
30 Die kennen das gar nicht, das kommt nirgendwo vor. Lassen Sie uns zunächst miteinander beten.
Ach Herr, wir danken Dir, dass Du uns Dein Wort schenkst. Wir bitten Dich, dass Du selbst, wie Du es bei den Jüngern am Ostertag gemacht hast, es uns öffnest. Lass uns hören, was Du uns heute zu sagen hast, und dass es verändernde Wirkung in unserem Leben hat. Du weißt, was jeder von uns braucht. Amen.
Das Thema, das über dem Abend steht, ist sehr, sehr grundsätzlich: eine Welt ohne Hoffnung auf Rettung. Vielleicht erwartet ihr jetzt einen grundsätzlichen Missionsvortrag oder irgendetwas anderes.
Das Wort kommt schlicht aus… Ich wusste im Augenblick auch nicht mehr ganz genau, wie wir das vereinbart hatten, als ich das Thema im Programm las. Manfred Müller sagte: „Das steht.“ Da steht Apostelgeschichte 27,20, da ist es:
„Da aber viele Tage weder Sonne noch Sterne schienen und ein gewaltiges Ungewitter uns bedrängte, war all unsere Hoffnung auf Rettung dahin.“
Das schreibt Lukas, also ein Christ. Er schreibt es, weil er mit einer Truppe unterwegs ist, die nicht nur Christen waren und in schwerer Seenot.
Und das war jetzt die Rettung. Es geht gar nicht um die ewige Seligkeit oder Verdammnis, es geht um nichts anderes. Es geht einfach ums Absaufen.
Es geht ums Absaufen. Und er sagt, dass wir da waren – wir hören das, lesen das nachher – 276 Leute Besatzung, von denen die wenigsten Christen waren.
Da war eine Handvoll: Paulus, Aristarchus und Lukas waren dabei. Noch andere aus dem Kreis waren dabei, wissen wir gar nicht genau.
Der Rest der Besatzung hatte mit dem christlichen Glauben überhaupt nichts zu tun, denn sie wurden als Gefangententransport nach Rom verfrachtet.
Aber dieser Transport schien nicht zu gelingen, weil sie unterwegs in einem absoluten Unwetter am Ersaufen waren. Da war all unsere Hoffnung auf Rettung dahin.
So, darum geht es hier.
Was passiert jetzt? Nun, ich habe gedacht, soll ich das jetzt als Sprungbrett nehmen? Weil das so eine tolle Formulierung ist. Es geht im Grunde um die Rettung der ganzen Welt und Verdammnis. Jesus ist der Retter.
Es ist eine Unsitte unter Christen, dass sie einzelne Worte aus dem Zusammenhang herausnehmen und ohne den Zusammenhang zu lesen, dann irgendwo etwas dazu sagen, was ihnen einfällt – oft in frommer Weise. Das ist das Schlimmste. Missbrauch kann ganz fromm sein; das ist das Schlimmste an Missbrauch, was in der Bibel nötig ist.
Deshalb mache ich heute Abend etwas, was Sie vielleicht verwundern wird: Wir lesen einfach das ganze Kapitel 27 von Vers 1 bis Vers 44. Ich hoffe, Sie haben Ihre Bibel dabei und sind gut vorbereitet. Man soll nie unbewaffnet aus dem Haus gehen. Wer keine Bibel hat, hat es jetzt schwer. Wenn Sie das über Livestream oder YouTube sehen, dann greifen Sie schnell zu Ihrer Bibel.
Ich lese aus der Luther-Übersetzung. Egal, welche Übersetzung Sie haben, wir brauchen das. Wir lesen es von Anfang an. Wenn Sie den Zusammenhang sehen, werden Sie eine ganz wichtige Perspektive gewinnen – und zwar in zweierlei Hinsicht:
Erstens für den weltmissionarischen Horizont, der für Christen das Wichtigste ist zu begreifen, und zweitens für die Verfolgungssituation, die für Christen das Normalste ist. Wie das zusammenhängt, das versteht man absolut plastisch und anschaulich, wenn man dieses Kapitel einfach liest.
Der Text beginnt in Vers 1 mit den Worten: „Als es aber beschlossen war, dass wir nach Italien fahren sollten.“ Es klingt fast so, als ob Urlaubspläne gemacht wurden – „Fahren wir im Urlaub mal nach Italien?“ Nein, so ist es nicht.
Paulus saß bereits über zwei Jahre im Gefängnis in Caesarea am Meer. Das können wir in Kapitel 24 nachlesen. Es gab damals zwei Prokuratoren: Festus, der jetzt im Amt war, und zuvor Felix. Der eine hatte Paulus als Gefangenen dem anderen übergeben, und die Sache war noch nicht endgültig entschieden.
Im Kapitel 26 lesen wir vom letzten Verhör vor Festus und dem jüdischen Unterkönig Agrippa. Paulus berief sich dabei auf den Kaiser. Am Ende sagten sie: Eigentlich hat er nichts Böses getan. Für Gefängnis oder Tod reicht das nicht. Aber weil er sich auf den Kaiser beruft, können sie ihn nicht einfach freilassen. Deshalb müssen sie ihn nach Rom schicken.
Es heißt dann: „Als aber beschlossen war, dass wir nach Italien fahren sollten, übergaben sie Paulus und einige andere Gefangene.“ Da denkt man: Wenn Paulus schon abtransportiert wird, nehmen wir gleich noch ein paar andere Gefangene mit. Warum, wissen wir nicht genau.
Es war ein Gefangenentransport, und Paulus war einer der Gefangenen. Wir wissen auch, dass Lukas dabei war, denn an einigen Stellen in der Apostelgeschichte berichtet Lukas in der Wir-Form. Das sind die Passagen über Reisen, bei denen er selbst dabei war. Hier ist er ebenfalls dabei.
So übergaben sie Paulus und einige andere Gefangene einem Hauptmann namens Julius von einer kaiserlichen Abteilung. Dann bestiegen sie ein Schiff aus Adramyttion. Adramyttion, das ist irgendwo in dieser Gegend, war der Heimathafen dieses Schiffes.
