Fortsetzung der Predigtserie trotz besonderer Anlässe
Wir sind in einer Predigtreihe durch das erste Buch Samuel. Wir haben entschieden, dass wir diese Reihe fortsetzen, auch wenn wir heute Morgen bereits eine Taufe gefeiert haben und gleich noch vier weitere Taufen folgen. Deshalb ist dies keine Taufpredigt, sondern Gottes Wort, das an uns alle gerichtet ist. Ich hoffe, dass wir auf Gottes Wort hören.
Letzte Woche haben wir gesehen, wie Hanna gebetet hat, in den ersten Versen von 1. Samuel 2. Sie hat ihren einzigartigen Gott gelobt und gepriesen. Im langen Mittelteil ihres Gebets hat sie Gott vor allem dafür gepriesen, dass er ein Gott ist, der alles ändern kann. Gott kann alles verändern. Er kann diejenigen, die stolz und arrogant über andere herrschen, niederbringen. Gleichzeitig kann er diejenigen erhöhen, die ihre Hoffnung ganz auf ihn setzen. Das war die Botschaft der letzten Woche.
Vielleicht hast du die Predigt gehört oder hörst sie jetzt und denkst: „Wow, das klingt richtig gut.“ Nur leider deckt sich das überhaupt nicht mit meinen Erfahrungen. Ich erlebe, dass die, die gotttreu sind, leiden müssen, während diejenigen, die Gott verspotten, es scheinbar sehr gut haben. Tatsächlich war das auch die Situation, die Hanna zu ihrer Zeit erlebt hat. Sie betete ihr Lobpreisgebet vor dem Hintergrund von viel Finsternis und Gottlosigkeit.
Die frommen Gläubigen in Israel litten damals unter dem Machtmissbrauch derjenigen, die Gottes Gesetz eigentlich hochhalten und Gott in besonderer Weise dienen sollten. Das werden wir in unserem heutigen Predigttext sehr deutlich sehen – und zwar auf eine sehr drastische Art und Weise.
Ich glaube, wir merken schnell: Das, was wir im ersten Buch Samuel lesen, ist sehr relevant für unsere Zeit, für unser Leben und Erleben in dieser Welt. Wir erleben, dass gerade diejenigen, die Gott dienen sollten – Würdenträger in Kirchen und Gemeinden –, immer wieder in die Schlagzeilen geraten, weil sie ihre Macht missbrauchen.
Wir lesen von Finanzskandalen, bei denen Spenden veruntreut werden und Menschen sich selbst bereichern, anstatt Gottes Reich zu bauen. Wir lesen immer wieder schreckliche Schlagzeilen über Missbrauchsskandale, bei denen Kinder und Jugendliche in Kirchen, dort wo sie geistlich gefüttert werden sollten, missbraucht werden. Und wir hören auch immer wieder von geistlichem Missbrauch durch geistliche Würdenträger.
Ich glaube, wir merken: Das, was wir im ersten Buch Samuel lesen, und das, was wir heute erleben, ist sehr ähnlich. Deshalb stellen wir uns die Frage – und diese Frage haben sich sicherlich auch die frommen Gläubigen damals gestellt: Wie kann das sein? Warum lässt Gott das geschehen? Hat Gott uns vergessen? Hat er uns sich selbst überlassen?
In diese Fragen hinein spricht unser heutiger Predigttext, 1. Samuel 2, Verse 3 bis 36. Das heißt, der Großteil des zweiten Kapitels. Dieser Text zeigt uns, dass Gott das Böse nicht ewig tolerieren wird. Zum anderen gibt uns dieser Text Hoffnung – Hoffnung für diejenigen, die auf Gott vertrauen.
Bevor wir uns dem Text zuwenden, möchte ich mit uns zu Gott gehen im Gebet, dass er uns hilft, sein Wort zu verstehen:
Himmlischer Vater, wir wollen dich bitten, dass du durch dein heiliges Wort zu uns sprichst. Hilf mir, ein treuer Diener deines Wortes zu sein, damit ich nur das sage, was du gesagt haben möchtest. Herr, hilf uns, dein Wort so zu hören, wie wir es brauchen. Hilf uns, die Warnungen, die dein Wort uns heute zeigt, zu hören – im Wissen darum, dass du uns liebst und es gut mit uns meinst. Gerade deshalb sprichst du auch mit Warnungen in unser Leben.
Wir bitten dich, dass dein Wort uns zugleich in unserer Hoffnung stärkt: Du bist ein Gott, der uns sieht und für die Seinen sorgt. So sprich du durch dein Wort und bewirke das, was du in unserem Leben ganz persönlich, in jedem einzelnen Leben, ausrichten möchtest – zu deiner Ehre und zu unserem Besten. Amen.
