe ja ein kleines Büchlein dazu geschrieben. Wenn Sie sich über die Postmoderne ausführlicher informieren wollen, können Sie da mal reinschauen.
Dann sagt man, wir wollen diesen Zeitgenossen der Postmoderne natürlich besonders nahekommen – auf ihre Weise. Und da ist dann diese Bewegung der Emerging Church entstanden.
Vor einigen Wochen rief mich zum Beispiel eine Frau aus Süddeutschland an, die zu einer großen landeskirchlichen Gemeinschaft gehört. Sie sagte, wir hätten führende Vertreter der Emerging Church zum Seminar hier, und unsere Gemeindeleitung macht das alles mit. Die stört sich an überhaupt nichts. Da war ein Vertreter eines großen evangelikalen Verlages, der hat das total unterstützt.
Worum geht es bei der Emerging Church? Ich will Ihnen einen wichtigen Aspekt ihrer Lehre ganz kurz sagen: Die Emerging Church sagt und behauptet, Jesus Christus will diese Welt in sein Reich umgestalten. Es geht Jesus nicht in erster Linie darum, sagt die Emerging Church, dass seine Gemeinde gebaut wird – komisch, wir hatten das immer so verstanden – sondern es geht vielmehr darum, dass diese Welt immer mehr nach seinen Vorstellungen von Gerechtigkeit umgestaltet wird, transformiert wird. Und das ist das große Stichwort: Transformation.
Es geht nicht in erster Linie um Mission, es geht um Transformation dieser Welt, dieser Gesellschaft. Deshalb fordert die Emerging Church, dass sich die Christen nicht in erster Linie für Evangelisation stark machen, sondern mindestens genauso dringend, wenn nicht dringender dafür arbeiten sollen, dass diese Welt umfassend verbessert wird.
Das heißt, sie sollen sich sozial und diakonisch vor allem engagieren. Und wissen Sie, erst sagt man: nicht nur evangelisieren, sondern auch sozial tätig werden. Aber man meint eigentlich: sondern auch – in Zukunft vor allem – sozial tätig werden.
Unter diesem Stichwort „Transformation“ haben zwei führende Vertreter dieser Bewegung in Deutschland am Marburger Bibelseminar einen neuen Studiengang eingerichtet: den Studiengang Gesellschaftstransformation. Das sind Tobias Feix und Professor Johannes Reimer. Sie sind in Deutschland zwei der besonders starken Förderer und Vertreter dieser Bewegung und haben viele Bücher dazu geschrieben.
In diesem Konzept der Emerging Church wird die Welt nicht als Gegenüber zur Gemeinde verstanden, wie die Bibel das sagt. Die Bibel sagt ja zum Beispiel in Römer 12: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich!“ Gottes Wort sagt zum Beispiel ganz eindeutig, dass Satan der Fürst dieser Welt ist.
Das Emergent Church Konzept sagt: Ja, die Welt ist schon gestört, gewiss, aber im Prinzip stellt die Welt doch einen positiven Raum dar und ist jetzt der Ort, wo jederzeit das Reich Gottes durch Taten sozialer Gerechtigkeit gebaut werden kann. Gott ist schon am Werk, diese Welt zu verändern, und er lädt uns Christen zur Mitwirkung daran ein.
Deshalb sollen die Christen einen Großteil ihrer Zeit investieren, um mit Nicht-Christen zusammen soziale Aktionsprogramme durchzuführen oder an ihnen teilzunehmen. Jede gute soziale Aktion in dieser Welt trägt dazu bei, äußerlich am Reich Gottes zu bauen.
Das ist jetzt etwas grob zusammengefasst, weil wir nicht viel Zeit haben, aber das ist die Richtung. Das Wort Gottes sagt uns etwas anderes. Unser Herr Jesus hat gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Johannes 18).
Jesus hat auch gesagt: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und doch Schaden an seiner Seele nähme?“ Jesus hätte auch sagen können: Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt transformierte und doch das ewige Leben verlöre?
Unser Herr hat uns nicht den Auftrag gegeben und auch nicht verheißt, dass wir diese Welt Schritt für Schritt in sein Reich transformieren. Das hat er einfach nicht getan. Jesus hat eine ganz scharfe Unterscheidung vorgenommen zwischen der Welt auf der einen Seite und seiner Gemeinde auf der anderen.
