Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben eine große Zukunft vor uns. In der Reihe „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“ habe ich als Wort ausgewählt: Christus Jesus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
Die Last der Trauer und die Herausforderung des Todes
Wenn wir in diesen Tagen miteinander reden, fällt uns auf, dass die schwerste Last, die viele zu tragen haben, die Traurigkeit, die Trauer ist. Ehefrauen, die lange mit ihrem Mann gelebt haben, sagen oft: „Mein Leben hat seinen Sinn verloren, seit mein Mann tot ist.“ Auch die Kinder können diese Lücke nicht füllen.
Durch den Tod wird plötzlich alles infrage gestellt, was unser Leben ausmachte – besonders, wenn man in einem Liebesverhältnis verbunden war. Und gerade im Alter, wenn man einander noch viel mehr gebraucht hätte, trifft dieser Verlust besonders schwer.
Deshalb wirft er ein Anliegen an den Herrn auf: Dieses Thema muss sich auch heute Abend mit dem Tod beschäftigen. Ich habe festgestellt, dass bei jungen Leuten, die ganz aufmerksam zuhören, wenn man über den Tod spricht, das Thema eine große Rolle spielt. Besonders bei dreizehn- bis sechzehnjährigen Jugendlichen im Bibelkreis, wenn es um das Sterben geht. Viele von ihnen treffen dort ihre Entscheidung für Jesus.
Aber wenn man älter wird, etwa in einem Seniorenkreis, darf man kaum vom Sterben sprechen. Bei Alten spricht man selten über das Sterben, weil es so nah und real ist. Doch ich glaube, hier ist vieles auf den Kopf gestellt. Denn wir Christen haben eine ganz große Zukunft, eine große Hoffnung.
Der Ernst des Todes und die menschliche Reaktion darauf
Zunächst noch einmal zum Schwere des Todes. Ich traf neulich einen Arzt in Stuttgart, der seit einigen Jahren im Ruhestand ist – ein bedeutender Arzt. Ich fragte ihn: Sind Sie in Trauer? Er trug eine schwarze Krawatte und antwortete: „Ach, wissen Sie, das trage ich, seitdem vor acht Jahren meine Frau gestorben ist.“ Ich war sprachlos. Er, als Arzt!
Dann sagte er zu mir: „Ihr Verkündiger, ich glaube, ihr betrügt uns alle. Hat euch der Oberkirchenrat verboten, über den Ernst des Sterbens zu reden?“ Anschließend zitierte er aus dem Römerbrief. Es hat mich überrascht, dass er so bibelfest war. Paulus sagt dort: „Die Schöpfung ist unterworfen der Vergänglichkeit ohne ihren Willen.“ Und das ist so furchtbar, dass das herrliche Geschaffene alles der Vergänglichkeit unterworfen ist.
Deshalb können Sie sich gar nicht vorstellen, was unser Leben miteinander war – mit meiner Frau. Und ich werde damit nicht mehr fertig. Es ist gut, wenn wir genau hinhören, wie Menschen leiden.
Draußen in der Natur ertragen wir es sehr leicht, wenn die Blätter im Herbst abfallen. Da sagen wir noch so schön, wenn die Blätter sich verfärben oder wenn sie durch die Luft wirbeln im Herbststurm. Aber mit dem Sterben ist es ganz anders.
Ich beobachte immer wieder, dass sich viele Leute darüber hinwegmogeln. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon bei Gräbern stand oder Sterbende begleitet habe. Mich hat es sehr beschäftigt, dass in einem großen Teil der Fälle die Leute den Ernst des Sterbens gar nicht an sich heranlassen.
Man hat also Sprüche: „Der Tod ist eine Erlösung“, „Der Oma geht es jetzt gut“ – und so kennen Sie das ja alle. Aber das Sterben ist die allerschlimmste Herausforderung unseres Lebens.
Martin Luther hat einmal in seiner Invokavit-Predigt gesagt – das war, als die Schwärmer in Wittenberg alles durcheinandergebracht hatten und er auf der Wartburg war, wo er die Bibel übersetzte und nicht nach dem Wormser Reichstag hinaus konnte. Dann ist er hinunter nach Wittenberg gegangen und hat die berühmte Predigt gehalten: Jeder muss einmal auf die Schanze treten. Du musst mit deinem Leben vor dem lebendigen Gott stehen. Keiner kann es für den anderen tun, du allein musst mit deinem Leben dastehen.
Diese Predigt brachte in die schwärmerische Bewegung in Wittenberg einen ganz großen, tiefen Ernst.
Bei uns sind die meisten Leute von einer großen Psychologin geprägt. Sie hat große Vorträge gehalten in Deutschland, die fast jeder kennt. Sie hat auch das berühmte Bild gemalt, dass Sterben nur eine Verwandlung sei. Dann sagte sie: „Ach, das sind all die Leute, die von der Seelenwanderung schwärmen.“ Sie wissen aber gar nichts von der großen Not der Seelenwanderung im Hinduismus, was eine große Plage ist.
Sie erklärte, das Sterben sei wie beim Kokon und dem Schmetterling: Da kriecht eine neue Larve heraus, und das Sterben sei ganz wunderbar. Sie erzählte, wie schön das alles sei.
Ein paar Jahre später berichtete der Spiegel, wie die gleiche Frau in einer Hütte in Arizona lebt. Sie hatte zwei schwere Schlaganfälle, kann nicht mehr richtig sprechen, ist verbittert mit Gott und der Welt und hadert mit ihrem Lebensschicksal. Plötzlich spürt sie, wie es ist, der Vergänglichkeit unterworfen zu sein.
