Herr Präsident! Heute möchte ich mit Ihnen einige Gedanken aus Matthäus 18 lesen. Es geht thematisch darum, wie Gott durch Gebet wirkt. Der Ausgangstext ist Matthäus 18, Vers 18. Anschließend werden wir noch weitere Texte betrachten.
Matthäus 18,18 lautet: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf der Erde binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf der Erde lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein.“
Weiter heißt es in Vers 19: „Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen über irgendeine Sache, um welche sie auch bitten mögen, wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist.“
Und in Vers 20: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“
Die schrittweise Lehre Jesu über das Gebet
Der Herr Jesus hat die Jünger schrittweise über das Gebet gelehrt. Wenn wir im Matthäusevangelium etwas zurückgehen, sehen wir, dass er seine Lehre in der Bergpredigt begann. Dort sagte er ihnen, sie sollen nicht plappern wie die Heiden. In Matthäus 6, Vers 5 erklärt er, dass man nicht heucheln soll. Stattdessen soll man in die Kammer gehen und zu dem Vater beten, der im Verborgenen ist.
Anschließend zeigte er ihnen das Mustergebet. In Vers 9 heißt es: „Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Königreich komme, dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel.“ Hier werden wichtige Prinzipien über das Gebet deutlich. Das erste Anliegen im Gebet soll die Sache Gottes sein. Gott möchte, dass sein Name geehrt und geheiligt wird. Sein Königreich soll vorangehen, kommen und sich in unserem Leben sowie im Leben anderer Menschen ausbreiten, bis es schließlich mit Macht und Herrlichkeit kommt.
Sein Wille soll auf der Erde geschehen, so wie im Himmel – also gut, gern, ganz, gleich, gründlich, gehorsam und genau. Danach sagte Jesus ihnen, worüber sie noch beten sollen. Anschließend sprach er über das Fasten.
In Kapitel 7 spricht er noch einmal über das Gebet. Dort, in Vers 7, heißt es: „Bittet, und es wird euch gegeben; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan.“ Denn jeder Bittende empfängt, jeder Suchende findet, und jedem Anklopfenden wird aufgetan. Im Griechischen steht hier, dass man beständig bittet, also stets und fortwährend. Ebenso soll man inständig suchen und immer wieder anklopfen. Wenn man so bittet, sucht und anklopft, wird man empfangen.
Ab Vers 9 spricht Jesus davon, dass man eine Vertrauensbeziehung zu Gott aufbauen soll. Man soll Gott im Gebet vertrauen. Er ist wie ein Vater, der uns nicht eine Schlange gibt, wenn wir um einen Fisch bitten. So gibt der Herr den Jüngern schrittweise Lektionen über das Gebet.
Die Bedeutung des gemeinsamen Gebets und der Mitarbeit im Werk Gottes
In Kapitel neun, Vers 36, folgt die nächste Lektion. Dort sieht Jesus die Volksmenge und ist bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet sind wie Schafe ohne Hirten.
Dann spricht er zu seinen Jüngern: „Die Ernte ist groß, aber die Arbeiter sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.“
Eine interessante Lektion über das Gebet folgt hier. Der Herr sagt den Jüngern, sie sollen den Herrn der Ernte bitten, dass er Arbeiter aussendet. Eigentlich könnte man denken, das sei nicht nötig. Wenn er Arbeiter braucht, sollte er doch selbst welche aussenden, oder? Wenn der Chef Arbeiter braucht und sie hinausschicken will, dann soll er das tun. Warum also sagt er den Jüngern, sie sollen beten, dass der Herr der Ernte das tue?
Man kann sich hier überlegen, warum er das sagt. Warum fordert er die Jünger auf zu bitten? Es ist doch seine Ernte und seine Leute. Was haben wir damit zu tun? Warum sollen wir bitten? Warum sollen die Jünger beten?
Hier liegt eine sehr wichtige Lektion über das Gebet, die bis dahin noch nicht berührt wurde. Nämlich die Lektion, dass der Herr Jesus möchte, dass seine Jünger sich so mit dem Vater und seinem Werk identifizieren, dass sie mit einbezogen werden. Er sagt: „Ihr sollt beten, dass der Vater das tue, was er eigentlich gern tun möchte, nämlich Arbeiter aussenden.“
Das bedeutet, die Jünger werden zu Mitarbeitern Gottes erhoben – durch ihr Gebet. Sie arbeiten mit, indem sie beten: „Vater, schick doch Arbeiter hinaus in die Ernte.“ Und der Vater antwortet: „Ach so, ja, ja, das wollte ich gerne tun, aber gut, dass du bittest. Du bist an der Sache interessiert.“ Dann schickt der Herr Arbeiter aus in die Ernte, weil die Jünger um die Arbeiter gebetet haben.
Oft beklagen wir, dass es so wenige Arbeiter gibt. Aber nein, es sollte mehr Arbeiter geben, oder? Deshalb sagt der Herr: Man soll beten, dass es mehr Arbeiter gibt. Man soll den Herrn der Ernte bitten.
Das ist eine wichtige Lektion über das Gebet.
In Matthäus 18 folgt dann die nächste Lektion über das Gebet. Diese haben wir gelesen, und ich muss sie ein bisschen in den Zusammenhang stellen, in dem sie gesagt wurde.
Gebet als Mittel der Gemeindezucht und geistlichen Autorität
Matthäus 18, Vers 15: Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, so gehe hin und überführe ihn unter vier Augen. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, so nimm ein oder zwei Zeugen mit, damit jede Sache durch das Zeugnis von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde.
Wenn er auch auf sie nicht hört, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er dir wie ein Heide und Zöllner.
Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf der Erde anbindet, wird auch im Himmel gebunden sein; und was ihr auf der Erde löst, wird auch im Himmel gelöst sein.
Und nochmals sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen über irgendeine Sache, um welche sie bitten, so wird es ihnen von meinem Vater im Himmel gegeben werden.
Es ist interessant: Hier geht es um Gebet. Zuerst möchte man denken, dass es vor allem um Gemeindedisziplin geht. Ein Bruder hat gegen dich gesündigt, und darum geht es hier.
Doch der Herr Jesus nimmt aus diesem konkreten Fall ein allgemeines Prinzip und lehrt die Jünger etwas Wichtiges über das Gebet.
Ich möchte mit uns gerne ein wenig über dieses bedeutende Thema nachdenken: Wie wirkt Gott eigentlich durch das Gebet?
Gebet ist ein zentrales Thema und begleitet uns unser ganzes Leben lang. Gott hat uns erlöst, damit wir beten können. Er hat uns die Tür zum Vater geöffnet, sodass wir jetzt mit ihm sprechen dürfen.
Unser ganzes Leben ist vom Gebet geprägt. „Betet ohne Unterlass!“ Oft betet man einfach in Gedanken, leise vor sich hin oder zumindest beständig, ohne große Unterbrechungen.
Immer wieder soll die Verbindung zum Vater offen sein – der Telefonhörer nicht aufgelegt, um es bildlich zu sagen. Oder man könnte es modern ausdrücken: Wir sollen online bleiben mit Gott.
Die Abhängigkeit göttlichen Handelns vom Gebet der Gläubigen
Jedenfalls beschäftigt uns die Frage: Wie wirkt Gott über das Gebet? Es ist allein schon erstaunlich, dass Gott überhaupt will, dass wir beten und bitten.
Die Tatsache, dass Gott möchte, dass wir in sein Werk einbezogen sind, ist bemerkenswert. Er könnte ja sagen: „Ich brauche euch nicht, ich mache schon, was ich machen will. Ihr schaut einfach zu, was ich tue.“ Aber das tut er nicht.
Nein, er wartet darauf, dass die Menschen beten. Er wartet darauf, dass sie bitten. Wenn sie nicht beten, dann bekommen sie auch nichts.
In Jakobus 4,2 steht am Ende von Vers 2: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Das bedeutet, sie würden haben, wenn sie beten würden. Aber sie haben nicht, weil sie nicht beten. Es hängt also vom Gebet ab.
Weiter heißt es: „Ihr bittet und empfangt nicht, weil ihr übel bittet, auf dass ihr es in euren Lüsten vergeudet.“ Das bedeutet, dass sie egoistisch bitten, mit falscher Motivation beten.
Es ist also schon erstaunlich, dass Gott will, dass wir beten. Er wartet darauf, dass seine Kinder beten, bevor er etwas tut. Das ist sehr interessant.
Das Beispiel Elias: Gebet als Mittel göttlicher Intervention
Im Jakobusbrief, genauer gesagt in Jakobus 5, finden wir ein Beispiel eines Beters: Elija. In Jakobus 5, Vers 17 heißt es, dass Elija ein Mensch mit denselben Gefühlen war wie wir. Er betete – im Griechischen steht hier ein Ausdruck, ein Semitismus, der bedeutet, dass er ernstlich, innig oder beständig betete. Er betete und betete, dass es nicht regnen möge, und es regnete drei Jahre und sechs Monate lang nicht auf der Erde.
Wenn man diese Geschichte von Elija betrachtet, lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie die Situation war. Damals herrschten König Ahab und seine Frau Isebel, eine böse Königin, die Götzendienst förderte und die Propheten Gottes verfolgte. Elija wusste, dass Gott das Volk züchtigen würde. Das hatte Gott im Fünften Mose versprochen: Wenn das Volk in Götzendienst fällt, wird Gott es durch Dürre züchtigen. Dies steht in den Kapiteln 28 oder 29 des Fünften Mose, wo der Fluch über das Volk beschrieben wird, falls es nicht gehorsam lebt.
Elija war sich dessen bewusst. Er wusste, dass Gott das Volk züchtigen muss und wird. Deshalb betete er. Er war ein Mann, der vor Gott stand und sagte: „Herr, züchtige dieses Volk!“ Er betete intensiv und beharrlich, nicht nur ein kurzes Gebet beim Frühstück. Er bat: „Herr, züchtige dein Volk, lass es nicht regnen!“ Und Gott reagierte darauf. Ein Mensch betet, und Gott antwortet. Gott schickte keinen Regen mehr, und die Dürre dauerte drei Jahre und sechs Monate.
In Jakobus 5, Vers 18 lesen wir weiter: „Und wiederum betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor.“ Interessant ist, dass Elija erneut beten musste, damit wieder Regen kommt. Warum? Hatte er nicht gedacht, dass es jetzt vorbei sei? Nein, Elija wusste, dass Gott Regen geben wollte. Woher wusste er das?
Im Ersten Buch der Könige 18, Vers 1 steht: „Es vergingen viele Tage, da geschah das Wort des Herrn zu Elija: Im dritten Jahr der Dürre, geh hin, zeige dich Ahab, ich will Regen geben auf dem Erdboden.“ Hier bedeutet „im dritten Jahr“ wahrscheinlich „nach drei Jahren“. Gott gab Elija also den Befehl, sich Ahab zu zeigen, weil er Regen senden wollte.
Elija gehorchte und ging zu Ahab. Doch was tat er noch? Er kniete nieder und begann zu beten: „Herr, schenke Regen!“ Warum betete er, obwohl Gott bereits gesagt hatte, dass er Regen geben würde? Weil Elija Gott kannte und wusste, dass Gott aufgrund von Gebet handelt.
