Warum du so ungeduldig bist

... und was dir hilft, Geduld zu trainieren
Daniel Pfleiderer
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Wir trainieren unsere Ungeduld. Täglich. Dabei zerstört Ungeduld Beziehungen. Gott hat sich da etwas ausgedacht, was uns hilft, Geduld zu trainieren. Und es wird dir nicht gefallen …


Nirgendwo in Mittelamerika …

Ich kann mich an eine Reise erinnern – wir waren unterwegs in Mittelamerika. Mit einem alten, klapprigen Bus. Der hätte bei uns schon lange keinen TÜV mehr bekommen. Es war eine längere Strecke, wir sind die Nacht durchgefahren. Eine ziemlich holprige Angelegenheit. Die Straßen waren furchtbar und die Federung von dem Bus wahrscheinlich auch. Und als wäre das nicht schon genug Strapaze, stottert plötzlich der Motor. Und dann beschließt er, seinen Dienst zu quittieren. Er geht einfach aus.
Der Fahrer steigt aus, macht die Motorhaube auf – und nach einiger Zeit spricht sich rum, dass das wohl erstmal nichts wird mit der Weiterfahrt. Was denkst du, wie haben die Leute reagiert?
Ich hätte erwartet, dass sie sich beschweren. Dass sie einen Ersatzbus verlangen. Dass sie sich darüber aufregen, warum der Busfahrer nicht dafür sorgen kann, dass sein Bus vernünftig gewartet ist. Dass sie ihr Fahrgeld zurückwollen. Nichts von dem ist passiert.
Einige haben sich auf die Bänke gelegt, um zu schlafen. Ein paar andere sind an den Straßenrand gestanden und haben versucht per Anhalter weiterzukommen …

Das war für mich echt beeindruckend. Und es war für mich eine Lehre. Was hätten sie denn machen können? Was hätte es ihnen gebracht, wenn sie sich beschwert und aufgeregt hätten? Wären sie dadurch schneller ans Ziel gekommen? Kein bisschen. Sie waren geduldig. Und sie haben die Zeit genützt – um sich auszuruhen. Oder um anderweitig weiter zu kommen.

Eine andere Welt

Wir leben in einer anderen Welt. Wir leben in einer Zeit, in der alles darauf angelegt ist, uns die Geduld zu rauben. Es muss alles schnell gehen. Ich hab gelesen (ich weiß nicht, ob da stimmt), dass man ausgerechnet hat, dass Amazon für jede Sekunde, die ihre Webseite langsamer lädt 1,6 Milliarden Dollar pro Jahr weniger Umsatz machen würde. Wenn’s nicht schnell genug geht – bin ich weg. Und das prägt uns ja.

Mal ehrlich: hast du nicht auch schon mal die Mikrowelle aufgemacht und da waren noch fünf Sekunden auf dem Timer – als Restzeit von deinem Vorgänger, der vor dir was in der Mikrowelle warm gemacht hat? Die fünf Sekunden waren doch nicht da noch drauf, weil der vor dir gedacht hat: Oh, genau jetzt hat mein Nudelauflauf die perfekte Temperatur – keine Sekunde mehr! Sondern weil er diese 5 Sekunden nicht mehr warten wollte, bis der Timer auf Null war…

Wir leben in einer Zeit, wenn du jemanden fragst, wie es ihm geht – was antwortet der andere? Geht mir ja auch oft so: Viel los zur Zeit. Viel zu tun. Viel Stress. Ziemlich beschäftigt!
Wann hat dir mal jemand gesagt: Ich hab grade Zeit. Ich hab grade nicht viel zu tun. Da denkst du doch: Mensch, Bruder, bist du arbeitslos?

Kehrseite der Wohlstands-Gesellschaft

Eine Sache ist mir aufgefallen: Wenn wir uns die Welt anschauen, dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die typische Entwicklung in einer Wohlstands-Gesellschaft sich von Gott und seinen Prinzipien wegbewegt. Wenn dann Probleme kommen – ein Krieg oder eine Naturkatastrophe oder persönliche Tragödien - dann ist es recht häufig so, dass Menschen sich zurückbesinnen.
In Kriegszeiten, da gehen plötzlich wieder mehr Menschen in die Kirche. Wir erleben das gerade ganz krass in der Ukraine. Bei Tragödien, da posten plötzlich atheistische Politiker so Sätze wie „Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Betroffenen.“ Wenn es zu Katastrophen kommt, da merken wir plötzlich, dass Geld und Karriere und Zeitmanagement nicht das Wichtigste sind.

Aber wenn wieder Frieden ist, kaum ist man wieder gesund, sobald die Trümmer weggeräumt sind, fallen wir Menschen wieder in das alte Muster zurück. Ist doch interessant, oder?

Das bedeutet, dass eine Wohlstands-Gesellschaft sich in vielen Bereichen natürlicherweise in eine Richtung bewegt, die nicht gut ist. Da gibt es viele Beispiele, an denen wir das sehen: Menschen werden fettleibig. Menschen werden bequem und faul. Menschen werden undankbar – nicht nur, obwohl sie viel haben, sondern (so scheint mir) gerade weil sie viel haben.