Das macht uns ja auch so Angst: Wenn unser Leib zerbricht. Wir müssen sagen, dass Gott das zulässt. Wir wissen warum: Weil wir über der Schuld unseres Lebens dem Tod unterworfen sind und es zum Gericht geht. Deshalb ist es ein großer Ernst.
Wir brauchen den Menschen gar nicht viel vom Ernst des Todes zu sagen – das würde der Tod ganz von alleine tun. Die Menschen werden alle in ihr eigenes Lebensschicksal hineinschauen.
Im Gegenteil, wir sollten auf die Menschen zugehen. Ganz wichtig ist es, dass wir Besuche machen, Trauerbesuche. Macht bitte keinen Bogen um die Leute herum! Ihr als Jesusleute könnt den Mund aufmachen, und da wird dieses Wort aus dem 2. Timotheusbrief uns so wichtig.
Die Kraft des Evangeliums in der Begegnung mit Trauernden
Paulus schreibt das seinem jungen Mitarbeiter Timotheus. Dieser hatte oft Angst, als ihm der große Apostel diesen Auftrag übergab. Timotheus war ängstlich und körperlich nicht so stabil, wie wir uns das vorstellen. Er hatte immer wieder Magenprobleme.
Nun sagt Paulus, was das Größte seines Lebens ist – das ist in ihrer Bibel dick gedruckt: Christus Jesus hat dem Tod die Macht genommen.
Ich glaube, es ist ein großes Missverständnis, wenn wir in der Begegnung mit Trauernden meinen, wir müssten eine Erklärung geben. Das ist sogar unklug von uns. Wir können keine Erklärung abgeben, denn wir sind nicht Gottes Geheimnisvermittler. Wir wissen nicht, warum das Kind gestorben ist, und wir wissen nicht, warum der Mann so plötzlich starb. Wir sollen den Versuch gar nicht erst machen. Lassen Sie das weg – das ist Gottes Sache. Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken.
Aber wir dürfen das Evangelium verkünden.
Mir ist das auch schon passiert: Eine ganz liebe Familie, mit der ich sehr verbunden war, die aber nie zum lebendigen Glauben durchgedrungen war, tauchte immer wieder im Gottesdienst auf. Der Vater war Direktor in einem großen Konzern, und sie hatten einen Jungen, den sie sehr liebten. Am Heiligen Abend war er noch bei der Christmette in unserem Gottesdienst dabei, obwohl er schon Kopfschmerzen hatte. Am nächsten Tag, am Christfest, brachten die Eltern ihn in das Ulgele in Stuttgart. Am Silvester war er tot – der einzige Sohn.
Das Grab ist oft ganz nah bei dem Grab meiner Eltern. Dort habe ich manchmal Leute getroffen, die immer wieder sagen: „Wenn das stimmt, was Sie sagen, dann hätten wir ja das Schlimmste getan, nämlich unser Kind nicht auf die Ewigkeit vorbereitet.“
Ich kann darauf auch nichts mehr sagen. Das ist schwer. Ich will auch nicht über den Ernst hinwegreden. Wichtig ist, dass wir die Botschaft des Evangeliums verkünden.
Ich habe mir zum Ziel gemacht, immer wenn ich bei einer Beerdigung bin – auch bei ganz gottlosen Leuten – zu erzählen. Die sagen dann oft: „Wissen Sie, mir fällt es ganz arg schwer, hier neben dem Sarg zu stehen, denn ich muss an mein eigenes Sterben denken.“
Ich kann meine Todesstunde, ich rede hier nur von mir, nur bewältigen, weil ich weiß, dass Jesus auferstanden ist. Und dann erzähle ich davon.
Ich merke, wie auch die gottlosen Zuhörer bei einer Beerdigung sich danach sehnen – nach dem Evangelium, dem einzigen Trost, den wir haben. Welch eine große Botschaft wir da haben!
Die Herausforderung des Glaubens an die Auferstehung
Nun kennen Sie das ja: Was die Zeitungen schreiben, wenn Ostern naht. Da erscheinen immer wieder interessante Kommentare. Am letzten Osterfest habe ich gelesen: Ostern, was die Christen glauben, sei eine unerträgliche Zumutung für einen denkenden Menschen.
Es sei nicht bloß eine unerträgliche Zumutung, sondern eine unglaubliche Geschichte. Dass ein Toter lebendig wird – das gibt es doch überhaupt nicht. Tod ist Tod, da hilft überhaupt nichts. Und das wissen wir. Es gibt kein Zurück mehr.
Als ich Student war und mein Geld bei Daimler-Benz in der Gesenkschmiede als Hilfsschmied verdiente, sagten die immer wieder: „Solange nicht einer vom Friedhof kommt, und wirklich lebt, will ich nicht glauben.“ Das heißt doch, es passiert nicht, dass einer aus dem Grab auferstanden ist. Aber genau das ist die Geschichte, von der wir reden: dass Jesus Christus den Tod entmachtet hat und uns eine ganz lebendige Hoffnung auf ewiges Leben gibt.
Noch einmal der Arzt, der das gesagt hat: Die ganze Welt ist der Vergänglichkeit unterworfen. Das ist der große Schmerz.
Sie müssen wissen, dass bei uns in Stuttgart seit Jahren nicht mehr bekanntgegeben wird, wie viele Menschen sich das Leben nehmen. Das ist eine Riesenzahl, weil die Leute ihrem eigenen Sterben nicht in die Augen schauen können.
Es war eine berühmte Schauspielerin, Frau Meisel, man hat gesagt, sie sei die Mutter der Nation. Sie hatte immer in ihrer Handtasche – als Moderator Thomas Gottschalk sie einmal fragte, was sie darin habe – eine Buddhafigur und eine Giftpille. Aber sie hat diese Pille auf ihrem Leidensweg dann doch nicht genommen.