Überblick und Struktur des Predigttextes
Ihr habt sicherlich beim Hineinkommen ein Gottesdienstblatt bekommen. Wenn ihr die Überschriften der vier Punkte lest, dann habt ihr wie immer oder meistens auch gleich die Kernaussage dieser Predigt vor Augen, die wir nun Stück für Stück entfalten wollen.
Dort lesen wir, dass Gottlosigkeit und Halbherzigkeit von Gott gerichtet werden, aber dass Gott diejenigen segnen will, die ihn ehren. Darum soll es gehen.
Wir gehen den Text nicht ganz chronologisch durch, aber im Großen und Ganzen folgen wir der Struktur des Textes. Zuerst wollen wir die Gottlosigkeit der Söhne Elis und die Halbherzigkeit von Eli betrachten. Danach denken wir darüber nach, wie Gott damit umgeht, was er daraufhin ankündigt und was er dann auch tut – im Richten und im Segnen.
Die Gottlosigkeit der Söhne Elis
Zuerst die Gottlosigkeit der Söhne Elis, davon lesen wir in 1. Samuel 2,12-17. Die Söhne Elis waren ruchlose Männer, die weder nach dem Herrn fragten noch danach, was den Priestern im Volk zustand.
Wenn jemand ein Opfer bringen wollte, kam der Diener des Priesters, sobald das Fleisch kochte. Er hatte eine Gabel mit drei Zacken in der Hand und stieß in den Tiegel, Kessel, die Pfanne oder den Topf. Was er mit der Gabel hervorholte, nahm der Priester für sich. So taten sie es mit allen in Israel, die nach Silo kamen.
Bevor sie das Fett in Rauch aufgehen ließen, kam der Diener des Priesters und sagte zu dem, der das Opfer brachte: „Gib mir Fleisch für den Priester zum Braten! Denn er will kein gekochtes Fleisch von dir, sondern rohes.“ Wenn jemand zu ihm sagte: „Lass erst das Fett im Rauch aufgehen und nimm dann, was dein Herz begehrt“, antwortete er: „Du sollst es mir jetzt geben, sonst nehme ich es mit Gewalt.“
So war die Sünde dieser Männer sehr groß vor dem Herrn, denn sie verachteten das Opfer des Herrn.
Wir kennen die Söhne Elis schon aus Kapitel 1. Dort haben wir gelesen, dass sie Hofni und Pinas hießen. Sie waren ebenfalls Priester und sollten in der Stiftshütte dienen. Die Stiftshütte stand damals noch in Silo. Ihre wichtigste Aufgabe war es, dort Opfer darzubringen.
Die Gläubigen, die Frommen in Israel, sollten ihre Opfer nach Silo zur Stiftshütte bringen. Dann sollte der Priester sie nehmen und nach den festgeschriebenen Ordnungen im zweiten und dritten Buch Mose diese Opfer Gott darbringen.
Doch diese beiden Priester kümmerten sich nicht um ihre Aufgabe. Sie waren eine einzige Katastrophe. Gott war ihnen vollkommen egal, denn sie fragten nicht nach dem Herrn. Es klingt fast so, als müssten die frommen Leute ihre Opfer selbst darbringen, weil die Priester gar nicht vor Ort waren. Stattdessen schickten sie nur ihre Diener dorthin.
Die Diener hatten nichts Besseres zu tun, als einfach ein bisschen für sich einzukassieren. Sie hatten ihre Gabeln und pieksten in den Kessel. Was immer sie greifen konnten, nahmen sie für die Priester mit.
Das entsprach nicht den Vorschriften des Gesetzes. Das Gesetz regelte klar, was die Priester bekommen sollten. Sie sollten bestimmte Teile des Opfers erhalten, während andere Teile allein Gott gehörten. Doch sie nahmen, was sie greifen konnten.
Weil das offenbar noch nicht genug für sie war, verlangten sie auch noch: „Bevor ihr überhaupt das Opfer verbrennt oder bratet, gebt uns die besten Stücke!“ Gemeint war das Fett. Heute schneiden wir Fett vielleicht eher weg, aber wer weiß, was wirklich schmeckt, der weiß, dass Fett dazugehört. Damals war Fett das beste Stück.
Deshalb war im Gesetz geregelt, dass das Fett allein Gott gehörte. Das interessierte die Priester jedoch nicht. Sie schickten ihre Diener und nahmen sich, was sie wollten.
Wenn dann ein Frommer in der Stiftshütte sagte, dass das nicht gehe, weil das Gott gehöre, und bat, das Fett erst in Rauch aufgehen zu lassen, drohten die Diener mit Gewalt.