Wenn Sie das mal genauer nachlesen wollen, lesen Sie mal Johannes 15, Vers 20. Wir haben leider nicht die Zeit, das jetzt zu tun, aber lesen Sie mal Johannes 15, Vers 20. Dort macht unser Herr das noch mal ganz klar.
Noch ist der Fürst dieser Welt wer? Satan (Johannes 12,31; Johannes 14,30). Und Satans Gesandter wird am Ende auftreten. Mit welchem Anspruch wird Satans Gesandter auftreten? Mit dem Anspruch, die Welt global zu befrieden, die Welt global in Ordnung zu bringen.
Aber erst Jesus selbst wird, wenn er wiederkommt, sein sichtbares Reich hier auf die Erde bringen. Bis dahin ist das Reich Christi in den Herzen seiner Leute und in seiner Gemeinde.
Was geschieht hier bei der Emerging Church? Und das ist ganz, ganz wichtig, weil es ganz folgenreich ist: Die Emerging Church, wenn man das so sagen will, weicht den Unterschied zwischen der Gemeinde auf der einen Seite und der Welt auf der anderen immer mehr auf. Das verschwimmt immer mehr ineinander: hier die Welt, da das Reich Gottes.
Das wird auch dadurch verschleiert, dass man diese Welt schon ansatzweise als Königreich Gottes bezeichnet. Wenn das stimmte, dann wäre es wirklich wichtiger, die Welt zu verbessern als die Gemeinde zu bauen. Aber das hat unser Herr nicht gesagt.
Natürlich haben wir als Christen auch eine soziale Verantwortung. Das ist doch ganz klar. Aber das haben die aufrichtigen Jünger Jesu zu allen Zeiten getan. Weil wir Jesus gehören und ihm glauben und gehorchen wollen, dienen wir auch dieser Welt. Das haben die Christen zu allen Zeiten gelernt. Das ist nichts Neues.
Um das zu tun, brauchen wir keine Emerging Church Bewegung. Aber es ist etwas anderes, ob wir sagen: Weil wir zu Jesus gehören und er unser Herr ist und wir ihm folgen wollen, darum wollen wir auch der Welt dienen, die in die Verlorenheit rennt, oder ob wir sagen: Das Entscheidende ist, dass wir das Reich Gottes in dieser Welt bauen, indem wir uns an sozialen Programmen beteiligen.
Das Wichtigste ist immer noch – hat der Herr Jesus gesagt –, dass Menschen nicht nur gesund werden, sondern gerettet werden. Das Wichtigste ist, dass Menschen nicht Gott beleidigen mit ihrem Leben, sondern Gott ehren. Das Wichtigste ist, dass Menschen in der Ewigkeit nicht in die Hölle kommen, sondern in den Himmel.
Das ist und bleibt das Wichtigste. Das ist durch nichts anderes zu ersetzen.
Kritik an der Emerging Church
Wolfgang Bühne hat in der Diskussion über die Emerging Church einen sehr guten Leserbrief geschrieben. Dieser wurde neulich im Ideaspektrum veröffentlicht. Ich möchte daraus kurz einen Ausschnitt vorlesen.
Wolfgang Bühne schrieb: „Ich möchte daran erinnern, dass die ausgeprägt einseitige evangelistische Verkündigung von August Hermann Francke, Jonathan Edwards, John Wesley, George Whitefield, Charles Spurgeon, Georg Müller usw. immer auch nachhaltige soziale Auswirkungen zur Folge hatte. Aber nicht die Transformation der Gesellschaft war ihr ureigenes Anliegen, sondern die Bekehrungen von möglichst vielen einzelnen Menschen.
Die ökumenische Bewegung hat in den vergangenen Jahrzehnten durch ihre politische Ausrichtung jegliche geistliche Kraft und Autorität verloren. Die Lausanner Bewegung, die mit den Evangelikalen zusammenhängt, scheint auf dem besten Weg zu sein, die gleichen fatalen Fehler zu begehen.
