Vielleicht, ich weiß das ja nicht, dauert es gar nicht mehr lange, dann sitzen alle Religionen dieser Welt an einen Tisch, und reichen sich friedlich die Hand. Man hat gemeinsame Standards entwickelt für die Nächstenliebe, für die Beachtung der Menschenrechte, für Umwelt und Schöpfung, und man merkt auf einmal, wir ziehen ja alle am gleichen Strang. Viel deutet ja daraufhin, dass es den meisten Menschen dieser Welt so am liebsten ist. Nur an einer Stelle hätte man unüberwindliche Schwierigkeiten. Man könnte in diesem harmonischen Frieden ein Stück nicht einbauen: das ist das Kreuzesleiden Jesu. Dass Gott am Kreuz stirbt, und dass das die Sühne für die Schuld der Welt ist, nein das passt absolut nicht. Und das, was sich ihnen gerade entwickelt habe, das habe ich in einem Buch gelesen. Und der die Gedanken entwickelt hat, das war jetzt genau vor 250 Jahren. Vielleicht sind wir mittendrin. Ich sagte, zuerst war der Graf Zinzendorf, alle Religionen reichen sich die Hand. Alle Menschen verständigen sich. Bloß Zinzendorf sagte vor 250 Jahren, genauer im Jahre 1747, wir müssen immer vom Kreuz reden, auch wenn die anderen spöttisch lächeln müssen. Man erkennt uns schon an unserer Sprache. Auch wenn es dem anderen nichts mehr bedeutet. Jesu Leiden für uns. Es ist in der Tat so, es gibt auch bei uns viele Christen, denen dies nichts mehr bedeutet. Die dies am liebsten wegdrücken würden. Manche deuten es um, ich möchte es gar nicht aufzählen, was man da alles um deutet. Für viele ist das vielleicht noch ein Mahnmal für die Opfer der Ungerechtigkeit, das Kreuz. Aber wir müssen an dieser Stelle ganz deutlich sagen, nein, für uns ist das Kreuz Jesu der springende Punkt unseres christlichen Glaubens. Damit steht oder fällt unsere Christen leben. Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehen, wenn ich zum Himmel werd eingehen. Oder mit einem Bibelwort: das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes macht uns rein von aller Sünde. Also das soll uns nicht ärgern oder verunsichern, wenn Leute sagen, damit fangen sie nichts an. Wir wollen anderen Menschen erklären, was uns das Leiden Jesu bedeutet. Für uns ist das das wichtigste. Das ist eine Kraft Quelle ohne gleichen. Das ist nicht bloß vor 250 Jahren ein Problem gewesen, sondern damals, wie die Apostel in die hellenistische Welt gezogen sind, und in die Zentren der Philosophie und des griechischen Geistes kamen, wie hat da eigentlich Paulus gepredigt? Wie hat er eigentlich versucht den Leuten entgegenzukommen? Wissen Sie, was er gesagt hat? Ich will am liebsten nichts anderes predigen vor diesen großen Philosophen, nur Jesus und zwar den vom Kreuz. Obwohl die alle schrieen und sagten, so ein Blödsinn. Ein Unsinn, können wir nicht verstehen. Und wenn Paulus mit den jüdischen Rabbinern sprach, hatte er genauso diesen Punkt immer wieder als die Mitte erkannt. Obwohl die empört auf schrieen und sagten: wir wollen es nicht mehr hören! Das ist in der Tat, wie Paulus sagt, die Gotteskraft. Die Gotteskraft. Jetzt will ich kurz erklären, warum. Warum ist das Kreuz Jesu die Gotteskraft? Wir wissen doch, wie viele unverständig mit dem Kopf schütteln, und sagen, was soll denn das.