Wir haben so viele Maschinen um uns herum, die uns das Leben leichter machen: Staubsauger, Waschmaschine, Spülmaschine, Fensterputzgerät, Hochdruckreiniger, Licht auf Knopfdruck, superschnelle Autos, E-Bikes …
Eigentlich sollte man doch meinen, dass das dazu führt, dass wir die entspanntesten Leute sind, oder? Dauerhaft relaxed und immer dankbar, wenn uns endlich mal wieder der Nachbar am Gartenzaun anspricht – weil wir sonst gar nicht wüssten, wohin mit unserer Zeit.

Erlebst du das so? Das Gegenteil ist der Fall, oder? Wir sind gestresst, gehetzt, haben keine Zeit, … Eigentlich sollte man meinen, an den Orten, wo es von Technik wimmelt, sollte es am entspanntesten zugehen – also in der Stadt. Aber wohin gehen die Leute, wenn sie sich erholen und entspannen wollen? Dahin, wo keine Technik ist: In den Wald, raus in die Natur - ist doch interessant, oder?

Zwei Arten von Menschen

Nun, wenn wir uns anschauen, wie die Bibel diese Welt erklärt, dann verstehen wir das: Gott hat die Menschen entscheiden lassen, wer auf dieser Erde das Sagen haben soll – und sie haben sich für den Teufel entschieden. Sie haben auf die Schlange gehört. Sie wollten selbst Gut und Böse definieren.
Und Gott hat gesagt: OK. Ich habe euch die Entscheidungsgewalt gegeben. C.S. Lewis hat das mal so ausgedrückt: Es gibt nur zwei Arten von Menschen. Die einen, die zu Gott sagen: DEIN Wille geschehe. Und diejenigen, zu denen Gott sagt: DEIN Wille geschehe. Und deswegen sieht die Welt aus, als ob sie von Menschen gestaltet wird, die ihren eigenen Willen durchsetzen. Weil genau das passiert.
Gott gibt immer wieder Anstöße zum Nachdenken, will Menschen aus dem Trott reißen. Schickt Probleme. Und manche nützen diese Chance. Aber die meisten erwachsenen Menschen tun sich mit dem Gedanken sehr schwer, dass tatsächlich jemand anders es besser weiß, was gut für sie ist als sie selbst – erst recht, wenn sich das nicht besonders gut anfühlt.

Aber genau das zeichnet uns Gläubige aus. Dass wir sagen: Lieber Gott, DEIN Wille soll geschehen. Wir wollen das tun, was DU sagst, weil DU besser weißt, was gut ist. Wir wollen so sein wie DU!

Und Gottes Wesen ist ganz anders als der Zeitgeist. Gott ist geduldig. Petrus schreibt in seinem Brief an Gläubige im Ausland, dass Gott schon zur Zeit von Noah geduldig war. Während die Arche gebaut wurde, heißt es da, war Gott geduldig. (1Petr3,20)
Dass das ganze Arche-Projekt einige Jahrzehnte gedauert hat, lag also nicht nur daran, dass der gute Noah keine Motorsäge und keinen Akkuschrauber hatte – und kein vernünftiges Trockendock. Es lag daran, dass Gott gewartet hat. Dass er Mitleid hatte. Dass er Geduld hatte. Damals, in den Tagen Noahs, hatte Gott in seiner Geduld mit dem Gericht gewartet, bis die Arche gebaut war. Doch als dann die Flut kam, wurden nur wenige – nicht mehr als acht Personen – in der Arche durch das Wasser hindurchgetragen und gerettet. (1Petr3,20)

Gott wartet. Er hat Geduld. Er lässt sich nicht von Emotionen dazu hinreißen, jetzt einfach mal dreinzuschlagen. Gott ist keiner, der einen hochroten Kopf bekommt, wenn man ihn genug ärgert und der dann irgendwann alles kurz und klein haut, weil er seine Gefühle nicht mehr im Griff hat. Wenn er einen Schlussstrich zieht – und das tut er manchmal, weil er gerecht ist - dann nicht aus einer momentanen Laune heraus, sondern weil er sich wohlüberlegt dazu entschieden hat.

Weißt du, warum ich das sage? Weil DU genau so sein sollst. Weil ICH genau so sein soll. Geduld gehört zum göttlichen Charakter. Und DEN sollen wir haben. Viele kennen Galater 5,22, das steht die sogenannte „Frucht des Geistes“ – also eigentlich die Beschreibung von Jesu Charakter.
Und da steht auch, dass Geduld – oder Langmut – zu dem gehört, wie wir sein sollen. Weißt du, warum du geduldig sein sollst? Nicht einfach, weil das netter ist oder die Leute dich dann toller finden - noch nicht mal letztendlich, weil es irgendwo in der Bibel steht. Es gibt viele Dinge, die wir eindeutig tun und lassen sollen, die nirgends ganz klar in der Bibel stehen. Wir sollen geduldig sein aus einem einzigen Grund: Weil Gott so ist!