Sie sagten: „Du sollst es mir jetzt geben, sonst nehme ich es mit Gewalt.“
Am Mittwoch hatte ich ein Treffen mit Christen, bei dem es um sehr wichtige Fragen ging. Wie es meine Art ist, war ich sofort voll dabei und legte los. Doch mein Gegenüber sagte: „Herr Matthias, bevor wir über so wichtige Dinge reden, sollten wir beten.“
Das war mir fast peinlich. Stellt euch vor, ich hätte in diesem Moment gesagt: „Betet halt später, ich verschwende meine Zeit. Wenn du denkst, das ist gut für dich, mach’s halt.“ Ich hoffe, ihr könnt euch nicht vorstellen, dass ich so reagiert hätte.
Aber genau so handelten die Söhne Elis. In Vers 17 sagt jemand: „Hey, bevor wir das tun, das Fett gehört Gott, lass es in Rauch aufgehen vor dem Herrn.“ Und die Antwort war nur: „Willst du Ärger? Gib’s her!“
So war die Sünde dieser Männer sehr groß vor dem Herrn, denn sie verachteten das Opfer des Herrn. So groß war die Gottlosigkeit der Söhne Elis.
Die Halbherzigkeit Elis im Umgang mit der Sünde seiner Söhne
Ab Vers 22 lesen wir dann von ihrem Vater Eli. Wir sehen, dass er noch von weiteren schlimmen Sünden seiner gottlosen Söhne hörte und dass er darauf recht halbherzig reagierte.
In Vers 22 heißt es: „Eli aber war sehr alt geworden. Wenn er nun alles erfuhr, was seine Söhne ganz Israel antaten und dass sie bei den Frauen schliefen, die vor der Tür der Stiftshütte dienten, sprach er zu ihnen: Warum tut ihr solch böse Dinge, von denen ich im ganzen Volk höre? Nicht doch, meine Söhne, das ist kein gutes Gerücht, von dem ich in des Herrn Volk reden höre.“
Das klingt merkwürdig, oder? Elis Söhne verachten also nicht nur ihren Dienst im Tempel. Sie missbrauchen nicht nur ihre Position, um sich Dinge zu nehmen, die ihnen nicht zustehen. Sie haben auch noch Sex mit Frauen, die vor der Stiftshütte dienen.
Darum geht es jetzt, etwas nett umschrieben: „Um was macht ihr, Vater? Das sind jetzt keine so guten Gerüchte.“ So kann man es auch sagen. Kein Wunder, dass die Söhne sagen, was der schon sagt.
Ihr Lieben, ich hoffe, uns ist klar, dass es angesichts schlimmer Sünde und großer Gottlosigkeit keine Halbherzigkeit geben darf. Ich hoffe, das ist auch für dein eigenes Leben klar. Wo du von Gottlosigkeit in deinem Leben überführt wirst, solltest du nicht lapidar damit umgehen. „Ach ja, ja, das könnte man auch anders machen.“
Das heißt, wir sollten damit anfangen, Sünde und das Böse in uns klar und direkt zu konfrontieren und ihnen keinen Raum zu geben. Das Gleiche gilt auch für das Miteinander in der Gemeinde, unter den Gläubigen.
Im 1. Korinther 5 lesen wir zum Beispiel, wie Paulus die Korinther sehr scharf ermahnt, weil sie Sünde in ihrer Gemeinde zulassen. Er macht deutlich: „Ihr müsst diese Sünde in schärfster Weise bekämpfen. Ihr könnt sie nicht einfach tolerieren. Ihr müsst diejenigen, die sündig leben und nicht umkehren wollen, letztendlich aus der Gemeinde ausschließen.“
In ähnlicher Weise werden Eltern aufgefordert, ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn zu erziehen. Nun sind natürlich die Söhne Elis inzwischen keine kleinen Kinder mehr, sondern erwachsene Männer.
Aber wenn wir in Familiensituationen Menschen haben, die sich Christen nennen, die meinen, Diener Gottes zu sein, und sich gleichzeitig ganz der Gottlosigkeit hingeben, dann ist es falsche Liebe und falsche Loyalität, wenn wir das einfach so lapidar laufen lassen.
Ich meine damit nicht, wenn jemand ein Nichtchrist ist, wenn du Geschwister, Eltern oder Verwandte hast, die keine Christen sind. Ihnen muss das Evangelium gepredigt werden. Deren größtes Problem ist nicht die Sünde, sondern dass sie letztendlich vor Gott nicht bestehen können. Sie brauchen nicht nur eine Verhaltensveränderung, sondern Glauben an Jesus.
Aber Leute, die sagen, „Ich glaube an Jesus“ und in der Sünde verharren, die brauchen Konfrontation. Das ist Ausdruck unserer Liebe, wenn wir sie konfrontieren.