Das ist alles, was der moderne Mensch ohne Gott hat: Er hat keine Hoffnung im Sterben. Keine Hoffnung im Sterben. Sie wissen gar nicht, wie arm gottlose Menschen sind.
Deshalb wollen sie nicht streiten, sondern fröhlich ihren Glauben bezeugen – auch dort, wo sie selbst in der Trauer sind. Machen Sie daraus ein Zeugnis für Ihre Nachbarn, für alle Menschen, die Ihnen begegnen.
Das ist so wichtig, auch wenn wir Menschen zu Grabe tragen. Das bedeutet zunächst einmal, dass Jesus den Tod umfunktioniert hat – den Tod umfunktioniert.
Der Tod als Übergang und die Kraft der Lieder
Der Bruder Leier hat gerade etwas über den Hiller gesagt. Ich liebe ja die Hillerlieder. Lange Zeit bin ich auch in alppietistischen Gemeinschaften gewesen, und dort hat man auf der Alb immer nur Hillerlieder gesungen. Es gibt ja zwei Jahrgänge, jeweils mit 365 Hillerliedern, und darüber hinaus noch viele weitere.
Bei Beerdigungen singt man besonders gern das Lied „Tod, mein Hütlein kannst du brechen“, das ein Werk von Hiller ist. Dort heißt es „von Leimen“. Aber du hast nichts zu reichen, meine Sünden sind gebüßt. Jesus ist dafür gestorben, und ich darf durch seine Wunden hindurchgehen. Dort heißt es: Mein Tod ist mehr ein Schlafen als ein Sterben. Hiller hat genau das Richtige getroffen. Durch Jesus wird mein Tod umfunktioniert. Es ist keine Strafe mehr für meine Sünden, denn Jesus hat sie getragen. Ich darf hindurchbrechen und hindurchgehen.
Es gibt so wunderbare Worte, und ich halte mich immer an das Wort von Jesus, als er am Grab von Lazarus stand. Jesus war ja eng verbunden mit Maria, Martha und Lazarus in Bethanien. Dort geschah die Geschichte, in der die Schwestern empört waren, weil Jesus nicht sofort gekommen war. Jesus sagte, er habe es absichtlich gemacht, damit die Herrlichkeit Gottes offenbar werde.
Dann ruft er den toten Lazarus heraus. Die Schwester sagt: „Herr, er stinkt schon, er ist schon in die Verwesung übergegangen.“ Jesus antwortet: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Das ist eine ganz besondere Zusage. Gläubige Christen dürfen im Augenblick des Sterbens in die Welt Jesu hinübergehen, und die offenen Arme Jesu empfangen sie.
Der Gläubige wird den Tod nicht schmecken, sondern wer lebt, darf Jesus in der Herrlichkeit schauen. Das darf ich wissen: Wer Jesus gehört, darf hinübergehen. Der Tod ist ein Heimgehen, ein wunderbares Wort – ein Heimgehen in die offenen Arme Jesu. Das ist so großartig.
Am Anfang des Hebräerbriefes, im zweiten Kapitel, heißt es in Hebräer 2,15: „Jesus hat durch seinen Tod die Macht dem genommen, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel.“ Jesus hat die Gewalt weggenommen, besonders für die, die ihm gehören. Darauf dürfen Sie ganz getrost vertrauen.
Mir hat immer ein Wort sehr geholfen, das der baltische Märtyrer Traugott Hahn gesagt hat. Er wurde 1919 von den Bolschewiken zusammen mit anderen Bekennern als Geisel genommen und grausam misshandelt, bevor er getötet wurde. Damals hätte Traugott Hahn noch fliehen können, bevor die deutschen Truppen das Gebiet befreiten.
Aber Traugott Hahn sagte: „Ich fliehe nicht. Ein Hirte darf nicht fliehen von seiner Gemeinde.“ Das war ihm wichtig. Auch Marion von Klo war dabei, die damals das Lied sang: „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl.“ Traugott Hahn sagte: „Ein Hirte darf nie fliehen, der Mietling flieht. Ich möchte da bleiben.“ Er wurde als Geisel genommen und hat später immer wieder in seinen Adventspredigten gesagt: „Jesus hat schon die Umstände meines Sterbens geordnet.“
Er sagte: „Ich lege mein Leben schon in die Hand von Jesus, und wie er es macht, wird es richtig.“ Er wusste, dass Jesus die Umstände seines Sterbens vorbereitet hatte. Das dürfen Sie einfach mitnehmen, auch von dieser Bibelstunde.
Vertrauen auf Gottes Fürsorge und das Ordnen des Lebens
Wir haben eine großartige Zukunft vor uns. Diese Zukunft hängt weder von Zufällen ab, noch von einem betrunkenen Autofahrer, der uns umfährt, oder von einem unentdeckten Virus, das uns befällt, oder einer Grippeepidemie. Vielmehr lässt der Herr es zu, und der Herr sorgt für uns. Wie er das tut, ist richtig, und wir dürfen ihm vertrauen. Der himmlische Vater sorgt für uns – das ist doch ganz wichtig.
Wissen Sie, wir können sagen, dass wir vorbereitet sind und unsere Angelegenheiten geordnet haben. Das ist immer auch eine Hilfe. Meine Frau hat mir gesagt, sie sei dankbar, wenn ich etwas hinterlasse. Ich habe aber oben drüber geschrieben, dass niemand an das gebunden ist, was ich geschrieben habe. Wir wollen ja keine Anweisung hinterlassen, aber wenn es eine Hilfe ist, dann ist das gut.