Sie waren ja in Caesarea am Meer, wo Paulus gefangen war, und stiegen dort in das Schiff ein. Das Schiff sollte die Küstenstädte der Provinz Asien anlaufen. Das war das Ziel – dort sollten sie Ladung aufnehmen und Geschäfte machen. So fuhren sie ab.
Mit an Bord war auch Aristarchus, ein Mazedonier aus Thessalonich. Was wir hier lesen, ist also: Paulus, Lukas und Aristarchus sind Teil eines Gefangenentransportes. Sie sind nicht frei und haben selbst nichts zu sagen.
Was bedeutet das? Sie werden auf diesem Schiff losgeschickt. Das ist Verfolgung – Christen in Gefangenschaft. Ist das jetzt das Ende? Geht es jetzt endgültig zu Ende, wird Paulus in Rom hingerichtet? Oder ist das Ziel etwas anderes?
Wir wissen aus dem Römerbrief, vor allem aus Kapitel 1 und 15, dass Paulus ein Ziel hatte. Er wollte nach Rom. Er hatte im Westen bereits viel erreicht, war in Griechenland und in den Städten, die wir heute zur Türkei rechnen. Sein Ziel war Rom, die Hauptstadt, um von dort aus möglichst nach Spanien weiterzugehen.
Er hatte also eine Weltstrategie, eine Weltmissionsstrategie. Doch er kommt nicht direkt dorthin, obwohl er sagt: „Da wollte ich doch hin.“ Und aus genau diesem Grund schreibt er den Römerbrief.
Er schreibt an die Christen in Rom, die ihn nicht persönlich kennen, und erklärt ihnen, was das Evangelium ist. Denn Paulus hat verstanden: Mission und Gemeindeaufbau funktionieren nicht dadurch, dass man einfach sagt: „Macht mal, geht mal los!“ Gemeinden müssen verstehen, was das Evangelium wirklich bedeutet.
Das Evangelium muss zu allen Menschen gebracht werden. Wenn Gemeinden das nicht verstehen, wenn sie mit dem Evangelium nur für sich zufrieden sind, wenn sie nicht brennen und nicht begreifen, dass Jesus, der sie gerettet hat, in die ganze Welt muss, dann werden sie auch nicht aktiv.
Paulus ruft nicht einfach nur zur Mission auf, sondern schreibt den ganzen Römerbrief, um den Römern klarzumachen, was das Evangelium ist. Warum es Menschen vor dem Zorngericht Gottes rettet – Juden und Heiden gleichermaßen. Warum alle das Evangelium hören müssen.
Er entfaltet das von Anfang bis Ende. Im Kapitel 15 schreibt er ausdrücklich: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht.“ Er möchte es den Römern sagen und mit ihnen den Glauben teilen. So will er Rom als Basis gewinnen für die Weltmission bis ans Ende der Welt.
Denn hinter Spanien wusste man damals nicht genau, was noch kommt. Das heißt: Paulus hatte eine weltmissionarische Strategie, konnte sie aber nicht direkt umsetzen. Er saß zwei Jahre im Gefängnis in Caesarea am Meer und findet sich jetzt auf einem Gefangenentransport Richtung Rom wieder.
Dann lernt man schon etwas ganz Entscheidendes: Gott hat seine Weltstrategie. Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott möchte, dass alle Menschen das Evangelium hören.
Doch es sieht oft so aus, als ob es nie weitergeht. Selbst dort, wo Menschen große Pläne haben, sind Türen verschlossen. Es gibt Ketten, Fesseln, Gefängnis – das Ende. Der Gefangenentransport wirkt fast so, als würde der Herr schmunzeln.
Im Gefangenentransport wird der Apostel genau dorthin gebracht, wo das strategische Zentrum der damaligen Weltmission lag: nach Nero. Noch etwas ist bemerkenswert in diesem ersten Vers: Aristarchus, ein Mazedonier aus Thessalonich. Was sagt Ihnen das? Er war ein Christ, der wusste, dass es Jesusnachfolge ohne Verfolgung nicht gibt.
Lesen Sie noch einmal Apostelgeschichte 17, wie es in Thessalonich anfing. Paulus hatte dort gut drei oder vier Wochen Zeit. Dann brach Gewalt und Aufruhr in der Stadt aus. Die Christen gerieten unter starken Druck, und Paulus sowie seine Mitarbeiter mussten bei Nacht und Nebel fliehen und wurden weggeschickt.
Paulus hatte große Sorge um diese Gemeinde. Er befürchtete, dass sie sofort zerbrechen würde. Was kann man auch erwarten von einer Gemeinde, die gerade erst drei Wochen damit begonnen hatte, Jesus kennenzulernen? Die ersten hatten sich für ihn entschieden, aber sie hatten keine Zeit, im Glauben zu wachsen.
Paulus saß in Athen und wusste nicht, wie es weitergehen würde. Er wartete auf Nachrichten aus Thessalonich über seine Mitarbeiter, die er dorthin geschickt hatte. Wir können in den Thessalonicherbriefen lesen, wie er aufatmet und sich freut, dass das Wunder geschah: Die Gemeinde in Thessalonich blühte und entwickelte sich gesund, obwohl sie von den ersten Stunden ihres Glaubens an Prügel erlitten hatte.
Unter ihnen war Aristarchus. Einige Mitarbeiter im Team von Paulus kamen aus Thessalonich. Diese Menschen hatten das alles am eigenen Leib erlebt. Es gibt kein Christsein in einer Schonzone. Jesusnachfolge bedeutet immer auch, dass es Prügel gibt.
Das ist für uns heute völlig fremd – auch für mich. Ich bin 81 Jahre alt und habe in meinem Leben keine Verfolgung erlebt. Ich bin durch die Welt gereist, habe das eine oder andere Land kennengelernt und Christen getroffen, die unter schwierigen Verhältnissen lebten. Aber ich selbst lebe hier in einem komfortablen Land.