Eli scheint hier eine falsche Loyalität seinen Söhnen gegenüber zu haben. Halbherzigkeit im Umgang mit Sünde gefällt Gott nicht – weder im Umgang mit unserer eigenen Sünde noch mit der Sünde anderer in unserem Umfeld.
Nun, wer noch daran zweifelt, ob Eli wirklich so halbherzig war im Umgang mit der Sünde, dem möchte ich darauf hinweisen, dass Eli hier nicht nur sehr halbherzig den sexuellen Missbrauch seiner Söhne anklagt, sondern dass er offensichtlich bei ihrem Missbrauch des Opferfleisches mitgemacht hat.
Wir lesen in Vers 29 – darauf schauen wir später noch genauer –, wie ein Prophet Eli persönlich konfrontiert und zu ihm sagt: „Warum tretet ihr – du und deine Söhne – denn mit Füßen meine Schlachtopfer und Speisopfer, die ich für meine Wohnung geboten habe? Und du ehrst deine Söhne mehr als mich.“
Da sagt Gott: „Du ehrst deine Söhne mehr als mich, sodass ihr euch mästet von dem Besten aller Opfer meines Volkes Israel.“ Das heißt, Eli sitzt mit am Tisch und macht bei all dem mit. Kein Wunder, dass seine Söhne seine Ermahnung nicht ernst nehmen.
So heißt es hier in Vers 25: „Sie gehorchten der Stimme ihres Vaters nicht, denn der Herr war willens, sie zu töten.“ Eine sehr interessante Aussage. Ich weiß nicht, ob euch das aufgefallen ist.
Manchmal lohnt es sich, kleine Worte in der Bibel genauer anzuschauen. Man könnte jetzt denken: „Oh, die haben irgendetwas falsch gemacht.“ Nein, es steht genau so da, wie es da sein soll.
„Sie gehorchten der Stimme ihres Vaters nicht, denn der Herr war willens, sie zu töten.“ Wir würden sagen: Deshalb war der Herr willens, sie zu töten. Weil sie nicht gehorchten, richtet er sie.
Aber es steht nicht so. Es heißt, sie gehorchten nicht, denn der Herr hatte schon beschlossen, sie zu richten.
Auf gut Deutsch: Ihre Sünde war so schlimm, dass die Zeit zur Buße vorbei war. Das Gericht war bereits vollzogen. In Gottes Augen war es schon vollzogen. Er führte sie nicht mehr zur Buße, das Maß war voll.
Lass dir das eine Warnung sein: Es gibt ein Zu-spät. Wenn dich Gottes Wort überführt von Sünde in deinem Leben, wenn du merkst, dass du Gottlosigkeit in deinem Leben Raum gegeben hast und halbherzig geworden bist, dann geh das an – und zwar sofort, bevor es zu spät ist.
Gottes Gericht über die Gottlosigkeit und Halbherzigkeit
Wir sehen also die Gottlosigkeit der Söhne Elis, die Halbherzigkeit von Eli selbst und lesen davon, wie Gott sein Gericht darüber verkündet.
In Vers 27 taucht ein nicht weiter benannter Prophet bei Eli auf. Es heißt: „Es kam aber ein Mann Gottes zu Eli und sprach zu ihm: So spricht der Herr.“ Zuerst erinnert Gott daran, dass er Elis Vorfahren zum Priesterdienst ausgesondert hatte. In Vers 28 heißt es: „Ich habe mich offenbart dem Hause deines Vaters, als die Israeliten noch in Ägypten dem Hause des Pharao gehörten, und habe es mir erwählt aus allen Stämmen Israels zum Priestertum, um auf meinem Altar zu opfern und Räucherwerk zu verbrennen usw.“
Gott klagt an, dass sie diese Aufgabe nicht erfüllten. Wir haben gerade schon Vers 29 gelesen: „Warum tretet ihr denn mit Füßen meine Schlachtopfer und Speisopfer, die ich für meine Wohnung geboten habe? Und du, Eli, ehrst deine Söhne mehr als mich, dass ihr euch mästet von dem Besten aller Opfer meines Volkes Israel?“
Nach dieser Anklage kündigt Gott sein Gericht an. Er spricht: „Darum spricht der Herr, der Gott Israels: Ich hatte gesagt, dein Haus und deines Vaters Haus sollten immer da vor mir einhergehen. Aber nun spricht der Herr, das sei ferner von mir. Sondern wer mich ehrt, den will ich auch ehren, wer aber mich verachtet, der soll wieder verachtet werden.“
Im Fortgang führt Gott sein Gericht weiter aus. Eli und seine Söhne waren sich ihrer Sache zu sicher. Sie meinten, sie hätten eine ewige Aufgabe von Gott bekommen und seien Priester für alle Zeit. Dabei übersahen sie, dass Gott ihnen zwar eine ewige Verheißung gegeben hatte, diese aber an die Bedingung geknüpft war, dass sie auch das tun, wozu Gott sie eingesetzt hatte. Weil sie das nicht taten, war Gottes Zusage hinfällig.