Dieses Bibelwort war mir immer groß, und solche Lieder haben mich immer gefreut. Es ist doch schön, wenn man schon ein wenig alles ordnet. Das ist gut so. Wenn man das aufschreibt, auch was einem im Leben wichtig war, und auch einen Dank an die Lieben, dann ist das hilfreich. Aber vor allem weiß man, dass man alles andere in die Hand des Herrn legen darf. Man hat eine ganz, ganz große Zukunft vor sich.
Das ist so wichtig, weil ich Jesus gehöre und weil mein Leben in seiner Hand ist.
Zeugnisse von Glauben und Hoffnung in schwierigen Situationen
Ich habe in dem Andachtsbuch "In Gottes Spur bleibend" die Geschichte einer bekannten Flugzeugentführung gelesen. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran: Ein vollbesetztes Flugzeug der Transworld Airlines (TWA) war 17 Tage lang in der Hand islamistischer Terroristen.
John Destreg, der Chefpilot, ist durch ein berühmtes Bild bekannt geworden. Man sieht ihn aus dem Cockpit hinausschauen, während hinter ihm ein Terrorist eine Pistole auf ihn richtet. Später sagte Destreg, man habe nicht sehen können, dass der Terrorist in der anderen Hand eine Handgranate hielt. So hat er diese siebzehn Tage gelebt.
Er berichtet, dass, wenn die Terroristen ihren Gebetsteppich ausgebreitet hatten, sein Co-Pilot und er kurz ihr Neues Testament aufschlugen. Sie lasen die herrlichen großen Zusagen wie „Fürchte dich nicht“. Er sagt, er habe nie Angst vor dem Sterben gehabt. Er war sich so gewiss, in der Hand von Jesus geborgen zu sein.
Das gilt nicht nur, wenn man in der Hand von Terroristen ist, sondern erst recht für das gesamte Lebensschicksal. Man darf wissen: Alles, was mich bedrängt – sei es eine unheilbare Krankheit oder Leiden, die der Herr mir zugemessen hat – er lässt die Last nicht zu schwer werden. Ich darf ihm ganz vertrauen.
Der Tod ist umfunktioniert. Wir Christen sollten von dieser großen Hoffnung sprechen. Deshalb dürfen wir auch an so einem schönen Sommerabend davon erzählen, denn das ist die Mitte des Evangeliums: Wir haben eine große und lebendige Hoffnung.
Petrus beginnt seinen Brief an die Gemeinden, die heute in der Türkei liegen, mit den Worten: „Gelobt sei Gott, der uns durch seine große Barmherzigkeit neu geboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1. Petrus 1,3).
Das müssen wir spüren und merken. Ich habe Ihnen ja erzählt, dass ich bei einer Bibelarbeit in Russland erlebt habe, wie die Babuschkas – die alten, gläubigen Frauen – den Glauben lebendig erhalten haben. Es waren viele Christen.
Ich denke an einen dieser Studenten, der in einem Straflager in Sibirien war. Er wurde in ein Lazarett eingeliefert. Neben ihm lag ein russischer Offizier, der wegen eines Vergehens ebenfalls im Straflager war. Der Student hat diesem Offizier Zeugnis gegeben.
In der Nacht leuchteten die Sterne hell. Der Student versuchte, ihm mit Bildern zu erklären. Er erzählte ihm von Jesus. Und dieser Offizier kam kurz vor seinem Tod noch zum lebendigen Glauben an Jesus.
Das ist so wichtig: Wir müssen unseren Glauben anderen bezeugen. Verstehen Sie, wir können es gar nicht immer erklären. Aber das Schöne ist, dass Jesus unser Zeugnis benutzt und es an anderen wirksam macht.
Die Bedeutung persönlicher Zeugnisse und das Teilen der Hoffnung
Ich bitte Sie, persönliche Trauerbriefe zu schreiben. Diese müssen gar nicht lang sein. Sagen Sie einfach, was Ihre Hoffnung ist.
Ich weiß es und wünsche es Ihnen, dass Sie jetzt auch in den Schmerzen der Trauer das Wort Gottes so erfahren, dass es Ihren Glauben aufrichtet und Sie auf Jesus blicken können. Schreiben Sie ein paar persönliche Worte. Das tut so gut.
Am schönsten ist es, wenn Sie ein kleines Büchlein machen. Wenn Sie es mit Ihren eigenen Worten schreiben, dann ist es immer ein lebendiges Zeugnis unseres christlichen Glaubens.
Noch einmal: Wir müssen nicht beurteilen, ob der andere Heilsgewissheit hat oder nicht. Wir verkünden die Auferstehung Jesu Christi und die Hoffnung, dass der Tod nicht diese unheimliche Macht hat, wie es oft die Trauernden empfinden. Sie versinken in dieser großen Nacht des Todes.
Es ist immer wieder schwer für unsere Ärzte, unsere Halbgötter in Weiß, dass sie vor dem Tod kapitulieren müssen. Es tut einem immer leid, wenn bei Sterbenden noch einmal eine künstliche Belebung durchgeführt wird und dann noch eine Beatmung. Dabei betrügt man sich um die letzten Stunden des friedlichen Einschlafens.
Achten Sie darauf, dass bei Ihnen alles geregelt ist. Am besten machen Sie es beim Notar. Das kostet gar nicht viel. Setzen Sie jemanden ein, der für Sie in diesen Stunden entscheiden darf. Es ist immer schwierig mit Verfügungen, ob sie gültig sind.
Wir sollten einfach sagen, dass wir nicht jahrelang an Apparaten hängen wollen. Das kann man heute regeln.
Die Ärzte sind ein wenig hilflos. Viele Menschen machen den Ärzten Vorwürfe. Sie sagen, man habe die Oma bloß noch ins Bad abgeschoben beim Sterben, man habe nichts mehr gemacht. Oft liegt das daran, dass wir Kassenpatienten sind und deshalb wenig gemacht wird. Diese Verdächtigungen machen es den Ärzten schwer.
