
Herzlich willkommen bei Deep Talk! Wir freuen uns, gemeinsam mit dir Gott besser kennenzulernen. Durch Predigten und Interviews möchten wir uns von ihm immer mehr verändern lassen und ein Leben führen, das sich lohnt – ein Leben zur Ehre Gottes.
Unser Anliegen ist es, mit dir über Themen zu sprechen, die tiefer gehen. Es geht also nicht um Small Talk, sondern um Deep Talk. Sei dabei und lass dich herausfordern!
Hallo und herzlich willkommen bei Deep Talk. Ich bin Jonas und freue mich, dass du heute wieder eingeschaltet hast zu einer neuen Folge von Frag den Kotsch. Mit mir im Studio sind natürlich Michael Kotsch, der eine sehr wichtige Rolle in der Sendung Frag den Kotsch spielt, und Johanna. Sie wird gemeinsam mit mir die Fragen an Michael stellen – unter anderem auch die Fragen, die ihr direkt eingeschickt habt, bezogen auf die letzte Sendung.
In der heutigen Sendung geht es generell um die Theodizee-Frage, also darum, warum es Leid gibt, wenn Gott doch regiert und allmächtig ist. Bevor wir aber richtig auf diese Frage eingehen, wollen wir noch einmal auf die letzte Folge zurückkommen.
Zu dieser Folge ist nämlich eine Frage eingegangen. Sie betrifft das Thema Segen und Fluch und bezieht sich auf den Vers Hebräer 7,7. Ich werde ihn jetzt einmal vorlesen: „Nun ist es ohne jede Widerrede so, dass der Geringere vom Höheren gesegnet wird.“
In Bezug auf diesen Vers kam die Frage auf: Bedeutet es, wenn ich jemanden segne, dass ich mich über diese Person stelle? Oder kann ich überhaupt nur dann segnen, wenn ich eine höhere Stellung habe? Wie verhält es sich also mit diesem Vers?
Ja, das ist eine spezielle Frage. Wenn ich mich an die biblischen Zusammenhänge erinnere, also dort, wo Segen vorkommt, würde ich schon sagen, dass in den allermeisten Fällen eine höhergestellte Person eine ihr unterstellte Person segnet.
Häufig finden wir das Beispiel, dass Eltern ihre Kinder segnen, also ihnen etwas Gutes zusprechen. Ebenso gibt es Stellen, an denen ein Priester, ein Prophet oder auch ein König andere Menschen segnet, die ihm unterstellt sind. Im Neuen Testament segnet ein Apostel jemanden in der Gemeinde, oder die Ältesten segnen jemanden in der Gemeinde.
Von daher habe ich den Eindruck, dass das Segnen in den allermeisten Fällen von einer höheren Position zu einer unterstellten Position stattfindet. Segnen bedeutet ja so viel wie, etwas Gutes über jemanden zu sagen oder jemandem etwas Gutes zu wünschen.
Das hängt natürlich auch mit dem Unterschied in der Stellung zusammen. Denn wenn ich jemandem etwas Gutes wünsche, ist das nur dann richtig sinnvoll und bringt etwas, wenn diese Person eine gewisse Machtposition hat.
Ein ganz deutliches biblisches Beispiel ist, dass wir uns beim Segen an Gott wenden. Das Entscheidende in der Bibel ist immer, wenn Gott segnet. Wenn wir also in der Bibel finden, dass Gott Abraham segnet, oder Gott Mose segnet, oder Gott uns als Christen segnet, dann sind wir mit allerlei göttlichem Segen bedacht. Das, was darin enthalten ist, kommt von Gott.
Bei Gott spricht das nicht nur etwas Gutes zu, sondern Gott kann es auch bewirken. Das ist etwas ganz besonders Wichtiges. Nur zu sagen: „Ach, ich hoffe, es geht dir gut“ ist nett, aber wenn Gott sagt: „Ja, es soll dir gut gehen“, dann hat Gott auch die Macht und Möglichkeit, das umzusetzen.
In diesem Fall ist es natürlich auch möglich, dass jemand, der auf derselben Ebene ist, dem anderen einen Segen zusprechen kann. Oder sogar wenn ich jemanden habe, der eigentlich im Rang oder in der Gemeindeordnung über mir steht, dann ist das nicht mein Segen, sondern ich bitte Gott, dass er den anderen segnet.
Zum Beispiel wünsche ich jemandem den Segen Gottes, so wie es in manchen Briefen von Paulus auch der Fall ist. Wenn ich also zu unserem Ältesten sage: „Ich wünsche dir Gottes Segen“, dann ist das legitim, weil Gott derjenige ist, der den Segen wirklich ausübt.
In dem Moment stelle ich nicht das Amt des Ältesten in Frage oder setze mich über ihn, sondern ich bitte darum, dass Gott eingreift und wünsche ihm das. Das dürfen wir immer tun. Ich denke, wir sollten es sogar tun.
Zum einen drückt es aus, wie sehr uns der andere am Herzen liegt und dass wir wirklich etwas Gutes für ihn wollen. Zum anderen ist uns immer bewusst, dass wir für die ganz entscheidenden Fragen in unserem Leben viel zu klein sind und zu wenig Möglichkeiten haben. Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass Gott eingreift.
Ja, vielen Dank für die Antwort. Ich hoffe, dass die Frage damit für die Person, die sie gestellt hat, soweit beantwortet ist.
Heute wollen wir uns mit dem Thema beschäftigen, warum Gott Leid zulässt.
Zunächst kennen wir viele Situationen, in denen Menschen entweder sehr krank sind, einen geliebten Menschen verlieren oder finanzielle Probleme haben. Oft fragt man sich: Warum passiert das gerade mir? Warum lässt Gott das zu? Und was soll man tun, wenn man sich gerade in einer solchen Leidenssituation befindet?