Dann verkündet Gott in Vers 30 durch den Propheten ein ganz wichtiges geistliches Prinzip. Wenn es einen Vers gibt, den ihr aus dem heutigen Bibeltext unbedingt mitnehmen solltet, dann ist es dieser Vers 30, der in der Lutherbibel praktischerweise fett gedruckt ist. Dort heißt es: „Wer mich ehrt, den will ich auch ehren; wer aber mich verachtet, der soll wieder verachtet werden.“
Das bedeutet: Weil der halbherzige Eli und seine gottlosen Söhne Gott nicht geehrt haben, werden sie von Gott zur Rechenschaft gezogen und gerichtet werden. Der kurz bevorstehende gleichzeitige Tod der Söhne Elis soll ihnen ein Zeichen sein, ein Beleg dafür, dass Gott seine Ankündigungen wahrmacht.
Ich lese in Vers 34: „Und das soll dir ein Zeichen sein, das über deine Söhne Hofni und Pinas kommen wird: An einem Tag werden sie beide sterben.“
Ihr Lieben, es mag uns manchmal so vorkommen, als würden die Bösen gewinnen, als würde sich Gottlosigkeit durchsetzen, als würden diejenigen, die im Widerspruch zu Gottes Wort leben, triumphieren. Aber sei gewiss: Was wir da wahrnehmen, ist nur eine Momentaufnahme. Es wird der Tag kommen, an dem Gott die Gottlosigkeit richten wird.
Eli und seine Söhne waren sich ihrer Sache sehr sicher. Sie mästeten sich am Opferfleisch, forderten das Fett – es waren so richtige „Schweinepriester“. Doch nach all dem Fressen, Saufen und Prassen auf Kosten der Gläubigen, die ihnen anbefohlen waren, sollte der Tag des Gerichts kommen. All das sollte ein Ende haben.
Der letzte Vers unseres Predigttextes ist bezeichnend: „Die, die in Fülle hatten, werden nichts mehr haben.“ Gott sagt zu Eli, dass viele seiner Nachkommen sterben werden, auch seine beiden Söhne. Über die Übrigen sagt er in Vers 36: „Und wer übrig ist von deinem Haus, der wird kommen und vor jenem, einem anderen Priester, niederfallen um ein Silberstück oder eine Scheibe Brot und wird sagen: Lass mich doch Anteil haben am Priesteramt, dass ich ein Bissen Brot zu essen habe.“
Ihr Lieben, wir sehen: Aller Reichtum dieser Welt ist sehr vergänglich. Aber Gott regiert in Ewigkeit. Wer Gott ehrt, den will Gott auch ehren. Wer Gott verachtet, der soll wieder verachtet werden.
Wir hören diese Worte als eine harte Warnung in Gottes Wort. Gleichzeitig sind sie aber auch eine wunderbare Zusage: Gott wird eingreifen und die ehren, die ihn ehren.
Hoffnung durch treuen Dienst und Gottes Verheissungen
Tatsächlich haben wir letzte Woche bereits begonnen zu sehen, wie das im Leben von Hanna geschieht. Hanna beugt sich vor Gott, steht nicht stolz und arrogant da, sondern sagt: „Ich bin völlig abhängig von Gott.“ Sie geht im Gebet zu Gott, fleht ihn an, bittet unter bitteren Tränen um sein Eingreifen. Dabei weiß sie, dass sie selbst nichts tun kann, vertraut aber darauf, dass Gott alles tun kann. So wird sie von Gott beschenkt und bekommt einen Sohn.
Dann sehen wir, dass sie auch mit diesem von Gott erbetenen Sohn Gott ehrt. Sie hat ihm ein Gelübde gegeben: Wenn Gott ihr einen Sohn schenkt, wird sie diesen Sohn an Gott zurückgeben, damit er an der Stiftshütte Gott dienen kann. Das tut sie. Hanna ehrt Gott, und Gott ehrt Hanna.
Wir lesen davon in den Versen 19 bis 22. Dort erfahren wir vom Sohn, Samuel, der als Knabe einen leidenden Priesterschurz trug. Dazu machte ihm seine Mutter, Hanna, ein kleines Oberkleid und brachte es ihm Jahr für Jahr, wenn sie mit ihrem Mann hinaufging, um das jährliche Opfer darzubringen. Wir sehen: Hanna ehrt Gott und bringt das jährliche Opfer dar. Ob sie es tatsächlich selbst darbringen konnte oder ob die Diener des Priesters ihr das Opfer abnahmen, wissen wir nicht.