Es ist zu befürchten, dass die von Reimer und Falks propagierte emergente Bewegung wohl kaum die Welt verändern wird, aber den Gemeinden enormen Schaden zufügen wird. Wenn wir das biblische Gottesbild, Menschenbild, Gemeindebild und Reich-Gottesbild verbiegen, machen wir uns vor Gott und Menschen schuldig.
Die propagierte Konzentration auf die Welt wird uns den letzten Rest an Glaubwürdigkeit und geistlicher Kraft rauben.“ Zitat Ende.
So hat Wolfgang Bühne das sehr schön, knapp und zugespitzt in einem Leserbrief formuliert. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Dieses Denken, das dahintersteht, ist auch verbunden mit bestimmten theologischen Weichenstellungen. Zum Beispiel mit der Behauptung, dass das Entscheidende, was Jesus getan hat, gar nicht sein Sühnetod für unsere Schuld sei. Manche sagen, wir bräuchten eigentlich keinen Sühnetod Jesu.
Dieses Gedankengut wird auf unterschiedlichsten Wegen in die Gemeinden hineingespült. Ein Weg, auf dem das auch geschah, ist das Buch „Die Hütte“ von William Paul Young, das viele von Ihnen kennen werden.
In diesem Buch wird auf eine scheinbar fromme Art ein ausgesprochen schiefes und irreführendes Bild vom dreieinigen Gott und vor allem vom Weg der Erlösung gezeichnet. Viele Christen haben es gutwillig gelesen, ohne zu bemerken, was hier eigentlich zwischen den Buchdeckeln geschieht. Das liegt daran, dass sie sich nicht gründlich genug mit diesen Fragen auf der Basis der biblischen Lehre beschäftigt haben.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir dort, wo wir Verantwortung tragen – in unserer Gemeinde, in unserem Hauskreis oder in unserer Familie – versuchen, die biblischen Wahrheiten gründlich zu vermitteln. Das dient auch als Schutz gegen die Verwirrung und Verfälschung, die durch falsche Lehren eindringen. Mit solchen Lehren müssen wir uns ständig auseinandersetzen, denn wir werden von ihnen angegriffen.
Die vierte Säule: Fürsorge in der Gemeinde
Also, das ist das Dritte: das Evangelium ausbreiten, einander ermutigen und für die biblische Lehre gründlich Verantwortung wahrnehmen.
Ein Letztes will ich noch sagen, und ich denke, es ist kein Zufall, dass das hier auch noch steht. Die Zeit rennt schon wieder. Gestern, als ich auf der Autobahn war, schien sie noch schneller zu vergehen.
Während der Autofahrt war ich so bewegt, dass ich sogar Hannover 96 in die Champions League versetzt habe. Natürlich haben sie in dieser Saison leider nur in der Euro League gespielt, aber vielleicht war das eine prophetische Aussage, die ich da getroffen habe. Das wird man noch sehen.
„Das ist schwärmerisch“, sagte einer der Brüder. „Das war jetzt nicht sehr fürsorglich.“
Damit kommen wir zum letzten Punkt. Also, das ist das Vierte, was wir hier sehen: für die Lehre sorgen. Diese evangelisierende Gemeinde lässt noch einen letzten Punkt erkennen.
Apostelgeschichte 11,27-30: Fürsorge und Hilfe in der Gemeinde
Das sind die Verse 27 bis 30.
Da kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochia. Einer von ihnen, mit Namen Agabus, trat auf und sagte durch den Geist eine große Hungersnot voraus, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte. Dies wurde ihm auch durch Kaiser Claudius geschaut.
Unter den Jüngern beschloss nun jeder, nach seinem Vermögen den Brüdern, die in Judäa wohnen, eine Gabe zu senden. Das taten sie auch und schickten die Gaben dann durch Barnabas und Saulus zu den Ältesten.
Fürsorge ist das Vierte, was für eine evangelistische Gemeinde wichtig ist: Hilfe für Brüder und Schwestern, die natürlich auch Unterstützung brauchen.
Kaiser Claudius regierte von 41 bis 54. Es gab in der Tat während seiner Regentschaft schlechte Ernten und Hungerprobleme. Das wissen wir auch aus anderen historischen Quellen, verteilt über das ganze römische Reich. Tacitus hat davon in seinen Annalen geschrieben, ebenso Sueton und Josephus.