Gott machte Elija klar, was er tun sollte. Nun wartete Gott darauf, dass Elija betete. Dieses Gebet war kein kurzes Frühstücksgebet, sondern ein intensives Flehen. In Vers 41 heißt es: „Elija sagte zu Ahab, geh hinauf, iss und trink, denn da ist ein Geräusch von Rauschen des Regens.“ Ahab ging essen und trinken, während Elija auf den Gipfel des Karmel stieg. Dort beugte er sich zur Erde, legte sein Gesicht zwischen seine Knie und sagte zu seinem Diener: „Geh hinauf und halte Ausschau auf das Meer!“
Der Diener ging mehrmals hinauf, doch jedes Mal kam die Antwort: „Es ist nichts.“ Elija betete weiter und schickte den Diener immer wieder los. Insgesamt sieben Mal wiederholte sich dieses Spiel. Das war kein kurzes Gebet, sondern ein echtes Flehen an den Herrn: „Herr, gib Regen!“ Obwohl Elija wusste, dass Gott Regen geben wird, betete er beharrlich und vertrauensvoll weiter.
Gebet als Ausdruck des Vertrauens und der Zusammenarbeit mit Gott
Was bedeutet das? Was lernen wir hier über das Gebet, und wie wirkt Gott durch das Gebet?
Gott offenbart seinen Knechten, was er tun möchte und was er vorhat. Das macht er uns auf verschiedene Weise deutlich, hier zum Beispiel durch das Wort Gottes. Das Wort, das an Elija erging, zeigt ihm, was zu tun ist. Nun heißt es beten.
Ich gebe noch ein paar weitere Beispiele. Im Buch Daniel, Kapitel 9, lesen wir, dass Daniel ein Bibelstudium betrieben hat. Er liest den Propheten Jeremia. Am Anfang von Daniel 9 heißt es: Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes Ahasverus, vom Geschlecht der Meder, der über das Reich der Chaldäer König geworden war, achtete ich, Daniel, in den Bücherrollen auf die Zahl der Jahre, über die das Wort des Herrn zum Propheten Jeremia gekommen war, nämlich dass siebzig Jahre über den Trümmern Jerusalems vergehen sollten.
Was macht Daniel daraufhin? Er liest in Jeremia 29,10, dass siebzig Jahre über den Trümmern Jerusalems vergehen würden. Dann hat der Herr verheißen, dass er sein Volk zurückführen wird, dass die Stadt wieder aufgebaut wird und eine herrliche Zeit kommt.
Und was tut Daniel? Er legt sich nicht in den Liegestuhl und sagt: „Wunderbar, die siebzig Jahre sind jetzt fast um, jetzt wird der Herr sein Wort erfüllen, und fertig.“ Nein, er handelt anders. Er geht ins Gebet.
Er richtet sein Gesicht zu Gott, dem Herrn, und sucht ihn mit Gebet und Flehen. Er fastet, trägt Sack und Asche und betet zu dem Herrn, seinem Gott. Dann spricht er ein ergreifendes Gebet. Ich lese es nicht ganz vor, aber in Vers 17 heißt es: „Und nun, unser Gott, höre auf das Gebet deines Knechtes und auf sein Flehen. Lass dein Angesicht leuchten über dein verwüstetes Heiligtum um des Herrn willen.“
„Neige, mein Gott, dein Ohr und höre, tue deine Augen auf und sieh!“ Er betet hier: „Oh Gott, schau doch her, schau, wie es uns geht. Tu deine Augen auf und sieh unsere Verwüstungen und die Stadt, über die dein Name genannt ist.“
In Vers 18 heißt es weiter: „Denn nicht aufgrund unserer Gerechtigkeiten legen wir unsere Bitten vor dich hin, sondern aufgrund deiner vielen Erbarmungen. Herr, höre, Herr, vergib, Herr, merke auf und handle!“
Das bedeutet: Herr, tu jetzt so, wie du es im Propheten Jeremia gesagt hast. Erfülle das Wort, das du gesprochen hast.
Wir lernen hier, dass Gott handelt. Er möchte etwas tun und teilt seinen Kindern mit, was er gerne tun möchte. Dann wartet er auf das Gebet, damit das gebetet wird, was er eigentlich gerne tun will.
Das Gebet Jesu und die Bedeutung des freien Willens im Gebet
Es gibt noch weitere Beispiele, wobei das größte Beispiel „Herr Jesus, komme bald!“ ist. In der Offenbarung lesen wir, dass der Herr vorher sagt: „Ich komme bald.“ Und dann betet er: „Herr Jesus, komm!“
Wenn der Herr sagt „Ich komme bald“, warum muss er dann noch beten „Herr, komm“? Weil er verstanden hat, was Gebet bedeutet. Gott möchte etwas tun, doch er wartet, bis gebetet wird. Er möchte nämlich, dass wir aus freiem Willen im Gehorsam sind. Das erfüllt ihn mit großer Freude.
Gott möchte Menschen haben. Er hat Menschen geschaffen in seinem Bild und seinem Gleichnis. Sie haben Ähnlichkeit mit Gott in ihrem Wesen. Jetzt möchte er, dass diese Menschen in sein Tun und Wirken auf dieser Erde, in der Welt, einbezogen werden. Dabei möchte er, dass der Mensch lernt, freiwillig zu gehorchen.
Zum Beispiel: Ich habe hier ein Liederbuch. Dieses Liederbuch gehorcht mir. Ich sage: Ich lege das Liederbuch auf den Tisch, auf die Kanzel. Du bleibst jetzt dort liegen. Na gut, es gehorcht nicht wirklich, aber es wird gehorchen. Wenn ich es so hinlege, geht es nicht runter. Mich befriedigt dieser Gehorsam aber nicht. Warum? Weil das kein freier Wille ist. Das ist Unsinn. Es kann ja gar nichts tun, richtig? Es kann nicht sagen: „So, ich stehe jetzt auf und mache, was ich will.“ Das kann es nicht.