Ich glaube, das ist eine besondere Herausforderung, der wahrscheinlich jeder von uns irgendwann einmal begegnet. Ich vermute, jeder, der jetzt zuhört oder zuschaut, könnte von Situationen erzählen, die ihm sehr schwergefallen sind und wehgetan haben. Manchmal sind es Verletzungen durch andere Menschen, Krankheiten, Enttäuschungen durch Freunde oder andere Umstände, die Leid verursachen.
Die Frage ist nun: Wie gehe ich mit diesem Leid um? Wie ordne ich es ein?
Es kann passieren, dass man sich zu stark auf das Leid fixiert. Das bedeutet, man dreht sich ständig nur darum und denkt nur noch daran. Manchmal vertieft man das Leid auch im Gespräch mit anderen, indem man immer wieder betont, wie schlimm die Situation oder die Person ist, die einen verletzt hat. Dadurch wird das Leid meist immer intensiver und verschwindet nicht mehr. Das wäre eine falsche Art, mit Leid umzugehen.
Eine andere falsche Herangehensweise ist es, das Leid komplett zu verdrängen, so zu tun, als ob es gar nicht existiert. Bei kleinen Problemen mag das funktionieren, da vergisst man sie mit der Zeit. Bei größeren Problemen, sei es zwischenmenschlich oder körperlich, funktioniert das jedoch nicht, denn diese Probleme tauchen wieder auf. Man muss sich richtig damit auseinandersetzen.
Es hilft auch nicht immer, einen Schuldigen zu suchen. Das ist etwas, was man oft tut, indem man sagt: „Der ist schuld daran, deshalb leide ich jetzt.“ Selbst wenn das stimmt, verschwindet das Leid dadurch nicht und es wird auch nicht kleiner.
In den meisten Fällen sind wir, wenn wir Leid erfahren, nicht mehr objektiv. Das bedeutet, wir sehen Dinge, die vielleicht gar nicht stimmen. Manchmal sind wir sogar selbst mitbeteiligt an der Situation, aber weil wir darunter leiden, wollen wir das nicht sehen oder können es im Moment nicht erkennen.
Das sind Beispiele für falsche Wege, mit Leid umzugehen.
Wenn ich von falschen zu richtigen Wegen komme, dann denke ich, eine Sache ist besonders wichtig: Es ist hilfreich, vom Leiden etwas Abstand zu gewinnen. Das Leiden kann uns sehr viel Kraft kosten. Abstand gewinnt man zum Beispiel, indem man sich an Gott wendet.
Im ersten Petrusbrief heißt es: „Alle eure Sorgen werft auf ihn.“ Leid ist auch eine Sorge. Wenn ich Gott meine Sorgen anvertraue, fühle ich mich erleichtert. Ich weiß ja, dass da jemand ist, der mein Leiden lindern oder zumindest kleiner machen kann. Er kann mir auch helfen, richtig mit dem Leiden umzugehen.
Deshalb ist es eine sehr wichtige Sache, sich mit dem Leiden an Gott zu wenden und ihm zu sagen, was alles darin steckt und warum es weh tut. Gott ist jemand, der zuhört, Anteil nimmt und dem es nicht gleichgültig ist, wie es mir geht. Er kann sogar eingreifen, um die Ursache des Leids zu beenden. Daher ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, sich an Gott zu wenden.
Eine zweite wichtige Sache ist, mit anderen Menschen zu sprechen. Es gibt ein deutsches Sprichwort: „Geteiltes Leid ist halbes Leid.“ Darin steckt viel Wahrheit. Es hilft, Menschen zu haben, die nicht schimpfen, sondern zuhören. Wenn man jemandem erzählt, was einen belastet, fühlt man sich oft erleichtert.
Ein dritter Punkt, der ebenfalls hilft, ist, sich um andere Menschen zu kümmern, denen es schlecht geht. Manchmal denkt man, wenn ich leide, müssen sich alle um mich kümmern. Das passiert aber nicht immer, und dann ist man enttäuscht. Wenn ich aber sehe, dass es auch andere gibt, denen es schlecht geht, dann kann das dazu führen, dass ich merke: Mein Leid ist gar nicht so groß. Es gibt Menschen, denen geht es viel schlimmer als mir.
Wenn ich dazu beitragen kann, dass das Leid anderer etwas geringer wird, hilft mir das oft, besser mit meinem eigenen Leid umzugehen. Ich kann es besser einordnen, und es drückt mich nicht mehr so sehr nieder.
Trotzdem wird Leid nicht immer ganz verschwinden. Es gibt keinen Mechanismus, mit dem wir Leid vollständig abschalten können. Manche Menschen versuchen das neben dem Schimpfen zum Beispiel mit Drogen oder Alkohol. Sie sagen: „Jetzt geht es mir schlecht, ich leide, also trinke ich.“ In dem Moment spürt man das Leiden weniger. Aber das ist nur kurzfristig.
In vielen Fällen führt diese Art des Umgangs langfristig zu noch mehr Leiden – nicht sofort, aber auf lange Sicht gesehen.
Wenn ich selbst im Leid stecke und sehe, dass mein Nächster leidet, stellt sich die Frage: Wo stehe ich da in der Pflicht? Wie sollte ich einem Menschen in Not weiterhelfen?
Ich glaube, es gibt klare biblische Aufforderungen, die uns leiten. Zum Beispiel heißt es, wir sollen mit den Weinenden weinen. Das ist eine direkte und wichtige Aufforderung. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Hier kommt jemand vorbei, sieht einen zusammengeschlagenen Mann, der am Boden liegt und nichts mehr machen kann. Der Samariter wird als Vorbild genommen, weil er das Leiden dieses Menschen sieht und versucht, es zu lindern.
Solche Beispiele finden wir sowohl im Alten als auch im Neuen Testament häufig. Wir sollen aneinander Anteil nehmen. Die Geschichte vom barmherzigen Samariter zeigt, dass wir manchmal in der Lage sind, das Leiden anderer Menschen zu verringern.