Die Gemeinde hier in Antiochia reagierte sehr großzügig. Sie half den Brüdern schnell und unbürokratisch. Ich denke, das gehört auch zu einer Gemeinde, die wirklich treu ihre Aufgabe wahrnimmt, den Menschen helfen will, Jesus gehorsam zu sein und im Glauben an ihn zu wachsen.
Die Opferbereitschaft als Folge geistlichen Wachstums
Als Folge geistlichen Wachstums zeigt sich die Opferbereitschaft.
In Vers 29 wird die Hilfsaktion beschlossen, in Vers 30 wird sie durchgeführt. Das ist ein wichtiger Punkt: Die evangelisierende Gemeinde hat sich von Anfang an auch durch ihre sozialen und diakonischen Aktivitäten ausgezeichnet. Diese Aktivitäten liefen selbstverständlich parallel mit. Paulus sagt: „Tut Gutes jedermann, zu allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ Das bedeutet, helft allen, aber den Mitchristen besonders.
Es ist hochinteressant, dass es bei den deutschen Sozialisten im 19. Jahrhundert das sogenannte Gothaer Programm von 1875 gab. In diesem Programm wurden die Sozialisten dazu aufgefordert, Verantwortung für Schwache zu übernehmen. Karl Marx kritisierte das, weil es ihm nicht radikal genug war. Er forderte ein anderes gesellschaftliches Motto, wie man helfen sollte. Er sagte: „Von jedem nach seinen Möglichkeiten, für jeden gemäß seiner Bedürftigkeit.“
Wissen Sie, wo Karl Marx das abgeschrieben haben könnte? Hier, aus Vers 29. Dort steht nämlich ein interessanter Gedanke: „Ein jeder gab nach seinem Vermögen.“ Also: Von jedem nach seinen Möglichkeiten.
Warum hat es bei Karl Marx nicht geklappt, und bei den Christen dagegen sehr gut? Weil sie von total gegensätzlichen Voraussetzungen ausgingen. Karl Marx meinte, der sozialistische Mensch müsse das aus eigener Kraft tun. Er müsse sich im Einsatz für die gute Sache, für die Gesellschaft, für den Fortschritt des Kommunismus oder wie auch immer, aus eigener Kraft engagieren. Das hat nicht funktioniert.
Warum hat es bei den Christen geklappt? Weil sie es eben nicht aus eigener Kraft tun mussten. Ihnen wurde nicht gesagt, sie müssten handeln, um die christliche Sache voranzutreiben, sondern es war die logische Konsequenz der Bekehrung zu Jesus und der Veränderung, die er im Herzen bewirkt hat. Das ist der Unterschied.
Das zeigt, dass dort, wo Menschen echt zu Jesus bekehrt und in ihrem Herzen wirklich verändert werden, sie auch automatisch Verantwortung für die Schwachen übernehmen. Es gibt unendlich viele Beispiele aus der Kirchengeschichte und aus der aktuellen Geschichte, wo das geschieht.
Gleichzeitig wussten sie immer, dass das Entscheidende nicht ist, dass jemand gesund wird, sondern dass jemand gerettet wird. Entscheidend sind nicht diese paar Jahre hier auf der Erde, sondern die Ewigkeit. Und entscheidend ist nicht, dass diese Welt verbessert wird, sondern dass Jesus geehrt wird und Gottes Reich gebaut wird.
Diese Fürsorge gehört ganz selbstverständlich zur Tätigkeit einer evangelistischen Gemeinde dazu – um Jesu willen. So sind dann auch in Antiochia viele Helfer herangewachsen. Sie hatten diesen Blick für die Brüder und haben ihnen gedient.
Zusammenarbeit zwischen Jerusalem und Antiochia
Und schauen Sie, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert hat. Das ist mir noch einmal besonders aufgefallen.
Zuerst hatte Jerusalem Barnabas nach Antiochia geschickt, um dort zu helfen. Barnabas, der Tröster, ging also nach Antiochia. Nun, als die Not in Jerusalem aufkam, schickte Antiochia Barnabas zurück.