Wir wollen aber nicht das Leben um jeden Preis verlängern.
Ich war froh, als mein Schwiegervater zum Sterben ging. Er sagte: „Ich will nicht mehr weg.“ Der Arzt meinte, jetzt müsse man eine Infusion legen. Er lebte noch sieben Tage. Doch er sagte immer wieder, dass er nichts wolle. Er fragte immer: „Hast du Durst?“ Und er antwortete: „Ich habe keinen Durst.“
So wurde es kein endloses Leiden, wie es bei der künstlichen Zufuhr von Wasser über Infusionen oft der Fall ist.
Man sollte sich immer von Freunden beraten lassen, die etwas von Medizin verstehen. Aber das brauchen wir nicht zu fürchten.
Mich hat auch beeindruckt, wie Bundespräsident Heinemann sagte: Keine Lebensverlängerung um jeden Preis.
Wir wissen ja, wohin unsere Reise geht. Wir haben eine große Hoffnung. Der Tod ist für uns kein dunkles Tor mehr, sondern der Eingang ins Leben.
Die Kraft des Glaubens in Liedern und im gemeinsamen Singen
Und jetzt finde ich es sehr schön, wieder mit unseren Liedern zu singen: „Jesus lebt, nun ist der Tod mir der Eingang in das Leben.“ Jesus lebt, mit ihm auch ich tot. Wo sind nun deine Schrecken? Er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Es ist wichtig, dass wir diese Lieder präsent haben.
Ich finde es auch bedeutsam, dass wir nicht nur Klagelieder singen. Überhaupt ist das Singen doch etwas Schönes, auch am Grabe. Heute tut man das kaum noch, weil es so viele Heiden um uns herum gibt. Aber wo Christen sind, stimmt doch noch ein Lied an. Holt noch eine Trompete dazu, damit es ein wenig klingt. Oft hat man nicht so viel Kraft, aber es ist doch schön, dass wir die großen Lieder unseres Gottes singen.
Und es gibt so herrliche Lieder. Denken Sie nur daran: Ich habe so gern auch „Morgenglanz der Ewigkeit“ an den Gräbern eine Stimme gegeben. Das passt so gut. Oder wissen Sie, was ich oft bei gläubigen Christen gemacht habe? „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, „Erwähle mich zum Paradeis“ und „Lass mich bis zur letzten Reise an Leib und Seele grünen“. Da gibt es so herrliche Verse.
Es gibt ganz viele Lieder, die alle plötzlich passen und eine Hoffnung ausstrahlen. Das ist so wichtig. Wir haben eine große Zukunft. Jesus hat dem Tod die Macht genommen. Der Tod ist umfunktioniert.
Das neue Leben beginnt schon jetzt
Jetzt ein zweiter Gedanke: Jetzt bricht das Leben an. Da sagt ja Petrus etwas sehr Wichtiges. Wenn man dieses Wort genau betrachtet, sagt er nicht nur, dass der Tod umfunktioniert ist, sondern durch das Evangelium.
Was ist das Evangelium? Wenn wir den Namen von Jesus in den Mund nehmen, ist der Name Jesus gleich ein Programm. Es gibt kein anderes Heil unter dem Himmel, keinen anderen Namen, durch den wir gerettet werden, als allein den Jesusnamen.
Wenn wir den Jesusnamen aussprechen und das Evangelium von Jesus verkünden, dann bricht heute schon hier im Todessaal das neue Leben an. Das ist wunderbar, auch wenn der Tod vielleicht erst in 25 Jahren kommt. Es ist so schön, dass Petrus sagt: Das gilt nicht nur in der Todesstunde, sondern da beginnt ein neues Leben. So wie Petrus es auch gesagt hat: Wir sind neu geboren zu einer lebendigen Hoffnung.
Das ist so wunderbar. Wir Christen leben, als ob nur eine Papierwand dazwischen wäre – nicht einmal ein Papier – zwischen der unsichtbaren Welt Gottes und uns heute. So herrlich ist das. Wenn man mit Paul Deidenbeck immer Gebetsgemeinschaft gemacht hat – Sie kennen den Pfarrer von Lüdenscheid – dann hat er immer gesagt: „Herr, grüße die vollendete Gemeinde.“ So lebte er immer ganz nah bei den Heimgegangenen, die schon beim Herrn sind.
Wir sind ja noch auf dem Weg dorthin, aber wir sind umgeben von der Wolke von Zeugen, die ihren Lauf schon vollendet haben. Auch das kommt in vielen Ländern und in vielen Liedern zum Ausdruck. Es ist schön, wenn wir uns das bewusst machen: Ach, das ist doch groß, da sind uns Leute schon vorangegangen.
Bei mir spielt es eine große Rolle, dass wir solch eine Wolke von Zeugen um uns haben. Denken Sie mal an Ihre Voreltern, die Sonntagsschulhelfer, die Ihnen einst die biblischen Geschichten erzählt haben, die Lehrer, die Sie unterwiesen haben – sie sind alle schon vorausgegangen. Ich stehe in dieser großen Kette von Zeugen.
Ich will noch meine Pflicht tun, meine Aufgaben erfüllen, wie wir heute Morgen gesagt haben. Wir wollen das noch bewusst leben, wenn uns der Herr noch Zeit gibt. Und wenn er uns heimholt, wissen wir: Es ist nur ein Hinübergehen in die neue Welt.