Heute halten sich Christen hier schon für verfolgt, wenn man öffentlich ein kritisches Wort gegen sie richtet – als gäbe es ein Recht auf Widerspruchslosigkeit. Das gibt es nirgendwo auf der Welt, auch nicht für Christen. Wir haben alle Freiheit in diesem Land und können alles sagen. Aber es gibt kein Recht darauf, dass man uns nicht widersprechen darf.
Doch verwöhnt, wie die Christen hier sind, jammern sie schon und fühlen sich fast gekreuzigt, wenn ein paar Leute ihnen widersprechen und etwas ganz anderes glauben, sagen oder tun, als sie es von Christen erwarten. Das ist aber völlig normal.
Die meisten Christen haben wirklich körperliche Prügel bekommen. Na ja, ihr habt davon schon gehört. Morgen werdet ihr Jasse Erik kennenlernen und von ihm hören. Er wird euch den Eindruck vermitteln, dass wir in einer extremen Ausnahmesituation leben.
Der Einblick in den Beginn der Reise ist schon dramatisch schön. Es geht los mit diesem Gefangenentransport. Wir kennen inzwischen den größeren Zusammenhang im Rückblick und wissen, dass aus dem ohnmächtigen kleinen Team eine strategische Siegeszucht des Evangeliums wurde.
Und alle, die dabei waren, sagten: Verfolgung, Prügel, Leiden. Der Herr Jesus hat uns nichts anderes angekündigt. Er hat gesagt: »Sie werden euch hassen, wie sie mich gehasst haben.« Wer sich darüber wundert, dass es so geht, hat wohl die Bibel, die Evangelien, nie gelesen.
Wer das für normal hält, was wir erleben, und denkt: »Um Himmels willen, das darf auf keinen Fall so bleiben«, der hat die Bibel offensichtlich nicht gelesen.
Nun gut, dann geht es also los mit dem Reisebericht. Zunächst sieht man hier eine Zeichnung, die den Verlauf der ganzen Reise zeigt. Also, von hier aus geht es los. Ich lese das mal vor:
Sidon, das ist heute Beirut, in der Gegend des Libanon. Man liest das einfach nach und schaut auf die Karte oder in die Bibel. Vers 3: Am nächsten Tage kamen wir in Sidon an, und Julius verhielt sich freundlich gegen Paulus und erlaubte ihm, zu seinen Freunden zu gehen und sich pflegen zu lassen.
Also, es gab Christen dort in der Hafenstadt Sidon schon. Sich pflegen zu lassen – wie schön, mal wieder duschen, ach, ist das doch gut!
Von dort stießen sie ab und fuhren im Schutz von Zypern weiter, weil ihnen die Winde entgegen waren. Das war ja kein Motorboot, es muss eine Segelschiff gewesen sein. Das war schon hohe Kunst. Ich verstehe da nichts von, deshalb vertiefe ich das Thema jetzt gar nicht.
Sie fuhren also über das Meer entlang der Küste von Zilizien und Pamphilien und kamen nach Myra in Lykien. Also, es geht hier entlang der Küste, in der Gegend, wo heute zum Beispiel Antalya liegt, wo viele Deutsche gern Urlaub machen. Das ist dort im Augenblick nicht mehr so sicher, aber damals fuhren sie dort entlang.
Wo sind wir? Ich muss mal wieder gucken, dass ich mich zurechtfinde. Myra in Lykien, das war die Endstation. Eigentlich wollte das Schiff ja weiter die Küste entlangfahren, aber sie wollten nach Rom. Irgendwie mussten sie jetzt umsteigen.
Es steht hier: Dort fand der Hauptmann ein Schiff aus Alexandria. Alexandria liegt unten in Ägypten. Sie fanden dort ein Schiff aus Alexandria, das nach Italien ging, und ließen die ganze Mannschaft darauf übersteigen.
Wir kamen aber viele Tage nur langsam vorwärts und gelangten mit Mühe bis auf die Höhe von Knidos, denn der Wind hinderte uns. Also, von dort bis dorthin ging es nicht vorwärts, der Wind war einfach zu stark. Kein Motor, und mit dem Backenrecht pusten auch nicht.
Sie fuhren im Schutz von Kreta weiter bis auf die Höhe von Salmone und gelangten kaum daran vorbei. Dann kamen sie an einen Ort, der Guthafen heißt, nahe bei der Stadt Lasea. Hier haben sie es irgendwie geschafft. Auf der Karte liegt Schönhafen darüber, und dort liegt Lasea.
Jetzt gab es eine Verhandlung: Sie sagten, sie wollten hier nicht übernachten oder überwintern, denn es war Herbst. Stattdessen wollten sie noch bis Phoenix weiterfahren, einem winterfesten Hafen.
Die Winde waren günstig, und sie dachten, bis dorthin schaffen sie es noch. Hier wurde auf dem Schiff diskutiert, auch der Schiffseigentümer war dabei. Dann heißt es: Sie gelangten kaum dorthin, also bis Lasea.
Da war nun viel Zeit vergangen, und die Schifffahrt wurde bereits gefährlich, weil auch die Fastenzeit schon vorüber war. Paulus ermahnte sie und sprach zu ihnen: „Liebe Männer, ich sehe, dass diese Fahrt nur mit Leid und großem Schaden vor sich gehen wird, nicht allein für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben.“
Aber der Hauptmann glaubte dem Steuermann, dem Kapitän und dem Schiffsherrn, dem Eigentümer. Es war damals so, dass die Räder auch mitfuhren, sie waren ja dann auch Monate unterwegs. Er glaubte dem Steuermann und dem Schiffsherrn mehr als dem, was Paulus sagte.
Da der Hafen zum Überwintern ungeeignet war, der Guthafen, bestanden die meisten von ihnen darauf, weiterzufahren und zu versuchen, ob sie bis nach Phoenix kommen könnten, einem Hafen auf Kreta, der gegen Südwest und Nordwest offen war.