Ich hab mir in der Vorbereitung ganz viele Stellen aufgeschrieben, wo steht, dass Gott geduldig ist. So stellt sich Gott selbst vor. Das zeichnet ihn aus. Also Mose Gott anschauen will und Gott sagt: Geht nicht, du kannst mich nicht anschauen, sonst bist du tot. Aber dann gibt er ihm doch einen Eindruck von seiner Person und Mose hört, was Gott über sich selbst sagt: „Barmherzig und gnädig, langmütig, reich an Güte und Treue.“ (2Mo34,6; Ps103,8; Ps145,8; Joel2,13; Jon4,2; Rö2,4)

Gott hat eine große Geduld. Das ist anders als bei uns Menschen. Es gibt Leute, die können die Geduld verlieren, obwohl sie gar keine haben – gell? Aber Gott nicht – er ist sogar gütig gegenüber den Undankbaren und Bösen! (Lk6,35) Er ist kein bisschen cholerisch. Es heißt öfter, dass er „langsam zum Zorn“ ist. (2Mo34,6; 4Mo14,18; Neh9,17.30; Nah1,3; Rö9,22)

Zum Beispiel in Psalm 86,15: Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue.

Der Beziehungs-Gott

Und weißt du, warum Gott geduldig ist? Weil er ein Beziehungs-Gott ist. Nicht irgend so ein griechischer Götze, der sein Ding durchzieht, um ein bisschen Spaß zu haben. Der Menschen gefügig macht, wenn sie ihm in die Quere kommen. Er will die Beziehung zu uns Menschen – er ist Liebe. Und – Achtung – jetzt kommt ein wichtiger Merksatz: Ungeduld zerstört Beziehungen.

Ungeduld zerstört Beziehungen

Deswegen ist Gott geduldig. Weil er Beziehung möchte. Weil Gott retten möchte. Ungeduldige Menschen können nicht treu sein. So wie Gott es ist (Psalm 86,15 und viele andere Stellen).
Weil Treue bedeutet, dass man auch mal schwierige Phasen gemeinsam durchstehen muss. Wenn der andere nicht so tickt, wie ich mir das wünsche. Wenn der andere nicht so reif ist wie ich mir das vorstelle. Wenn er andere Wünsche und Vorlieben und Marotten hat als ich - und ich das überhaupt nicht einsehe, bitte denk dran: Gott hat Geduld mit dir - also hab DU Geduld mit anderen!

Du kannst nur treu sein, wenn du Geduld hast – weil wir Menschen alle unvollkommene Wesen sind. Jeder von uns hat seine Schwächen, seine Marotten, seinen Tick – und seine sündigen Seiten, seine Charakter-Schwächen, seine Unreife.
Wenn du sagst: Ich bin ein ungeduldiger Mensch, ich kann keine Freundschaften pflegen, in denen ich Geduld brauche – dann wirst du ein sehr einsamer Mensch sein. Wir als Kinder Gottes wollen also geduldig sein, weil unser Vater im Himmel geduldig ist.

Wenn dir als Mann die schwierige Schwangerschafts- oder Krankheitsphase deiner Frau zu lange dauert und du ungeduldig wirst, dann gehst du fremd. Zack – Beziehung zerstört. Wenn du als Frau keine Geduld hast mit deinem Mann, weil der dir nie zuhört, weil du ihm schon 1.000 Mal gesagt hast, er soll weniger arbeiten, er soll sich endlich mal Zeit nehmen für die Familie, er soll auch mal im Haushalt mithelfen, weil das alle anderen Männer machen; wenn du dieser Ungeduld in dir Raum gibst, wird das deine Beziehung zerfressen wie ein Krebsgeschwür. Und du wirst plötzlich Männer entdecken, die viel besser zuhören können, sich viel mehr Zeit nehmen, dich viel mehr unterstützen würden …
Wenn du der Ungeduld Raum gibst in deiner Ehe, dann ist das wie so eine Abrissbirne – jedes Mal brechen ein paar Steine raus, bis eure Ehe und Familie nur noch ein Trümmerhaufen ist.

Ungeduld zerstört Beziehungen. Auch im ganz Kleinen. Es gibt immer wieder so Momente, wo man sich selber ertappt; ich hab das manchmal im Gespräch mit anderen Personen, vielleicht ist es dir auch schon so ergangen. Da hörst du dem anderen zu, aber du wartest nur auf eine Gesprächspause, um endlich dazwischengrätschen zu können und das sagen zu können, was du loswerden willst. Kennst du das? So sind wir. Ungeduldige Wesen.
Eigentlich will keiner so einen Freund haben, einen, der keine Lust hat zuzuhören und mich nur vollquatschen will. Aber das sind so Momente, wo wir uns selbst ertappen und zugeben müssen: Aber ich bin genau so einer.