Eli segnete Elkanah, den Mann von Hanna, und sprach: „Der Herr gebe dir Kinder von dieser Frau anstelle des Erbetenen, den sie vom Herrn erbeten hatte.“ Danach ging sie zurück an ihren Ort. Der Herr suchte Hanna heim, sodass sie schwanger wurde und noch drei Söhne sowie zwei Töchter gebar.
Ihr Lieben, wir sehen: Wer Gott ehrt, den wird auch Gott ehren. Gott gibt denen, die ihm treu geben, immer mehr zurück, als sie ihm geben können. Das sehen wir in der ganzen Bibel immer wieder. Auch aus vielen Erfahrungen wissen wir das. Immer wieder höre ich Zeugnis um Zeugnis aus dieser Gemeinde, in denen Menschen bezeugen, wie Gott nach einer Zeit der Dürre, nach einer Zeit des Gebens und des Vertrauens auf Gott großen Segen schenkt.
Das ist ein biblisches Prinzip, von dem die ganze Bibel zeugt. Im Alten Testament lesen wir beim Propheten Maleachi einen interessanten Aufruf in Maleachi 3,10: „Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Hause Speise sei; und prüft mich hiermit, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch dann nicht die Fenster des Himmels auftun werde und Segen herabschütte in Fülle. Prüft mich!“
Ich hoffe, das tust du ab und zu und prüfst Gott, indem du ihm großzügig gibst für sein Werk. Das Neue Testament hat einen Vers, der quasi das Echo auf diesen Vers ist: Galater 6,7. Dort sagt Paulus zu den Galatern: „Irrt euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten; denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“
Nur um das ganz klar zu sagen: Das geschieht nicht immer sofort. Es ist nicht so, dass du heute bei der Kollekte ein bisschen großzügiger bist und morgen im Büro eine Gehaltserhöhung bekommst. Das kann passieren. Tatsächlich überrascht mich das nicht, wenn Leute so etwas erzählen. Ich habe solche Geschichten immer wieder gehört. Aber es wäre ein falsches Versprechen, wenn ich sage, es läuft immer so.
Manchmal dauert es lange, und manchmal wird es nicht einmal in diesem Leben geschehen. Aber wir dürfen gewiss sein: Früher oder später, und dann für alle Ewigkeit, wird Gott die Bösen richten und die Treuen segnen.
Also, lieber Christ, ehrst du Gott? Ehrst du Gott in allem, was du denkst, sagst und tust? Das ist unser Auftrag. Ich hoffe, da sind wir uns einig. 1. Korinther 10,31 sagt: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, tut alles zur Ehre Gottes.“
Beschreibt dich das? Wenn du über deine letzte Woche nachdenkst: Hast du Gott in allem, was du getan, gedacht und gesagt hast, geehrt? Wer sich jetzt gerade aufrecht hinsetzt und sich selbstbewusst umsieht, muss sehr vorsichtig sein. Denn auch wenn wir lügen, ist das keine Ehre für Gott, nicht wahr?
Kleine Lichtblicke inmitten der Finsternis
Gibt es denn überhaupt Hoffnung? Ist die Zusage von Gott, dass er die ehrt, die ihn ehren, wirklich eine gute Zusage für uns? Ja, es gibt Hoffnung.
Unser Predigttext zeigt uns inmitten all der Finsternis immer wieder kleine Lichtstrahlen. Das Problem ist, dass ich heute nicht den ganzen Text gelesen habe, sonst hättet ihr das vielleicht bemerkt. Deshalb möchte ich euch ermutigen, heute Nachmittag einmal 1. Samuel 2,11-36 zu lesen. Dann werdet ihr sehen, dass immer wieder ganz komisch kleine Sätze eingefügt sind.
Du bekommst zunächst die ganze Beschreibung der Gottlosigkeit, und dann folgt ein kurzer Satz. Danach liest du die Beschreibung von halbherziger Gottlosigkeit, und wieder ein kurzer Satz. Zum Beispiel:
Vers 11: „Der Knabe aber, Samuel, war der Diener des Herrn vor dem Priester Eli.“
Vers 18: „Samuel aber war weiterhin Diener des Herrn.“
Vers 21: „Der Knabe Samuel wuchs auf bei dem Herrn.“
Vers 26: „Der Knabe Samuel nahm immer mehr zu an Alter und Gunst bei dem Herrn und bei den Menschen.“
Inmitten all der Gottlosigkeit, inmitten der Finsternis, in diesem Haus von Eli und seinen Söhnen sitzt also der kleine Samuel. Einer, der Gott treu dient, einer, der so lebt, wie es alle leben sollten. Inmitten dieser „Schweinepriester“ ist er ein echter Priester – zumindest sieht er so aus.