Man schaute darauf und dachte: Vielleicht schaffen wir das gerade so. Als aber der Südwind wehte – das brauchten sie –, meinten sie, ihr Vorhaben ausführen zu können. Südwind kommt ja hier von unten, von dort. Er sagte: Wenn der weht, dann schaffen wir die Kurve von da bis da noch herum.
Also gab es eine Mehrheitsentscheidung: Da fahren wir hin. Als aber der Südwind wehte, lichteten sie die Anker und fuhren nahe an Kreta entlang. Nicht lange danach brach von der Insel her ein Sturmwind los, den man Nordost nennt – also genau andersherum.
Nordost heißt also, dass sie an der Stelle, wo sie waren, von dort aus nach hier wollten, und der Wind jagte sie hier herunter ins offene Meer Richtung Syrte. Das ist dort, bei Tunesien und Libyen, an der Küste unten, wo heute viele Flüchtlinge ertrinken.
Ich habe die Karte immer vor Augen, jeden Tag in der Zeitung. Es ist ein sehr aktuelles Gebiet. Es war damals so, und heute ist heute so.
Der Nordostwind ergriff das Schiff, und es konnte nicht mehr gegen den Wind gerichtet werden. Sind hier Segelfachleute unter uns? Könnt ihr das? Ich finde es immer toll, wenn die das hinkriegen, dass man mit dem Segel gegen den Wind segelt.
Aber sie schafften das nicht mehr. Sie wurden von diesem starken Sturmwind ergriffen. Jetzt schreibt Lukas nicht, der Kapitän war blöd oder hat es nicht mehr geschafft, sondern da heißt es: „Da gaben wir auf und ließen uns treiben.“
Lukas schreibt diese Geschichte aus der Perspektive der Christen, die unter den vielen anderen in dieser schlimmen Schifffahrtssituation dabei waren. Ihnen war schon kotzübel, noch ganz anders als auf einer Busfahrt heute. Manfred scheint daher sehr gelitten zu haben.
Jetzt schaffen sie es nicht mehr, da geben sie auf. Lukas schreibt hier plötzlich sehr solidarisch. Er sagt, sie haben es nicht geschafft, die Experten konnten es nicht, und wir Armen sind die Opfer. Er fühlt sich ganz in der Gemeinschaft mit all den anderen.
Das waren keine Christen, aber sie hatten jetzt die gleiche Not. Sie kamen gegen den Sturm nicht an und resignierten. „Da gaben wir auf und ließen uns treiben.“
Diese Stimmung geht jetzt weiter. Sie fuhren aber vorbei an einer Insel, die Kauda heißt. Dort konnten sie mit Mühe das Beiboot in ihre Gewalt bekommen. Das zog man so hinterher.
Dann stürmte es, es gab haushohe Wellen. Das Beiboot stürzte herunter, doch sie zogen es wieder hoch und befestigten es hinten auf dem Schiff, damit es ihnen nicht verloren geht für den Notfall.
Sie zogen es herauf und sicherten zum Schutz das Schiff mit Seilen. Da sie aber fürchteten, in die Syrte zu geraten – das ist hier –, dass man dann von dort aus in diese Bucht weggejagt wird, und das wäre das Ende, sagten sie: „Wir fürchteten, dahin zu geraten.“
Sie ließen Treibanker herunter und trieben so dahin. Ich verschwende jetzt keine Zeit, die Seeleute unter Ihnen können erklären, was ein Treibanker ist. Ich habe mir sagen lassen, dass man eine merkwürdige Art von Brettkonstruktion hatte, die man an verschiedenen Seilen befestigte und beschwerte.
So wirkte das wie eine Bremse. Das war nicht so schnell, wenn die Wellen einen so wegjagten bei diesen Sturzwellen, wo es zehn Meter hohe Wellen gab. Das war eine Wahnsinnsgeschwindigkeit.
Mit diesem Treibanker versuchten sie zu bremsen, damit sie wenigstens nicht so schlimm weggetrieben wurden. So funktionieren Treibanker.
Da sie ein großes Ungewitter erlitten, warfen sie am nächsten Tag Ladung ins Meer. Am dritten Tag warfen sie mit eigenen Händen auch das Schiffsgerät hinaus.
Da aber viele Tage weder Sonne noch Sterne schienen und ein gewaltiges Ungewitter sie bedrängte, war alle Hoffnung auf Rettung dahin.
Da sind wir beim Thema: Was ist die Not? Hier steht nicht nur, dass es Ungewitter und gefährliche Schifffahrten gibt, sondern das Schlimmste ist natürlich, wenn Menschen in die Verdammnis kommen und nicht gerettet sind.
Ihnen war so schlecht, dass sie gar keine Zeit hatten, über etwas anderes nachzudenken, als wie sie sich auf dem Schiff festhalten konnten. „Hoffentlich saufen wir nicht!“ Sie waren alle in der gleichen Not.
Diese Not, die im Augenblick herrschte, war für sie Rettung nur im Sinne von Überleben: „Überleben wir hier das irgendwie?“
Sie waren ja schon bereit, die ganze Ladung aufzugeben. Wirtschaftlich wollten sie nichts mehr retten. Die Getreideladung wurde über Bord geworfen, selbst das Gerät gaben sie auf – nur noch das nackte Leben zählte. Das war Rettung.
Lukas sagt: „Wir, wir, wir sind dabei.“ Ich finde das erstaunlich, dass er keinen Unterschied macht. Er sagt nicht: „Ja, wir hatten einen starken Glauben und für uns war es nicht so schlimm, aber die armen anderen, die Jesus nicht kannten.“
Wie war das denn in der Corona-Zeit? Wer hatte da nicht Angst? Wie viele Kirchengemeinden haben keine Gottesdienste gefeiert? Welche Gemeinden konnten nicht darüber sprechen, ob man sich impfen lässt oder nicht, Maske trägt oder nicht?