Wenn zum Beispiel Menschen hungern, könnte ich hingehen und, wenn ich genügend Geld habe, diesen Menschen etwas zu essen geben. Oder wenn ich weiß, dass jemand einsam ist, könnte ich die Person zu mir nach Hause einladen, damit sie nicht mehr so allein ist. Auf diese Weise können wir das Leid anderer Menschen mindern.
Auch wenn ich selbst im Leid bin, kann ich jemanden suchen, mit dem ich sprechen kann. Ich könnte mich aber auch zur Verfügung stellen, damit jemand anderes erzählen kann, wie es ihm geht. Das wäre ebenfalls eine Form, auf das Leid des Anderen einzugehen.
Was man besser nicht tun sollte, ist, um jeden Preis eine Antwort darauf zu suchen, warum diese Person gerade leidet. Dafür bräuchte man eigentlich eine Offenbarung Gottes. Gott müsste einem das mitteilen, denn sonst kann man leicht falsch liegen. Im schlimmsten Fall könnte man dadurch das Leiden sogar noch vergrößern.
Ich erinnere mich an eine Situation in einer Gemeinde, in der ich war. Dort ist das Kind eines jungen Ehepaars gestorben. Die Frau war schwanger, aber das erste Kind war eine Fehlgeburt. Jemand aus der Gemeinde sagte zu dieser Frau: „Das ist, weil du so hochmütig bist.“
Darauf würde ich heute sagen: Wer weiß, ob das stimmt? Man muss sich sehr sicher sein, bevor man so etwas sagt. Sonst stellt man sich als Richter hin, und wenn es nicht stimmt, macht man einen Menschen dadurch nur noch kaputter.
Solche Beispiele finden wir auch in der Bibel, etwa bei dem Blindgeborenen oder bei den Freunden Hiobs. Hiob leidet, und seine Freunde sagen zu ihm: „Bestimmt hast du gesündigt, bekenn deine Sünde und kehr um!“ Aber Gott sagt sogar, dass das nicht stimmt. Hiob hat in dem Moment nicht gesündigt, und sein Leiden kommt nicht daher, dass er gesündigt hat.
Deshalb sollten wir nicht krampfhaft nach einer Antwort suchen, wenn sie nicht ganz offensichtlich ist. Denn dadurch können wir viel kaputt machen bei einem Menschen, der sowieso schon am Boden ist. Wir könnten ihn noch mehr runterziehen oder falsche Gedanken in seinen Kopf setzen. Das kann dazu führen, dass Menschen in eine noch tiefere Krise geraten.
Ebenso sollten wir nicht einfach vor Leid ausweichen. Das tun manche Menschen. Das kennen viele: Man sieht einen Bettler, und die meisten schauen schnell weg. Das ist eine typische Reaktion. Es heißt nicht, dass wir immer Geld geben müssen, aber wir sollten Leid nicht einfach ausweichen.
Psychologische Untersuchungen zeigen, dass Menschen im Leiden oft immer einsamer werden. Andere ziehen sich zurück, weil sie nicht gerne mit jemandem zu tun haben, der leidet. Als Christen müssen wir sagen: Das kann nicht immer die Antwort sein. Wir sollten nicht einfach weglaufen, wenn wir mit Leid konfrontiert werden.
Wir müssen allerdings auch damit rechnen, dass wir vieles Leid nicht beenden können. Wir können mit der Person beten, dass Gott Krankheit wegnimmt oder schwierige Lebenssituationen verändert. Manchmal können wir auch praktische Tipps geben, wie jemand sein Leben verändern kann.
Wenn zum Beispiel jemand in der Schule gemobbt wird, könnten wir mit der Person zum Lehrer gehen und versuchen, ein Gespräch zu führen. So können wir aktiv etwas unternehmen.
Aber manche Leidensformen gehen nicht weg. Wenn jemand schwer krebskrank ist, haben wir nicht immer ein Wundermedikament. Wir können Gott darum bitten, aber Gott hat nicht versprochen, dass er jede Krebserkrankung heilt, wenn wir ihn darum bitten. Christen sterben manchmal auch an Krebs.
Deshalb müssen wir unsere Grenzen sehen. Es gibt Christen, die versprechen, dass Gott immer heilt, wenn man nur stark genug glaubt. Doch wenn das nicht passiert, ist die Enttäuschung oft umso größer, weil Gottes Plan anders war.
Wir sollten also mitfühlend und hilfsbereit sein, aber auch realistisch bleiben und die Grenzen unseres Handelns und unseres Glaubens anerkennen.
Die Bibel gibt uns Hinweise darauf, dass wir in der Nachfolge Christi eher mit Leid konfrontiert werden, als dass wir ein leidfreies Leben haben werden. Das ist eine ziemlich traurige Wahrheit, könnte man sagen – traurig in dem Sinne, weil das nicht dem entspricht, was sich der moderne Mensch wünscht.
Ein moderner Mensch, zu dem ich mich ebenfalls zähle, würde sich eher wünschen, dass als Christ alles nur noch gut ist. Dass das Leben nur noch Glück bringt, man ständig Urlaub hat, immer gesund bleibt und möglichst nie stirbt. Aber genau das war weder bei den ersten Christen so noch ist es heute der Fall.
Denn viele der Jünger starben einen gewaltsamen Tod relativ früh. Petrus wurde hingerichtet, Paulus wurde hingerichtet, Jakobus ebenso, Stephanus und andere – alles keine angenehmen Lebensgeschichten. Auch in der Kirchengeschichte setzte sich dieses Muster fort.
Daher würde ich dir völlig zustimmen: Wenn wir mit Jesus leben, wird uns nicht versprochen, dass wir ein Leben ohne Leiden führen werden. Vielmehr wird gesagt, dass Leiden dazugehören wird.
Wir haben das aus der ersten Person beschrieben, und das gilt auch für die zweite Person, also wenn ich oder du davon betroffen sind. Genau so ist es.