Geduldig in 2 Wochen

Aber wie komme ich nun dazu, ein geduldiger Mensch zu sein? OK – hier die drei konkreten Schritte, wie du in zwei Wochen zu einer geduldigen Person wirst. Tja… - so leicht geht’s leider nicht. Auch nicht so schnell. Wenn du Geduld lernen willst, dann brauchst du Zeit.
Weißt du, Geduld ist nämlich die „FRUCHT des Geistes“. Geduld ist eine Frucht des Geistes. Und Früchte brauchen Zeit zum Wachsen.
Jakobus benützt dieses Bild der Frucht mal – das muss ich euch kurz vorlesen:

Jakobus 5, 7-11 7 So wartet nun geduldig, ihr Brüder, bis zur Wiederkunft des Herrn! Siehe, der Landmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und geduldet sich ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfangen hat. 8 So wartet auch ihr geduldig; stärkt eure Herzen, denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe! 9 Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht verurteilt werdet; siehe, der Richter steht vor der Tür! 10 Meine Brüder, nehmt auch die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben, zum Vorbild des Leidens und der Geduld. 11 Siehe, wir preisen die glückselig, welche standhaft ausharren! Von Hiobs standhaftem Ausharren habt ihr gehört, und ihr habt das Ende gesehen, das der Herr [für ihn] bereitet hat; denn der Herr ist voll Mitleid und Erbarmen.

Es heißt hier, wir sollen bis zur Wiederkunft warten. Die meisten Übersetzungen schreiben hier „bis“. Sie schreiben nicht „Warte auf die Wiederkunft“. Das hört sich für mich so an, als wäre unsere Lebenszeit bis zu dem Zeitpunkt, wo wir Jesus sehen, mit Warten gefüllt. Ich glaube, genau so ist es auch. Es gibt immer irgend einen Lebensbereich, wo wir warten müssen.

Warte geduldig! – so schreibt Jakobus. So wie der Landwirt. Der muss den Regen abwarten. Die Jahreszeiten gehen drüber. Es bringt nichts, wenn er ab und zu an den Halmen zieht, damit sie schneller wachsen. Genauso bringt es in unseren Beziehungen nichts, wenn wir aneinander rumziehen und rumnörgeln, um schneller zu wachsen. Seufzt nicht gegeneinander (Vers 9) – beschwert euch nicht, jammert nicht übereinander – so schreibt er.

Nicht, weil es nichts zu jammern gäbe. Nicht weil alles ok ist. Sondern weil ich auf ein Ziel zulebe: Die Wiederkunft Jesu. Zusammen sein mit ihm. Und deswegen sollen wir uns Vorbilder nehmen – so steht es da. Vorbilder so wie Hiob. Da war gar nichts ok. Der hat Furchtbares erlebt. Aber das hat er nicht erlebt, weil Gott ihn auf dem Kieker hatte – sondern … weil Gott voll Mitleid und Erbarmen ist.

Deswegen hat er Zustände zugelassen, die ihm „standhaftes Ausharren“ beigebracht haben. Weil das mehr wert ist, als ein paar schöne Tage in einer Villa am Pool. Aber klar – wir wünschen uns natürlich eher die Liege am Pool, als wie Hiob auf dem Boden zu sitzen und unsere juckenden Geschwüre mit einer Scherbe zu kratzen. Und wir leben in einer Zeit, in der die Gesundheit und der Wohlstand ja auch als etwas sehr wichtiges angesehen wird.

Die Geduld-Zerstörungs-Maschine

Ein Grund, warum ich diese Predigt halte, ist, dass ich mitbekommen habe, dass eine Maschine entwickelt wurde, die irgendwie genau dafür entwickelt zu worden scheint, dass sie uns den letzten Geduldsfaden zieht – und zwar, indem sie unsere Ungeduld auf extreme Art fördert.

So wie Waschmaschine, Trockner und Auto unser Leben nicht entspannter sondern stressiger gemacht haben, so hat diese Maschine das Zeug dazu, unsere Ungeduld in einem Maße zu fördern, dass es uns eigentlich schockieren müsste, wenn wir uns nicht so sehr dran gewöhnt hätten. Diese Maschine ist so klein, dass sie in jede Hosentasche passt - und genau das ist ein Teil des Problems. Die Maschine hört auf den Namen Smartphone – und abgesehen davon, dass mit diesem „Phone“ immer weniger Leute telefonieren muss man sagen, dass je smarter dieses Phone ist, um so mehr verdummt es die Leute, die es benützen.

Bitte versteh‘ mich nicht falsch: Ich bin echt ein Technik-Fan und feiere solche Errungenschaften. Ich hab selbst ein Handy und finde viele Funktionen supergut. Aber wir müssen mal drüber reden, was dieses Gerät mit deinem und meinem Charakter macht: Es trainiert dich durch deine ständige Erreichbarkeit, untreu zu sein.