Die letzten zwei Jahre haben doch gezeigt: Wenn die Nöte da sind, dann sieht man erschreckend, dass der Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen null ist – null!
Wie ist es beim Thema Griechenland? Wenn plötzlich das Gas so teuer wird und die Inflation steigt, dann schreien alle in Deutschland – nur wir nicht.
Was ist jetzt Rettung? Was ist Rettung?
Ich finde es erst mal sehr hilfreich zu sehen, dass im 27. Kapitel die kleine Truppe von Christen in totaler Gemeinschaft mit den Nichtchristen in dieser furchtbaren Lebensgefahr ist – und es auch so beschrieben wird.
Es geht hier zunächst einmal um eine ganz, ganz kurzfristige Rettung.
Dann kommt ein Auftritt des Paulus, und das ist ganz interessant. Jetzt wird es spannend. Vers 20 haben wir gelesen, und in Vers 21 heißt es, dass sie lange nichts gegessen hatten. Es ging ihnen so schlecht, dass sie gar nichts essen konnten. Sie wussten nicht mehr, wo das Brot war.
Heute sind die großen Kreuzfahrtschiffe so gut ausgerüstet, dass man kaum etwas vom Seegang spürt. Aber wer schon einmal richtig auf See Seegang erlebt hat, weiß, wie es einem dabei geht. Da braucht man oft nichts mehr zu essen.
Ich selbst wurde als Vikar nach Jerusalem geschickt und bin fünf Tage mit der Autofähre unterwegs gewesen. Im Jahr 1964 wurde ich mit dem Schiff Ausonia von Venedig über Brindisi, Alexandria nach Beirut geschickt – das dauerte sieben Tage. Ich erinnere mich noch gut, wie schlecht mir auf dem Mittelmeer war. Die wunderbaren Menüs, die es auf dem Schiff gab, konnte ich kaum ansehen, weil mir schon bei der Suppe schlecht wurde.
Sie hatten also lange nichts gegessen. Da trat Paulus mitten unter sie und sprach: „Liebe Männer, man hätte auf mich hören sollen und nicht von Kreta aufbrechen dürfen. Dann wäre uns Leid und Schaden erspart geblieben. Doch nun ermahne ich euch: Seid unverzagt! Keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff wird verloren gehen.“
Woher wusste er das? Paulus erklärt: „Denn diese Nacht trat zu mir der Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, und er sprach: ‚Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor den Kaiser gestellt werden. Siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren.‘ Darum, liebe Männer, seid unverzagt! Ich glaube Gott, es wird so geschehen, wie mir gesagt wurde. Wir werden aber auf eine Insel auflaufen.“
Als die vierzehnte Nacht kam, berichtet Lukas weiter: „Wir trieben in der Adria, und die Schiffsleute dachten um Mitternacht, sie kämen an Land. Irgendwie spürten sie das und warfen das Senkblei aus. Sie fanden zwanzig Faden Tiefe, das sind etwa 36 Meter. Ein wenig weiter loteten sie erneut und fanden erst fünfzehn Faden, also etwa 27 Meter. Das war sehr flach.“
Da fürchteten sie, auf Klippen zu geraten. Sie warfen vier Anker hinten vom Schiff aus und wünschten sich, dass es bald Tag würde.
Als die Schiffsleute versuchten, vom Schiff zu fliehen und das Beiboot ins Meer ließen, taten sie so, als wollten sie auch vorne die Anker herunterlassen. Paulus aber sprach zum Hauptmann und zu den Soldaten: „Wenn diese nicht auf dem Schiff bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden.“
Daraufhin hieben die Soldaten die Taue ab und ließen das Beiboot ins Meer fallen.
Als es hell wurde, ermahnte Paulus alle, etwas Nahrung zu sich zu nehmen. Er sagte: „Es ist heute der vierzehnte Tag, dass ihr wartet und ohne Nahrung geblieben seid. Darum ermahne ich euch, etwas zu essen, denn das dient zu eurer Rettung. Keinem von euch wird ein Haar vom Haupt fallen.“
Nachdem er das gesagt hatte, nahm er Brot, dankte Gott vor allen und brach es. Dann fing er an zu essen. Da wurden alle guten Mutes und nahmen ebenfalls Nahrung zu sich.
Wir waren aber alle zusammen im Schiff zweihundertsechsundsiebzig.
Nachdem sie satt geworden waren, erleichterten sie das Schiff und warfen das Getreide ins Meer.
Bevor wir den Schluss anschauen, möchte ich auf die entscheidende Stelle eingehen. Paulus tritt auf. Als ich anfing, Theologie zu studieren, hatte ich bereits alle Sprachen, die in der Schule gelehrt wurden, beim Abitur abgeschlossen: Latein, Griechisch und Hebräisch. Ich kam auf die theologische Hochschule und belegte das Proseminar über Lukas, die Apostelgeschichte und Lukas.
Das erste Mal bekam ich ein dickes Buch in die Hand gedrückt, das gerade frisch erschienen war: eine Auslegung der Apostelgeschichte von Professor Hähnchen. Das war damals das Buch, das ich heute noch habe und gelesen habe, um mich auf diesen Tag vorzubereiten. In diesem Kommentar steht, dass nichts von dem, was in der Apostelgeschichte beschrieben ist, historisch zutreffend sei.
Zu Kapitel 27 schreibt er dann: „Das ist natürlich jetzt hier Lukas. Er will Paulus als einen Glaubenshelden herausstellen, der hier auftritt und eine Rede hält. Das können nur Landräte schreiben. Bei dem Sturm konnte keiner hinstellen, stehen und reden usw.“ Das heißt, das eigentliche Problem, das wir heute haben, ist, dass viele sagen: „Das ist ja ein Märchen, was hier steht. Das glaubt ja keine Sau. Also gibt es das ja gar nicht. Das sind die Wunder, die heiligen Legenden, die Christen sich erzählen.“
Na gut, dann schauen wir mal genauer hin: Glauben Sie wirklich, dass das, was da steht, nur ein Märchen ist? Was macht Paulus? Ist er ein Glaubensheld? Was er in diesem Fall tut, ist, dass er den Leuten etwas sagt, was Gott ihm durch einen Boten in der Nacht mitgeteilt hat. Er sagt nicht: „Mein Glaube sagt mir…“ oder „Ich habe den Eindruck gehabt…“ oder „Mir ist so und so.“ Auch sagt er nicht: „Was ich von der Treue Gottes gelernt habe, kann gar nicht anders sein.“ Nein, er hat erfahren, dass Gott ihm in der Nacht durch einen Boten Klartext geredet hat.