Aber wie ist es, wenn wir das Ganze praktisch nur aus der dritten Person betrachten? Wenn also jemand anderes betroffen ist und ich mit einer anderen Person darüber spreche. Zum Beispiel treffe ich jemanden auf der Straße, und er fragt: Wie kann es sein, dass es so viel Leid gibt? Das trifft ihn sogar selbst, weil es anderen schlecht geht. Da ist also auch Mitgefühl vorhanden, aber er kann es überhaupt nicht damit vereinbaren, dass Gott existiert. Wie kann man damit umgehen?
Ich glaube, da spielen verschiedene Ebenen eine Rolle. Wenn wir uns rein verstandesmäßig damit auseinandersetzen und es als Problem sehen, dann treffe ich immer wieder Leute, die sagen: Weil es so viel Leid in der Welt gibt, kann es Gott nicht geben.
Hier müssen wir sehen, dass dieses Argument nicht stimmt. Es ist kein wirkliches Argument gegen Gott, sondern bezieht sich lediglich auf eine Eigenschaft Gottes. Dahinter steht nämlich die Vorstellung, es gäbe einen Gott, der versprochen hat, um jeden Preis Leiden zu verhindern, und der allmächtig ist und es deshalb auch tun kann.
Wenn wir uns die Welt anschauen, in der wir leben, dann gibt es definitiv diesen Gott nicht. Es gibt nicht den Gott, der jedes Leiden verhindern will und allmächtig ist, denn wir sehen ja, dass überall Leiden passiert. Gegen diesen Gott wäre das ein Argument.
Aber ein Gott, der unter bestimmten Umständen Leiden zulässt oder vielleicht sogar Leiden schickt – an den glauben wir in der Bibel. Diesen Gott kann es natürlich geben, denn das lesen wir auch in der Bibel: Gott arbeitet mit Leid, Leid spielt eine Rolle. Deshalb ist das kein atheistisch motiviertes Argument gegen Gott.
Wenn wir dann den zweiten Punkt betrachten, halte ich es für ganz wichtig, wie jemand Gott den Vorwurf macht: Warum lässt du denn das Leid zu? Manchmal ärgere ich mich ein bisschen darüber. Und zwar ärgere ich mich darüber, weil dieselben Menschen, die Gott das vorwerfen, ihm nicht danken, wenn in ihrem Leben etwas gut läuft.
Da ist jemand, dem wirklich etwas Schlimmes passiert ist. Er ist total enttäuscht von seinen Freunden, aber für all die Tage, an denen die Freundschaften gut liefen, hat er Gott nie Danke gesagt. Jemand hat zum Beispiel 14 Tage lang richtig heftige Kopfschmerzen und macht Gott Vorwürfe, aber die Jahre, in denen er keine hatte, nicht.
Da würde ich sagen, das ist auch eine Art und Weise, auf die wir Menschen aufmerksam machen sollten: Wenn du Gott nach Leid fragst, dann musst du umgekehrt auch sehen, dass in deinem Leben sehr viel passiert, was gut ist und auf Gott zurückgeht.
Wir können uns schlecht selbst loben, wenn es gut läuft, und wenn etwas schlecht läuft, machen wir Gott dafür verantwortlich. Das ist ungerecht. Das ist genauso, wie wir mit Menschen umgehen: In einer Freundschaft sagt man, sobald etwas gut geht, „Ich habe das richtig gemacht“. Sobald etwas schiefgeht, „Du bist schuld“. So läuft keine Freundschaft.
Wenn Gott dahintersteht – und das lesen wir auch in der Bibel –, dann lässt Gott die Sonne aufgehen über Gerechte und Ungerechte, er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Gott tut also auch viel Gutes.
Ich würde sogar sagen, dass Gott richtig viel Leiden verhindert. Das blenden viele Leute aus, weil sie es nicht sehen. Das heißt, wir müssten sagen: Wie häufig hat Gott eingegriffen? Da waren Krebszellen im Körper, und sie sind rechtzeitig wieder abgestorben.
Wie häufig, das kennt man vielleicht vom Autofahren, wurde ein Fahrfehler gemacht, und man ist gerade noch am Baum oder am anderen Auto vorbeigefahren? Es passieren viel mehr Beinahe-Unfälle als reale Unfälle. Bei Flugunfällen sagt man, es passieren ungefähr zehnmal so viele Beinaheabstürze wie reale.
Wir müssten also sagen: Hey, da ist Gott ganz häufig, der im letzten Moment noch das Ruder herumreißt, der im letzten Moment noch die Aufmerksamkeit gibt. Jetzt stellt sich die Frage: Sind wir genauso dankbar dafür, dass er all diese Dinge tut? Oder werfen wir Gott immer nur vor, wenn etwas schiefgeht? Das ist ungerecht.
So würde ich im Vorfeld sagen: Ehe wir auf konkrete Antworten zu sprechen kommen, müssen wir im Blick haben, dass wir gerecht sein müssen im Gespräch mit Gott. Wir dürfen nicht nur einseitig das vorwerfen, was gerade nicht so klappt, und das andere vollkommen aus dem Blick verlieren.
Aber warum kann es dann nicht so sein, also jetzt aus der Sicht der anderen Person, dass Gott alles Leid abwendet? Warum muss es überhaupt Leid geben?
Ganz pauschal müssen wir natürlich sagen: Wir wissen das nicht hundertprozentig. Das liegt einfach daran, dass Gott nicht verpflichtet ist, uns auf alles eine Antwort zu geben. Manchmal handelt er einfach. Und dort, wo er sein Handeln begründet, können wir sagen: „Okay, das ist der Grund.“ Aber bei manchen Dingen, die Gott tut oder zulässt, sagt er uns nicht, warum.