Zunächst einmal, weil dieser sich dort so tief erniedrigt hat. Wie tief? So ganz, ganz, ganz tief, bis er uns gleich wurde. Das ist zuerst einmal das, was in der Passionsgeschichte zuerst einmal gegen den Strich des Denkens ist. Ich denke immer wieder, wir sind doch Menschen. Wir sind stolz, Mensch zu sein. Wir sind doch schöne Menschen, von Gott wunderbar geschaffen. Zum Glück sind wir keine Esel, und keine Kamele, und keine Schweine, wir sind Menschen. Ist es nicht das schönste in dieser Welt, sagen die Humanisten, dass man Mensch sein kann, Mensch! Geschaffen nach dem Bilde Gottes, ich bin doch ein Mensch, mit all seinen Gaben. Und das hat Jesus in seiner Menschwerdung gezeigt, was mein Menschenleben ist. Das ist schon ernüchternd. Es hat angefangen mit der Geburt, in Windeln eingepackt, das ist der Mensch. In Windeln eingepackt. Das ist doch demütigend. Und Jesus hat so ein Auge gehabt für die Not des Menschen. Er ging in die Aussätzigenheime. Er hat überhaupt das mit der Krankheit gesehen. Er hat gesehen, wie zerbrechlich mein Leben ist. Jesus ist zu denen gegangen die in ihrem Leben zerbrochen waren, die mit ihrer Schuld nicht mehr weiterkommen, wie hat er dann sitzen können auf diesem Brunnenrand, und mit dieser Frau reden können die so Enttäuschungen in ihrem Leben, in ihren Liebesverhältnissen hat. Er hat mit fühlen können. Armes, armes Menschenleben. Jesus hat hinter die Kulisse der reichen Leute geschaut, Jesus hat sich nicht blenden lassen von dem äußeren der Villen, oder von der schicken Kleidung. Und Jesus wurde ein ganz, ganz schwacher Mensch. In der Erbärmlichkeit. Und was war da eigentlich drin, im Leben Jesu? Neulich hat der Trainer Capatoni von Bayern München Vor den Fernsehkameras gerufen, von seiner Mannschaft seien alles leere Flaschen. Es ist noch ein bisschen was drin bei Bayern München, aber nicht viel. Aber das ist ja die Angst, ist mein Leben mehr? Bin ich eine Niete? Darum spielte sie an unserem Leben so eine große Rolle, dass wir vor einander sagen, ich bin jemand, guck mal was ich leiste! Wir schmücken uns mit Orden und Ehrenzeichen, wir rühmen unsere Leistungen, wollen sie ins rechte Licht rücken. Und Jesus hat einfach das nichtige, die Nieten-Existenz, dass null so gelebt. Was war sein Leben? Jesus hat nicht viel von äußerem Spektakel gehalten. Und dann kamen die Mächtigen, wie der Pilatus, und haben bei Jesus gelächelt. Wie hat der Pilatus sich herunter gebeugt, er wollte nett sein zu Jesus und sagte, ich habe doch Macht über dich. Jesus sagt, du hast keine Macht über mich. Wenig später war er ja schon selber Häftling, der Pilatus. Mensch, merkst du nicht, was dein Leben ist, eine nichtige Existenz. Das Leiden Jesu macht deutlich, was ist der Mensch in seiner Ohnmacht und Gottesferne. Die frommen zurzeit Jesu, die haben sich auch toll aufgespielt und sind über Jesus zu Gericht gesessen. Sie haben nicht gemerkt das ist alles nur Heuchelschein war, was sich über ihr Leben gebreitet hat. Vor ein paar Tagen im Krematorium, da liegt so eine Liste da sind ja viele Feiern, die, also Feuerbestattungen, die irgendwo auswärts stattgefunden haben. Dann habe ich sie mal kurz durchgesehen, 27 Namen an dem einen Tag. Frau Dr., und der Herr so und so. Und er schließt unser Leben in einem bisschen Asche. Was ist mein Leben? Das hat Jesus so gelebt. Er wurde arm, niedrig. Er begann in der Ewigkeit. Und Jesus lässt die Herrlichkeit beim Vater zurück, und wird Mensch. Aber doch nicht, um uns zu demütigen, sondern um das eine ganz groß herauszustellen. Die ganze Zeit, wo Jesus gewirkt hat, war das ja ganz wunderbar, wie Jesus über diesem flüchtigen Menschenleben, dass nur wie ein Hauch ist. Er sagte, der Vater hat euch lieb. Das ist die Würde des Menschen. Ich bin der gute Hirte, und ich suche die verlorenen. Und Leben kann neu werden. Und selbst eine gescheiterten Existenz, wie er, der neben Jesus hängt, sagt er, heute wirst du mit mir im Paradies sein. Das ist Leben! Ergreife doch das, was Leben ist.
Am Kreuz wird sichtbar, was ist in meinem Leben.