Aber nicht mit leerem Gepäck. Sie schickten Paulus gleich mit und auch die Geldsammlung dazu. Das war eine gute Investition für Jerusalem. Sie hatten Barnabas geschickt und bekamen ihn zusammen mit Paulus und Geld zurück.
Das ist eine positive Entwicklung gewesen. So haben sich die Geschwister gegenseitig unterstützt.
Ermutigung zum Studium der Apostelgeschichte
Wir müssen jetzt hier abbrechen, aber ich hoffe, das Ganze ist für Sie eine Ermutigung. Die Apostelgeschichte daraufhin zu studieren, wie Gott Gemeinde baut, wie Gott evangelisiert und wie Jesus Christus durch sein Wort in dramatischen Zeiten wirkt, ist sehr aufschlussreich.
Wissen Sie, das gesellschaftliche und politische Umfeld damals war kein bisschen leichter als heute. Es war genauso multikulturell und durcheinander gemischt. Es gab ebenso viele unterschiedliche Weltanschauungen, die die Gemeinden ständig durcheinanderbrachten. Teilweise herrschten schwierige politische Rahmenbedingungen, die das Leben der Gemeinden erschwerten.
Unsere Situation ist also keineswegs schwieriger als damals. Auch heute ist sie herausfordernd. Wir haben eine Fülle von schwierigen Aufgaben zu bewältigen. Aber die Gemeinde Jesu hatte zu allen Zeiten solche Herausforderungen.
Darum möchte ich Sie ermutigen: Seien Sie wirklich treu in diesem Dienst der Evangelisation. Wir haben zwei wichtige Punkte festgehalten. Erstens: Die Gemeinde ist die Mutter der Weltmission. Zweitens: Mission ist nicht teilbar. Deshalb ist die Gemeinde auch der Träger der Evangelisation.
Eine evangelisierende Gemeinde verbreitet die Botschaft von Jesus. Sie tröstet und ermutigt einander. Sie kümmert sich gründlich um die Wahrheit und um die biblische Lehre. Dadurch wird sie auch zu einer fürsorglichen Gemeinschaft – sowohl für den Einzelnen als auch für das gesellschaftliche Umfeld.
Aber diese Fürsorge ist niemals die Hauptsache. Die Hauptsache ist und wird immer sein, dass Menschen zu Jesus Christus finden und für die Ewigkeit gerettet werden.
Schlussgebet
Wir wollen noch beten. Lieber Jesus Christus, danke, dass du deine Gemeinde bis heute baust – durch alle Schwierigkeiten hindurch, gegen alle Feindungen und Anfechtungen, Herr. Danke, dass wir deswegen nie mutlos werden müssen.
Du weißt, dass jeder von uns in seinem Umfeld seine Widerstände, Herausforderungen und Hindernisse kennt. Jeder von uns hat auch Enttäuschungen erlebt an Punkten, wo er versucht hat, etwas weiterzugeben. Manchmal sind wir wirklich mit dem Kopf gegen die Wand gelaufen, Herr. Manches, was gut gemeint war, hat nicht zum Ziel geführt.
Wir danken dir aber, dass wir immer wieder erleben können, wie du Menschen wirklich rettest und wie du Gemeinde baust. Wir bitten dich, Herr, hilf jedem von uns, an seinem Platz zu erkennen, was jetzt meine Verantwortung ist.
Herr, schenke noch viele Gemeinden, die mit festem Stand auf deinem unfehlbaren Wort die Botschaft mutig in ihrem Umfeld ausbreiten. Wir bitten dich auch für diese Region hier. Wir danken dir für allen Segen, den du hier schon gewirkt hast. Wir danken dir, dass es in dieser Region noch um ein Vielfaches besser ist als in manchen anderen Regionen des Landes.
Wir danken dir für die Menschen, die du hierher geschickt hast, die treu dein Wort verkündigt haben – in unterschiedlichsten Zeiten und teilweise auch unter den schlimmen Bedingungen während der DDR-Zeit. Aber du bist überlegen gegenüber allen politischen Systemen, Herr. Du bist allmächtig und souverän. Du kannst uns auch helfen, in unserem postmodernen Umfeld dir treu zu sein.
Wir danken dir, dass du so...