Deshalb können wir uns eigentlich nur auf die Dinge konzentrieren, bei denen wir eine Antwort haben. Wir müssen aber auch eingestehen, dass wir bei manchen Formen von Leiden keine wirkliche Antwort haben. Gott ist nicht verpflichtet, uns immer zu sagen, warum er etwas tut – oder sogar darum zu bitten, dass wir damit einverstanden sind.
Gott ist Gott, der Herrscher des Universums. Er ist so mächtig und groß, dass wir gar kein Recht haben, ihn immer zu fragen: „Warum machst du das?“ Selbst wenn wir es tun, ist er nicht verpflichtet, uns zu antworten. Aber an manchen Stellen tut er es.
Ich glaube, dass viele Menschen übersehen, dass Leiden, auch wenn Gott es zulässt, in vielen Fällen etwas Positives sein kann. Viele Leute sind zu stark darauf fixiert, dass Leiden immer negativ sein muss. Wenn wir aber genauer hinschauen, stellen wir fest, dass Leiden manchmal durchaus positiv ist.
Zum Beispiel bei körperlichen Schmerzen: Stell dir vor, du hast dir mit einem Hammer auf den Finger gehauen. Das tut weh, und das führt dazu, dass du sofort aufhörst. Wenn du den Schmerz nicht spüren würdest, stell dir vor, du hättest deine Hand auf eine heiße Herdplatte gelegt. Ohne Schmerzempfinden würdest du das nicht merken, und dein Finger wäre verbrannt. Das wäre vollkommen unsinnig, oder?
Gott macht Schmerzen, und ja, du leidest darunter. Aber diese Schmerzen sind dafür da, größeren Schaden zu verhindern. Es gibt tatsächlich Menschen, die keinen Schmerz empfinden können. Diese sterben schneller, weil sie Probleme wie Infektionen nicht bemerken.
Wir spüren sofort, wenn etwas weh tut, und können dann darauf reagieren, zum Beispiel die Wunde desinfizieren. Menschen ohne Schmerzempfinden merken das nicht, und die Infektion breitet sich aus. Deshalb sterben sie schneller.
Insofern ist das Warnsignal Schmerz eine Hilfe. Ähnlich verhält es sich mit anderen Warnsignalen, die weh tun, wie Durst. Durst kann sehr unangenehm sein, ebenso Hunger. Aber er soll uns sagen: „Jetzt musst du wieder essen oder trinken, sonst geht dein Körper kaputt.“ Das ist eine Hilfe.
Ohne diese Signale würden manche Menschen beim Spielen oder Sport vergessen zu trinken. Sie könnten mit überhitztem Körper plötzlich sterben. Genauso gibt es bei psychischen Schmerzen in Beziehungen Warnsignale. Wenn wir einigermaßen psychisch gesund sind, spüren wir diese Schmerzen.
Sie warnen uns: „Pass auf, jetzt solltest du etwas unternehmen, bevor die Beziehung total kaputtgeht.“ Das ist eine Warnung, bevor es schlimmer wird. Wenn wir das im Kopf behalten, merken wir, dass manche Leiden, die Gott zulässt, eigentlich Zeichen seiner Liebe sind.
Sie geben uns rechtzeitig das Warnsignal: „Pass auf, mach hier nicht weiter, sonst wird es schlimmer. Du wirst bei anderen oder bei dir selbst viel kaputt machen, und es gibt vielleicht kein Zurück mehr.“ Solche Formen von Leiden sind, glaube ich, positiv von Gott gedacht.
Es gibt auch andere Leiden, die Gott positiv gedacht hat. Zum Beispiel Leiden, die wir brauchen, um ein gutes Ziel zu erreichen. Diese Leiden warnen nicht vor etwas Schlechtem, sondern dienen einem höheren Zweck.
Ein Beispiel ist Geduld. Man könnte fragen: „Hast du lieber geduldige Menschen oder ungeduldige?“ Die meisten bevorzugen geduldige Menschen, auch wenn sie selbst vielleicht ungeduldig sind.
Wie wird jemand geduldig? Manche werden vielleicht so geboren, aber das heißt nicht, dass es bei anderen unmöglich ist. Geduld entsteht, wenn sie auf die Probe gestellt wird. Man muss immer wieder üben, ein bisschen Toleranz aufbringen und so weiter, bis man gut damit umgehen kann.
Um das zu erreichen, muss man immer wieder Herausforderungen bestehen. Ohne das geht es nicht. Die Bibel nennt das Langmut, Geduld, Freundlichkeit und ähnliche Eigenschaften. Sie entstehen durch Übung.
Diese Übung ist oft mit Herausforderungen verbunden, also auch mit Leiden – in verschiedenen Formen. Manche empfinden schon das Lernen in der Schule als Leid. Zum Beispiel das Vokabelnlernen kann für manche eine Form von Leid sein.
Aber ohne diese Anstrengung klappt es nicht – weder mit der Note noch mit dem Sprechen einer Fremdsprache. Wenn man nie Vokabeln oder Grammatik lernt, wird man die Sprache kaum richtig beherrschen.
Solche Leiden sind also Übergangsphasen, ohne die wir das Ziel nicht erreichen können. Gott will, dass wir Ziele erreichen, die erstrebenswert sind, wie geduldig oder sanftmütig zu sein.
Deshalb führt er uns in Situationen, die uns schwerfallen. Er merkt, dass es uns schwerfällt, und will uns dabei helfen. Aber er will, dass wir das gute Ziel erreichen, das er für uns vorgesehen hat.
Das ist eine wichtige Form von Leiden, die Gott zulässt – auch bei mir persönlich.
Um nochmal praktisch auf das Leiden bei anderen Menschen zurückzukommen: Es wäre interessant zu betrachten, woher grundsätzlich das Leid an sich stammt. Kann man pauschal sagen, dass das Leid aus der Sünde entstanden ist? Wie ist das Leid überhaupt in die Welt gekommen, sodass Menschen leiden müssen?