Wir brüsten uns oft mit ganz falschen Errungenschaften. Nützt doch alles nichts, mit was wir uns oft brüsten, was wir alles können, und machen, und tun. Das stimmt doch alles nicht. Wir sind arme Versager, fehlsamen Menschen. Der Vater hat uns lieb. Wir dürfen Kinder des Vaters im Himmel sein. Auch als sterbliche Todeskandidaten, als versagende Leute. Der Vater hat uns lieb. Er ruft uns. Als Jesus Mensch wurde, Arm wurde, hat er uns das so herrlich gezeigt, dass das Menschenleben etwas ganz Großes sein kann etwas ganz wunderbares. Jetzt hat uns Jesus noch etwas gezeigt mit seinem Kreuzesleiden. Er hat uns gezeigt, was sein Leben füllt. Was hat denn das Leben Jesu gefüllt? Also nicht wie bei uns, die Komiteesitzungen, die Termine und so. Jesus hat keinen so wilden Terminkalender gefüllt, wie wir. Jesus hat sich auch nicht geschmückt mit Ehre von Menschen, dabei Jesus ganz skeptisch. Er hat strikt weg untersagt, wir sollen uns nie von Menschen die Ehre geben lassen, nie. Denn das ist nur Betrug, wir würden uns nur damit täuschen. Aber was hat Jesus in sein Leben hineingelegt? Er wurde gehorsam, dem Vater gehorsam. Also das ist in meinem Christen leben das schwierigste, der gehorsam. Mein ich möchte sich immer verwirklichen, meine Selbstverwirklichung. Ich will doch selber bestimmen, ich möchte mich doch nicht Untertan machen. Hier heißt es, er nahm Knechtgestalt an, er nahm Sklavengestalt an. Das steht heute nicht sehr hoch im Kurs der Christen, dass man gehorsam wird, wie Jesus. Und dass man Knechts Gestalt annimmt. Ich habe vorhin an eine andere Übersetzung, die stammt von Ulrich Wilkens, der steht, Jesus wurde Sklave, wie ja alle Menschen auf dieser Welt leben müssen. Das steht eigentlich hier. Alle Menschen sind Sklaven. Wir sind ja nur die Rädchen im Getriebe. Wir müssen den ganzen Tag machen, was andere über uns bestimmen. Wir sind hinein gespannt in einen großen Ablauf. noch nie hat ein Mensch sich selbst verwirklichen können, sein Leben frei planen können. Und was ja das Schlimmste ist, wir sind von unserem ersten Lebenstagen an Sklaven der Sünde. Wir werden getrieben von Leidenschaften, die wir gar nicht wollen. Wir müssen tun, was wir eigentlich ablehnen. Wie sind Sklaven, und wenn Jesus uns dies zeigt, es gibt eine Umkehr, einen Knecht Sinn statt Gerechtigkeit. Das ist herrlich. Dass ihr euch so, wie ihr früher Knechte der Sünde wart, jetzt gehorsame Knechte der Gerechtigkeit seid. Hat Jesus sich so verschrieben, ich will nur dem Vater dienen. Das war die Rangordnung für Jesus, alles andere konnte zurückstehen. Jesus, was hat Priorität bei dir, das will ich jetzt tun. Da hat Jesus im Gebet oft lange warten können, bis er das eine wusste, das ist dran. Das ist jetzt für sie befreiend, darum steht es auch hier beim Paulus da. Jetzt tut doch nichts aus eitler Ehre, macht euch doch frei, lernt doch das von Jesus, das zu suchen, was dem anderen dient. Ich wünsche, dass bei ihnen eine heilsame Befreiung einsetzt, und dass sie wieder einmal wissen, in meinem Leben gibt es Vorrang für Dinge die ich bisher nicht getan habe. Ich will mich ganz Gott gehorsam verschreiben, weil ich nicht Knecht der Menschen sein will, ich will mich nicht von den anderen kommandieren lassen. Nur einer, der hat ein Recht auf mich, der ewige Gott. Ich möchte es Ihnen immer gerne illustrieren, und ich hoffe dass ich es kann an dem Leben eines jungen Fähnrichs, Eberhard von Rotkirch. Im Übermut seiner Truppe in Sedan gestürmt, da trifft ihn ein Schuss ins Bein. Er liegt im Straßengraben, da fahren sie ihn auf einem holprigen Leiterwagen ins Lazarett, und dann vereitert das und wird ein Brand und schließlich muss man das Bein unter grausamen Schmerzen amputieren. Und dieser junge Eberhard von Rotkirch ist so erschüttert, er wollte Förster werden, er hatte so eine Freude an der Natur, durch die Wälder streifen. Und die Amputation war so unglücklich, dass er zeitlebens nicht richtig gehen konnte, auch mit einer Prothese. Er hat furchtbare Schmerzen gehabt. Er hat gelitten: Herr, warum machst du mich zum Krüppel? Ich kann doch nie mehr durch die Wälder streifen! Der preußische Staat wollte ihn nicht übernehmen, das war der Dank des Vaterlandes, aber schließlich hat er