Wir bekommen den Eindruck, dass die Söhne Elis nicht einmal am Tempel waren, vielleicht nicht einmal die Priesterkleidung trugen. Aber der Kleine – von dem lesen wir, dass er einen Priestermantel trägt und dass seine Mutter ihm liebevoll jedes Jahr ein neues Obergewand bringt. Er sieht aus wie ein kleiner Priester.
Tatsächlich verkündet der Mann Gottes in Vers 35, mitten in den Gerichtsworten über Eli und seine Söhne, dass Gott seinem Volk einen treuen Priester schenken wird:
„Ich aber will mir einen treuen Priester erwecken, der tun wird, wie es meinem Herzen und meiner Seele gefällt. Dem will ich ein beständiges Haus bauen, damit er vor meinem Gesalbten immer da einhergehe.“
In den Bibelkommentaren wird heiß diskutiert, wer das denn jetzt ist. Die einen sagen, das muss Samuel sein, weil wir immer diesen Blick auf Samuel bekommen und dann diese Ankündigung. Andere meinen, Samuel wird im Fortgang, schon im nächsten Kapitel, eigentlich immer nur als Prophet beschrieben. Es könne also nicht Samuel sein.
Wieder andere sagen: Samuel wird zwar Prophet genannt, aber er tut Dinge, die eigentlich Priester tun – er bringt immer wieder Opfer und übernimmt Priesterdienste. Andere wiederum halten Zadok für den treuen Priester. Zadok ist ein Priester aus einer anderen Familie, der im 2. Buch Samuel als Priester beschrieben wird, der anstelle der Söhne Elis oder Nachkommen Elis tritt.
Ich glaube, wir müssen uns gar nicht so kompliziert machen und so intensive Diskussionen führen. Ich denke, beide erfüllen in gewisser Weise teilweise diese Prophetie: erst Samuel, dann Zadok – zwei Treue inmitten vieler Untreuer. Doch beide waren Gott sicher nicht immer und in allem treu. Und vor allem starben beide, sie waren keine ewigen Priester.
So können wir gewiss sein, dass die Verheißung, von der wir hier in Vers 35 lesen, sich – wie alle Gottesverheißungen – auf wen bezieht? Auf Jesus Christus. In ihm finden alle Gottesverheißungen ihr Ja und Amen, wie Paulus den Korinthern schreibt.
Das ist nicht nur Spekulation, wir bekommen tatsächlich Indizien dafür. Wir lesen hier über Samuel in Vers 26: „Der Knabe Samuel nahm immer mehr zu an Alter und Gunst bei dem Herrn und bei den Menschen.“ Es ist fast so, als möchte Lukas in seinem Evangeliumsbericht uns zeigen, dass Jesus der größere und bessere Samuel ist. Denn was schreibt Lukas über den heranwachsenden Jesus?
Lukas 2,52: „Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.“
Jesus ist der wahre und bessere Samuel. Jesus ist der Priester einer besseren Ordnung. Und weil wir Jesus haben, weil wir diesen treuen Priester haben, gibt es Hoffnung – Hoffnung für Sünder.
Seht ihr, Jesus Christus allein war seinem himmlischen Vater in allem treu. Er allein hat Gott in allem geehrt. Deswegen hat er allein kein Gericht verdient. Aber er kam als ein besserer Priester, um ein besseres Opfer zu bringen – ein Opfer, das uns wirklich retten kann, ein einmaliges Opfer.
Dieser Priester brachte nicht nur ein Opfer und bereicherte sich daran, sondern er entäußerte sich selbst bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Er opferte sich selbst. Jesus Christus ist Priester und Opfer zugleich und nimmt durch seinen Tod am Kreuz die gerechte Strafe auf sich, die die Untreue und Gottlosigkeit der Menschen verdient hätten.
Unsere Täuflinge bekennen gleich in ihrer Taufe, dass sie darauf vertrauen, dass Jesus für sie das Opfer gebracht hat. Sie identifizieren sich mit seinem Tod in der Taufe. Wir werden die vier jungen Damen nachher zumindest zwischenzeitlich „ertränken“, sodass sie erleben können, was es heißt, mit Christus gestorben zu sein.
Denn sie sagen: „Genau das bin ich. Ich weiß, den Tod, den Jesus gestorben ist, den hätte ich verdient gehabt. Er ist für mich gestorben.“ Und sie vertrauen darauf, dass, weil Jesus für sie gestorben ist, sie nicht für alle Ewigkeit im Tod bleiben müssen, sondern auferstehen und ewig leben werden – ein neues Leben haben, in dem sie nun Jesus Christus nachfolgen.