Dein Smartphone trainiert dich ständig darin, ungeduldig und untreu zu sein

Du gewöhnst dir an, Termine nicht mehr festzulegen und nicht mehr einzuhalten, weil du ständig was ausmachen oder absagen kannst – ist es nicht so? Wenn ich jetzt zu dir komme und sage: Kann ich bei dir vorbeikommen am Samstag in 2 Wochen? Dann ist das für viele von uns unangenehm, weil sie denken: Oh Mann, bis dahin kommt bestimmt noch ein attraktiveres Angebot zum Zeitvertreib als ein Termin mit Daniel …

Und dann zücken sie wichtigtuerisch ihr Smartphone und checken ihren Terminkalender – da steht dann nix drin und sie sagen: „Ich melde mich bei dir.“ Kennst du sowas? Merkst du, wie das Beziehungen kaputtmacht? Wie es die Treue untergräbt. Wie es die Ungeduld fördert? Und ist ja nur die Spitze des Eisberges!

Für die Leute, die Instagram oder TikTok, Facebook oder YouTube benützen – da gab es vor einigen Monaten nochmal einen Quantensprung in Richtung Gedulds-Killer. Es scheint mir so, als ob Heerscharen von Programmierern nur damit beschäftigt sind, dass uns unser Smartphone noch mehr gefangen nimmt und noch mehr unseren Charakter kaputtmacht. Dass die sich jeden Tag neue Dinge ausdenken – mit dem Ziel, deine Ungeduld zu killen.

Kürzlich hat einer mal diese ganzen Neuerungen auf Social Media erklärt. Also für alle von euch, die sich jetzt nicht so auskennen in den Sozialen Netzwerken: Das Internet ist ein visuelles Medium, und deswegen voll von Pics… Und ein Pic ist ein Bild. Wenn ein Pic einen Text hat, dann wird es als Meme bezeichnet. Und wenn sich ein Meme bewegt, ist es ein GIF. Wenn sich ein GIF ein bisschen länger bewegt, dann ist es ein Reel oder ein Short. Wenn’s noch länger dauert ist es IGTV oder ein Clip. Und dann gibt es noch die Story, und da kannst du dann einen Swipe Up machen …

Alles klar? Falls du jetzt nur Bahnhof verstanden hast, dann muss ich dir zu deiner Beunruhigung sagen: Es gibt einen Haufen Leute hier drin, die wissen ganz genau, was das alles bedeutet. Weil sie jeden Tag viele Stunden damit verbringen. Und dann siehst du die Leute immer nur noch mit dem Daumen nach oben wischen – zack, zack, zack.

Diese kurzen Videos – gibt’s noch gar nicht so ewig. TikTok gibt’s erst seit 2018! Und seither übernehmen das die verschiedensten Portale. Instagram Stories, WhatsApp Status, YouTube Shorts usw. Das Video muss innerhalb der ersten Sekundenbruchteile irgendwie ansprechend sein. Den Kick liefern. Den Dopamin-Ausstoß in deinem Körper anregen. Wenn das nicht kommt, dann bist du schon wieder weg – beim nächsten Video. Wir trainieren unser Gehirn, ungeduldig zu sein.

Ich empfehle dir mal folgendes: Überleg dir mal ganz ernsthaft: Wie viel Bildschirmzeit fändest du angemessen, für dich in Ordnung? Und dann sag das deinem Ehepartner oder deinem Freund. Und dann geh – nachdem du das jemandem gesagt hast! - mal in die Einstellungen bei deinem Handy und schau da nach, wie deine Handynutzung tatsächlich ist. Bei Android findest du das unter dem Begriff „Digitales Wohlbefinden“. Und da kannst du genau sehen, wie viel Zeit du mit einzelnen Apps verbringst.
Und dann überleg dir: Welche dieser Apps, die du so viele Minuten – oder sogar Stunden am Tag benützt, fördert in deinem Leben die Geduld, die Selbstbeherrschung, die Liebe, den Frieden, die Freundlichkeit, die Treue, die Güte, die Freude, die Sanftmut?

Ja, es gibt Apps, die das fördern. Wenn dir der Gesundheits-Tracker hilft, täglich joggen zu gehen – prima! Wenn dir WhatsApp hilft, andere zu ermutigen – Halleluja! Aber wenn du nur 10 € pro Stunde für deine Zeit auf Ebay, Amazon, Zalando und Shein bekommen würdest – könntest du dir da nicht schon längst im Laden in deiner Stadt die paar Euro mehr bezahlen? Wäre es die Zeit nicht wert, mal jemandem zu helfen – es gibt Geschwister, die haben grade eine Baustelle zu Hause. Die freuen sich, wenn du ihnen mal die Wäsche bügelst, auf ihre Kinder aufpasst oder mal einen Kuchen bäckst, damit sie ihre Nachbarn einladen können.

Wisst ihr: Wir finden Beziehungen toll. Wir finden Freundschaften wichtig. Gott soll unsere Priorität Nr. 1 sein – aber sind wir bereit, dafür deine Geduld zu trainieren?

Was trainiert denn unsere Geduld? Jetzt halt dich fest! Es wird dir nicht gefallen. Geduld wird trainiert durch Probleme!