Der Bote sagt: „Fürchte dich nicht, du wirst den Kaiser sehen.“ Das ist das Ziel. Paulus wird vor ihn gebracht werden, im Prozess Auskunft geben müssen und dort in Rom das Evangelium verkünden. Das wird passieren. Und der Bote sagt ihm auch noch: „Das Schiff wird verloren gehen, aber alle, die darauf sind, 276 Menschen, schenke ich dir.“
Wissen Sie, was das bedeutet? Das ist, was Jesus verheißen hat: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Salz der Erde ist das, was die Welt vor Verfolgung und Verderben bewahrt. Hier sind Lukas und Paulus Salz der Erde. Gott schenkt ihnen 276 Menschen. Ziehen wir die drei Christen ab, bleiben 273 Heiden, mit denen Paulus nicht einmal über den Glauben sprechen konnte. Denn so schlecht, wie es in der Situation war, hörte keiner zu.
Wir hören auch Petros, der in Paulus’ Situation nicht sagt: „Hättet auch mich hören sollen, jetzt gehen wir hier natürlich unter.“ Stattdessen kann Paulus den Leuten nur eines sagen: Angesichts des Todes werden wir dem Richter begegnen. Das Einzige, was ich euch noch raten kann, ist Buße zu tun und Vergebung der Sünden zu suchen, sonst werdet ihr in Ewigkeit verloren gehen. Ihr werdet nicht nur hier ertrinken, sondern in Ewigkeit verloren sein.
Das wäre auch eine gute Situation gewesen zur Evangelisation, oder? Warum hat Paulus das nicht gemacht? Vermutlich, weil ihm einfach zu schlecht war. Aber er hatte das Nächstliegende, das, was der Herr ihm gesagt hatte.
Wenn ich heute so höre, was die Leute sagen: „Ich habe einen Eindruck gehabt, habe Bilder gesehen, es ist alles schön, hoffentlich ist es wahr.“ Propheten, die Träume haben, sollen Träume haben, ja, Gott kann durch Träume reden. Aber es muss auch klar sein, dass Gott wirklich geredet hat. Paulus hat nicht gesagt: „Mir ist so“ oder „Ich habe einen Eindruck gehabt oder ein Bild gehabt.“ Ein Bote Gottes hat zu ihm gesprochen. Er wusste, dass Gott ihm klipp und klar etwas gesagt hat, und das sagt er hier weiter.
Er macht keine Versprechungen mit heißer Luft aus dem hohlen Bauch, sondern er sagt, was Gott ihm gesagt hat. Diesem Gott, dem ich diene, glaube ich, sagt er. Deshalb ist er dann ganz realistisch. Auch als es dann hell wird und sie merken: „Aha, hier kommt ja tatsächlich Land“, sagt er nicht: „Aber jetzt, bevor alle davonrennen, hört das Evangelium von Jesus noch mal.“ Er sagt: „Pass mal auf, jetzt solltet ihr erst mal frühstücken. Es ist nicht gut, hier mit leerem Magen den Rest zu schaffen.“
Ist das denn christlich? Kann man von Aposteln nicht noch ein bisschen mehr Evangelium erwarten, als den Heiden zu raten, sie sollten jetzt erst mal frühstücken? Ja, tut er. Und sein ganzes Lebenszeugnis ist, dass er Brot nimmt und Gott dankt. Er hat noch nie gebetet, jedenfalls nicht zum lebendigen Gott, und er dankt Gott mitten in dieser schrecklichen, ausweglosen Not, die auch nicht so ganz bequem weitergeht. Dann fängt er selbst an zu essen.
Das Segensgebet klingt fast so, als hätte Jesus gesagt: „Er nahm das Brot, dankte, brach’s und gab es ihnen.“ Ach, der Herr ist gegenwärtig. Und da steht Paulus mit einem ganz klaren Zeugnis in dieser schrecklichen Situation vor über zweihundert siebzig Heiden. Er spricht das Tischgebet laut, lobt Gott und sagt selbst: „Ich muss jetzt erst mal was essen.“ Er isst vor und das wirkt so, dass die anderen auch essen. Sie werden ermutigt.
Also, was sagt uns das? Es sagt uns, dass Paulus erst mal sagt, was Gott ihm gesagt hat. Das war ja nicht selbstverständlich. Es geht ja nicht so wie im Islam. Dort heißt es, wenn die Juden sagen, sie hätten Jesus, den Messias, getötet, dann lügen sie. Sie hätten ihn nicht getötet, sondern einen, der ihm ähnlich war. Denn Gott ist allmächtig und weise.
Nach islamischem Glauben ist Jesus ein großer Prophet, und Gott ist allmächtig und weise. Er würde nie zulassen, dass sein Prophet getötet wird. Wer das behauptet, lügt. Deshalb leugnet der Islam die Kreuzigung Jesu unter Berufung auf die Allmacht und Weisheit Gottes. Das ist natürliche, gottlose Religion gegen Jesus. Sie weiß immer, was Gott kann und was unmöglich ist.
Paulus wusste genau: Jesus kann auch seine Apostel töten lassen. In Apostelgeschichte 12,1 quält Herodes, der König, Christen und tötet Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert. Ein Satz steht da, nichts weiter. Und Stephanus war schon gesteinigt worden. Ja, Gott kann seine besten Leute sterben lassen – und sagt: Wie geht das zu?