Das heißt: Das Bekenntnis unserer Täuflinge ist: „Ich bekenne, dass ich nicht immer treu bin, aber ich verspreche, dass ich mich bemühen will, dem Herrn, der mich durch seinen Tod gerettet und durch seine Auferstehung in neues Leben ausgestattet hat, in Zukunft treu zu dienen und ihn mit meinem Leben zu ehren.“
Wer heute als Christ hier sitzt, hat das auch bekannt. Von daher möchte ich fragen: Ist es dein Herzensanliegen, Gott mit deinem ganzen Leben zu ehren? Ich habe heute früh schon die Gemeinde ermutigt: Es gibt Stellen, da ist es gut, mal Ja oder Amen zu sagen. Probiert das nochmal. Aber nicht einfach im Chor mitzusprechen, sondern überlegt, ob ihr es wirklich sagen wollt.
Ist es dein Herzensanliegen, mit deinem ganzen Leben Gott zu ehren? Amen! Das sollte unser Anliegen sein.
Wenn wir dann davon überführt werden, dass wir das an der einen oder anderen Stelle nicht getan haben, lasst uns nicht zögern, zu Gott umzukehren. Jesus ist ein gnädiger Herr, der Sünder annimmt, wenn sie zu ihm kommen. Bring ihm deine Schuld, damit er sie von dir nehmen kann. So wird all deine Untreue von dir genommen, und du kannst vor Gott bestehen.
Denk an die Söhne Elis: Es gibt ein „zu spät“. Kehre um, mach heute noch Pläne, wenn du merkst: In meinem Leben hat Gottlosigkeit Raum bekommen, ich bin halbherzig geworden.
Ermahnung zur Wachsamkeit und gegenseitigen Ermahnung
Seht ihr, ich habe am Anfang über untreue Kirchen in unserem Land gesprochen. Es ist sehr leicht für uns als Gemeinde zu sagen: Ja, schau dir die mal an, die nehmen Gottes Wort überhaupt nicht mehr ernst. Sie handeln komplett gegen Gottes Gebote, Gottlosigkeit ist überall, und das ist beklagenswert.
Aber was meint ihr, in wie vielen dieser Kirchen vor hundert, vor zweihundert oder vor fünfhundert Jahren richtig lebendiges geistliches Leben war? Warum ist das heute nicht mehr der Fall? Weil Menschen angefangen haben, halbherzig zu sein. Weil Gottlosigkeit Raum bekommen hat.
Lasst uns nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern auf uns selbst achten, damit wir nicht denselben Weg gehen. Deshalb sollten wir auch nicht zögern, einander zu ermahnen und sanftmütig, liebevoll zurechtzuhelfen, wenn wir in unserer Mitte Gottlosigkeit erleben.
Denkt an Eli. Gott warf ihm vor, dass er seine Söhne mehr geehrt hat als Gott. Es ist kein Ausdruck von Liebe und Barmherzigkeit, wenn wir andere in unserem Umfeld weiter sündigen lassen. Nein, wahre Liebe tut das, was Gottes Wort in unserem Predigttext tut.
Wahre Liebe warnt und ermahnt mit dem Ziel, diejenigen, die wir konfrontieren, zurückzubringen zu Gott, damit sie wieder so leben, wie es Gott gefällt. Falsche Zurückhaltung kann dazu führen, dass sich Gottlosigkeit weiter ausbreitet – in unserem eigenen Leben und in unserer Gemeinde.
Wir haben doch jeden Grund, einander zurückzurufen. Wir wissen, dass wir einen besseren Priester haben, dessen Opfer für alle unsere Sünden genügt. Wir dürfen mit allem zu Jesus Christus kommen. Er ist der ewige Hohepriester, der vor dem Richterstuhl Gottes für alle eintritt, die auf ihn vertrauen.
Er ist treu, selbst dort, wo wir untreu geworden sind. Vertraust du diesem Priester? Vertrau dich ihm an und lebe für ihn, zu seiner Ehre.
Schlussgebet
Ich bete mit uns.
Himmlischer Vater, wir danken dir, dass dein Wort mit großer Klarheit und Direktheit in unser Leben spricht. Herr, ich bete, dass wir unsere Herzen nicht verschließen, sondern deinem Wort Raum geben. Gerade dort, wo es uns warnt, ermahnt und zur Buße ruft.
Gleichzeitig wollen wir dir danken, dass dein Wort ein Wort der Hoffnung ist. Danke für die großartige Verheißung eines besseren Priesters und eines besseren Opfers. Danke, dass Jesus Christus dieser Priester ist, der gekommen ist, für uns gestorben und auferstanden ist. So können wir bei ihm all unsere Schuld, unsere Gottlosigkeit, unsere Halbherzigkeit und unsere Untreue abladen.
Wir dürfen dann befreit von aller Schuld weitergehen. Hilf uns, das zu tun, dir nachzufolgen und dich in allen Dingen zu ehren. Denn dir gebührt die Ehre für alle Ewigkeit.
Danke, Jesus. Amen!