Der Booster für deine Geduld

Wenn der Motor im Bus versagt, wenn der Staubsauger kaputtgeht, wenn du krank wirst, wenn Menschen dich ärgern, wenn dein Ehepartner nicht das will, was du willst, wenn er dich nicht so unterstützt, wie du dir das wünschst, wenn man „seufzen könnte gegeneinander“, wie es in Jakobus 5 heißt. Genau das trainiert deine Geduld. Hilft dir, in der Geduld zu wachsen.

Genau dann, wenn es einem zum Seufzen ist, dann schreibt Jakobus “Preisen wir die glücklich, welche standhaft ausharren.” So wie Hiob. Nun – die meisten von uns haben deutlich kleinere Probleme im Alltag als das der Hiob hatte. Die meisten von uns müssen sich nicht darüber ärgern, dass uns gleichzeitig Gesundheit, Freunde und Kinder genommen werden.

Wir ärgern uns ja schon, wenn das Essen fertig ist, aber der Besuch noch nicht da. „Immer verspäten die sich! Jetzt verkocht alles, und die werden denken, dass ich nicht mal Blumenkohl hinkrieg…“ OK, das sind die Kleinigkeiten, aber von genau solchen Situationen ist unser Alltag doch voll?! Es sind lauter Gelegenheiten – wo ich entweder meinem Ego das Ruder überlasse - oder dem Heiligen Geist.

Mein Ego wird sich aufregen. Wird es zulassen, dass ich vom anderen schlecht denke. „Die sind so unzuverlässig. Wahrscheinlich ist denen unsere Freundschaft gar nicht wichtig…” usw. Wenn mein Ego übernimmt, dann lasse ich der Ungeduld freie Bahn und meine Beziehungen werden darunter leiden. Oder ich erlaube dem Heiligen Geist, das Ruder zu übernehmen.
Was wird er tun? Pass mal auf – Jakobus hat da noch mal was geschrieben dazu:

Jakobus 1 2 Meine Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen geratet, 3 da ihr ja wisst, dass die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. 4 Das standhafte Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollständig seid und es euch an nichts mangelt.

Freu dich, wenn Anfechtungen kommen. Andere Übersetzungen schreiben statt Anfechtung hier von Prüfungen, Versuchungen oder davon, dass der Glaube auf die Probe gestellt wird. Das kann bedeuten, dass eben der Besuch nicht kommt. Oder wenn dein Mann sagt, dass er in fünf Minuten zu Hause ist und sich jetzt beschwert, dass du ihn alle 15 Minuten anrufst, wo er denn bleibt.

Und der Heilige Geist leitet dich in so einer Situation zur Freude. Weil du begreifst: Das ist eine Gelegenheit, Geduld zu trainieren. Und diese Geduld prägt deinen Charakter auf dem Weg, so zu werden wie dein Vater im Himmel.

Geduld ist weltfremd? Stimmt.

Jetzt sagst du vielleicht: Daniel, das ist weltfremd. So reagiert kein Mensch. Sich freuen über Verspätung, über Probleme, über Versuchungen und Anfechtungen? Das geht jetzt echt zu weit. Das ist theologisch abgehoben. Bleib mal auf dem Teppich und rede so dass es normale Menschen auch hinbekommen. Und wenn du so denkst, da bist du in guter Gesellschaft – Hiob hat auch so gedacht. Derselbe Hiob, den Jakobus vorhin noch so sehr als Vorbild hingestellt hat. Wenn wir mal reinhören, wie er sich in seiner Situation gefühlt hat, dann macht ihn das sehr sympathisch, finde ich:

Hiob 6 11 Wie groß ist denn meine Kraft, dass ich noch ausharren, und wann kommt mein Ende, dass meine Seele sich gedulden soll? 12 Ist mir denn die Kraft der Steine gegeben? Ist mein Körper aus Eisen?

Ha ja – so ein Stein, der hat schon Geduld. Eisen kann ausharren – klar. Aber ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut! Vielleicht denkst du: Daniel, rede so, dass normale Menschen das auch hinbekommen.
Und ich würde dir sagen: Nö. Ich rede nicht zu normalen Menschen. Weil normale Menschen würden egoistisch reagieren. Würden das tun, was alle tun. Sich aufregen. Sich beschweren. Leute suchen, bei denen sie sich beklagen können und die ihnen sagen: „Oh ja, du hast recht – das geht ja echt nicht.“ Normale Menschen würden zulassen, dass Beziehungen kaputtgehen. Aber wir sind keine normalen Menschen! Im Gegensatz zu den Menschen ohne Gott haben wir die Möglichkeit, dem Heiligen Geist das Ruder überlassen zu können! Wir können das! Dazu hat Gott uns befreit. Das ist der Unterschied! Ja, es ist unmenschlich – weil es göttlich ist.

Deswegen ist diese Geduld ja auch keine Frucht eines edlen Charakters, nicht das Ergebnis von viel Nachdenken, sondern eine Frucht des Geistes. Die lässt er wachsen. Und Wachstum – du weißt Bescheid: Das braucht Zeit.

Und da sagen manche vielleicht: Ich würde mich ja in Geduld üben, wenn mir dafür nicht die Geduld fehlen würde. Oder: Wenn’s schnell genug geht, kann ich auch geduldig sein. Aber wenn ich Gottes Kind bin, dann wird Gott mir Gelegenheiten zum Wachstum schenken – auch zum Wachsen in der Geduld.