Aber das befriedigt mich nicht. Wenn ich zu meinem Sohn sage: „Ich hätte gern, dass der Rasen endlich mal gemäht wird. Schau dir das an, wie hoch der Rasen ist.“ Und er antwortet: „Du, Papi, ich habe heute Nachmittag sowieso frei. Ich mache das heute.“ Befriedigt mich das sehr, oder? Und er sagt: „Und nächste Woche mache ich es auch.“ Das freut mich noch mehr. Und er sagt: „Du, Papa, den ganzen Sommer werde ich darauf achten, dass dir jede Woche am Freitag der Rasen gemäht wird.“ Das erfüllt mich äußerst. Das ist Herrlichkeit für einen Vater, so einen Sohn zu haben, oder?
Und wie ist es mit Gott? Gott hat Menschen geschaffen und sie in Jesus Christus erlöst. Jetzt möchte er, dass diese Menschen zu ihm sagen: „Vater, ich möchte dir gehorchen. Ich möchte mich für deine Arbeit interessieren. Ich möchte, dass das geschieht, was du gerne hast.“ Dann suchen sie in der Bibel und schauen, was er gerne hat. Sie beten für das, was Gott gerne tun möchte. Und Gott ist erfüllt mit Freude.
Wir haben heute von unserer Freude gesungen. Hier dürfen wir einmal von der Freude Gottes etwas sehen. Das erfüllt ihn. Er möchte Menschen haben, die so denken und so sind wie er.
Beispiele aus dem Alten Testament: Mose und Joshua
Wie war das mit Mose? Die Israeliten sind aus dem Land Ägypten ausgezogen. Danach waren sie in der Wüste unterwegs. Plötzlich kamen die Amalekiter von hinten und griffen die Israeliten an. Sie kämpften mit Guerillataktik, indem sie die Schwachen von hinten angriffen, um das Volk zu dezimieren und zu stören.
Mose erkannte, dass hier ein Krieg stattfand. Joshua führte das Volk, das sich wandte und gegen die Amalekiter kämpfte, dort in der Wüste. Mose ging auf den Berg und hob den Stab Gottes hoch. Immer wenn Mose den Stab Gottes hob, siegte Joshua. Wenn Mose den Stab wegen Müdigkeit wieder senkte, gewannen die Amalekiter.
Man könnte sich fragen: Wovon hängt der Sieg der Israeliten eigentlich ab? Gott wartet darauf, dass Mose betet. Das Hochheben des Stabes steht hier für Gebet. Es ist das Zeichen dafür, dass man zu Gott schaut und auf ihn vertraut. Dieses Symbol steht für vertrauendes Gebet. Gott beobachtet und möchte sehen, ob sie im Vertrauen auf ihn handeln. Wenn Mose betet und mit Gott rechnet, gibt es Sieg für die Israeliten. Tun sie das nicht, siegen die Feinde.
Das heißt, der Ausgang des Kampfes hing vom Gebet Moses ab, ob die Israeliten unterliegen oder nicht. Im Neuen Testament lernen wir die gleiche Wahrheit: Wenn die Gemeinde betet, geschieht etwas. Die Gemeinde betet auf der Erde, und der Himmel handelt. Das ist die Aussage von Matthäus 18.
Ich habe mich oft gefragt, was passiert wäre, wenn Mose nicht gebetet hätte. Es gab einen noch gefährlicheren Fall: Die Israeliten machten ein goldenes Kalb. Gott sagte zu Mose: „Geh zur Seite, ich vernichte jetzt das Volk. Ich lasse dich und Joshua übrig, aber den Rest vernichte ich.“
Was machte Mose? Er warf sich nieder und sagte zu Gott: „Das kannst du nicht machen. Was wird aus deinem heiligen Namen? Wenn die Amoriter, Kanaaniter, Hewisiter, Jebusiter und Hethiter – all die kanaanitischen Völker – hören, dass du dein eigenes Volk in der Wüste vernichtest, obwohl du sie mit großer Kraft aus Ägypten geführt hast und dein Name in Kanaan bekannt ist, was wird das für deinen großen Namen bedeuten?“
Dann lesen wir, dass Gott das Übel bereute, das er sich vorgenommen hatte. Er war es leid und sagte: „Also gut, ich vernichte das Volk nicht.“
Was wäre geschehen, wenn Mose nicht gebetet hätte? Der Name des Herrn wäre unter den Heiden verlästert worden. Das Volk Israel wäre stark dezimiert worden, es wären nur noch Joshua und Mose übrig geblieben.
Ein anderes Mal kämpfte Joshua gegen die Koalition der fünf Könige des Nordens bei der Landeinnahme. Er sah, dass der Tag zu kurz werden würde, um den Sieg an einem Tag zu erringen. Wenn die Sonne unterging, wäre alles vorbei.
Dann betete Joshua: „Sonne, steh still im Namen des Herrn!“ Ich frage mich oft, was passiert wäre, wenn Joshua nicht gebetet hätte, wenn er nicht auf Gott vertraut hätte. Der Sieg wäre kein klarer und schöner Sieg gewesen, sondern nur ein halber. Die Feinde wären geblieben.
Was würde geschehen, wenn nicht gebetet wird? Gott hat sich offensichtlich abhängig gemacht. Er wartet darauf, dass der Mensch betet, freiwillig gehorcht, das Wort Gottes untersucht und schaut, was Gott gerne tun möchte.