Wenn wir in die Bibel schauen, sehen wir, dass es ursprünglich in der von Gott geschaffenen Welt kein Leid gab. Es gab keinen Tod, keine Krankheit und kein Leiden. Diese Zeit war auch eine Zeit ohne Sünde. Sünde bedeutet in der Bibel, dass wir nicht das tun, was Gott als richtig bezeichnet oder uns vorstellt. Im Neuen Testament wird Sünde deshalb oft als Zielverfehlung übersetzt. Das heißt: Gott gibt uns ein Ziel für unser Leben, und wenn wir dieses Ziel nicht erreichen, ist das Sünde.
Sünde muss sich nicht immer schlimm anhören. Manchmal können sogar Dinge, die gut klingen, Sünde sein. Das sehen wir im Neuen Testament bei den Pharisäern. Das waren keine „Ultrafrommen“, und trotzdem sagt Jesus über sie: „Sünde sieht von außen aus wie weiß getünchte Gräber, innen aber sind sie voller modriger, toter Gebeine.“ Sünde ist also immer das Abweichen vom Willen Gottes. Gott weiß am besten, was gut und richtig für uns und für die ganze Welt ist.
Dass Gott den ersten Menschen und auch uns die Willensfreiheit gegeben hat, ist der Anfang vom Leiden. Gott zwingt niemanden, nach seinen Maßstäben zu handeln. Er zwingt uns nicht einmal, bei ihm zu bleiben. Wenn wir wollen, können wir auch alleine leben. Aber wenn wir das tun, wird vieles schiefgehen, weil wir dann die Maßstäbe, die Gott uns gibt, nicht beachten.
Hier liegt der Punkt: Der Mensch, damals wie heute, hat die Möglichkeit, zu Gott Ja oder Nein zu sagen. Gott sagt uns genau, was richtig und falsch ist. Er sagt zum Beispiel: „Du sollst nicht stehlen.“ Aber er lässt dir die Freiheit, trotzdem zu stehlen. Gott sagt: „Du sollst nicht lügen.“ Aber du kannst trotzdem lügen. Gott sagt: „Du sollst deinen Nächsten nicht töten.“ Aber du kannst es trotzdem tun.
Ein großer Teil des Leidens auf der Erde entsteht, weil Menschen sich immer wieder entscheiden, genau das zu tun, wovor Gott sie gewarnt hat. Denken wir an Kriege: Gott hat niemandem gesagt, er solle Krieg führen. Gott sagt nicht zum Vergewaltiger, er solle jemanden vergewaltigen. Er sagt nicht in der Schule, du sollst andere mobben. Stattdessen sagt er: „Mobbe sie nicht, sondern liebe sie.“ Diese Maßstäbe halten Menschen nicht ein.
Die Freiheit des Menschen, zu Gott Ja oder Nein zu sagen, ist somit der Ursprung von viel Leid. Nicht von allem, aber von sehr viel Leid, weil Menschen sich entscheiden, nicht das zu tun, was Gott als richtig benannt hat.
Man kann das vielleicht mit dem deutschen Gesetz vergleichen. Der Gesetzgeber sagt zum Beispiel: „Du sollst nicht morden, du sollst nicht stehlen.“ Das sind klare Regeln. Trotzdem können wir uns dagegen entscheiden. Ich könnte zum Beispiel in einen Laden gehen und etwas mitgehen lassen. Viele tun das regelmäßig. Aber sie müssen damit rechnen, gerecht gerichtet zu werden.
Genauso ist es mit Gott. Wenn wir etwas Falsches tun, begehen wir Sünde und müssen deswegen gerecht gerichtet werden. Gott ist nicht nur vollkommene Liebe, wie viele oft sagen, sondern auch vollkommene Gerechtigkeit. Er ist sich selbst treu und wird die Sünde bestrafen. Deshalb haben wir eigentlich alle den Tod verdient.
Der einzige Grund, warum wir jetzt leben und nicht tot sind, ist Gottes Gnade – seine Gnade mit uns und mit jedem anderen Menschen. Das ist aber eine andere Ebene.
Manchmal sündigen wir und allein durch unser falsches Handeln entsteht das Böse und das Leiden. Manchmal tun wir das Falsche, und dann greift Gott ein und bestraft. Manchmal wünschen wir uns das auch, meist wenn es andere betrifft.
Wenn mich jemand ärgert, wünsche ich mir, dass Gott eingreift. Wenn Terroristen Christen in Syrien töten, wünsche ich mir, dass Gott endlich eingreift. Bei Diktatoren wie Hitler wünsche ich mir ebenfalls, dass Gott eingreift. Manchmal wundert es mich, wie viel Geduld Gott hat und warum er so lange wartet.
Wenn es mich betrifft, wünsche ich mir manchmal, dass Gott noch mehr Geduld hätte. Aber du hast recht: Gott straft auch. Er sagt: „Mach nicht weiter!“ Und manchmal leiden wir schon selbst daran, dass wir sündigen, einfach dadurch, dass wir das tun.
Manchmal greift Gott übernatürlich ein und sagt: „So geht das gar nicht!“ Wir haben sogar die biblische Verheißung, dass jedes Unrecht einmal vor dem Thron Gottes stehen wird. Jeder wird dafür bestraft werden, selbst wenn wir es irdisch nicht sehen.
Manchmal scheinen böse Menschen auf der Erde gut durchzukommen. Sie werden reich oder Herrscher, Diktatoren oder Ähnliches. Wir fragen uns, warum ihnen nichts passiert. Aber die Bibel sagt klar, dass diese Menschen alle vor dem Thron Gottes stehen und sich verantworten müssen. Sie werden von Gott bestraft.
Wehe dem, der Jesus nicht hat. Denn das ist die einzige Möglichkeit, dass jemand anders unsere Strafe übernimmt. Wenn wir bereit sind umzukehren, wenn es uns leid tut, wenn wir um Vergebung bitten, sagt Jesus: „Ich bin bereit, dir zu vergeben.“ Wer das nicht annimmt, wird sich dafür verantworten müssen. Das führt wieder zu Leid.