Die Frage ist: Erkenne ich diese Gelegenheiten – und nütze ich sie? Indem ich dann dem Heiligen Geist in mir das Ruder überlasse? Indem ich begreife, dass Geduld bedeutet, zu begreifen, dass es nicht mein oberstes Ziel ist, den aktuellen Zustand abzuschaffen, sondern in und an diesem Zustand zu reifen.

Geduld bedeutet, dass ich begreife: Es ist nicht das oberste Ziel, den (unangenehmen) Zustand abzuschaffen, sondern an und in diesem Zustand zu reifen.

Zu reifen, heißt: Frucht zu bringen. Geduld zu üben. Zu werden wie Jesus. Und weil Gott allmächtig ist, wird er diesen Zustand genau zur richtigen Zeit aufheben. Vielleicht genau dann, wenn ich meine Lektion gelernt habe.
Was würde dieses Bewusstsein, diese Einstellung bedeuten für unser Gebetsleben? Dass es nicht mehr dein oberstes Ziel ist, den aktuellen Zustand abzuschaffen? Wir würden weniger beten: Herr, mache mich gesund. Sondern mehr: Lass mich an dieser Krankheit reifen. Lehre mich Geduld an dieser Situation. Verändere meinen Charakter durch diese Anfechtung.

Hört sich unmenschlich an, gell? Ist es auch. Ich kann das nicht. Du auch nicht. Aber ich habe eine gute Botschaft für dich, wenn du dich bekehrt hast: Du musst das nicht können – weil nämlich Jesus in dir wohnt. Und er kann das. Er ist geduldig! Und wir dürfen ihn um Geduld bitten. Auch wenn es sein kann, dass Gott dein Gebet erhört – und Dinge passieren, die du dir vielleicht nicht gewünscht hättest.

Und wir wollen ehrlich sein: In diesen Situationen drin, in diesen göttlichen Trainings-Einheiten, da fällt es uns schon oft schwer, zu warten. Vor allem, weil wir nicht verstehen, wozu das gut sein soll. Ich lese manchmal meine Bibel – und denk mir: Echt jetzt? Paulus – zwei Jahre im Gefängnis in Cäsarea. Das ist so eine Randnotiz (Apg24,27). Wie kann Gott Paulus einfach so 2 Jahre seines Lebens wegnehmen? Den Heidenapostel einfach so versauern lassen hinter Gittern?
Da höre ich irgend so einen Leiter einer großen Gemeinde in seinem Leadership-Podcast und der bringt mir bei, wie ich aus meinem Leben das beste raushole, wie ich meinen Tag strukturiere, um mein Leben nicht zu vergeuden – und Gott lässt seinen besten Mann einfach mal 24 Monate hinter Gefängnis-Mauern schmoren. Nur weil es irgend so einem erfolglosen, korrupten Statthalter Spaß macht, sich ab und zu mit ihm zu unterhalten. Weil Politiker ihn benützen, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen: „Ok, wenn es den Juden gefällt, dass Paulus im Gefängnis ist, dann lassen wir ihn noch ein bisschen dort. Das bringt mir Pluspunkte in der Bevölkerung.“

Stell dir vor, morgen klingelt es an deiner Haustüre, die Polizei steht da und nimmt dich mit. Und du bekommst raus, dass eine Partei dich nur verhaften lässt, damit sie bei der nächsten Wahl mehr Stimmen bekommen. Und du denkst: „Gott – hallo?!! Das kannst du doch nicht zulassen! Das ist doch nicht fair! Das kann doch nicht dein Plan sein? Bist du denn nicht mehr allmächtig???“

Oh doch, Gott ist allmächtig. Er ist es bei uns in Deutschland, wo so ein Beispiel sich sehr konstruiert anhört – und auch in Ländern, wo solche Situationen für unsere Geschwister tatsächlich an der Tagesordnung sind. Und auch wenn ich nicht verstehe, warum es in Gottes Plan ist, seine Kinder so unterschiedlich zu behandeln – und es kommt mir manchmal wirklich ungerecht vor - so bin ich felsenfest davon überzeugt: Gott ist allmächtig. Er ist gut. Und er hat gute Ziele – wie zum Beispiel Geduld. Und Geduld bedeutet, dass es nicht mein oberstes Ziel ist, den aktuellen Zustand abzuschaffen. Sondern: Mich im Wesen, im Charakter verändern zu lassen. Zu ihm hin. Geduldig zu sein, weil ER geduldig ist.

Das hatte er bei Paulus im Sinn, als er in Cäsarea im Gefängnis saß – und später in Rom. Das war er bei Joseph im Gefängnis in Ägypten so. Bei Hiob, dem alles weggenommen wurde. Bei Abraham, der jahrelang auf einen Sohn gewartet hat.