Die Qualität und Ausrichtung unserer Gebete
Manchmal sind meine Gebete so armselig. Da bete ich: Herr, nimm die Rückenschmerzen weg. Und dann habe ich Kopfweh, Herr. Jetzt bräuchte ich einen Parkplatz, Herr. Und jetzt ein günstiges Ticket für den Zug, damit es nicht zu teuer wird. Das sind doch armselige Gebete, oder?
Da bete ich für meine eigenen Interessen, für meine eigenen Anliegen. Das ist natürlich nicht verboten. Aber das ist doch nicht das Reich Gottes. Das Reich Gottes ist viel mehr als nur keine Rückenschmerzen und keine Kopfschmerzen zu haben. Das Reich Gottes bedeutet vielmehr, dass man dafür betet, dass der Name Gottes in dieser Welt geheiligt wird. Dass man betet, dass das Reich Gottes mächtig voran geht – in meinem Leben und im Leben anderer Menschen. Dass man betet, dass auf der Erde der Wille Gottes geschieht, so wie er im Himmel geschieht.
Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.
Kehren wir nun zurück zu der Geschichte in Matthäus 18. Dort gab es eine schwierige Situation: Ein Bruder lässt sich nicht überführen. Er hat gesündigt, ist stur und bockig. Ein anderer versucht, mit ihm zu reden und die Dinge in Ordnung zu bringen, aber der Bruder will sich nicht versöhnen. Er weigert sich partout.
Dann wird der Fall vor die ganze Versammlung gebracht. Doch auch dort will er nicht nachgeben. Was soll die Gemeinde jetzt tun? Es heißt: „Was ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein.“
Wie bindet man jemanden? Nicht mit Fesseln, sondern anders. Hier wird gebetet. Die Gemeinde zieht sich zurück und entzieht demjenigen die Gemeinschaft.
Jetzt ist er also draußen, weg von der Gemeinschaft? Nein. Jetzt wird erst gehandelt. Jetzt beginnt die Arbeit.
Was für eine Arbeit? Gebetsarbeit.
Derjenige wird dem Satan übergeben. Wie kann man das machen? Das können wir doch nicht tun! Doch, das können wir.
Wie geschieht das? Wir beten: Herr, erlaube dem Satan, der ohnehin nur Böses tun will, diesem Gläubigen etwas zu tun, das ihn zur Besinnung bringt. Vielleicht, dass er krank wird. Lass dem Satan die Erlaubnis, seinen Körper zu berühren, damit er krank wird.
Das kann man doch nicht machen! Doch, denn es ist zum Guten für den Bruder.
Was sagt Paulus in 1. Korinther 5? Dort gab es eine ernste Situation: Jemand hat die Frau seines Vaters genommen, seine Stiefmutter, offensichtlich geheiratet oder zumindest mit ihr zusammengelebt. Das ist ein Fall von Unzucht, der nicht erlaubt ist.
Paulus sagt in 1. Korinther 5,2: „Ihr seid aufgeblasen und habt nicht vielmehr Leid getragen, dass der, welcher diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte hinweggetan würde. Denn ich, zwar dem Leibe nach abwesend, aber im Geiste gegenwärtig, habe schon als gegenwärtig geurteilt den, der dieses so verübt hat, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, wenn ihr und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus Christus versammelt seid, einen solchen dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, auf dass der Geist errettet werde am Tag des Herrn Jesus.“
Wie darf Paulus so etwas tun? Das ist doch unerhört! Aber er tut es zum Guten. Er möchte, dass dieser Mensch, wenn er krank geworden ist, Buße tut, damit sein Geist am Tag des Herrn Jesus gerettet wird. Das heißt, dass er nicht verloren geht und sich nicht von Christus abwendet.
Hier wird jemand gebunden, eindeutig. In diesem Fall hat Paulus gebunden, weil die Gemeinde nichts getan hat. Ich weiß nicht, wie Paulus es getan hat. Ich nehme an, er hat gebetet, denn wie sonst kann man einen Menschen binden und dem Satan übergeben?
Bei Hymenäus hat Paulus das auch getan. In 1. Timotheus 1,20 heißt es: „Den Hymenäus habe ich dem Satan übergeben, damit er gezüchtigt wird, damit er nicht weiterhin lästert.“ Durch das Wirken des Hymenäus wurde viel Böses getan.
Weiter heißt es in 1. Timotheus 1,20: „Unter welchem Hymenäus ist und Alexander, die ich dem Satan überliefert habe, auf dass sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“ Sie sollten gezüchtigt werden, wahrscheinlich körperlich, durch den Satan, sodass es ihnen schlecht geht, damit sie zur Besinnung kommen.
Bei Hymenäus hat diese Züchtigung leider nichts bewirkt.
Aber es ist etwas, worum die Gemeinde betet – etwas, was Gott tun will. Gott will diesen Menschen züchtigen, und die Gemeinde bittet darum.
Das ist eine ernste Sache, sehr ernst. Aber es ist zum Guten für denjenigen Menschen.
Oft ist es ja geschehen, dass Menschen krank wurden und in ihrer Krankheit Buße taten. Manche sind dann trotzdem gestorben, auch in Korinth. In 1. Korinther 11 heißt es, einige seien schwach und krank unter euch gewesen, einige seien bereits entschlafen, weil Gott sie gezüchtigt hat, damit sie nicht verloren gehen.
Das bedeutet: Die Züchtigung ist nicht nur etwas, was Gott souverän tut. Die Züchtigung ist etwas, was Gott tut, weil die Gemeinde betet. Die Gemeinde bindet auf der Erde, und der Himmel handelt.
Wenn der Mensch Buße tut, löst die Gemeinde auf der Erde. Sie nimmt ihn wieder auf, befreit ihn aus den Fesseln des Feindes, in denen er gefangen war und die ihn durch Krankheit geplagt haben.