In diesem Wort steckt ja auch ein Zusammenhang mit ein paar Versen drumherum. Ich erwähne sie jetzt einmal: Paulus sagt zu dem schüchternen, ängstlichen Timotheus: „Genier dich nicht am Zeugnis von Jesus.“ Wir haben eine tolle Botschaft! Es gibt in der Welt überhaupt nichts wie das Evangelium von Jesus – die größte Sache!
Wir genieren uns oft, den Namen von Jesus auszusprechen. Viele sprechen nur von Gott und sagen: „Da weiß man ja nicht, ist der Buddha gemeint, oder Allah, oder die Hindu-Götter, oder was meinst du?“ Wir wollen doch vom Jesusnamen reden, dem Namen, den wir einmal in der Herrlichkeit sprechen werden, vor dem sich alle Knie beugen.
Den Jesusnamen wollen wir aussprechen. Es ist ganz interessant: Die meisten, auch die Ungläubigen, spüren, dass eine Kraft in dem Jesusnamen liegt, weil da alles drin gesprochen ist. Das dürfen wir in dieser Welt schon sagen.
„Genier dich nicht, Timotheus, sprich das aus, sag das anderen: Wir gehören Jesus, und durch Jesus haben wir eine große Hoffnung auf ewiges Leben.“ Wir sind reiche Leute. Wir können unser Leben planen und wissen dennoch: Wenn es anders kommt, sind wir beim Herrn.
Freude trotz Verlust und die Bedeutung des Blicks nach vorn
Ich habe jetzt zweimal bei Beerdigungen von frommen Leuten interveniert. Es waren beides Gemeinschaftsleute. Nachher saßen die Brüder bei der Gedächtnisstunde da und sprachen sehr traurig vom großen Verlust. Doch ich sagte: Jetzt ist es auch an der Zeit, ein Wort von der Freude zu sprechen.
Bei der zweiten Stunde sagten sie: „Aber es war doch eine Mutter, sie war 96 Jahre alt. Es ist doch herrlich, dass der Herr sie heimholt im Frieden und dass sie beim Herrn ist.“ Da freut man sich keine Sekunde, dass sie in der Herrlichkeit ist. Wir wollen auch den Blick nach vorne richten und sagen: Jetzt ist es so, wie wenn im Frühjahr das neue Leben anbricht.
Wir haben vorhin das Wort aus dem Hebräerbrief gelesen: Wir mussten durch Furcht vor dem Tod Knechte sein. Die Angst vor dem Sterben gibt allen Menschen in der Welt eine Torschlusspanik. „Koste von diesem Leben noch alles aus, was es gibt! Wir leben nicht mehr lang!“ So denken viele. Doch wir werden älter und können in großer Gelassenheit jeden Tag aus der Hand unseres Gottes nehmen und sagen: Wie wunderbar! Wir stehen vorbereitet, haben unsere Sachen schon gepackt. Wir müssen wie Pilger auf die Ewigkeit zuwandern.
Heute bricht durch das Evangelium schon das neue Leben an. Die Schatten des Todes dürfen uns nicht belasten, sondern wir sollen fröhlich leben. Das ist eine wunderbare Botschaft, auch für junge Leute in Ihrer Familie, wenn Sie sie im Zeugnis weitergeben.
Natürlich wird immer wieder sichtbar: Haben wir unser Haus bestellt? Neulich habe ich erlebt, dass eine Frau kurz vor dem Sterben war, sehr fromm, aber nicht einmal ein Testament gemacht hatte. Und es war viel Geld da. Das führt nur zu Streit. Kennen Sie eine christliche Familie, in der es keinen Streit ums Erbe gibt? Ich kenne fast keine – sagen wir fast keine.
Es ist schwierig, unser Haus zu ordnen, solange noch Zeit ist, alles zu regeln. Aber heute haben wir das neue Leben. Wir dürfen die Dinge dieser Welt im Licht der Ewigkeit betrachten und uns fragen: Was ist das wert? Was ist mein Leben wert? Dann merke ich, dass ich die Gewichtung ganz anders setze.
Ich sage: Meine stille Zeit wird viel wichtiger im Licht der Ewigkeit. Die Tat der Liebe, die ich tue, der Brief, den ich schreibe – all das gewinnt Bedeutung. Wir haben nur eine begrenzte Zeit in dieser Welt. Vieles, was in der Zeitung steht, und manche Goldmedaille bei Olympia wären vor dem großen Ziel der Ewigkeit gar nicht mehr so wichtig.
Deshalb ergreife ich heute das Leben, das mir der Herr schenkt, und freue mich daran. Beim Stephanus heißt es schön: „Ich sehe den Himmel offen.“ Das sollen wir dauernd sehen.
Manchmal sage ich Witwen, wenn sie traurig sind – zum Beispiel auf unserer Schiffsreise war eine befreundete Frau dabei, die sehr trauerte –, dann habe ich gesagt: „Ihr Mann freut sich im Himmel mit über die Reise, die Sie noch genießen dürfen.“
Ich denke immer wieder: Wir wissen das alles nicht so genau, und das ist auch nicht so wichtig. Aber vielleicht ist es doch sehr bedeutend, dass wir schon so nahe an der Ewigkeit leben dürfen, in großer Verbundenheit mit denen, die uns vorausgegangen sind.
Und wir singen nachher den Vers von Philipp Spitta, der mir sehr wichtig ist: „Ich fröhlich ziehe hinüber, wie man nach der Heimat reist.“
Begleitung der Sterbenden und die Kraft des Wortes
Ganz wichtig ist, die Sterbenden zu begleiten. Das ist oft sehr schwer, besonders in der Atemnot. Doch gerade dann sind die herrlichen Gottesworte von großer Bedeutung. Das Evangelium erweist sich auch im Schatten des Todestals als eine ganz reale Macht.