Menschen, die sich nicht nach Gottes Maßstäben richten, verursachen Leid. Gott sagt dann: „So und jetzt wirst du auch dafür leiden, für das, was du getan hast.“ Manchmal schon hier auf der Erde. In der Bibel gibt es Beispiele wie Ananias und Saphira, die Gott und die Gemeinde belogen und dann von Gott bestraft wurden.
Es gibt viele weitere Beispiele in der Bibel, wo Menschen für ihr falsches Handeln Strafe erfahren. Aber das ist nicht die einzige Ursache für Leiden.
Manchmal leiden Menschen auch mit an den Folgen, wenn andere etwas Falsches tun. Das ist wie das Motto „Mitgefangen, mitgehangen“. Das ist in der Realität auch so. Zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg, als Deutschland gegen andere Länder kämpfte: Nicht jede Bombe hatte einen Sensor, der nur die Bösen traf. Es starben auch viele Unschuldige.
In der Bibel sehen wir das auch bei Achan, der nicht so handelte, wie Gott es wollte. Seine ganze Familie wurde bestraft. Das tut uns weh, und wir fragen uns, warum das so sein muss. Dabei empfinden wir oft nicht gleich, wenn es um positive Dinge geht.
Ein typisches Beispiel: Wenn dein Vater dir eine Million vererbt, wirst du dich wahrscheinlich nicht beschweren. Wenn er dir aber eine Million Schulden hinterlässt, würdest du das wahrscheinlich nicht annehmen wollen. Du würdest sagen: „Das sind nicht meine Schulden, die muss jemand anders bezahlen.“
Manche Menschen reagieren ähnlich, wenn Gott sie segnet. Wir leben in einem Land mit vielen Segnungen: Sozialsysteme, BAföG, Rente und vieles mehr. Dafür haben wir nicht immer etwas getan. Das ist ein Geschenk Gottes an uns. Wenn wir aber an etwas Schlechtem mitleiden, beschweren wir uns.
Gott sagt dann: „Du bist Teil einer Gruppe. Manchmal profitierst du von dieser Gruppe, manchmal leidest du mit, weil die Gruppe insgesamt verantwortlich ist für das, was sie getan hat.“
In der Bibel gibt es verschiedene Ursachen für Leiden. Manchmal leiden Menschen, weil sie selbst etwas Falsches tun. Manchmal leiden sie mit, weil andere etwas Falsches tun. Und manchmal ist das Leiden besonders traurig: Es geht auf den Teufel zurück, den Gegenspieler Gottes.
Der Teufel will Menschen quälen und leiden lassen, weil er Freude an Zerstörung hat. Dann hat das Leiden keinen guten Zweck und liegt nicht unbedingt an der Sünde von uns Menschen, sondern daran, dass der Teufel Menschen kaputtmachen will.
Ein typisches biblisches Beispiel dafür ist Hiob.
Ich habe mal auf Social Media etwas sehr Interessantes gehört. Ich weiß nicht mehr genau, wie es genau war, aber es hat mich irgendwie ermutigt. Es ging darum, dass man in der Schule erst eine Lektion lernt und danach im Test abgefragt wird. Im Leben ist es meistens andersherum: Man hat zuerst einen Test, den man bestehen muss, und lernt erst danach die Lektion.
Vorhin hatten wir darüber gesprochen, dass Leid auch etwas Positives für uns sein kann. Es ist quasi die Schule Gottes für uns, wenn wir in solchen Situationen stehen. Was ich aber besonders ermutigend fand, war ein Interview mit Cornelius Neufeld. Er hat letztes Jahr seine Frau verloren. Wir hatten den Johannesbrief durchgenommen, und ich fand sehr mutig, was er erzählt hat.
Es ging um die Stelle Johannes 14, Vers 13: „Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht wird im Sohn. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, dann werde ich es tun.“ Manchmal, wenn man in solchen Situationen steckt und Gott bittet: „Herr, hilf, mach einen Ausweg, bitte hilf mir daraus“, und Gott das nicht beantwortet – wie soll man darauf reagieren?
Wenn man in so einer Situation steckt und sich ein bestimmtes Ziel erhofft, etwa von einer Krankheit geheilt zu werden oder aus einer schwierigen Lage herauszukommen, und Gott lässt das nicht zu, wie soll man dann darauf reagieren? Gott macht ja alles nur zu seiner Verherrlichung. Das ist ein sehr wichtiger Punkt.
Wenn Gott verherrlicht wird, kann das manchmal bedeuten, dass wir persönlich nicht davon profitieren. Gott zieht uns vielleicht gar nicht aus dem Leiden heraus, weil mein Leiden aus meiner Perspektive so schwerwiegend erscheint, dass ich das große Ganze gar nicht mehr im Blick habe.
Ein Beispiel aus der Bibel ist die Geschichte vom Blindgeborenen. Die Jünger fragen, wer gesündigt hat – er selbst oder seine Eltern –, und Jesus sagt: „Weder noch, sondern der ist blind geboren, damit die großen Taten Gottes an ihm verherrlicht werden, wenn Jesus ihn heilt.“ Wenn ich der Blindgeborene wäre, würde ich wahrscheinlich sagen: „Das überzeugt mich nicht.“ Vielleicht haben seine Eltern auch gebetet, dass er gesund wird, vielleicht er selbst auch. Aber es dauerte, bis das Wunder geschah. Er war schon erwachsen, als Jesus ihn heilte.
Hier zeigt sich die größere Perspektive Gottes. Manchmal braucht es einfach das Bekenntnis: „Gott, auch wenn ich das jetzt nicht verstehe, gib mir die Kraft, richtig damit umzugehen.“ Wir finden nicht immer eine Antwort. Manchmal können wir versuchen, eine Antwort zu finden, und manchmal gibt Gott sie uns, wenn wir ihn darum bitten. Aber manchmal gibt er sie nicht.