Das ist nicht automatisch so. Was Paulus hier sagt, kann er sagen, weil Gott es ihm gesagt hat: „Du kommst nach Rom, und weil du nach Rom kommst und dort vor dem Kaiser Zeuge für mich sein sollst, wird zwar hier das Schiff kaputtgehen, aber ihr werdet überleben.“ Ich schenke dir die ganze Besatzung und alle anderen Passagiere auch. Und was er weiß, das sagt er.
Und dann lesen wir den Schluss, was passiert. Als es aber Tag wurde, kannten sie das Land nicht. Eine Bucht aber wurden sie gewahr.
Diese hatte ein flaches Ufer. Dorthin wollten sie das Schiff treiben lassen, wenn es möglich wäre. Sie hieben die Anker ab und ließen sie im Meer. Dann banden sie die Steuerruder los, richteten das Segel nach dem Wind und hielten auf das Ufer zu.
Als sie auf eine Sandbank gerieten, ließen sie das Schiff auflaufen. Das Vorderschiff bohrte sich ein und saß fest, aber das Hinterschiff zerbrach unter der Gewalt der Wellen.
Die Soldaten aber hatten vor, alle zu töten, damit niemand fortschwimmen und entfliehen könne. Der Hauptmann wollte Paulus jedoch am Leben erhalten. Er wehrte ihrem Vorhaben und ließ die, die schwimmen konnten, als Erste ins Meer springen und sich an Land retten.
Die anderen retteten sich auf Brettern oder auf dem, was noch vom Schiff übrig war. So geschah es, dass sie alle gerettet ans Land kamen. Die meisten waren keine Schwimmer, denn im Orient können nicht alle Leute schwimmen.
Jetzt klammern sie sich an die Trümmer des Schiffes und werden ans Land gespült.
Was ist da? Jetzt sehen Sie das Ganze im Zusammenhang. Das ist Weltmission. Der Herr sendet seine Jünger zu seinen Zwecken und Zielen mit einer Strategie, die er konsequent verfolgt.
Man könnte denken, das geht nicht mehr: „Du sollst zum Kaiser, du sollst von Rom aus das Evangelium weiterverbreiten.“ Das ist Gottes Weltmissionsstrategie. Doch unterwegs gibt es Katastrophe nach Katastrophe. Den Jesusleuten geht es überhaupt nicht besser als den Heiden. Ihnen geht es so schlecht, dass sie unterwegs gar keine Zeit haben, eine Bibelstunde zu halten oder den Heiden rechtzeitig zu erklären, wie das mit dem Evangelium funktioniert. Lesen Sie mal weiter, wie es auf der Insel Malta weitergeht.
Auch dort ist die Situation sehr, sehr bescheiden. Es geschehen Wunder und sogar Heilungen. Prominente Bewohner werden geheilt, und viele Kranke erfahren Heilung. Doch wir erfahren nichts weiter darüber. Drei Monate bleiben sie dort, bis der Gefangenentransport nach Italien weitergeht. In der Apostelgeschichte wird darüber nichts berichtet, obwohl in diesen drei Monaten möglicherweise eine Gemeinde in Malta gegründet wurde. Aber warum wird das nicht erwähnt?
Es wird hier deutlich: Das Hauptziel ist Gottes Weltmissionsstrategie. Das ist es, was Jesus gesagt hat. In Matthäus 24 geht es um die Zeichen der Endzeit: Verfolgung, Unwetter, Kriege, Kriegsgeschrei, Lug und Betrug sowie zunehmende Gesetzlosigkeit.
Haben Sie im Kopf, was das letzte und wichtigste Zeichen der Endzeit ist? Das steht in Matthäus 24, Vers 14: „Und es wird gepredigt werden dieses Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen“, sagt Jesus. Das wichtigste Zeichen des Endes ist die Weltmission.
Ich habe nie verstanden, warum Leute auf diese furchtbaren Zeichen schauen und in Weltuntergangsstimmung verfallen: „Rette sich, wer kann!“ Das ist nie die Perspektive von Jesus. Seine Perspektive ist: „Ich komme wieder.“ Es wird ein sich austobendes Böses geben, aber das wichtigste Zeichen ist, dass das Evangelium, so sagt Jesus selbst, allen Völkern verkündet wird. Dann ist das Ziel erreicht. Hell aus steht dann das Ende bevor.
Und genau das passiert hier. So sagt Jesus in Matthäus 28: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Erstmal ist das klar: König aller Könige ist Jesus. Weder Putin noch sonst jemand hat die Macht in dieser Welt, auch nicht die Waffen. Nur Jesus ist der Herr aller Herren, nur er.
Er sagt weiter: „Darum geht und macht zu Jüngern alle Völker.“ Weltmission ist sein Ziel. Wo sie hören, taufen sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehren sie, alles zu halten, was er ihnen befohlen hat.
Ich hoffe, Sie werden morgen ausführlich von Yasser Eric erfahren, was im Moment Dramatisches geschieht. Das, was seit Jahrhunderten nicht passiert ist, erleben wir in den letzten zwanzig Jahren mit der Ummat al-Masih, der Gemeinde des Messias, Communio Messianica. Tausende und Abertausende von Muslimen bekehren sich und opfern ihr Leben. Christen nehmen sie jedoch nicht auf!
Gerade gestern nahm ich an einer Gebetsversammlung aus diesem Kreis teil, die es in 79 Ländern gibt. Yasir Erik ist ihr geheimer Bischof weltweit. Es sind lauter Leute, die früher Muslime waren und die zum großen Teil aus ihren Familien ausgestoßen wurden. Viele wurden im Irak wundgeschlagen und sind geflohen, mit blutenden Rücken, um in einem kirchlichen Schutz Zuflucht zu suchen.
Die Kirche hat sie nicht aufgenommen, aus Angst. Die christlichen Kirchen fürchten, wenn sie bekehrte Muslime aufnehmen, würden Islamisten sie angreifen, sie in den Kirchen töten. So ist es gewesen. Ich war vor 55 Jahren Vikar in Jerusalem, und dort war das schon immer so: Bekehrte Muslime fanden kein Zuhause in christlichen Gemeinden, nirgendwo.