Was habe ich das schon auf Intensivstationen erlebt, wie Menschen dadurch aufgerichtet wurden. Es sind die ganz einfachen Worte, die man sehr gut auswendig kennen muss: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Worte wie: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen.“ Diese Worte werden den Sterbenden zugerufen.
Ich kann mir nur wünschen, dass mein eigenes Sterben nicht unbewusst verläuft, sondern dass Schwestern oder Brüder da sind, die mir noch das Wort zurufen und mit mir beten, wenn ich selbst nicht mehr beten kann. Das ist ganz wunderbar und sehr wichtig.
Und noch das Letzte: Niemand kann uns diese Freude nehmen. Niemand kann uns diese Freude nehmen. Jesus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben sowie ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht – durch das Evangelium, durch das Gotteswort der Bibel.
Durch dieses Wort kommt man zum Glauben, durch dieses Wort wird man bewusst. Wie kann man das erreichen? Dafür braucht man keinen Psychokurs, sondern einfach nur die Bibel zu lesen. Wer die Bibel liest, hat das Wort und glaubt dem Wort. Dieses Wort ist die Kraft, in die Gott alles hineingemacht hat.
Durch das Evangelium schafft er es, dem Tod die Macht zu nehmen – auch im Blick auf unsere Stärken. Und es ist so wichtig, dass wir diese Kraft haben können.
Zeugnisse von Mut und Hoffnung in der Geschichte
Mein Freund Sven Findeisen – vielleicht haben Sie den Namen schon einmal gehört – war in Werdingen beim Pfarrer Kemner. Sven Findeisen hatte einen Freund namens Andreas von Mirbach, der im diplomatischen Dienst tätig war. Wir vergessen solche Geschichten oft schnell, aber ich möchte Ihnen ein wenig davon erzählen. Andreas von Mirbach war als Militärattaché an der deutschen Botschaft in Stockholm eingesetzt.
Das war zu einer Zeit, als die Baader-Meinhof-Bande ihre terroristischen Anschläge verübte, noch vor der Entführung von Hanns-Martin Schleyer. In der Botschaft in Stockholm informierte man immer wieder die schwedische Polizei. Man beobachtete, dass von den Booten aus junge Leute mit Ferngläsern unterwegs waren. Man hatte Angst, dass sie einen Anschlag vorbereiten.
Sven Findeisen erzählt, wie er sich das letzte Mal mit Andreas von Mirbach traf. Er fragte ihn, wie er mit der ständigen Bedrohung umging. Andreas antwortete, er habe immer seine Waffe dabei. Sven fragte, welche Waffe das sei – ein Revolver? Andreas verneinte. Stattdessen zog er das Neue Testament hervor.
Kurz darauf kam es zu einem Anschlag auf die Botschaft in Stockholm. Die Terroristen riefen nach Andreas von Mirbach, weil er Offizier war. Sie erschossen ihn auf der Treppe der Botschaft. So ist das mit dem Evangelium: Wenn ich eine Hoffnung habe – als Vater von ein paar Kindern, als junger Mann – wenn ich eine Hoffnung für mein Leben habe, dann ist das etwas Wunderbares.
Es ist schön, wenn Sven Findeisen immer wieder von seinem Freund Andreas von Mirbach erzählt und wie dieser eine getrostete Hoffnung hatte. Solche Beispiele brauchen wir immer wieder, um zu sagen: Es ist herrlich, dass wir das Wort Gottes haben, das uns so ermutigt.
Weil ich Ihnen gerne Geschichten erzähle, möchte ich Ihnen noch von einem jungen Arzt berichten, Arndt von Wedekind. Sein Vater war Bibellehrer am Missionshaus Bibelschule Wiedenitz. Das war zur Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges. Arndt von Wedekind war Arzt, wurde aber nicht zum Militär eingezogen, weil er krank war und nicht militärtauglich.
Er war ein Genie, der neben seinem Arztberuf auch sehr gut Russisch sprach. Er lebte wohl irgendwo in Süddeutschland. Durch seine Sprachkenntnisse konnte er mit einem russischen Kriegsgefangenen sprechen. Als er diesen traf, war er einfach freundlich und wollte eine freundschaftliche Beziehung aufbauen.
Doch jemand beobachtete das und meldete es. Es wurde als Volksverrat gewertet. Arndt von Wedekind wurde vor den Volksgerichtshof gestellt und zum Tode verurteilt. Sein Vater hörte davon und rief einen Freund in Berlin an, der beim Volksgerichtshof tätig war. Dieser sagte, der Vater solle schnell nach Berlin kommen.
Der Vater, der Bibellehrer in Wiedenitz war, hatte es schwer, weil sein Sohn seinen Glauben an Jesus noch nicht festgemacht hatte. Er konnte seinen Sohn noch kurz sprechen. Der Sohn sagte zu ihm, und er war überglücklich: „Ihr Eltern sollt wissen, ich habe es mit Jesus festgemacht. Ich fürchte den Tod nicht, ich gehöre Jesus, und ich habe eine große lebendige Hoffnung.“
Kurz vor seiner Erschießung gab er einem Wärter noch einen Zettel. Darauf stand, dass die größte Freude seines Lebens war, dass er im Angesicht des Todes noch zwei Zellengenossen zu Jesus führen durfte. Dann wissen wir, was wirklich wichtig ist.
Es ist nicht entscheidend, ob uns die Renten gekürzt werden, wie die Beiträge zur Krankenkasse sind oder was mit der Pflegeversicherung passiert. Wichtig ist, dass wir einen festen Halt im Leben und im Sterben haben. Das ist so wichtig durch das Evangelium.