Dann geht es mehr darum zu sagen: „Gott ist trotzdem noch da, er ist größer als mein Leid.“ Vielleicht ändert sich dann das Gebet: „Gib du mir die Kraft, richtig mit dem Leiden umzugehen, mit dieser Situation, damit ich nicht verzweifle oder zerbreche.“ Das ist besonders hart bei Leid, wo Gott uns deutlich macht, warum es so ist. So empfinde ich das zumindest.
Aber bei Leid, wo ich den Grund nicht erkenne, ist es besonders schwierig. Dann braucht es Vertrauen: „Ich weiß nicht warum, und Gott sagt es mir auch nicht.“ Das heißt nicht, dass Gott ungerecht ist, sondern dass ich ohne diese Antwort leben muss.
Was mir dabei hilft, ist die Hoffnung, dass Gott versprochen hat, dass er einmal alles Leiden beenden wird. Besonders schön finde ich die Ausführungen in Offenbarung 21. Dort spricht Gott davon, dass er alle Tränen abwischen wird, dass es kein Leid, keinen Tod, kein Geschrei und keine Krankheit mehr geben wird. Alles, was uns hier Leid verursacht, wird dann weggenommen sein.
Besonders berührend finde ich die Aussage, dass Gott selbst aktiv wird und die Menschen tröstet, die hier auf der Erde gelitten haben. Das zeigt mir, dass das Leiden hier nicht das Ende ist, nicht das letzte Wort. Diese Perspektive ist wichtig, wenn wir Leid erfahren und nicht verstehen, warum, und es nicht ändern können.
Wir haben auch nicht den magischen Schlüssel, wie wir beten müssen, damit Gott tut, was wir wollen. Es funktioniert nicht so, dass wir dreimal Vaterunser sagen oder fünfmal Halleluja, und dann muss Gott das tun, was wir erhoffen. Das soll auch nicht so sein, denn unsere Perspektive ist immer viel kleiner und begrenzter als die von Gott.
Soweit ich weiß, hat Hiob auf sein Leid auch keine Antwort bekommen, warum er in dieser Situation ist. Am Ende diskutiert er mit Gott, und Gott sagt zu ihm: „Wer bist du eigentlich, Hiob? Warst du da, als ich die Welt geschaffen habe?“ Am Ende bekommt Hiob zumindest Trost. Gott beendet das Leiden für ihn. Es ist nicht ewig, sondern endet hier auf der Erde. Hiob wird wieder gesund, und alles, was schiefgelaufen ist, wird wieder gut.
Aber eine direkte Rechtfertigung gibt Gott nicht. Er sagt erst einmal: „Wer bist du, um das zu verstehen?“ Vielleicht versteht man es am Ende doch nicht, und selbst wenn, wäre man vielleicht nicht einverstanden.
Ich weiß nicht, ob ich einverstanden wäre, wenn Gott sagen würde: „Wie wäre es, wenn du zwanzig Jahre blind bist, damit ein großes Wunder geschieht und du wieder sehen kannst?“ Wahrscheinlich wäre ich nicht einverstanden, und ich denke, viele würden so reagieren.
Deshalb sagt Gott manchmal: „Wenn du nicht einverstanden bist, mache ich es trotzdem.“ Nicht wortwörtlich so, aber im Beispiel, dass Gott das Leiden zulässt, weil es am Ende wichtiger ist, auch wenn wir das nicht einsehen.
Natürlich würden wir Leid gerne vermeiden. Das ist schwierig. Es gibt auch Formen von Leid, wie bei einem Erdbeben, bei dem viele Menschen sterben. Das heißt nicht, dass Gott gezielt sagt, wer stirbt, weil diese Menschen besonders sündig waren. Manchmal zeigt Gott dadurch seine Macht und Größe, gerade den eingebildeten Menschen, die meinen, sie hätten alles im Griff.
Wir denken oft, wir könnten alles berechnen, brauchen Gott nicht mehr und haben alles unter Kontrolle. Aber wenn die Erde nur ein bisschen wackelt, merken wir, wie begrenzt unsere Macht ist. Dann vergessen wir oft, was wirklich wichtig im Leben ist.
Das betrifft nicht nur die Menschen, die direkt betroffen sind, sondern auch alle, die das mitbekommen. Sie sehen, was passiert, und ihre Begrenztheit und Sterblichkeit wird ihnen bewusst. Das soll uns zum Nachdenken bringen.
Manchmal ist Leid also nicht nur eine Strafe für einzelne, sondern auch ein Zeichen für alle, um ihre eigene Endlichkeit zu erkennen und sich auf das Wesentliche zu besinnen.
Ja, ich finde das immer sehr interessant, weil man beim Leid manchmal sehr anklagend gegenüber Gott sein kann. Ich fände es einfach gut zu wissen, dass Gott souverän ist, alles in seiner Hand hat und über allem steht.
Das tröstet mich manchmal. Und dann muss man also... Ich weiß, in der Bibel gibt es auch so einen Vers: „Wer viel weiß, muss viel leiden.“ Manchmal ist es sogar besser, wenn man nicht genau weiß, warum alles passiert, sondern einfach darauf vertraut, dass Gott über allem steht.
Genau, das finde ich eine ganz wichtige Sache. Ich würde auch sagen, dass der Gedanke, den ich schon erwähnt habe, dass Gott uns im Leiden nicht alleine lässt, ebenfalls sehr wichtig ist. Außerdem weiß Gott, wie sich Leiden anfühlt, denn wir sehen, dass Gott in Jesus Mensch wird und hier auf der Erde leidet.
Gott schaut also nicht einfach nur zu, wenn es jemandem schlecht geht. Es geht ihm nicht nur gut. Gott weiß, was Leid ist, und deshalb empfindet er mit, wenn es uns schlecht geht. Das tut er nie leichtfertig.
Auch das finde ich einen wichtigen Gedanken, der uns weiterhelfen kann.
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