Viele sind dann wieder abgefallen, weil sie nicht heiraten konnten. Man kann im Orient nicht ohne Familie leben, das funktioniert nicht. Trotzdem sagen sie heute: „Wir wollen getauft werden, wir bekennen uns. Wir wollen nicht mehr heimlich in der Moschee Jesus folgen, ohne dass jemand es merkt. Wir wollen es offen tun.“
Yasser tauft Hunderte im Irak, in der Türkei, in Ägypten. Er war kürzlich auf den Philippinen. Vor 14 Tagen nahm ich an einer Zoom-Konferenz für Gemeindeleiter aus zentralasiatischen Ländern teil. Alle Leiter sind ehemalige Muslime, die dort Gemeinden aufbauen, die nur aus bekehrten Muslimen bestehen.
Es sind Tausende, es sind Millionen weltweit. In 79 Ländern gibt es diese Kirche inzwischen. Sie existiert erst seit wenigen Jahren. Vor einigen Jahren hat sich eine Gruppe getroffen und gesagt: „Wir dürfen sie nicht ignorieren.“
Ich habe gestern Abend zweieinhalb Stunden lang auf YouTube einen Gebetsgottesdienst verfolgt, der am 18. stattfand – den Weltgebetstag für Communio Messianica. Wenn Sie Englisch verstehen, können Sie ihn sich ansehen. Es wurde weltweit gebetet.
Yasir Erik gibt ihnen die Wegweisung: „You are not alone“ – „Du bist nicht allein.“ Obwohl sie alle alleine sind, gehören sie doch zu Jesus. Nun binden sie sich zusammen. Sie alle werden verfolgt, aber keiner jammert über die Verfolgung.
Das eine Thema, das sie haben, ist: „Macht zu Jüngern alle Völker, Bekehrung, weil Jesus der Retter ist.“ Sie lehren, alles zu halten, was Jesus ihnen geboten hat. „Lest die Bibel, studiert das Wort Gottes, bleibt auf dem Kurs von Jesus.“
Was wir hier in Kapitel 27 lernen, ist genau Gottes Weltstrategie. Nichtverfolgung ist kein Thema. Das ist ein Gejammer von wehleidigen, verwöhnten Christen. Die, die verfolgt werden und schwer leiden – und nicht alle bleiben standhaft – sind Teil dieses Stroms der Weltmission.
Dir, Herr, sei die Ehre! Wir sind hineingetauft in den lebendigen dreieinigen Gott. Jesus ist für uns am Kreuz gestorben, ihm sei die Ehre. Wir wollen, dass Menschen seinen Namen kennen. Deshalb bekennen wir, dass er der Herr ist. Wir schweigen nicht.
Darf ich Ihnen etwas sagen? Ich freue mich, dass Sie diese Tage den verfolgten Christen widmen und das HMK dieses Thema so ins Bewusstsein rückt.
Ob solche Tage jedoch wirklich Wirkung zeigen, erkennt man daran, ob sie Leidenschaft für die Weltmission und die Evangelisation entfachen – dass Menschen Jesus kennenlernen. Das ist der Preis, das ist die Aufgabe: Geht hin in alle Welt! Das letzte Zeichen, das Signal des kommenden Herrn und des Ziels, ist dieses Evangelium für alle Völker.
In Deutschland gibt es so viele Menschen, die keine Ahnung haben, wer Jesus ist. Und weltweit gibt es noch Volksstämme, die noch nie von Jesus gehört haben. Das ist unsere Leidenschaft. Dabei folgen wir dem, was Paulus gesagt hat: „Tut Gutes an jedermann, solange es noch Zeit ist, tut Gutes an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen“ (Galater 6,10).
Es gibt Situationen, in denen es nur darum geht, den 273 Heiden, die mit einem in bitterster Seenot sind, irgendwie zu helfen – damit wir jetzt nicht ganz ersaufen. Das passiert unterwegs, durch Diakonie und soziales Engagement. Und niemand hat gesagt: „Ist das denn wichtig? Hätte man nicht Wichtigeres predigen müssen?“ Wollen Sie Paulus im Ernst sagen, er hätte etwas anderes sagen sollen auf diesem Schiff?
Das ist doch religiöses Geschwätz von Leuten, die nicht wissen, wie weh das Leben tun kann und wie bitter es sein kann. Wie sehr wir in der Gemeinschaft mit denen sind, die krank sind, die an Krebs sterben. Wir müssen Angst haben vor Seuchen, von denen wir nicht wissen, ob sie real sind, und vor politischer Not und vor Kriegen. Es gibt so viel Angst, dass man mit den Menschen seufzt und stöhnt und sagt: Wir ließen uns treiben, wir ließen alle Hoffnung fahren. Wir wussten auch nicht mehr, wie wir die Probleme lösen sollten.
Aber der Herr bringt uns zu seinem Ziel. Mitten in diesem Sturm wollen wir mit Haut und Haaren Zeugen sein und nie das Ziel vergessen. Herr, zünde an dein Feuer! Wag es mit Jesus, was deine Not auch sei. Wag es mit Jesus, er macht dich frei, ihr Alten und ihr Jungen!
Die Welt fragt, ob wir für Jesus brennen. Und die verfolgte Christenheit ist die, die uns heute Mut macht – in diesen bequemen Ländern, in denen es fast nichts kostet, Jesus zu folgen. Sie macht uns Mut. Lasst euch Mut machen von Leuten wie Yasser, Erik und anderen.
Herr, ich danke dir, dass du uns dein Wort so gibst – so realistisch, so ernüchternd und doch so ermutigend. Du bist der Herr aller Herren. Und gebrauche uns nach deinem Wohlgefallen zu deiner Ehre. Zünde an dein Feuer, Herr, im Herzen mir! Amen.