Der Tod ist für uns kein Thema mehr, überhaupt nicht. Stattdessen geht es um das Leben – ein Leben ohne Ende. Darauf dürfen wir fröhlich in die Zukunft schauen. Wir dürfen herrliche Trost- und Osterlieder singen, weil wir mit Jesus leben dürfen und bei ihm geborgen sind, in Zeit und Ewigkeit.
Ich will meine Augen immer mehr auf meinen Herrn Jesus richten, dem ich gehöre und ganz zu eigen bin. Es wäre schlimm, wenn wir uns in den Dingen dieser Welt verlieren würden. Es gibt nichts, was die Welt uns bieten kann, das diese große Hoffnung des Lebens aufwiegen könnte.
Das ist das Evangelium, das Timotheus in der Welt verkünden kann. Es ist erschienen, jetzt offenbart durch die Erscheinung unseres heilenden Christus Jesus. Er hat uns selig gemacht, und wir gehören ihm.
Ich wünsche Ihnen auch im Alter diese Freude. Mögen Sie viele mit Ihrem Zeugnis und Ihrer Freude anstecken. Helfen Sie auch vielen Trauernden, aus der Depression und Trauer herauszukommen, indem Sie sagen: „Wir haben doch keinen Grund zum Traurigsein.“
Im Lied „Geh aus, mein Herz“ heißt es in einem Vers: „Ach, wäre ich da, ach stünde ich schon, o großer Gott, vor deinem Thron und trüge meine Palmen.“ Ich möchte heute schon mit einstimmen, denn ich sehne mich danach. Sehnen Sie sich auch danach!
Morgen Mittag, morgen früh bin ich bei den Eidlingen aus der Tannhöhe, und morgen Mittag bin ich bei den Prägitschern bei einer Monatsstunde in Sankt Georgen. Der Text wird Offenbarung 22 sein.
Ach, ist das herrlich: „Sie werden ihm dienen.“ Unser Blick richtet sich auf Jesus Christus. Was für eine Hoffnung!
Jetzt würde ich Ihnen am liebsten Offenbarung 22 vorlesen, aber ich verzichte. Es ist so herrlich, dass wir eine lebendige Hoffnung auf ewiges Leben haben – ein Leben voller Freude und Hoffnung.
Sagen Sie das einander. Regt euch nicht auf, wenn einige das als überkandidelt empfinden oder Sie vielleicht nicht verstehen. Vielen anderen wird das bleiben. Vielen anderen wird das bleiben.
Hoffnung trotz tragischer Verluste
Ich habe viele eindrückliche Beerdigungen erlebt. Vor vier Wochen hat uns alle eine besonders erschüttert: Eine junge Abiturientin aus Stuttgart war für ein Jahr in Rom. Sie ist am zweiten Tag im Tschad bei einem Verkehrsunfall schwer verunglückt.
Vorher war ein anderes Mädchen in Rumänien für ein Jahr. Ich weiß gar nicht, ob der Vater gläubig war, aber das ist ja nicht wichtig. In Bach hatten die Kinder von Herrn Kinderheim gebadet. Irgendjemand hatte ein Wehr geöffnet, dann kam plötzlich eine Welle, und die Kinder gerieten in einen Strudel. Das Mädchen stürzte sich hinein, die Kinder konnten gerettet werden, doch das zwanzigjährige Mädchen aus Stuttgart ist ertrunken.
Herr, warum?
Ich freue mich, dass mein Freund Pfarrer Bitticofer früher in der Stiftskirche war. Die, die dabei waren, sagten, das war toll: lauter junge Leute. Die Familie hatte sich gewünscht, dass gar niemand kommt, doch es waren Hunderte von jungen Leuten da, die alle erschüttert waren. Er hat eine Botschaft vom Leben gehalten, nichts von Trauer. Wir werden bei Jesus sein, die Zukunft ist groß, und das sollen wir wieder lernen – auch bei ganz schweren Lebensumständen.
Die Welt hat keine Hoffnung; sie hat irgendwelche Lügen über die Zukunft und über den Tod. Der Tod ist so endgültig und so hart. Wir Christen haben die einzige Hoffnung. In keiner Religion gibt es das: dass der Tod überwunden wird.
Das mit der Seelenwanderung bei den Hindus ist ein grausames Schicksal. Wissen Sie, sie werden ja alle wieder als Kastenlose geboren, im Hunger, im Elend und im Dreck. Nicht so, wie es eine Schickeria vorstellt, dass man immer wieder im neuen Leben ein Millionär wird und wieder alles wunderbar hat, sondern in einem Kreislauf, aus dem es keine Erlösung gibt. So ist das im Hinduismus und im Buddhismus ganz schwer.
Wir Christen haben die Hoffnung der Todesüberwindung durch das Evangelium.
Ach, was sind wir reiche Leute! Wir wollen noch beten.
Schlussgebet: Dank für die lebendige Hoffnung
Lieber Herr, wir danken dir von Herzen für die lebendige Hoffnung, die du uns schenkst – die lebendige Hoffnung auf ewiges Leben.
Ach Herr, du weißt, wie unser Leib leidet, auch in solchen Augenblicken. Wie oft müssen wir weinen, weil wir vom Schwert so tief getroffen sind. Doch so ehrlich wir auch sind, dürfen wir gleichzeitig im Glauben wissen: Du gibst uns diese Hoffnung.
Wir wollen sie auch anderen zusprechen, wenn auch unter Tränen. Wir wollen von der reichen Hoffnung erzählen, die wir haben, auch wenn die Wunden oft nie ganz heilen, bis du uns in der Ewigkeit einmal die Tränen abwischst.
Herr, wir wollen nicht schweigen, sondern reden. In einer Welt voller Tod wollen wir vom Leben sprechen.
Danke, Herr! Amen!