Rosaroter Rückspiegel

Eine Sache ist mir noch aufgefallen: Wir haben Hiob zugehört, wie er sich beschwert hat: Ja, bin ich denn ein Stein, ist mein Körper aus Eisen? Er scheint die Geduld auch nicht mit Löffeln gefressen zu haben. Und wer die Geschichte von Abraham kennt, der weiß: Abraham hatte das Warten auch irgendwann satt. Er war keiner, der von Natur aus zur geduldigen Sorte gehört hat. Als er gemerkt hat, dass seine Frau nicht schwanger wurde, hat er es mit seiner Magd probiert.

Und jetzt hört mal, was im Hebräerbrief über den ungeduldigen Abraham steht: “Abraham wartete geduldig” – so heißt es da, oder je nach Übersetzung auch “Abraham harrte aus; und indem er ausharrte, erlangte er die Verheißung.” (Hebräer 6,15)

Und ich denk mir: Moment – Abraham wartete geduldig? Naja, sooo extrem geduldig war er auch nicht. Oder wie war das vorhin – was hat Jakobus über Hiob geschrieben (Jak5,11): “Von Hiobs standhaftem Ausharren habt ihr gehört…” War Hiob wirklich so standhaft, als er in seinem Elend gesagt hat: “Es wäre besser, wenn ich eine Totgeburt gewesen wäre!” (Hi10,18) Übrigens – auch Jeremia, der große Prophet, hat sich gewünscht, dass er abgetrieben worden wäre (Jer20,17).

Wie kommt es, dass Jakobus im Auftrag Gottes uns empfiehlt (haben wir vorhin gelesen), uns die Propheten zum Vorbild zu nehmen? Hiob als leuchtendes Vorbild für Geduld hinstellt?
Ich hab dafür nur eine Antwort: Weil Gott selbst geduldig ist. Da schließt sich der Kreis zum Anfang. Gott weiß, wie schwach wir sind. Gott weiß, wie ungeduldig wir von Natur aus sind. Wie schnell wir uns stressen lassen. Wie sehr Situationen an uns nagen. Wie schwer es uns fällt, wenn Dinge länger dauern. Gott weiß das. Und er hat Mitleid, Mitgefühl und Erbarmen.

Aber dieses Mitleid und Erbarmen führt nicht dazu, dass er sagt: OK, dann gibt’s jetzt alles sofort. Ab jetzt nur noch Instant-Lösungen. Gebetsanliegen rein, Gebetserhörung raus. Ab jetzt nur noch ruckzuck. Nein, durch sein Mitgefühl und Erbarmen führt er uns in Situationen, die uns Geduld lehren. Und – so sieht es für mich aus, wenn ich mir die Kommentare über Abraham und Hiob so anschaue - dann glaube ich, feiert Gott jeden kleinen Fortschritt, den wir machen. Als ob er unser Versagen im Rückspiegel einfach nicht mehr sieht und nur noch unsere kleinen Siege, unsere lichten Momente, wahrnimmt.
Er freut sich über die Sehnsucht in unserem Herzen, ihm ähnlicher werden zu wollen – obwohl er es selbst in uns hineingelegt hat. Er ist bereit, zu warten, bis sein Wort, das er zu uns spricht, das er in uns legt wie so einen Samen, bis dieses Wort aufgeht. (Lukas 8,15)

Er selbst – Gott - wartet geduldig. Er hat Geduld mit uns. Er erwartet nicht, dass wir von heute auf morgen perfekt sind. Aber er möchte in uns die Kraft sein, die uns geduldig sein lässt.

Geduld rennt weg

Ein letzter Gedanke: Geduld bekommst du nicht von alleine. Die wird sich dir nicht aufdrängen, im Gegenteil: Die rennt vor dir weg. Weil wir auf einer Erde leben, die vom Teufel regiert ist. Deswegen fordert Paulus seinen Studenten auf: “Du aber, o Mensch Gottes, (fliehe diese Dinge), jage aber nach der Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Glauben, Liebe, Geduld, Sanftmut.” (1. Timotheus 6,11)

Jage der Geduld nach – sie läuft vor dir weg! Pack sie am Ärmel! Halte sie fest! Trainiere Geduld!

Mach’s doch mal praktisch: Stell‘ dich beim nächsten Einkauf mal in die längste Schlange! Warum nicht? Freu dich über Gelegenheiten, Geduld zu trainieren! Nimm im Wartezimmer nicht gleich das Handy zur Hand. Übe Geduld! Lösche Apps, bei denen du merkst, dass sie Ungeduld in dir fördern! Freu dich über Menschen, die unpünktlich sind.

Sowas kommt nicht von alleine – dem muss man nachjagen! Aber es lohnt sich. Weil wir Gottes Charakter annehmen wollen. Und er ist geduldig! Weil wir Beziehungen fördern und nicht zerstören wollen. Und Beziehungen brauchen Zeit, brauchen Geduld. Weil wir zunehmen wollen in der Liebe, in der Treue. Wer abbricht, der verliert.

Wir aber wollen dranbleiben, nachjagen. Und Gott immer wieder dafür danken, dass er so viel Geduld mit uns hat.

Amen.