Dann betet die Gemeinde: Herr, nimm die Krankheit wieder weg von ihm. Und der Herr nimmt die Krankheit weg.
Was auf der Erde gelöst wird, wird im Himmel gelöst sein.
Dann folgt die allgemeine Lektion, die wichtige Lehre: „Ich sage euch, wenn zwei eins werden, wenn es nur zwei sind, die sich einig sind in dieser Sache und zum Herrn beständig beten, wird der Himmel handeln.“
„Es wird ihnen werden von meinem Vater im Himmel.“
„Wo zwei oder drei zu meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Dass er gegenwärtig ist, ist ja sowieso klar. Er ist immer gegenwärtig, aber hier in besonderem Maße.
Der Herr naht sich mit seiner Gebetserhörung. Naht euch zu Gott, und Gott wird sich euch nahen – als ein erhörender, gebetserhörender Gott.
Das heißt: Hier ist ein Dienst, ein Dienst des Gebetes, der von großer Wichtigkeit ist.
Persönliche Erfahrungen und praktische Anwendung des Gebets
Ich habe ein Buch von Wotschmeni gelesen und viele Gedanken daraus entnommen. Ich hatte es vor dreißig Jahren oder mehr gekauft. Es stand lange im Regal, und ich hatte es wohl irgendwann einmal gelesen. Vor zwei Jahren habe ich es wieder gelesen, und dabei wurde mir eine Sache ganz neu bewusst.
Wie wirkt Gott eigentlich durch Gebet? Gott wartet darauf, dass der Mensch betet. Er wartet, dass wir uns für seine Interessen interessieren. Ohne Gebet wird vieles, was Gott gern tun würde und tun möchte, nicht geschehen.
Da ist eine Gemeinde, die hat gebetet: „Herr, gib uns offene Augen für die Verlorenen. Gib uns offene Augen für die Menschen um uns herum, die in die Hölle laufen, und wir merken es nicht.“ Hat die Gemeinde gebetet? Ja, sie hat gebetet. Was geschah? Die Gemeinde bekam offene Augen für die Verlorenen.
Und was geschah dann? Sie beteten weiter: „Herr, gib uns Freimütigkeit zum Reden mit diesen Menschen, dass wir nicht den Mund verschließen, sondern mutig sprechen.“ Und was geschah? Der Herr gab ihnen Freimütigkeit zum Reden.
Worauf haben sie als Nächstes gebetet? „Herr, überführe den Nachbarn von der Sünde, wenn wir mit ihm reden, zeige ihm, dass er ein Sünder ist.“ Und was geschieht? Der Nachbar wird von der Sünde überführt.
Danach beten sie weiter: „Herr, hilf, dass wir ihm den Weg des Heils erklären können. Hilf, dass es Gelegenheit gibt, wieder mit ihm zu reden.“ Und der Herr schenkt die Gelegenheit, und man kann reden.
Eines kann Gott nicht: Er kann nicht einfach auf einen Knopf drücken, damit jemand gläubig wird. Manche beten einfach so: „Herr, mach, dass alle Menschen in der Welt gläubig werden, Amen.“ Das geht nicht, weil Gott den Menschen nicht als Maschine gemacht hat. Man kann nicht einfach auf jemanden drücken, und er wird gläubig. Dann drückt man auf den Nächsten, und der wird gläubig – so funktioniert das nicht.
Aber die einzelnen Schritte müssen wir erbitten. Dann wird der Mensch vor eine Entscheidung gestellt. Er muss wählen und entscheiden. Wir können nur beten, dass der Herr ihm hilft oder ihm die Augen öffnet, damit er erkennt, wie falsch es wäre, die falsche Wahl zu treffen. Aber wir können nicht einfach sagen: „Gott, drück auf den Knopf, und dann wird er gläubig.“ So geht das nicht.
Gott hat den Menschen nach seinem Bild geschaffen, nicht als Roboter. Also betet die Gemeinde, und Gott handelt.
Oft frage ich mich: „Herr, warum geschieht so wenig in meinem Leben?“ Ich weiß genau, dass ich zu wenig gebetet habe. Ich habe ein bisschen gebetet, ja, so nebenbei, aber es war nicht wirklich intensiv. Es wurde mir nicht zum Anliegen.
Persönliche Erlebnisse mit Gebet und göttlicher Führung
Einmal ist es mir so ergangen: Wir waren in der Nähe von Venedig an einem Strand. Unser Sohn geht auf eine Schule, die im Frühling eine Woche ans Meer fährt. Dort können auch die Eltern mitfahren. Es sind praktisch die Frühlingsferien, die von der Schule organisiert werden. Alles wird von der Schule organisiert, und die Eltern dürfen auch mitkommen. Es ist recht günstig.
Die Schüler haben dort unter sich Kontakt und Gemeinschaft. Jeden Abend gibt es, weil es eine christliche Schule ist, auch kindgerechte christliche Andachten. Jedenfalls war es sehr gut. Wir sind hingefahren, und ich dachte mir: Jetzt nutze ich die Zeit und gehe jeden Morgen joggen. Das war im April, da waren nicht viele Leute am Strand, aber einige waren doch da.
In dieser Zeit hat mich das Thema Gehorsam sehr beschäftigt. Mir war klar: Wenn wir gehorchen und aus freien Stücken gehorchen, dann kann der Herr uns führen und verwenden. Ich lief also so durch die Gegend und betete: Herr, gib mir ein gehorsames Herz und öffne mir die Augen, damit ich sehe, was du möchtest.