noch eine Bürotätigkeit in der Forstverwaltung in Berlin bekommen, aber da hat er auf einmal gemerkt, halt einmal: das war Führung Gottes. So kam er zur Neugründung des Berliner CVJM. Dort war der Evangelist Baron von Schlümbach, der Deutschamerikaner, der hat gleich zu ihm gesagt, Du musst hier eine Leitungsfunktion übernehmen im CVJM. Da hat er gesagt, das kann ich doch nicht. Und der Evangelist von Schlümbach hat zu ihm gesagt, Gott kann immer nur mit Leuten arbeiten, die nichts können. Der braucht Toren, Versager, Nichtskönner. Dieser Eberhard Rotkirch wurde der gesegnetste Mitarbeiter im Berliner CVJM. Man hat immer von seinen Schwächen gesprochen. Er sei kein großer Geistesheld gewesen. Tausende und aber Tausende von jungen Leuten hat er den Weg gewiesen, weil Gott in sein Leben etwas hineingelegt hat bei dem, was ihm zerbrochen ist. Er war ein ganz großer Beter. Er hat immer sagen können, ich habe noch nie mit jemandem ein Gespräch geführt, bevor ich nicht lange über diesen Menschen mit Gott geredet habe. Und er sagt, in meinem Leben hat sich etwas durchweg verändert. Ich habe es gemerkt, dass Gott uns manchmal etwas wegnehmen muss, und da sagt er, wie er als junger Fähnrich im Straßengraben vor Sedan lag, starb neben mir ein Franzose, und mein Herz war hart. Und erst über dem, was Gott in meinem Leben zerstört hat, bin ich weich geworden, und seitdem kann ich mit fühlen mit den Schmerzen der anderen. Das sehe ich hier beim Paulus genauso, wo er sagt, lasst uns das doch unterm Kreuz Jesu lernen. Nun muss uns Gott nicht immer zuerst das Bein amputieren. Oder etwas ähnliches weg schlagen, wenn wir es unterm Kreuz Jesu nicht lernen, mein Leben ist irgendwo falsch. Ich möchte bloß noch fragen, Herr, wo darf ich dein Diener, dein Knecht sein? Heute mit meinem Leben. Ich möchte mein Leben verströmen, nichts tun aus eitler Ehre, aus Eigennutz, sondern in Demut achte eine den anderen höher als sich selbst. Herr, ich will in deine Lebensordnung hineinwachsen. Noch ein letztes: daraus macht Gott seine großen Siege. Mögen manche denken, Jesus stirbt in der Schwachheit am Kreuz. So sieht's äußerlich aus. Was hat Gott aus dieser Hingabe Jesu gemacht. Er ward gehorsam bis zum Tode. Darum hat ihn Gott erhöht. Gott hat seinen Sieg daraus gemacht. Er hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. Wissen Sie das Gott auch seine Gemeinde immer gebaut hat? Da waren Leute, die plötzlich angefangen haben, mit Jesus zu rechnen. Schwache Leute, sie standen unter dem Kreuz und haben erfahren, Gott ist's ja der's macht. Ich brauche bloß auf Blicken zu ihm und dann passiert das, wer diesen Namen Jesu aus ruft, vor dem beugen sich alle Mächte dieser Welt. Auch die dunklen Mächte müssen kapitulieren. Es ist eigentlich gar nicht so wichtig, was uns oft so bedeutsam ist. Ob wir stark sind ob wir etwas können, ob wir was machen, das ist gar nicht mehr da. Das Kreuz wird zur Lebensordnung auch der Gemeinde. Und ich will schließen, indem ich noch einmal darauf hinweise, wer uns das Ganze geschrieben hat: der Paulus, ein großer Theologe, der sitzt in Haft, und er erwartet seine baldige Hinrichtung. Er schreibt den Philipperbrief. Glauben Sie nicht, der Paulus hätte auch gerne eine Karriere gemacht und hätte seine Zahlen addiert, wie viel Leute in seine Versammlungen kamen, wie viele sich bekehrt haben, und wie viele Gemeinden er gegründet hat, stattdessen saß er in der Haft. Es sah alles so unnütz aus in seinem Leben, es sah aus wie wenn alles durcheinander wäre. Herr, warum lässt du mich da leiden? Er rechnete mit dem gekreuzigten Jesus. Und er ahnte dieses Geheimnis. Wenn ich nur treu Jesus diene in den kleinen Grenzen meines Lebens. Der Herr wird Frucht schaffen. Und das hat Gott geschaffen. Aus dem Dienst dieses Paulus, dieses inhaftierten Missionars, dieses Apostels. Und er hat entdeckt dass der Name Jesu, auch wenn er so schwach vor der Welt aussieht, auch wenn viele es als Blödsinn beurteilen, auch wenn viele andere den Kopf schütteln, dass der Sieg im Namen Jesu liegt, und das vor ihm sich alle beugen. Auch die Knie aller werden sich beugen vor dem Namen Jesu. Ich will nur treu diesem gekreuzigten Jesus dienen. Er sollte Herr unseres Lebens sein. Amen.