Dann sah ich dort drüben einen Mann stehen. Es war halb sieben oder sechs Uhr morgens, ich weiß es nicht genau. Ich sah einen Mann am Strand stehen, und es war mir ganz klar: Lauf zu dem Mann hin, denn jetzt gibt es Gelegenheit zum Gespräch.
Während ich zu ihm lief, betete ich: Herr, gib mir wirklich Mut. Ich kann das nicht so gut, den Einstieg mit Leuten, das ist nicht meine Stärke. Andere können das aus dem Ärmel schütteln, ich nicht. Aber du kannst mir ja helfen, Herr.
Ich lief zu ihm hin, sagte guten Morgen, und er sprach natürlich Deutsch, wie alle Leute dort. Er erzählte mir, woher er kam. Ich dachte, es ist herrlich, so ein ruhiger Morgen, da kann man richtig gut beten. „Finden Sie das nicht auch?“, fragte ich. Er antwortete: „Beten? Ja, stimmt irgendwie schon.“ Doch ich merkte, er wollte gar nicht reden. Er wollte alleine sein und nicht mit mir sprechen.
Ich dachte mir: Na gut, vielleicht treffe ich ihn morgen wieder, dann wünsche ich ihm einen schönen Tag und laufe weiter.
Am nächsten Morgen zur gleichen Zeit lief ich wieder und sah einen Mann stehen. Ich dachte, es sei der gleiche und lief zu ihm hin. Als ich näherkam, merkte ich, es war nicht derselbe. Aber der Herr hatte mir schon ins Herz gegeben: Das ist klar, du hast um Gehorsam gebetet, also bekommst du jetzt eine Lektion.
Ich lief hin, sagte guten Morgen, und er sprach ebenfalls Deutsch. Ich meinte, es sei so herrlich still an diesem Morgen, da könne man gut beten. Er antwortete: „Ach, hören Sie auf, ich habe schon Schluss gemacht mit der Kirche.“ So kamen wir ins Gespräch.
Ich erzählte ihm, dass ich Bibellehrer bin. Doch ich merkte, er stieg nicht ein, wollte nicht über den Glauben reden. Dann sagte er: „Vielleicht sehen wir uns morgen wieder.“ Ich dachte, okay, gut, vielleicht morgen.
Am nächsten Morgen zur gleichen Zeit sah ich denselben Mann wieder am Strand stehen. Ich lief zu ihm hin, sagte guten Morgen. Er drehte sich um, rief seine Frau und sagte: „Komm, der Bibellehrer ist da!“ Die Frau kam, und wir kamen ins Gespräch.
Der Mann interessierte sich nicht so sehr, die Frau aber schon. Sie erzählte mir ein bisschen. Wir sprachen über den Glauben, und das Gespräch entwickelte sich. Der Mann entfernte sich ein wenig, weil es ihm zu viel von Jesus wurde.
Ich hatte ein kleines Neues Testament dabei und las etwas vor. Dann ging ich mit der Frau, einer älteren Dame, ein Stück den Strand entlang und erklärte ihr über Vergebung und wie wichtig es ist, Vergebung durch Jesus Christus zu bekommen.
Dabei merkte ich, dass die Frau weinte. Ich dachte: Was mache ich jetzt? Ich merkte, sie war tief berührt. Sie sagte: „Wissen Sie was? Ich bete jetzt für Sie.“ Wir hatten viel geredet, und sie hatte schon einige Kontakte mit Christen, etwa über ihre Tochter oder einen Verwandten. Sie wusste eigentlich schon relativ viel.
Ich sagte ihr, sie solle in der Bibel lesen. Jedenfalls sagte ich, ich bete für sie. Ich betete für sie, und als sie fertig war, fiel sie mir um den Hals und sagte: „Oh, vielen Dank, ich weiß gar nicht, wie mir geschieht.“ Ich merkte, es hatte ihr viel geholfen.
Ich wusste, sie hatte genug vom Evangelium gehört. Zuerst dachte ich, ich sollte ihr meine Adresse geben, aber ich entschied: Nein, diese Aufgabe ist erfüllt, diese Begegnung ist abgeschlossen.
Dann ging ich nach Hause, war sehr froh und dachte: Wie viele Menschen gibt es noch, die so sind? Aber ich sehe sie nicht, und der Herr kann mich nicht zu ihnen führen. Warum nicht? Weil ich nicht für sie bete, weil ich nicht bereit bin.
Das war für mich eine wichtige Lektion über Gebet.
Weitere Erfahrungen mit Gebet und Offenheit für das Evangelium
Ein anderes Mal fahre ich nach Hause und bitte meinen Bruder in Österreich, für mich zu beten. Manchmal sitze ich im Zug Menschen gegenüber und komme nicht richtig ins Gespräch. Ich hatte eine schlechte Erfahrung bei der Hinfahrt und wollte es auf der Rückfahrt besser machen.
In Innsbruck musste ich umsteigen und dort warten, weil der Zug Verspätung hatte. Während der Wartezeit bemerkte ich eine ältere Frau mit ihrer Begleiterin, die ihr half, den Koffer zu tragen. Die Frau wirkte sichtlich nervös. Sie fragte, wer ihr den Koffer in den Zug bringen würde. Ich sagte, das sei kein Problem, ich könne ihr helfen. Sie schaute mich an und sagte: „Ja, komm.“ Dann fragte sie, ob sie gleich bei mir sitzen dürfe. Ich antwortete: „Ja, Sie können gerne bei mir sitzen.“
Als der Zug kam, begann ich das Gespräch, ohne dass ich es richtig bemerkte. Wir hatten den Einstieg gefunden. Die Frau erzählte von ihrem Arztbesuch und ihren Sorgen. Ich dachte, jetzt müssten wir irgendwie auf den Glauben kommen, sonst wäre das Gespräch nicht vollständig. Dann fragte ich sie: „Wissen Sie, was ich gerade gemacht habe?“ Sie antwortete: „Nein.“ Ich erzählte ihr, dass ich in Saalfelden Vorträge über die Bibel gehalten hatte.
So kamen wir auf das Thema Bibel und konnten während der mehr als dreistündigen Fahrt bis Zürich über Glaubensfragen sprechen. Zuerst sagte sie, sie sei Agnostikerin und wisse nichts über das Jenseits. Am Ende bat sie mich, für sie zu beten. Da dachte ich, dass sie keine Agnostikerin mehr ist. Der Herr hatte es geschenkt, ihr das Evangelium weiterzugeben.
Warum hat er es geschenkt? Weil wir gebetet hatten. Hätte ich nicht gebetet, was wäre dann gewesen? Ich wäre nicht offen gewesen dafür, mit jemandem zu reden.
Das Wesen des Gebets: Gottes Wille und menschliche Beteiligung
Wie wirkt Gott über Gebet? Es ist ganz einfach. Gott wartet darauf, dass der Mensch betet. Er möchte etwas tun, er wünscht sich, etwas zu bewirken, das sein Reich fördert und seinen Namen ehrt. Sein Ziel ist, dass sein Wille auf der Erde geschieht, wie es im Himmel geschieht.
Er möchte, dass dies geschieht. Seinen Willen offenbart er uns durch die Bibel. Der allgemeine Wille Gottes ist klar erkennbar. Wenn wir nun zu beten beginnen, reagieren wir darauf und sagen: Herr, wir möchten das tun, was du von uns erwartest.
Es gibt Menschen, die dich brauchen. Vielleicht gibt es Christen, die Hilfe benötigen. Herr, schenke mir göttliche Verabredungen, schenke mir die Begegnungen, die du für mich vorbereitet hast.
Ein Beispiel für göttliche Verabredungen am Telefon
Noch eine Geschichte:
Eine Frau ist am Telefon und hat die falsche Nummer gewählt. Es handelt sich um eine Schwester in Ephrätikon, die 85 Jahre alt ist. Sie wollte eigentlich jemanden anrufen, doch auf der anderen Seite meldet sich ebenfalls eine alte Frau.
Daraufhin sagt die Anruferin: „Oh, Entschuldigung, ich habe die falsche Nummer gewählt.“ Die Frau am anderen Ende erwidert jedoch: „Nein, nein, bleiben Sie doch nur am Apparat. Ich habe niemanden, mit dem ich reden kann.“
In diesem Moment erkennt die Schwester: „Oh, das ist eine göttliche Verabredung.“ Sie antwortet: „Ach so, ja dann, dann reden wir doch ein bisschen. Ich erzähle Ihnen etwas aus meinem Leben.“
Dann berichtet sie, wie sie den Herrn Jesus gefunden hat, und erklärt, wie man den Herrn Jesus finden kann. Die Frau am anderen Ende ist sehr dankbar.
Warum ist das geschehen? Weil die Frau gebetet hatte: „Herr, ich möchte von dir geleitet werden.“ Das war ihr Anliegen. Sie ist eine Beterin, eine Frau, die gerne das Evangelium weitergeben möchte, aber sie hat keine Gelegenheit dazu. Sie kann nicht mehr hinausgehen. Doch am Telefon konnte sie das Evangelium weitergeben.
Der Herr möchte etwas tun, er offenbart uns seinen Willen. Wenn wir darauf reagieren und unser Gebet zum Ausdruck bringen, dann handelt Gott. Die Erde betet, und der Himmel handelt.
Wir können Gott nicht bewegen, etwas zu tun, was er nicht tun möchte. Aber wir können ihn hindern, zu tun, was er tun möchte. Ich sage es noch einmal: Wir können Gott nicht bewegen, etwas zu tun, was er nicht tun möchte. Aber wir können ihn hindern, zu tun, was er gerne tun möchte.
Wir hindern ihn, indem wir einfach nicht beten und nicht bereit sind. Aber wir müssen beten.
Gebet als Schlüssel zur göttlichen Wirksamkeit in der Gemeinde
Was haben die Geschwister in Apostelgeschichte 4 gebetet? Sie beteten: „Herr, gib deinen Knechten mit aller Freimütigkeit zu reden dein Wort.“
Das war ihr Gebet. Sie baten nicht: „Herr, mach, dass alle Juden in Jerusalem gläubig werden.“ Denn sie wussten, dass sie das nicht beten konnten, weil das nicht möglich ist.
Stattdessen konnten sie um Freimütigkeit für die Verkündigung bitten und darum, dass Gott seine Hand ausstreckt, um Wunder und Zeichen zu tun – so wie er es damals ja in großer Häufigkeit getan hat.
Gott wünscht, etwas zu tun. Er offenbart seinen Willen den Menschen, wir reagieren darauf und bringen genau das im Gebet zum Ausdruck. Und er handelt entsprechend. So wirkt Gott durch Gebet.
Möge der Herr uns viel Gnade schenken. Möge er uns erinnern und uns göttliche Verabredungen schenken. Aber vorher müssen wir dafür beten.
„Betern öffnen sich die Türen“ heißt ein Buch von Jim Fraser. Betern öffnen sich die Türen – so möge der Herr das tun.
Ja, ich bin dankbar, wenn ihr auch für mich betet. Ich habe viele Dienste vor mir. Im November bin ich zwei Wochen in Deutschland unterwegs, in Neuwied und in Paderborn. Dann auch in Fulda. So ist fast der ganze November mit Diensten belegt.
So können wir uns auch im Gebet gegenseitig unterstützen. Der Herr sei mit euch.